Eine weitere interessante ehemalige Eisenbahngesellschaft ist in dem Report nicht enthalten und soll an dieser Stelle exclusiv für die Leser der SHARE-INFOS ergänzt werden.
Die ehemalige AHAUS-ENSCHEDER EISENBAHN AG (heute AEE Lebensmittel; WPK 820250; Kurs 101 Euro) wurde Ende der 80er-Jahre von einer Aktionärsgruppe um den Heidelberger Nebenwertespezialisten Thomas Zours übernommen. Damals wurde der Eisenbahnbetrieb, der im Wesentlichen aus einer einsamen, vorwiegend von der Bundeswehr genutzten Bahnstrecke bestand, an die BENTHEIMER EISENBAHN AG verkauft. Im Geschäftsbericht 1987 findet sich auf der ersten Seite noch eine Auflistung des Verkehrsaufkommens, die u.a. nach "Schotter", "Schrott", "Kohlen" und "Gartenfrüchten" aufgegliedert ist. Als Mehrheitsaktionär wird in diesem Geschäftsbericht die BAUMWOLLSPINNEREI GRONAU genannt, die dann ihren Anteil an die WICKING'SCHE INDUSTRIE FÜR BETEILIGUNGEN AG (nicht umgekehrt...) abgegeben hat. Diese hat die Mehrheit kurze Zeit später an die heute nicht mehr existente, alten Nebenwertespezialisten aber noch gut bekannte METALL UND LACKWARENFABRIK LUDWIGSBURG AG weitergereicht, von der seinerzeit die Gruppe um Herrn Zours die Mehrheit übernommen hat. Im Aufsichtsrat der Gesellschaft saßen damals neben dem heutigen NETIPO-Aufsichtsrat Hans-Jörg Schmidt u.a. noch der in der Mantelszene nicht unbekannte Kölner Veit Paas.
Wenig bekannt ist, daß die AHAUS-ENSCHEDER-EISENBAHN AG zusammen mit der damaligen BALATON UNGARN-BETEILIGUNGEN AG (heute GTG DIENSTLEISTUNGEN AG) alleinige Aktionärin der neu gegründeten DEUTSCHE BALATON BROKER HOLDING war, die Anfang der 90er Jahre mit einem Grundkapital von gerade einmal 214.500 DM gegründet worden war und als praktisch einziges Asset die heutige DEUTSCHE INVESTMENTBANK mit Sitz in Budapest hielt.
Nach einigen Umstrukturierungen innerhalb der Gruppe meldete das Handelsblatt am 6. April 1995, daß die Gesellschaft an die OST COMMERZ HOLDING AG mit Sitz in der Schweiz verkauft wurde und zu einer Industrieholding ausgebaut werden solle. In diesem Zuge wurde die Gesellschaft in AEE LEBENSMITTEL AG umfirmiert. Die Geschäfte liefen allerdings mehr schlecht als recht und endeten in der Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft, welche noch von undurchsichtigen Geschäften der Muttergesellschaft mit der AEE überschattet wurde.
Als Retter in dieser fast ausweglosen Situation erwies sich der Karlsruher Vermögensverwalter Paul Bosmediano, der von den Schweizern erst jüngst die Mehrheit übernahm und seine Vermögensverwaltung in die Gesellschaft einbringen möchte. In diesem Zusammenhang wird die AEE LEBENSMITTEL AG demnächst in GÖHRINGER FINANZ AG umfirmiert und hat hoffentlich, nach dem damaligen Aufstieg mit der Zours-Gruppe und dem folgenden Abstieg unter der Regie der OST COM, einen weiteren Aufstieg vor sich. Der Aktienkurs hat sich seit dem Bekanntwerden des Einstiegs von Herrn Bosmediano bereits verfünffacht, so daß ein Einstieg auf dem jetzigen Niveau keinesfalls mehr als Schnäppchen bezeichnet werden kann, in Anbetracht der Profitabilität des einzubringenden Geschäfts allerdings durchaus verfolgenswert erscheint.
Bitte beachten Sie, daß alle hier genannten Aktien sehr marktenge Papiere sind (einmal abgesehen von der RSE), bei denen bereits kleinste unlimitierte Orders zu starken Kursveränderungen führen können. Die daraus resultierenden Risiken sollten interessierte Anleger vor einer Ordererteilung auf jeden Fall mit ihrem Anlageberater diskutieren. Beachten Sie in diesem Zusammenhang auch den Disclaimer am Ende dieses Mails.
Es grüßt Sie herzlich
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SHARE-INFOS 15-00 / 15.04.2000