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HV-Bericht e-m-s new media AG - Von der DVD- zur Entertainment-Company

Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung lud die in Dortmunder e-m-s new media AG ihre Aktionäre am 30. Mai 2005 in den Goldsaal der Westfalenhalle in Dortmund ein. Um 14 Uhr begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende Franz-Josef Kniola die etwa 300 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach der Erledigung der üblichen einleitenden Formalien dem Vorstand Werner Wirsing-Lüke das Wort.


Bericht des Vorstands



Nach der Begrüßung des Auditoriums zeigte sich Herr Wirsing-Lüke erfreut, zur fünften Hauptversammlung des Unternehmens seit dem Börsengang erneut so viele bekannte Gesichter begrüßen zu können und überdies wieder über eine im Vergleich zu früheren Jahren erfreuliche Geschäftsentwicklung berichten zu können. Nachdem das Geschäftsjahr 2003 unter dem Motto "Turnaround" stand, konnte auch in 2004 die Zielsetzung des "profitablen Wachstums" realisiert werden.



Um die seit dem Geschäftsjahr 2002 erzielten Fortschritte der e-m-s new media AG zu verdeutlichen, stellte der Vorstand in seinen Ausführungen zum 2004er Zahlenwerk dieses den Werten aus 2003 und 2002 gegenüber. Im Geschäftsjahr 2002, erklärte Herr Wirsing-Lüke, habe man "erbärmlich schlechte Zahlen" ausgewiesen, der folgende erfolgreiche Turnaround und das Vertrauen der Aktionäre in die Unternehmensstrategie gäben ihm sowie seiner Mannschaft jedoch die Kraft, das Unternehmen auch in der Zukunft voranzubringen. Die Umsatzerlöse haben sich in 2004 auf 18,25 nach 14,2 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2003 erhöht, im Vergleich zu 2002 konnten diese um annähernd 80 Prozent zulegen. Das EBIDTA hat sich im Berichtszeitraum auf 5,98 nach 5,02 Mio. EUR verbessert, in 2002 wurde noch ein negativer Wert von 680 TEUR ausgewiesen.



Überproportional zum Anstieg des EBITDA konnte sich das EBIT mit 2,51 nach 1,3 Mio. EUR im Vorjahr und noch minus 10,18 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2002 verbessern, der Jahresüberschuss für 2004 beträgt 3,67 nach 1,04 Mio. EUR im Vorjahr, das Ergebnis je Aktie liegt bei 0,15 (0,05) EUR. Herr Wirsing-Lüke wies im Zusammenhang mit dem Jahresüberschuss auf einen darin enthaltenen Effekt aus der Auflösung latenter Steuern hin, bereinigt um diesen Effekt hat sich der operativ erwirtschaftete Jahresüberschuss gegenüber 2003 auf gut 2 Mio. EUR in etwa verdoppelt. Ebenfalls deutlich verbessert hat sich die Eigenkapitalquote der e-m-s new media AG, die zum Bilanzstichtag 2004 bei 51,2 (Vj.: 39) Prozent liegt. Als Grund für das Nichterreichen der im Jahresverlauf 2004 von der Verwaltung erhöhten Prognose führte der Vorstand das deutlich schwächer als erwartet verlaufene Filmverleihgeschäft an, die angestrebte Verdoppelung des EBIT konnte hingegen weitgehend erreicht werden.



Wesentliche Erfolgsfaktoren der e-m-s new media AG sind nach Vorstandsangabe die im Vergleich zu anderen Branchenunternehmen sehr tiefe Abdeckung der verschiedenen Stufen der Auswertungskette, die hohe Kundenorientierung und schnelle Reaktion auf Kundenwünsche, flache Hierarchien, hoch motivierte und qualifizierte Mitarbeiter sowie die Konzentration auf den ökonomischen Erfolg des Unternehmens. Herr Wirsing-Lüke umschrieb die Unternehmensstrategie mit dem Leitsatz "Wir sind Unternehmer und nicht nur Cineasten".



Das Hauptgeschäftsfeld, der Bereich Homevideo, konnte die Umsatzerlöse auch im Berichtsjahr erneut deutlich ausweiten und auf 16,4 nach 13,7 Mio. EUR in 2004 erhöhen. Der Erfolg im Kerngeschäft geht nach Aussage von Herrn Wirsing-Lüke vor allem auf den zuständigen Vertriebsdirektor Herbert Kallus und dessen Team zurück. Das zweite Segment, der Lizenzverkauf, hat in 2004 1,9 Mio. EUR nach 0,6 Mio. EUR im Vorjahr zur Gesamtleistung beigetragen.



Mit Blick auf die an der Börse notierten Wettbewerber VCL und Splendid Medien sowie die Constantin Film, die nach Änderung des eigenen Geschäftsmodells und der Ausweitung der Aktivitäten von e-m-s new media inzwischen ebenfalls bedingt vergleichbar ist, stellte Herr Wirsing-Lüke fest, dass das eigene Unternehmen nach den schweren Jahren im Anschluss an den Börsengang inzwischen besser als andere Peer Group-Unternehmen dasteht. Insbesondere der Wettbewerber Splendid hat in 2004 erneut Verluste geschrieben.



Im Hinblick auf die immer wieder aufkommende Diskussion über eine Gefährdung des erfolgreichen Geschäftsmodells der e-m-s durch neue Technologien bei den Speichermedien erklärte der Vorstand, dass diese zum einen eine gewisse Zeit benötigen, um sich am Markt durchzusetzen, und dass sich die e-m-s auf derartige Entwicklungen einstellen kann. Ergänzend wies er auf ein entsprechendes Urteil des BGH hin, auf dessen Grundlage inzwischen höchstrichterlich festgestellt wurde, dass der Inhaber von Homevideo-Rechten, derzeit z.B. für die DVD, diese Rechte auch für den Fall bereits bekannter oder noch in der Entwicklung befindlicher Speichermedientechnologien innehat. Derzeit erwarten jedoch alle Marktbeobachter eine Fortsetzung der Wachstumsdynamik im DVD-Geschäft.



Nach dem erfolgreichen Turnaround im Kerngeschäft hat die Verwaltung nach Angabe von Herrn Wirsing-Lüke eine Strategie zur Entwicklung der e-m-s new media AG von der DVD-Company hin zur Entertainment Company entwickelt. In diesem Kontext erfolgte unter anderem die Eröffnung eines Büros in Los Angeles zum Lizenzeinkauf und -verkauf an TV-Anstalten, die Gründung der 3L Filmverleih und der mehrheitliche Einstieg der e-m-s im vergangenen Herbst sowie eine Ausweitung der Aktivitäten im Bereich der Musik-DVD-Rechte. Jüngster Schritt war im April 2005 die Gründung der 3L Fimproduktion zum Einstieg in die Co-Produktion von Filmen.



Erforderlich wurde die ausgeweitete Unternehmensstrategie nach Verwaltungseinschätzung nicht nur mit Blick auf die bestehende Börsennotierung der Gesellschaft und das Angebot einer interessanten Wachstumsstory an den Kapitalmarkt, sondern auch, um im Wettbewerb um vernünftige Filmlizenzen eine noch bessere Ausgangsposition zu bekommen. Um entsprechend vernünftige Lizenzen auch im B-Movie-Markt zu erhalten, müssen auch in diesem Segment zunehmend alle Rechte vom Produzenten erworben werden, die in der jetzt erreichten breiteren Aufstellung der e-m-s auch sinnvoll verwertet werden können.



Ferner erklärte Herr Wirsing-Lüke, dass die e-m-s die Fehler anderer börsennotierter Unternehmen im Allrights-Geschäft keinesfalls wiederholen will und dass sie vor dem Erwerb entsprechender Lizenzen die weitere Verwertung der erworbenen Rechte absichert. Hauptgrund für das Scheitern von früheren Wettbewerbern in diesem Markt war laut Vorstand der Umstand, dass Rechte in großem Stil erworben wurden, ohne bereits den Absatz derselben bei TV-Stationen oder im Verleihgeschäft sichergestellt zu haben.



Als weiteren wichtigen Effekt nannte der Vorstand den gesteigerten Bekanntheitsgrad von Filmen, die vor dem Verkauf auf DVD im Kino gelaufen sind. Als Beispiel verwies er auf MONSTER, hier wurden im Gegensatz zu den normalerweise üblichen 10.000 bis 20.000 verkauften Exemplaren über 100.000 Stücke im Handel abgesetzt. Auf mittlere Sicht wird die e-m-s new media ihr Kerngeschäft weiter im Homevideo-Geschäft haben.



Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres lagen die Umsatzerlöse bei 4,64 (Vj.: 4,92) Mio. EUR, bei einem EBIT von 959 TEUR (Vj.: 1,02 Mio. EUR) und einem Periodenüberschuss von 708 nach 931 TEUR im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Entwicklung im ersten Quartal kann nach Vorstandsangabe allerdings nicht so ohne weiteres auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden, der Umsatzrückstand gegenüber dem Vorjahr konnte jedoch per Ende Mai 2005 bereits wieder aufgeholt werden. Per Ende Mai 2005 wurden die Umsatzerlöse des zweiten Quartals 2004 von 3,2 mit 3,4 Mio. EUR bereits übertroffen, zum Ende des zweiten Quartals per Ende Juni erwartet Herr Wirsing-Lüke, um 500 bis 700 TEUR über dem Vorjahresniveau zu liegen.



Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr und die weitere Zukunft erklärte der Vorstand, dass die Verwaltung weiterhin gute Ergebnisse erzielen möchte, um die zuletzt eher enttäuschende Aktienkursentwicklung zu verbessern und den Kapitalmarkt mit guten Fundamentaldaten zu überzeugen. Eine weitere wichtige Zielsetzung ist die Steigerung der Marktkapitalisierung auf über 50 Mio. EUR, um auch als Investitionsobjekt für größere institutionelle Anleger wie Investmentfonds in Frage zu kommen.


Allgemeine Aussprache



Als erste Rednerin meldete sich Frau Cebulla, Sprecherin der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), zu Wort und zeigte sich insgesamt in ihrem Vertrauen in den Vorstand bestätigt, dem erneut die Vorlage eines operativ positiven Jahresergebnisses gelungen sei, und der damit den Turnaround des Jahres 2003 bestätigt habe. Befragt nach den Gründen für den Anstieg der Vertriebskosten in der AG antwortete Herr Wirsing-Lüke, dass in dieser Position im Gegensatz zum Vorjahr auch der Werbeetat aus dem Verleihgeschäft enthalten ist und dass daraus der deutliche Anstieg gegenüber 2003 resultiert. Um in diesem Punkt in der Zukunft eine höhere Transparenz zu erreichen, soll in Kürze eine Segmentberichterstattung eingeführt werden, die entsprechenden Vorbereitungen hierfür laufen bereits. Sehr zufrieden zeigte sich der Vorstand überdies, dass es gelungen ist, die Fix- und Personalkosten im Vergleich zum Geschäftsjahr 2004 weitgehend stabil zu halten.



Besorgt zeigte sich die Aktionärsschützerin mit Blick auf die allenthalben zu beobachtenden Preisschlachten im Handel über die Margensituation der e-m-s new media, und sie erkundigte sich nach daraus resultierenden Belastungen. Nach Vorstandsangabe war die e-m-s der Vorreiter im Niedrigpreissegment und ist mit ihrer Strategie, sehr stark auf die Deckungsbeitragsrechnung abzustellen, weiterhin sehr erfolgreich. Profitieren kann die Gesellschaft hier unter anderem von der Ausrichtung auf sogenannte B-Movies, die in den Produktionskosten deutlich unter den großen Titeln liegen und bei denen daher auch die Lizenzen deutlich günstiger erworben werden können. Von der immer stärker zu beobachtenden Preiserosion bei Erstveröffentlichungen großer Produktionen ist die e-m-s, die mit ihren Produkten das Segment der sogenannten "Mitnahmeartikel" bedient, nicht betroffen.



Als Grund für die vergleichsweise hohe Beliebtheit der Produkte der e-m-s im Handel nannte Herr Wirsing-Lüke die für die Händler deutlich attraktiveren Handelsmargen. Diese resultieren aus dem moderaten Preisgefüge der Artikel und lassen im Handel auch ohne aggressive Preismaßnahmen vernünftige Abverkaufsmengen zu.



Auf die ergänzende Frage nach möglichen Gefahren durch die Duplizierung des Geschäftsmodells der e-m-s durch Wettbewerber erklärte Herr Wirsing-Lüke, dass das Geschäftsmodell aus Sicht der Verwaltung zum einen gar nicht so einfach kopierbar ist, wie es auf den ersten Blick scheint. und dass überdies die Fokussierung auf den Abverkauf von vielen Produkten eine Menge Arbeit und Mühe kostet. Traditionell konzentriert sich die Homevideo-Branche auf den Abverkauf möglichst hoher Stückzahlen von einzelnen Titeln.



Ein weiterer Grund für die bei der e-m-s im Wettbewerbsvergleich recht konstante Marge im Berichtsjahr ist laut Vorstand die bereits im Jahr 2003 seitens des Unternehmens durchgeführte Anpassung der Preisstaffeln an die Marktgegebenheiten, ein Schritt, der von einer ganzen Reihe an Wettbewerbern erst in 2004 vollzogen wurde. Preisdruck aus dem Handel verzeichnet die e-m-s nicht, in diesem Kontext verwies die Verwaltung auf die attraktiven Margen, die der Handel beim Verkauf von Produkten der e-m-s erzielen kann, sowie die weitgehende Unanfälligkeit gegenüber Preiskämpfen bei den eigenen Titeln.



Nähere Informationen erbat Frau Cebulla auch mit Blick auf das neue Geschäftsfeld Filmverleih, das in der Tochtergesellschaft 3L Filmverleih abgewickelt wird. Gemäß Vorstandsauskunft sind im vergangenen Geschäftsjahr neben dem Film Monster unter anderem auch die Titel Old Boy, Maschinist, Ong Bak, Cowgirl und andere verliehen worden, mit Ausnahme von Monster wurde mit den übrigen Titeln jedoch Geld verloren. Eine signifikante Ergebnisbelastung für die 3L Film hat sich laut Herrn Wirsing-Lüke nicht ergeben, da die Verleihrechte der 3L Film von der in seinem Privatbesitz befindlichen Content & More kostenlos zur Verfügung gestellt wurden und zudem Vereinbarungen bestehen, nach denen etwaige Verluste aus dem Verleih allein von der Content & More getragen werden, anfallende Gewinne werden zwischen beiden Partnern geteilt.



Nach Abzug der Förderung des Verleihs durch die öffentliche Hand beläuft sich der Verlust laut Unternehmensangabe auf rund 1 Mio. EUR, der durch Content & More getragen wird. Einzige Belastung bei der 3L Filmverleih sind die bestehenden Overhead-Kosten, die von der e-m-s Tochtergesellschaft selbst getragen werden. Auf ergänzende Nachfrage hinsichtlich der weiteren Zukunft der Content & More sowie einer möglichen Zusammenführung mit der e-m-s new media AG erklärte der Vorstand, dass sich die Aktivitäten der Gesellschaft in der Zukunft deutlich abschwächen werden, da die neuen Lizenzen künftig direkt über die 3L Filmverleih oder andere Konzernunternehmen eingekauft und vermarktet werden.



Auf weitere Nachfrage im Debattenverlauf antwortete Herr Wirsing-Lüke, dass das Verleihgeschäft als ausgesprochen schwierig gilt und dass er froh ist, wenn die e-m-s in diesem Segment künftig "kein Geld verdient", will meinen, zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt. Um eine Vorstellung von den Chancen und Risiken dieses Geschäftsfelds zu vermitteln, führt er weiter aus, dass von zehn Filmen, die in den Verleih gehen, sechs Verluste einspielen, zwei mit plus minus Null abschließen, ein weiterer leicht positiv und lediglich einer sehr gut abschließt. Die Erträge des sehr gut laufenden Films müssen jedoch reichen, um die Verluste der sechs schwachen auszugleichen. Infolge des beschriebenen schwachen Starts im Verleihgeschäft wurde der vorläufige Release-Plan mit über zehn Veröffentlichungen im laufenden Geschäftsjahr bis zur genauen Analyse der Gründe für das teilweise sehr schwache Zuschauerinteresse deutlich zusammengestrichen, und bis dato wurden lediglich drei Filme in den Verleih gegeben.



Oberste Priorität im Verleihgeschäft ist es, so Herr Wirsing-Lüke weiter, dort ohne Verlust herauszukommen und dank der gesteigerten Bekanntheit der im Verleih gelaufenen Filme bessere Absatzzahlen im DVD-Geschäft zu erzielen. Dass diese Strategie erfolgreich ist, zeige das Beispiel Monster, wo dank der hohen Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gut 100.000 Stück DVD im Handel verkauft werden konnten. Als Zeichen des großen Erfolgs von Monster wertete der e-m-s-Chef zudem den Umstand, dass bereits für das vierte Quartal 2004 an den Lizenzgeber über die Minimumgarantie hinausgehende Zahlungen erfolgt sind.



Bezüglich der ebenfalls neu gestarteten Aktivitäten im Musikgeschäft erkundigte sich die SdK-Sprecherin nach den dort entstandenen Anlaufverlusten sowie nach etwaigen im Portfolio befindlichen Rechten an klassischer Musik. Herr Wirsing-Lüke antwortete hierzu, dass die e-m-s auch Rechte an klassischer Musik besitzt, dass derartige Produkte am Markt aber noch schwer absetzbar sind, weil die hierfür relevante Zielgruppe trotz qualitativer Vorteile der DVD nach wie vor das Medium CD zu bevorzugen scheint. Die von Frau Cebulla vermuteten Anlaufverluste sind nach Verwaltungsangabe nicht entstanden, da neben einem erfolgreichen Verkauf erster Produkte aufgrund der Lagerbewertung nach IFRS ein gutes und vor allem positives Ergebnis ausgewiesen werden konnte. Herr Wirsing-Lüke informierte das Auditorium in diesem Zusammenhang darüber, dass nach IFRS nicht die Herstellkosten, sondern die Abverkaufskosten zur Lagerbewertung herangezogen werden.



Herr Heise, Landesgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), zeigte sich mit der operativen Entwicklung der Gesellschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr zufrieden und stellte fest, dass sich die Aktie der e-m-s von einem in der Vergangenheit eher spekulativen hin zu einem höherwertigen Investment entwickelt. Positiv wertete der Aktionärsschützer auch das erneut positive Jahresergebnis nach dem im Vorjahr gelungenen Turnaround und den damit erbrachten Tragfähigkeitsbeweis für das Geschäftsmodell. Auf Nachfrage, ob sich der Break-even-Punkt im Vorjahresvergleich deutlich über 12,5 Mio. EUR erhöht hat, erklärte Herr Wirsing-Lüke, dass dieser zwar inzwischen höher liegt, er verwies jedoch auf die sehr moderate Erhöhung der Fixkosten im Berichtsjahr.



Im Zusammenhang mit den Bankverbindlichkeiten bat Herr Heise um Angabe der Konditionen, worauf der Vorstand antwortete, dass die Verwaltung diese als fair erachtet und dass sich der Zinssatz unter 9 Prozent bewegt. Nähere Erläuterungen erbat der Aktionärsvertreter auch mit Blick auf eine aus einem bedingten Forderungsverzicht des Vorstands wieder aufgelebte Forderung gegenüber dem Unternehmen. Insgesamt habe er, so Herr Wirsing-Lüke, zusammen mit seiner Ehefrau dem Unternehmen in der Spitze bis zu 20 Mio. DEM zur Verfügung gestellt. Die im Jahre 2002 vorhandenen Forderungen gegenüber der e-m-s AG beliefen sich auf insgesamt 6 Mio. EUR. Von dieser Summe hat er seinerzeit auf 1,9 Mio. EUR unwiderruflich und auf weitere 4,1 Mio. EUR unter bestimmten Vorbehalten verzichtet.



Nach Eintritt der Bedingungen ist ein Teilbetrag der Forderungen wieder aufgelebt, im Geschäftsjahr 2004 wurden Forderungen im Gesamtvolumen von 2,5 Mio. EUR in 1 Mio. EUR Eigenkapital durch Ausgabe ebenso vieler Aktien des Unternehmens gewandelt, der Bezugskurs für die Aktien lag mit 2,50 EUR über dem damaligen Börsenkurs, so der Unternehmenschef weiter. Bei den im Jahresabschluss ausgewiesenen Ausleihungen der e-m-s new media AG an seine Person handelt es sich laut Wirsing-Lüke um Zinszahlungen, die das Unternehmen zu seinen Gunsten übernommen hatte und die mit seinen Forderungen gegenüber der Gesellschaft verrechnet worden sind.



Nicht besonders glücklich zeigte sich der DSW-Specher, wie bereits seine Vorrednerin, mit dem Kursverlauf der Aktie seit der vergangenen Hauptversammlung, und er fragte den Vorstand, ob der Verwaltung mögliche Gründe für den offenkundig im Markt vorhandenen Abgabedruck bekannt sind. Herr Wirsing-Lüke erklärte hierzu, dass ihm keine größeren und abgabewilligen Adressen bekannt sind. Die mehreren hunderttausend Stücke, die seitens der Baaderbank veräußert wurden, können seiner Einschätzung nach für die zu beobachtende Entwicklung allein auch nicht verantwortlich sein.



Die Frage nach der Höhe der noch im Unternehmen vorhandenen Verlustvorträge beantwortete die Verwaltung dahin gehend, dass auf Grundlage der 2004er Zahlen rund 11 Mio. EUR an Verlustvorträgen noch nicht im Rahmen der latenten Steuern berücksichtigt worden sind. Angesprochen auf die seit längerem bestehende Vakanz im kaufmännischen Bereich führte Herr Wirsing-Lüke aus, dass die Suche nach einer entsprechenden Persönlichkeit leider bislang nicht erfolgreich war und dass der Aufsichtsrat inzwischen entschieden hat, das Unternehmen weiterhin von einem Vorstand führen zu lassen. Für den Fall einer Erweiterung des Vorstands sollen die Verantwortungsbereiche Vertrieb und Produktion (Technik) abgedeckt werden, den kaufmännischen Part wird Herr Wirsing-Lüke nach eigenen Angaben auch in der Zukunft weiter selbst abdecken.



Mit Blick auf den bestehenden bilanziellen Verlustvortrag und die im Vorjahr entgegen der Ankündigung auf der Hauptversammlung nicht durchgeführte Kapitalerhöhung bat Herr Heise um Auskunft, ob am Ziel der Dividendenfähigkeit für 2007 weiter festgehalten werden soll. Herr Wirsing-Lüke bekannte sich in seiner Antwort nachdrücklich zum Ziel, den Anteilseignern auf Sicht eine Dividende zahlen zu können, der Abbau des bestehenden Verlustvortrags allein aus positiven Jahresüberschüssen heraus werde jedoch nicht so einfach. Bei Umsetzung der im vergangenen Jahr angedachten Bezugsrechtskapitalerhöhung um 30 Prozent des gezeichneten Kapitals mit entsprechendem Agio hätte der entsprechende Verlustvortrag weitgehend ausgeglichen werden können, so Herr Wirsing-Lüke weiter.



Aktionär Eberhard Knebel zeigte sich sehr skeptisch mit Blick auf den Einstieg in die Filmproduktion und mahnte die Verwaltung unter Hinweis auf viele letztlich gescheiterte Medienunternehmen des früheren Neuen Markts zur Vorsicht. Herr Wirsing-Lüke stimmte der Einschätzung des Risikoprofils im Produktionsgeschäft grundsätzlich zu und informierte das Auditorium darüber, dass der Aufsichtsrat für die beiden neuen Geschäftsfelder Filmproduktion und Musik jeweils ein Budget von 500 TEUR genehmigt hat. Im Bereich der Filmproduktion will sich die e-m-s new media AG möglichst an deutschen Produktionen beteiligen und im Gegenzug die deutschen Rechte erwerben. Im Normalfall sind dort zumeist auch Fernsehsender involviert, so dass die TV-Rechte der Produktionen an diese gehen. Wenngleich das Engagement beim deutschen Film neben den betriebswirtschaftlichen Gründen auch politischer Natur ist, sollen nur Projekte verfolgt werden, die Hand und Fuß haben und sich für das Unternehmen rechnen.



Auf die besorgte Nachfrage in Bezug auf etwaige Bewertungsrisiken im Filmvermögen der Gesellschaft antwortete der Vorstand, dass in der angesprochenen Bilanzposition nahezu ausschließlich Homevideorechte enthalten sind, die je nach Verbrauch aber mit mindestens 20 Prozent jährlich abgeschrieben werden. Sollte sich herausstellen, das die Abschreibung nach dem ersten Jahr bei unter 20 Prozent liegt. wird ein Impairment-Test durchgeführt und je nach Ergebnis eine Sonderabschreibung vorgenommen. Eine Gefahr für die e-m-s new media AG durch das zunehmende Problem von Raubkopien besteht nach Verwaltungseinschätzung nur in sehr geringem Umfang, Hauptbetroffene dieser Entwicklung sind laut Herrn Wirsing-Lüke vor allem die US-Branchengrößen mit ihren Blockbustern.


Abstimmungen



Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 16:40 Uhr wurde die Präsenz mit 13.489.009 Aktien oder 54,89 des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden dann einstimmig verabschiedet. Im Einzelnen beschlossen wurden die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) sowie die Wahl der Rölfs WP Partner AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2005 (TOP 4).



Im Anschluss an die Hauptversammlung lud die Verwaltung die Anwesenden zu einem Imbiss ein.


Fazit



Wenngleich sich bei der e-m-s new media AG im abgelaufenen Geschäftsjahr aufgrund von Verschiebungen bei Kinostarts und dem teilweise unter den Erwartungen liegenden Publikumszuspruch nicht alle Erwartungen erfüllt haben, sind die Fortschritte auf bilanziellem Gebiet mit einer Eigenkapitalquote auf Konzernebene von inzwischen 51 nach 39 Prozent im Vorjahr sowie einem Brutto-Cashflow von 4,84 Mio. EUR positiv zu werten. Zusätzliches Potenzial sollte sich in der Zukunft aus dem Einstieg in das Musik-DVD-Geschäft über die Tochtergesellschaft e-m-s music GmbH, die Beteiligung von 52 Prozent an der 3L Filmverleih sowie den geplanten Einstieg in die Rolle eines Co-Produzenten ergeben. Kurz- und mittelfristig wird jedoch das Home Entertainment-Geschäft Hauptfaktor und Gradmesser des Unternehmenserfolgs sein.



Angesichts der leicht unterhalb der Erwartungen in unserer letztjährigen Unternehmensstudie liegenden Zahlen gehen wir für das laufende Geschäftsjahr von einem Jahresüberschuss im Bereich von rund 2,5 Mio. EUR ohne mögliche Effekte aus der Auflösung latenter Steuern aus. Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie von etwa 0,10 EUR oder einem 05er KGV von gut 15 beim aktuellen Börsenkurs von 1,58 EUR. Trotz Anpassung unserer Gewinnschätzung halten wir die Aktie der e-m-s auf mittlere Sicht dennoch für weiterhin aussichtsreich und bekräftigen unsere positive Einschätzung, dass mittelfristig Kurse deutlich oberhalb von 2 EUR erreichbar sein sollten.


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Veröffentlichungsdatum: 03.06.2005 - 10:47
Redakteur: ala
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