Die CCR Logistics Systems AG hatte ihre Aktionäre für den 10. Mai 2005 zur Hauptversammlung in das NH Hotel nach München-Riem eingeladen. Neben rund 40 Anteilseignern hatten sich in den Räumlichkeiten auch ein Vertreter der Münchner Börse, einige Kunden, außerdem die Klasse 9a des Gymnasiums Tegernsee und auch Matthias Wahler von GSC Research eingefunden, um sich über die Entwicklung der Gesellschaft zu informieren.
Eröffnet wurde die Sitzung vom Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Graf von Soiegel aufgrund der schwierigen Verkehrssituation etwas verspätet um 10:15 Uhr. Er begrüßte die Erschienenen, erläuterte die Formalien und übergab das Wort nach einigen Ausführungen zur Vorstandsvergütung, die im Geschäftsbericht detailliert offen gelegt ist, an den Vorstandsvorsitzenden Achim Winter.
Bericht des Vorstands
Auch Herr Winter begrüßte die Anwesenden herzlich "zur ersten Hauptversammlung, in der der Kurs wieder über dem Emissionskurs" liegt. Für alle Neuaktionäre erläuterte er dann noch einmal das Geschäftsmodell der CCR. Das Unternehmen ist demnach ein Outsourcing-Partner für die Industrie und entwickelt umfassende Lösungen für das Abfallmanagement, damit sich die Kunden voll auf das Kerngeschäft konzentrieren können. Das Leistungsspektrum reicht dabei von der Beratung über gesetzliche und ökonomische Aspekte der Rücknahme bis hin zu Softwarelösungen.
Kurz ging der Vorstandsvorsitzende dann auf die Geschichte des Unternehmens ein, das 1991 damals noch ausschließlich als Entsorgungsbetrieb für Kfz-Werkstätten gegründet wurde. Mit den Erlösen aus dem Börsengang, der 1999 zum Kurs von 3,30 EUR durchgeführt wurde, wurde dann die Internationalisierung des Geschäfts und dessen Ausweitung auf weitere Branchen vorangetrieben. Gegründet wurden Tochtergesellschaften in verschiedenen europäischen Ländern, von denen die finnische inzwischen wieder geschlossen wurde. Heute ist das Unternehmen mit Tochtergesellschaften in Spanien, England, Italien und der Schweiz vertreten.
Die CCR profitiert von dem Umstand, dass der Warenrücklauf für die Industrieunternehmen zunehmend komplizierter zu handhaben ist. Auch Garantieleistungen und gegebenenfalls der Umtausch von Geräten müssen inzwischen vom Hersteller übernommen werden, der diese Aufgaben, die nicht seiner Kernkompetenz entsprechen, gerne auslagert. Die CCR übernimmt diese Dienstleistung komplett, angefangen von der Sammlung über Transport und Erfassung bis hin zur Verwertung der Teile. Geleistet werden kann diese umfangreiche Aufgabe mit Hilfe eines umfassenden, europaweiten Partnernetzwerks.
Das Unternehmen fokussiert sich dabei auf vier Kernbranchen. Erstens ist dies der Bereich Automotive, der in erster Linie die Werkstattentsorgung umfasst und auch heute noch den größten Teil der Umsätze ausmacht. Immer wichtiger wird aufgrund der aktuellen Gesetzgebung aber das Segment Electronics. Die Hersteller sind gemäß der europäischen Richtlinie WEEE ab August dieses Jahres verpflichtet, alte Geräte wieder zurückzunehmen und fachgerecht zu entsorgen. In diesem Bereich konnte die CCR Ende 2004 einen umfangreichen Auftrag der European Recycling Platform (ERP) einholen, der bis 2007 einen zusätzlichen jährlichen Umsatz von 40 Mio. EUR verspricht.
Immer interessanter wird auch das Segment Industry & Commerce, in dem unter anderem das Dosenpfand enthalten ist. Ein Highlight des vergangenen Jahres war hier die Gewinnung des Kunden Red Bull, für den nun die gesamte Rücknahme und das Recycling der leeren Dosen übernommen wird. Nur von geringer Bedeutung ist dagegen derzeit aufgrund der anhaltend schwierigen Situation in der Baubranche das vierte Segment Construction, in dem sich die CCR speziell mit der Baustellenentsorgung befasst.
Bezüglich der künftigen Wachstumsstrategie sieht Vorstandschef Winter drei Stoßrichtungen. Erstens sollen die bereits bestehenden Kunden ins Ausland begleitet werden. Insbesondere die Unternehmen aus den Bereichen Automotive und Electronics sind in der Regel international aufgestellt und müssen sich nach der europäischen Gesetzgebung richten. Zweitens sollen die Wertschöpfungstiefe erhöht und neue Lösungen innerhalb der Prozesskette angeboten werden. "Bislang nutzt kein Kunde das komplette Dienstleistungsspektrum der CCR", erklärte der Vorstandsvorsitzende. Hier gilt es, dem Kunden den Nutzen einer Erweiterung der Zusammenarbeit aufzuzeigen und die Geschäftsbeziehung entsprechend auszuweiten.
Drittens soll schließlich die Geschäftstätigkeit auf neue Felder ausgeweitet werden. Drei konkrete Projekte werden hier derzeit in Angriff genommen und sollen bis Ende 2006 auch umgesetzt werden. Zum einen nannte Herr Winter hier den ERP-Auftrag, der, wie bereits mehrfach veröffentlicht wurde, allein bis 2007 jährlich einen zusätzlichen Umsatz von 40 Mio. EUR einbringen soll. Großes verspricht sich der Vorstand auch von der C Clearing GmbH, über die ein nationales Clearing-System für die Rücknahme von Einweggebinden entwickelt wird. Nötig wird dies, nachdem ab Mai 2006 auch Einweggebinde in allen Geschäften zurückgegeben werden können. Der Austausch der vielen Millionen Dosen und Flaschen zwischen den jeweiligen Händlern erfordert ein ausgeklügeltes System, das dann von der CCR zur Verfügung gestellt wird
Im Anschluss präsentierte Herr Winter die Zahlen des Geschäftsjahres 2004. Der Umsatz kletterte in diesem Zeitraum um 11 Prozent von 23,6 auf 26,3 Mio. EUR, nachdem die Erlöse im Vorjahr noch stagniert hatten. Damals wurde bewusst auf Aufträge verzichtet, wenn sich das Geschäft nicht wirklich gelohnt hat. Diese Phase ist nun beendet, und das Wachstum kann wieder verstärkt fortgesetzt werden.
Der Erfolg zeigt sich im Rohertrag, der von 4,7 auf 5,6 Mio. EUR deutlich gesteigert werden konnte. Außerdem wurde die Kostenstruktur weiter optimiert, und in der Folge hat sich die in 2003 erreichte Ergebniswende im vergangenen Jahr bestätigt. Das EBITDA kletterte um 25 Prozent auf 1,035 Mio. EUR und damit erstmals über die 1-Mio.-EUR-Marke, und das EBIT konnte von 0,1 auf 0,32 Mio. EUR mehr als verdreifacht werden. Der Jahresüberschuss liegt mit 0,38 Mio. EUR sogar noch etwas höher, und es errechnet sich eine Nettorendite von 1,5 Prozent, die damit gegenüber dem Vorjahr vervierfacht werden konnte. Als Ziel für das Jahr 2007 bekräftigte der Vorstandsvorsitzende das Erreichen einer Umsatzrendite von 5 Prozent.
Im ersten Quartal des laufenden Jahres hat sich der positive Trend fortgesetzt. Der Umsatz kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf 6,8 Mio. EUR, und das EBIT konnte auf 0,22 Mio. EUR sogar mehr als verdoppelt werden. Die Umsatzrendite beläuft sich bei einem Überschuss von 0,24 Mio. EUR bereits auf 3,3 Prozent und nähert sich damit dem angestrebten Zielwert von 5 Prozent weiter an. Bemerkenswert ist die Ergebnisverbesserung laut Herrn Winter vor allem deshalb, weil in den ersten drei Monaten weitere hohe Investitionen getätigt wurden, denen noch keine Rückflüsse gegenüber standen.
In seinem Ausblick nannte Herr Winter das Ziel, im Stammgeschäft jedes Jahr um 10 Prozent zu wachsen. Dazu kommen dann noch die Umsätze aus dem ERP-Geschäft, der C Clearing GmbH und dem Bereich Gewährleistungsteile, dessen Potenzial derzeit evaluiert wird. Bestehen bleibt außerdem das Ziel einer Umsatzrendite von 5 Prozent.
Zufrieden zeigte sich der Vorstandsvorsitzende mit der Entwicklung der Aktie, die seit der Veröffentlichung des ERP-Auftrags deutlich zugelegt und sich auf einem Niveau über 5 EUR nun stabilisiert hat. Er freute sich insbesondere auch für die langjährigen Aktionäre, die nun auch die Früchte ihrer Investitionen sehen. Überhaupt nicht nachvollziehen konnte Herr Winter in diesem Zusammenhang die Kritik eines Aktionärs, der sich in einem Brief an den Vorstand empört hatte, dass zwar noch keine Dividende gezahlt, aber eine Spende an die Flutopfer geleistet wurde.
Allgemeine Aussprache
Für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach Herr Markus Jaeckel. Dieser äußerte sich sehr erfreut über die positive Geschäftsentwicklung und die Bestätigung des Turnaround. Von Interesse war für ihn eine Aussage zur künftigen Dividendenpolitik. Wie der Vorstandschef diesbezüglich darlegte, hat sich an seiner Aussage aus den letzten Jahren nichts geändert. Demnach ist eine Ausschüttung erstmals für das Jahr 2006 vorgesehen. Derzeit ist es ihm wichtiger, die Eigenkapitalbasis zu stärken. Zur möglichen Höhe einer Dividende konnte er keine Angaben machen. "Dazu haben wir uns noch keine Gedanken gemacht", gestand er ein.
Etwas kritisch sah Herr Jaeckel die bilanzierten Firmenwerte, die mit 5 Mio. EUR einen erheblichen Teil in der Konzernbilanz ausmachen. Dabei verwies er auf andere Unternehmen, bei denen dieser Wert plötzlich dahingeschmolzen ist, und er fragte, wie werthaltig diese Position nachhaltig ist.
Zu dieser Thematik äußerte sich die Finanzchefin Susanne Momberg, die dem Sprecher völlig Recht gab, dass der Wert bei der CCR relativ hoch ist. Wie sie darlegte, entstand dieser bereits im Jahr 1998 durch die Einbringung der Gesellschaft in die jetzige CCR. Diese Einbringung fand zu rund 8 Mio. EUR statt, und dieser Wert wurde auch überprüft. Seitdem wurde die Position über bislang sechs Jahre jedes Jahr planmäßig mit 536 TEUR abgeschrieben,und der verbliebene Wert jedes Jahr im Rahmen eines Impairment-Tests neu auf seine Werthaltigkeit überprüft. Insofern kann Frau Momberg diesbezüglich keine Probleme erkennen. Sie gab außerdem bekannt, dass nach dem Wechsel in den Prime Standard voraussichtlich keine Abschreibung mehr vorgenommen werden wird.
Des Weiteren bat Herr Jaeckel um eine Stellungnahme zu den deutlich gestiegenen Forderungen und einer Erklärung, was unter "noch ausstehenden Rechnungen" zu verstehen ist. Wie Frau Momberg erklärte, ist der Forderungsanstieg insbesondere auf Leistungen zurückzuführen, die für die Tochtergesellschaften erbracht und in Rechnung gestellt wurden. Insofern sind diese Positionen voll werthaltig. In den "noch ausstehenden Rechnungen" sind Rückstellungen enthalten für Rechnungen, die bei Bilanzerstellung noch nicht eingegangen, aber noch für das Berichtsjahr zu erwarten sind. Dieser Sachverhalt liegt insbesondere darin begründet, dass der Jahresabschluss der CCR sehr zeitnah aufgestellt wird.
Nicht ganz glücklich war Herr Jaeckel mit dem Free Float, der nur bei 37 Prozent liegt, was größeren Anlegern den Einstieg erschwert. In diesem Zusammenhang wollte er wissen, ob institutionelle Investoren in der CCR-Aktie engagiert sind. Herr Winter gab ihm Recht, dass der Streubesitz relativ gering ist, was sich aber nur schwer ändern lasse. Trotzdem sind aber einige Institutionelle investiert. Konkret nannte er zwei, die 70.000 bzw. 100.000 Aktien halten.
Als zweiter Redner meldete sich Aktionär Lothar Kothe zu Wort. Auch er zeigte sich sehr zufrieden mit der Entwicklung des Unternehmens und verwies auf das große Potenzial, das sich durch die neu gewonnenen Aufträge eröffnet. "Alle Kennzahlen zeigen nach oben", so der Sprecher. Auf die Zahlung einer Dividende legte er angesichts der Wachstumsperspektiven keinen Wert, vielmehr hoffte er auf weiter steigende Kurse. Dann wollte er wissen, ob das künftige Wachstum über eine Kapitalerhöhung finanziert werden soll. Nach seiner Rechnung wird die weitere Expansion der CCR enorme Mittel erfordern. Nach Auskunft von Herrn Winter ist eine solche Kapitalmaßname nicht geplant. Das weitere Wachstum soll vielmehr aus eigener Kraft finanziert werden, was auch die zurückhaltende Dividendenpolitik erklärt.
Abstimmungen
Die Präsenz wurde vor den Abstimmungen mit 52,13 Prozent bekannt gegeben. Bei der Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) und der Wahl von Ernst & Young zum Abschlussprüfer (TOP 4) ergaben sich jeweils 600 Gegenstimmen. Die Wiederwahl der Herren Graf von Spiegel-Sawallisch und Frau Siegle-Kvarnström in den Aufsichtsrat (TOP 5) und die Festsetzung der Aufsichtsratsvergütung auf 5.000 EUR pro Mitglied plus einer kursabhängigen variablen Vergütung von maximal noch einmal 5.000 EUR (TOP 6) erfolgten einstimmig.
Fazit
Die Hauptversammlung der CCR Logistics Systems AG verlief, wie mit Blick auf die hervorragenden Zahlen auch nicht anders zu erwarten war, in sehr harmonischen Bahnen. Alle Kennzahlen konnten im vergangenen Jahr verbessert werden, und auch die Aussichten für die Zukunft sind vielversprechend. Große Chancen bietet neben dem ERP-Auftrag insbesondere die ab Mai 2006 greifende Regelung, nach der Einweggebinde überall zurückgegeben werden können. Insofern ist der deutliche Kursgewinn bei der Aktie sicherlich nicht übertrieben, bei einem Niveau deutlich über 5 EUR ist aber doch schon Einiges an Fantasie enthalten. Wenn sich jedoch die Geschäftsentwicklung weiterhin so fortsetzt, wie das erste Quartal verspricht, in dem der Gewinn mehr als verdoppelt werden konnte, ist ein weiterer Anstieg durchaus zu erwarten. Kurzfristig steigt allerdings das Risiko einer Konsolidierung.
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