Am 3. Juni 2005 fand die ordentliche Hauptversammlung der ORBIS AG in Saarbrücken statt. Rund 400 Aktionäre hatten sich in den Räumen der BMW-Niederlassung eingefunden, um sich über die weitere Entwicklung der Gesellschaft zu informieren. Unter ihnen befand sich auch Thorsten Renner von GSC Research. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Schieffer eröffnete die Hauptversammlung und bedankte sich zunächst bei der BMW-Niederlassung für die erneute Überlassung der Räumlichkeiten. Nach dem Verlesen der üblichen Formalien übergab er dann das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Herrn Gard.
Bericht des Vorstands
Auch Herr Gard bedankte sich zunächst für die Gastfreundschaft seitens BMW und für die erneute Bereitstellung der Räumlichkeiten. Danach gab er einen kurzen Überblick über die Tätigkeit des Unternehmens. Wie er erklärte, ist ORBIS ein überwiegend national, aber zunehmend auch international agierendes Business-Consulting-Unternehmen. Die vergangenen Jahre 2001 bis 2004 waren sehr schwierig für ORBIS, da sich der Bereich IT-Services bis 2003 rückläufig entwickelte.
In 2004 war erstmals eine leichte Erholung spürbar, die in 2005 jedoch wieder in ein merkliches Wachstum übergehen soll. Trotz der leichten Erholung in 2004 gestaltete sich speziell das erste Quartal noch schwierig, und die IT-Budgets standen weiter unter einem starken Druck, was zu Verzögerungen bei IT-Investitionen führte. Allerdings hat sich die Gesellschaft an die veränderten Marktgegebenheiten angepasst, und die nötige Restrukturierung wurde im Jahr 2004 abgeschlossen. Im Rahmen der Vereinfachung der Firmenstruktur wurden Tochtergesellschaften auf die AG verschmolzen. Positiv für die Entwicklung von ORBIS war auch die Einführung eines variablen Vergütungsmodells für die Mitarbeiter, betonte Herr Gard.
Herr Mailänder präsentierte dann die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres. Trotz eines schwierigen Marktumfelds konnte ORBIS in 2004 ein positives Ergebnis von 118 TEUR erzielen. Da das vergangene Jahr noch von einer Investitionszurückhaltung geprägt war, verringerte sich der Umsatz um 6 Prozent auf 19,8 Mio. EUR. Damit lag die Gesellschaft aber im Rahmen der Erwartungen, zumal die meisten Konkurrenten eine vergleichbare Entwicklung aufwiesen. Jedoch ging Herr Mailänder davon aus, dass der anhaltende Abwärtstrend nun gestoppt ist.
Laut Herrn Mailänder wurden im letzten Jahr die Beziehungen zu den Bestandskunden intensiviert, und es konnten zusätzlich neue Kunden aus dem Mittelstand gewonnen werden. Der Personalaufwand verringerte sich um 6,5 Prozent auf 13,7 Mio. EUR und wies damit eine Quote von 69,1 Prozent auf, was in etwa auch dem Niveau der Wettbewerber entspricht. Hauptsächlich durch Fluktuationen verringerte sich die Mitarbeiterzahl zum Jahresende von 204 auf 189. Dagegen erhöhte sich der durchschnittliche Umsatz je Mitarbeiter um 11,4 Prozent, womit ORBIS produktiver und effizienter wurde.
Auch der sonstige betriebliche Aufwand sank um 13,9 Prozent auf 5,1 Mio. EUR, teilte Herr Mailänder den Anwesenden mit. Das EBIT verringerte sich von 313 auf 138 TEUR, der Finanzvorstand wies jedoch darauf hin, dass hierbei noch planmäßige Firmenwertabschreibungen in Höhe von 544 TEUR enthalten waren, da erst ab 2005 mögliche Abschreibungen aufgrund eines Impairment-Tests vorgenommen werden müssen. Da sich auch das Finanzergebnis verschlechtert hat, sank der Jahresüberschuss von 599 auf 118 TEUR.
Wie Herr Mailänder weiter ausführte, wurde ein Teil der vorhandenen Floater verkauft, was zu Steuerzahlungen in Höhe von 471 TEUR führte, die die Gesellschaft aber wieder zurückerstattet erhält. Bei der Eigenkapitalquote verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg um 5 Prozentpunkte auf 61 Prozent, womit Herr Mailänder die Gesellschaft als sehr gut aufgestellt sah.
Bisher hatte die AG nur die Funktion einer Holding inne, was sich nun aber nach der Verschmelzung von drei Tochtergesellschaften auf die ORBIS AG verändert hat. Danach gab Herr Mailänder eine kurze Erklärung zur Übertragung der Aktien ab, nachdem ein Großteil der Aktien von Herrn Gard und ihm in der GMV AG zusammengelegt wurden. Allerdings hat sich an den Stimmrechten nichts verändert, da er und Herr Gard die einzigen Aktionäre dieser Gesellschaft sind und sie zusammen seit dem IPO unverändert 23 Prozent der Aktien halten. Der durchschnittliche Aktienkurs im vergangenen Jahr lag bei 1,69 EUR und ist nun weiter auf 1,40 EUR gefallen, berichtete Herr Mailänder.
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres erzielte ORBIS ein EBIT von 304 TEUR und einen Überschuss von 311 TEUR, was dem besten Ergebnis in einem Quartal seit dem IPO entspricht. Der Gesamtumsatz verringerte sich dagegen um 3,6 Prozent auf 5,4 Mio. EUR, während das Beratungsgeschäft umsatzmäßig 3,4 Prozent zulegen konnte. Auch mit der Auftragslage zeigte sich Herr Mailänder zufrieden, da bereits 70 Prozent des geplanten Umsatzes im Gesamtjahr entweder schon realisiert oder fest fixiert sind. Aus diesem Grund war er auch äußerst zuversichtlich, die gesteckten Ziele für 2005 zu erreichen.
Das erste Quartal 2005 brachte noch einmal einen Rückgang der Mitarbeiterzahl um 4,1 Prozent auf 185, und auch die sonstigen betrieblichen Aufwendungen verringerten sich um 17,4 Prozent auf 1,2 Mio. EUR. Ausschlaggebend dafür war auch, dass die Gesellschaft in diesem Jahr auf einen großen CeBIT-Auftritt verzichtet hat. Erfreulich entwickelte sich auch der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit, der auf 0,747 Mio. EUR zulegte. Insgesamt erwartete Herr Mailänder für das Gesamtjahr eine leichte Umsatzsteigerung und eine deutliche Ergebnisverbesserung.
Herr Gard sah als Ziele für das Unternehmen einen weiteren Ausbau der Partnerschaft mit SAP und eine Stärkung des Profils als Beratungsunternehmen. ORBIS wurde von SAP als Partner für den Mittelstand aufgenommen, aber auch für Microsoft ist die Gesellschaft im Bereich CRM tätig, worin Herr Gard ein enormes Wachstumspotenzial sah, zumal im Mittelstandsbereich wieder einige interessante Kunden gewonnen werden konnten.
Insgesamt zeigte sich Herr Gard zuversichtlich, dass sich der Markt im laufenden Jahr belebt, und auch er bezeichnete als Kernziel eine leichte Umsatzsteigerung und eine Verbesserung der Profitabilität. Da die Zusammenarbeit mit SAP und Microsoft weiter intensiviert werden soll, war er zum Ende seiner Ausführungen überzeugt, dass 2005 für ORBIS ein gutes Jahr wird.
Allgemeine Diskussion
Als erster Redner trat Herr Heinz ans Rednerpult und bescheinigte der Aktie des Unternehmens eine schwache Kursentwicklung, auch wenn nun anscheinend der Boden gefunden wurde. Zudem habe das Unternehmen das Jahr 2004 genutzt, um sich neu aufzustellen, und es erreichte in einem schwachen Marktumfeld ein knapp positives Ergebnis. Danach kam Herr Heinz wie gewohnt ausführlich auf die politische Lage zu sprechen, weshalb Prof. Dr. Schieffer nach dem Redebeitrag von Herrn Heinz unter Beifall der Aktionäre noch einmal bat, das Feld der Politik eher auszulassen und sich mehr auf das Unternehmen zu konzentrieren.
Auch wenn im ersten Quartal 2005 eine EBIT-Marge von 5,6 Prozent erzielt wurde, war das nach Ansicht von Herrn Heinz noch nicht ausreichend, weshalb er sich nach der Zielgröße bei der EBIT-Marge in den kommenden Jahren erkundigte. Nach Aussage von Herrn Mailänder wird im ersten und letzten Quartal normalerweise am meisten verdient, während die beiden anderen Quartale eher schwächer ausfallen. Insgesamt sollen auf kürzere Sicht Margen zwischen 3 und 5 Prozent erreicht werden, wobei der Vorstand im laufenden Jahr eine Marge von 5 Prozent durchaus für möglich hielt. Falls sich der Markt weiter positiv entwickelt, sind auf längere Sicht dann aber auch Margen von 10 Prozent denkbar.
Nicht zufrieden war Herr Heinz mit dem Finanzergebnis, weshalb er hier Verbesserungsbedarf sah. Das Finanzergebnis ist natürlich auch durch die eigene Immobilie beeinflusst, meinte Herr Mailänder. Zum 31. März 2006 läuft jedoch ein Kredit dafür aus, und dann wird sich das Ergebnis wieder verbessern. Darüber hinaus haben im letzten Jahr die Floating Rate Notes das Ergebnis positiv beeinflusst. Auf Dauer erwartete der Vorstand aber durch das Auslaufen des Darlehens für die Immobilie eine kräftige Verbesserung beim Finanzergebnis.
Danach bat Herr Heinz noch um Angabe des geplanten Ergebnisses je Aktie und der Eigenkapitalrentabilität für das laufende Jahr. Wie Herr Mailänder daraufhin ausführte, weist ORBIS derzeit ein Eigenkapital von 16,7 Mio. EUR auf, und bei einem guten Geschäftsverlauf könnte in 2005 ein Ergebnis je Aktie zwischen 0,07 und 0,09 EUR erzielt werden, was einer Eigenkapitalrentabilität zwischen 4 und 5,5 Prozent entspräche.
Herr Müller als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zeigte sich mit dem Geschäftsjahr 2004 eher unzufrieden und bat um Angabe des geplanten Umsatzes für 2005. Nach den Worten von Herrn Mailänder soll ein Umsatzwachstum zwischen 3 und 5 Prozent realisiert werden, und er war auch zuversichtlich, dies zu erreichen. Nähere Informationen erbat Herr Müller auch zu iControl von ORBIS. Große Chancen rechnete sich Herr Gard mit iControl aus, da dieses Produkt sowohl die Microsoft- als auch die SAP-Welt bedient und beide Technologien integriert sind. Zudem strebt die Gesellschaft hierbei eine Gold-Partnerschaft mit Microsoft an.
Auf die Frage nach der Abgrenzung bei den Geschäften mit Microsoft und SAP betonte Herr Gard, dass es ORBIS geschafft hat, Branchen- und Prozessthemen ganz klar zu trennen, so dass hier auch eine Abgrenzung möglich ist. Weitere Fragen von Herrn Müller betrafen die Auswirkung der Optionen auf das Ergebnis und den erwarteten Geschäftsverlauf in den USA. In den USA rechnete der Vorstandsvorsitzende im laufenden Jahr mit einem guten Geschäftsverlauf, zumal die Partnerschaft mit SAP in diesem Feld weiter ausgebaut werden soll. Laut Herrn Mailänder mussten für die Optionen nach IFRS 2 beim Personalaufwand 21 TEUR verbucht werden.
Danach meldete sich noch Herr Renard zu Wort und erkundigte sich, ob ORBIS auch französische Mitarbeiter einstellt und welche Erfahrungen mit diesen erzielt wurden. Selbstverständlich nutzt ORBIS auch das Potenzial französischer Mitarbeiter, und bisher wurden sehr positive Erfahrungen mit deren Einsatz gewonnen, betonte Herr Gard.
Abstimmungen
Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 9.147.750 EUR waren 4.439.040 EUR entsprechend 48,53 Prozent vertreten. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Entlastung des Vorstands (TOP 2), Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 3), Wahl des Abschlussprüfers (TOP 4), Schaffung eines genehmigten Kapitals (TOP 5), Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 6) und Ort der Hauptversammlung (TOP 7) wurden jeweils bei wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen gefasst.
Fazit und eigene Meinung
In schwierigen Zeiten konnte die ORBIS AG auch im vergangenen Geschäftsjahr einen kleinen Überschuss erwirtschaften. Dagegen gestaltete sich der Start ins neue Geschäftsjahr wesentlich erfolgreicher, und die Gesellschaft erzielte das beste Ergebnis seit dem Börsengang. Auch für den Rest des Geschäftsjahres dürfen die Aktionäre von ORBIS hoffnungsfroh sein, da sich der positive Trend fortsetzen dürfte, auch wenn man das Ergebnis des ersten Quartals nicht hochrechnen darf.
So sollten im laufenden Jahr durchaus 0,08 EUR je Aktie als Ergebnis erreichbar sein, womit das Papier ein KGV von 15 aufweisen würde. Positiv zu werten ist auch, dass es der Gesellschaft gelungen ist, sowohl die Partnerschaft mit Microsoft als auch mit SAP unter einen Hut zu bringen, und hier dürfte sich auch in den kommenden Jahren das größte Potenzial für ORBIS auftun.
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