Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung lud die Silicon Sensor International AG, Spezialist für kundenspezifisch entwickelte und gefertigte optische Sensoren, ihre Anteilseigner am 22. Juni 2005 in das Hotel Marriott Courtyard in Berlin-Köpenick ein. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Michael Altwein begrüßte die rund 100 anwesenden Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach der Erledigung der üblichen einleitenden Formalien und Hinweise sowie der Information über das Ausscheiden von Dr. Hanno Marquardt aus dem Aufsichtsrat der Gesellschaft zum 28. Februar 2005 dem Vorstand das Wort.
Bericht des Vorstands
Nach der Begrüßung des Auditoriums führte der Vorstandsvorsitzende Dr. Bernd Kriegel aus, dass die Silicon Sensor AG auf ein sehr erfolgreiches, aufgrund des plötzlichen Todes von Vorstandsmitglied Dr. Rickus im Januar 2005 jedoch auch auf ein sehr trauriges Jahr zurückblickt. Dr. Rickus, der auch dem Vorstand der Silicon Sensor AG angehört hat, war in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich als Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Lewicki microelectronic GmbH aktiv. Wie Dr. Kriegel erklärte, ist die Verwaltung zuversichtlich, trotz dieses schwerwiegenden Verlusts die erfolgreiche Entwicklung der Gesellschaft weiter vorantreiben zu können.
Im vergangenen Geschäftsjahr konnte der Silicon Sensor-Konzern nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden erneut ein solides Wachstum erzielen und dabei von den sich wieder verbessernden gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen profitieren. Dem Unternehmen ist es gelungen, die bestehenden Anforderungen des Markts hervorragend zu bewältigen und weitere Schritte für eine positive Entwicklung in der Zukunft einzuleiten. Für weiteres Wachstum sieht sich die Verwaltung ebenfalls vorbereitet. Garant des Unternehmenserfolgs ist nach Aussage von Dr. Kriegel die breite Angebotspalette der Silicon Sensor AG, die ihren Kunden die gesamte Bandbreite, angefangen von der IT-Lösung bis hin zum Endprodukt, also beispielsweise Sensormodule oder -chips, anbieten kann. In Zusammenarbeit mit dem Kunden ist überdies auch die Fertigung von Geräten möglich, als Beispiel verwies Dr. Kriegel auf die erfolgreich eingesetzte und von Silicon Sensor mit verantwortete Kamera der Marsmission (siehe hierzu auch den HV-Bericht 2004 von GSC Research).
Wichtige Faktoren für den Erfolg im Markt sowie die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sind nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden das über 30-jährige Know-how im Markt, die motivierten Mitarbeiter, der bestehender Technologievorsprung, an dessen weiterem Ausbau stetig gearbeitet wird, die hohe Qualität der angebotenen Sensoren, die vergleichsweise hohen Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber, die erfolgreiche Internationalisierung, in deren Rahmen im Berichtsjahr die noch ausstehenden Anteile der Tochtergesellschaft Pacific Silicon Sensor Inc. übernommen wurden, sowie die Unabhängigkeit vom im Chip-Markt immer wieder zu beobachtenden "Schweinezyklus". Möglich wird diese Unabhängigkeit laut Dr. Kriegel dank der großen Anwendungsvielfalt der vom Unternehmen angebotenen Sensoren und Chips sowie der Fokussierung auf aussichtsreiche Nischenmärkte.
Neben der vollständigen Integration der Tochtergesellschaft Lewicki microelectronic GmbH sowie der Erhöhung der Wertschöpfung standen im Berichtsjahr die Erschließung neuer Märkte im Mittelpunkt, wie z.B. der Einstieg ins Automotive-Geschäft mit der im Angebot befindlichen Arraytechnologie, die am 20. Juni 2005 im Rahmen der veröffentlichten Ad-hoc-Meldung bekannt gegeben werden konnte. Weitere aussichtsreiche Märkte sind nach Verwaltungsangabe auch die Bereiche Luftfahrt- und Sicherheitsindustrie sowie die Medizintechnik.
Mit Blick auf die weitere strategische Entwicklung des Unternehmens führte Dr. Kriegel aus, dass die Erschließung der Märkte in den USA und Asien weiter vorangetrieben werden soll, im technologischen Bereich ist ein weiterer gezielter Ausbau der Arraytechnologie sowie der Avalanche-Photodioden vorgesehen. Zur Vorbereitung auf weiteres Wachstum ist der Neubau einer Sensorenfabrik mit 6-Zoll-Waferfertigung vorgesehen, der Start der dortigen Produktion soll Ende 2007 erfolgen.
Nach diesen Ausführungen zeigte sich Finanzvorstand Dr. Giering sehr stolz in Bezug auf das Zahlenwerk für das abgelaufene Geschäftsjahr. Die Umsatzerlöse konnten um 16 Prozent von 11,96 auf 13,84 Mio. EUR gesteigert werden, der Jahresüberschuss wurde weit überproportional mit einem Anstieg von 106 Prozent auf 1,48 (Vj.: 0,72) Mio. EUR mehr als verdoppelt. Die Verwaltung strebt an, auch bei in der Zukunft weiter steigenden Umsatzerlösen eine EBIT-Marge von 18 Prozent beizubehalten, langfristig sieht Dr. Giering Potenzial, diese auf über 20 Prozent zu verbessern. Trotz dieser insgesamt erfreulichen Situation sieht sich aber auch die Silicon Sensor AG einem gewissen Preisdruck von Kundenseite ausgesetzt. Infolge des erfreulichen Geschäftsverlaufs hat sich die Liquiditätsausstattung des Unternehmens deutlich auf nun 3,78 (1,06) Mio. EUR verbessert, und inklusive der bestehenden Banklinien verfügt die Gesellschaft zum Zeitpunkt der Hauptversammlung über einen Spielraum in der Größenordnung von 5 Mio. EUR.
Positiv wertete der Finanzvorstand die im Berichtsjahr erreichte weitere Reduzierung der Forderungen gegenüber Kunden, die auf ein durchschnittliches Zahlungsziel von 27 Tagen gesunken ist. Das auf Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen von der Silicon Sensor in Anspruch genommene durchschnittliche Zahlungsziel beträgt nach Unternehmensangabe 25 Tage. Möglich ist diese vergleichsweise zügige Bezahlung von der Kundenseite dank der dort hoch geschätzten Qualität der Produkte von Silicon Sensor. Neben der Verbesserung der Liquidität konnte in 2004 auch der Abbau der Verbindlichkeiten weiter vorangetrieben werden, und die Eigenkapitalquote von 67 Prozent bewegt sich nach Einschätzung von Dr. Giering nunmehr auf einem vernünftigen Niveau.
Die erzielten Fortschritte haben sich auch positiv in einem seitens der Commerzbank erstellten Rating der Silicon Sensor AG niedergeschlagen. Die erreichte Note 2,0 wird laut Finanzvorstand nur von 4 Prozent aller mittelständischen Unternehmen in Deutschland erreicht, der Ratingprozess seitens der Großbank hat sich über insgesamt acht Wochen erstreckt. Ferner wurden im Berichtsjahr die noch ausstehenden 15 Prozent an der Pacific Silicon Sensors Inc. übernommen und eine aus der Mitte der 90er Jahre resultierende stille Beteiligung der BayBG an einer Tochtergesellschaft abgelöst.
Als nach wie vor richtig und wichtig wertete Dr. Giering die Notierung der Aktie der Silicon Sensor im Prime Standard der Deutschen Börse. Die hierdurch gewährleistete hohe Transparenz des Unternehmens sowie die unterjährige Berichtserstattung wirken sich positiv auf Investoren- wie auch auf Kundenseite aus. Mit einem Handelsvolumen von 74 Mio. EUR wurde in 2004 ein neuer Höchstwert erreicht. Nicht zufrieden zeigte sich Dr. Giering mit der Kursentwicklung der Aktie seit der letzten Hauptversammlung, die mit aktuell 10,48 EUR nahezu auf dem seinerzeitigen Niveau von 10,15 EUR verharrte. Deutlich erfreulicher fiel die Entwicklung seit der Hauptversammlung im Jahr 2003 aus. Seinerzeit notierte das Papier bei lediglich 3,30 EUR und konnte im Frühjahr 2005 bereits Kurse in Höhe von über 14 EUR verzeichnen.
Im Berichtsjahr wurden aus dem laufenden Optionsprogramm für Mitarbeiter und Führungskräfte 67.500 Optionen zum Bezug von Aktien des Unternehmens ausgeübt, und daraus wurde ein Mittelzufluss von fast 400 TEUR erzielt. Aus dem bis zum Jahre 2009 laufenden Optionsprogramm können noch 137.500 Optionen ausgeübt werden, sofern die entsprechenden Bedingungen des Programms erfüllt werden.
Mit Blick auf die weitere Entwicklung des Unternehmens führte Dr. Giering aus, dass die Verwaltung im Kerngeschäft auch künftig mit einem organischen Wachstum zwischen 5 und 10 Prozent pro Jahr rechnet, weiteres Potenzial soll sich aus einer Verstärkung der Aktivitäten auf dem US-amerikanischen Markt sowie einer Verstärkung der Vertriebskraft bei den Tochtergesellschaften ergeben. Auf das zu erwartende Wachstum in der Zukunft bereitet sich das Unternehmen durch die Planung zur Errichtung einer 6 Zoll-Chipfertigung vor, das hierfür erforderliche Investitionsvolumen bezifferte der Finanzvorstand auf 4 bis 5 Mio. EUR, der Produktionsstart ist für Ende 2007 geplant. Das erforderliche Investitionsvolumen ist nach seiner Einschätzung durch das Unternehmen zu stemmen, darüber hinaus wurden seitens des Landes Berlin Fördermittel in Höhe von 1 Mio. EUR zugesagt.
Die Umsatz- und Ertragssituation im laufenden Geschäftsjahr wird nach Vorstandsangabe geprägt durch die Verschiebung von Aufträgen in Folgejahre, so dass sich die Situation schwieriger als im Vorjahr gestaltet. Grundsätzlich zeigte sich die Verwaltung jedoch davon überzeugt, das erfreuliche Wachstumstempo aus der Vergangenheit weiter fortschreiben zu können. Im Rahmen einer als vorsichtig eingestuften Umsatzplanung rechnet sie mit einer Verdoppelung des Umsatzvolumens bis zum Jahr 2009. Dr. Giering führte hierzu ergänzend aus, dass eine Einschätzung über die Auswirkungen des jüngst verkündeten Auftrags aus dem Bereich Automotive aktuell nur schwer möglich ist und dass man daher auf Schätzungen angewiesen ist. Hierbei sei man bewusst von deutlich konservativeren Zahlen ausgegangen, als seitens des Kunden hinsichtlich des mittelfristig zu erwartenden Volumens genannt wurden. Auch auf EBIT-Basis soll die Silicon Sensor in den kommenden Jahren weiter zulegen.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner meldete sich Herr Kunert, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), zu Wort und zeigte sich zufrieden mit den vorgelegten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Als noch nicht zufriedenstellend bezeichnete er aus Sicht der Anteilseigner, zumindest mit Blick auf die aktuelle Situation, den Aktienkurs. Im Zusammenhang mit dem aktuellen Rückgang des Aktienkurses erkundigte sich der Aktionärsschützer nach einem möglichen spürbaren Anstieg des Handelsvolumens bei diesen rückläufigen Kursen. Finanzvorstand Dr. Giering führte hierzu aus, dass die jüngsten Kursrückgänge nicht mit einem ungewöhnlichen Umsatzvolumen in der Aktie verbunden waren. Das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen der Silicon Sensor-Aktie lag in 2004 bei rund 40.000 Stücken und hat sich im Verlauf des ersten Halbjahres 2005 auf rund 49.000 Stücke erhöht.
Aus Gesprächen mit Aktionären wisse man, so Dr. Giering weiter, dass eine Reihe dieser Anleger, die teilweise zu Kursen von unter 4 EUR im Jahr 2003 eingestiegen sind, Gewinne mitgenommen und ihre Stücke verkauft hat. Angesichts der im Markt vorhandenen Nachfrage nach Silicon Sensor-Aktien und von Aktionären, die auf dem aktuellen Niveau ihre Bestände aufstocken, sei ihm jedoch nicht bange um die künftige Kursentwicklung.
Auf die Frage nach der aktuellen Aktionärsstruktur antwortete Dr. Giering, dass dem Unternehmen aktuell zwei Beteiligungsmeldungen von Aktionären mit einem Anteilsbesitz von über 5 Prozent vorliegen. Dabei handelt es sich um die Hightech Premium N.V., Curacao, sowie die FPM Funds SICAV, Luxemburg. Beide Meldungen wurden von der Silicon Sensor AG innerhalb der gesetzlichen Frist im elektronischen Bundesanzeiger sowie der Börsen-Zeitung veröffentlicht.
Nähere Angaben erbat Herr Kunert auch im Zusammenhang mit der geplanten Ausweitung der Unternehmensaktivitäten in Asien, das derzeit in Israel betriebene Geschäft könne ja noch nicht alles sein. Vorstandschef Dr. Kriegel erläuterte diesbezüglich, dass sich der amerikanische und auch der asiatische Markt von dem in Europa unterscheidet und dass das Management dank der Präsenz in Asien in den vergangenen Jahren beispielsweise auf Messen oder über direkte Kontakte eine Menge über die Funktionsweise des asiatischen Markts lernen konnte. Bereits heute ist das Unternehmen in diesem Markt über die Tochtergesellschaft Pacific Silicon Sensor Inc. im kleineren Umfang aktiv. Angesichts der stärkeren Stückzahlorientierung der Produkte für den dortigen Markt sieht Dr. Kriegel erst nach Fertigstellung der neuen 6-Zoll-Waferfabrik bis Ende 2007 Chancen, dort in größerem Umfang aktiv werden zu können.
Befragt nach den zu erwartenden Anlaufaufwendungen sowie der erforderlichen Ausweitung der Mitarbeiterzahl angesichts des bevorstehenden Einstiegs in das Automotive-Geschäft antwortete der Vorstandsvorsitzende, dass am vergangenen Montag ein Ingenieur als Projektleiter für dieses für die Silicon Sensor sehr wichtige Geschäftsfeld eingestellt wurde, der die entsprechenden Aktivitäten koordinieren soll. Über den genauen Umfang der Ausweitung der personellen Kapazitäten kann im aktuell noch sehr frühen Stadium der Aktivitäten keine belastbare Aussage getroffen werden. Bislang konnte Silicon Sensor nach Vorstandsangabe in den sehr langwierigen Verhandlungen die in der Branche übliche Offenlegung der Kalkulationen vermeiden und wird dies auch für die Zukunft versuchen. Grundsätzlich wolle man, so Dr. Kriegel, an der profitablen Struktur festhalten und nicht den Umsatz zu Lasten der Marge aufblähen. Das Erwirtschaften von Gewinnen ist nach Verwaltungsüberzeugung wichtig, um künftige Investitionen tätigen und auf Sicht auch Ausschüttungen an die Anteilseigner vornehmen zu können.
Mehrere Debattenteilnehmer erkundigten sich danach, ab wann die Verwaltung eine Aufnahme von Dividendenausschüttungen als realistisch ansieht. Beide Vorstände bekräftigten ihre bereits in der Vergangenheit abgegebene Prognose, dass die Ausschüttungsfähigkeit des Unternehmens im Jahr 2006 erreicht sein sollte.
Des Weiteren erkundigte sich der SdK-Sprecher nach den zu erwartenden Effekten aus der Verschiebung von Aufträgen durch Großkunden, und er wolle wissen, inwieweit dies einen möglichen Grund für die aktuell schwache Kursentwicklung darstellt. Dr. Kriegel erläuterte hierzu, dass die Silicon Sensor AG inzwischen dank ihres durch den IPO auf rund 15 Mio. EUR erhöhten Umsatzes sowie der im Rahmen der Quartalsberichterstattung hergestellten Transparenz auf der Kundenseite einen gewissen Vertrauensvorschuss erhält und auch bei größeren Auftragsvolumina häufig den Zuschlag bekommt. Je größer jedoch die Projekte werden, in die das Unternehmen eingebunden ist, desto eher kann es dort zu Verschiebungen um einige Monate kommen, in deren Folge Umsatzerlöse erst im folgenden Kalenderjahr realisiert werden können.
Vor diesem Hintergrund wird es nach Verwaltungsangabe in der Zukunft immer mal wieder zu Schwankungen bei einzelnen Projekten kommen mit Effekten von 1 bis 2 Mio. EUR auf der Umsatzseite, bezogen auf ein Kalenderjahr. Eine Minimierung dieses Effekts ist laut Vorstandschef nur durch die weitere konsequente Ausweitung des Geschäftsvolumens möglich.
Befragt nach möglichen Akquisitionen, eventuell auch in Asien, antwortete der Dr. Kriegel, dass etwaige Gespräche oder Prüfungen von Akquisitionsobjekten vertraulich behandelt werden müssen, und zwar zum einen, um sich an die entsprechenden Vereinbarungen mit möglichen Partnern zu halten, zum anderen aber auch, um die Preise nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Die Verwaltung der Silicon Sensor beschäftigt sich laut Dr. Kriegel permanent mit der Untersuchung potenzieller Kandidaten. Strategische Zielsetzung bei etwaigen Unternehmenskäufen sei es, das eigene Know-how-Umfeld zu stärken und die vorhandene Expertise im Unternehmen weiter auszubauen. Bei den Zielunternehmen handelt es sich um solche im Bereich der optischen Sensorik sowie der dazugehörenden Technologien. Die Suche ist nicht auf bestimmte Regionen beschränkt, sondern diese erfolgt weltweit.
Dr. Wolfgang Vonnemann, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), kritisierte wie bereits sein Vorredner die nicht erfolgte Ausweisung der Vorstandsbezüge in der gesetzlich vorgeschriebenen Form und bat um entsprechende Nennung derselben. Finanzvorstand Dr. Giering informierte zunächst darüber, dass sich die Gesamtbezüge sowohl aus Zahlungen der AG als auch von Tochtergesellschaften im Rahmen der dort wahrgenommenen Geschäftsführung zusammensetzen. Der auf der Hauptversammlung anwesende Vorstand hat im Geschäftsjahr 2004 fixe Bezüge in Höhe von 360 TEUR und 60 TEUR an variablen Vergütungskomponenten erhalten. Die Bezüge des Aufsichtsrats beliefen sich auf insgesamt 37,5 TEUR. Finanzchef Dr. Giering bat die Anteilseigner um Verständnis für die im Geschäftsbericht gewählte Verfahrensweise, da ein weitergehender Ausweis in Kundenbeziehungen möglicherweise zu Diskussionen führen könnte. Sofern die Gesetzeslage in der Zukunft einen individualisierten Ausweis erfordert, werde man dieser natürlich entsprechen.
Nähere Informationen erbat der DSW-Sprecher auch im Zusammenhang mit dem Verzicht auf planmäßige Firmenwertabschreibungen in der vorliegenden Bilanz. Dr. Giering wies in diesem Kontext auf die veränderten Vorschriften gemäß einer Bilanzierung nach IFRS hin, die eine planmäßige Abschreibung des Firmenwerts nicht mehr ermöglicht. Bei dem Buchwert der Beteiligung an der Lewicki microelectronic GmbH liege man solide unter dem Marktwert, so dass hier kein Handlungsbedarf gegeben war.
Sehr kritisch setzte sich Dr. Vonnemann mit der vorgeschlagenen Wahl von Herrn Kurt Ochner in den Aufsichtsrat des Unternehmens auseinander, und er bat, wie auch weitere Redner nach ihm, um die Darlegung der Gründe für dessen Kandidatur sowie um eine Erläuterung der vorgesehenen 5-jährigen Wahlperiode. Diese 5-jährige Wahlperiode, die länger andauert als die Amtszeit der aktuellen Mitglieder des Kontrollgremiums, sei vor dem Hintergrund von Punkt 5.4.4 des Deutschen Corporate Governance-Kodex vorgesehen worden, da dort überlappende Amtszeiten vorgesehen wurden, um einen höheren Grand an Kontinuität im Aufsichtsgremium sicherzustellen.
Aktionär Menzel aus Braunschweig erkundigte sich dann im Zusammenhang mit dem am 23. März 2005 erteilten Testat des Wirtschaftsprüfers sowie der am gleichen Tag erfolgten Besprechung mit dem Aufsichtsrat nach dem Zeitpunkt der Vorlage des Berichts. Dr. Giering informierte das Auditorium dahingehend, dass die Aufsichtsratsmitglieder fortlaufend über Gespräche und Informationen in die Prüfungshandlungen einbezogen waren, und der Entwurf lag zehn Tage vor der Besprechung den Mitgliedern des Kontrollgremiums zum eingehenden Studium vor.
Auf die Frage nach der Laufzeit der Vorstandsverträge antwortete die Verwaltung, dass der Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Dr. Kriegel am 20. Juni 2005 um weitere fünf Jahre bis 2010 verlängert wurde, eine entsprechende Verlängerung um fünf Jahre erfolgte bereits im Vorjahr für Finanzchef Dr. Giering, dessen Amtszeit damit bis in das Jahr 2009 reicht. Die ebenfalls erfragte Jahresprämie der D&O-Versicherung wurde vom Finanzvorstand auf 25 TEUR beziffert. Versicherte Personen sind dabei Vorstand, Aufsichtsrat sowie Geschäftsführer von Tochtergesellschaften mit einer Deckungssumme in Höhe von 7,5 Mio. EUR. Nicht versichert sind allerdings die Aktivitäten in den USA, da ein Einschluss der Tochtergesellschaft PSS einen exorbitanten Anstieg der Versicherungsprämie zur Folge gehabt hätte, so Dr. Giering weiter.
Aktionär Thiesmeyer beantragte im Rahmen seiner Wortmeldung die Absetzung der vorgeschlagenen Satzungsänderung im Zusammenhang mit dem kürzlich vom Bundestag beschlossenen Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (Kurz: UMAG), da die dort enthaltenen Regelungen nach seiner Auffassung nicht zwingend in der Unternehmenssatzung niedergelegt sein müssen. Zudem seien im Gesetz entsprechende Übergangsfristen in Bezug auf die Änderung der Hinterlegung berücksichtigt worden. Nach Aussage von Dr. Giering hält der Vorstand an den unterbreiteten Vorschlägen fest, und er bekräftigte, dass diese auch zur Abstimmung gestellt werden sollen. Sofern die Aktionäre eine andere Einschätzung in diesem Punkte haben, könne dies im Wege der Abstimmung bekundet werden, im Falle einer Ablehnung des Verwaltungsvorschlags werde man sich dem Votum der Anteilseigner selbstverständlich unterwerfen.
Zusätzlicher Kostenaufwand für die vorgeschlagenen Satzungsänderungen ist nach Verwaltungsangabe nicht angefallen. Die Intention der Fragestellung von Herrn Thiesmeyer aufnehmend, wies Dr. Giering darauf hin, dass beispielsweise der Vorschlag zum Thema Einberufung der Hauptversammlung in einer Weise neu gefasst werden soll, die künftige Änderungen bei Gesetzesänderungen nicht mehr erforderlich macht. Herr Thiesmeyer bemängelte die erteilten Antworten als nicht vollständig und gab die Frage nebst Antwort zu Protokoll der anwesenden Notarin. Befragt nach den Effekten aus der kürzlich bekannt gewordenen Insolvenz der AGFA Photo bestätigte Dr. Giering, dass die genannte Gesellschaft Kunde bei Silicon Sensor ist, derzeit sind die Auswirkungen der Insolvenz jedoch noch nicht genau bezifferbar. Aus Vorsichtsgründen wurde eine Rückstellung in der Größenordnung von 70 TEUR gebildet.
Herr Ochner, der 52 Jahre alt ist und nach eigenen Angaben seit 25 Jahren im Banken- und Börsenbereich tätig ist, führte in Erwiderung der seitens des Auditoriums geübten Kritik an seiner vorgesehen Wahl in den Aufsichtsrat aus, dass er das Unternehmen gerne im Bereich kapitalmarktrelevanter Fragestellungen aus dem Kontrollgremium heraus unterstützen möchte und dass er seitens verschiedener institutioneller Anleger um diese Kandidatur gebeten wurde. Auf die Frage nach dem von der KST Beteiligungs AG gehaltenen Bestand an Silicon Sensor-Aktien antwortete Herr Ochner, dass die von ihm als Vorstand geführte KST eine Aufstockung der Beteiligung auf über 5 Prozent anstrebt und mit dieser Investition ein langfristiges Engagement eingehen möchte.
Abstimmungen
Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 13:15 Uhr wurde die Präsenz mit 582.899 Aktien oder 25,15 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden mit sehr großer Mehrheit bei zumeist nur wenigen Gegenstimmen und/oder Enthaltungen verabschiedet, berichtenswert erscheinen jedoch die 120.140 Enthaltungen bei der Wahl des Abschlussprüfers.
Im Einzelnen beschlossen wurden die Einstellung des Bilanzgewinns in die anderen Gewinnrücklagen (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Ernst & Young AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2005 (TOP 5), die Wahl von Herrn Kurt Ochner in den Aufsichtsrat (TOP 6) sowie verschiedene Satzungsänderungen unter anderem im Zusammenhang mit dem Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (TOP 7).
Im Anschluss an die Hauptversammlung lud die Verwaltung zu einem gemeinsamen Imbiss ein.
Fazit
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die Silicon Sensor International AG bei einem Umsatzanstieg um 16 Prozent die von uns in der Vergangenheit aufgezeigte Skalierbarkeit des Geschäftsmodells mit deutlich überproportionalen Verbesserungen auf der Ergebnisseite unter Beweis gestellt. So konnten das EBITDA um 47 Prozent und das EBIT um 91 Prozent erhöht sowie der Jahresüberschuss sogar mit plus 106 Prozent mehr als verdoppelt werden. Auch wenn im laufenden Geschäftsjahr, bedingt durch Projektverschiebungen bei einem Großkunden sowie der kürzlich bekannt gewordenen Insolvenz von AGFA Photo, die ebenfalls zu den Kunden von Silicon Sensor zählt, eine Verlangsamung des Wachstums eintreten dürfte, hält der Verfasser die Aktie auf dem aktuell im Vergleich zur Spitze deutlich reduzierten Kurs für mittel- und langfristig orientierte Anleger für interessant.
Zusätzliches Potenzial sollte sich in der Zukunft aus dem geplanten Einstieg in das Automotive-Geschäft sowie in weitere Segmente ergeben, wobei aber nach wie vor gilt, dass sich Umsatzsteigerungen überproportional im Ergebnis niederschlagen werden. Sollte im laufenden Geschäftsjahr der Jahresüberschuss des Vorjahres von 1,4 Mio. EUR mindestens gehalten werden, d.h. also ein Ergebnis je Aktie von gut 0,60 EUR erzielt werden, wird die Silicon Sensor-Aktie auf dem aktuellen Kursniveau von 10 EUR mit einem 2005er KGV von etwas über 16 bewertet. Durchaus positiv für die weitere Kursentwicklung könnte sich auch der mit deutlich über 80 Prozent sehr hohe Free Float auswirken, bietet dieser doch ausreichend Raum für mögliche Übernahmespekulationen.
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