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HV-Bericht ORBIS AG - Ertragswende vollzogen, allerdings auf niedrigem Niveau

Am 28. Mai 2004 fand die ordentliche Hauptversammlung der ORBIS AG in Saarbrücken statt. Rund 300 Aktionäre, Gäste und Pressevertreter, unter ihnen auch Thorsten Renner von GSC Research, hatten sich in den Räumen der BMW-Niederlassung Saarbrücken eingefunden, um sich über die aktuelle Entwicklung der Gesellschaft zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Schieffer eröffnete die Hauptversammlung und bedankte sich zunächst bei BMW, die in freundschaftlicher Weise die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt haben. Nach dem Verlesen der üblichen Formalien übergab der Aufsichtsratsvorsitzende das Wort an den Vorstandssprecher Herrn Gard.


Bericht des Vorstands



Laut Herrn Gard steht ORBIS für Innovationen, und das habe die Gesellschaft mit ihrer Hauptversammlung in der BMW-Niederlassung wieder bewiesen, wobei er sich noch einmal ausdrücklich bei BMW für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten bedankte. Auf der letzten Hauptversammlung hat er das Ziel Rückkehr zur Profitabilität ausgegeben. Dieses wurde bei einem Umsatz von 21 Mio. EUR und einem Jahresüberschuss von 599 TEUR in 2003 auch erfüllt, betonte der Vorstandssprecher.



Nach Aussage von Herrn Gard konzentriert sich die ORBIS auf die drei Bereiche Automobilzulieferer, Fertigungsindustrie und Konsumgüterindustrie/Handel. Danach erläuterte er anhand einiger anschaulicher Beispiele, bei welchen Unternehmen ORBIS Leistungen erbracht hat. Insgesamt sah er die größten Chancen zur Erschließung von Märkten in Partnerschaften, wie dies die Partnerschaft mit SAP belege.



Anschließend erläuterte Herr Mailänder die Kennzahlen des vergangenen Geschäftsjahres, in dem die Gesellschaft nach seinen Worten ihre Ziele erreicht hat. In einem schwachen Marktumfeld verringerte sich der Umsatz um 21 Prozent auf 21,0 Mio. EUR und entsprach damit den Erwartungen. Der Finanzvorstand zeigte sich aber zuversichtlich, dass der Abwärtstrend nun gestoppt ist. Das EBIT verbesserte sich im abgelaufenen Jahr von minus 8,618 Mio. EUR auf 313 TEUR.



Beim Personalaufwand konnte das Unternehmen in 2003 einen deutlichen Rückgang auf 14,6 Mio. EUR verzeichnen, wozu auch der Personalabbau von 305 auf 226 Mitarbeiter beigetragen hat. Durch Kosteneinsparungen in allen Bereichen verringerte sich der sonstige betriebliche Aufwand um 38,1 Prozent auf 5,9 Mio. EUR. Das Ergebnis vor Steuern wurde ebenfalls erheblich von minus 9,3 Mio. EUR auf plus 0,8 Mio. EUR verbessert. Anfang 2004 konnte zudem ein Teil der vorhandenen Floating Rate Notes verkauft werden, berichtete Herr Mailänder. Auch wenn der Cashflow mit 1,1 Mio. EUR noch negativ war, konnte der Vorjahreswert von minus 5,9 Mio. EUR klar gesteigert werden.



Innerhalb der AG weist die Gesellschaft nach dem Jahresfehlbetrag von 0,5 Mio. EUR einen Bilanzverlust von 16,6 Mio. EUR auf. Nach Aussage von Herrn Mailänder ist die Aktie der ORBIS AG seit Anfang 2003 im Prime Standard gelistet und konnte seit Mitte des Jahres 2003 ihren Kurswert deutlich steigern.



Im ersten Quartal 2004 konnte die ORBIS die erfreuliche Entwicklung des vergangenen Jahres fortsetzen, so Herr Mailänder. Der Umsatz verringerte sich um 0,3 Mio. EUR auf 5,6 Mio. EUR, und auch für das Gesamtjahr prognostizierte der Finanzvorstand keine Umsatzausweitung. 62 Prozent des geplanten Umsatzes sind jedoch entweder schon realisiert oder durch feste Aufträge abgesichert. Die liquiden Mittel reduzierten sich in den ersten drei Monaten von 9,9 auf 6,0 Mio. EUR. Herr Mailänder zeigte sich aber zuversichtlich, dass die gesteckten Ziele für das Gesamtjahr zu erreicht werden.



Laut Aussage von Herrn Gard sollen im laufenden Jahr die IT-Ausgaben um zwei Prozent zulegen. Hierbei rechnet er sich vor allem aufgrund der Stärken von ORBIS wieder bessere Chancen aus. Nachdem nun auch SAP die Bedeutung des Mittelstands erkannt hat, will sich auch Microsoft nach der Akquisition von Navision dort positionieren. Nach schon längeren Beziehungen zu Microsoft konnte ORBIS in 2003 dann auch eine Partnerschaft mit Microsoft schließen, erklärte Herr Gard.



Insgesamt sieht Herr Gard für Deutschland in 2004 jedoch nur einen verhaltenen Aufschwung, zumal die Wachstumserwartung auf 1,5 Prozent gesenkt wurde. Allerdings sei zu spüren, dass die Investitionsbereitschaft wieder zunimmt. Für das laufende Jahr prognostizierte der Vorstandssprecher zum Ende seiner Ausführungen bei einem gleichbleibenden Umsatz eine weitere Steigerung der Produktivität und eine nachhaltige Profitabilität.


Allgemeine Diskussion



Herr Heinz als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) lobte die ungeheuren Sparmaßnahmen der Gesellschaft und die strikte Anpassung an die Marktgegebenheiten. Auch wenn das Ergebnis nun aber leicht positiv ausgefallen ist, reiche dies noch nicht aus, um höhere Kurse zu rechtfertigen. Allerdings hielt er der Gesellschaft aber zu Gute, dass es bei den meisten Konkurrenten noch schlechter aussieht. Die erzielte EBIT-Marge von 1,5 Prozent war nach Ansicht von Herrn Heinz unbefriedigend und muss auf mindestens 4 Prozent gesteigert werden.



Der SdK-Vertreter bat dann um eine Aussage zur Werthaltigkeit der Firmenwerte, da ja ab dem kommenden Jahr keine planmäßigen Abschreibungen mehr vorgenommen werden müssen. Laut Herrn Mailänder gibt es darüber aber noch keinen endgültigen Gesetzesbeschluss, weshalb er in seinem Vortrag auch nicht auf die möglichen Auswirkungen auf das Ergebnis eingegangen ist. Allerdings sah er ganz allgemein bei den vorhandenen Firmenwerten keine Gefahr von Abschreibungen im Zuge eines Impairment-Tests. Falls diese höhere Rendite erreicht wird, erwarten die Aktionäre aber auch wieder eine Dividende, erklärte Herr Heinz.



Bezugnehmend auf seinen Vorredner sah Herr Andreas Müller von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bei Verlustvorträgen von 18,6 Mio. EUR auf längere Sicht keine Dividendenfähigkeit der Gesellschaft. Lobend hob der Aktionärsvertreter den Geschäftsbericht des Unternehmens hervor, zumal auch alle wichtigen Begriffe noch einmal in einem Glossar erläutert werden. Dann erkundigte er sich nach möglichen Eigenentwicklungen und den Aktivitäten im Ausland.



Wie Herr Gard hierauf berichtete, entwickelt die Niederlassung Hamburg beispielsweise ORBIS iControl und vertreibt auch dieses Produkt. Der Vorstandssprecher sah kaum direkte Expansionspläne der Gesellschaft ins Ausland. Allerdings begleite ORBIS die Kunden ins Ausland und versuche dann darüber, ein Geschäft aufzubauen. Somit erreicht ORBIS einen kontinuierlichen Ausbau ohne große Investitionen.



Wie erwartet meldete sich dann auch noch Herr Manfred Klein zu Wort und lobte die gut organisierte Hauptversammlung und das hervorragende Frühstück. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Schieffer erklärte daraufhin, es sei ein Anliegen der Gesellschaft, den Aktionären eine gute Atmosphäre und trotz oder auch gerade wegen des schlechten Aktienkurses eine gute Bewirtung zu bieten. Auf die Frage von Herrn Klein nach dem bisherigen Verlauf des zweiten Quartals konnte Herr Gard jedoch noch keine Aussage machen. Zudem interessierte Herrn Klein der Grund für den Wechsel des Wirtschaftsprüfers. Nach Angaben des Aufsichtsratsvorsitzenden wurden im Rahmen einer Ausschreibung neue Angebote eingeholt, und mit dem neuen Wirtschaftsprüfer kann die Gesellschaft Einsparungen erzielen.



Abschließend bat Herr Klein noch um Angabe der Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge und die Laufzeit der Vorstandsverträge. Wie Prof. Dr. Schieffer darlegte, haben sich die Vorstandsbezüge seit 1999 nicht erhöht und beliefen sich im vergangenen Jahr auf 309 TEUR für beide Vorstände. Da beide Vorstandsverträge zum Jahresende auslaufen, wurden sie in der letzten Aufsichtsratssitzung bis zum 31. Dezember 2009 verlängert. Im Aufsichtsrat erhält der Vorsitzende eine Vergütung von 20 TEUR und die sonstigen Mitglieder 10 TEUR. Darüber hinaus wurde nach Angaben von Prof. Dr. Schieffer mit zwei Mitgliedern ein Beratervertrag abgeschlossen, für den 27 TEUR im vergangenen Geschäftsjahr aufgewandt wurden.


Abstimmungen



Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 9.100.000 EUR waren 5.276.937 EUR entsprechend 57,99 Prozent vertreten. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 2), Entlastung des Vorstands (TOP 3), Wahl des Abschlussprüfers (TOP 4), Anpassung des bedingten Kapitals (TOP 5) und Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 6) wurden jeweils bei wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen gefasst.


Fazit und eigene Meinung



Die ORBIS AG hat trotz rückläufiger Umsätze aufgrund drastischer Sparmaßnahmen die Ertragswende vollzogen. Nach einem Gewinn in 2003 konnte auch im ersten Quartal 2004 trotz noch einmal leicht rückläufiger Umsätze ein geringer Überschuss von 87 TEUR realisiert werden.



Auch wenn die vorgelegten Zahlen im Vergleich zum Ergebnis aus 2002 deutlich verbessert wurden, steht dem Unternehmen noch ein Stück des Weges bis zu einer ausreichenden Profitabilität bevor. Positiv sollte sich hierbei auch die abgeschlossene Partnerschaft mit Microsoft in 2003 auswirken. Auch das geplante Auslaufen von SAP/R3 und die damit verbundene verstärkte Implementierung von mySAP dürfte für ORBIS positive Impulse bringen, die sich mittelfristig in einem deutlich verbesserten Ergebnis niederschlagen sollten.


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Veröffentlichungsdatum: 31.05.2004 - 19:35
Redakteur: tre
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