Nachdem die Securenta AG in den vergangenen Jahren ihre Hauptversammlungen zum Teil mehrere Jahre verspätet abgehalten hat, markiert die Veranstaltung über das Geschäftsjahr 2004 die Rückkehr in den seitens des Gesetzgebers vorgeschriebenen Terminrahmen. Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung lud die Gesellschaft ihre Anteilseigner am 19. Juli 2005 in das Hotel Freizeit Inn in Göttingen ein.
Der neue Aufsichtsratsvorsitzende Martin Hildebrandt begrüßte die rund 150 Aktionäre und Gäste, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach der Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien sowie der Mitteilung über das Ausscheiden des früheren Aufsichtsratsvorsitzenden D.-Joachim Klein dem Vorstandssprecher Dr. Jürgen Rinnewitz das Wort.
Bericht des Vorstands
Nach der Begrüßung der Anwesenden eröffnete Dr. Rinnewitz seine Ausführungen mit dem Zitat "ein fester Vorsatz ist das wichtigste Instrument für Erfolg" des früheren britischen Premierministers Benjamin Disraeli, und er versicherte, dass Mitarbeiter und Organe die Securenta AG in eine erfolgreiche Zukunft führen wollen. Eine nachhaltige Wertschöpfung für die Investoren ist demnach das höchste Ziel der Verwaltung, die sich insgesamt optimistisch zeigte, dass dieses trotz eines steinigen Wegs, der zurückgelegt werden müsse, auch tatsächlich erreicht werden kann.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist die Securenta nach Einschätzung ihres Vorstandsvorsitzenden auf diesem Weg ein gutes Stück vorangekommen. Das Neugeschäft sowie die Erträge bewegten sich in 2004 gemäß Auskunft von Dr. Rinnewitz in etwa auf dem Niveau des Vorjahres, wenngleich die Gesellschaft gleichzeitig weiterhin mit temporären Zahlungsstockungen zu kämpfen hatte. Der Securenta-Konzern konnte in 2004 bei deutlich auf 39,68 (Vj.: 31,47) Mio. EUR gestiegenen Umsatzerlösen ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 5,04 nach 0,85 Mio. EUR erzielen, der Jahresüberschuss verbesserte sich von 0,266 auf 4,719 Mio. EUR oder auf 0,07 nach zuvor 0,00 EUR je Aktie.
Infolge des positiven Jahresergebnisses reduzierte sich der Bilanzverlust auf Konzernebene von 163,96 auf 160,19 Mio. EUR, die Eigenkapitalposition konnte sich auf 35,54 (32,38) Mio. EUR verbessern. Die Konzern-Umsatzerlöse resultieren laut Dr. Rinnewitz zu 14,6 Mio. EUR aus dem Versicherungsgeschäft, zu 12,32 Mio. EUR aus dem Bereich der Emissionsdienstleistungen, zu 5,5 Mio. EUR aus dem Segment Medical Care, zu 5,47 Mio. EUR aus den Immobilien sowie zu 1,46 Mio. EUR aus dem Bereich Hotel (Best Western Hotel in Wittenberge).
Das Geschäftsjahr 2004 war nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden von einer ganzen Reihe an Managementherausforderungen geprägt. Ein wichtiges Themenfeld war das deutlich gestiegene Klagevolumen gegen die Securenta AG sowohl in 2004 als auch im bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres 2005. Verantwortlich hierfür ist nach Angabe von Dr. Rinnewitz die Mobilisierung von Investoren gegen das Unternehmen.
Im Zusammenhang mit den BGH-Urteilen vom 19. Juli 2004 sowie dem 29. September 2004 verwies der Unternehmenschef auf die entsprechenden Ausführungen auf der letzten Hauptversammlung, in einem weiteren Urteil vom 21. März 2005 hat der BGH die Wirksamkeit der Beteiligungsverträge bestätigt, dem Anleger jedoch einen Schadensersatzanspruch bzw. ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt, da die Auszahlung gemäß einer Vereinbarung mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Zusammenhang mit der Partin-Insolvenz in einer Summe und nicht wie ursprünglich vereinbart ratierlich erfolgt ist.
Der Vorstandsvorsitzende betonte in seinen weiteren Ausführungen zu diesem Themengebiet, dass es sich beim BGH-Urteil um eine Einzelfallentscheidung handelt und dass diese Auffassung auch von einem anerkannten Rechtsexperten der Kanzlei Nörr, Stiefenhöfer + Lutz in einem Artikel für die FAZ vom 20. April 2005 geteilt wird. Gemäß einem Urteil des 2. Senats des BGH vom 18. April 2005 müssen die auf Schadensersatz klagenden Anleger dabei im Einzelfall nachweisen, dass ihnen gegenüber im Verkaufsgespräch falsche oder unzureichende Angaben gemacht worden sind. Eine Rückzahlungsverpflichtung für die Gelder besteht laut diesem Urteil nach Angabe von Dr. Rinnewitz demnach nur, wenn nachgewiesen wird, dass nicht ausreichend aufgeklärt wurde.
Derartige Pflichtverletzungen seien jedoch bei der Securenta AG nicht vorgekommen, da immer besonderes Augenmerk auf eine umfassende Aufklärung gelegt wurde. Eine Auszahlung von Geldern unter Hinweis auf das oben zitierte BGH-Urteil wird daher seitens der Gesellschaft nicht erfolgen, so der Vorstandsvorsitzende weiter.
Derzeit sind 4.900 Gerichtsverfahren anhängig, das ist eine Quote von 4,8 Prozent, bezogen auf die Gesamtzahl aller Anleger. Um der eingetretenen Liquiditätsbelastung infolge des deutlich angestiegenen Klagevolumens entgegenzuwirken, wurde eine Drei-Säulen-Strategie entwickelt, so der Unternehmenschef weiter. Zur Verdeutlichung der Dimension verwies er darauf, dass die Kosten der Rechtsberatung sowie die Gerichtskosten in 2004 bei 1,1 Mio. EUR lagen, darüber hinaus wurden 20,5 Mio. EUR im Jahresabschluss in den Rückstellungen berücksichtigt.
Maxime dieser Drei-Säulen-Strategie ist laut Dr. Rinnewitz, das Geld an die Anleger und nicht an Anwälte und Gerichte fließen zu lassen. Künftig wird in einem ersten Schritt das Gespräch mit verunsicherten oder ausstiegswilligen Anlegern gesucht, sollten diese trotz Dialogs an ihrem Ausstiegswillen festhalten, soll zunächst eine außergerichtliche Entscheidung angestrebt werden. Sollte auch dieses Vorgehen nicht zum Erfolg führen, wird man vor Weitergabe des Vorgangs an die Rechtsanwälte noch eine Denkpause einlegen und erst danach eine gerichtliche Klärung herbeiführen.
Angesichts der durch die Ausweitung der gerichtlichen Auseinandersetzungen eingetretenen Liquiditätsbelastung muss bei der Abwicklung des nach der Hauptversammlung 2001 begonnenen Auszahlungsprogramms seitens der Securenta AG der mögliche Zeitrahmen voll ausgeschöpft werden. Das Auseinandersetzungsguthaben für das Geschäftsjahr 2004 wird direkt im Anschluss an die ordentliche Hauptversammlung ermittelt werden, so Dr. Rinnewitz weiter. Breiten Raum in seinen Ausführungen nahm auch die Darstellung der möglichen Risiken ein, wobei in diesem Zusammenhang auch auf die Seiten 19 bis 26 des Geschäftsberichts hingewiesen sei.
Entscheidend für die weitere Zukunft des Unternehmens und den Zufluss von Erträgen ist laut Dr. Rinnewitz die Gewinnung von zusätzlichen Kunden bei den Tochtergesellschaften im Geschäftsfeld Emissionsdienstleistungen, die Akquisitionsbemühungen auf diesem Feld sollen weiter verstärkt werden.
Nach wie vor in der Schwebe befindet sich auch das Steuerverfahren. Die Finanzverwaltung Niedersachsen fordert weiterhin 21,22 Mio. EUR an Umsatzsteuern, von diesem Betrag mussten bis September 2004 bereits 8,02 Mio. EUR gezahlt werden, noch offen ist eine Forderung in Höhe von 13,0 Mio. EUR. Die Verwaltung zeigte sich jedoch zuversichtlich, im laufenden Gerichtsverfahren zu obsiegen und dann eine entsprechende Rückforderung gegenüber der Finanzverwaltung des Landes Niedersachsen zu haben.
Ferner befindet sich der Vorstand in Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter des Bankhauses Partin über die noch bestehende Zahlungsverpflichtung im Volumen von 12,8 Mio. EUR, eine ursprünglich getroffene Vereinbarung zu diesem Themenfeld ist zum 31. Dezember 2004 ausgelaufen. Alle aus den geschilderten Themenbereichen resultierenden Risiken sind laut Dr. Rinnewitz im vorliegenden Jahresabschluss 2004 berücksichtigt worden.
Mit Blick auf den bereits auf der letzten Hauptversammlung vorgeschlagenen, jedoch dann von der Tagesordnung abgesetzten Beschlussvorschlag über einen Kapitalschnitt erklärte der Securenta-Chef, dass dieser ursprünglich erst nach Abschluss der Auseinandersetzung mit der Finanzverwaltung erfolgen sollte. Da aktuelle Gespräche mit dieser jedoch darauf hindeuten, dass im Falle eines positiven Ausgangs für die Securenta AG der weitere Instanzenweg eingeschlagen wird und eine endgültige Entscheidung wohl erst in einigen Jahren zu erwarten ist, soll der Kapitalschnitt auf jeden Fall der nächsten Hauptversammlung vorgeschlagen werden.
Dann kam Dr. Rinnewitz auf die Entwicklung der einzelnen Geschäftsfelder im Berichtszeitraum, dabei vor allem des Bereichs Immobilien sowie der Kerngeschäftsfelder Versicherungen und Emissionsdienstleistungen, zu sprechen. Im Bereich Immobilien bekam auch die Securenta AG das anhaltend schwierige Marktumfeld zu spüren. Vor dem Hintergrund der schwachen Binnenkonjunktur sowie der Konsumzurückhaltung der Verbraucher leidet insbesondere der Bereich der Gewerbe- und Büroimmobilien, und die neuen Bundesländer sind von dieser Entwicklung in besonderem Maße betroffen. Diese Umstände haben Mietpreisreduktionen erforderlich gemacht.
Zum Bilanzstichtag befinden sich 27 Objekte im Besitz der Securenta AG, aus denen Mieterlöse von 5,39 Mio. EUR vereinnahmt werden konnten. Das Sachanlagevermögen des Segments Immobilien beträgt zum Jahresende 72 Mio. EUR, der Ertragswert beläuft sich auf 85 Mio. EUR. Im Bestand sind nach Aussage von Dr. Rinnewitz stille Reserven in der Größenordnung von 15 Mio. EUR enthalten.
Weiterhin sehr erfreulich entwickelten sich im Berichtsjahr nach Vorstandseinschätzung die beiden Kernbereiche Emissionsdienstleistungen und Versicherungen. Erstere konnten ihre Position als Servicegesellschaft im Markt weiter festigen und das Platzierungsvolumen gegenüber dem Vorjahr von 25,6 auf 152,87 Mio. EUR deutlich erhöhen. Möglich wurde diese Entwicklung nach Angabe von Dr. Rinnewitz nicht zuletzt durch die Gewinnung neuer Partner und Kunden, und er charakterisierte die im Geschäftsfeld tätigen Tochtergesellschaften als wesentliche Werttreiber des Jahres 2004.
Positiv entwickelte sich erneut auch das Neugeschäftsvolumen der Gutingia Lebensversicherung AG, welches von 47,9 auf 295,46 Mio. EUR zulegen konnte. Die Gutingia hat dabei nach Aussage von Dr. Rinnewitz von der vertrieblichen Neuausrichtung auf die Produktgruppen Risikolebens- sowie Berufunfähigkeitsversicherung profitieren können, und sie soll diese erfreuliche Entwicklung unbeeinflusst vom steuerlich getriebenen Schlussspurt bei Lebens- und Rentenversicherungen im Vorjahr auch im laufenden Jahr fortsetzen.
Die Zahl der Verträge hat sich um 171 Prozent auf 4.556 (1.680) erhöht, und die Beitragssumme ist von 24,8 auf 56,3 Mio. EUR angewachsen. Besonders erfolgreich entwickelte sich im Betrachtungszeitraum das Produkt Risikolebensversicherung mit einer annähernden Verdreifachung des Volumens. Aus den Kapitalanlagen in Höhe von 24,9 Mio. EUR konnte in 2004 nach Vorstandsangabe eine Netto-Verzinsung von 5,9 Prozent oder 1,46 (1,37) Mio. EUR vereinnahmt werden.
Das operative Ergebnis der Gutingia war in 2004 mit minus 285 TEUR zwar erneut negativ, konnte sich gegenüber dem Vorjahr mit einem Fehlbetrag von 735 TEUR aber deutlich verbessern. Der angefallene Verlust wurde im Rahmen des bestehenden Unternehmensvertrags von der Securenta AG übernommen. Besonders zufrieden zeigte sich der Securenta-Chef mit dem positiven Abschneiden der Gutingia bei der aktuellen Untersuchung der Rating-Gesellschaft Fitch, in der die Kapitaladäquanz der großen Lebensversicherungen geprüft wurde. Nur 35 der insgesamt 120 geprüften Marktteilnehmer erreichen einen Wert von über 100 Prozent, und mit 118 Prozent belegt die Gutingia einen Platz unter den Top 20.
Als besondere Vorgänge nach dem Abschluss des Geschäftsjahres führte der Vorstandschef den Verkauf der Anteile an der Dental-Labore DOHRN AG an das dortige Management an, die Veräußerung der 21,8-prozentigen Beteiligung an der Zucker & Co. an einen Finanzinvestor sowie die erfolgreiche Veräußerung der Immobilie auf der Dransfelder Straße in Göttingen. Neben einem Mittelzufluss in der Größenordnung von 1,4 Mio. EUR konnte mit dem Erwerber eine mietfreie Nutzung des Objekts bis Mitte 2006 vereinbart werden.
Mit dem Start der beiden Kerngeschäftsfelder in das laufende Geschäftsjahr zeigte sich Dr. Rinnewitz ebenfalls zufrieden. Diese konnten im Vergleich zum ersten Halbjahr 2004 das Neugeschäftsvolumen auf 230 nach 95,4 Mio. EUR ausweiten, davon entfielen 45 (19,4) Mio. EUR auf die Emissionsdienstleistungen sowie 185,4 (76) Mio. EUR auf den Bereich Versicherungen. Insbesondere bei der Gutingia verspricht sich die Verwaltung im weiteren Jahresverlauf zusätzliches Potenzial aus einer in Kürze in den Markt einzuführenden Produktinnovation mit entsprechenden Anreizen auf der Vertriebsseite. Darüber hinaus ist vorgesehen, einen neuen Partner auf der Aktionärsebene mit an Bord zu nehmen.
Ferner informierte Dr. Rinnewitz die Anteilseigner darüber, dass der Hauptversammlung im Geschäftsjahr 2006 ein drittes Kerngeschäftsfeld vorgestellt werden soll, wobei es sich nach seinen Angaben um ein interessantes Nischensegment handelt. Derzeit befindet sich die Verwaltung in entsprechenden Verhandlungen, und sie erwartet, dass die erforderlichen Verträge noch im Berichtsjahr zum Abschluss gebracht werden können. Neben dem bereits angekündigten Kapitalschnitt sollen der kommenden Hauptversammlung auch das neue Erscheinungsbild des Unternehmens sowie die Planung für die kommenden fünf Jahre vorgestellt werden.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner meldete sich Herr Hobbeling, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), zu Wort. Dieser zeigte sich mit der aktuellen Unternehmensentwicklung alles andere als zufrieden und stellte fest, dass die Vergangenheit der Securenta AG insbesondere für die atypisch stillen Beteiligten zu einem Fiasko werden kann. Insbesondere kritisierte der Sprecher, dass das vorliegende positive Jahresergebnis nur im Wege der Verlustzuweisungen an die atypisch stillen Gesellschafter möglich wurde und dass sich weitere erhebliche Risiken aus den laufenden gerichtlichen Auseinandersetzungen für das Unternehmen ergeben können.
Mit Blick auf die erfreuliche Neugeschäftsentwicklung bei der Gutingia Versicherung erkundigte sich der Aktionärsschützer, wann sich diese endlich auch im Ergebnis des Unternehmens positiv niederschlagen wird. Das Vorstandsmitglied Frau Götz zeigte sich insgesamt sehr erfreut über die dynamische Neugeschäftsentwicklung, wies jedoch darauf hin, dass diese Entwicklung zunächst mit gewissen Anlaufkosten verbunden ist, welche für 2005 den Break-even noch nicht möglich machen.
Auf die Frage nach den geplanten Umsatz- und Ergebnisbeiträgen für die Jahre 2005 bis 2007 antwortete Frau Götz, dass sich die verdienten Beiträge vor Rückversicherung von etwa 12 Mio. EUR im laufenden Geschäftsjahr über 13,2 Mio. EUR in 2006 auf gut 14,6 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2007 erhöhen sollen. Nach einem neuerlichen Verlust in 2005 rechnet der Vorstand für 2006 mit einem ausgeglichenen und für das Geschäftsjahr 2007 mit einem positiven Ergebnis, sofern die den Planzahlen zu Grunde liegenden Prämissen auch eintreten.
Nähere Informationen erbat Herr Hobbeling auch im Zusammenhang mit dem aktuellen Status des laufenden Insolvenzverfahrens beim Bankhaus Partin. Laut Dr. Rinnewitz geht der dortige Insolvenzverwalter laut einer entsprechenden Aussage aus dem Jahre 2001 von einer Verfahrensdauer von etwa neun Jahren aus, was einen Abschluss nicht vor dem Jahr 2010 erwarten lässt. Der Vorstand der Securenta AG hält den genannten Zeithorizont für durchaus realistisch.
Derzeit befindet sich die Verwaltung in Gesprächen mit dem Insolvenzverwalter hinsichtlich der noch bestehenden Zahlungsverpflichtung der Securenta AG gegenüber der Insolvenzmasse in Höhe von 12,8 Mio. EUR. Die Tatsache, dass man erhebliche Summen "in ein Loch werfen muss, anstatt diese sinnvoll anlegen zu können", ist zwar juristisch nicht zu beanstanden, allerdings sehr ärgerlich, so Dr. Rinnewitz weiter. Im Rahmen der Gespräche mit dem Insolvenzverwalter soll eine befriedigende Lösung für beide Seiten gefunden werden, und der Vorstand zeigte sich sehr verhalten optimistisch, hier bis zur nächsten Hauptversammlung zu einer Lösung gelangen zu können.
Befragt nach der Höhe des Veräußerungspreises der Beteiligung an der Dental-Labore DOHRN AG an die dortige Geschäftsleitung im Rahmen eines MBO bat Dr. Rinnewitz um Verständnis dafür, dass auf Wunsch der finanzierenden Bank sowie der erwerbenden Gesellschafter Stillschweigen über die Höhe des Kaufpreises vereinbart worden ist. Die Beteiligung an der Zucker & Co., bestehend aus 38.110 Aktien, wurde zu einem Preis von 345.667,70 EUR oder gut 9,70 EUR je Aktie an die Sander Vermögensverwaltung mit Sitz in Bonn veräußert. Auf die Frage, welche Pläne mit der inaktiven Beteiligung an der Göttinger Immobilien Beteiligungs-Aktiengesellschaft (GIB) AG bestehen, an welcher die Securenta AG mit 78,3 Prozent beteiligt ist, antwortete Frau Götz, dass im Rahmen der weiter voranzutreibenden Konzernverschlankung eine Verschmelzung auf die Securenta AG vorbereitet wird.
Ferner erkundigte sich Herr Hobbeling nach den Auswirkungen der Partin-Insolvenz auf die Mieterlöse der GHG Grundstückshandel GmbH. Wie der Vorstand in seiner Antwort darlegte, wurden dort im Berichtsjahr Mieteinnahmen in einer Größenordnung von 406.751,45 EUR realisiert, der ausgewiesene Jahresüberschuss resultiert aus einem Forderungsverzicht der Securenta AG. Dr. Rinnewitz erklärte ergänzend, dass nach der Kündigung des bestehenden Mietvertrags durch den Insolvenzverwalter die Hauptfläche leider weiterhin leer steht, was zu entsprechenden Belastungen des Unternehmensergebnisses führt. Wenngleich sich die Verwaltung mit einigen potenziellen Erwerbern in Gesprächen befindet, ist der Immobilienmarkt in der Region in einer schwierigen Situation, was sich auch auf die Höhe des möglichen Veräußerungserlöses auswirken dürfte. Eine zeitnahe Veräußerung der Immobilie in Bad Mergentheim ist nach Vorstandseinschätzung nicht zu erwarten.
Deutliche Kritik übte der Aktionärsschützer an der Verlustzuweisung über 56,5 Mio. EUR an die atypisch stillen Gesellschafter des Unternehmens, wodurch der Ausweis eines Jahresüberschusses überhaupt erst möglich geworden ist. Befragt nach den Auswirkungen dieser Verfahrensweise für die Anteilseigner sowie die atypisch stillen Gesellschafter erwiderte Frau Götz, dass für die Aktionäre daraus keine Folgen resultieren, die von der Verlustzuweisung betroffenen rund 102.000 atypisch stillen Gesellschafter können diese steuerlich geltend machen.
Ein weiterer wichtiger Themenkomplex der allgemeinen Aussprache waren auch der aktuelle Status der gegen die Gesellschaft laufenden Klagen, die daraus resultierenden Risiken sowie die Fragestellung, inwieweit die gebildeten Rückstellungen dem tatsächlichen Risiko angemessen sind. Derzeit sind nach Verwaltungsangabe rund 5.000 Verfahren gegen die Gesellschaft anhängig, bislang wurde in 50 Verfahren gegen die Securenta AG entschieden, wobei diese Urteile teilweise noch nicht rechtskräftig sind. Die Höhe der titulierten Forderungen gegen des Unternehmen beläuft sich laut Dr. Rinnewitz auf rund 300 TEUR.
In Bezug auf die anhängigen Verfahren wies der Vorstandsvorsitzende darauf hin, dass diese durchaus hoch erscheinende Zahl einer Klagequote von unter 5 Prozent entspricht. Insbesondere vor dem Hintergrund des BGH-Urteils vom 18. April 2005 zeigte sich der Vorstand davon überzeugt, dass die gebildeten Rückstellungen in ihrer Höhe ausreichend sind und je nach Verfahrensentwicklung möglicherweise noch teilweise Auflösungspotenzial beinhalten. Um die Liquidität der Gesellschaft durch die Rechtsberatungs- und Gerichtskosten jedoch nicht über Gebühr in Anspruch zu belasten, betonte Dr. Rinnewitz nochmals die Wichtigkeit, dass mit den unzufriedenen atypisch stillen Gesellschaftern eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung außerhalb des Gerichtssaals gefunden werden soll.
Im Zusammenhang mit außerordentlichen Abschreibungen auf den Immobilienbestand erkundigte sich der DSW-Sprecher nach den Hintergründen dieser Maßnahme. Nötig wurde diese nach Angabe von Frau Götz infolge eines Brandschadens bei der Immobilie in Nürnberg, die entgegen der Vermutung des Aktionärsschützers natürlich versichert war. Derzeit wird das Objekt neu aufgebaut, die Fertigstellung ist für Herbst 2005 vorgesehen. Auf die Frage nach dem aktuellen Stand der Veräußerungsbemühungen für die Siekhöhe antwortete Frau Götz, dass derzeit Gespräche mit einem Interessenten laufen, der das Objekt als Wellness- und Gesundheitszentrum nutzen möchte. Eine Prognose über den möglichen Verkaufszeitpunkt ist laut Vorstand angesichts des noch frühen Verhandlungsstadiums derzeit nicht möglich.
Des Weiteren erkundigte sich Herr Hobbeling nach den Erfolgsaussichten, die bestehenden Forderungen in Höhe von 69,5 Mio. EUR gegen atypisch stille Gesellschafter auch tatsächlich vereinnahmen zu können, und er erkundigte sich nach alternativen Lösungsmöglichkeiten. Nach Angabe von Frau Götz bietet die Securenta AG Anlegern mit negativem Auseinandersetzungsguthaben oder Nachschussverpflichtung eine Fortsetzungsvereinbarung an, sofern diese Gesellschafter ihre Kündigungen aufrecht erhalten, werden die entsprechenden Summen von diesen eingetrieben.
Aktionär von Rantzau meldete sich mit einem in Reimform abgefassten Wortbeitrag im Rahmen der Debatte zu Wort und kritisierte dabei die bisherige Entwicklung des Unternehmens sowie die in der Vergangenheit eingetretenen erheblichen Verluste für Aktionäre und atypisch stille Gesellschafter. Wiedergebenswert erscheint insbesondere seine Einschätzung hinsichtlich des Werts der Securenta-Aktie von derzeit 0,04 EUR im außerbörslichen Handel der Valora, bei dem er auf einen bestehenden höheren Heizwert der Aktie hinwies.
Ein weiterer Redner erkundigte sich danach, wann mit einer Aufnahme der im Vorjahr versprochenen Quartalsberichterstattung gerechnet werden kann. Dr. Rinnewitz übernahm für die eingetretenen Verzögerungen die Verantwortung und erklärte, dass noch im Laufe der Woche ein Bericht zum ersten Halbjahr erstellt und auf der Homepage zum Abruf bereitgestellt werden wird. In der Zukunft soll die Berichterstattung kontinuierlich erfolgen, "da können Sie mich persönlich beim Wort nehmen", so der Vorstandsvorsitzende weiter.
Ferner erkundigte sich der Anteilseigner nach dem auf der letzten Hauptversammlung abgegebenen Versprechen, dass das Jahr "2005 das Jahr der Aktionäre" werden soll. Dr. Rinnewitz führte hierzu aus, dass über diese Thematik bereits intern diskutiert worden ist, und in diesem Kontext habe er auch seinen Rücktritt angeboten. Die Aussage der vergangenen Hauptversammlung beinhaltet das Erreichen der Dividendenfähigkeit für das Geschäftsjahr 2005. Auf der Hauptversammlung in 2006, welche über dieses Geschäftsjahr zu beschließen hat, soll, wie bereits angekündigt, ein entsprechender Kapitalschnitt erfolgen, aufgrund der Wirksamkeit desselben frühestens im Jahr 2006 wird sich der Eintritt dieses Zustands jedoch verzögern. Wie Dr. Rinnewitz weiter ausführte, muss er sich konkret überlegen, was er den Anteilseignern mit Blick auf seine Person auf der kommenden Hauptversammlung mitteilen wird.
Befragt nach einer Definition von Dividendenfähigkeit erklärte der Securenta-Chef, diesen Begriff interpretiere er als durchaus weiter gefasst. Dieser könne auch die Wiederaufnahme der gewinnunabhängigen Entnahmen beinhalten, und diese sei der Zahlung einer Dividende an die Aktionäre als gleichgestellt zu bewerten.
Abstimmungen
Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 13:15 Uhr wurde die Präsenz mit 27.942.540 Aktien oder 38,92 Prozent des stimmberechtigten Kapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden mit sehr großer Mehrheit mit Zustimmungsquoten zwischen 97,15 und 99,86 Prozent verabschiedet. Im Einzelnen beschlossen wurden die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) sowie die Wahl der ADMINISTRATOR Treuhand- und Beratungsgesellschaft mbh, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hannover, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2005 (TOP 4).
Die Versammlung endete um 13:45 Uhr. Seitens einer Reihe von Besuchern wurde am Rande der Veranstaltung zudem die Bewirtungsqualität bemängelt, die im Vergleich zum Vorjahr nachgelassen habe.
Fazit
Positiv zu werten ist mit Blick auf die Entwicklung der Securenta AG sicherlich der Umstand, dass es dem Unternehmen im laufenden Jahr gelungen ist, erstmals seit über sechs Jahren wieder innerhalb der gesetzlichen Frist den Jahresabschluss vorzulegen und die Hauptversammlung abzuhalten. Ebenfalls erfreulich, wenn auch für länger investierte Anteilseigner angesichts der erlittenen Verluste sicherlich nur ein vergleichsweise schwacher Trost, ist die in 2004 vollzogene Rückkehr in die Gewinnzone. Bei einem Jahresüberschuss von 4,82 Mio. EUR auf Konzernebene wurde ein Ergebnis je Aktie von 0,07 EUR erzielt. Berücksichtigt werden muss jedoch hierbei, dass der Jahresüberschuss nur durch entsprechende Verlustzuweisungen an die atypischen stillen Gesellschafter möglich wurde und wie bereits in den Vorjahren nicht aus dem operativen Geschäft erwirtschaftet wurde.
Ein schwacher Trost für die investierten Anteilseigner angesichts der bereits erlittenen Verluste dürfte die seitens des Vorstandsvorsitzenden angekündigte und auf der kommenden Hauptversammlung zu beschließende bilanzielle Sanierung und die damit einhergehende Erreichung der Dividendenfähigkeit sowie die Möglichkeit der Wiederaufnahme der gewinnunabhängigen Entnahmen der atypisch stillen Gesellschafter sein. Aus Sicht des Verfassers sollte bei der zu erwartenden Kapitalherabsetzung je nach erforderlichem Volumen anstelle der im Vorjahr vorgeschlagenen Variante auch die Möglichkeit einer vereinfachten Kapitalherabsetzung im Wege der Absenkung des rechnerischen Nennwerts je Aktie von derzeit rund 2,56 EUR auf 1 EUR geprüft werden.
Trotz der auf Basis der Jahresergebnisse zu beobachtenden Zeichen der operativen Gesundung ist der Zustand des Unternehmens nach wie vor als schwierig zu bezeichnen. Nicht zuletzt hat auch der Abschlussprüfer in seinem Testat nochmals auf die Themen Eigenkapital- und Liquiditätssituation hingewiesen. Mögliche weitere Belastungen für das Unternehmen sieht der Abschlussprüfer überdies im Zusammenhang mit der jüngst geänderten Rechtsprechung des BGH.
Im Falle negativer Prozessausgänge der gegen die Gesellschaft anhängigen Verfahren sowie etwaiger Rückzahlungsverpflichtungen gegenüber atypischen Gesellschaftern des Unternehmens würden sich zusätzliche Belastungen ergeben, die sich negativ auf die ohnehin nicht als sonderlich komfortabel zu bezeichnende Liquiditätssituation auswirken würden. Vor diesem Hintergrund halten wir an unserer negativen Einschätzung zur Securenta-Aktie fest, die im außerbörslichen Handel der Valora notiert wird.
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