Die wind 7 AG ist eine der wenigen Aktiengesellschaften, welche sich ausschließlich auf die Anlage in Windkraftprojekten fokussiert hat. Auf diesem Gebiet sind in Deutschland vor allem steuermindernde Fonds aktiv geworden, in letzter Zeit sind jedoch auch ökologische Beteiligungsgesellschaften wie die BVT Energie- und Umwelttechnik AG (siehe BVT-Studie) auf diesem Gebiet in Erscheinung getreten. Die Aktie der wind 7 AG mit einem Nennwert von 10 Euro wird bei Valora gehandelt, derzeit führt die Gesellschaft eine Kapitalerhöhung zu 14 Euro durch.
Philipp Steinhauer sprach mit dem Vorstand Herrn Dirk Jesaitis über die wind 7 AG.
Jesaitis: "Wir streben Ende 2002 den SMAX als Handelssegment an“
GSC Research: Herr Jesaitis, wie kam es zur Gründung der wind 7 AG?
Jesaitis: Ich bin von Hause aus Bankkaufmann und habe mich schon früh im Bereich der Wertpapieranlageberatung selbstständig gemacht. Hier war mein Schwerpunkt der Bereich Investmentfonds. Schon kurze Zeit später kam über meinen Vater, welcher Maschinenbauingenieur ist, die Windkraft hinzu. Wir haben zusammen verschiedene Projekte realisiert, wobei ich immer den kaufmännischen Part übernommen habe. Daraus ist dann das Planungsbüro Jesaitis entstanden, welches es nach wie vor gibt und über hundert Windkraftanlagen realisiert hat.
Aufgrund dieser Erfahrungen bin ich schon einige Jahre Vorsitzender des Planerbeirats im Bundesverband Windenergie, und aus dieser Gruppe heraus kam die Idee, eine Art offenen Investmentfonds für Windkraftanlagen aufzulegen. Hieraus ist die Idee der wind 7 AG entstanden. Ende 1999 haben wir dann Nägel mit Köpfen gemacht und die Gesellschaft gegründet. Mit der Gesellschaft wollten wir ein alternatives Finanzierungskonzept für Windkraftanlagen in Deutschland etablieren, denn bisher wurden hier Windparks vor allem über KG-Modelle realisiert. Ferner wollten wir auch ein interessantes Vehikel für Engagements im Ausland schaffen.
Wir waren in der Anfangszeit sieben Partner, daher rührt auch der Name. Zu den Initiatoren gehörten die am Neuen Markt notierten Gesellschaften Umweltkontor und P&T Technology sowie mittelgroße Gesellschaften wie die NEVAG und Enersys, daneben mehrere Ingenieurbüros. Es war dann relativ schnell klar, dass ich den Vorstandsposten der Gesellschaft bekleide, die anderen Gründer sind im Aufsichtsrat vertreten.
GSC Research: Wo steht die wind 7 AG heute?
Jesaitis: Nach der Gründung haben wir im Sommer 2000 die erste Kapitalerhöhung mit über tausend Aktionären durchgeführt, und im Dezember 2000 wurde dann der erste Windpark in Betrieb genommen. Grade mal ein Jahr später haben wir genau 29 Windkraftanlagen am Netz mit einer installierten Leistung von knapp 30 Megawatt. Wir haben also in relativ kurzer Zeit einiges aufgebaut, insgesamt wurden 36 Millionen Euro investiert. Hierbei haben wir die sehr günstigen Finanzierungsmittel der Deutschen Ausgleichsbank nutzen können, wir finanzieren die Projekte mit einem 20prozentigen Eigenkapitalanteil, was uns einen erheblichen Renditehebel beschert. Dies ist weit mehr als in den KG-Modellen, welche die Windparks zudem in einem deutlich weniger günstigen Preis-/Leistungsverhältnis einkaufen.
GSC Research: Warum das?
Jesaitis: Zum einen gibt es bei den KG-Modellen einen gehörigen Anteil an Weichkosten, auch sind schon seit dem zweiten Jahr regelmäßige Ausschüttungen vorgesehen. Durch unseren Hintergrund verfügen wir über ein hervorragendes Netzwerk und langjähriges Know-how, viele KG-Initiatoren kommen beispielsweise aus dem Bereich der Schiffsfonds und müssen sich im Windbereich erst positionieren. Andere Gesellschaften kommen aus dem Planungsbereich und vermarkten nur ihre eigenen Projekte, dies natürlich möglichst teuer. Ein weiterer Vorteil unserer Gesellschaft ist die Flexibilität, wir können sehr schnell am Markt agieren. So haben wir im letzten Jahr ein Projekt gekauft, bei dem der Initiator unter erheblichem Druck stand, so dass wir an dieses Projekt sehr günstig kamen.
GSC Research: Werden die Projekte von Ihren eigenen Aktionären entwickelt?
Jesaitis: Teils, teils.
GSC Research: Könnte Sie dies nicht in einen Interessenskonflikt bringen?
Jesaitis: Wir sind vollkommen frei in unseren Investitionsentscheidungen. Wir haben zwar bisher alle Projekte aus dem Kreis der Initiatoren erworben, dies liegt aber daran, dass die anderen uns angeboten Projekte weniger interessant waren. Insgesamt haben wir etwa 200 Projekte geprüft und unter diesen die attraktivsten ausgewählt. Jeder, der etwas von der Materie versteht, kann erkennen, dass es sich um sehr günstige Preise gehandelt hat. Aktuell sind wir auch dabei, eine Reihe von hochinteressanten Projekten außerhalb des Initiatorenkreises zu prüfen, hier sind wir teilweise schon kurz vor der Vertragsunterzeichnung.
GSC Research: Dennoch bleibt der Makel der Abhängigkeit.
Jesaitis: Dem wollen wir jetzt ganz offensiv entgegentreten. Derzeit befinden wir uns intensiv im Gespräch über die Umstrukturierung des Aufsichtsrates, wahrscheinlich werden wir schon auf der nächsten Hauptersammlung mindestens zwei Aufsichtsratsmitglieder austauschen.
GSC Research: Wen haben Sie für die Posten vorgesehen?
Jesaitis: Wahrscheinlich werden Leute aus dem Bankensektor in den Aufsichtsrat kommen.
GSC Research: Derzeit haben Sie vor allem Projekte in den neuen Bundesländer.
Jesaitis: Da haben wir tatsächlich ein gewisses Übergewicht. Direkte Küstenstandorte haben natürlich mehr Wind, aber sie sind auch stärker gefragt, und das Preis-/Leistungsverhältnis ist deutlich schlechter als bei Binnenstandorten. Wir haben von Beginn an gesagt, dass wir eine möglichst breite Risikostreuung haben wollen, dies bedeutet, dass die Projekte gerade am Anfang nur zwei bis vier Anlagen umfasst haben, nun werden wir uns auch an größeren Anlagen beteiligen, womit sich die Verwaltungsaufwendungen erheblich reduzieren.
GSC Research: Wie sieht es mit der Expansion ins Ausland aus? Hier sind Sie bisher trotz Ankündigung noch nicht aktiv geworden.
Jesaitis: Wir sind seit geraumer Zeit sehr aktiv, was dieses Thema angeht, und wir haben seit einiger Zeit nach Polen, Griechenland und Spanien gute Kontakte. Jetzt gerade haben wir ein sehr konkretes Angebot über ein Projekt in Tschechien auf dem Tisch liegen. Nach Abschuss der aktuellen Kapitalerhöhung werden wir dieses Thema intensivieren, auch wenn ich davon ausgehe, dass wir die Mittel der jetzigen Kapitalerhöhung vor allem in Deutschland investieren wollen. Man muss auch ganz klar sagen, dass man eine gewisse Größe für ein Engagement im Ausland braucht, und die werden wir nach dem Börsengang haben.
GSC Research: 2001 verlief deutlich schlechter als erwartet, warum das?
Jesaitis: Wir hatten für 2001 gut zwei Millionen Umsatz geplant, tatsächlich sind es nur 1,4 Millionen Euro geworden. Was das Ergebnis unter dem Strich angeht ist jedoch die Abweichung nicht so groß, hier haben wir etwa 750.000 Euro Verlust statt der geplanten 530.000 Euro auszuweisen.
Der Grund hierfür liegt an drei Faktoren: wir hatten 2001 ein sehr schlechtes Windjahr, es gab nur etwa 80 Prozent des Windes eines durchschnittlichen Windjahres, das ist schon enorm. Ferner ist unser größtes Projekt einige Monate später in Betrieb gegangen, hier hat der Energieversorger den Netzanschluss blockiert. Auch hatten wir ein weiteres Projekt zum ersten Januar 2001 einkalkuliert, dieses hat sich jedoch als nicht mehr wirtschaftlich herausgestellt und wurde nicht realisiert.
Mit dem selben Geld haben wir ein sehr viel interessanteres Projekt erworben, statt etwa neun Prozent Eigenkapitalrendite können wir nun mit vierzehn Prozent rechnen. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass wir von Anfang an gesagt haben, dass wir ein langfristig interessantes Geschäft aufbauen wollen, insofern macht es auch keinen Sinn, kurzfristig Bilanzkosmetik zu betreiben.
GSC Research: Ihre Gesellschaft hat ambitionierte Pläne, und diese müssen finanziert werden. Inwieweit würde ein Ausbleiben von neuen Finanzierungsrunden den Fortbestand der Gesellschaft gefährden?
Jesaitis: Bei vielen jungen Gesellschaften ist es tatsächlich so, dass diese permanent auf neue Mittel angewiesen sind. Wenn wir unsere Gesellschaft auf dem aktuellen Stand einfrieren würden, dann würden wir schon in diesem Jahr einen sechsstelligen Betrag verdienen, und es würde in den folgenden zwanzig Jahren für die Aktionäre jährlich zweistellige Renditen geben. Es ist also nicht so, dass sich unsere Gesellschaft erst bei zweihundert Windkraftanlagen rentiert, auch wenn ich nicht verleugnen will, dass wir natürlich von Größenvorteilen entsprechend profitieren werden.
GSC Research: Derzeit läuft eine Kapitalerhöhung. Können Sie schon etwas über den Verlauf sagen?
Jesaitis: Bis jetzt sind wir sehr positiv überrascht worden. Viele hatten uns davor gewarnt, zu diesem Zeitpunkt eine öffentliche Platzierung in diesem Umfang durchzuführen, bis jetzt gab es aber sehr gute Rückmeldungen. Nun vertreibt auch der ökologische Finanzvertrieb Versiko (siehe HV-Bericht Versiko) unsere Aktien.
GSC Research: Wie sieht der konkrete Stand der Kapitalerhöhung aus?
Jesaitis: Es wurden schon über eine Million Euro gezeichnet, erfahrungsgemäss häuft sich das zum Ende der Zeichnungsfrist. Und erst im Februar können neue Aktionäre ohne Bezugsrechte an der Kapitalerhöhung teilnehmen. Wir sind jedenfalls sehr optimistisch.
GSC Research: Wie nehmen die institutionellen Investoren dieses Thema auf?
Jesaitis: Vom gesamten Zeichnungsvolumen wird viel an ihrem Verhalten liegen. Wir sind mit über 20 Investoren im Gespräch, auch die schon engagierten Anleger wollen zum Teil die Kapitalerhöhung mitgehen. Bei Invesco gab es allerdings ein generelles Veto gegen weitere vorbörsliche Investments, so dass von dieser Seite keine Gelder kommen werden. Jedoch Murphy & Spitz mit ihrem Umweltaktiendepot zum Beispiel hatten schon im vorbörslichen Handel zugekauft und werden sich jetzt auch an der Kapitalerhöhung beteiligen. Von ihnen stammt übrigens auch ein Research-Bericht über uns, sie wissen also somit, wie gut wir sind.
GSC Research: Werden die Initiatoren der wind 7 AG auch an der Kapitalerhöhung teilnehmen?
Jesaitis: Das ist ganz unterschiedlich, im Wesentlichen jedoch nicht. Eine Umweltkontor beispielsweise, welche selber sehr verschiedene Anlageprodukte auflegt, hat kein Interesse, sich noch in nennenswertem Umfang zusätzlich an der Wind 7 AG zu beteiligen. Ich selber übrigens werde an der Kapitalerhöhung teilnehmen, auch hatte ich schon vorbörslich Aktien zugekauft.
GSC Research: Warum werden die Aktie bei Valora gehandelt?
Jesaitis: Wir wollten den Anlegern die Möglichkeit geben, die Aktie vorbörslich zu handeln, und es haben auch eine ganze Menge Umsätze stattgefunden. Jedoch muss man bedenken, dass die Kursbewegungen nicht überzubewerten sind.
GSC Research: Wie ist der aktuelle Standpunkt hinsichtlich eines Börsenganges?
Jesaitis: Wir können einen Börsengang schon in diesem Jahr schaffen. Im November haben wir uns für IPO-Management als Berater für den Börsengang entschieden. Zusammen haben wir uns bereits bei verschiedenen Banken präsentiert, dies ist sehr positiv aufgenommen worden. Wenn die Kapitalerhöhung abgeschlossen ist, werden wir uns diesem Thema stärker widmen. Wir gehen davon aus, dass im Sommer das Konsortium steht und wir Ende 2002 bzw. bei sehr schlechtem Umfeld Anfang 2003 dann den Börsengang wagen können, wobei wir den SMAX als Handelssegment anstreben. Dieses Segment passt zu unserer Aktie als einer substanzstarken und mit wenig Risiko behafteten Anlage.
GSC Research: Herr Jesaitis, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen der wind 7 AG alles Gute für die Zukunft.