Rund zwei Wochen nach der Bilanzpressekonferenz fand am 9.5.2006 die Hauptversammlung der CCR Logistics Systems AG statt. Als Versammlungsort war das Europaforum in Dornach bei München in unmittelbarer Nähe der neuen Geschäftsräume des Unternehmens gewählt worden. Mit rund 150 Aktionären und Gästen, unter denen sich auch Matthias Wahler von GSC Research befand, hatten sich noch einmal weit mehr Interessierte als vor einem Jahr eingefunden. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Graf von Spiegel eröffnete die Veranstaltung um 10 Uhr und übergab das Wort nach der Abhandlung der Formalien an den Vorstandsvorsitzenden Achim Winter.
Bericht des Vorstands
Zu Beginn seiner Ausführungen nannte Herr Winter in einem kurzen Überblick die Highlights des vergangenen Jahres. Ganz vorne steht hier der Abschluss eines Vertrags mit VW über die Rücknahme der Gewährleistungsteile aus den Werkstätten, was ihn mit einem gewissen Stolz erfüllt. Schließlich geht es dabei um ein sehr sensibles Thema, da es sich in vielen Fällen um noch funktionstüchtige Teile mit einem hohen Wert handelt, die trotzdem oftmals einer kontrollierten Vernichtung zugeführt werden müssen. Dies ist ein klares Zukunftsfeld, und die CCR will hier auch weiter wachsen.
Ein weiterer Meilenstein des vergangenen Jahres war die Einführung der European Recycling Plattform (ERP) in Österreich. Dieses Rücknahmesystem für Elektroaltgeräte wurde, wie bereits vor einem Jahr ausführlich dargelegt (siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research), von verschiedenen europäischen Elektrounternehmen ins Leben gerufen und die CCR mit der Abwicklung beauftragt. Erwähnt wurde von Herrn Winter außerdem der Vertragsabschluss mit dem Haus Osram über die Koordination und das Management der Rückführung der Leuchten und Lampen.
Für alle neuen Aktionäre erläuterte der Vorstandsvorsitzende dann noch einmal das Geschäftsmodell der CCR. Demnach ist das Unternehmen ein Spezialist für die Rücknahmelogistik und fährt im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern einen internationalen Ansatz, was insofern ein gewisses Alleinstellungsmerkmal darstellt. Angeboten wird den Kunden aus den verschiedenen Branchen vom Consulting bis zum Reporting alles aus einer Hand, wobei sich das Geschäft auf vier Bereiche fokussiert. Am größten ist mit einem Umsatzanteil von 73 Prozent bislang das Segment Automotive, das die Rückführung der Abfälle aus den Werkstätten umfasst. Die CCR verfügt in diesem Geschäft bei den Markenwerkstätten in Deutschland über einen Marktanteil von 48 Prozent.
Mehr und mehr an Bedeutung gewinnt allerdings der Bereich Electronics, in dem die Rückführung von Elektro- und Elektronikaltgeräten beinhaltet ist, die für die Hersteller künftig verpflichtend vorgeschrieben ist. Der Umsatzanteil dieses Geschäfts hat sich im vergangenen Jahr bereits von 2 auf 8 Prozent vervierfacht und wird nach Überzeugung von Herrn Winter im laufenden Jahr volumenmäßig in absoluten Zahlen in die Nähe des Segments Automotive vorrücken.
Bereich Nummer drei nennt sich Industry & Commerce und umfasst die Entsorgung für das produzierende Gewerbe und insbesondere die Getränkehersteller und Abfüller. Enthalten war hier bislang auch das Thema Dosenpfand, das allerdings nun in die C-Clearing GmbH ausgegliedert wird. Im Bereich Construction wird schließlich ein umfassender Service für Großbaustellen angeboten, der neben der Abfallentsorgung auch alle anderen Dienstleistungen außer dem Bau selbst umfasst. Die CCR kümmert sich beispielsweise um die Reinigung, die Abzäunung und auch die Kontrollen. Wenngleich hier auf einige interessante Referenzprojekte verwiesen werden kann, so wird dieser Bereich derzeit dennoch nicht aktiv bearbeitet, da aufgrund der schwierigen Branchensituation immer weniger Dienstleistungen ausgelagert werden.
Abgewickelt wird das Geschäft der CCR über insgesamt acht Tochtergesellschaften. Sieben davon sind die Niederlassungen in den jeweiligen Ländern, die immer dann gegründet werden, wenn ausreichend Aufträge in der jeweiligen Region zur Verfügung stehen. Zusammen mit der Rexam Clearing GmbH wurde im vergangenen Jahr außerdem die C-Clearing GmbH gegründet, in die die Dosenpfand-Aktivitäten ausgegliedert wurden. Die Rexam verfügt in diesem Geschäft über großes Know-how und hält 40 Prozent an dem gemeinsamen Unternehmen, während die CCR mit 60 Prozent mehrheitlich beteiligt ist.
Das wichtigste Asset der CCR sind laut Herrn Winter neben dem enormen IT-Know-how, auf das sein Kollege Marc Zube später noch näher einging, das Wissen über die Anforderungen der verschiedenen Branchen und die zum Teil sehr unterschiedlichen Gesetze, die bei Tätigkeit in den unterschiedlichen Ländern unbedingt beachtet werden müssen. Jedes der 25 Länder der EU verfügt über unterschiedliche Vorschriften, was dazu führt, dass der gleiche Abfall je nach Region unterschiedlich behandelt werden muss, was eine enorme Herausforderung für die CCR bedeutet.
Wachsen will das Unternehmen in den nächsten Jahren auf verschiedenen Wegen, so zum einen über die Internationalisierung des Geschäfts durch die Begleitung der bestehenden Kunden ins Ausland, vornehmlich die EU, und außerdem durch die Erhöhung der Wertschöpfungstiefe, indem den Kunden die möglichen Potenziale aufgezeigt werden. Darüber hinaus sollen natürlich auch die Geschäftsfelder selbst entwickelt werden, beispielsweise durch die Ausweitung des ERP-Systems auf neue Märkte und den Start des Dosen-Clearing am 1. Mai 2006.
Sehr zufrieden zeigte sich der Vorstandsvorsitzende mit der Entwicklung des Zahlenwerks im erstmals nach IFRS aufgestellten Jahresabschluss 2005. Das EBIT kletterte in diesem Zeitraum um 34 Prozent von 1,2 auf 1,6 Mio. EUR und soll im laufenden Jahr weiter deutlich auf 2,5 Mio. EUR zulegen. Der Umsatz erhöhte sich, getrieben vor allem von der Ausweitung des Geschäfts auf Österreich und das Gewährleistungsteilegeschäft für VW, um 31 Prozent auf 32,6 Mio. EUR und soll in 2006 auf 63 Mio. EUR anwachsen. Überproportional dazu beitragen soll das Auslandsgeschäft, das zurzeit einen Anteil von 14 Prozent am Gesamtumsatz aufweist.
Konkret erwartet der Vorstand für das laufende Jahr im Stammgeschäft ein Umsatzwachstum von 10 Prozent. Deutlich stärker zulegen soll das Electronics-Geschäft, das volumenmäßig schon in diesem Jahr umsatzmäßig nahe an den Bereich Automotive heranreichen soll, ab 2007 wird hieraus ein jährlicher Umsatzbeitrag von 40 Mio. EUR erwartet. Starke Zuwächse erwartet Herr Winter außerdem im Bereich Gewährleistung und im Clearing von Getränkeverpackungen.
Erfreut zeigte sich der Vorstandsvorsitzende auch von der Kursentwicklung der Aktie, die seit der Bilanzpressekonferenz weiter deutlich an Wert gewonnen hat und bei einem Kurs von mehr als 8 EUR mit einer Marktkapitalisierung von fast 62 Mio. EUR die als wichtig angesehene Schwelle von 50 Mio. EUR (siehe hierzu auch den Bericht über die Bilanzpressekonferenz 2006) überschritten hat. Dieser Umstand hat es laut Herrn Winter nun einigen institutionellen Investoren erlaubt, sich an der CCR zu beteiligen.
Abschließend präsentierte der Vorstandsvorsitzende dann noch die Zahlen des ersten Quartals, in dem erneut ein kräftiges Wachstum erreicht wurde. Der Umsatz legte in diesem Zeitraum um 50 Prozent auf 9,7 Mio. EUR und das EBIT sogar um 91 Prozent auf 0,8 Mio. EUR, die Eigenkapitalquote stieg im Zuge dessen deutlich von 52 auf 58 Prozent. Erfreut zeigte sich Herr Winter über den Umstand, dass die CCR nicht zuletzt aufgrund der umfangreichen Investor Relations-Aktivitäten an der Börse immer mehr Aufmerksamkeit erfährt.
An dieser Stelle übernahm dann Vorstandsmitglied Marc Zube, der seit dem 1. August 2005 dem Führungsgremium angehört und für die Bereiche IT, Technik und Operations verantwortlich zeichnet. Dieser gewährte den Teilnehmern der Hauptversammlung einen Einblick in den Bereich IT, der für die CCR einen zentralen Bestandteil darstellt. Eine fünfstellige Zahl von Prozessteilnehmern ist nach seiner Aussage über die Internetplattform "CCR NET" zusammengeschlossen, auf der alle Aktivitäten des Unternehmens gebündelt werden und über die sich jederzeit alle Prozesse nachvollziehen lassen, die also eine enorme Transparenz ermöglicht. Diese Kompetenz soll in Zukunft weiter ausgebaut und der Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern bei dieser Technologie noch ausgeweitet werden.
Allgemeine Aussprache
Als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) meldete sich Herr Kraska zu Wort. Dieser zeigte sich überaus erfreut, dass die Aktie das lange Tal der Tränen endlich durchschritten und gegenüber dem einstigen Tiefstkurs von 0,70 EUR ganz erheblich an Wert gewonnen hat. Lobend erwähnte er auch, dass bei den anstehenden Satzungsänderungen hinsichtlich des Gesetzes zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) die Einschränkung des Frage- und Rederechts der Aktionäre explizit ausgenommen wurde. Positiv sah er zudem die vorgesehene Schaffung einer variablen Aufsichtsratsvergütung.
Anknüpfend an die Ausführungen von Vorstandsmitglied Marc Zube erkundigte sich der Redner, wie groß der Vorstand im Segment IT den Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb einschätzt. Dabei interessierte ihn, wie die Konkurrenz arbeitet und ob der Vorstand die CCR im IT-Bereich an der Spitze der technologischen Entwicklung der Branche sieht. Diese Frage konnte Herr Zube mit einem klaren Ja beantworten. Details zu den Vorteilen des CCR-Systems wollte er lieber nicht nennen, er verwies aber auf die Aussage von Kunden, die den Vorsprung bestätigen. "Und der Erfolg gibt uns auch Recht", fügte er an.
Mit Blick auf die durchgeführte Umstellung der Rechnungslegung auf IFRS erkundigte sich Herr Kraska nach den Auswirkungen auf den Goodwill und das Eigenkapital. Wie ihm die Finanzchefin Susanne Momberg diesbezüglich darlegte, wurde der Ansatz des Goodwill überprüft und für werthaltig befunden, weshalb keine Abschreibungen vorgenommen wurden. Beim Eigenkapital brachte die Umstellung der Rechnungslegung einen positiven Effekt von rund 600 TEUR.
Ergänzend zu den Ausführungen von Herrn Winter bezüglich des Einstiegs institutioneller Investoren interessierten den DSW-Sprecher weitere Details. Wenn schon die Namen nicht genannt werden dürfen, wollte er wenigstens das Volumen erfahren. Diesbezüglich bat Herr Winter um Verständnis, dass er weder Namen noch Volumina nennen dürfe. Er bat darum, die entsprechenden Veröffentlichungen der Investoren abzuwarten, in denen die CCR-Aktie dann auftauchen wird.
Angesichts des Optimismus des Vorstands bezüglich des Geschäfts mit den Gewährleistungsteilen fragte Herr Kraska nach den Umsatzerwartungen hierfür. Laut Herrn Winter wird in diesem Bereich bislang erst ein Umsatz im einstelligen Millionenbereich erwirtschaftet, die Akquisition neuer Aufträge läuft aber ständig, und er geht davon aus, dass schon bald Entscheidungen von potenziellen Kunden zu erwarten sind. Konkret abschätzen lässt sich das Potenzial nach seiner Aussage aber nicht.
Nach der überragenden Geschäftsentwicklung im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hielt Herr Kraska eine Anhebung der Jahresziele für angebracht. Darauf wollte sich Herr Winter jedoch nicht einlassen. In diesem Zusammenhang verwies er auf den Anlauf der Elektroaltgeräteverordnung, die sich nicht ganz einfach gestaltet und für eine gewisse Unsicherheit sorgt. "Ich kann die Prognose heute nur bekräftigen", so der Vorstandschef. Des Weiteren bat Herr Kraska um die Nennung einer Mittelfristplanung und einer Zielgröße für die EBIT-Rendite. Diesbezüglich verwies Herr Winter auf die Veröffentlichung, wonach sich die Rendite im laufenden Jahr leicht rückläufig entwickeln, in den Folgejahren aber wieder deutlich zulegen wird. Einen konkreten Zeitpunkt, wann die Umsatzschwelle von 100 Mio. EUR überschritten ist, wollte er nicht nennen, vorstellen konnte er sich dies für 2008 oder 2009.
Vermisst hatte Herr Kraska im Vorstandsbericht eine Aussage zur künftigen Dividendenpolitik. Diesbezüglich verwies er auf die Anmerkung des Vorstands auf der Bilanzpressekonferenz, wonach eine offensive Ausschüttungspolitik verfolgt werden soll, und er bat um eine Konkretisierung dieser Aussage. Hier konnte Herr Winter nur wiederholen, dass im nächsten Jahr erstmals eine Ausschüttung vorgenommen werden soll, zur Höhe konnte er aber noch keine Angabe machen, da zunächst unter anderem steuerliche Fragen geklärt werden müssen.
Kleinaktionär Dietz, der die CCR-Aktie nach eigenem Bekunden aus Umweltgründen gekauft hat, wollte wissen, welche Investoren sich hinter den im Geschäftsbericht genannten Großaktionären verbergen. Dabei vermutete er, dass auch Kunden maßgeblich an der CCR beteiligt sind und auf diese Weise versuchen, Einfluss zu nehmen. Dies konnte der Vorstandschef jedoch ausschließen, ihm sei nicht bekannt, dass Kunden überhaupt Anteile an der CCR halten.
Schließlich war noch Aktionär Lothar Kothe aufgefallen, dass der Umsatz im ersten Quartal 2006 um rund 1 Mio. EUR unter dem des vierten Quartals 2005 lag, und er fragte nach dem Grund hierfür. Laut Herrn Winter ist dies saisonal bedingt und absolut nicht untypisch. Dies war auch in den letzten Jahren so, und in diesem Jahr spielten außerdem noch Sondereinflüsse aus dem Elektroaltgerätegeschäft eine gewisse Rolle. Grundsätzlich ist dies aber völlig normal für den Geschäftsverlauf.
Abstimmungen
Erwartungsgemäß ergaben sich bei den Abstimmungen keine Überraschungen. Bei einer Präsenz von 4.521.878 Aktien oder 59,48 Prozent des Grundkapitals wurden alle Beschlüsse einstimmig oder bei TOP 6 bei nur wenigen Gegenstimmen gefasst. Im Einzelnen waren dies die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Ernst & Young AG zum Abschlussprüfer (TOP 4), die Wiederwahl der Herren Schneider, Dr. Stehmann und Dr. Wörner in den Aufsichtsrat (TOP 5), die Festsetzung der Aufsichtsratsvergütung mit 5.000 EUR fix plus einer variablen Vergütung von nochmals maximal 5.000 EUR pro Mitglied (TOP 6) und die Satzungsänderungen hinsichtlich des UMAG, allerdings ohne die Einschränkung des Fragerechts, und hinsichtlich der Sitzverlegung nach Aschheim/ Dornach (TOP 7).
Die Versammlung endete nach gut zwei Stunden.
Fazit
An das sehr positiv verlaufene Geschäftsjahr 2005 schloss sich nun bei der CCR Logistics Systems AG auch ein hervorragendes erstes Quartal 2006 an, in dem der Umsatz um 50 Prozent gesteigert und das EBIT fast verdoppelt werden konnte. Die Aktie hat auf diese Zahlen mit weiteren Zuwächsen reagiert und notiert inzwischen bei mehr als 8 EUR. Zweifellos sind auf diesem Kursniveau schon einige Vorschusslorbeeren enthalten, und die Luft wird dünner. Grundsätzlich ist die CCR-Aktie aber weiterhin ein interessantes Investment, dürfte das Geschäft doch noch für viele Jahre hohe Wachstumsraten aufweisen.
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