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HV-Bericht euromicron AG - Den TecDAX hat die Aktie hinter sich gelassen

Die diesjährige Hauptversammlung der euromicron AG fand am 23. Juni 2005 im Gebäude der IHK Frankfurt statt und war für 10:30 Uhr anberaumt. Der Einladung folgten circa 150 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Markus Laue von GSC Research. Bettina Meier begleitete die Hauptversammlung als Notarin.



Der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Jeschke eröffnete die Hauptversammlung pünktlich und begrüßte die Anwesenden recht herzlich. Danach gab er bekannt, dass bei der Gesellschaft keine Gegenanträge zur Tagesordnung eingegangen sind. Des Weiteren informierte er über die Aufsichtsratssitzungen und betonte, dass sich das Kontrollgremium auch im vergangenen Geschäftsjahr sehr intensiv mit der Entwicklung der Gesellschaft befasst hat. So haben neben den regelmäßigen Aufsichtsratssitzungen weitere persönliche Kontakte zwischen den Organen stattgefunden. Im Anschluss übergab er das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Willibald Späth.


Bericht des Vorstands



Dr. Späth begann seine Rede mit einem Dank an die Aktionäre und Mitarbeiter der Gesellschaft und für das rege Interesse an der Hauptversammlung trotz der sommerlichen Temperaturen. Nach dieser kurzen Einleitung ging er auf das vergangene Geschäftsjahr ein und äußerte sich positiv über die zurückliegende Entwicklung. Insbesondere hob er den Ausbau des Kerngeschäfts, die Steigerung der Ertragsqualität der Beteiligungen, den erfolgreichen Verkauf eines schwierigen Beteiligungsunternehmens, das Vorantreiben der Konzernentschuldung, die Steigerung der Eigenkapitalquote auf 80 Prozent sowie die Entwicklung des Aktienkurses hervor.



Wie Dr. Späth weiter ausführte, stellt sich die wirtschaftliche Gesamtentwicklung sehr schwierig dar, und es kann nicht mit großen Sprüngen gerechnet werden. Aber trotz negativer Rahmenbedingungen hält die Gesellschaft an dem eingeschlagenen Kurs fest, den sie nun seit fünf Jahren erfolgreich verfolgt. Die Reduzierung der Bilanzsumme um 13 Prozent ist nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden auf die Rückführung der Bank- und Industriedarlehen zurückzuführen. Diese Neuausrichtung der Konzernfinanzierung findet auch ihren Niederschlag in der nunmehr auf 60 Prozent gestiegenen Eigenkapitalquote. Weiter erklärte Dr. Späth, dass der Umsatz des Gesamtkonzerns von 134 auf 111 Mio. EUR zurückgegangen ist, wobei er diese Entwicklung einzig auf den Verkauf zweier Industriebeteiligungen zurückführte.



Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern beläuft sich auf 10,9 Mio. EUR. Damit liegt dieses zwar absolut aufgrund der Abverkäufe aus dem Beteiligungsportfolio unter dem Vorjahr, prozentual konnte es jedoch um circa 11 Prozent gesteigert werden.



Nach Darstellung von Dr. Späth ist der Konzern-Jahresüberschuss in Höhe von 4 Mio. EUR aufgrund der steuerlichen Situation so gering ausgefallen. Bei einer Betriebsprüfung, die die Jahre 1996 bis 2000 betraf, wurden steuerrechtliche Konstruktionen und Vorgehensweisen wie z. B. Organschaften, die in deutschen Konzernen seit Jahrzehnten Anwendung fanden, in Frage gestellt und mit Steuernachzahlungen belegt. Dies führte dazu, dass der Vorsteuergewinn von 9 Mio. EUR entsprechend belastet wurde. Nach Bereinigung dieser steuerlichen Situation ist zukünftig jedoch wieder mit einer Steuerquote von etwa 38 Prozent zu rechnen.



Trotz dieser Rückschläge ist das Kerngeschäft der Gesellschaft weiterhin profitabel. Die Marge vor Zinsen und Steuern liegt bei 9,6 Prozent und kommt daher dem Ziel von 10 Prozent sehr nahe. Den weiteren Worten des Vorstandsvorsitzenden zufolge ist der Auftragsbestand sehr gut, und er sieht daher dem Gesamtjahr 2005 zuversichtlich entgegen.



Wie Dr. Späth im weiteren Verlauf erklärte, hat sich auch das Geschäftsfeld der Industriebeteiligungen wieder freundlich entwickelt. Die Umsätze bewegen sich derzeit auf Vorjahresniveau, das Ergebnis vor Ertragssteuern konnte jedoch um fast 30 Prozent gesteigert werden. Hierbei wurde eine EBIT-Marge von 10,5 Prozent erreicht. Weiter führte er aus, dass die Restrukturierungsmaßnahmen der Gesellschaft erfolgreich waren und nun Früchte tragen. Neben den kurzfristigen Maßnahmen gibt es auch langfristige, worunter vor allem die Bereinigung des Beteiligungsportfolios fällt. Dabei verblieben zwei sehr ertragsstarke Unternehmen weiterhin im Portfolio der Gesellschaft.



Aufgrund der starken Finanzposition im Unternehmen kann die euromicron AG organisch wachsen und durch Zukäufe ihr Beteiligungsportfolio abrunden. Weiterhin steht die euromicron AG auch für einen Komplettanbieter für Netzwerke. Durch den Erwerb von 80 Prozent an drei Unternehmen der NTA-Gruppe wurde die regionale Präsenz in den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen gestärkt. Auch mit der Akquisition der delcom GmbH wurde die Position in den Regionen Nordrhein-Westfalen, Berlin und Stuttgart gestärkt. Das organische Wachstum der Gesellschaft wurde u. a. durch die Expansion im Komponentenbereich nach Österreich, England und Frankreich ausgebaut, zudem wurden neue Märkte wie z. B. im Nahen Osten erschlossen.



Schließlich kam Dr. Späth noch auf die Entwicklung der Aktie der Gesellschaft zu sprechen. Diese hat sich im vergangenen Jahr mit dem deutschen Aktienindex DAX entwickelt und sich dann auch deutlich verbessert. Den für die Gesellschaft relevanten TecDAX hat die Aktie hinter sich gelassen. Unabhängige Institute gestehen der Aktie ein Kurspotenzial von 21 EUR zu, die Banken haben die Gesellschaft mit einem Tripple B bis Single A geratet.


Allgemeine Diskussion



Herr Dr. Schlüchter von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) begann seine Rede mit einem Lob auf die Geschäftsentwicklung und die erreichten Leistungen des Managements. Trotz des guten Geschäftsberichts, den er eingehend studiert hatte, ergaben sich dennoch einige Fragen für ihn. Zunächst bat er den Vorstand, ihn über zukünftige Unternehmenszukäufe zu unterrichten. Des Weiteren wollte er wissen, welche Patente durch die Unternehmensverkäufe ebenfalls verkauft wurden und welche Patente neu in die Gesellschaft gekommen sind. Ferner erkundigte er sich nach der vollzogenen Verschmelzung der Multimedia Montage auf die euromicron systems, und er fragte, warum diese nicht auf die euromicron AG verschmolzen wurde.



In seinen nächsten Fragen beschäftigte sich Dr. Schlüchter vor allem mit der Bilanz. Hierbei fragte er zum einen nach den Wertpapieren, zum anderen nach dem Anstieg der unfertigen und fertigen Erzeugnisse und einer Begründung hierfür. Des Weiteren erkundigte er sich nach den Kaufpreisen der zugekauften Unternehmen. Außerdem bat er um die Nennung des Zinssatzes für langfristige Darlehen sowie um die genauen Renditeangaben der Wertpapiere. Abschließend begrüßte er die Transparenz des Unternehmens und wünschte dem Vorstand weiterhin "ein glückliches Händchen".



Im Anschluss bezeichnete Herr Braun als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) einleitend die euromicron AG als eine Perle, und er beglückwünschte das Management zu den herausragenden Leistungen. Dann interessierte er sich für den Verlust von 7 Mio. EUR und wollte hierbei erfahren, ob dieser durch den Verkauf einer Gesellschaft verursacht wurde. Als Nächstes wollte er bezüglich der Auslandsexpansion wissen, ob geplant ist, in der Schweiz zu wachsen.



Im weiteren Verlauf erkundigte sich Herr Braun nach den Bankverbindlichkeiten der Gesellschaft und den Modalitäten der Rückzahlung. In diesem Zusammenhang fragte er auch nach Kreditlinien, wobei er auch wissen wollte, ob hierfür eine Bereitstellungsprovision veranschlagt wird. Im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung erkundigte er sich noch, mit welcher Bruttomarge der Vorstand rechnet.


Antworten



Dr. Späth sieht Wachstum für die Gesellschaft vor allem in der Breitbandtechnik, da die euromicron in diesem Segment noch nicht so breit aufgestellt ist. Als weiteres Wachstumssegment nannte er die Internettechnologie, wo sich ein weiterer Aufbau ebenfalls lohnen würde. In diesem Zusammenhang erklärte er auch, Akquisitionen seien teilweise ein schweres Geschäft, da manche Gesellschafter kurz vor Vertragsunterzeichnung doch nicht verkaufen möchten oder sich andere Unternehmen, die auf den ersten Blick interessant erscheinen, im Rahmen einer Due Diligence als hoch verschuldet entpuppen. Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, sollte im Rahmen des weiteren Ausbaus auch in der Schweiz zugekauft werden, wobei sich diese Region jedoch schwieriger darstellt als erwartet. Der Fokus in der Schweiz liegt auf Kooperationen, weitere Zukäufe erfolgen in kleinen Schritten.



Die Forderungen an verbundene Unternehmen bezifferte Dr. Späth mit insgesamt 1,3 Mio. EUR. Seinen weiteren Angaben zufolge wurden beim Verkauf der Gesellschaften keine Patente verkauft, derzeit besitzt die euromicron 35 Patente und 47 Schutz- und Markenrechte. Für die Verschmelzung der Multimedia Montage auf die euromicron systems führte Dr. Späth steuerliche Gründe an. Wegen des nur geringen Verlustvortrags hätte es keinen Sinn gemacht, die Multimedia Montage mit der euromicron AG zu verschmelzen. Bei der Anlage der Finanzmittel wird ein sehr hohes Maß auf Wert und Sicherheit legt, weshalb nur Zinsen von 2 bis 3 Prozent erzielt werden können.



Den fehlenden Anlagenspiegel sieht der Vorstandsvorsitzende in der Rechnungslegungsvorschrift nach US-GAAP begründet, die eine solche Auflistung nicht verlangt, während diese nach IFRS vorgeschrieben ist. Hinsichtlich des Kaufpreises der erworbenen Unternehmen bat Dr. Späth um Verständnis, dass er aus datenschutzrechtlichen Gründen den exakten Kaufpreis nicht nennen konnte.



Das langfristige Darlehen wird nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden mit 4,95 Prozent verzinst, die Rückzahlung der Darlehen soll aus dem Cashflow erfolgen. Die Posten in den sonstigen Rückstellungen entfallen auf Strukturkosten sowie Rechts- und Beratungskosten, Gutschriften und Mietaufwendungen. Bei dem angesprochenen Buchverlust handelt es sich nicht um einen Verlust, sondern um einen Entkonsolidierungsgewinn in Höhe von 7,1 Mio. EUR.



Nach Aussage von Dr. Späth fällt eine Bereitstellungsprovision nur bei großen Darlehen an, wobei diese dann bei 0,15 bis 0,3 Prozent liegt. Hinsichtlich der Bruttomarge und deren Entwicklung hielt sich der Vorstandsvorsitzende bedeckt, man habe die Kosten im Griff, jedoch laste weiter Druck auf den Margen.



Dann meldete sich noch ein anonymer Redner und fragte nach den Aktivitäten in Dubai. Hierzu führte Dr. Späth aus, dass die ersten Gespräche im Jahr 2003 stattgefunden haben. Aufgrund der Kenntnisse über die Strukturen und Marktzugänge wurde in 2004 mit kleineren Projekten mit einer Investitionssumme von 140 TEUR begonnen. Ziel ist es, eine Präsenz in Dubai aufzubauen und dort Projekte mit Produkten der euromicron zu beliefern.


Abstimmungen



Vor Eintritt in die Abstimmungen stellte der Aufsichtsratsvorsitzende die Präsenz mit 81,91 Prozent des in 4,66 Millionen Aktien eingeteilten Grundkapitals fest. Alle Beschlüsse erhielten die erforderliche Mehrheit. Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2), die Entlastung von Vorstande (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der BDO Hamburg zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer (TOP 5) sowie über die Beschlussfassung über die Aufhebung des bisherigen genehmigten Kapitals, die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals von 5,957 Mio. EUR sowie eine entsprechende Satzungsänderung (TOP 6).



Der Versammlungsleiter schloss die Versammlung um 13:10 Uhr.


Fazit und eigene Meinung



Die Hauptversammlung der euromicron AG verlief sehr harmonisch. Von Seiten der Aktionäre und der Aktionärsschutzvereinigungen kamen keine kritischen Fragen zur Gesellschaft und deren Entwicklung, worin sich auch das Vertrauen der Anteilseigner in die Arbeit des Managements widerspiegelt.


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Anhänge
HV Bericht euromicron AG.doc


Veröffentlichungsdatum: 29.06.2005 - 16:55
Redakteur: mla
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