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HV-Bericht Hunzinger Information AG - Eine "sportliche Auseinandersetzung" im Airport Hotel

Bereits weit im Vorfeld der diesjährigen Hauptversammlung der Hunzinger Information AG haben die Gesellschaft sowie deren Organe und Gesellschafter für Aufmerksamkeit gesorgt. Nun liegt dies bei den von der Gesellschaft bearbeiteten Aufgabenfeldern nahe. Nur, einige der besonders relevanten Aktionen haben die meisten Aktionäre wohl kaum gewünscht, ging es dabei doch vor allem um eine Auseinandersetzung zwischen dem Gründer und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Moritz Hunzinger einerseits und dem neuen Großaktionär Effecten-Spiegel AG und dessen Vertreter Bolko Hoffmann. Im Ergebnis ist die Gesellschaft ins Gerede gekommen, und dies leider nicht nur positiv.



Da nimmt es nicht wunder, dass sich trotz der geringen Marktkapitalisierung der Gesellschaft am 31. August 2004 immerhin über 60 Teilnehmer im Düsseldorfer Arabella Sheraton Airport Hotel versammelten, um aus erster Hand den aktuellen Stand und den Ausblick für die Gesellschaft zu erfahren, darunter auch Hans-Hermann Mindermann von GSC Research.


Bericht der Verwaltung



Vorstand und Aufsichtsrat waren vollständig vertreten, als um 14 Uhr der Aufsichtsratsvorsitzende Bolko Hoffmann die Veranstaltung eröffnete. Neben den üblichen Formalien gab es einen von der üblichen Vorgehensweise bei Hauptversammlungen abweichenden Verlauf, was insbesondere auf die Neubesetzung der Organe in diesem Frühjahr zurückzuführen ist.



Der frühere Aufsichtsrat ist Anfang März 2004 zurückgetreten und wurde Ende März durch neue Personen ersetzt. Dies sind Frau Isolde Hammans von der Agathon Beteiligungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH, die über 5 Prozent der Gesellschaft hält, sowie die Herren Wolfgang Stach und Bolko Hoffmann, jeweils ausweislich des Geschäftsberichts als Vertreter der Effecten-Spiegel AG. Bei der Vorstellung von Herrn Stach war allerdings auch zu erfahren, dass dieser den Streubesitz repräsentiert.



Neu im Amt ist auch der Vorstandsvorsitzende. Herr Hunzinger übte dieses Amt bis zum 2. April 2004 aus. Seit dem 5. April 2004 ist mit Herrn Besim Gürmen ein neuer Vorstandsvorsitzender tätig. Herr Gürmen, so der Versammlungsleiter, hat mit der Vergangenheit der Gesellschaft nichts zu tun. Daher übernahm der Aufsichtsratsvorsitzende in der Folge auch den Großteil der Ausführungen der Verwaltung. So hob Herr Hoffmann hervor, dass es Herrn Gürmen gelungen ist, binnen drei Monaten ab der Entlassung von Herrn Hunzinger den Konzern wieder in schwarze Zahlen zu führen. Während das erste Halbjahr 2003 noch einen Verlust von 717.500 EUR zeigte, kann für das erste Halbjahr 2004 ein Gewinn von 75.000 EUR ausgewiesen werden.



Zum Zeitpunkt des Aufbaus der Beteiligung an der Hunzinger AG war Herr Hoffmann zum Teil über die Probleme der Gesellschaft informiert. Nicht bekannt war ihm aber insbesondere, dass zum Jahresende 2002 nahezu alle Kunden wegen der "Scharping-Affäre" gekündigt hatten. Herrn Hunzinger hatte er dazu befragt, dieser hat aber auf die Frage nach Kündigungen mit "niemand" geantwortet. Daher hat Herr Hoffmann erst in 2003 von diesem Sachverhalt erfahren, der zu einem Verlustausweis für die PR in 2002 führte.



Herr Hunzinger, der in der ersten Reihe unmittelbar gegenüber der Verwaltung saß, war zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach mit Zwischenrufen aufgefallen. Da dies Herrn Hoffmann störte, wies er auf die Existenz von zwei Bodyguards hin, die Herrn Hunzinger des Raumes verweisen sollten, wenn er nicht mit den Störungen aufhöre. Dieser zeigte sich wenig beeindruckt und setzte seine Kommentierung fort, weshalb die Bodyguards in Aktion traten und ihn mit entsprechenden Gesten zum Verlassen des Raumes aufforderten. Dabei kam es sogar zu einer kleineren Rangelei, da Herr Hunzinger sich gegen Berührungen durch die Bodyguards wehrte. Auf Empfehlung des Notars erhielt er schließlich aber eine Chance, an der Veranstaltung weiter teilzunehmen.



Im Folgenden erläuterte Herr Hoffmann, dass die Vertragskündigungen dann Anlass zu Streit zwischen ihm und Herrn Hunzinger gaben, wobei er den Eindruck hatte, dass die Angelegenheit durch Herrn Hunzinger gepusht wurde. Weiterhin erklärte Herr Hoffmann, dass Herr Hunzinger die Gesellschaft nach Strich und Faden ausplünderte. Dazu nannte er zunächst einen dreißigjährigen Mietvertrag der Gesellschaft mit Herrn Hunzinger, der noch nicht einmal vom Aufsichtsrat genehmigt ist. Folge dieses Vertrags ist unter anderem, dass der Verkauf der Immobilie nur mit deutlichem Abstand erfolgen konnte, während Herr Hunzinger nunmehr eine Abstandszahlung von 2 Mio. EUR vom Käufer verlangt. "Aus meiner Sicht gehört dieses Geld den Aktionären", stellte Herr Hoffmann fest.



Unklarheiten gibt es auch bei den Transaktionen um die Beteiligung action press. Wenn dort die zweite Kaufpreisrate nicht gezahlt worden wäre, hätte man die erste Hälfte aufgrund einer Put-Option verloren. Für die Aushandlung dieser Transaktion fielen allein 2 Mio. DM an Beratungskosten an. In der Börsen-Zeitung wurde über angebliche Gerüchte über einen Kaufinteressenten berichtet, der 17,5 Mio. EUR für die Gesellschaft ausgeben wolle. Herr Hunzinger hat Herrn Hoffmann aber keine Auskunft über den angeblichen Käufer gegeben. Stattdessen fand er einen Letter of Intent der Firma Getty Images vor, in dem von 12 Mio. EUR die Rede war. Wie Herr Hoffmann klarstellte, wird es mit ihm aber ohnehin keinen Verkauf von action press geben.



Zum dritten warf der Aufsichtsratsvorsitzende Herrn Hunzinger vor, ungeachtet eines Vorstandsvertrags mit einem irrsinnig hohen Gehalt sich bei action press ein weiteres Gehalt "zugeschustert" zu haben, ohne dies seinen Mitgesellschaftern anzuzeigen. Nachdem der Vorgang Anfang 2004 bekannt wurde, beauftragten die Mitgesellschafter einen Anwalt mit der Wahrnehmung ihrer Interessen auch mit Blick auf eine Sittenwidrigkeit der Vereinbarung.



Herr Hoffmann hatte ursprünglich eine Sonderprüfung angestrebt. Sofern stattdessen eine Aufsichtsratsposition geboten werde, wollte er allerdings auf eine außerordentliche Hauptversammlung verzichten. Die beiden seinerzeitigen Vorstände hatten ihm daraufhin eine Anmeldung beim Handelsregister gezeigt. Nachdem sich über längere Zeit nichts getan hatte, ließ er bei Gericht nachfragen und erfuhr, dass die Anmeldung offenbar gar nicht eingereicht worden war. "So etwas kann man mit mir einmal im Leben machen", stellte Herr Hoffmann klar. Seither hat er etwa 40 Emails von Herrn Hunzinger erhalten, aber mit einem solchen Mann setzt man sich nicht an einen Tisch, fuhr er weiter fort. Der zu dem Vorgang befragte Aufsichtsrat zeigte sich irritiert. Auch hier kam es in der Folgezeit dann zu den bekannten Konsequenzen.



Die konkreten Details und Gründe für die Kündigung von Herrn Hunzinger wollte Herr Hoffmann nicht nennen, da es sich um ein schwebendes Verfahren handelt. Allerdings zitierte er Herrn Hunzinger aus der Bild-Zeitung, wo dieser gesagt hatte, er "kriege von der Firma nix mehr". Dieser Einschätzung pflichtete der Aufsichtsratsvorsitzende uneingeschränkt bei. Während der ehemalige Vorstandsvorsitzende also gegen die Gesellschaft klagt, bereitet diese eine Gegenklage vor.



Die der Hauptversammlung vorgeschlagene Nichtentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat dient dazu, den Weg einer persönlichen Haftung der Gremienmitglieder für das Geschäftsjahr offen zu halten.



Im Anschluss an diese umfangreichen Ausführungen des Aufsichtsratsvorsitzenden erhielt Herr Gürmen Gelegenheit, sich selbst vorzustellen und die aktuelle Situation der Gesellschaft sowie deren Ausblick darzulegen. Sein Amt als Vorstandsvorsitzender trat dieser Anfang April 2004 an. Bei seiner Tätigkeit kommen ihm umfangreiche Erfahrungen im Marketing zu Gute. Der Amtsantritt von Herrn Gürmen begann mit einem Paukenschlag, da der Abschlussprüfer auf die drohende Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft aufmerksam machte. Weiterhin gab es permanente Beschuldigungen und Störungen durch Herrn Hunzinger, ebenso übte dieser Druck auf Mitarbeiter aus.



Es musste daher rasch Liquidität beschafft werden, wozu sich der Verkauf der Immobilie anbot. Die Ankündigung dieser Absicht führte angesichts der Attraktivität von Objekt und Standort zu zahlreichen Anfragen. Die mit dem Objekt verbundenen Restriktionen und Beschränkungen, so insbesondere der dreißigjährige Mietvertrag mit Herrn Hunzinger, schreckten dann aber wieder viele Interessenten ab. Als Mieter hatte Herr Hunzinger unter anderem eine Mängelliste mit 680 Punkten aufgestellt, aufgrund derer er die Miete kürzte. Als Vorstand hätte er sich zwar um eine zügige Behebung kümmern müssen, dies unterblieb allerdings. Angemietet hat er 306 Quadratmeter, während die tatsächliche Nutzung rund 500 Quadratmeter ausmacht.



Mit 3,1 Mio. EUR für die Immobilie und 0,6 Mio. EUR für das Inventar erfolgte der Verkauf schließlich unter Marktwert, aber zum bestmöglichen Preis. Der Mittelzufluss ermöglichte die Ablösung der Bankverbindlichkeiten. Drei Mitarbeiter der Gesellschaft sind beim Übergang der Immobilie ausgeschieden und zum neuen Eigentümer gewechselt.



Ende Juni 2004 erfolgte die Verlagerung der Firmenzentrale nach Düsseldorf. Damit einher gingen Kosteneinsparungen und eine verbesserte Liquiditätslage. Insbesondere konnten die Verwaltungsaufwendungen aufgrund des neuen Standorts drastisch gesenkt werden. Seit Juli läuft die Planung für weitere Umstrukturierungsmaßnahmen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Änderung der Firma vorgeschlagen, da der bisherige Name Hunzinger aufgrund der vorangegangenen Aktivitäten belastet ist.



Inzwischen bilden action press und infas die beiden Hauptsäulen des Konzerns und erzielen Gewinne. Die vom Bruder des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden, Herrn Max Hunzinger, geleitete MIT soll ebenfalls ausgebaut werden. Diese Gesellschaft ist im Eventbereich tätig. Hingegen ist beabsichtigt, die nicht aktiven Gesellschaften im Konzern gänzlich aufzugeben. Das Programm soll bis Ende des Jahres weitgehend umgesetzt sein, um damit die Basis für einen künftig ergiebigen Cashflow zu legen. Mit der der Hauptversammlung vorgeschlagenen neuen Firma wird an den Namen eines Verlags angeknüpft. Der Ausbau des Verlagsgeschäfts ist allerdings nicht geplant, vielmehr geht es um die Nutzung des guten Namens, führte Her Gürmen weiter aus. Seine Ausführungen schloss er mit dem Hinweis, dass die guten Ergebnisse zum Halbjahr motivieren, am nunmehr eingeschlagenen Kurs festzuhalten und den Wert des Unternehmens weiter zu steigern.


Allgemeine Diskussion



Nach diesen Ausführungen leitete der Aufsichtsratsvorsitzende zur Generaldebatte über. Zuvor ging er aber noch einmal kurz auf die Person des neuen Vorstandsvorsitzenden ein. Dieser ist, so war zu erfahren, der Schwiegersohn des Aufsichtsratsvorsitzenden des Großaktionärs. Er hat sich, so Herr Hoffmann, bei der Gesellschaft hervorragend eingearbeitet, wofür er ausdrücklich Dank verdient. Wie Herr Hoffmann sodann erklärte, sollten zunächst alle anderen Teilnehmer Gelegenheit zu Fragen erhalten, da Herr Hunzinger einen Redebeitrag von sechseinhalb Stunden angekündigt hatte.



Als erster Redner kam der Aktionär Kollatz zu Wort, dessen Fragen eher formaler Natur waren. So bat dieser Herrn Hoffmann um Angabe, welche Veröffentlichungen er in seinen Ausführungen jeweils meinte. Weiterhin hatte Herr Hoffmann des Öfteren in seinem Vortrag in der Ich-Form gesprochen, auch dazu erbat er Erläuterungen. In seiner Antwort stellte Herr Hoffmann dazu die entsprechenden Zusammenhänge her. Er habe sich wohl in den vorangegangenen Ausführungen, so räumte er ein, ein wenig burschikos ausgedrückt.



Sodann meldete sich Herr ten Doornkaat von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu Wort. Die Vorkommnisse um die Gesellschaft bezeichnete er als ungewöhnliche Situation. Zwei erwachsene Männer streiten sich und finanzieren ihren Raufhandel mit dem Geld der Aktionäre. Die Kritik richtet sich an beide Protagonisten, ergänzte der Sprecher. Zu den pittoresken Zügen zählt für ihn auch der Abgang der Internet-Seiten, die der ehemalige Vorstandsvorsitzende mitnahm. Scheinbar war dies so einfach wie ein Ladendiebstahl, wunderte sich Herr ten Doornkaat. Neben verschiedenen anderen Detailfragen interessierte ihn dann vor allem, welche Forderungen der ehemalige Vorstandsvorsitzende gegen die Gesellschaft und diese umgekehrt gegen ihn geltend machen. Weitere Fragen betrafen die Immobilie und die Liquiditätshilfe durch die Effecten-Spiegel AG.



Herr Hoffmann stimmte den Ausführungen des SdK-Sprechers generell zu. Den Vorgang Internet-Seite nannte er einen Skandal. Dort gab es ein fürchterliches Kuddelmuddel, und die Kritik sei völlig berechtigt. Da allerdings ohnehin eine Namensänderung ansteht, muss man sich das jetzt nicht mehr antun, schloss er die Ausführungen an dieser Stelle. Die Forderungen gegen Herrn Hunzinger werden aktuell noch intern zusammengestellt. Der Betrag beläuft sich buchhalterisch auf 800 bis 900 TEUR, wobei noch offen ist, wie mit dem dreißigjährigen Mietvertrag umgegangen werden soll. Immerhin musste deshalb die Immobilie unter Wert verkauft werden. Für die übrigen Positionen gibt es unterschiedlichste Rechtsgründe, die auch zunächst noch durch einen Anwalt im Detail zu prüfen sind. Daher gab Herr Hoffmann auch in der Folgezeit trotz mehrfachen Nachfragens keine weiteren Informationen hierzu bekannt.



Wie Herr Hoffmann weiter Ausführte, hat Herr Hunzinger eine Klage über 530 TEUR gegen die AG eingereicht, hinzu kommt eine weitere über 38 TEUR bei der action press. Herr Hunzinger unterbrach ihn allerdings an dieser Stelle mit dem Zwischenruf, der Betrag sei 3,9 Mio. EUR. Bezüglich des Gebäudes war von Herrn Hoffmann zu erfahren, das Herr Hunzinger wohl ursprünglich beabsichtigte, sich dieses "unter den Nagel zu reißen", wozu unter Einbezug der Effecten-Spiegel AG eine Fondskonstruktion geschaffen werden sollte. Das Gebäude wurde in 1997 für 6,4 Mio. EUR von der AG erreichtet, hinzu kommt Inventar mit Anschaffungskosten von rund 3 Mio. EUR. Neben der regulären AfA von rund 200 TEUR p.a. erfolgte in 2002 auch eine Sonder-AfA von 2,8 Mio. EUR. Verkauft wurde das Gebäude für 3,1 Mio. EUR.



Die Liquidität der Gesellschaft befindet sich seit der kürzlich durchgeführten Kapitalerhöhung auf einem Normalstand. Dennoch ist eine weitere Kapitalmaßnahme nicht ausgeschlossen. Herr Hoffmann nutzte diese Gelegenheit auch für eine Abschätzung des Werts der Aktie. Nimmt man die im Letter of Intent genannten 12 Mio. EUR und addiert weitere 3 Mio. EUR für infas, ergeben sich 15 Mio. EUR, von denen dann die noch verbliebenen Verbindlichkeiten von 2,9 Mio. EUR abzusetzen sind. Dies ergibt rund 1,50 EUR je Aktie, wobei er allerdings auch ausdrücklich auf das Prozessrisiko aufmerksam machte.



Als nächster Redner meldete sich Herr Steinhauer, der einen Aktionär vertrat und nannte das Verhalten von Herrn Hunzinger skandalös. Dieser habe erst die Aktie hochgeredet und dann verkauft, wodurch alle Aktionäre geschädigt wurden. Hernach stellte Herr Steinhauer eine Reihe von Fragen. So interessierte er sich für die künftige Rolle des Streubesitzes, bat um Aushändigung des bisher nur gezeigten Halbjahreausweises an alle Aktionäre und um Informationen zu der vorangegangenen Kapitalerhöhung. Weiterhin fragte er, ob und wann gegebenenfalls eine Anzeige nach §92 AktG droht, und nach einer Indikation, ob die Effecten-Spiegel AG an einer künftigen Kapitalerhöhung teilnehmen wird. Ferner wollte Herr Steinhauer wissen, in welchem Segment die Aktie künftig gehandelt wird, wie die aktuelle Aktionärsstruktur aussieht, welche Laufzeit die verbliebenen Verbindlichkeiten haben, wie die weiteren Pläne für die Beteiligungen action press und infas aussehen und wie der aktuelle Stand der PR-Aktivitäten der Gesellschaft ist.



Die Kapitalerhöhung wurde weitgehend vom Effecten-Spiegel gezeichnet, führte Herr Hoffmann in seinen Antworten aus. Die Beteiligung liegt aber insgesamt nun knapp unter 50 Prozent und soll auf Dauer auf einem ähnlichen Niveau verbleiben, also knapp über oder unter der Mehrheitsschwelle. Die Beteiligungen action press und infas stehen nicht zum Verkauf, ebenso auch nicht die MIT. Überlegt wird eine Verschmelzung von infas mit der AG, womit der Verlustvortrag beseitigt werden könnte. Hingegen laufen die Aktivitäten im PR-Sektor aus.



Bei dem Bankkredit von 2,7 Mio. EUR steht auch ein Ausgleich mit Hilfe einer Kapitalerhöhung zur Disposition. Der Kredit wird aktuell als Kontokorrent geführt, zumal der Effecten-Spiegel eventuell noch in diesem Herbst drei Supergeschäfte tätigen kann. Danach muss dann das Geld angelegt werden, führte Herr Hoffmann aus. Die Tagesordnung hatte auch einen Hinweis auf den Wechsel in den Freiverkehr vorgesehen. Dann hätte man allerdings alle freien Aktionäre abfinden müssen, daher kommt der Vorschlag nicht mehr zum Tragen, so Herr Hoffmann.



Im Folgenden gab es noch Detailfragen zum Halbjahresergebnis und der Immobilientransaktion sowie einen ersten Diskussionsbeitrag zu der Umfirmierung, wobei der Aktionär auch Kreativität mit dem Vorschlag des Verkaufs der Namensrechte an Herrn Hunzinger zeigte, ehe der Auftritt von Herrn Hunzinger kam.



Die Ausführungen von Herrn Hunzinger enthielten keine Fragen an die Verwaltung im Sinne der zu entscheidenden Tagesordnungspunkte. Stattdessen gab es eine eloquent vorgetragene persönliche Stellungnahme, ausgehend von der Gründung des Unternehmens über die Verwirklichung der angestrebten strategischen Ziele bis hin zum aktuellen Stand. Die Ausführungen betrafen zu einem großen Teil allerdings nicht das abgelaufene Geschäftsjahr. An mehreren Stellen wurde deutlich, dass Herr Hunzinger und Herr Hoffmann ausgesprochen unterschiedliche Interpretationen der Sachverhalte haben, ohne dass wesentliche neue Informationen hinzukamen. Festzuhalten ist aber, dass die angestrebte Fondslösung aus Sicht von Herrn Hunzinger dazu dienen sollte, die Immobilie aus dem operativen Geschäft herauszulösen und dass der langfristige Mietvertrag mit ihm gewünscht war, um auf Dauer die Nutzung durch einen Mieter mit guter Bonität sicherzustellen. Zum Abschluss wünschte er der Gesellschaft, den Mitarbeitern und Aktionären alles Gute und meinte, "machen Sie das Beste daraus!", ehe er die Veranstaltung verließ.


Abstimmungen



Nunmehr schien kein weiterer Diskussionsbedarf mehr zu bestehen, so dass mit den Abstimmungen begonnen werden konnte. Zunächst stand die (Nicht-) Entlastung des Vorstands an (TOP 2a) an. Die Präsenz, die sich im Folgenden nur unwesentlich änderte, betrug zu diesem Zeitpunkt 3.953.798 Stimmen bei einem Gesamtkapital von 7.240.000 Aktien. Bei rund 2.000 Enthaltungen und rund 24.000 Gegenstimmen wurde der ehemalige Vorstandsvorsitzende Hunzinger für seine Tätigkeit in 2003 nicht entlastet, dies entspricht einer Quote von 99,34 Prozent. Für Herrn Smid hatte die Verwaltung hingegen eine Entlastung vorgeschlagen (TOP 2b). Diese wurde auch gewährt, wenngleich gegen immerhin 584.000 Stimmen. Entsprechend wurde Herr Smid mit einer Quote von 84,59 Prozent entlastet.



Auch der Aufsichtsrat wurde für das Geschäftsjahr 2003 nicht entlastet (TOP 3). Es gab keine einzige Stimme gegen diesen Vorschlag, sondern lediglich 2.771 Enthaltungen. Damit wurde der Aufsichtsrat mit einer Quote von 99,93 Prozent nicht entlastet. Auf Befragen eines Aktionärs nach den Konsequenzen des Beschlusses wies Herr Hoffmann nochmals auf die persönliche Haftung der Organmitglieder hin. Nunmehr können auch Aktionäre der Gesellschaft die ehemaligen Organmitglieder in die Pflicht nehmen, so dass die Konsequenzen derzeit nicht absehbar sind.



Eine intensive Diskussion bewirkte die vorgeschlagenen Änderung des Namens der Firma (TOP 4). Nicht die Änderung an sich, sondern der vorgeschlagene neue Name war dabei Gegenstand der Diskussion. Der Versammlungsleiter holte sich nach ersten kritischen Anmerkungen zum Vorschlag der Verwaltung ein Meinungsbild der Teilnehmer per Handzeichen ein. Nach längerer Diskussion einigte man sich auf den Vorschlag action press Holding AG, der dann von einem Aktionär offiziell per Antrag eingebracht und zur Abstimmung gestellt wurde. Die neue Firma wurde bei wenigen Enthaltungen und ohne Gegenstimmen verabschiedet.



Während der unter TOP 6 vorgeschlagene Segmentwechsel von der Tagesordnung genommen wurde, wurden die weiteren Satzungsänderungen (TOP 5), die Neuwahl des Aufsichtsrats (TOP 7) und eine Ergänzungswahl zum Aufsichtsrat (TOP 8), die Wahl des Abschussprüfers (TOP 9) und schließlich die Festsetzung der Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 10) jeweils ohne Gegenstimmen verabschiedet.


Fazit und eigene Meinung



Diese Hauptversammlung der Hunzinger Information AG war sicherlich eine ungewöhnliche Veranstaltung. Die "sportliche Auseinandersetzung" mit Herrn Hoffmann hat die Hauptversammlung in weiten Teilen geprägt. Die dem zu Grunde liegende Ära ist aber vorbei. Im Vordergrund der Betrachtung stehen daher die neue action press Holding AG und deren Beteiligungen. Dabei dürfen natürlich die Rechtsstreitigkeiten nicht unter den Tisch fallen. Es bleibt daher zu hoffen, dass sich das Management auf die Geschäftstätigkeit konzentrieren kann und nicht in vergangenheitsbezogenen Streitigkeiten gebunden wird.


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Veröffentlichungsdatum: 06.09.2004 - 09:03
Redakteur: hmi
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