Trotz des Rückgangs der Nachfrage in Deutschland hat sich das Neugeschäft der Nordex Gruppe wieder stabilisiert. Der Auftragseingang erhöhte sich unter Berücksichtigung strengerer Kriterien im zweiten Halbjahr 2002/03 auf 130 Mio. Euro (1. Halbjahr 107 Mio. Euro). Insgesamt betrug der bereinigte Auftragseingang im abgeschlossenen Geschäftsjahr 237 Mio. Euro gegenüber 355 Mio. Euro in Vorjahr. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres entwickelt sich das Neugeschäft weiter nach Plan. Seit Januar 2003 weist Nordex nur noch Auftragseingänge aus, die über eine unwiderrufliche Finanzierungszusage oder eine Bankbürgschaft gesichert sind.
Auch bei der Bilanzierung von IAS-Umsätzen legt Nordex strengere Maßstäbe an. Seit dem vierten Quartal 2002/03 wird der Leistungsfortschritt im Rahmen der Per-centage-of-Completion Methode nach restriktiven Kriterien angewendet. Trotz steigendem Geschäftsvolumen hat das zu einem geringeren Umsatzausweis in Höhe von rund 45 Mio. Euro geführt. Ohne diesen Effekt hätte das Geschäftvolumen das geplante Niveau erreicht.
Die konservative Anwendung der PoC Methode belastete auch das Ergebnis. Weitere Belastungen haben sich aus einer vorsichtigeren Bilanzierung ergeben. So wurde das Anlage- und Umlaufvermögen umfangreich abgewertet. Das betrifft vor allem Prototypen, aktivierte Entwicklungsaufwendungen und Vorräte für Anlagen, die in Zukunft nicht mehr vertrieben werden. Im Rahmen der Neuausrichtung konzentriert sich das Unternehmen auf seine Volumenprodukte im oberen Leistungsbereich. Vor dem Hintergrund zunehmender Zahlungsschwierigkeiten bei einzelnen deutschen Kunden hat Nordex die Kriterien für die Wertberichtigung von Forderungen verschärft. Zudem hat die Gesellschaft Rückstellungen für Abfindungen aus einer konsequenten Personalanpassung gebildet. Insgesamt führte das im vierten Quartal zu zusätzlichen Sonderaufwendungen von 60 bis 65 Mio. Euro.
Diese Sonderaufwendungen haben in erster Linie bilanzielle Auswirkungen und nur einen geringen Einfluss auf die Liquidität des Unternehmens. Insgesamt konnte Nordex den hohen Liquiditätsabfluss zum Ende des Geschäftsjahres stoppen. Im vierten Quartal betrug der Free Cash Flow plus 0,5 Mio. Euro. Für das laufende Quartal erwartet Nordex eine weitere Stabilisierung. Das Working Capital reduzierte sich um rund 51 Mio. Euro auf 76,3 Mio. Euro. Wesentlichen Einfluss auf diese positive Entwicklung hatten der Rückgang der Forderungen sowie erhöhte Anzahlungen. Der Abbau langfristiger Abnahmeverpflichtungen um 75 Prozent auf rund 33 Mio. Euro wird das Working Capital im laufenden Jahr weiter entlasten.
Das operative Ergebnis im vierten Quartal war aufgrund des weiterhin niedrigen Umsatzvolumens erwartungsgemäß belastet. Der Verlust lag auf dem Niveau der Vorquartale. Für das Gesamtjahr 2002/03 wird ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Sonderaufwendungen von etwa minus 67 Mio. Euro erwartet (Vorjahr: + 17,8 Mio. Euro), hieß es in einer Ad-Hoc Mitteilung vom Donnerstag.
Durch die im Sommer 2003 eingeleitete Restrukturierung plant die Gesellschaft im laufenden Geschäftsjahr eine deutliche Ergebnisverbesserung. Zudem ist das Unternehmen überzeugt, durch die umfassende Risikoinventur und eine vorsichtigere Bilanzierung die Belastungen der Vergangenheit bereinigt zu haben. Insgesamt will Nordex bis zum Ende des nächsten Geschäftsjahres eine Ergebnisverbesserung von rund 70 Mio. Euro heben. Damit plant die Gesellschaft aus eigener Kraft wieder einen operativen Gewinn zu erwirtschaften.