Am 26. Mai 2004 fand im "Motel Eindhoven" in Eindhoven/Niederlande die ordentliche Hauptversammlung der Catalis N.V. statt. An der HV nahmen neben einem Notar und dem Wirtschaftsprüfer die beiden Vorstände, Erich Hoffmann und Robert Kaess, sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Jens Bodenkamp teil. Der dritte Vorstand, Herr Michael Hasenstab, war terminlich an der Teilnahme gehindert. Für GSC Research war Matthias Schrade in die Niederlande gereist und berichtet.
Wie Herr Kaess erklärte, verfügte Catalis zum Zeitpunkt ihres Börsengangs - damals hieß die Gesellschaft noch aeco N.V. - über zwei Geschäftsbereiche, von denen heute mit der in London und Los Angeles ansässigen Testronic nur noch einer besteht. Die beiden im Bereich Testequipment für optische Datenträger tätigen Tochtergesellschaften wurden, nachdem ihr größter Kunde und zugleich der damalige Hauptaktionär Toolex im Herbst 2001 Insolvenz anmelden musste, an ihren Geschäftsführer veräußert bzw. an den Hauptwettbewerber verkauft.
Über die Tochter Testronic Laboratories ist Catalis heute Marktführer als Dienstleister im Bereich Home Entertainment für die großen Filmstudios/Majors. Dabei testet das Unternehmen die Masterversion neuer DVD-Releases vor der Vervielfältigung und stellt so sicher, dass keine Probleme beim Abspielen auf DVD-Spielern und Computern mit unterschiedlichsten Betriebssystemen oder Software-Konfigurationen auftreten. Catalis stellt somit, vergleichbar dem TÜV, einen externen Qualitätsprüfer dar.
Als einer der weniger Player im Markt ist Catalis in der Lage, mittels Schichtdienst einen Service rund um die Uhr anzubieten und neue Releases binnen 24 bis 48 Stunden zu testen, was vor allem bei Großprojekten wie König der Löwen oder Herr der Ringe für den Kunden von entscheidender Bedeutung ist.
Zudem ist Catalis als einziger Anbieter mit Präsenzen in London und LA international vertreten, womit die räumliche Nähe zu den Kunden gewährleistet ist. Zu diesen zählen neben drei der fünf Majors mehr als 30 kleinere Unternehmen. Die Abrechnung der Dienstleistung erfolgt üblicherweise nach Stunden, wobei der Preis für die Prüfung einer DVD je nach Umfang der zu prüfenden Effekte, Sprachen usw. etwa zwischen 1.000 und 20.000 Euro liegt.
Nach hohen Verlusten und einer umfassenden Restrukturierung in 2001 und 2002 war Catalis seit Anfang 2003 in jedem Quartal profitabel. Mit einer Eigenkapitalquote von 87 Prozent und mehr als 3 Mio. Euro Cash sieht Herr Kaess die Catalis gut für das geplante profitable Wachstum der Zukunft gerüstet.
Als wesentliche Ereignisse des Jahres 2003 nannte der Vorstand den erfolgreichen Turnaround, die Fokussierung auf profitable Geschäftsbereiche, eine Kapitalerhöhung zur Stärkung der Bilanzstruktur, die Erzielung eines positiven Cashflow sowie den Eintritt in den Bereich Kopierschutz-Testsysteme.
Hierzu erläuterte er, dass Catalis als unabhängige Prüfstelle die von Anbietern wie Makrovision oder Sony Technical geschaffene Kopierschutzsoftware prüft und zertifiziert. In diesem zwar kleinen, aber sehr lukrativen Nischenmarkt ist Catalis derzeit der einzige Anbieter in Europa und bis Ende 2005 exklusiv hierfür zuständig. In den USA entschied sich die zuständige Kommission für einen Wettbewerber, man hofft jedoch, hier in der Zukunft noch zum Zug zu kommen.
Das Marktvolumen für DVD-Tests bezifferte der Vorstand auf weltweit rund 80 Mio. Euro. Dieses teilen sich neben Catalis etwa 5 bis 6 weitere Firmen ähnlicher Größe, die ebenfalls an Ausschreibungen teilnehmen. Der überwiegende Teil des Marktes entfällt jedoch auf Einzelpersonen, die meist früher bei DVD-Herstellern angestellt waren und nun als externe Dienstleister tätig sind.
Neben einem zweistelligen Wachstum des Marktes an sich sieht Herr Kaess für Catalis daher zum einen Chancen, als international aufgestellter Player und anerkannt verlässlicher Partner von einer Konsolidierung des Marktes zu profitieren. Zum anderen eröffnen neue Formate wie MPEG4 oder heute noch gar nicht existierende künftige Entwicklungen zusätzliches Potenzial. Als Vision von Catalis nannte Herr Kaess, der führende Dienstleister von Test-Services für die Medienindustrie zu werden.
Die Strategie von Catalis zielt dabei auf profitables Wachstum, wozu mehrere Ansätze verfolgt werden. Neben dem weiteren Wachstum im bestehenden Test-Service-Geschäft im Bereich Home Entertainment will Catalis neue und verwandte Test-Services für bestehende sowie neue Kunden in der Medienindustrie, aber auch für andere Industrien anbieten. Schließlich werden Investmentchancen außerhalb des derzeit bearbeiteten Tätigkeitsgebiets erkundet.
Das Wachstum soll dabei sowohl organisch als auch durch Zukäufe vorangetrieben werden. Herr Kaess betonte jedoch, man wolle die aktuelle hohe Marge nicht durch die Expansion oder eventuelle Akquisitionen kaputt machen. So sei man zwar aktiv auf der Suche nach geeigneten Zielobjekten, und zwar sowohl in testnahen Bereichen wie auch im Umfeld, in allen Fällen habe jedoch entweder der Preis oder der zu erwartende Ergebnisbeitrag nicht gestimmt, weshalb keine Transaktion durchgeführt wurde.
Eingehend auf Entwicklungen auf gesellschaftsrechtlicher Ebene erklärte Herr Kaess, der per 7. Januar 2003 wirksam gewordene Namenswechsel von aeco N.V. zu Catalis N.V. stehe für den veränderten Fokus im Geschäft weg vom Anlagen- hin zum Dienstleistungsgeschäft. Per Ende Juli 2003 schied Johann Ostermayer aus dem Vorstand aus, um sich auf die Weiterführung der veräußerten Tochter zu kümmern. Ein Nachfolger wurde nicht bestellt.
Zur Stärkung der Eigenkapitalbasis führte Catalis im abgelaufenen Jahr eine Kapitalerhöhung im Verhältnis 1:1 zu 0,10 Euro je Aktie durch (Anmerkung: dies entspricht dem Nennwert, der in den Niederlanden mindestens 0,10 Euro statt den hierzulande üblichen 1 Euro beträgt). Durch die erfolgreiche Platzierung von 7.149.000 neuen Aktien flossen Catalis 715 TEUR an frischem Kapital zu.
Zur Catalis-Aktie wies Herr Kaess auf die erfreuliche Entwicklung binnen der letzten 12 Monate hin. Von rund 0,20 Euro hat sich die Aktie bis kurz vor der HV auf einen Kurs von 0,56 Euro erholt und hält dieses Niveau bereits seit rund einem halben Jahr. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf 8 Mio. Euro. Von insgesamt 14,298 Mio. ausstehenden Aktien befinden sich 39 Prozent im Besitz des Managements, 61 Prozent sind in Streubesitz.
Anschließend erläuterte Herr Kaess die Finanzdaten des Jahres 2003. Wie er betonte, schrieb Catalis in allen vier Quartalen operativ schwarze Zahlen und hat den Turnaround damit nachhaltig geschafft. Das EBIT konnte von minus 2.353 auf plus 956 TEUR verbessert werden, das Bruttoergebnis stieg von minus 2.380 auf plus 832 TEUR, obwohl Währungseinflüsse hier belasteten. Der Cashflow stieg einschließlich der Kapitalerhöhung von minus 1,3 auf plus 1,5 Mio. Euro.
Insgesamt sank der Umsatz zwar von 6,4 auf 4,4 Mio. Euro, bezogen auf den fortgeführten Test-Service-Bereich dagegen erhöhte sich der Umsatz von 3,7 auf 4,2 Mio. Euro. Der Rest entfiel noch auf Abverkäufe aus dem Lager des Bereiches Test-Equipment, wird ab 2004 aber mit Ausnahme kleinerer Lizenzzahlungen bei Null liegen.
Zur Gewinn- und Verlust-Rechnung erklärte Herr Kaess, dass im abgelaufenen Jahr Belastungen von 159 TEUR aus Währungsumrechnungen belasteten. Aufgrund der bestehenden Verlustvorträge fielen wie schon im Vorjahr praktisch keine Steuern an, weshalb das Netto-Ergebnis 822 (-2.391) TEUR erreichte. Das Ergebnis je Aktie belief sich auf 0,06 (-0,37) Euro. Bereinigt um die 2,4 Millionen ausstehenden Optionen liegt der EPS bei 0,05 Euro, wobei einige Optionen weit aus dem Geld sind.
Auf der Aktivseite der Bilanz stiegen die liquiden Mittel von 1,7 auf 3,2 Mio. Euro. Die Forderungen blieben mit 740 (753) TEUR weitgehend konstant, die sonstigen kurzfristigen Aktiva erhöhten sich von 243 auf 564 TEUR. Firmenwerte sind mit 140 (148) TEUR bilanziert, Geschäftsausstattung mit 216 (281) TEUR. Aus der Passivseite reduzierten sich die Verbindlichkeiten insgesamt von 1.086 auf 685 TEUR, von denen 480 TEUR auf Lieferungen und Leistungen entfielen. Das Eigenkapital erhöhte sich von 2,6 auf 4,2 Mio. Euro und erreichte damit 87 Prozent der Bilanzsumme von 4,87 Mio. Euro.
Im ersten Quartal 2004 konnte Catalis den profitablen Wachstumskurs fortsetzen. Der Umsatz lag mit 1,04 (0,94) Mio. Euro um 11 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, wobei der operative Gewinn leicht von 180 auf 161 TEUR zurück ging. Hingegen verbesserte sich das Finanzergebnis dank positiver Währungseinflüsse von 59 TEUR (-136), weshalb der Nettogewinn von 35 auf 219 TEUR stieg. Der leichte Rückgang des Cashbestands von 3,21 (31.12.) auf 3,04 Mio. Euro (31.3.) kam durch von 740 auf 1.146 TEUR gestiegene Kundenforderungen zustande, was sich durch die saisonale Zyklik erklärt.
Als Ausblick für 2004 nannte Herr Kaess ein profitables Umsatzwachstum von etwa 10 Prozent, wobei die Margen auf einem vergleichbaren oder sogar etwas höheren Niveau als im Vorjahr gehalten werden sollen. Generell betonte er, man wolle lieber ein kleines, aber dafür hochprofitables Geschäft betreiben, als mit viel Umsatz nichts zu verdienen.
Die Präsenz wurde mit 7.291.759 Aktien oder 51,0 Prozent des Grundkapitals von 14,298 Mio. Aktien festgestellt; die Aktionäre waren durchweg mittels Vollmachten vertreten.
Beschlossen wurde die Feststellung des Jahresabschlusses für 2003 (TOP 3), der Vortrag des Gewinns auf neue Rechnung (TOP 4), die Entlastung von Vorstand (TOP 5) und Aufsichtsrat (TOP 6), die Erhöhung des Genehmigten Kapitals auf bis zu 50 Mio. Aktien (TOP 7), die Ermächtigung des Vorstands zur Ausgabe von Aktien oder Rechten auf Aktien (TOP 8), wobei das Bezugsrecht ausgeschlossen werden kann (TOP 9), die Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien (TOP 10) und die Wahl des Wirtschaftsprüfers für 2004 (TOP 11).
Sämtliche Beschlüsse wurden einstimmig gefasst. Nach lediglich 25 Minuten war die Hauptversammlung bereits beendet.
Catalis hat sich im Nischenmarkt Test-Services für Home Entertainment gut positioniert und war mit einer EBIT-Marge von über 20 Prozent im Jahr 2003 nach langen Verlustjahren wieder hochprofitabel. Zudem ist das Unternehmen mit einem Cashbestand von über 3 Mio. Euro und einer Eigenkapitalquote von 87 Prozent ausgesprochen solide finanziert. Bezogen auf die Aktienzahl von 14,298 Mio. Euro ergibt sich beim aktuellen Kurs von 0,62 Euro ein 2003er-KGV von rund 10.
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