Das auf der Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2002 im September 2004 (Näheres finden Sie im HV-Bericht von GSC Research) von der Verwaltung der Securenta AG abgegebene Versprechen, die Anteilseigner noch im Verlauf des Jahres 2004 zur Hauptversammlung über das Jahr 2003 einzuladen, konnte eingehalten werden, und die Anteilseigner waren zu vorweihnachtlicher Stunde am 22. Dezember 2004 in das Hotel Freizeit Inn in Göttingen geladen.
Der stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende Martin Hildebrandt begrüßte die etwa 200 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach der Erledigung der üblichen einleitenden Formalien sowie der Entschuldigung des terminlich verhinderten Aufsichtsratsvorsitzenden dem Vorstandssprecher Dr. Jürgen Rinnewitz das Wort.
Bericht des Vorstands
Nach der Begrüßung des Auditoriums bedankte sich der Securenta-Chef für das Interesse der Teilnehmer am Unternehmen auch zu einem Termin so kurz vor Weihnachten. Einleitend stellte er die aus Sicht der Verwaltung erreichten fünf Ziele der vergangenen Jahre vor. Dabei handelt es sich zuerst um die Vorlage des letzten noch ausstehenden Jahresabschlusses, die Verzögerungen sind nach seinen Angaben hauptsächlich durch das Moratorium über die Tochtergesellschaft Bankhaus Partin entstanden. Inzwischen ist dieser gesamte Komplex aufgearbeitet worden, und nach derzeitigen Planungen soll mit der Vorlage des Jahresabschlusses 2004 im ersten Halbjahr 2005 und einem Termin im Juni endlich auch wieder die Rückkehr in die vom Gesetzgeber gesetzte Frist erfolgen.
Zweitens zeigte sich Dr. Rinnewitz sehr zufrieden mit dem Verlauf der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, die im Jahre 1999 gegen die Gesellschaft eingeleitet worden waren und am 24. September 2002 in einem Freispruch "erster Klasse" endeten. (Anm. des Verfassers: Nähere Einzelheiten zu diesem Themenkreis können dem Hauptversammlungsbericht aus dem Jahre 2002 entnommen werden). Weitere wichtige Punkte waren die Abkehr von alten Entscheidungsstrukturen hin zu einer neuen Geschäftskultur sowie die vollzogene Wandlung vom Anbieter eigener Produkte zu einem Service- und Dienstleistungsunternehmen für Finanzkunden.
Als fünften und wichtigsten Punkt führte der Vorstandssprecher jedoch die Ergebnisentwicklung und die endgültig vollzogene Rückkehr in die Gewinnzone an. Musste für das Katastrophenjahr 1999 noch ein Verlust von 118 Mio. EUR und für das Jahr 2000 ein Fehlbetrag von 50,9 Mio. EUR ausgewiesen werden, konnten die Verluste in 2001 bereits auf 6,7 Mio. EUR reduziert werden. Im Jahr 2002 gelang, nicht zuletzt als erstes Ergebnis der in diesem Zeitraum vollzogenen strategischen Neuausrichtung des Unternehmens, laut Vorstand mit einem Ergebnis von plus 3,9 Mio. EUR die Rückkehr in die Gewinnzone. Im Geschäftsjahr 2003 hat sich dieser positive Trend weiter fortgesetzt und zu einem Überschuss von 5,6 Mio. EUR geführt. Auch für das Jahr 2004 erwartet der Vorstand bei Berücksichtigung aller möglichen Risikofaktoren wieder ein positives Ergebnis. Trotz dieses Erfolgs, der laut Dr. Rinnewitz in einem sehr widrigen Umfeld erreicht wurde, werde man sich darauf nicht ausruhen, sondern weiter konsequent an einer Verbesserung der geschäftlichen Lage der Securenta AG arbeiten.
Wichtige Faktoren für den bisherigen Erfolg des Unternehmens auf dem Weg der Restrukturierung waren laut Vorstandssprecher die flexible Reaktion und Mitgestaltung von Veränderungen des Markt- und Regelungsumfelds, die Sicherstellung hoher Qualitätsstandards, die qualifizierten und sehr motivierten Mitarbeiter sowie nicht zuletzt die sehr treuen und loyalen Anleger und Aktionäre. Dr. Rinnewitz sieht die Securenta AG auf dem "besten Wege, die selbst gesetzten hohen Ziele zu erreichen."
Trotz der bereits erzielten Fortschritte und Erfolge liegen laut Verwaltung jedoch noch eine Reihe von Aufgaben auf dem Weg hin zu einer dauerhaften Sicherung des Unternehmens in seiner neuen strategischen Ausrichtung. Wichtige Punkte, die dabei beachtet und gegebenenfalls verbessert werden müssen, sind demnach die Anpassung an die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen, da der Markt für geschlossene Fonds vollkommen zu Recht unter verstärkte staatliche Kontrolle stellt, sowie der Eintritt in eine Kommunikation anstelle der Konfrontation mit den Kontrollorganen des Finanzmarkts. Die größte und wichtigste Herausforderung, für die in den kommenden Jahren noch stärker gearbeitet werden soll, ist laut Dr. Rinnewitz jedoch die messbare Wertschöpfung für die Aktionäre und Anleger der Securenta AG. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass die Auszahlungsthemen für die Jahre 1999 ff. ab Januar 2005 mit Vehemenz vorangetrieben werden sollen.
Mit Blick auf das Zahlenwerk des Geschäftsjahres 2003 stellte Dr. Rinnewitz fest, dass sich die finanzielle Lage des Unternehmens trotz der nach wie vor bestehenden Liquiditätsanspannungen weiter verbessert hat und dass dank der guten Marktpositionierung im Nischenmarkt der Emissionsdienstleistungen erneut ein positives Jahresergebnis erzielt werden konnte. Der Jahresüberschuss verbesserte sich um 44 Prozent von 3,86 auf nunmehr 5,6 Mio. EUR, sehr erfreut zeigte sich Dr. Rinnewitz auch über das von minus 14,2 auf 4,8 Mio. EUR verbesserte Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit.
Aufgrund des positiven Jahresergebnisses verringert sich der bestehende Bilanzverlust von 155,1 auf 149,5 Mio. EUR, das Eigenkapital hat sich von 42,5 auf 49,5 Mio. EUR erhöht, was bei einer Bilanzsumme von 320 (286,9) Mio. EUR einer Eigenkapitalquote von 15,4 nach 14,8 Prozent im Vorjahreszeitraum entspricht. Das Ergebnis je Aktie nach DVFA/SG belief sich laut Dr. Rinnewitz auf 0,08 nach 0,05 EUR im Vorjahr.
Die einzelnen Unternehmensbereiche haben sich laut Vorstand wie folgt entwickelt: Im neuen Kernkompetenzfeld Emissionsdienstleistungen lag der Fokus klar auf der verstärkten Serviceausrichtung sowie der Betreuung und Gewinnung von neuen Kunden und Vertriebspartnern, die das Dienstleistungsspektrum der Unternehmensgruppe im Rahmen einer langfristigen Zusammenarbeit nutzen. Dr. Rinnewitz betonte nochmals die bereits auf der vergangenen Hauptversammlung dargelegte Zielsetzung, die Securenta AG zu einem führenden Dienstleister von Emissionsdienstleistungen auszubauen.
Das Geschäftsfeld Immobilien war auch im Jahr 2003 vom anhaltend schwierigen Umfeld auf dem deutschen Markt für Gewerbe- und Büroimmobilien betroffen, so der Vorstandssprecher weiter. Insbesondere die hohe Anzahl an Unternehmensinsolvenzen sowie die bestehenden hohen Leerstandsraten haben nach seiner Angabe Druck bei den Anschlussmieten, aber auch bei bestehenden Verträgen ausgeübt. Auch die Securenta AG konnte sich dieser Entwicklung nicht entziehen und musste vor allem bei Objekten in den neuen Bundesländern Reduktionen des Mietzinses zustimmen.
Im Berichtsjahr wurde vor diesem Hintergrund nur in den Werterhalt der Bestandsobjekte investiert, die Jahresmieteinnahmen beliefen sich auf 6,16 Mio. EUR, die Aufwendungen für Zins- und Tilgungsleistungen bei den Finanzierungen betrugen 4,38 Mio. EUR. Zum Bilanzstichtag 2003 besitzt die Gesellschaft 22 Objekte im Anlage- und 2 Objekte im Umlaufvermögen. Bei den beiden letzteren Objekten handelt es sich neben der Siekhöhe in Göttingen auch um die Pacelli-Allee in Berlin. Die stillen Reserven im Immobilienbestand bezifferte die Verwaltung auf 16,64 Mio. EUR und damit 2 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Der Bereich Unternehmensbeteiligungen wird im Wesentlichen durch die Tochtergesellschaft Gutingia Lebensversicherung AG repräsentiert und steht für die zweite Kernkompetenz der Securenta AG, den Versicherungsbereich. Die Neuausrichtung der Gutingia hat sich im Berichtszeitraum laut Dr. Rinnewitz noch nicht in vollem Umfang ausgewirkt, hingegen ist die Entwicklung im Laufe des Jahres 2004 sehr positiv verlaufen. Das Neugeschäft entwickelte sich mit 24,8 nach 40,9 Mio. EUR weiterhin rückläufig, ebenfalls hat die Zahl der neuen Verträge auf 1.680 (Vj.: 2.094) abgenommen, der gesamte Vertragsbestand beläuft sich auf 27.416 nach 29.756 im Vorjahr. Nicht zuletzt dank eines von 23,1 auf 24,4 Mio. EUR verbesserten Kapitalanlageergebnisses haben sich die Nettoerträge der Gutingia jedoch auf 1,37 Mio. EUR nach 800 TEUR im vergangenen Geschäftsjahr verbessert.
Mit Blick auf das Urteil des BGH vom 19. Juli 2004 sowie weitere ähnliche gerichtliche Entscheidungen betonte Dr. Rinnewitz, dass diese sich nicht auf frühere Produkte der Securenta AG bezogen haben und dass darüber hinaus in den Urteilen klar festgestellt worden ist, dass etwaige Schadensersatzansprüche nur bestehen, wenn die Beratung und Information der Anleger über mögliche Risiken nicht ausreichend war. In diesem Punkt habe man sich jedoch, so der Vorstandssprecher weiter, nichts vorzuwerfen und sowohl im Verkaufsprospekt als auch auf den entsprechenden Zeichnungsscheinen jeweils explizit auf den Charakter der unternehmerischen Beteiligung und etwaige Risiken hingewiesen.
Abschließend warnte Dr. Rinnewitz, der sich zuvor klar zum Anlegerschutz bekannt hat, jedoch vor selbsternannten Anlegerschützern, bei denen die eigene Gewinnerzielungsabsicht klar über den Interessen ihrer Mandanten angesiedelt ist. Er betonte jedoch, dass es durchaus auch seriöse Anlegerschützer gibt, deren Tätigkeit er keinesfalls kritisiere.
In Bezug auf den in der Einladung zur Hauptversammlung angekündigten Kapitalschnitt im Verhältnis 2:1 betonte Dr. Rinnewitz die Notwendigkeit eines solchen Beschlusses zur Abdeckung der bilanziellen Verlustvorträge und damit einhergehend der Wiederherstellung der Dividendenfähigkeit des Unternehmens. Entscheidende Voraussetzung für eine solche Beschlussfassung ist jedoch, dass die Verwaltung die zum Beschluss- und nicht zum Einladungszeitpunkt bestehende Verlusthöhe exakt beziffern kann. Eine solche kann jedoch derzeit nicht mit der nötigen Rechtssicherheit festgestellt werden.
Problem ist hier laut Vorstandssprecher ein noch nicht vorliegendes Urteil des Bundesfinanzhofs aus einer mündlichen Verhandlung vom 28. Oktober 2004. In dieser Verhandlung ging es um die Anerkennung der Berechtigung der Securenta AG zum Vorsteuerabzug auf atypisch stille Beteiligungen, die vom Gericht auch mündlich bestätigt wurde. Aufgrund eines ähnlich gelagerten Verfahrens, das derzeit vor dem EuGH anhängig ist, hat der Bundesfinanzhof bis jetzt jedoch noch kein schriftliches Urteil vorgelegt, so dass die erforderliche Rechtssicherheit für die Fassung des Kapitalherabsetzungsbeschlusses fehlt.
Angesichts des aus diesem Rechtsstreit möglicherweise resultierenden Mittelzuflusses in "nicht ganz zu vernachlässigender Größenordnung" soll der Tagesordnungspunkt abgesetzt und der kommenden Hauptversammlung erneut zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Eventuell ergibt sich zusammen mit einem erneut positiven Jahresergebnis in 2004 auch dann die Möglichkeit einer Kapitalherabsetzung in geringerem Umfang, so der Vorstandssprecher weiter.
Abschließend berichtete Dr. Rinnewitz dem Auditorium über den bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres 2004 mit dem Hinweis, dass die Sterne für das Unternehmen sicherlich besser stehen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Im Laufe des Jahres 2004 sei es gelungen, den erreichten Status weiter auszubauen und erstmals aus allen operativen Töchtern Ertrags- und Liquiditätsbeiträge für die Securenta AG zu vereinnahmen. Auch in 2004 wurden laut Verwaltung weitere Anstrengungen zur Absenkung der Kosten unternommen.
Besonders zufrieden zeigte sich Dr. Rinnewitz jedoch mit der Entwicklung der beiden Kernaktivitäten Emissionsdienstleistungen und Versicherungen. Nach einem Neugeschäft in 2003 von 70 Mio. EUR konnte das beantragte Volumen bis Mitte Dezember auf 420 Mio. EUR nahezu versechsfacht werden, und bereits per September lag es mit 273,25 Mio. EUR um ein Mehrfaches über dem Vorjahreslevel.
Das Neugeschäft der Gutingia Lebensversicherung liegt per Tag der Hauptversammlung bei 280 Mio. EUR und damit deutlich über den auf der Hauptversammlung im September 2004 genannten Planwerten von rund 200 Mio. EUR. Der Vertragsbestand liegt per 22. Dezember 2004 bei 29.892, und die Versicherungssumme wurde von 920,6 auf 1.075 Mio. EUR ausgeweitet. Wenngleich der Vorstand für 2005 nicht erneut mit einer so starken Wachstumsdynamik rechnet, soll das Niveau dennoch weiter erhöht werden. Eine Prognose für 2004 wollte Dr. Rinnewitz nicht abgeben, kündigte den Anteilseignern jedoch an, dass sie "sich auf die nächste Hauptversammlung besonders freuen" dürfen.
Allgemeine Aussprache
Nach Gesprächen mit von ihm in der Vergangenheit akquirierten Kunden erkundigte sich der erste Redner nach den weiteren Aussichten der Beteiligungssparpläne. In diesem Kontext schilderte er zwei Fälle, in denen Kunden nach eingezahlten Sparraten von 6.000 EUR eine Wertmitteilung über 66 EUR und bei 12.000 EUR eine solche über 227 EUR erhalten haben. Die ebenfalls erfragten Angaben über erhaltene Einzahlungen in den Jahren bis 1997 und von 1998 bis 2003 beantwortete der Vorstandssprecher unter Hinweis auf den fehlenden Bezug zur Tagesordnung und das Geschäftsjahr 2003 nicht, bot jedoch an, direkt im Anschluss an die Hauptversammlung die beiden geschilderten Fälle im persönlichen Gespräch und unter Hinzuziehung der Anlegerbetreuung zu prüfen und bestehende Fragen zu beantworten.
Die nächste Frage galt dem weiteren Vorgehen und dem nötigen Zeithorizont, bis der Beteiligungswert die Einlagesumme wieder erreicht hat. Angesichts des unternehmerischen Charakters der Beteiligung ist die Nennung eines konkreten Zeithorizontes laut Dr. Rinnewitz natürlich nicht möglich, er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die jetzigen Organe und damit auch die Anlegergeneration, die die Gelder eingezahlt haben, etwas von der Ernte mitnehmen werden und nicht erst die Enkel. Die ebenfalls erfragten Kosten der Rechtsverfolgung im Geschäftsjahr 2003 wurden vom Vorstand mit 522.027,35 EUR angegeben.
Als nächster Redner meldete sich Rechtsanwalt Hobbeling als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort und zeigte sich trotz der zweiten Hauptversammlung im Kalenderjahr 2004 wenig erfreut über den Zustand des Unternehmens sowie die weiteren Aussichten. Nach Einschätzung des Aktionärsschützers zieht sich das Thema Kapitalvernichtung wie ein roter Faden durch die bisherige Unternehmensgeschichte der Securenta AG. Mit Blick auf die Aufgabe der eigenen Vertriebsaktivitäten im Jahre 2001 wollte Herr Hobbeling wissen, inwieweit sich das Unternehmen hierdurch möglicherweise zu stark in die Abhängigkeit von Dritten begeben hat.
Beim früheren Vertrieb handelte es sich laut Auskunft von Dr. Rinnewitz nicht um eigene Vertriebsmitarbeiter des Unternehmens, sondern um selbständige Vertriebsleute gemäß §84b, mit denen aufgrund dieser Struktur ohnehin keine Vertriebsexklusivität bestand. Der Rückzug aus dem Vertrieb erfolgte laut Vorstandssprecher angesichts des damaligen Marktumfelds, in dem es angesichts der laufenden Ermittlungen und der öffentlichen Anfeindungen gegen die Securenta AG fast unmöglich geworden war, die eigenen Produkte an den Anleger zu bringen.
Im Zusammenhang mit der Feststellung von Dr. Rinnewitz, dass sich die Securenta AG in der nun besetzten Marktnische Emissionsdienstleistungen sehr wohlfühlt, erkundigte sich der Aktionärsschützer nach den fünf größten Kunden in diesem Bereich sowie der Größenordnung der dort erzielten Umsatzerlöse. Die Nennung der Kundennamen ist nach Angabe von Dr. Rinnewitz wegen negativer Erfahrungen in der Vergangenheit nicht möglich, um die Kunden vor etwaigen Anfeindungen wegen ihrer Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zu bewahren. Bei den bestehenden Verträgen handelt es sich laut Verwaltung jedoch um längerfristige Vereinbarungen, die Laufzeiten von bis zu zehn Jahren aufweisen und daher für das Unternehmen einen hohen Grad an Planbarkeit ermöglichen. Die Umsatzerlöse aus diesem Geschäftsbereich beliefen sich im Berichtszeitraum auf 8,074 Mio. EUR, erscheinen in den Umsätzen der Securenta AG selbst jedoch kaum, da diese überwiegend in den Tochtergesellschaften erwirtschaftet werden.
Unter Bezugnahme auf das Objekt Siekhöhe in Göttingen und die dort investierten 12 Mio. EUR wollte Herr Hobbeling den aktuellen Stand der Baumaßnahmen wissen sowie eine Antwort darauf haben, inwieweit die 12 Mio. EUR an diesem Ort sinnvoll investiert worden sind. Laut Vorstandssprecher befindet sich die Verwaltung derzeit in Gesprächen mit möglichen Interessenten über eine Veräußerung des derzeit im Rohbau befindlichen Bürokomplexes. Eine Prognose über mögliche Veräußerungserlöse sowie den Zeithorizont wollte Dr. Rinnewitz angesichts des noch frühen Stadiums der Gespräche nicht abgeben. Hinsichtlich der Sinnhaftigkeit der Investition erklärte Dr. Rinnewitz, dass diese heute natürlich nicht mehr in dieser Form getätigt würde, zum Zeitpunkt der Investitionsentscheidung war diese jedoch durchaus sinnvoll, zudem war damals auch eine Verlagerung von Aktivitäten des Bankhauses Partin nach Göttingen angedacht.
Befragt nach dem aktuellen Status beim Insolvenzverfahren des Bankhauses Partin erklärte die Verwaltung, dass sich diese Gesellschaft weiterhin in Abwicklung befindet und dass das Insolvenzverfahren geordnet und ohne besondere Vorkommnisse verläuft. Aufgrund vertraglicher Verpflichtungen aus der Vergangenheit muss die Securenta AG noch 15,7 Mio. EUR an den Insolvenzverwalter zahlen, ein für Dr. Rinnewitz nicht ganz nachvollziehbares Procedere, das jedoch der juristischen Regel "pacta sunt servanda" (lateinisch.: Verträge sind einzuhalten) geschuldet ist. Einer möglichen Quote aus dem Verfahren sieht Dr. Rinnewitz zurückhaltend entgegen und riet, "sich nicht reich zu rechnen".
Ein weiterer Fragenkomplex von Herrn Hobbeling beschäftigte sich mit den laufenden gerichtlichen Verfahren mit Beteiligung der Securenta AG. Laut Verwaltung wird die Gesellschaft dabei durch die Kanzlei Naumer & Naumann vertreten, die in keinerlei Beziehung zu Vorstand und Aufsichtsrat steht. Das gegenüber dem Unternehmen geltend gemachte Zahlungsvolumen belief sich in 2003 auf circa 2,6 Mio. EUR und im laufenden Jahr bis zum Tage vor der Hauptversammlung auf rund 7,6 Mio. EUR. Die Kosten für laufende Gerichtsverfahren, Gerichtskosten und Rechtsstreite erreichten im Geschäftsjahr 2003 den Wert von 4,3 Mio. EUR, Rückstellungen für laufende Verfahren existieren in einer Größenordnung von 7,5 Mio. EUR.
Abschließend sprach sich der DSW-Sprecher klar gegen eine Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat aus, die seiner Meinung nach angesichts der anhaltend schlechten Lage des Unternehmens nicht angemessen wäre.
Aktionär Neuer, zugleich auch ehemaliger Vertriebspartner der Securenta, zeigte sich angesichts der erneut vorgebrachten Kritik sehr erbost und stellte fest, dass er „so einen Scheiß nicht mehr hören kann, da es jedes Jahr dasselbe ist". Kritik übte er jedoch an der Informationspolitik des Unternehmens und forderte, schnellstmöglich allen Kunden den bereits auf der letzten Hauptversammlung angekündigten Newsletter zukommen zu lassen. Mit Blick auf seine frühere Vertriebstätigkeit erkundigte sich Herr Neuer nach der Länge der Vermittlerhaftung für im Jahre 1999 vermittelte Verträge. Diese dauert nach Auskunft von Frau Götz mindestens bis zum 31. Dezember 2004, anderslautende juristische Meinungen sehen ein Auslaufen erst zum 31. Dezember 2011.
Als Nächster meldete sich Aktionär von Rantzau zu Wort und zeigte sich ebenfalls nicht sonderlich zufrieden mit der bisherigen Unternehmensentwicklung, wenngleich nach seiner Einschätzung zumindest die Insolvenzgefahr vorerst vom Tisch ist. Der Name Dr. Rinnewitz steht für Herrn von Rantzau als Synonym für die größte Kapitalvernichtung am deutschen Markt. Nähere Angaben erbat der Redner dann hinsichtlich der von der Gutingia vertriebenen Produktgruppen, zudem fragte er nach einer Erläuterung der Gründe für das hohe Neugeschäftwachstum. Nach Angabe von Frau Götz entfallen 50 Prozent des Zuwachses auf die Risikolebensversicherung, 40 Prozent auf die Berufsunfähigkeitsversicherung (BUZ) sowie die übrigen 10 Prozent auf die fondsgebundene Lebensversicherung, die Rentenversicherung sowie die Kapitallebensversicherung. Auch für das kommende Jahr zeigt sich Frau Götz zuversichtlich, weitere Volumenzuwächse zu erzielen, insbesondere in den Produktgruppen Risikolebensversicherung und BUZ.
Befragt nach der Auswirkung der Verschiebung des Kapitalherabsetzungsbeschlusses auf den Wiedereintritt der Dividendenfähigkeit erklärte Vorstandssprecher Dr. Rinnewitz, dass die Verschiebung dieses Beschlusses auf die kommende Hauptversammlung leider auch zu einer Verschiebung der Dividendenfähigkeit um ein Jahr führen wird.
Im weiteren Verlauf der Generaldebatte, die zur Beantwortung von Fragen für etwa eine Dreiviertelstunde unterbrochen wurde, meldeten sich weitere Redner zu Wort, deren Beiträge sich im Schwerpunkt mit möglichen Fortsetzungsverträgen, dem aktuellen Status der Steuerbescheide für die Securenta AG für das Geschäftsjahr 1999 sowie der Einstellung der Vertriebstätigkeit der Finconsult befassten.
Nach Auskunft von Frau Götz werden alle Anleger, die ihre Beteiligungsverträge gekündigt haben, auf die Möglichkeit einer Fortsetzungsvereinbarung hingewiesen, der noch ausstehende Bescheid des Finanzamts Göttingen für das Jahr 1999 liegt inzwischen vor und ist laut Angabe des Finanzamts auch an die jeweiligen Wohnsitzfinanzämter der Anleger versandt worden. Als Grund für die Einstellung der Vertriebstätigkeit der Finconsult nannte Aktionär Triebner, der sich zu Wort meldete und nach eigenen Angaben damals dem dortigen Führungsteam angehörte, dass das angestrebte Platzierungsvolumen nicht erreicht werden konnte.
Abstimmungen
Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 17:10 Uhr wurde die Präsenz mit 28.120.507 Aktien oder rund 39,56 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen wurden mit sehr großer Mehrheit bei 312.938 bzw. 245.148 Gegenstimmen zu den Entlastungsbeschlüssen verabschiedet, die Wahl des Abschlussprüfers erfolgte einstimmig. Im Einzelnen beschlossen wurden die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) sowie die Wahl der ADMINISTRATOR Treuhand- und Beratungsgesellschaft mbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2004 (TOP 4). Der Vorschlag über eine vereinfachte Kapitalherabsetzung im Verhältnis 2:1, wie in der Einladung abgedruckt, wurde analog zu den Ausführungen des Vorstandssprechers zu diesem Tagesordnungspunkt abgesetzt.
Die Versammlung endete gegen 17:45 Uhr.
Fazit
Erfreulich für die Aktionäre der Securenta AG dürfte sicherlich der Umstand zu werten gewesen sein, dass sich die Bewirtung auf der Hauptversammlung des Unternehmens analog zur Verbesserung der ausgewiesenen Ergebnisse im Vergleich zum September 2004 verbessert hat. Ebenfalls positiv ist auch der Umstand zu werten, dass im Geschäftsjahr 2003, anders als noch im Jahr zuvor, auch wieder ein positives Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit erzielt werden konnte und entsprechende Erwartungen auch für das in Kürze zu Ende gehende Jahr 2004 bestehen.
Wenngleich also erste Zeichen einer Besserung zu beobachten sind, ist der Zustand des Unternehmens nach wie vor als schwierig zu bezeichnen. Nicht zuletzt hat auch der Abschlussprüfer in seinem Testat nochmals auf die Themen Eigenkapital- und Liquiditätssituation verwiesen, die von diesem als ähnlich gelagert eingeschätzt werden wie noch im Geschäftsbericht für 2002. Mögliche Belastungen für das Unternehmen könnten sich überdies aus negativen Prozessausgängen der gegen die Gesellschaft anhängigen Verfahren sowie etwaigen Rückzahlungsverpflichtungen gegenüber atypischen Gesellschaftern des Unternehmens ergeben, die sich insbesondere negativ auf die ohnehin nicht als sonderlich komfortabel zu bezeichnende Liquiditätssituation auswirken dürften.
Ebenfalls unschön ist die Verschiebung des vorgesehenen Kapitalschnitts im Verhältnis 2:1, wenngleich die hier vorgetragene Begründung aus Sicht des Verfassers plausibel erscheint und die Verantwortung für die Verzögerung nicht in erster Linie bei der Securenta AG zu suchen ist.
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