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Interview Dr. Möller (Vorstandsvorsitzender SHS In - „In fünf Jahren werden wir in zehn Ländern a

Die SHS Informationssysteme AG hat sich auf IT-Lösungen für Telekommunikationsfirmen spezialisiert. In Deutschland zählen alle vier Mobilfunkanbieter zu ihren Kunden, mit der Übernahme der spanischen Polar ist SHS zudem für Telefonica tätig. Nachdem der Aktienkurs der am Neuen Markt notierten SHS-Aktie den Nemax zunächst deutlich outperformen konnte, kam es bedingt durch eine Gewinnwarnung im Sommer zu einem starken Kursrückgang der Aktie. Grund genug, einmal nachzufragen, wie es aktuell um die Gesellschaft steht.





Philipp Steinhauer sprach für GSC Research mit dem Vorstandsvorsitzenden Herr Dr. Stefan Möller.


Dr. Möller: „In fünf Jahren werden wir in zehn Ländern aktiv sein“





GSC Research: SHS wurde 1991 von Herrn Schmid gegründet. Wie kam es dazu?





Dr. Möller: Ja, der Kollege Schmid hat damals das Unternehmen aus der Erkenntnis heraus gegründet, dass IT Services ein sehr interessanter Markt ist. In den allerersten Tagen hat SHS vor allem Schulungen angeboten, relativ schnell kam dann die Entwicklung spezialisierter Anwendungen hinzu. Nach einiger Zeit ist dann die individuelle Entwicklung von Anwendungen zu unserem Thema geworden.





GSC Research: Ihr derzeitiges Hauptprodukt ist Guardean. Sind Sie von dessen Erfolg abhängig?





Dr. Möller: Keineswegs; mit Guardean machen wir sehr interessante Geschäfte, diese betragen aber nur 5 Prozent unseres Gesamtumsatzes. Guardean wird zur Bonitätsprüfung im Massenkundengeschäft eingesetzt, wozu auf unterschiedliche Datenbanken wie Schufa zugegriffen wird und die Daten entsprechend ausgewertet werden. Dieses Thema ist insbesondere für Banken sehr interessant, denken Sie nur an Basel II. Auch bei den Energieversorgern tauchen ähnliche Fragestellungen auf.





Die wesentlichen Umsätze erzielen wir im Projektgeschäft. Wir sind kein Produkthaus, sondern ein IT Services Unternehmen. Consulting-Projekte machen etwa 5 Prozent unseres Umsatzes aus, und der absolute Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Anwendungssoftware. Das ist die Integration von Standartprodukten anderer Hersteller, aber auch die Entwicklung individueller Anwendungssysteme ohne die Benutzung von Standartsoftwareprodukten.





GSC Research: Sie haben die SHS-Niederlassung in Hamburg gegründet, welche später mit den anderen Niederlassungen in eine AG eingebracht wurde. Wem gehörte die Niederlassung vorher?





Dr. Möller: Um ein deutschlandweit aktives Unternehmen aufzubauen, mussten verschiedene Niederlassungen gegründet worden. Diese GmbH’s gehörten den entsprechenden Gründern der Muttergesellschaft und den jeweiligen Geschäftsführern. Dies war ein Partnerschaftsprinzip, das auch sehr erfolgreich war. Irgendwann war diese Struktur aber zu kompliziert für weiteres Wachstum, so dass wir die GmbH’s 1997 zu einer Aktiengesellschaft verschmolzen haben. Das geschah aber nicht im Hinblick auf einen Börsengang.





Herr Schmid hat die Firma mit einem gebrauchten PKW gegründet, und SHS hat seit dem ersten Monat Gewinn gemacht. Irgendwann kamen wir aber an eine Größenordnung heran, wo wir uns über das Thema Wachstumsfinanzierung Gedanken machen mussten. Vor dem Hintergrund des EU Binnenmarktes war uns klar, dass eine ausschließlich auf Deutschland beschränkte Tätigkeit nicht ausreicht um im Wettbewerb zu bestehen. Und der Markteintritt im Ausland konnte nur durch Akquisitionen schnell ermöglicht werden.





Unser Aufsichtsrat ist sehr gut informiert gewesen und hat uns auf den Neuen Markt als Finanzierungsquelle hingewiesen. Bisher hatten wir uns ausschließlich selbst finanziert, ganz ohne Venture Capital. Im Mai 1999 sind wir dann als hundertstes Unternehmen an den Neuen Markt gegangen.





GSC Research: Sie haben dann recht schnell eine Akquisition in Frankreich getätigt.





Dr. Möller: Wir haben mit den uns zur Verfügung gestellten Finanzierungsmitteln die Strategie so umgesetzt, wie wir das auch zum Börsengang angekündigt haben, und zwar von Deutschland aus in den Süden, da dort der Telekommunikationsmarkt noch nicht so entwickelt war. Wir sind zunächst mit einer kleineren Akquisition nach Frankreich gegangen, wo wir eine kleine, aber sehr feine Firma übernommen haben. Und das Geschäft entwickelt sich auch recht erfreulich, bei unserer Übernahme gab es 10 Mitarbeiter, inzwischen sind es 25.





Der entsprechend größere Schritt war dann die Akquisition von Polar in Spanien. Polar ist der führende IT Dienstleister für die Telefonica-Gruppe mit Aktivitäten bis nach Lateinamerika und war zum Zeitpunkt der Übernahme ähnlich groß wie wir in Deutschland vom Umsatz, von der Mitarbeiterzahl sogar dreimal so groß. Dies liegt an unterschiedlichen Gehalts- und Preisstrukturen.





GSC Research: Sie haben Polar in mehreren Schritten übernommen...





Dr. Möller: Die Übernahme und die Bezahlung erfolgte in mehreren Schritten. Wir haben uns das Unternehmen vor der Akquisition sehr genau angeschaut und festgelegt, dass wir die Gründer für eine gewisse Übergangszeit im Unternehmen behalten werden.





GSC Research: Warum nur für eine Übergangszeit?





Dr. Möller: Das hängt mit der zukünftigen Entwicklung zusammen. Wir haben gemeinsam festgestellt, dass die Gründer keine aktive Unterstützung dabei leisten können, das Unternehmen in die Richtung zu entwickeln, wie wir es gerne würden.





Das absolute Kerngeschäft ist die Betreuung von Telefonica, hier geht es im Wesentlichen um High Professionals, die auf Tagesbasis für den Kunden arbeiten. Wir sind in Deutschland und Frankreich zwei Schritte in der Unternehmensentwicklung weiter, wir gehen für den Kunden ins Risiko und bieten ihm zum Beispiel Festpreisprojekte an, wo wir das ganze Projektrisiko tragen. Dies wird von den Kunden auch entsprechend honoriert.





Für diese Art von Geschäft ist entsprechende Erfahrung notwendig; die haben die drei Gründer in Spanien nicht mitgebracht und werden deshalb das Unternehmen am Ende diesen Jahres verlassen, wobei einer uns zur Wahrung der Kontinuität für weitere zwei Jahre zur Seite stehen wird.





GSC Research: Wie geschah dann die Übernahme?





Dr. Möller: Für die Übernahme hatten wir ein entsprechendes variables Vergütungsmodell gefunden, wo wir die Alteigentümer ergebnisorientiert bezahlt haben, zahlbar in mehreren Raten. Diese richten sich z.b. nach dem EBITDA-Ergebnis. Hiermit waren die Verkäufer auch motiviert, das Unternehmen gut weiterzuentwickeln. Die letzte Zahlung erfolgt im nächsten Frühjahr. Eine andere Komponente des Kaupreises war eine Bezahlung in SHS-Aktien, dort haben wir die Aktien mit 20 Euro bewertet.





GSC Research: Wie wurden die Barmittelzahlungen finanziert?





Dr. Möller: Die ersten Raten sind aus dem IPO-Erlös gezahlt worden, für die Finanzierung der zweiten Rate haben wir dann Fremdmittel aufgenommen. Diese sollen in den nächsten Jahren aus dem Cashflow zurückgezahlt werden. Es handelt sich hier um fünf Millionen Euro langfristige Kredite, und auch die letzte Tranche ist von den Banken zugesagt worden.





GSC Research: Während Ihr 2000er Ergebnis die Anleger noch überzeugen konnte, kam es zum ersten Halbjahr 2001 zu einem negativen Ergebnis. Zudem schockten Sie die Anleger mit einer Gewinnwarnung.





Dr. Möller: In der Tat war die allgemeine Wirtschaftlage ein Grund dafür, dass die Zahlen vom ersten Halbjahr nicht so erfreulich waren. Ab April/Mai haben wir den Rückgang stark bemerkt, und im Grunde hatten wir eine zu große Struktur aufgebaut, welche von zu wenig Umsatz getragen wurde. Hinzu kam der parallele Verfall unseres Aktienkurses und der damit entfallenen Möglichkeit, weitere Akquisitionen im Ausland zu vollziehen.Wir haben dann umgehend die entsprechenden Maßnahmen ergriffen und Kostensenkungsprogramme implementiert.





GSC Research: Droht Ihnen nicht die Gefahr, dass die Telekommunikationsunternehmen ihre IT-Investitionen weiter zurückschrauben?





Dr. Möller: Das kann ich im Moment nicht bestätigen. Ich haben in den letzten Wochen eher gemerkt, dass die Leute seit den Angriffen in New York verstärkt zum Telefonhörer greifen. Für unser Geschäft kann ich jedenfalls sagen, dass die Talsohle durchschritten worden ist. Es sind natürlich viele Aufträge auf das nächste Jahr verschoben worden, aber hier haben wir schon eine ganze Reihe von zumindest mündlichen Zusagen. Gerade die Investitionen in die UMTS-Lizenzen müssen wieder erwirtschaftet werden, und dafür muss investiert werden.





GSC Research: Unter welchem Gesichtspunkt haben Sie sich an der mobileview AG beteiligt?





Dr. Möller: Das ist ein sehr interessantes Unternehmen mit einem Produkt, durch das Informationen auf unterschiedlichen mobilen Terminals wie WAP Handys oder Palm Geräten verfügbar ist. Die Idee hinter der Kooperation war, die Systemintegration des Produkts durch SHS durchzuführen und gemeinsame Produkte zu entwickeln.





Wir haben uns dort in einer ersten Finanzierungsrunde beteiligt, in einer zweiten Finanzierungsrunde war auch die Venture Capital Tochter von Holtzbrinck dabei - übrigens zu einer gestiegenen Unternehmenswertung. Derzeit werden Gespräche für eine dritte Finanzierungsrunde geführt, und auch hier wird die Bewertung nochmals steigen.





GSC Research: Herr Schmid ist im vorigen Jahr aus dem Vorstand ausgeschieden. Warum das?





Dr. Möller: Jeder Mensch und jedes Unternehmen hat die passende Zeit, wo man zusammen passt. Herr Schmid ist jemand, der ein Unternehmen aufbauen kann. Er kümmert sich jetzt um die Integration der Altgesellschafter aus den akquirierten Unternehmen und ist Mitglied im Aufsichtsrat.





GSC Research: Dies ist jetzt sein Full Time Job?





Dr. Möller: Da bleibt noch Zeit für Freizeit übrig. Er hat seine Aktien nicht verkauft, denn er hängt auch an dem Unternehmen, das er aus dem Nichts aufgebaut hat. Aber nach dem Aufbau braucht man andere Strukturen, beispielsweise für die Internationalität oder mehr Kontrolle, aber es entspricht nicht seiner persönlichen Art, hierfür verantwortlich zu sein.





GSC Research: Wie lässt sich der stark gesunkene Aktienkurs erklären?





Dr. Möller: Damit kann man in der Tat nicht zufrieden sein. Die Gewinnwarnung Mitte des Jahres hat dem Kurs natürlich nicht gut getan. Es bleibt aber die einzige in diesem Jahr, und die damals kommunizierten Planzahlen werden wir mindestens erreichen. Leider ist es sehr schwierig, die Aufmerksamkeit der institutionellen Anleger zu gewinnen, sobald die Marktkapitalisierung unter gewisse Schwellen sinkt.





GSC Research: Besteht beim aktuellen Aktienkurs die Gefahr einer Übernahme?





Dr. Möller: Da die Gründer und ihre Familien insgesamt weit über 50 Prozent halten, besteht diese Gefahr nicht. Die Aktien waren noch nie so günstig wie jetzt, ein klarer Kauf für jeden Investor. Es gibt zwar immer mal wieder die eine oder andere Anfrage, aber so etwas müsste man gründlich abwägen, ob es Sinn macht.





GSC Research: Wo sehen Sie die SHS in fünf Jahren?





Dr. Möller: In fünf Jahren werden wir in zehn Ländern vertreten sein. In Italien wurden wir jetzt durch ohne Übernahme eine eigene Gründung aktiv, so dass wir nicht zwingend auf Akquisitionen angewiesen sind, auch wenn dies weitaus zeitintensiver ist.





GSC Research: Herr Dr. Möller, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen der SHS Informationssysteme AG alles Gute für die Zukunft.



Veröffentlichungsdatum: 23.10.2001 - 09:59
Redakteur: gsc
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