Die Hauptversammlung der RENERCO Renewable Energy Concepts AG über das Geschäftsjahr 2004 fand am 10.6.2005 im Hotel Bayerpost Dorint Sofitel in München statt. Rund 30 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Matthias Wahler von GSC Research, hatten sich in den Räumlichkeiten eingefunden, als der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Rey die Sitzung um 14 Uhr eröffnete. Nach der Begrüßung stellte er den Anwesenden zunächst die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat vor und wies auf zwei Veränderungen hin. Danach hat Herr Schleyer am 30.9.2004 das Unternehmen verlassen und am 1.10.2004 Herr Klaus Kaiser als dessen Nachfolger seine Tätigkeit aufgenommen. Zusammen mit Herrn Taft bildet dieser nun das Führungsgremium. Nach Abhandlung der Formalien und dem Bericht des Aufsichtsrats übergab der Aufsichtsratsvorsitzende das Wort dann an den Vorstand.
Bericht des Vorstands
Herr Taft freute sich, dass er, nachdem er vor einem Jahr mit einem erheblichen Fehlbetrag "sehr schwere Kost" präsentieren musste, nun deutlich bessere Zahlen vorlegen konnte. Und dies, obwohl das Umfeld in der Windenergiebranche in Deutschland derzeit nicht leicht ist, wie sich an der im vergangenen Jahr um 30 Prozent verringerten installierten Leistung zeigt. Bemerkenswert ist aber laut Herrn Taft, dass die Windenergie dem Volumen nach inzwischen die Wasserkraft überholt hat und in Deutschland zur wichtigsten erneuerbaren Stromquelle geworden ist. Durch die Novellierung des Erneuerbare Energien-Gesetzes (EEG) im Juli 2004 erwartet der Vorstand keine größeren Auswirkungen für die RENERCO. Grundsätzlich sieht er es aber als positiv an, dass auf diese Weise ein zusätzlicher Anreiz für Investitionen in andere Bereiche der erneuerbaren Energien geschaffen wurde.
Als ein für RENERCO wesentliches Projekt des Geschäftsjahres 2004 nannte Herr Taft den gegen Jahresende erfolgten Verkauf des Windparks Schinne mit 27 Windkraftanlagen an den Windkraftanlagenhersteller Enercon. In den Jahresabschluss 2004 floss zwar nur ein Teil der vereinnahmten Summe ein, der aber ausreichte, um den Umsatz auf Vorjahreshöhe zu halten. Zudem konnten aufgrund dieser Veräußerung Rückstellungen in Höhe von 0,9 Mio. EUR ergebniswirksam aufgelöst werden.
Im ersten Quartal 2005 konnte außerdem der Windpark Niederrhein veräußert werden. Dieses Projekt mit 13 Windkraftanlagen des Herstellers Nordex wird voraussichtlich im September 2005 in Betrieb gehen. Vereinbart wurde ein langfristiges Betriebsführungs- und Managementmandat, aus dem sich laufende Einnahmen generieren lassen werden.
Insgesamt waren laut Herrn Taft die Umsatzerlöse in 2004 gegenüber dem Vorjahr mit 1,38 (Vj.: 1,42) Mio. EUR kaum verändert. Hinzu kamen allerdings im Zusammenhang mit dem Verkauf des Windparks Niederrhein eine Bestandserhöhung von 360 TEUR und, ein ganz wesentlicher Faktor, im Wesentlichen aus der Auflösung der genannten Rückstellung ein sonstiger betrieblicher Ertrag von 1 Mio. EUR, so dass die Gesamtleistung mit 2,76 Mio. EUR mehr als doppelt so hoch wie in 2003 (1,31 Mio. EUR) ausfällt.
Darüber hinaus konnten die Kosten im Berichtsjahr deutlich reduziert werden. Der Materialaufwand sank von 1,1 auf 0,5 Mio. EUR, und auch der Personalaufwand ermäßigte sich leicht auf 1 Mio. EUR, obwohl mehr Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt waren als im Vorjahr. Ebenfalls deutlich unter dem Vergleichswert liegen die sonstigen betrieblichen Aufwendungen, die in 2003 noch durch die Verschmelzungskosten belastet waren.
Der Erfolg zeigt sich im operativen Ergebnis (EBIT), das sich von minus 1,6 auf minus 0,1 Mio. EUR verbessert hat. Im laufenden Jahr, das kündigte der Vorstand schon an dieser Stelle an, wird dieser Wert positiv ausfallen. Unter dem Strich verbleibt nach dem hohen Fehlbetrag des Vorjahres ein Jahresüberschuss von 131 TEUR. "Das ist zwar noch nicht viel, es zeigt aber, dass der Turnaround geschafft ist", kommentierte Herr Taft diesen Erfolg.
In der Bilanz konnten, zum Teil bedingt durch den Verkauf der beiden Windparks, die Vorräte und die Forderungen deutlich abgebaut werden. Außerdem wurde ein großer Teil der liquiden Mittel zur Schuldentilgung verwendet, was eine Verkürzung der Bilanzsumme von 20,5 auf 17,1 Mio. EUR einbrachte. Das Eigenkapital wird mit 14,7 Mio. EUR praktisch unverändert ausgewiesen, was dann zu einer Erhöhung der Eigenkapitalquote von 71 auf 86 Prozent führte.
An dieser Stelle übergab Herr Taft das Wort an seinen Vorstandskollegen Kaiser, der einige Details zu den verschiedenen Beteiligungen bekannt gab. Zunächst griff er den Windpark La Muela auf, an dem die RENERCO AG mit 33 Prozent beteiligt ist und der wohl ihre bedeutendste Beteiligung darstellt. Die in dieser Beteiligung gebündelten zwei spanischen Windparks konnten die Erwartungen im Berichtsjahr gut erfüllen, und auch die Aussichten für 2005 erscheinen positiv, nachdem die ersten fünf Monate sehr gut verlaufen sind.
Weniger erfreulich war die Entwicklung beim Windkraftanlagenentwickler Zephyros, der schon seit längerem verkauft werden sollte. Nachdem zum Jahresende ein Investor abgesprungen war, blieb dem dortigen Management nichts anderes übrig, als Anfang Januar 2005 die Insolvenz anzumelden. Eine Belastung für RENERCO ist damit, nachdem die Beteiligung bereits weitgehend abgeschrieben war, nicht mehr verbunden. Den Restbuchwert von 0,1 Mio. EUR hofft der Vorstand nach Abschluss des Insolvenzverfahrens noch zu erhalten.
Keine Neuigkeiten gibt es beim Blockheizkraftwerk BVT, an dem die RENERCO mit knapp 35 Prozent beteiligt ist. Für 2004 wurden von dieser Gesellschaft 15 TEUR ausgeschüttet, was eine Rendite von 8 Prozent bedeutet. Ebenfalls mit einem positiven Ergebnis schloss erstmals das italienische Wasserkraftwerk Hydroel S.r.l. ab. Eine Dividende wurde hier aufgrund des vorhandenen Verlustvortrags aber noch nicht gezahlt.
Bei der 100-prozentigen Beteiligung PDF Share Capital GmbH haben sich gegenüber dem Vorjahr keine Veränderungen ergeben, und auch bei den vier Komplementärgesellschaften ist die Situation unverändert. Hieraus konnten nach Angaben von Herrn Kaiser wiederum die langfristig gesicherten vertraglichen Einnahmen von 392 TEUR vereinnahmt werden, die einen wichtigen Beitrag zum Cashflow der Gesellschaft darstellen.
Im Folgenden übernahm nun wieder Herr Taft und gab die neueste Entwicklung bezüglich des Spruchstellenverfahrens bekannt, das einige Aktionäre im Rahmen der Verschmelzung eingeleitet hatten. Wie er die Anwesenden informierte, konnte am Tag vor der Hauptversammlung unter dem Vorbehalt der Zustimmung aller Parteien außergerichtlich ein Vergleich vereinbart werden. Danach erhält jeder ehemalige BVT-Aktionär eine bare Zuzahlung von 0,08 EUR je BVT-Aktie bzw. von 0,027 EUR je RENERCO-Aktie. Wie er als Beispiel anführte, bedeutet dies für einen Aktionär mit 3.000 Aktien der RENERCO eine Zuzahlung von etwa 80 EUR.
Der vom Unternehmen zu zahlende Betrag, der sich inklusive der Nebenkosten auf rund 250 TEUR beläuft, ist laut Herrn Taft "durchaus schmerzlich" und wirft die RENERCO in der Entwicklung etwas zurück. Immerhin konnte aber erreicht werden, dass die Zahlung erst am 30.6.2006 zu leisten ist. Positiv zu werten ist aus Sicht von Herrn Taft außerdem, dass nun endlich Klarheit herrscht und das Thema Verschmelzung endgültig abgearbeitet ist. "Jetzt können wir uns wieder voll auf das Projektgeschäft konzentrieren", so der Vorstand.
Weiter gab Herr Taft bekannt, dass nach Erstellen eines Emissionsprospekts und dessen Freigabe durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Aktie der RENERCO seit dem 21.10.2004 wieder bei Valora gehandelt wird. Mit dem derzeitigen Kurs von 0,30 EUR zeigte sich der Vorstand allerdings überhaupt nicht zufrieden. Dieser liegt schließlich erheblich unter dem Substanzwert. Er äußerte jedoch die Hoffnung, dass die vielversprechenden Aussichten für die Zukunft positive Impulse bringen werden.
Damit kam Herr Taft zum Ausblick. Wie er erläuterte, soll in diesem Jahr wieder verstärkt die Akquisition von neuen Projekten angegangen werden, die bedingt durch die Verschmelzung in letzter Zeit etwas gelitten hat. Außerdem soll das Dienstleistungsangebot und speziell die technische Betriebsführung ausgeweitet werden.
Nicht auszuschließen ist laut Herrn Taft eine Belastung aus politischen Veränderungen (Steuergesetze, Ankündigungen von CDU/FDP), die wohl auch an der RENERCO nicht spurlos vorbeigehen würden. Gerade deshalb hält er es für sehr wichtig, dass die Aktivitäten auf neue Länder ausgeweitet werden. Dies verspricht ein großes Potenzial, weil in vielen Ländern das Thema regenerative Energien erst ganz am Anfang steht. Konzentrieren will sich der Vorstand dabei zunächst auf interessante Märkte in Süd- und Osteuropa. Außerdem sollen auch die Aktivitäten in den Bereichen Geothermie, Biomasse und Photovoltaik ausgeweitet werden.
Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand, nachdem der Turnaround gelungen ist, nun ein deutlich positives Ergebnis. Bestehen bleibt weiterhin das Ziel des Börsengangs, der sich im derzeitigen Umfeld allerdings nur schwer umsetzen lassen würde. Für die kommenden Jahre kündigte der Vorstand ein langsames, aber stabiles Wachstum an. Er äußerte auch die Hoffnung, dass in zwei bis drei Jahren der Verlustvortrag abgearbeitet sein könnte und dann auch eine Dividende gezahlt werden kann.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner meldete sich Herr Kühn zu Wort. Dieser bat zunächst das neue Vorstandsmitglied Klaus Kaiser um eine Vorstellung seines Werdegangs. Dieser Bitte kam der 48jährige gerne nach. Wie Herr Kaiser ausführte, begann er seine berufliche Laufbahn als Hard- und Softwareentwickler und war anschließend in leitender Position in einem Geschäftsbereich der Siemens AG tätig.
Sehr positiv bewertete Herr Kühn, dass der Personalaufwand im Berichtsjahr reduziert werden konnte. Diesbezüglich erkundigte er sich, ob dieses niedrige Niveau auch in 2005 Bestand haben wird. In seiner Antwort erklärte Herr Taft, dass diese Aufwandsposition im laufenden Jahr wieder leicht ansteigen wird, weil die Zahl der Mitarbeiter ausgeweitet wurde. Derzeit sind 17 Personen für die RENERCO tätig, zuvor waren es nur 15, und es werden noch einige weitere dazukommen.
Außerdem fragte der Aktionär nach einer etwas konkreteren Ergebnisprognose, ihm waren die Ausführungen des Vorstands zu diesem Thema etwas zu knapp. Hierzu bat der Vorstand um Verständnis für den Entschluss, wie schon im vergangenen Jahr keine konkreten Planzahlen zu nennen. Er verwies auf die Ausführungen in seinem Bericht, wonach das Geschäftsvolumen insbesondere durch den Schritt in weitere Länder deutlich ausgeweitet werden soll. "Wenn dieses so kommt, wird das Ergebnis deutlich positiv ausfallen", so der Vorstand. Die Ankündigung einer Steuergesetzänderung hat aus Sicht des Vorstands keine gravierenden Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf, da institutionelle Investoren (wie bei WP Niederrhein) eine etwaige Lücke durch zurückhaltende Fondsinitiatoren ausfüllen werden.
Ergänzend führte Herr Taft zu diesem Thema dann noch an, dass sich in der Bilanzsumme von 17 Mio. EUR das Geschäftsvolumen aufgrund der vielen Minderheitsbeteiligungen nur unzureichend widerspiegelt. Wenn eine Konzernbilanz aufgestellt würde, läge die Bilanzsumme mit 40 Mio. EUR mehr als doppelt so hoch.
Als zweiter Redner knüpfte Herr Rasche an die Äußerungen des Vorstands bezüglich der politischen Rahmenbedingungen an. Er sah hier bei eventuellen Änderungen gravierende Auswirkungen für die RENERCO und wollte wissen, inwieweit für dieses Szenario bereits Pläne bestehen.
Wie Herr Taft in seiner Antwort betonte, wurden bei Vorstand und Aufsichtsrat natürlich intensive Überlegungen zu dieser Thematik angestellt, eine abschließende Abschätzung der möglichen Auswirkungen ist aber nicht möglich. Eine komplette Abschaffung des EEG hält der Vorstand angesichts der Bedeutung, die die regenerativen Energien inzwischen für Deutschland haben, aber für sehr unwahrscheinlich. Denkbar wäre nach seiner Einschätzung der Wechsel hin zu einem Quotenmodell. Die RENERCO begegnet diesen möglichen Veränderungen mit einer verstärkten Ausrichtung auf die Dienstleistungen und die genannten Aktivitäten in den ausländischen Märkten, in denen noch erhebliches Potenzial besteht.
Abstimmungen
Die Präsenz wurde vor den Abstimmungen mit 13.295.149 Aktien entsprechend 62,61 Prozent ermittelt. Bei der Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) ergaben sich jeweils rund 130.000 Gegenstimmen und 88.000 Enthaltungen, bei der Festsetzung der Aufsichtsratsvergütung für das Geschäftsjahr 2004 mit unverändert 2.500 EUR für das einfache Mitglied (TOP 4) und der Bestellung der PwC zum Abschlussprüfer (TOP 5) waren es etwa 50.000 Neinstimmen und noch deutlich weniger Enthaltungen. Alle Beschlüsse wurden also mit großer Mehrheit gefasst.
Der Aufsichtsratsvorsitzende konnte die Hauptversammlung um 15:40 Uhr schließen.
Fazit
Mit den rigorosen Abschreibungen des Vorjahres, die in 2003 zu einem hohen Fehlbetrag und entsprechend heftiger Kritik von Seiten der Aktionäre geführt haben, scheint die RENERCO Renewable Energy Concepts AG nun eine stabile Basis erreicht zu haben, von der aus ein profitables Wachstum möglich ist. Früher als von den meisten erwartet ist in 2004 der Sprung in die Gewinnzone gelungen, und auch für die nächsten Jahre sehen die Perspektiven insbesondere durch die verstärkte Ausweitung des Geschäfts auf interessante ausländische Märkte vielversprechend aus. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt natürlich das politische Umfeld, dem das Unternehmen mit der Reduzierung der Inlandsumsätze aber entgegenwirkt. Ein anderer Unsicherheitsfaktor konnte mit der Beendigung des Spruchstellenverfahrens zugunsten der ehemaligen BVT-Aktionäre dagegen beseitigt werden.
Seit einem guten halben Jahr wird die Aktie der RENERCO nun auch wieder bei Valora gehandelt. Die Performance lässt allerdings bisher sehr zu wünschen übrig, und der Kurs liegt trotz des gelungenen Turnaround noch deutlich unter dem Buchwert. Sollte das Ergebnis in den nächsten Jahren tatsächlich noch deutlich gesteigert werden können, wie dies der Vorstand gegen Ende seiner Ausführungen andeutete, müsste sich von diesem Niveau aus Einiges an Potenzial ergeben. Wer sich der Risiken bewusst ist und ein Engagement im außerbörslichen Handel nicht scheut, könnte versuchen, einige Stücke zu ergattern.
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