Am 30.7.2004 fand im Veranstaltungsforum Fürstenfeld in Fürstenfeldbruck die ordentliche Hauptversammlung der Phönix SonnenStrom AG statt. Kurz nach 11 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende J. Michael Fischl die Veranstaltung und begrüßte etwa 200 Aktionäre und Gäste, unter ihnen Dietmar Stanka von GSC Research. Nach der Bekanntgabe der gesetzlichen Vorschriften, übergab der Versammlungsleiter das Wort an den Vorstand.
Bericht des Vorstands
Dr. Andreas Hänel gab zu Beginn einen kurzen Überblick über seinen in freier Rede, mit Hilfe einer Power Point-Präsentation, gehaltenen Vortrag, mit den Inhalten Marktentwicklung und politisches Umfeld in 2003, Entwicklung der Gesellschaft in 2003 und 2004, Großanlagenbau, Technik und Innovationen, internationales Geschäft sowie einen Ausblick und eine kurze Erläuterung der Tagesordnungspunkte.
Die Energiepolitik sei im Jahr 2003 von vielen Auseinandersetzungen geprägt worden. Die Eckdaten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) für die Photovoltaik beinhalten unter anderem eine Grundvergütung in 2004 von 45,7 Cent/kWh und eine 5-prozentige Absenkung dieser Grundvergütung jeweils zum 1.1. sowie eine 6,5-prozentige Absenkung der Zusatzvergütung für Freifeldanlagen ab dem 1.1.2006.
Wie Dr. Hänel weiter ausführte, habe der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr von 20,8 auf 23,5 Mio. EUR gesteigert werden können, was vor dem Hintergrund der Rahmenbedingungen als ein durchaus gutes Ergebnis betrachtet werden könne. Im Vergleich hätten sich die Umsätze in 74 Prozent nationales Geschäft, in 9 Prozent Großanlagenbau und in 17 Prozent internationales Geschäft aufgeteilt.
Zusammengefasst betrachtet, sei im vergangenen Jahr eine Umsatzerhöhung bei gleichzeitiger Verlustreduzierung erreicht worden. Die Lobbyarbeit für das PV-Vorschaltgesetz (Anm. des Autors: PV = Photovoltaik) sei verstärkt worden, bei RWE Schott Solar habe die Phönix SonnenStrom AG den Vertragshändlerstatus erhalten, es seien die exklusiven Vertriebsrechte am Solarmodul ASE 200 erworben worden, das Solarmodul MA 100 von Mitsubishi Heavy Industries sei erfolgreich im Markt eingeführt worden und für 2004 sei eine Sicherung großer Modulkontingente erreicht worden.
Im laufenden Geschäftsjahr 2004 seien bis zur Jahresmitte einige Meilensteine erreicht worden. So sei nach Aussage von Dr. Hänel der Umsatz im ersten Quartal um 700 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen und habe 12,3 Mio. EUR erreicht, also über die Hälfte des gesamten Umsatzes 2003. Der Quartalsgewinn habe dabei 327 TEUR betragen. Sämtliche Planumsätze und Planerträge seien überschritten worden und erstmals seit Gründung arbeitete das Unternehmen profitabel. Im zweiten Quartal seien weitere Rekorde erzielt worden. So habe der Umsatz 15,5 Mio. EUR betragen. Im Juli seien bereits über 7 Mio. EUR Umsatz aufgelaufen.
Als besondere Höhepunkte erwähnte Dr. Hänel die Einweihung der 400 kWp Freifeld-Anlage in Waltenhofen im April 2004 und ein Portrait der Phönix SonnenStrom AG in der Abendschau des Bayerischen Fernsehens im selben Monat. Im Mai war das SonnenSegel in Barcelona eingeweiht und im Juli der Auftrag zum Bau der weltgrößten Freifeldanlage mit Dünnschichtmodulen in Buttenwiesen besiegelt worden., Im Juli 2004 habe eine Delegation der Phönix SonnenStrom AG an der Asienreise von Außenminister Joschka Fischer teilgenommen.
Als besondere Herausforderungen des Jahres 2004 nannte Dr. Hänel die Sicherung der Profitabilität, Verhandlungen mit Modulherstellern wegen Lieferrückständen, die Modulbeschaffung für das Jahr 2005 und die Wachstumssicherung für die Jahre 2005 bis 2006.
Im weiteren Verlauf des Vortrags zeigte Technikvorstand Manfred Bächler einige Bilder von Großanlagen und erläuterte ihre Leistungen. Auf das internationale Geschäft ging Vorstand Dr. Murray Cameron ein. Wesentliche Meilensteine seien in 2003 die Gewinnung neuer Kunden in Luxemburg, Österreich, Niederlande, Spanien, Schweiz, Großbritannien und Liechtenstein gewesen. In drei weiteren Ländern, Griechenland, Türkei und Italien, sei ein Partnernetzwerk gegründet worden. Die größte MA-100-Anlage außerhalb Deutschlands mit einer Spitzenleistung von 28 Kilowatt sowie die erste SonnenDachZiegel-Anlage seien in Luxemburg installiert worden.
Als die wesentlichen Perspektiven betrachtete Dr. Cameron für das Jahr 2004 unter anderem die EEG-Novellierung in Spanien seit März 2004, die EEG-Entscheidung in Italien, die Lieferung von fünf SonnenDachZiegel-Anlagen nach Großbritannien, die Lieferung von Inselsystemen nach Niger und die umfangreiche Resonanz zum SonnenSegel-Projekt in Barcelona.
Der Tagesordnungspunkt 6, der die Umwandlung der auf den Namen lautenden Stückaktien in Inhaberstückaktien beinhaltete, ist als Kernstück für den im Herbst geplanten Börsengang des Unternehmens zu bezeichnen. Dementsprechend baten Vorstand und Aufsichtsrat um Zustimmung. Im August 2004 soll der Handelsregistereintrag der HV-Beschlüsse erfolgen, ebenfalls im August soll die Einholung der Depotinformationen eingeleitet werden und im September, spätestens Oktober, soll die Handelsaufnahme im Freiverkehr an der Bayerischen Börse in München erfolgen.
Den Rückkauf eigener Aktien bezeichnete Dr. Hänel als notwendig, um zum Einen diese als Akquisitionswährung zu nutzen und zum Anderen beim Börsengang diese Aktien an institutionelle Anleger abgeben zu können.
Allgemeine Diskussion
Von den Schutzgemeinschaften war auch dieses Jahr niemand vertreten, was sich im nächsten Jahr durchaus ändern könnte, wenn die Aktie an der Börse notiert ist.
Ein Aktionär, nach eigenen Angaben Gründungsmitglied der Phönix SonnenStrom AG und jetzt selbstständiger Solarberater, beschwerte sich darüber, dass er nicht in Projekte in seiner unmittelbaren Nachbarschaft eingebunden worden sei. Hierauf erwiderte Dr. Hänel, dass Phönix SonnenStrom grundsätzlich Projekte der angesprochenen Art allein entwickele. Aufgrund des starken Auftragseingangs habe dieser Aktionär leider nicht berücksichtigt werden können, aber das hieße noch lange nicht, dass dies in der Zukunft auch so sein werde.
Ein weiterer Aktionär dankte Vorstand und Mitarbeitern für die hervorragende Lobbyarbeit und die großen Erfolge des Unternehmens. Er stellte nur die Frage, ob die bayerische Landesregierung hinter der Solarenergie stehe. Wie Dr. Hänel in seiner Antwort darlegte, sie die Erneuerbare Energie zwar lange vernachlässigt worden, in den letzten Wochen stelle er aber eine starke Trendwende fest, die er als sehr positiv bewerte. Selbst bei einem Wechsel der Bundesregierung in 2006, sei von Seiten der Unionsparteien keine Änderung der Förderungen zu erwarten.
Abstimmungen
Bei einer Präsenz von knapp 27 Prozent erhielten alle Tagesordnungspunkte eine mehrheitliche Zustimmung zwischen 97,27 und 100 Prozent. Im Einzelnen waren dies der Verlustvortrag (TOP 2), die Entlastung des Vorstands (TOP 3), die Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4), die Wahl der BDO Treuhand München zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Umwandlung von Namens- in Inhaberstückaktien (TOP 6), die Änderung der Teilnahmeberechtigung zur Hauptversammlung (TOP 7) und die Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien (TOP 8).
Fazit und eigene Meinung
Als sehr mutig kann der geplante bzw. schon vor der Tür stehende Börsengang der Phönix SonnenStrom AG bezeichnet werden. Mutig deswegen, weil erst in diesem Jahr das Unternehmen positive Ergebnisse erzielt hat, und zum anderen ist der Markt wohl nicht unbedingt bereit, eine Gesellschaft in dieser Größe aufzunehmen. Es darf also mit einer Überraschung gerechnet werden. Wenn das Unternehmen weiterhin so engagiert und produktiv arbeitet, könnte es möglicherweise eine Art Geheimtipp für eine solide und rentable Beteiligung werden.
Das Listing im Freiverkehr begleitet die Baader Wertpapierhandelsbank, die bei der Hauptversammlung inoffiziell von Vorstandsmitglied Stefan Hock vertreten war. Da Baader Skontren auch in Frankfurt und Berlin führt, soll die Aktie dort parallel im Freiverkehr gehandelt werden.
Kontaktadresse
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