Am 29. Juni 2004 fand die ordentliche Hauptversammlung der OnVista AG in Köln statt. Rund 70 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Lars Ahns von GSC Research, hatten sich um 10:30 Uhr im Mediapark eingefunden, um sich über die Entwicklung der Gesellschaft zu informieren. Mit einer kurzen Begrüßung eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Paul-Bernhard Kallen die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Vorstandssprecher Fritz Oidtmann.
Bericht des Vorstands
Auch Herr Oidtmann bedankte sich für das Interesse der Anwesenden an der Entwicklung der OnVista AG und kündigte schon an, dass es ihm als Mitgründer, Aktionär und Vorstand der Gesellschaft eine besondere Freude ist, über die außerordentlich spannende und perspektivenreiche Phase berichten zu können, in der sich OnVista derzeit befindet. Da sich im Laufe des Geschäftsjahres einige Umstrukturierungen ergeben haben, gab Herr Oidtmann zuerst einen Überblick über die Geschäftsfelder und ging daran anschließend auf die einzelnen Entwicklungen ein.
Nach Aussage von Herrn Oidtmann stützt sich das Geschäftsmodell der OnVista unverändert auf zwei Säulen, und zwar erstens das Geschäftsfeld Media, bestehend im Wesentlichen aus der OnVista Media GmbH, an der die Holding, also die OnVista AG, sämtliche Anteile hält. Das zweite Standbein ist das Geschäftsfeld Technologies, seit einigen Monaten repräsentiert durch eine Beteiligung an der IS.Teledata AG in Höhe von 33,5 Prozent.
Kern der OnVista Media GmbH bildet das Portal www.onvista.de, welches dem finanzmarktinteressierten Nutzer mit Sicherheit ein Begriff sein dürfte. In diesem Zusammenhang berichtete Michael W. Schwetje, Vorstand Media und Finanzen, von Marktanalysen, die der OnVista eine seit drei Jahren unangefochtene Marktführerschaft bescheinigen (gefolgt von Finanztreff.de und Faz.net). Bestätigt durch diesen Erfolg wurde im Bereich der onlinebasierten Informationsbereitstellung eine Kernkompetenz definiert, die ausgebaut werden soll. Diesem Gedanken folgend wurden, wie Herr Schwetje weiter ausführte, einige Themenbereiche analysiert und auf Marktchancen hin untersucht. Spezielle Bewertungskriterien wie hohe Media-Spendings [(Werbeausgaben) der Branche, eine niedrige Wettbewerbsintensität oder eine Antizyklizität zu Finanzen wurden analysiert und gewichtet. Als Ergebnis wurde der Themenkomplex Gesundheit identifiziert und über ein Investment in das Portal Medicine-Worldwide in das Portfolio integriert.
Über den Kaufpreis wurde mit den Altgesellschaftern nach Aussage von Herrn Schwetje Stillschweigen vereinbart. Er bezeichnete diesen aber angesichts der Chancen dieses Geschäftsfelds und der Tatsache, dass die Gesellschaft keine nennenswerten Verluste produziert und nicht fremdfinanziert ist, als angemessen.
Das zweite Geschäftsfeld der OnVista AG ist, wie bereits erwähnt, der Bereich Technologies. Dort werden Daten der verschiedensten Anbieter aufbereitet und an Lizenzkunden geliefert. Dieser Bereich war im letzen Jahr das Sorgenkind. Nach Aussage von Herrn Oidtmann, der gleichzeitig Finanzvorstand der IS.Teledata AG ist, hat die schwache Konjunktur bei einigen Lizenzkunden harte Sparmaßnahmen erfordert. Daraus entstand ein verschärfter Wettbewerb, der vor allem mit der IS Innovative Software AG sehr hart geführt wurde. Nachdem nun beide Gesellschaften zur IS.Teledata AG verschmolzen worden sind, hofft man auf sich nun stabilisierende Margen.
Nach dieser Einführung präsentierte Finanzvorstand Michael Schwetje den Jahresabschluss. Wie schon angedeutet ist eine Vergleichbarkeit aufgrund systematischer Verschiebungen durch Änderungen des Konsolidierungskreises nicht gegeben. Aufgrund der Fusion wurde die OnVista Technologies GmbH ab dem 30.11.2003 entkonsolidiert. Dadurch ist auch zu erklären, wie bei einem EBIT von minus 5,01 Mio. EUR ein Ergebnis vor Steuern von 7,56 Mio. EUR erzielt werden konnte. Durch die Verschmelzung wurden erhebliche stille Reserven gehoben. Operativ konnten die Verluste im Geschäftsfeld Technologies von 2,64 Mio. EUR nicht durch die bessere Entwicklung im Bereich Medien kompensiert werden. Hinzu kamen operative Verluste im Segment Corporate Services von 2,91 Mio. EUR. Hier wurden hauptsächlich Beteiligungen nicht liquiditätswirksam abgeschrieben.
Nach dieser Präsentation ergriff Herr Oitdmann wieder das Wort, um einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Wie schon eingangs beschrieben, glaube er, dass die OnVista gut aufgestellt ist. Das über den Planungen liegende 3-Monatsergebnis 2004 stimme positiv. Im Konzern lagen alle Ergebniskennzahlen im Plus. Im Geschäftsfeld Media stieg der Umsatz um 66 Prozent auf 1,56 Mio. EUR. Das Segmentsergebnis legte sogar um 102 Prozent auf 0,43 Mio. EUR zu. Auch wenn das erste Quartal traditionell etwas stärker ist, zeigte er sich mit der Entwicklung äußerst zufrieden. Mit Medicine-Worldwide habe man zudem ein Portal erworben, mit dem man an einem weiteren Megatrend, dem steigenden Gesundheitsbewusstsein, partizipieren wolle. Trotz der Investitionen in den neuen Bereich erwartete Herr Oidtmann ein schwarzes Segmentergebnis am Ende des Jahres.
Vor allem das Sorgenkind Technologies hat nach Darstellung von Herrn Oidtmann durch die Verschmelzung an Wettbewerbsstärke gewonnen. Im ersten Quartal wurde bereits ein kleines positives Beteiligungsergebnis erzielt. Das Potenzial sei jedoch noch nicht ausgereizt. Der Schwerpunkt der Anstrengungen verschiebe sich nun in das Marktsegment der standardisierten und integrierten Lösungen für professionelle Anwender, das traditionell von großen Terminal- und Datenanbietern wie Reuters dominiert ist. Aufgrund der positiven Resonanz von Kunden auf die Produkte der IS.Teledata sieht der Vorstand hier Wachstumsperspektiven. Entscheidend sei nun, dass der Markt wieder anziehe, denn nach wie vor befinde man sich in einem schwierigen Marktumfeld.
Für das Gesamtjahr prognostizierte Vorstandssprecher Oidtmann einen Konzernumsatz von über 5 Mio. EUR. Da der Vorstand der OnVista AG in beiden Geschäftsfeldern schwarze Zahlen erwartet, soll auch das Konzernergebnis vor Steuern positiv ausfallen, und zwar ohne Sondereffekte. Dabei kündigte der Vorstand eine Umsatzrendite vor Steuern im zweistelligen Prozentbereich an.
Allgemeine Diskussion
Als Erster meldete sich Herr ten Doornkaat von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu Wort und lobte den recht ausführlichen Geschäftsbericht, regte jedoch an, in Zukunft eine größere Schriftgröße zu wählen und für die doch unvermeidlichen englischen Begriffe ein Glossar anzulegen. Bezüglich der weiteren Strategie interessierte ihn dann, ob die OnVista weiter ein rein werbefinanziertes Portal betreiben will oder ob über kostenpflichtigen Content nachgedacht wird. Weiterhin regte er eine individuelle Aufstellung der Vorstandsvergütung an.
Bezüglich des neuen Medizin-Portals gab Herr ten Doornkaat zu bedenken, dass eben nicht der Endkunde über die Medikamentenwahl entscheidet, sondern dass der Hausarzt das Produkt verschreibt. Sollen Pharmakonzerne als Werbekunden gewonnen worden, erhebt sich nach Ansicht des SdK-Sprechers die Frage, ob eine Plattform, die vorrangig Ärzte anspricht, nicht erfolgsversprechender wäre.
Im Anschluss ergriff Herr Zukunft das Wort. Diesen interessierte als Privatanleger, wie der Vorstand die weitere Dividendenpolitik sieht. Weiterhin wollte er wissen, wie hoch der Anteil der Werbeeinnamen an Gesamtumsatz der OnVista Media ist.
Antworten
Die Anregungen zur Gestaltung des Geschäftsberichts nahm der Vorstand gerne auf. Wie er dann weiter ausführte, ist er der Meinung, dass die detaillierte, aber nicht individualisierte Ausweisung der Vorstandsvergütung das richtige Verhältnis zwischen dem Informationsinteresse der Aktionäre und dem Interesse der Vorstandsmitglieder auf Wahrung ihrer Persönlichkeitsrechte trifft. Wie auch dem Geschäftsbericht zu entnehmen sei, geht es in der Summe um 304 TEUR an fixer und um 156 TEUR an variabler Vergütung.
Bezüglich der Finanzierung der Portale wurde nach Aussage von Herrn Schwetje auch verschiedentlich mit kostenpflichtigen Inhalten experimentiert, die Verwaltung der OnVista sieht aber die Zukunft ganz klar in einer nahezu reinen Werbefinanzierung. Über die optimale Zielgruppe des neuen Medizinportals hat sich das Management ebenfalls Gedanken gemacht. Als entscheidendes Kriterium verwies Herr Schwetje hier auf die Gesundheitsreform, in deren Folge eine sukzessive Verschiebung der Werbeansprache weg vom Arzt hin zum Patienten festzustellen sei. Seiner Meinung nach sei auch zu beobachten, dass Pharmakonzerne nun beginnen, gezielt ein Markenimage aufzubauen. Da dieser Trend erst am Anfang steht, sieht der Vorstand hier noch erhebliches Potenzial. Den Anteil der Werbeeinnahmen bei OnVista Media bezifferte er mit circa 99 Prozent.
In Bezug auf eine anlegerfreundliche Dividendenpolitik zeigte sich der Vorstand offen, eine Grundvorrausetzung seien aber operative Überschüsse.
Abstimmungen
Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 6.700.000 Euro, eingeteilt in die gleiche Anzahl Aktien, waren rund 74,38 Prozent vertreten. Zur Abstimmung stand neben der Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) die Wahl des Abschlussprüfers (TOP 4) und eine Änderung der Satzungsbestimmung zum Unternehmensgegenstand (TOP 5). Weiterhin wurde über die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals entschieden (TOP 6) und über die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7). Alle Tagesordnungspunkte wurden mit Quoten zwischen 99,993 Prozent und 100 Prozent genehmigt.
Fazit und eigene Meinung
Die Hauptversammlung der OnVista AG machte insgesamt einen guten Eindruck. Vor allem der graphisch gut unterstütze Bericht des Vorstands ließ kaum Fragen offen. So ging die Hauptversammlung auch schon nach knapp zwei Stunden ihrem Ende entgegen.
Bezüglich der weiteren Entwicklung des Aktienkurses ist vor allem entscheidend, ob die Fusion im Segment Technologies den erhofften Druck von den Margen nimmt. Weiterhin muss beobachtet werden, wie das neue Gesundheitsportal bei Werbekunden aufgenommen wird. Die nächsten Quartale werden zeigen, ob sich der positive Trend bestätigt.
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Hinweis: Der Autor ist Aktionär der OnVista AG!