Die Ludwig Beck am Rathauseck - Textilhaus Feldmeier AG lud am 21.5.2004 zu ihrer sechsten ordentlichen Hauptversammlung in das Park Hilton München ein. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Joachim Hausser begrüßte kurz nach 10:30 Uhr die knapp 500 anwesenden Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Dietmar Stanka von GSC Research. Nach der Abhandlung der üblichen Formalien erteilte Dr. Hausser dem Vorstandsvorsitzenden Reiner Unkel das Wort.
Bericht des Vorstands
Herr Unkel bezeichnete das abgelaufene Geschäftsjahr 2003 wie die meisten seiner Vorstandskollegen in anderen Unternehmen als das schwierigste der Unternehmensgeschichte und dadurch mit größten Herausforderungen verbunden. Gerade die Textilbranche hatte mit sehr hohen Umsatzrückgängen zu kämpfen. So lag der Rückgang in Deutschland bei 5 Prozent und im Süden der Republik sogar bei 7 Prozent. Dass dabei die Ludwig Beck AG mit einem blauen Auge davongekommen ist und "nur" einen Rückgang von 2,1 Prozent verkraften musste, war allerdings auch nicht zufriedenstellend.
Auch der Jahrhundertsommer 2003 trug nicht dazu bei, die Menschen in die Läden zu locken. Die allgemeine Kaufzurückhaltung, vor allem wegen der permanenten Änderung sogenannter Reformpläne, und die hohe Sparquote aufgrund der allgemeinen Verunsicherung der Bevölkerung wegen der innenpolitischen Situation in Deutschland trug viel zu der gegenwärtigen Marktlage bei. Rabattschlachten haben sich ebenfalls als Problembeschleuniger erwiesen. Dagegen hat sich der Samstag mit seiner verlängerten Öffnungszeit zum wichtigsten und umsatzstärksten Verkaufstag entwickelt.
Das Unternehmen hat gerade hier reagiert und einen rigiden Sparkurs gefahren. So konnten die Kosten um 1,5 auf 37,1 Mio. EUR reduziert werden, obwohl mehr Standorte betrieben und zusätzliche Ladenöffnungszeiten genutzt werden. Im Personalbereich wurde die 40-Stunden-Woche wieder eingeführt, und gleichzeitig ist die Firma aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten. Ohne vollen Lohnausgleich konnte die am Samstag um vier Stunden verlängerte Arbeitszeit ohne neue Personaleinstellungen bewältigt werden. Insgesamt arbeiten die Mitarbeiter heute für 1,5 Prozent mehr Gehalt 6,8 Prozent länger.
Die wesentlichen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung sind die Trennung von Einkauf und Verkauf sowie die Einführung eines neuen Warenwirtschaftssystems, das in der zweiten Jahreshälfte 2004 eingeführt wird. Ebenfalls neu ist der Zentraleinkauf für das Stammgeschäft und sämtliche Filialen einschließlich der Vertriebs GmbH. Diese Maßnahmen werden für eine Steigerung der Bruttomarge im laufenden Geschäftsjahr sorgen. Die interne Qualitätsoffensive baut eine Stärke des "Kaufhaus der Sinne" weiter aus. Bei den Mitarbeitern wurde nicht nur gespart, sondern auch investiert: für mehr Service, mehr Freundlichkeit und mehr fachliche Kompetenz. Dadurch ist nicht nur die Kundenzufriedenheit gestiegen, sondern auch die Effizienz im Verkauf.
Der strategische Ausbau der Ludwig Beck AG erfolgte insbesondere im Bereich des Lagerverkaufs. In Baden-Württemberg wurden zusätzlich zu der Outlet-Filiale in Parsdorf zwei weitere Läden eröffnet. Zum anderen wurde die Unternehmensorganisation klarer strukturiert: Stammhaus Marienplatz, "Beck-Filialen", Fashion-Outlets und Monolabel-Stores wie z.B. Tommy Hilfiger und Esprit. Die Wachstumsstrategie konzentriert sich auf zwei Säulen: Im Mittelpunkt stehen nach wie vor das Kerngeschäft, also der stationäre Verkauf im Stammhaus, und die weitere Expansion aus eigener Kraft mit dem breit aufgestellten Filialkonzept.
Der Umsatztrend am Marienplatz in München konnte im ersten Quartal 2004 in eine positive Richtung gelenkt werden. Nach Jahren erheblicher Umsatzrückgänge zeigte sich die Trendwende bereits im letzten Herbst und wird sich aller Voraussicht nach im Laufe des Jahres weiterhin positiv fortsetzen. Mit dem aktuellen Stand von zehn Filialen wird in 2004 der Break-even geschafft, so Herr Unkel weiter. Die neueste Filiale findet sich in den vor kurzem neu eröffneten Riem-Arkaden, einem neuen Einkaufszentrum in der unmittelbaren Nachbarschaft der Messe München. Weitere Eröffnungen sind zurzeit nicht geplant.
Nach diesen einführenden Worten zur Gesamtsituation des Unternehmens erläuterte Dieter Münch die Finanzen der Ludwig Beck AG und gab gleichzeitig einen kleinen Ausblick auf das Jahr 2004. In 2003 wurde ein Nettoumsatz von 80,3 Mio. EUR erzielt (Vj.: 82 Mio. EUR). Das EBITDA betrug 5,4 Mio. EUR (Vj.: 6,9 Mio. EUR), und das EBIT erreichte 1,9 Mio. EUR (Vj.: 3,1 Mio. EUR). Der Personalaufwand sank von 23,1 auf 21,9 Prozent vom Nettoumsatz, dagegen stiegen die sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 14,4 auf 17,2 Prozent vom Nettoumsatz. Dieser Anstieg ist auf den Filialaufbau und die Einführung des neuen Warenwirtschaftssystem zurückzuführen.
Das Konzernergebnis rutschte nach einem Plus von 0,4 Mio. EUR in 2002 auf minus 0,9 Mio. EUR. Das Eigenkapital (inklusive Minderheitenanteile) sank von 44,3 auf 42,7 Mio. EUR, und die Eigenkapitalquote betrug 37,9 Prozent.
Neben der Einführung der 40-Stunden-Woche wurde auch im Bereich der Führungskräfte gespart. So gab es in diesem Segment Gehaltskürzungen, und der Vorstand verzichtete auf die variablen Gehaltsbestandteile und kürzte sein eigenes Fixum um 10 Prozent.
Die Aktionärsstruktur der Ludwig Beck AG stellte sich zum 30.9.2003 wie folgt dar: 47 Prozent Anteile lagen beim Streubesitz, 21 Prozent hielt ein privater Großaktionär, und jeweils 16 Prozent hielten in- und ausländische institutionelle Anleger.
Das erste Quartal 2004 begann positiv mit einem in allen Bereichen besseren Ergebnis. Der Konzern konnte seinen Bruttoumsatz von 20,2 auf 21,7 Mio. EUR steigern, aufgeteilt auf die Ludwig Beck AG war dies eine Steigerung von 18,8 auf 19,5 Mio. EUR und bei der Ludwig Beck Vertriebs GmbH von 1,4 auf 2,1 Mio. EUR. Konjunkturell erwartet Herr Münch eine leichte Erholung im zweiten Halbjahr und eine Rückkehr in die Gewinnzone bei der Ludwig Beck AG. Erreicht werden soll dies mit einer Umsatzsteigerung und einem weiterhin stringenten Kostenmanagement. Der Nettorohertrag soll von 45,9 im Jahr 2003 auf 46,9 Prozent vom Nettoumsatz gesteigert werden.
Allgemeine Diskussion
Von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach Bernhard Schäfer. Dieser merkte an, die Ludwig Beck AG habe das zweite Jahr mit Verlusten trotz allem anständig bewältigt. Weiter lobte er die Unternehmensführung und die Mitarbeiter, die ohne Einkommensverbesserung Mehrarbeit leisten. Als beispielhaft bezeichnete er den Verzicht des Vorstands auf die variablen Bezüge und den 10prozentigen Gehaltsverzicht beim Fixum.
Dann fragte Herr Schäfer nach weiteren Kostensenkungsmaßnahmen und meinte dazu, dass man es sich als Ludwig Beck AG nicht leisten kann, billigen Ramsch zu verkaufen. Mit dem sogenannten "billigen Ramsch" wird sich Ludwig Beck auch nicht beschäftigen, betonte der Vorstand in seiner Antwort. Hochqualitative Produkte zu fairen Preisen ist eine der Devisen des Unternehmens.
Mit Blick auf das neue Warenwirtschaftssystem erkundigte sich Herr Schäfer nach näheren Details, und er bat um eine Erläuterung der hiermit erzielten Kostensenkung. Nach Angaben des Vorstands ist dieses neue System eine perfekte Lösung für alle Bereiche des Konzerns. Wie er weiter ausführte, wird nicht nur der Warenstrom perfektioniert, sondern es können auch die Bestellungen jeder Filiale optimiert werden.
Im Zusammenhang mit den beiden Filialen in Regensburg und den Münchner Riem-Arkaden fragte Herr Schäfer nach Umsatz und Ertrag. Nach Aussage des Vorstands entwickelt sich die Regensburger Filiale immer positiver, und hierzu trägt auch die neue Brücke über die Donau ihr Scherflein bei, weil die Erreichbarkeit des Centers erhöht wurde. Zu den Riem-Arkaden konnte der Vorstand noch nicht viel sagen, da dieses Einkaufszentrum erst seit März 2004 geöffnet ist. Der Zulauf sei allerdings als sehr gut zu bezeichnen, wobei aber zu bedenken sei, dass das erste Jahr im Regelfall keine positiven Ergebnisse bringt, sondern erst die Folgejahre.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) war nicht vertreten, weitere Redner brachten keine neuen Erkenntnisse und verloren sich teilweise über allgemein wirtschaftliche Themen ohne Bezug zur Ludwig Beck AG.
Abstimmungen
Bei einer Präsenz von 52,22 Prozent erhielten die Tagesordnungspunkte 2 und 4 eine Zustimmung von mehr als 99 Prozent, TOP 3 bekam 98,61 Prozent Zustimmung. Im Einzelnen wurde abgestimmt über die Entlastung des Vorstands (TOP 2), die Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 3) und die Wahl der AWT Horwath GmbH, München, zum Abschlussprüfer (TOP 4).
Fazit und eigene Meinung
Die Ludwig Beck am Rathauseck - Textilhaus Feldmeier AG ist dabei, eine erfolgreiche Trendwende zu vollziehen. Im laufenden Geschäftsjahr wird ein ausgeglichenes Ergebnis angestrebt, im Jahr 2005 wieder ein maßvoller Gewinn. Das sind gute Ziele, deren Erreichen diesem Unternehmen durchaus zuzutrauen sind. Die Kürzung der Gehälter innerhalb der Riege der Führungskräfte und der Verzicht auf variable Vergütungen beim Vorstand sowie eine Kürzung um 10 Prozent des Fixums ist ein gutes Beispiel, wie Unternehmensführer gegenüber ihren Mitarbeitern und den Aktionären aktives Sparen vorleben können.
Jedem Aktionär wurde in der Mappe mit den Unterlagen ein Gutschein mit 20 Prozent Rabatt für einen einmaligen Einkauf beigefügt. Wenn alle anwesenden Aktionäre und Gäste diesen tatsächlich nutzen, dann könnte zumindest der Umsatz des Unternehmens wesentlich angekurbelt werden.
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