Zu Beginn ein kurzer Rückblick. Im Februar des vergangenen Jahres hatten die Metabowerke GmbH & Co. KG, Nürtingen, die Mehrheit an der Elektra Beckum übernommen und die notwendigen Maßnahmen zur Sanierung des Unternehmens eingeleitet. Neben einem Übernahmeangebot für den Streubesitz erfolgte ein Kapitalschnitt bei gleichzeitiger Kapitalerhöhung, welcher der Gesellschaft neue Mittel in Höhe von 41,6 Mio. DM zuführte. Mit Hilfe dieser Finanzspritze wurde das in den Bereichen der Herstellung von Holzbearbeitungsmaschinen, Pumpen etc. tätige Unternehmen bei den Sanierungsbemühungen unterstützt.
Im Februar 2000 hat der jetzige Vorstand Jürgen Kusserow (Diplom-Ingenieur) sein Amt bei der Elektra Beckum angetreten. Zuvor war der erfahrene Sanierer beim Automobilzulieferer FFT (Flexible Fertigungs-Technik GmbH) in Mücke tätig. Dort habe er zu Beginn seiner Tätigkeit eine ähnliche Situation vorgefunden wie jetzt bei Elektra Beckum, so Herr Kusserow. Nach einschneidenden Sanierungsmaßnahmen wie der Konzentration auf Kernkompetenzen, der Entwicklung innovativer und neuer Produkte sowie deren erfolgreicher nationalen und internationalen Markteinführung habe FFT erfolgreich den Turnaround geschafft. Im Anschluss sei die Gesellschaft kräftig gewachsen und habe innerhalb weniger Jahre die Anzahl der Mitarbeiter von etwa 400 auf 700 erhöht.
Ausgehend von dieser Erfahrung will Kusserow auch bei der Sanierung von Elektra Beckum nach dem Muster erst sanieren und später erfolgreich expandieren vorgehen. Bereits in den vergangenen Jahren (1998 und 1999) wurde die Zahl der Mitarbeiter von 621 auf 465 gesenkt. Die Einsparungen im Personalbereich belaufen sich auf etwa 12 Mio. DM. Bis Ende 2000 wird eine Mitarbeiterzahl von 350 angestrebt. Dieser weitere Personalabbau ist bereits im Sozialplan vereinbart gewesen. Jeder Mitarbeiter, der jetzt noch gehen müsse, wisse dieses schon seit Längerem, so der Vorstand.
Die Mitarbeiterzahl solle bei 350 etwa konstant bleiben, je nach Auslastung und Ertragslage sei dann in Zukunft auch wieder an Neueinstellungen zu denken. Durch die Schließung des eigenen Vertriebs mittels Handelsvertretern und die Verlagerung des Vertriebs auf die Metabowerke habe man Einsparungen von 6 Mio. DM erzielt. Künftig werde man ein noch stärkeres Augenmerk auf das Controlling und die Kostenseite richten, denn dies sei nötig, um in Zukunft wieder dauerhaft schwarze Zahlen zu schreiben, so Herr Kusserow weiter.
Finanzen / Controlling
Der Leiter des Controllings bei Elektra Beckum, Herr Diplom-Kaufmann Markus Sauermann (vormals Metabowerke Nürtingen), bezifferte den für 2000 geplanten Umsatz auf etwa 135 Mio. DM (Vj.: 129,9 Mio. DM). Bisher sei man auf einem guten Weg, dieses Ziel auch zu erreichen. Bei den Investitionen sind im laufenden Jahr 6 Mio. DM eingeplant, wovon etwa 2,4 Mio. DM auf die neue Pulverbeschichtungs-Anlage entfallen. Mittels dieser Anlage können Lackierungen künftig selbst vorgenommen werden. Dadurch wird die Produktionstiefe und die Wertschöpfung innerhalb der Produktion erhöht.
Eine weitere wesentliche Maßnahme war die Reduzierung der Lagerbestände und damit der Kapitalbindung. Betrug der Lagerbestand Ende 1998 noch 54,7 Mio. DM, so konnte dieser Wert in 1999 auf 27,3 Mio. DM gesenkt werden. Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Lagerbestand von 25 bis 27 Mio. DM angestrebt. Dabei sei die jederzeitige Lieferfähigkeit natürlich oberstes Gebot, so Diplom-Kaufmann Sauermann.
Bezogen auf das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit geht Herr Sauermann davon aus, noch in diesem Geschäftsjahr den ersten Monat ohne Verluste zu erreichen. Noch Mitte 1999 sind teilweise monatliche (!) Verluste von über 5 Mio. DM angefallen. Dieser Wert konnte bis Dezember 1999 auf 2,5 Mio. DM gesenkt werden und ist per Mai 2000 auf 0,7 Mio. DM weiter zurück gegangen. In diesem Jahr soll letztmalig ein Verlust von ca. 10 Mio. DM im Geschäftsjahr anfallen. Ab 2001 erwartet man ein positives Jahresergebnis.
Produktmanagement
Der Leiter des Produktmanagements, Christian Scheffold (Diplom-Wirtschaftsingenieur, früher Metabowerke Nürtingen), erläuterte die Neuordnung des Produktspektrums. Von den Sparten Batterieladegeräte, Hochdruckreiniger und Laubsauger habe man sich getrennt. Bei diesen Produktgruppen handelte es sich überwiegend um Handelsware mit einer sehr geringen Marge oder gar negativen Deckungsbeiträgen.
Die vier verbliebenen Produktgruppen stellen die Kernkompetenz der Elektra Beckum AG dar. Dazu zählen: stationäre und halb stationäre Holzbearbeitungs-Maschinen, Druckluft-Technik, Schweißen und Wassertechnik. Innerhalb dieser Produktgruppen ist es ebenfalls zu Bereinigungen und Anpassungen gekommen. Besonderes Augenmerk wird künftig auf eine stärkere Eigenfertigung mit möglichst kurzen Wegen in der Produktion gerichtet.
Als Ergebnis der Sortimentsbereinigung und der Neuordnung des Produktspektrums ergibt sich folgende prozentuale Verteilung der verbliebenen Produktgruppen am Gesamtumsatz:
_________________________1999_____________________2000_____
Holz_______________________53_%___________________69_%____
Schweißen__________________12_%___________________10_%____
Druckluft-Technik____________11_%___________________10_%____
Pumpen und Wassertechnik_____12_%____________________8_%____
Sonstiges____________________12_%____________________3_%____
Die verbliebenen Produktgruppen werden überdies durch eine konsequente Markenpolitik mit modernem Design, regelmäßigen Produktinnovationen sowie einer klaren Darstellung und Kommunikation der Kernkompetenzen nach außen unterstützt, so Herr Scheffold weiter.
Ein weiterer wesentlicher Faktor für die künftige positive Entwicklung der Gesellschaft sei die Erneuerung des Produktsortiments durch Innovationen. Durch eine Innovationsoffensive will man sich in den vier Produktbereichen als Spitzenunternehmen mit Spitzenprodukten etablieren. Bereits im laufenden Jahr liegt die Innovationsrate bei über 30 Prozent. Im Jahr 2002 will man in den vier Bereichen mit einem top aktuellen Produktprogramm am Markt sein. Der Anteil von Produkten im Programm mit einem Alter von weniger als 2 Jahren wird bei Holz 65 Prozent, bei der Wassertechnik 75 Prozent, bei der Druckluft 80 Prozent und beim Schweißen 50 Prozent betragen.
Maßstab für diese Produktinnovationen sei, das beste Preis-Leistungsverhältnis am Markt anbieten zu können. Daher orientieren sich die Produkte an Maßstäben wie Innovation, Kundenorientierung sowie Qualität und Service, so der Leiter des Produktmanagements weiter. Wesentliche Wachstumsimpulse erwartet man vom zunehmenden Export. Lag die Exportquote 1998 noch bei 28 Prozent, so konnte diese 1999 auf 32 Prozent und per Mai 2000 auf 39 Prozent gesteigert werden. Bis zum Jahr 2002 erwartet man eine Exportquote von 50 Prozent. Deren Steigerung soll durch die starke Präsenz des Metabo-Konzerns im Ausland realisiert werden. Der Umsatz soll 2002 bei etwa 200 Mio. DM liegen. Im Inland soll der Umsatz künftig größtenteils über den Fachhandel erfolgen.
Qualitätsmanagement
Im Bereich der Produktionsabläufe wurden ebenfalls erhebliche Verbesserungen erzielt. So wurden alle Abläufe und Prozesse unter den Gesichtspunkten Qualität und Effizienz analysiert. Die Mitarbeiter erhalten die Verantwortung für bestimmte Produktionsabläufe bzw. das Endprodukt. Durch diese Maßnahme soll die prozessbedingte Fehlerrate deutlich reduziert werden. Im laufenden Jahr erwartet man eine Halbierung dieses Werts. Im Bereich Service wurde zur Steigerung der Kundenzufriedenheit eine Hotline zum Ortstarif eingerichtet. Darüber hinaus wird ein 24 Stunden Reparatur- und Ersatzteilservice garantiert.
Die Zukunftsvision für Elektra Beckum formulierte Vorstand Kusserow folgendermaßen: Elektra Beckum stärkt die Marktposition durch neue innovative Produkte, die Mitarbeiter arbeiten motiviert und ergebnisorientiert, und die nationale und internationale Vermarktung der Produkte verläuft erfolgreich.
Fragen
Auf die Frage der Neuen Osnabrücker Zeitung nach den Motiven der Metabowerke für deren Engagement bei Elektra Beckum antwortete der Vorstand, dass die Beweggründe natürlich nur der Großaktionär selbst beantworten könne. Insgesamt sei jedoch fest zu halten, dass sich die beiden Gesellschaften in ihrem Produktspektrum hervorragend ergänzten. Lediglich im oberen Preissegment bei den Holzbearbeitungs-Maschinen gebe es leichte Überschneidungen. Strategisches Ziel sei es, die Marke Metabo als Premium-Marke zu führen und Elektra Beckum als Marke des mittleren Preissegments mit hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis zu positionieren. Daneben sei Elektra Beckum das Kompetenzzentrum für die stationäre und halb stationäre Holzbearbeitung innerhalb des Metabokonzerns.
So werde nicht nur die Entwicklung für diesen Bereich am Standort in Meppen weiter ausgebaut, sondern auch die Fertigung für Holzbearbeitungs-Maschinen aus dem Metabo-Programm soll in Meppen erfolgen. In diesem Bereich verfügt Elektra Beckum über einen Marktanteil von 31 Prozent und Metabo von etwa 10 Prozent am deutschen Markt. Damit wird Metabo zum führenden Werkzeugmaschinenanbieter im Fachhandel noch vor anderen Wettbewerbern wie beispielsweise BOSCH. Eine derartige Position sei natürlich sehr positiv für eine weitere Entwicklung der Metabo-Gruppe und der Elektra Beckum AG.
Auf die Frage von GSC Research nach der neu entwickelten Säge secanta (Bei diesem innovativen Produkt handelt es sich um eine Kombination aus Tischkreissäge, Unterflurzug-Kreissäge und Gehrungssäge mit einem um 180 Grad drehbaren Sägetisch. Ein derartiges Produkt wird zur Zeit nur von Elektra Beckum angeboten.) und dem derzeitigen Stand im Markt wurde Folgendes geantwortet:
Die secanta-Säge wird aus dem sehr innovativen Werkstoff Magnesium gefertigt, der leichter und wesentlich stabiler als Aluminium ist. Das Produkt wurde erstmals offiziell im Dezember 1999 vorgestellt. Die Produktion ist im Februar 2000 angelaufen. Eine sehr gute Resonanz habe man auch auf der Deutschen Eisenwarenmesse in Köln im März diesen Jahres mit der Vorstellung dieses innovativen Produktes erzielt. Aktuell liege die secanta-Säge, nach nur 5 Monaten in der Produktion, schon unter den umsatzstärksten Maschinen im Programm.
Fazit
Der positive Eindruck, den die Hauptversammlung von der neuen Elektra Beckum vermittelt hat, wird durch die auf der Bilanzpressekonferenz vorgestellte Strategie bestätigt. Der Großaktionär Metabowerke hat mit erheblichem Einsatz von Kapital und Ressourcen (Personal, Vertriebsnetz etc.) die Sanierung der Elektra Beckum AG ermöglicht und auf den Weg gebracht. Erste Erfolge bei diesen Bemühungen sind bereits erkennbar. Positiv zu werten ist, dass bereits im laufenden Jahr auf Monatsbasis wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Auch die Neuausrichtung des Produktprogramms, die Innovations-Offensive sowie das neue Image der Marke Elektra Beckum (bestes Preis-Leistungsverhältnis) sind sehr viel versprechend und zeitigen bereits erste Erfolge.
Ob sich die aufgekeimten Spekulationen über eine, wie auch immer geartete, Verschmelzung der Elektra Beckum AG und der Metabowerke in Nürtingen bewahrheiten, kann nicht gesagt werden. Dagegen spricht sicherlich, dass die Börse Unternehmen der Werkzeugmaschinen-Branche momentan nicht sonderlich attraktiv bewertet. Ungeachtet dessen hat die Elektra Beckum AG als Unternehmen der Metabo-Gruppe mit der jetzigen Positionierung und einem erfahrenen Sanierer als Vorstand sehr gute Chancen, wieder positiv von sich reden zu machen. Ein angestrebter Umsatz von 200 Mio. DM bei einem deutlich positiven Ergebnis in 2002 rechtfertigt sicherlich weiter steigende Kurse in der Zukunft.
Jeder potenzielle Aktionär sollte sich jedoch über den sehr engen Markt und das daraus resultierende Risiko sowie eventuelle unvorhergesehene Rückschläge bei der Sanierung bewusst sein. In jedem Fall gilt, bei Käufen in diesem Papier unbedingt limitieren!
Kontaktadressen
Elektra Beckum AG
Daimlerstraße 1
49716 Meppen
Telefon: 05931-802 0
Telefax: 05931-802 256
Postanschrift:
Postfach 1352
49703 Meppen