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HV-Bericht bmp AG - Für Ende des Jahres Kapitalerhöhung geplant

Am 8. Juli 2004 fand die ordentliche Hauptversammlung der bmp AG in Berlin statt. Knapp 100 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner von GSC Research, hatten sich im Ludwig-Erhard-Haus eingefunden, um sich über den Fortgang der Gesellschaft zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Berger eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Herrn Borrmann.


Bericht des Vorstands

 

 

Herr Borrmann beklagte zunächst die Abwärtsbewegung an den Kapitalmärkten und im Venture Capital-Markt seit dem Boom in den Jahren 1999 und 2000. Durch radikale und frühzeitige Restrukturierungsmaßnahmen konnte die bmp im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern aber das Überleben sichern. So konnte nach drei Verlustjahren in Folge in 2003 wieder ein Konzerngewinn erwirtschaftet werden. Mit einer kleinen Kapitalerhöhung zum Jahresende konnte darüber hinaus die Liquiditätssituation so weit verbessert werden, dass die Gesellschaft wieder in die Lage versetzt wurde, Neuinvestments zu tätigen.

 

 

 

 

Für die Zukunft zeigte sich Herr Borrmann dann auch wieder wesentlich zuversichtlicher. Er war überzeugt, in den kommenden zwei bis drei Jahren hervorragende Ergebnisse aus dem Beteiligungsportfolio zu erlösen und interessante Neuprojekte umzusetzen. Zusätzlichen Optimismus bezog der Vorstandsvorsitzende aus der guten Positionierung der Gesellschaft in Deutschland und Polen sowie aus mehreren Finanzierungspartnerschaften.

 

 

 

 

Im März 2004 konnte ein kleiner Anteil von eHedge an das Management veräußert werden, wodurch die verbleibenden rund 25 Prozent der Anteile vom Optionsrecht des Managements befreit wurden. Das Portfolio der bmp umfasste zum Jahresbeginn 27 Beteiligungen, wovon 20 den aktiven und 7 den passiven Beteiligungen zuzuordnen sind. Im Bereich der passiven Beteiligungen kam es seit Jahresbeginn zu vier Abgängen, die aber schon seit längerem wertberichtigt waren. Während die beiden Beteiligungen NetPaper und Punch Networks zu einem symbolischen Euro abgegeben wurden, meldeten die Unternehmen MD Medical Diagnostics und MegaTec Insolvenz an. Laut Herrn Borrmann war dies speziell bei MD ein Vorteil, da nun die Refinanzierungszinsen nicht mehr an die KfW gezahlt werden müssen.

 

 

 

 

Bei Röntec hat bmp den Anteil durch Kauf von einem Privatgesellschafter um rund 7 Prozent erhöht. Zudem hat sich das Unternehmen im Juni bei Jerini mit einem Prozent an der Finanzierungsrunde beteiligt. Ergänzend fügte Herr Borrmann hinzu, dass Jerini noch in diesem Jahr, aber spätestens Anfang 2005 den Börsengang plant. Als erstes Neuengagement seit 2001 hat sich die bmp an der Salt of Life in der Schweiz beteiligt. Im Februar wurde außerdem eine kleine Barkapitalerhöhung um 4,56 Prozent durchgeführt, wodurch zwei institutionelle Investoren in den Aktionärskreis aufgenommen wurden.

 

 

 

 

Insgesamt prognostizierte der Vorstandsvorsitzende für das erste Halbjahr einen leichten operativen Verlust. Bezogen auf die aktuelle aktive Beteiligungsliste erklärte Herr Borrmann, dass nahezu alle Beteiligungen Cashflow-positiv arbeiten oder durchfinanziert sind. Auf Sicht bis Jahresende soll die Anzahl der aktiven Beteiligungen zumindest gehalten und die Anzahl der passiven Beteiligungen weiter abgebaut werden. Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, verfügt die bmp über einen ausgewogenen Branchenmix mit einem Fokus auf Unternehmen in Deutschland. In den nächsten Monaten erwartete er hauptsächlich Investitionen in Polen und Deutschland.

 

 

 

 

Auch wenn sich der Mergers & Acquisitions-Markt wieder etwas belebt hat, beabsichtigt bmp nicht, sich möglichst schnell von den Beteiligungen zu trennen, da Herr Borrmann auf Sicht von ein bis zwei Jahren eine Verbesserung in der Bewertung der Unternehmen erwartet. Das Gesamtjahr will die bmp wieder mit einem Konzerngewinn abschließen und nach Möglichkeit den Vorjahreswert von 2,2 Mio. EUR übertreffen. Der Vorstandsvorsitzende zeigte sich zuversichtlich, dass die dafür nötigen ein bis zwei Beteiligungsverkäufe realisiert werden können.

 

 

 

 

Neben Neuengagements prüft das Management der bmp aber auch die Übernahme ganzer Venture Capital-Portfolios. Allerdings wird hierbei der Erwerb gegen Aktien angestrebt, um die Liquidität der Gesellschaft zu schonen. Im zweiten Halbjahr sollen zumindest zwei Studien über die bmp erstellt werden, um eine erhöhte Transparenz zu erreichen, erklärte Herr Borrmann. Für den Spätherbst kündigte er dann auch eine größere Kapitalerhöhung an, um weiterhin neue Beteiligungen eingehen zu können. Da viele Mitbewerber nicht mehr am Markt aktiv sind, sah er gute Chancen, interessante Unternehmen zu attraktiven Preisen erwerben zu können.

 

 

 

 

Die Barkapitalerhöhung soll diesmal mit einem Bezugsrecht für alle Aktionäre durchgeführt werden und zumindest 10 Mio. EUR an neuen Mitteln einbringen. Zudem prüft das Management ein Listing an der Warschauer Börse, da ein polnischer Mitbewerber ebenfalls an der dortigen Börse gelistet ist. Zum Ende seiner Ausführungen zeigte sich Herr Borrmann überzeugt, dass bmp in den kommenden Jahren noch einen erfolgreichen Weg vor sich hat.

 

 

 

 

Der Finanzvorstand Herr van Bon erläuterte dann kurz die Kennzahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres. Nach seiner Aussage resultierte der Jahresüberschuss von 2,2 Mio. EUR weniger aus dem operativen Geschäft als vielmehr aus der Auflösung einer Rückstellung für drohende Verluste über 1,5 Mio. EUR und aus dem Kauf von Verbindlichkeiten der Tochtergesellschaft bmp Venture Tech GmbH für 1 EUR, wobei sich deren Rückzahlungsverpflichtungen gegenüber der KfW auf knapp 6 Mio. EUR aufsummiert hatten.

 

 

 

 

Die Personalaufwendungen sanken im vergangenen Jahr von 1,7 auf 1,2 Mio. EUR, und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen verringerten sich von 4,6 auf 1,5 Mio. EUR. Auch auf Seiten des Zinsaufwands ergab sich eine erfreuliche Entwicklung, wobei sich dieser von 2,5 auf 1,6 Mio. EUR verbesserte. Bei einem Rückgang auf 3,3 Mio. EUR konnten im vergangenen Jahr die Abschreibungen auf Finanzanlagen mehr als halbiert werden, betonte Herr van Bon.

 

 

 

 

Nach Angaben von Herrn van Bon wird sich durch die Umstellung der Bilanzierung von HGB auf IFRS bei der bmp keine große Änderung ergeben, wobei er den Anspruch des IAS 27 nach einer "true and fair view" in Frage stellte. Darüber hinaus wird die maßgebliche Vorschrift zur Bewertung von Beteiligungen derzeit revidiert wird, so dass die Änderungen noch nicht absehbar sind, meinte der Finanzvorstand am Ende seines Berichts.


Allgemeine Diskussion

 

 

 

 

Nach Ansicht von Herrn Kunert als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hat bmp im vergangenen Jahr die Beteiligungen mehr verwaltet als gestaltet. Darüber hinaus war die Gesellschaft durchaus in ihrer Existenz gefährdet, konnte dies aber im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern verhindern, was für das Management spricht, so der Aktionärssprecher. Zudem begrüßte er die geographische Konzentration auf die Märkte Polen und Deutschland. In diesem Zusammenhang interessierte ihn auch, ob nicht auch eine Konzentration auf bestimmte Branche angebracht wäre. Wie der Vorstand Herr Günther erklärte, hat bmp zwar viele Fehler, aber auch einiges richtig gemacht, und dazu gehörte, sich nicht nur auf bestimmte Branchen zu konzentrieren. Auch in Zukunft wird die bmp keinesfalls eine sektorspezifische Allokation vornehmen, betonte der Vorstand.

 

 

 

 

Danach erkundigte sich Herr Kunert nach der Situation in Polen und der weiteren Entwicklung. Nach Aussage von Herrn Borrmann verfügt die bmp derzeit über zwei Beteiligungen in Polen, Bankier und K2, wovon Bankier vielleicht 2005 in Richtung Kapitalmarkt gehen könnte. Die Gesellschaft prüft auch weitere Engagements, bei denen aber auf wachstumsstarke und profitable Unternehmen geachtet wird. Größere Investments sollen jedoch erst getätigt werden, wenn die Kapitalerhöhung zum Jahresende durchgeführt wurde. Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, gibt es auch in Polen Fördermittel beim Engagement im VC-Bereich.

 

 

 

 

Weitere Fragen von Herrn Kunert bezogen sich auf mögliche Erträge aus Besserungsscheinen, die Börsenreife von Beteiligungen und die Chancen auf einen erfolgreichen Börsengang von Jerini. Insgesamt müsse die Sache mit Besserungsscheinen kritisch gesehen werden, und bisher konnten noch keine Gewinne aus Besserungsscheinen erzielt werden, betonte Herr Borrmann. Neben Jerini sah der Vorstandsvorsitzende noch den einen oder anderen Wert im Portfolio, der sich für einen Börsengang eignet. Sollte der aktuelle Börsengang von Epigenomics nicht erfolgreich verlaufen, würde sicherlich auch Jerini darunter leiden. Im Gegensatz zu Epigenomics hatte Jerini aber im vergangenen Jahr ein deutlich stärkeres Wachstum zu verzeichnen, meinte Herr Borrmann.

 

 

 

 

Zum Ende bat Herr Kunert um Angabe, weshalb die Beteiligung an der IVU veräußert wurde, obwohl diese Gesellschaft nun den Turnaround geschafft hat. Laut Aussage von Herrn van Bon war man mit den vorgelegten Zahlen bei der IVU nicht zufrieden und hat deshalb die letzten Aktien veräußert. Nachdem schon vorher Aktien verkauft worden waren, verblieb nur noch ein geringer Anteil, erklärte der Finanzvorstand.

 

 

 

 

Danach meldete sich Herr Dr. Diesselhorst als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort und bezeichnete die Zahlen der bmp als durchaus ungewöhnlich, da oberflächlich betrachtet das Ergebnis deutlich über dem Umsatz lag. Falls der Verzicht von Seiten der KfW nicht realisiert worden wäre, hätte die Gesellschaft wohl am Boden gelegen, und das Grundkapital wäre aufgebraucht gewesen, meinte der DSW-Vertreter. Nach Angaben von Herrn van Bon entspricht die Vorgehensweise einem Verzicht der KfW. Hätte es aber eine direkte Verzichtserklärung von Seiten der KfW gegeben, hätte dies zu Steuerbelastungen bei der bmp Venture Tech führen können. Der Finanzvorstand widersprach dann der Aussage von Dr. Diesselhorst über den möglichen Verlust des Grundkapitals bei Nichtvorliegen dieser Transaktion, da diese Transaktion das Eigenkapital innerhalb der AG überhaupt nicht berührt und somit auch kein Verlust vorgelegen hätte.

 

 

 

 

Dann bat der DSW-Vertreter um Angabe der Ergebnisse bei den einzelnen Beteiligungen und erkundigte sich nach möglichen Risiken aus insolventen Beteiligungen. Laut Herrn Borrmann können die Daten zu den einzelnen Beteiligungen nicht herausgegeben werden, da dies den einzelnen Unternehmen schaden würde. Normalerweise haben im Vorfeld von Insolvenzen immer schon Gespräche mit dem Management stattgefunden, und die bmp hat kaum Gelder kurz vor Insolvenzanmeldung erhalten, so dass Herr van Bon das Risiko auf Rückforderungen von Seiten der Insolvenzverwalter als gering ansah. Bisher musste bmp lediglich einmal 5,5 TEUR zahlen, hat aber andererseits in diesem Zusammenhang 60 TEUR erhalten.

 

 

 

 

Der Aktionärsvertreter erfragte dann noch, ob es der bmp derzeit überhaupt möglich ist, sich beim vorhandenen Portfolio an Finanzierungsrunden zu beteiligen. Nach Aussage des Vorstands ist die Gesellschaft derzeit sehr wohl in der Lage, das bestehende Portfolio mit der vorhandenen Substanz zu begleiten, zumal aktuell kein Bedarf an Finanzierungsrunden besteht.

 

 

 

 

Dr. Diesselhorst begrüßte die geplante Kapitalerhöhung und hielt diese auch für nötig. In diesem Rahmen verlangte er schon nähere Ausführungen zu den Zielen der Kapitalerhöhung und dem Bezugsrecht. Der Vorstandsvorsitzende versprach, dass bei der anstehenden Kapitalerhöhung allen Aktionären ein Bezugsrecht eingeräumt wird. Zum Preis der Kapitalerhöhung und sonstigen Begleitumständen konnte er jedoch noch keine Angaben machen. Herr Dr. Diesselhorst brachte dann noch seine Hoffnung auf bessere Entscheidungen des Managements in der Zukunft zum Ausdruck.

 

 

 

 

Herr Falldorf befragte den Vorstand, was er aus den bisherigen Fehlern gelernt hat und worauf die Gesellschaft nun achtet, um künftig von Problemen verschont zu bleiben. Nach Aussage von Herrn Günther lag der Hauptgrund des Scheiterns bei den Beteiligungen meist in der mangelnden Qualität des Managements oder auch in der Fehleinschätzung über die zeitliche Entwicklung von Märkten. Aus diesem Grund legt bmp bei Beteiligungen nun wesentlich mehr Wert auf das Managementteam.


Abstimmungen

 

 

 

 

Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 12,5 Mio. EUR waren 5.076.072 EUR entsprechend 40,61 Prozent vertreten. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Entlastung des Vorstands (TOP 2), Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 3) und Wahl des Abschlussprüfers (TOP 4) wurden jeweils bei wenigen Gegenstimmen gefasst.


Fazit und eigene Meinung

 

 

 

 

Nach verlustreichen Jahren konnte die bmp AG im Jahr 2003 wieder einen Jahresüberschuss erzielen. Allerdings beruhte der Gewinn nicht auf Beteiligungsverkäufen, sondern entstand durch die Auflösung einer Rückstellung für Drohverluste und den ergebniswirksamen Forderungsabkauf über 6 Mio. EUR. Neben diesen erfreulichen Vorgängen konnten auch die Verbindlichkeiten deutlich zurückgefahren werden.

 

 

 

 

Das Beteiligungsportfolio der bmp AG besitzt eine gesicherte Finanzierungsbasis, so dass die Gesellschaft hier kaum neue Mittel investieren muss, sondern den Exit aussichtsreicher Börsenkandidaten abwarten kann. Damit dürfte sich wohl schon im laufenden Jahr, aber spätestens in 2005 der Umsatz wieder deutlich ausweiten. Aufgrund der in den vergangenen Jahren vorgenommenen Abschreibungen auf die Beteiligungswerte dürfte beim Exit eine interessante Rohertragsmarge erzielt werden.

 

 

 

 

Im laufenden Jahr will die bmp noch eine Kapitalerhöhung durchführen, die dem Unternehmen neue Mittel für weitere Engagements einbringen soll, da derzeit noch interessante Beteiligungsmöglichkeiten auf niedrigem Bewertungsniveau bestehen. Nachdem bmp nun die schwierigen letzten Jahre überstanden hat, sollte sich der Aktienkurs aufgrund verbesserter Aussichten mittelfristig auch wieder nach oben bewegen.


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Veröffentlichungsdatum: 12.07.2004 - 08:27
Redakteur: tre
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