HV-Bericht AUGUSTA Technologie AG - Nach der Restrukturierung steht das Unternehmen finanziell wieder auf soliden Beinen

Zum zweiten Mal in diesem Jahr hatte die AUGUSTA Technologie AG ihre Aktionäre zu einer Hauptversammlung in die Deutsche Bibliothek nach Frankfurt eingeladen. Im Januar 2005 wurde auf einer außerordentlichen Veranstaltung die Restrukturierung einer Wandelanleihe im Volumen von 75 Mio. EUR beschlossen, deren Rückzahlung nicht möglich gewesen wäre und die das Unternehmen beinahe in die Insolvenz geführt hätte (Details hierzu finden Sie im HV-Bericht von GSC Research). Inzwischen konnten die dort gefassten Beschlüsse weitgehend umgesetzt werden, was allerdings etwas länger als geplant gedauert hat, weshalb die ordentliche Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2004 nicht schon, wie ursprünglich angekündigt, im Juni, sondern erst Ende August 2005 stattfand.



Der Aufsichtsratsvorsitzende Heinzwerner Feusser eröffnete die Sitzung um 10 Uhr und stellte den rund 80 Anwesenden, unter denen sich auch Matthias Wahler von GSC Research befand, zunächst die Mitglieder der Verwaltung vor. Nach ausführlicher Abhandlung der Formalien und Verlesung des Aufsichtsratsberichts sowie der Tagesordnung übergab der Versammlungsleiter das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Axel Haas.


Bericht des Vorstands



Herr Haas zeigte sich zu Beginn seiner Ausführungen sehr erfreut über das neuerliche Aktionärstreffen, da ein solches in der Situation, in der sich die Gesellschaft noch bei der letzten Hauptversammlung befand, keineswegs selbstverständlich war. Das Schicksal der AUGUSTA hing damals, wie er in Erinnerung rief, an einem seidenen Faden. Nach der erfolgreichen Restrukturierung ist die Insolvenzgefahr aber nun beseitigt, und das Unternehmen steht wieder auf einem soliden finanziellen Fundament und kommt auch langsam wieder zu Kräften.



Einen wesentlichen Beitrag zu diesem Erfolg haben, wie er an dieser Stelle explizit anmerkte, die Aktionäre geleistet, die den einschneidenden Kapitalmaßnahmen zugestimmt haben, wofür er ihnen seinen Dank aussprach. Herr Haas sieht darin einen enormen Vertrauensbeweis und will dies als Verpflichtung nehmen, die AUGUSTA in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.



Im Folgenden legte der Vorstandsvorsitzende nochmals die Eckpunkte der Restrukturierung dar, die aufgrund des sehr engen Zeitplans eine große Herausforderung darstellte. Ein wesentlicher Punkt war, nachdem die Hauptversammlung im Januar 2005 allen Beschlüssen zugestimmt hatte, die zweite Gläubigerversammlung der Inhaber der Wandelanleihe am 11. Februar 2005, auf der die zuvor mit 95 Prozent recht ambitioniert festgelegte notwendige Umtauschquote auf 80 Prozent abgesenkt worden war. Danach wurde der Debt-to-Equity-Swap mit einer Umtauschquote von 82,46 Prozent angenommen, wozu die Deutsche Bank maßgeblichen beigetragen hat, die ihren Anteil von rund 69 Prozent komplett gewandelt hat.



Die Frage, ob er mit der erreichten Quote zufrieden sei, beantwortete der Vorstandsvorsitzende mit "Ja und Nein". Zwar wäre eine höhere Quote besser für das Unternehmen gewesen, die nun verbliebene Restschuld, die sich auf 13,2 Mio. EUR beläuft und im November 2007 zur Zahlung fällig wird, ist aber seiner Meinung nach wirtschaftlich gut tragbar. "Damit können wir leben", so der Vorstandsvorsitzende.



Eingetragen wurden die Beschlüsse der außerordentlichen Hauptversammlung im April 2005, und im Mai wurde dann der Kapitalschnitt im Verhältnis 10:1 durchgeführt. Im Juni folgte die Notierungsaufnahme der jungen Aktien, die bislang noch getrennt von den alten gehandelt werden, die aber zeitnah zusammengelegt werden sollen. Das Grundkapital der AUGUSTA Technologie AG beträgt nach der Restrukturierung nun 8,4 Mio. EUR und ist eingeteilt in ebenso viele Aktien, von denen 1,2 Millionen aus der Zeit vor den Kapitalmaßnahmen stammen. Zum Zeitpunkt des Umtauschs hielten die ehemaligen Anleihegläubiger mit 85,6 Prozent der Anteile klar die Mehrheit am Unternehmen. Inzwischen hat sich die Aktionärsstruktur verändert. Aktuell halten nach Schätzung von Herrn Haas institutionelle Anleger rund 60 Prozent und Private etwa 40 Prozent der Anteile, die Deutsche Bank ist noch mit 18 Prozent an der AUGUSTA beteiligt.



Nach diesen Ausführungen kam Herr Haas zur Geschäftsentwicklung des Berichtsjahres 2004, in dem die operative Entwicklung in den einzelnen Geschäftsfeldern sehr unterschiedlich verlief. Sehr erfreulich entwickelte sich weiterhin der Bereich Sensor Systems, in dem die Umsätze um 20 Prozent auf 72,8 Mio. EUR und das Ergebnis sogar um 55 Prozent auf 11,8 Mio. EUR gesteigert werden konnten. Das Segment IT Systems blieb mit einem Umsatz von 66,9 Mio. EUR, in dem für sechs Monate allerdings noch die Beteiligung an der inzwischen entkonsolidierten Data Display enthalten ist, im Rahmen der Erwartungen. Bereinigt beliefen sich die Erlöse auf 36,9 Mio. EUR, was einen Zuwachs von 6 Prozent bedeutet. Dennoch liegt das Ergebnis mit 2,4 Mio. EUR deutlich unter dem Vorjahreswert von 4,3 Mio. EUR. Schuld sind die nach wie vor vorhandenen Überkapazitäten in der Branche, die auch durch eine teilweise Auflösung des Investitionsstaus nicht abgebaut werden konnten.



Das Sorgenkind ist laut Herrn Haas nach wie vor das Geschäftsfeld Communication Systems, das aus der Pandatel und der ND Satcom besteht. Vor allem bei der Pandatel AG musste ein erheblicher Jahresfehlbetrag verkraftet werden. Nach der Einleitung umfassender Restrukturierungsmaßnamen befindet sich aber auch dieses Unternehmen wieder einigermaßen auf Kurs, leidet aber unter den unverändert schwierigen Marktbedingungen.



Im Konzern lagen die Umsätze im vergangenen Jahr mit 234 Mio. EUR beinahe auf dem Stand des Vorjahres von 236 Mio. EUR. Die Exportquote konnte auf 58 Prozent weiter ausgebaut werden. Das EBITDA rutschte mit minus 17 (Vj.: plus 0,8) Mio. EUR jedoch deutlich in den negativen Bereich, woran vor allem die Entkonsolidierung der Data Display mit einer Belastung von 15,8 Mio. EUR Schuld hat. Bezüglich der Details zur Trennung von dieser Beteiligung verwies der Vorstandsvorsitzende auf seine Ausführungen auf der letzten Hauptversammlung. Außerdem belasteten die Restrukturierungsaufwendungen mit 6,8 Mio. EUR. Bereinigt um diese beiden Positionen fiel das Ergebnis also sogar besser aus als im Vorjahr und liegt deutlich im positiven Bereich.



Das EBT verschlechterte sich im Konzern von minus 12,7 auf minus 30,7 Mio. EUR, und der Jahresfehlbetrag wird mit 23,9 nach 9 Mio. EUR im Vorjahr ausgewiesen. Durch diesen deutlichen Verlust wurde das Eigenkapital im Konzern komplett aufgebraucht und wird nun mit minus 5,5 Mio. EUR negativ ausgewiesen. In der AG führte der Verlust von 40,1 Mio. EUR ebenfalls zu einem weitgehenden Verzehr der Eigenmittel, die sich zum Jahresende nur noch auf 1,3 Mio. EUR beliefen. Damit war mehr als die Hälfte des Grundkapitals aufgebraucht, was eine entsprechende Meldung erforderlich machte. Durch die Kapitalherabsetzung und die anschließende Kapitalerhöhung belaufen sich die Eigenmittel in der AG mit Stichtag 30.6.2005 aber nun wieder auf rund 58 Mio. EUR, und es errechnet sich eine Eigenkapitalquote von 49 Prozent, so dass die Bilanz wieder sehr solide dasteht.



2005 bezeichnete Herr Haas als Jahr des Übergangs. Zwar ist die Restrukturierung abgeschlossen, es sind aber noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Ganz oben auf der Agenda steht hier der weitere Abbau der Finanzverbindlichkeiten. Zwar ist die Finanzierung durch die Verlängerung des Konsortialkredits bis Oktober 2007 gesichert, trotzdem muss es das Ziel sein, sich der Schuldenlast möglichst schnell zu entledigen.



Geschehen soll dies, wie bereits angekündigt wurde, über den Verkauf einer oder mehrerer Beteiligungen. Ganz oben auf der Kandidatenliste steht die ND Satcom, an der der Anteil durch die Wandlung einer Anleihe durch die Mitgesellschafterin SES Astra bereits von 90 auf 74,9 Prozent reduziert wurde. Mit dem Partner wurde außerdem eine Call-Option vereinbart, über die dieses Unternehmen zu einem Preis, der sich am Ergebnis der kommenden Jahre orientiert, auch die restlichen Anteile übernehmen kann. Bereits dieser Betrag würde laut Herrn Haas zu einer signifikanten Reduzierung der Schulden führen, möglich wäre laut Vertrag aber auch ein Börsengang der Beteiligung.



Erwogen wird außerdem eine Trennung von der Pandatel AG, die seit Jahren Verluste schreibt und das Ergebnis der AUGUSTA erheblich negativ beeinflusst. Zwar ist die Eigenkapitaldecke stark, die Liquidität beruhigend hoch, und auch die Restrukturierung sieht erfolgversprechend aus, eine Erfolgsgarantie ist aber nicht zu erhalten. Der Anteil an der Pandatel wurde deshalb in einem ersten Schritt von 51,4 auf 49,98 Prozent reduziert und das Unternehmen damit entkonsolidiert, so dass die Belastung nicht mehr das Ergebnis beeinflusst. Die Entwicklung dieser Beteiligung soll nun genau verfolgt werden, und noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung getroffen werden, wie weiter verfahren wird. "Wir werden uns sicherlich keinen Dauerverlustbringer leisten", betonte der Vorstandsvorsitzende.



Das erste Quartal des laufenden Jahres hat sich laut Herrn Haas gemäß den Erwartungen entwickelt. Nach IFRS wurde ein Umsatz von 48 Mio. EUR erwirtschaftet, was bereinigt um die Entkonsolidierung der Data Display einen Zuwachs von 8,6 Prozent bedeutet. Das Segmentergebnis drehte mit plus 2,1 nach minus 0,6 Mio. EUR in den positiven Bereich. Noch besser sieht die Situation im ersten Halbjahr 2005 aus, in dem nach vorläufigen Zahlen bei Erlösen von 97 Mio. EUR ein Segmentergebnis von 7 (0,7) Mio. EUR erwirtschaftet wurde.



Für das Gesamtjahr stellte der Vorstandsvorsitzende einen Umsatz von rund 200 Mio. EUR und ein deutlich positives Segmentergebnis in Aussicht. Der strategische Fokus soll auf den Bereichen Sensor Systems und IT Systems liegen, in denen bei einem Umsatzvolumen von mehr als 100 Mio. EUR dauerhaft eine Marge von über 10 Prozent erwartet wird. Nach Abzug der Holdingkosten und des deutlich verringerten Zinsaufwands dürfte in diesem Fall dann wieder ein signifikanter Jahresüberschuss zu erwarten sein. Ob auch am Bereich Communication Systems festgehalten wird, wird sich nach Aussage von Herrn Haas noch in diesem Jahr klären.



"Wir arbeiten aber auch an der strategischen Weiterentwicklung der AUGUSTA", fuhr der Vorstandsvorsitzende fort. Um die sich bietenden Chancen auch nutzen zu können, wurde der Hauptversammlung vorgeschlagen, den Vorstand zum Erwerb eigener Aktien zu ermächtigen, die dann gegebenenfalls zur Bezahlung genutzt werden sollen. Außerdem standen die Schaffung eines genehmigten Kapitals und die Ermächtigung zur Ausgabe einer Wandel- oder Optionsschuldverschreibung auf der Tagesordnung.



"Wir sind uns bewusst, dass diese Beschlüsse insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Kapitalmaßnahmen einen erheblichen Vertrauensvorschuss erfordern", betonte der Vorstandsvorsitzende. Er sah es jedoch für eine erfolgreiche Entwicklung der Gesellschaft als zwingend notwendig an, dass auf Marktchancen schnell und flexibel reagiert werden kann. "Sie haben unser Wort, dass wir mit dem Kapitalrahmen sehr verantwortungsvoll umgehen werden", versicherte er, es werde keine finanziellen Abenteuer mehr geben.


Allgemeine Aussprache



Herr Markus Kienle als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) konnte immer noch nicht so recht glauben, wie knapp die AUGUSTA Technologie AG an der Insolvenz vorbeigeschrammt ist. "Wie konnte es nur so weit kommen?" fragte er rückblickend. Ebenso wie nachfolgend sein Kollege von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Herr Dr. Schlüchter, sah er das Risikokontrollsystem als völlig unzureichend an, schließlich hatte sich die Verschlechterung der Märkte schon lange angedeutet, und die Unmöglichkeit der Rückzahlung der Wandelanleihe hätte erkannt werden müssen.



Herr Dr. Schlüchter sah die Organe angesichts der Größe des Beteiligungsportfolios schlicht als überfordert an, und für Herrn Kienle stellte sich auch die Frage, inwieweit der Aufsichtsrat seine Kontrollfunktion vernachlässigt hat. Dass das hinsichtlich möglicher Haftungsansprüche gegen Mitglieder der Organe angefertigte Gutachten negativ ausgefallen war, überraschte ihn nicht. Herr Dr. Schlüchter erkundigte sich, wer dieses Gutachten in Auftrag gegeben und wer die sicherlich nicht unerheblichen Kosten getragen hat, nachdem die untersuchten Angelegenheiten eindeutig die Privatangelegenheit der betreffenden Personen waren.



In seiner Antwort stellte zunächst Finanzvorstand Udo Zimmer die Grundzüge des Risikomanagementsystems dar, das seiner Meinung nach gut funktioniert und dessen Effizienz auch jedes Jahr vom Wirtschaftsprüfer geprüft wird. Auch von einer Überforderung der Organe kann laut Herrn Haas keine Rede sein. Das Beteiligungsportfolio ist schließlich klar strukturiert, und von den neun Gesellschaften macht derzeit lediglich die Pandatel Ärger. Und es wird alles getan, um eine Besserung zu erreichen, was in dem schwierigen Umfeld allerdings nicht einfach ist.



Das Gutachten entstand nach Auskunft des Aufsichtsratsvorsitzenden aus dem Antrag auf eine Sonderprüfung, der auf der Hauptversammlung vor einem Jahr von einem Aktionär gestellt, von der Versammlung aber abgelehnt worden war. Die Verwaltung hat daraufhin beschlossen, die kritisierten Punkte freiwillig überprüfen zu lassen, was damals von den Aktionären auch sehr begrüßt worden war. Insofern konnte Herr Feusser die Kritik an diesem Vorgehen nun nicht wirklich nachvollziehen. Die Kosten des Gutachtens beliefen sich auf 17.500 EUR und wurden von der Gesellschaft getragen.



Unglaublich fand es Herr Kienle, dass den Mitgliedern des Vorstands trotz der desaströsen Geschäftsentwicklung laut Aussage des Geschäftsberichts offenbar sogar noch eine variable Vergütung zugestanden hätte, auf die sie dann großzügigerweise verzichtet haben.



Diesbezüglich führte Herr Feusser als Aufsichtsratsvorsitzender aus, dass die variable Vorstandsvergütung bislang allein auf ein positives Ergebnis ausgerichtet war. Erst im Rahmen der Corporate Governance-Grundsätze wurde auch der Aktienkurs als Einflussgröße mit einbezogen, was im vergangenen Jahr tatsächlich zu einer Erhöhung der Vergütung geführt hätte. "Natürlich wäre dies in der derzeitigen Situation der Gesellschaft absoluter Wahnsinn gewesen", stimmte er dem Aktionär zu. Dies sah auch der Vorstand so, weshalb er auf eine Auszahlung freiwillig verzichtet hat.



Ebenso unglaublich fanden es die Sprecher der Schutzgemeinschaften, dass diese Hauptversammlung nun schon wieder über die Ermächtigung zu umfangreichen Kapitalmaßnahmen beschließen soll. "Es kommt mir so vor, als ob die Mitglieder der Verwaltung aus den Vorgängen der jüngsten Vergangenheit überhaupt nichts gelernt haben", meinte Herr Dr. Schlüchter, und Herr Kienle forderte die Absetzung der Punkte 5 bis 7 von der Tagesordnung. "Sie sollten erst einmal ihre Hausaufgaben machen", meinte er.



Herr Dr. Schlüchter hatte dann noch diverse Fragen zum operativen Geschäft. Zunächst sprach er hier den Bereich Communication Systems an, in dem in 2003 und 2004 bei Umsätzen von jeweils rund 94 Mio. EUR zweimal hintereinander etwa 16 Mio. EUR Verlust anfielen. Er konnte nicht verstehen, wie dies bei Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen passieren konnte. In seiner Antwort führte Herr Haas aus, dass der Verlust in 2003 vor allem auf die ND Satcom zurückzuführen ist, die inzwischen erfolgreich restrukturiert wurde. In 2004 war dann die Pandatel schuld, bei der die Restrukturierung eingeleitet wurde. Beide Unternehmen zusammen bilden das Segment Communication Systems.



Des Weiteren sprach der Vertreter der DSW die AUGUSTA Venture GmbH an, die nach einer Aussage im Geschäftsbericht keine Mitarbeiter mehr beschäftigt und abgewickelt werden soll, was für ihn nach hohen Verlusten klang. Daher erkundigte er sich nach dem Einstandspreis der dort gebündelten Beteiligungen und den geplanten Maßnahmen. Wie Herr Zimmer in seiner Antwort darlegte, wurde die Venture GmbH in 1998 gegründet und im vergangenen Jahr nun die letzte Beteiligung auf 1 EUR abgewertet. Im Bestand befinden sich mit der "Fort Knox" und der "Workstation" nur noch zwei Beteiligungen, bei denen die Situation momentan eher schwierig ist. Insgesamt wurden für diesen Bereich laut Herrn Zimmer 2 Mio. EUR aufgewendet.



Wissen wollte Herr Dr. Schlüchter weiterhin, warum die Forderungen aus Lieferung und Leistung im Berichtsjahr um stolze 20 Prozent gestiegen sind, wobei er Probleme beim Mahnwesen vermutete. Nach Auskunft des Finanzchefs liegt dieser Anstieg ausschließlich in der Besonderheit des Projektgeschäfts begründet, wonach unter Umständen schon Rechnungen gestellt werden müssen, bevor das Projekt insgesamt fertiggestellt ist. Dies wirkt sich auch auf die Vorräte erhöhend aus. Einen maßgeblichen Anteil daran hat die ND Satcom, die circa ein Drittel der gesamten Forderungen ausmacht.



Ein mögliches Problem sah der DSW-Sprecher darin, dass das ehemalige Aufsichtsratsmitglied Reinhard Klahr nach Aussage im Geschäftsbericht seinen kompletten Bestand von 156.381 AUGUSTA-Aktien verkauft hat. Ihn interessierten die Details, da ein Verstoß gegen die Insiderregelung nicht auszuschließen sei. Wie ihm der Aufsichtsratsvorsitzende diesbezüglich miteilen konnte, haben die besagten Verkäufe am 30.7.2005 zu einem Kurs von jeweils 0,70 EUR stattgefunden. Dies wurde auch unverzüglich veröffentlicht und kann bis heute auf der Homepage des Unternehmens eingesehen werden. Da zu diesem Zeitpunkt bereits alle negativen Fakten bekannt waren, kann ein Verstoß gegen die Insiderrichtlinien nicht festgestellt werden.



Nochmals angesprochen wurde von Herrn Dr. Schlüchter die kombinierte Call-/Put-Option betreffend die Beteiligung an der Data Display. Hier wollte er noch einmal eine klare Aussage, wie hoch der Schaden aus der Rückübertragung dieser Beteiligung tatsächlich war. Ihm schien es laut Aussage im Geschäftsbericht so zu sein, dass zu dem genannten Verlust von 21,8 Mio. EUR noch eine Abschreibung auf die Finanzanlagen in Höhe von 48 Mio. EUR dazugezählt werden muss. Dies verneinte Herr Zimmer, in den Abschreibungen ist nach seiner Aussage der Verlust aus dem Abgang der Data Display bereits enthalten.



Geklärt haben wollte der Sprecher der DSW ferner, warum die AUGUSTA ihren Anteil an der Pandatel von 51,4 auf 49,98 Prozent reduziert hat und an wen die Anteile verkauft wurden. Wie Herr Zimmer erklärte, wurde mit dem Teilverkauf dieser Beteiligung unter anderem das Ziel verfolgt, eine Verwässerung der operativen Ergebnisse der übrigen Gesellschaften künftig zu vermeiden. Verkauft wurden 114.000 Aktien an einen Finanzinvestor zum durchschnittlichen Aktienkurs der drei vorhergehenden Tage. Der Vorstand wiederholte an dieser Stelle die Aussage, dass noch in diesem Jahr die Entscheidung über die Zukunft der Pandatel fallen soll. Der Abbau der Beteiligung unter 50 Prozent kann als erster Schritt auf diesem Weg angesehen werden.



Als weiterer Redner meldete sich später noch Kleinaktionär Bernd Beuthin. Dieser konnte nicht verstehen, wieso die Satellitenkommunikation nicht mehr zum Kernbereich der AUGUSTA zählen und die Beteiligung an der ND SatCom nun eventuell komplett abgegeben werden soll. Ihm erschien dies nicht richtig zu sein, nachdem dieses Unternehmen nun profitabel arbeitet und gut vorankommt. Sinnvoller wäre seiner Meinung nach die Trennung vom Dauerverlustbringer Pandatel. Wissen wollte Herr Beuthin dann, ob der Vorstand bei der ND SatCom den Verkauf an die Mitgesellschafterin SES Astra oder aber den Börsengang bevorzugen würde.



"Diese Fragen kann man durchaus stellen", entgegnete der Vorstandschef. Er ließ nochmals die Entwicklung dieser Gesellschaft Revue passieren, die von der AUGUSTA aus der Restrukturierung zu einem sehr attraktiven Preis erworben wurde mit dem Ziel, sie in einigen Jahren an die Börse zu bringen. Bekanntermaßen ist dies nicht gelungen. Nachdem im vergangenen Jahr die Liquiditätssituation nun etwas eng wurde, hat die Mitgesellschafterin SES Astra ihre Unterstützung zugesagt unter der Voraussetzung, dafür die Option auf die strategische Führung in dieser Beteiligung zu erhalten. Der Führung der AUGUSTA war es aufgrund ihrer schlechten Verhandlungsposition gar nicht möglich, diesen Vertrag nicht anzunehmen. So verfügt die SES jetzt über eine Call-Option auf weitere Anteile, es besteht aber durchaus auch noch die Möglichkeit auf einen Börsengang, die jetzt intensiv geprüft wird.



Ergänzend fügte Herr Hass an, dass die ND Satcom zwar grundsätzlich ein interessantes Unternehmen, aufgrund des starken Projektgeschäfts aber recht riskant ist und auch nur bedingt ins Raster der AUGUSTA passt. Eine Trennung ist also durchaus gewollt. Der interessantere Weg wäre natürlich der Börsengang, entschieden ist aber noch nichts. Die Entscheidung wird allerdings noch in diesem Jahr fallen.



Schließlich interessierte den Aktionär der Stand der Anfechtungsklagen gegen die Beschlüsse der letzten Hauptversammlung. Nach Auskunft von Herrn Haas waren es insgesamt vier Klagen, und am 16. Juli 2005 war die erste mündliche Verhandlung. Eine endgültige Entscheidung ist zwar noch nicht getroffen, es sieht aber so aus, als ob der Richter der AUGUSTA Recht geben würde. Die Beschlüsse wurden bereits alle eingetragen.


Abstimmungen



Die Präsenz wurde mit 4.291.038 Aktien entsprechend einer Quote von 50,90 Prozent des Grundkapitals festgestellt. Abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl von Herrn Dr. Wiest in den Aufsichtsrat für den ausgeschiedenen Herrn Klahr (TOP 4), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 5), die Schaffung eines genehmigten Kapitals (TOP 6) und eines bedingten Kapitals zur Ausgabe von Wandel- oder Optionsschuldverschreibungen (TOP 7), die Satzungsänderungen hinsichtlich des UMAG (TOP 8) und die Wahl der Dr. Ebner, Dr. Stolz & Partner GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 9).



Bei den Ergebnissen ergaben sich einige Überraschungen. So wurde der Vorstand bei rund 2,2 Millionen Neinstimmen und etwa 1,3 Millionen Enthaltungen bei einer Zustimmung von nur etwas mehr als 0,7 Millionen Stimmen nicht entlastet. Der Aufsichtsrat wurde entlastet, auch hier wurden aber 0,7 Millionen Gegenstimmen und mehr als 1,8 Millionen Enthaltungen gezählt. Nicht erreicht wurde bei 2,2 Millionen Jastimmen außerdem die zur Schaffung des bedingten Kapitals unter TOP 7 nötige Dreiviertelmehrheit. Die anderen Beschlüsse wurden bei einer Zustimmung von jeweils rund 85 Prozent wie vorgeschlagen gefasst.


Fazit



Es kann nicht verwundern, dass die Aktionäre der AUGUSTA Technologie AG nach der Beinahe-Insolvenz ihrer Gesellschaft vor einem guten halben Jahr noch etwas skeptisch sind, was sich in den Abstimmungsergebnissen deutlich gezeigt hat. Die Verwaltung muss das Vertrauen der Anteilseigner erst wieder zurückgewinnen, ist hierzu aber auf einem guten Weg. Nachdem die finanzielle Lage wieder solide ist, kann der Blick wieder verstärkt auf das operative Geschäft gelenkt werden, das recht vielversprechend verläuft. Mit Ausnahme der Pandatel entwickeln sich alle Beteiligungen positiv und auch die Zahlen zum ersten Halbjahr 2005 sehen gut aus. Vielleicht ist es an der Zeit, die traurige Vergangenheit des Unternehmens abzuhaken. Die Aktie der AUGUSTA könnte durchaus wieder ein interessantes Investment darstellen.


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Tel.: 069 / 242669 - 0
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Internet: www.augusta-ag.de


Ansprechpartner Investor Relations



Lena Trautmann
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Veröffentlichungsdatum: 21.08.2005 - 20:13
Redakteur: mwa
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