Das deutsch-amerikanische Biotechnologie-Unternehmen MediGene AG hat die Krebs-Medikamentenkandidaten und Technologieplattform der Munich Biotech AG erworben. Damit erweitert MediGene die eigene Medikamentenpipeline insbesondere um den Medikamentenkandidaten MBT-0206, mit dem bereits mehrere klinische Phase 1-Studien in verschiedenen Krebsindikationen mit insgesamt über 120 Patienten abgeschlossen wurden. Das Umsatzpotenzial dieses Produkts, das auf dem therapeutischen Prinzip der Anti-Angiogenese basiert, wird nach erfolgreichem Abschluss der weiteren klinischen Entwicklung und Erhalt der Marktzulassung auf über 500 Mio. EUR pro Jahr (bei Erreichen der Spitzenumsätze) geschätzt.
Ein Konsortium von Altinvestoren der insolventen Munich Biotech AG (MBT) bringt wesentliche Vermögenswerte der MBT ein und investiert zusätzlich 4 Mio. EUR für die Weiterentwicklung der Produkte und Technologie unter dem Dach der MediGene AG. Im Gegenzug erhält dieses Konsortium unter der Führung von Global Life Science, HypoVereinsbank (HVB Life Science) und DEWB, dem u.a. auch SET und MPC angehören, Aktien der MediGene AG im Wert von 12,5 Mio. EUR. Die hierfür aus genehmigtem Kapital neu ausgegebenen 1,96 Mio. Aktien entsprechen nach der Transaktion einem 12,7 %igen Anteil an MediGene. Für die neu ausgegebenen Aktien besteht eine Lock-up-Frist von 12 Monaten. MediGene wird, abhängig vom klinischen Erfolg von MBT-0206, Meilensteinzahlungen tätigen, beginnend mit der klinischen Phase 3. Die von MediGene erworbenen Vermögenswerte schließen die Patente, Rechte und Lizenzen der Produkte und Technologie von MBT ein. Zur Sicherung des Know-hows und eines reibungslosen Transfers wird MediGene Schlüssel-Mitarbeiter von MBT einstellen. MediGene übernimmt keine Verbindlichkeiten der ehemaligen Munich Biotech AG.
Dr. Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der MediGene AG, kommentiert: "Mit dem Erwerb der MBT-Vermögenswerte stärken wir MediGenes Portfolio durch einen viel versprechenden Medikamentenkandidaten und eine hervorragende Technologie-Plattform zur Entwicklung innovativer Krebsmedikamente. Das klinische Produkt MBT-0206 passt optimal in unser Onkologie-Portfolio und verbindet die Vorteile einer bereits im Markt praktizierten Therapieform mit den Chancen einer echten Innovation mit Blockbuster-Potenzial. Die MBT-Technologieplattform ergänzt unser bisheriges Technologieprogramm und bietet die Möglichkeit, MediGenes Pipeline auch langfristig mit neuen Medikamentenkandidaten gegen verschiedene Krebserkrankungen aufzufüllen."
Die MBT-Medikamentenkandidaten, wie MBT-0206, basieren auf der EndoTAGTM-Technologie, die auf eine neuartige Form der Krebsbekämpfung durch "Aushungern" der Tumoren zielt. Sie setzen damit am bereits zugelassenen und praktizierten Therapieprinzip der Anti-Angiogenese an (Unterdrückung der Gefäßversorgung von Tumoren), ergänzt diese jedoch durch eine weitere und einzigartige Alternative: Das innovative Trägersystem von Liposomen ermöglicht eine neue Art des Einsatzes bereits etablierter Zytostatika (z.B. Taxane), was zu einer gezielten Anlagerung und Zerstörung von neu gebildeten Tumorgefäßen führen soll ("neovascular targeting"). Damit setzt die Behandlung an einem sehr frühen Zeitpunkt der für das Tumor- und Metastasenwachstum wesentlichen Angiogenese an und könnte dadurch eine besonders zuverlässige Wirkung ermöglichen. Darüber hinaus wird die Entwicklung von typischen Resistenzen gegenüber Zytostatika unwahrscheinlich, da die toxische Substanz auf diese Weise keine direkte Schädigung der Tumorzellen hervorruft. Diese besonderen zwei Faktoren könnte die Effizienz bisheriger Behandlungsformen erhöhen und deren Nebenwirkungen mildern. Die MBT-Produkte und die EndoTAGTM-Technologie sind durch umfassende Patente geschützt und können für die Behandlung verschiedener Krebserkrankungen entwickelt werden. MediGene wird die klinische Entwicklung des Medikamentenkandidaten MBT-0206 nach Abstimmung mit den internationalen regulatorischen Behörden umgehend fortsetzen.
MediGene korrigiert aufgrund der Akquisition die Ergebnisprognose für 2004 von -14 Mio. EUR auf -15 Mio. EUR und rechnet nun mit einem Bargeldbestand zum Jahresende von 28 Mio. EUR (bisherige Prognose 25 Mio. EUR).