Die CCR Logistics Systems AG hatte ihre Aktionäre am 10. Mai 2004 zur Hauptversammlung in das Forum-Hotel nach München eingeladen. Rund 60 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch ein Vertreter von GSC Research, hatten sich in den Räumlichkeiten eingefunden, als der Aufsichtsratsvorsitzende Graf Ferdinand von Spiegel die Sitzung kurz nach 10 Uhr eröffnete. Dieser erläuterte die Formalien und übergab das Wort anschließend an den Vorstand für dessen Bericht.
Bericht des Vorstands
Bevor Vorstandschef Achim Winter seine Ausführungen begann, wurde den Anwesenden in einem kurzen Film vorgeführt, wie das Werkstättenentsorgungsprogramm bei der BMW Group mit Unterstützung von CCR funktioniert. Über 20.000 Tonnen alte Autoteile entsorgt die CCR als Anbieter qualitätsgesicherter, integrierter Rücknahmesysteme allein bei diesem Kunden in jedem Jahr.
Herr Winter nannte dann die Highlights des vergangenen Geschäftsjahres 2003. Bei einem nahezu konstanten Umsatz von 23,6 Mio. EUR (Vj.: 23,7 Mio. EUR) konnte der Rohertrag in diesem Zeitraum kräftig von 4,3 auf 4,7 Mio. EUR gesteigert werden. Das EBIT verbesserte sich um mehr als 1 Mio. EUR und wird erstmals seit 1998 mit 0,1 Mio. EUR positiv ausgewiesen. Unter dem Strich verblieb ein kleiner Jahresüberschuss von 64.000 EUR (Vj.: minus 1,16 Mio. EUR). "Das Ziel eines ausgeglichenen Ergebnisses haben wir damit erfüllt", so der Vorstand.
Zurückzuführen ist die positive Ergebnisentwicklung unter anderem auf eine Umsatzstabilisierung und deutliche Kostensenkung bei den europäischen Tochtergesellschaften. Dies konnte erreicht werden, ohne die Präsenz in der Fläche aufzugeben, wie der Vorstand nicht ohne Stolz berichtete. Die CCR ist neben Deutschland über Tochtergesellschaften in Spanien, England, Italien und der Schweiz vertreten.
Ausschlaggebend war aber auch eine wesentlich verbesserte Kostenstruktur. Erreicht werden konnte diese durch die strikte Konzentration auf margenstarke Geschäftsfelder. Aufträge mit einer nicht ausreichenden Marge wurden nicht angenommen, worauf auch die lediglich konstanten Umsätze zurückzuführen sind.
Positiv ausgewirkt hat sich zudem die weitere Steigerung der Effizienz. Insgesamt konnten die Kosten um fast 1 Mio. auf 4,9 Mio. EUR vermindert werden. Mit der Stärkung der Marge, der Reduzierung der Aufwendungen für die europäischen Gesellschaften auf ein Mindestmaß und dem ausgeglichenen Ergebnis wurden alle Ziele für das Berichtsjahr erreicht. Die Bilanzrelationen haben sich infolge des positiven Ergebnisses verbessert. So kletterte die Eigenkapitalquote von 47,9 auf 49,2 Prozent bei einer von 11,7 auf 11,4 Mio. EUR verkürzten Bilanzsumme. Die liquiden Mittel sind um mehr als 0,5 Mio. EUR auf 2,2 Mio. EUR gestiegen.
Der größte Geschäftsbereich der CCR ist mit einem Umsatzanteil von rund 90 Prozent unverändert der Bereich Automotive, der neben der Werkstattentsorgung auch die Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung von Altreifen und Altbatterien umfasst. In diesem Bereich verfügt CCR über eine Vielzahl namhafter Kunden aus der Automobilbranche, unter ihnen die eingangs erwähnte BMW Group.
Neu hinzugekommen auf der Kundenliste ist im vergangenen Jahr die Porsche AG, die zwar umsatzmäßig bei der CCR kein allzu großes Volumen einnimmt, die aber ein wichtiger Referenzkunde ist. Speziell für die Sammlung von LKW-Altreifen wurde die CCR von der Continental AG beauftragt. Der Vertrag mit der Volkswagen AG konnte im vergangenen Jahr bis 2008 verlängert werden, ohne dass eine erneute Ausschreibung vorgenommen wurde. Herr Winter wertet dies als klares Zeichen für die Zufriedenheit der Kunden mit der CCR.
Mit weitem Abstand und einem Umsatzanteil von 4 Prozent folgt der Geschäftsbereich Facilities und Construction, der neben der Logistik im Baubereich (Construction) auch die traditionelle Werks- und Gebäudeentsorgung, beispielsweise für Hotels, sowie Rücknahmesysteme für pfandpflichtige Einweggebinde beinhaltet (Facilities). Insesondere von letzterem Geschäft verspricht sich der Vorstand erhebliches Potenzial. Ein Meilenstein im Segment Facilities war im vergangenen Jahr die Entwicklung und Umsetzung einer Insellösung für den Energy-Drink-Hersteller Red Bull.
Nur kleinen Raum nimmt mit einem Umsatzanteil von 1 Prozent bisher der Bereich Consulting ein. Der Umsatz konnte aber von der niedrigen Basis im vergangenen Jahr von 0,1 auf 0,3 Mio. EUR bereits verdreifacht werden. Eine große Rolle spielt zurzeit unter anderem die Beratung von Firmen bezüglich neuer gesetzlicher Anforderungen im Bereich der Retrologistik. In der Regel zählt dieser Bereich schließlich nicht zu deren Kerngeschäft, so dass diese Unternehmen auf fachkundige Beratung angewiesen sind, um die teilweise recht komplizierten Bestimmungen zu überblicken.
Beauftragt wurde die CCR hier unter anderem von Bosch Siemens Haushaltsgeräte mit einer Untersuchung im Hinblick auf den Aufbau eines logistischen Systems zur Umsetzung der Europäischen Elektronik- und Elektroschrottrichtlinie (WEEE), die bis August 2005 europaweit übernommen werden muss. Diese Untersuchung konnte inzwischen erfolgreich abgeschlossen werden. Die WEEE wird der CCR ab 2005 nach Überzeugung des Vorstands ein erhebliches Auftragsvolumen im Geschäftsbereich Electronics einbringen. Bisher wurden hier massive Vorarbeiten geleistet, um an diesem neuen Markt von Beginn an voll teilnehmen zu können.
Im Anschluss kam Herr Winter zum Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Eine konkrete Umsatz- und Ergebnisprognose wollte er noch nicht abgeben. Diese wird aber zusammen mit dem Quartalsbericht veröffentlicht, der für Ende Mai erwartet wird. Aufgrund des Segmentwechsels in den Amtlichen Handel hat sich dessen Erstellung etwas verzögert.
Der Vorstand ist überzeugt, dass dieser Segmentwechsel die Aktie der CCR für Investoren noch attraktiver machen wird. Unterstützt wird dieses Ansinnen auch durch den Designated Sponsor Gebhard & Co. Wertpapierhandelsbank, der im Xetra einen fortlaufenden Handel in der Aktie sicherstellt. Das inzwischen weitaus höhere Handelsvolumen bestätigt diese Annahme.
Wie Herr Winter dann bekannt gab, wurde im März diesen Jahres eine Kapitalerhöhung über 593.500 Aktien durchgeführt. Zeichnungsberechtigt waren die Mitarbeiter und das Management des Unternehmens. Als Ausgabekurs wurde mit 1,35 EUR der Durchschnittskurs der letzten sechs Monate zuzüglich eines kleinen Agio gewählt. Sämtliche Aktien konnten innerhalb weniger Tage platziert werden. Das Grundkapital der Gesellschaft erhöht sich durch diese Kapitalmaßnahme auf 7,6 Mio. EUR.
Die Kapitalerhöhung ist laut Herrn Winter für die CCR von doppeltem Nutzen. Zum einen sind viele Mitarbeiter jetzt am Unternehmen beteiligt, und außerdem wurde die finanzielle Ausstattung der CCR gestärkt. Verwendet werden sollen die zugeflossenen Mittel vor allem für die Investitionen in den Softwarebereich, um auch diese unabhängig von Banken schultern zu können.
Im laufenden Jahr sollen nämlich insgesamt 0,5 Mio. EUR in eine neue IT-Infrastruktur investiert werden, um den Einsatz webgestützter Kommunikationstechniken noch weiter zu verfeinern. Außerdem soll die verbesserte IT-Ausstattung die Umstellung des Rechnungswesen auf IFRS ermöglichen, die für das Jahr 2005 vorgesehen ist. Zu diesem Zeitpunkt soll die Aktie dann auch in den Prime Standard wechseln. Bis dahin wird die Aktie nach dem erfolgten Wechsel vom Freiverkehr in den Amtlichen Handel im General Standard notiert.
Um eine mögliche Frage vorwegzunehmen, stellte der Vorstand klar, dass die aktivierten Firmenwerte schon immer sehr kritisch betrachtet wurden. Aus dem Impairment-Test, der nach der Umstellung auf IFRS vorgeschrieben ist, dürften sich also keine Belastungen ergeben.
Seinen Optimismus für das laufende und die kommenden Jahre hält Herr Winter für absolut gerechtfertigt. Abschließend äußerte sich der Vorstand noch zur künftigen Dividendenpolitik. Er stellte klar, dass die Aktionäre in den nächsten ein bis zwei Jahren noch nicht mit einer Ausschüttung rechnen können, zumindest bis dahin soll der Cashflow noch voll in die Geschäftsentwicklung investiert werden. "Mittelfristig denken wir aber auch an eine Dividende", so der Vorstand.
Allgemeine Diskussion
Aktionär Kothe fragte nach, welches Umsatzvolumen sich der Vorstand aus dem Auftrag der italienischen Candy-Gruppe erwartet, der im März an Land gezogen werden konnte. Laut Herrn Winter handelt es sich hierbei um ein sehr kleines Projekt mit einem jährlichen Volumen um die 100.000 EUR. Entwickelt werden soll ein Rücknahmesystem für elektronische und elektrische Produkte dieser Gesellschaft. Der Ertrag wird jedoch zufriedenstellend ausfallen, und vor allem wird die CCR an Know-how gewinnen.
In die gleiche Richtung zielte eine Frage von Herrn Kothe bezüglich eines Pilotprojekts mit Linde, das angeblich abgeschlossen wurde. Herr Winter konnte zu diesem Thema jedoch noch keine Auskunft über Details der Vereinbarung geben und vertröstete den Aktionär auf einen späteren Zeitpunkt.
Etwas kritisch sah der Aktionär die Kapitalerhöhung, bei der die Mitarbeiter CCR-Aktien zu 1,35 EUR zeichnen konnten. Grundsätzlich habe er nichts gegen eine Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen, so der Sprecher, er erinnerte aber an die Aussage des Vorstands auf der letzten Hauptversammlung, nach der kein Kapitalbedarf bestehe und auch keine Kapitalmaßnahme geplant seien. Offensichtlich sei dies jetzt doch der Fall, wie der Vorstand auch in seiner Rede ausgeführt hatte.
Zu diesem Thema nahm Frau Momberg Stellung, im Vorstand zuständig für Finanzen und Personal. Sie führte aus, dass bis in den Herbst letzten Jahres tatsächlich nicht die Absicht bestand, eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Als dann aber das neue IT-Projekt in Angriff genommen wurde, habe man sich entschlossen, doch diesen Weg zu gehen, um die Finanzierung sicherzustellen.
Nach Herrn Kothe meldete sich Herr Menzel zu Wort, den insbesondere interessierte, ob der Abschlussprüfer Ernst & Young auch beratend für die CCR tätig ist. Zudem fragte er nach eventuellen Beraterverträgen mit den Mitgliedern des Aufsichtsrats. Laut Frau Momberg ist die Ernst & Young AG, die seit vergangenem Jahr den Abschluss der CCR prüft, in geringem Maße auch beratend tätig. Beratungsverträge mit den Aufsichtsratsmitgliedern bestehen nach Auskunft des Aufsichtsratsvorsitzenden nicht. Die Herren erhalten lediglich eine rein erfolgsbezogene Prämie, wenn sie dem Unternehmen einen Kunden bringen.
Abstimmungen
Die Präsenz wurde vom Versammlungsleiter mit 4.127.380 Aktien entsprechend 54,31 Prozent des Grundkapitals festgestellt. Alle Beschlüsse wurden ohne Gegenstimmen gefasst. Bei den TOP 4 und 5 wurden jeweils 1.500 und bei TOP 8 61.100 Enthaltungen gezählt.
Im Einzelnen standen zur Abstimmung die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Ernst & Young zum Abschlussprüfer (TOP 4), die Schaffung eines genehmigten Kapitals (TOP 5), einige Satzungsänderungen (TOP 6 und 7) und die Festsetzung der Aufsichtsratsvergütung auf 5.000 EUR plus maximal noch einmal 5.000 EUR variabel pro Mitglied.
Die Versammlung wurde um 12 Uhr geschlossen.
Fazit
Wie geplant hat die CCR im vergangenen Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis erreicht. Zudem kann der Entsorgungsspezialist diverse neue Vertragsabschlüsse mit namhaften Kunden wie Porsche oder Red Bull vermelden, die sich in eine bemerkenswerte Referenzliste einfügen. Die Kunden scheinen sehr zufrieden zu sein mit der Leistung der CCR.
Die Aktie hat in den letzten 12 Monaten, zum Teil unter heftigen Schwankungen, deutlich zulegen können. Mit einer Marktkapitalisierung von 12 Mio. EUR zählt das Unternehmen aber immer noch zu den kleinen Werten am Aktienmarkt. Mehr Aufmerksamkeit dürfte der CCR wohl spätestens nach dem fest geplanten Wechsel in den Prime Standard entgegengebracht werden. Förderlich wäre sicher auch die Aufnahme der Dividendenzahlung, diesbezüglich müssen sich die Aktionäre aber noch etwas gedulden.
Spannend wird die Prognose für das laufende Jahr, die zusammen mit dem Quartalsbericht Ende Mai veröffentlicht werden wird. Interessierte Anleger seien zudem auf die neu gestaltete Homepage verwiesen, die kaum noch Fragen offen lässt.
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