Am 13. Mai 2005 fand die außerordentliche Hauptversammlung der Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG in Köln statt, an der auch Thorsten Renner von GSC Research teilnahm. In diesem Jahr hatten sich immerhin 10 Aktionäre im Renaissance Köln Hotel eingefunden, um über die vorgeschlagene Kapitalerhöhung zu befinden. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Marquardt eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Alleinvorstand Herrn Dr. Issels.
Bericht des Vorstands
Dr. Issels brachte zunächst seine Freude zum Ausdruck, dass die Aktionäre die "neue" Zeh, Scherzer AG begleiten wollen, denn immerhin stammt die Gesellschaft noch aus dem 19. Jahrhundert. 1992 wurde dann das Geschäft eingestellt, und im Jahr 2001 kam das Unternehmen mehrheitlich zu den Allerthal-Werken. Die vorhandenen Aktienurkunden wurden gegen eine Globalurkunde ausgetauscht, und des Weiteren wurde Zeh in eine im Freiverkehr notierte Gesellschaft umgewandelt. Nach einer Notizaufnahme in Berlin und Bremen ist nun auch die Notierung in Frankfurt eingeführt worden.
Nachdem die Notierung bei 1,15 EUR startete, stieg der Kurs im Hoch bis auf 8 EUR je Aktie und ist in der Zwischenzeit wieder auf rund 6 EUR zurückgefallen. Da das Geschäft der Gesellschaft deutlich ausgeweitet werden soll, wird der Hauptversammlung nun im Rahmen der Kapitalerhöhung die Ausgabe von bis zu 11,4 Millionen Aktien vorgeschlagen.
Wie Herr Dr. Issels weiter berichtete, hatte sich die Unternehmensführung überlegt, was sinnvoll für die Gesellschaft ist und hierbei institutionelle Investoren angesprochen. Er war auch zunächst überrascht über den starken Zuspruch von institutioneller Seite, und bei der vorgeschlagenen Kapitalerhöhung hat sich die Allerthal-Werke AG bereit erklärt, ihre Bezugsrechte weitgehend zur Verfügung zu stellen. Die Kapitalerhöhung soll nun im Verhältnis 1:13 zu 1,05 EUR je Aktie durchgeführt werden.
Zukünftig soll bei den Investitionen eine 50:50-Strategie verfolgt werden. So stehen auf der einen Seite sicherheitsorientierte Anlagen wie Übernahmekandidaten, Aktien, bei denen der Squeeze-out angestrengt wird oder zu erwarten ist, und Papiere mit einer hohen Dividendenrendite, auf der anderen Seite steht der chancenorientierte Ansatz mit Beteiligungen an Kapitalmaßnahmen in Sanierungsfällen, Revitalisierungen oder auch die Neuausrichtung von Börsenmänteln. Mit dieser Strategie soll mittel- bis langfristig eine ansehnliche Performance mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erzielt werden.
Auf jeden Fall soll Zeh, Scherzer sehr kostenbewusst geführt werden, wobei der Vorstand in einem Auftragsverhältnis tätig ist und von Allerthal bezahlt wird. Mit der Rheiner Moden AG wurde ein Beratungsvertrag auf drei Jahre geschlossen, wobei Zeh jährlich 0,45 Prozent des bilanziellen Eigenkapitals an die Rheiner Moden bezahlen muss. Darüber hinaus wird diese 5,5 Prozent des Jahresüberschusses als Erfolgsbeteiligung erhalten. Nach Aussage von Dr. Issels ist auch ein Verwaltungsvertrag mit der Allerthal-Werke AG in Vorbereitung, der sich auf 1.200 EUR pro Monat belaufen wird.
Der Zeitplan bei der Kapitalerhöhung sieht vor, bereits Ende des Monats die Bezugsaufforderung zu veröffentlichen. Hierbei soll die Bezugsfrist vom 25. Mai bis 8. Juni 2005 laufen. Da auch kein Prospekt erstellt wird, gibt es keinen Bezugsrechtshandel. Entsprechend dem Umfang der ausgeübten Bezugsrechte wird dann das Kapital der Gesellschaft erhöht, erklärte Dr. Issels zum Ende seiner Ausführungen.
Allgemeine Diskussion
Da die Allerthal-Werke ihre Bezugsrechte zur Verfügung stellt, interessierte Herrn Grevenkamp, wie sich das Beteiligungsverhältnis nach der Kapitalerhöhung darstellen wird, speziell im Hinblick auf größere Pakete oberhalb von 5 Prozent. Nach den Worten von Dr. Issels wurden mehrere institutionelle Anleger angesprochen, die er aber nicht nennen könne. Zwar wird es nach der Kapitalerhöhung durchaus Posten oberhalb von 5 Prozent geben, da die Aktie im Freiverkehr notiert, muss eine Meldung aber erst ab 25 Prozent Beteiligung erfolgen. Insgesamt handelt es sich derzeit um zehn Kerninvestoren, fügte Dr. Issels auf Nachfrage hinzu.
Der Aktionär Grevenkamp bat dann um Angabe, ob zusätzlich zu den eigenen Bezugsrechten noch andere nicht ausgeübte Bezugsrechte erworben werden können. Wie der Vorstand hierauf erläuterte, können zusätzliche Zeichnungswünsche angemeldet werden, und diese werden dann entsprechend den Beteiligungsverhältnissen berücksichtigt. Zur Vereinfachung können die Zeichnungswünsche direkt an das Bankhaus Neelmeyer geschickt werden.
Befragt nach der vorhandenen Expertise bei der Rheiner Moden im Zusammenhang mit dem abgeschlossenen Beratervertrag betonte Dr. Issels, die Expertise der Gesellschaft liege sicherlich in der großen Kapitalmarktkompetenz des Vorstands, Herrn Alfred Schneider. Zudem verfügt Zeh mit dem Beratungsvertrag über die gesamte Kompetenz in der Gruppe, und wenn Zeh gut verdient, dann wird auch die Rheiner Moden gut verdienen, betonte Dr. Issels.
Herr Hahn verlangte dann nähere Angaben zur Höhe der vorliegenden Zeichnungsgarantien, und zudem wollte er wissen, ob auch eine Einflussnahme der Finanzinvestoren auf das Geschäft denkbar ist. Ein Einfluss auf das Geschäft ist nach Aussage von Dr. Issels zunächst nicht gegeben, wenn die Kapitalerhöhung mit einer Veränderung der Aktionärsstruktur durchgezogen ist, kann natürlich überlegt werden, wie der Aufsichtsrat zu besetzen ist. Für die Bezugsrechte, die Allerthal abgibt, liegen Verpflichtungen von Investoren vor, die aus den Bezugsrechten resultierenden Aktien zu zeichnen, und dies betrifft rund 85 Prozent des Grundkapitals.
Herr Grevenkamp kam dann noch auf den Zeithorizont für die Investitionen und die Renditeerwartung zu sprechen. Laut Dr. Issels steht die Gesellschaft keineswegs unter Zeitdruck bei den Investitionen, und sie wird erst dann investieren, wenn sich passende Chancen bieten. Eine genaue Renditeerwartung konnte Dr. Issels nicht abgeben, aber wenn das Unternehmen eine nachhaltige Rendite von 10 Prozent erzielt, sei das sicherlich positiv. Herr Paas fügte auch noch ergänzend hinzu, man könne nicht einfach immer einen bestimmten Prozentsatz als Erwartung bei einem Geschäft ansetzen, sondern die Renditeerwartung müsse auch jeweils vor dem Risiko der Investition gesehen werden.
Wie Herr Schneider erklärte, lag das Interesse der institutionellen Investoren auch darin begründet, dass ein Investment bei Zeh keine Korrelation mit den Indizes aufweist. Dies soll sich vor allem dann positiv auswirken, wenn die großen Indizes keine positive Entwicklung aufweisen können, denn dann wird sich Zeh wesentlich besser entwickeln.
Danach meldete sich Herr Winter als Vertreter der Schutzvereinigung aktienrechtlicher Minderheitsbeteiligungen zu Wort und gab Widerspruch zu Protokoll.
Abstimmungen
Vom Grundkapital in Höhe von 883.750 EUR waren 730.245 EUR entsprechend 82,63 Prozent vertreten. Der Beschluss über die Kapitalerhöhung wurde dann ohne Gegenstimmen bei lediglich 200 Enthaltungen gefasst, und Dr. Marquardt konnte die Hauptversammlung nach 45 Minuten schon wieder schließen.
Fazit und eigene Meinung
So langsam kommt wieder Leben in die Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG. Immerhin waren auf der diesjährigen außerordentlichen Hauptversammlung schon 10 Aktionäre vertreten, und mit der beschlossenen Kapitalerhöhung wird die Voraussetzung geschaffen, das Geschäft wieder deutlich auszuweiten. Allerdings war der Aktienkurs nach Bekanntwerden der geplanten Kapitalerhöhung in den letzten Wochen stark angestiegen, so dass aktuell schon viele Zukunftserwartungen im Kurs eingepreist sind.
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