Die BREMER WOLL-KÄMMEREI AG veröffentlichte heute per Ad-hoc-Mitteilung ihren Zwischenbericht zum ersten 1. Halbjahr 2004, die Meldung nachfolgend:
Der Welttextilmarkt und damit auch die Wolltextilindustrie sind in den ersten sechs Monaten des Jahres 2004 nicht aus der Talsohle herausgekommen. Dieses gilt besonders für die Verkaufsseite, wo ein besserer Absatz von Kammzügen erwartet wurde, aber nicht eintrat. Auf der Rohwoll-Angebotsseite sah es etwas besser aus. Der Rohwollpreis festigte sich in diesen ersten Monaten des Jahres 2004, was zu einer weiteren Verbesserung des Preisverhältnisses der Wollfaser zu den Wettbewerbsfasern aus Synthetik und Baumwolle führte.
Die unverändert schwache Marktlage und noch nicht abgeschlossene technische Maßnahmen in der Bremer Kämmerei haben dazu geführt, dass im Konzern in den ersten sechs Monaten nach IFRS ein Verlust von 16,3 Mio. EUR entstanden ist (Vorjahreszeitraum: Verlust von 6,3 Mio. EUR). Die Ergebnisverschlechterung ist vor allem auf außerordentliche Aufwendungen in Höhe von 3,1 Mio. EUR zurückzuführen und auf die erst kürzlich erforderlich gewordene Abwertung der australischen Zwischenholding BWK Holdings in Höhe von 6,3 Mio. EUR. Die Abwertung der BWK Holdings auf 5,0 Mio. EUR ist Teil der kürzlich angekündigten Restrukturierung der BWK Gruppe. In diesem Zusammenhang hat unser Hauptaktionär einen Kaufpreis in Höhe von 5,0 Mio. EUR geboten, um die BWK Holdings einschließlich der Darlehen von 40,8 Mio. EUR und aller sonstigen Verbindlichkeiten zu erwerben. Die Angemessenheit des Kaufpreises ist von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer bestätigt worden. Diese Bewertung ist vor allem durch das schlechte Ergebnis der australischen Kämmereien und der weiterhin instabilen Marktlage geprägt. Der Vorstand beabsichtigt, das Angebot des Hauptaktionärs als Teil des Restrukturierungspaketes anzunehmen.
Die operativen Verluste der ersten sechs Monate zusammen mit den außerordentlichen Aufwendungen und der Abwertung der BWK Holdings haben das Gesellschaftsvermögen der Bremer Woll-Kämmerei AG aufgezehrt. Der Vorstand hat gemäß § 15 WpHG der Öffentlichkeit in der Ad-hoc-Mitteilung vom 21. Juli 2004 bereits mitgeteilt, dass die Verluste annähernd 70% des Grundkapitals aufgezerrt haben. Die seitdem vorzunehmende Abwertung der australischen Beteiligungen führte im Einzelabschluss der BWK AG zu einer weiteren Reduktion des Eigenkapitals um 13,7 Mio. EUR. Auf Basis der HGB-Bilanzierungsgrundsätze weist die Bilanz der BWK AG zum 30. Juni 2004 ein negatives Eigenkapital in Höhe von 5,4 Mio. EUR aus. Es ist zu beachten, dass in der Handelsbilanz der BWK AG zum 30. Juni 2004 die vom Vorstand mit den Banken und dem Hauptaktionär ausgehandelten Sanierungsbeiträge noch nicht enthalten sind. Unter Berücksichtigung der Sanierungsbeiträge wird der Fehlbetrag von 5,4 Mio. EUR jedoch mehr als ausgeglichen, so dass z. Zt. keine technische Überschuldung vorliegt und die BWK AG fortbestehen kann. Die Sanierungsbeiträge können aufgrund des deutschen Handelsrechts erst bilanziert werden, wenn die Aktionäre der BWK AG den für die Durchführung der Sanierung erforderlichen Beschlussvorschlägen von Vorstand und Aufsichtsrat auf der für November 2004 anberaumten außerordentlichen Hauptversammlung zugestimmt haben und diese umgesetzt sind.
Der Vorstand hatte die Restrukturierungsmaßnahmen auf der ordentlichen Hauptversammlung am 31. August 2004 den Aktionären vorgestellt. Die Aktionäre werden zu einer außerordentlichen Hauptversammlung eingeladen, um über die zur Sanierung erforderlichen Kapital- und Refinanzierungsvorschläge abzustimmen.
Die Umsatzerlöse der BWK betrugen im Berichtszeitraum 53,5 Mio. EUR (Vorjahreszeitraum: 65,1 Mio. EUR) und liegen damit unter dem Vorjahresniveau, hauptsächlich bedingt durch niedrigere Rohwollpreise.
Marktseitig veränderte sich das Kaufverhalten der Spinnereien jedoch nicht. Nach wie vor wurden die Geschäfte zum Abdecken des kurzfristigen Bedarfs getätigt, wobei der hohe Preisdruck auf den Kammzugverkäufen bestehen blieb. Letztlich schlossen die beiden Handelsgesellschaften BWK EE und BWK EA im Berichtszeitraum mit einem Verlust ab. Um die Koordination des Kammzughandels zu verbessern, wurde die Vertriebsstruktur Ende des letzten Jahres den Gegebenheiten angepasst.
Die neuseeländische Handelsgesellschaft profitierte weiterhin von der stabilen Nachfrage nach Wollteppichen und anderen Heimtextilien, so dass JS Brooksbank mit einem positiven Beitrag das Konzern-Ergebnis verbesserte.
Da das Ergebnis der Kämmereien in Bremen, Australien und der Türkei maßgeblich von den Kammlöhnen und der Produktionsauslastung abhängt, konnten die für das 1. Halbjahr 2004 gesetzten Ziele nicht erreicht werden. Dieses führte zu einem Verlust in allen Kämmereien.
Unerwartete Finanzierungs-Hindernisse verzögerten die Umbaumaßnahmen in dem Bremer Werk um etwa drei Monate. Die durchgeführten Maßnahmen werden voraussichtlich zur Mitte des zweiten Halbjahres 2004 voll greifen und sich auf die Ertragskraft der Bremer Kämmerei positiv auswirken. Die ersten Ergebnisse der Modernisierungsmaßnahmen haben die Erwartungen voll erfüllt.
Der Chemiefaser-Bereich erwirtschaftete wieder einen positiven Ergebnisbeitrag im Berichtszeitraum. Allerdings wirkte sich der weiterhin starke Euro nachteilig auf die Ergebnisentwicklung aus. Durch eine Reihe von Maßnahmen in der Rohstoffbeschaffung sowie durch gezielte Innovationen im Produktbereich ist es jedoch gelungen, diese Effekte weitestgehend zu kompensieren. Insgesamt leidet dieser Bereich ebenfalls an der nicht ausreichenden Nachfrage nach Textilien.
Die BREWA Umweltservice GmbH erzielte ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis. Für die Umrüstung des Heizkraftwerkes der BWK in Bremen sind die wichtigsten Schritte eingeleitet. Die Eckpunkte der Finanzierung stehen fest und die Genehmigung wurde am 26. August erteilt, so dass voraussichtlich im Juni 2005 das Kraftwerk mit Sekundärbrennstoffen betrieben werden kann. Es wird erwartet, dass das so umgerüstete Kraftwerk die Energiekosten für den Bremer Standort erheblich reduzieren wird.
Die wirtschaftliche Situation hat sich weltweit stabilisiert. Die wichtigsten Volkswirtschaften haben stabile Wachstumsraten, nur in Deutschland bleibt das Wachstum deutlich unter dem der anderen Industrienationen. Zur Zeit ist allerdings nicht abzusehen, ob die hohen Rohölpreise die konjunkturelle Entwicklung dämpfen könnten. Eine weitere Erhöhung der Rohölpreise hätte auch eine Verteuerung der Synthetikfasern zur Folge. Dies würde das Verhältnis der Faserpreise weiter zu Gunsten der Wolle verschieben.
Auf den Modemessen dieses Jahres deutete sich ein Trend hin zur Wolle an, was auf eine steigende Nachfrage schließen lässt. Für einen daraus resultierenden besseren Absatz von Kammzügen muss jedoch grundsätzlich mit einem Nachlauf von mindestens sechs Monaten gerechnet werden. Deshalb erwartet das Management, dass voraussichtlich ab Oktober diesen Jahres sich die Nachfrage nach Kammzügen verbessern wird. Die Schließung vieler Kämmereien in den letzten zwei Jahren und das dadurch reduzierte Angebot von Kammzug sollte sich eigentlich positiv auf die verbleibenden Kämmereien auswirken. Die Wettbewerbsfähigkeit der BWK in diesem Markt sollte sich durch die geplante Restrukturierung verbessern.