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HV-Bericht Marseille-Kliniken AG - Pflege weiter auf Wachstumskurs, Reha vor dem Turnaround

Die Marseille-Kliniken AG lud am 6. Dezember 2005 zur 106. ordentlichen Hauptversammlung nach Hamburg, wo sich auch Mario-David Balda von GSC Research einfand. Als Veranstaltungsort wurde die neue Seniorenpflegeeinrichtung AMARITA Hamburg-Mitte gewählt, die unmittelbar vor der Eröffnung steht und den rund 300 angereisten Aktionären auch mit Führungen durch das Haus präsentiert wurde. Die Immobilie wird den zukünftigen Bewohnern einen "4 Sterne-Hotelstandard" bieten.

Gegen 10:10 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Marseille die Veranstaltung nach der Vorführung eines Imagevideos mit den üblichen Formalien. Im Anschluss daran übergab er das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands

Der Vorstandsvorsitzende Axel Hölzer erläuterte einleitend, dass in 2004/2005 eine Vielzahl von Projekten begonnen wurde, und nach dem Erringen der Marktführerschaft in Deutschland werden auch internationale Ziele ins Auge gefasst.

Das operative Geschäft im vergangenen Geschäftsjahr litt unter der unterschiedlichen Entwicklung in den beiden Segmenten. Der Bereich Pflege bleibt der Wachstumsmotor, hier wurde die Kapazität auf 5.900 Betten ausgebaut und der Einstieg in "Betreutes Wohnen" vollzogen. Nach der "Sale and lease back"-Transaktion mit einer Tochter von GE besteht das Portfolio nun aus 50 Prozent eigenen und 50 Prozent gepachteten Objekten. Damit einher gingen der Abbau der Fremdverschuldung und die Stärkung des Eigenkapitals. Der Bereich Reha ist nach wie vor die "Schwachstelle", immerhin konnten aber sechs von neun Kliniken in die schwarzen Zahlen überführt werden. Zwei Standorte wurden geschlossen, weitere Maßnahmen, um die Gewinnzone zu erreichen, wurden ergriffen. Die Bedeutung der Reha nimmt somit kontinuierlich ab, was sich laut Herrn Hölzer weiter fortsetzen wird.

Aufgrund der politischen Reformversuche wird eine Konzentration und Konsolidierung erwartet. Wettbewerb durch Privatisierung und die Kosten- und Qualitätsvorteile privater Anbieter wurden von CEO Hölzer hier als entscheidende Faktoren genannt. Bis 2020 werden in Deutschland weitere 300.000 Betten benötigt, wobei neben der demografischen Entwicklungen auch der massive Modernisierungsbedarf zu beachten ist.

Der Reha-Markt ist besonders stark von öffentlichen Sparmaßnahmen betroffen, die aktuelle Nachfrage steht daher im Gegensatz zum Bedarf. Die Reduktion der Kapazitäten in öffentlichen Kliniken wirkt sich dabei belegungsstabilisierend für private Reha-Anbieter wie die Marseille-Kliniken aus.

Wie Herr Hölzer weiter ausführte, ist die Marseille-Kliniken AG nach der Transaktion mit der Tochter von GE kein Immobilienverwalter mehr, sondern sie konzentriert sich auf Management und Betrieb, was auch weiter vorangetrieben werden soll.

Anschließend kam der Vorstandsvorsitzende auf die Zahlen des Geschäftsjahres 2004/2005 zu sprechen. Demnach wurde der Umsatz stabil bei 201,4 (Vj.: 200,1) Mio. EUR gehalten, ebenso das DVFA-Ergebnis mit 7,6 (7,5) Mio. EUR. Bei der Pflege betrug das Plus 11,2 Mio. EUR, die Reha verzeichnete ein Minus von 3,6 Mio. EUR. Das EBITDA lag mit 34,8 Mio. EUR um 11,1 Prozent höher als im Vorjahr, das EBIT mit 21,7 Mio. EUR sogar um 26,5 Prozent. Besonders aussagekräftig ist die EBITDAR-Marge, die mit 28,7 Prozent einen für die Branche herausragenden Wert einnimmt. Der bereinigte Cashflow wurde von 3,1 auf 8,1 Mio. EUR gesteigert.

An dieser Stelle unterbrach der Vorstandsvositzende kurz sein Referat, um eine Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens zu verkünden, die eben veröffentlicht werden konnte. Demnach konnte ein weiteres "Sale and lease back"-Geschäft abgeschlossen werden. Die CITY Group kauft zehn Bestandsimmobilien aus dem Pflege- und Reha-Segment der Marseille-Kliniken AG für über 117 Mio. EUR.

Mit dem konstanten Dividendenvorschlag von 0,40 EUR je Aktie ergibt sich eine Dividendenrendite von 3,9 Prozent. Der Aktienkurs entwickelte sich erneut besser als die relevanten Indizes. Die Gesellschaft ist in einem Markt mit profitablem Wachstum tätig, was laut Herrn Hölzer auch von den Analysten honoriert wird, alle beobachtenden Häuser bewerten die Marseille-Aktie mit "Kaufen".

Das neue Geschäftsjahr 2005/2006 begann zufriedenstellend, der Umsatz konnte leicht gesteigert werden, das operative Ergebnis liegt auf Vorjahresniveau. Das Ergebnis je Aktie wurde durch die GE-Transaktion signifikant gesteigert. Im Segment Pflege wurde weiteres Wachstum bei Kapazität und Umsatz erzielt, in der Reha gibt es Signale für eine Trendwende. Die Auslastung hier legte zu, der Verlust wurde von 800 auf 600 TEUR reduziert, und die Bedeutung für das Konzernergebnis sinkt weiter.

Als Perspektiven nannte der Vorstandsvorsitzende ein überdurchschnittliches Wachstum, die Verbesserung des Ergebnisses, die Erschließung weiterer Standorte und eine Optimierung bei der Reha. Ein Thema ist bei der Marseille-Kliniken AG auch die Übernahme externer Objekte, die zurück in die Gewinnzone geführt werden können.


Allgemeine Diskussion

Die Aussprache eröffnete Dr. Rudolf Hildebrandt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Dieser beglückwünschte das Management zum "sensationellen Coup" der heutigen Ad-hoc-Meldung und zur Location der Hauptversammlung. Dann meinte er, im letzten Geschäftsjahr sei die Gesellschaft einen guten Weg erfolgreich gegangen, mit wirksamen Strukturmaßnahmen und effizientem Kostenmanagement. Mit Blick auf TOP 5, der Anpassung der Satzung an das Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG), kündigte er an, die SdK werde hier wie bei allen Gesellschaften nicht zustimmen, da eine Beschränkung des Fragerechts nicht akzeptiert werden könne. Die Fragen von Dr. Hildebrandt betrafen die Planungen, die Verluste im Reha-Bereich zu reduzieren, im Detail, und weiter wollte er wissen, wie lange die BDO schon als Abschlussprüfer bei der Marseille-Kliniken AG tätig ist.

Auch Dr. Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) konstatierte "gutes Timing" mit der heutigen Ad-hoc-Meldung zum weiteren Sale and lease back-Deal, im Zusammenhang mit den Leasingverträgen interessierte ihn deren Laufzeit. Das Geschäftsjahr sah er als insgesamt erfolgreich an, da die Trendwende beim Ergebnis geglückt sei. Auch der DSW-Vertreter erkundigte sich nach der mittelfristigen Perspektive der Reha. Weitere Fragen betrafen die geplante Verdoppelung der Bettenzahl in der Pflege, etwaige Belastungen für die Auslastung durch das weitere Wachstum, die Planzahlen für das laufende Geschäftsjahr und die Höhe der Aufsichtsratsvergütung.

Die weiteren Wortmeldungen drehten sich großteils um die Zukunft des Reha-Bereichs. Daneben erkundigten sich die Anteilseigner nach dem Stand im Rechtsstreit mit Donald Trump bei einem Objekt in Stuttgart, nach der Verwendung der Liquidität aus den Leasinggeschäften, der Expansionsstrategie in der Pflege und nach dem Grund für die Sitzverlegung nach Berlin. An den Aufsichtsratsvorsitzenden Ulrich Marseille wurde die Frage gerichtet, ob dieser eine Kandidatur bei den nächsten Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt erwägt, was dieser aber verneinte, da er keinerlei "Engagement in der politischen Liga" mehr plane.

Im Hinblick auf die drei noch defizitären Reha-Kliniken erläuterte CEO Hölzer, dass die Klinik Blankenburg im Sale and lease back-Geschäft enthalten ist, wodurch die Probleme hier der Vergangenheit angehörten. Beim zweiten Verlustbringer waren Baumaßnahmen verantwortlich, so dass lediglich der Standort Schönberg noch Sorgen bereitet, hier wird die Restrukturierung auch noch das gesamte Geschäftsjahr andauern. Die Strategie, sich von Kliniken zu sinnvollen Konditionen zu trennen, bleibt aktuell. Als weitere Option nannte Herr Hölzer, Standorte ins sicherere Geschäft Akutmedizin zu überführen. Insgesamt verfolge die Führung der Marseille-Kliniken AG bei der Reha das Konzept weniger Großstandorte, neue kämen derzeit nicht in Frage.

Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, wird die Kapazität im nächsten Jahr durch organisches Wachstum auf 9.700 Betten ansteigen, durch größere und kleinere Übernahmen seien 12.000 erreichbar, hier gebe es "genügend Wege". Kurzfristig ist eine rückläufige Auslastung bei Kapazitätserhöhungen möglich, aber Umsatz und Ergebnis werden steigen. Ohne die Expansionsobjekte liegt die Belegung aktuell bei 94 Prozent. Die Laufzeit bei den Sale and lease back-Geschäften konkretisierte Herr Hölzer mit 25 Jahren plus Verlängerungsoption.

Hinsichtlich der Planzahlen erklärte der Vorstandsvorsitzende, dass 1.100 neue Betten ein Umsatzpotenzial von 22 Mio. EUR ergeben. Eine konkrete Prognose könne aktuell nicht gegeben werden, aber Umsatz und Ertrag würden sich positiv entwickeln, gab Herr Hölzer bekannt, der zudem auf die aktuellen Analystenschätzungen verwies. Die Aufsichtsratsvergütung bezifferte er mit insgesamt 170 TEUR, beim Rechtsstreit mit Trump findet im Frühjahr 2006 eine erste Verhandlung statt.

Aufsichtsratschef Ulrich Marseille äußerte sich dann konkret zu den Akquisitionsmöglichkeiten. Bei "Pflegen & Wohnen" in Hamburg geht es um 2.800 Betten, ob dies in Frage kommt, hänge von den Konditionen ab. Denn die Personalkosten liegen hier aktuell bei 80 Prozent vom Umsatz, bei der Marseille-Kliniken AG hingegen nur bei 42 Prozent. Ein anderes Angebot wurde ausgeschlagen, um das gute S&P-Rating "BB", welches kein Konkurrent aufweist, nicht zu gefährden. Hier ist nach Aussage von Herrn Marseille sogar eine weitere Verbesserung möglich. Der Berliner Senat habe die Sitzverlegung gewünscht, dieser Bitte kam die Gesellschaft nach.


Abstimmungen

Die Präsenz wurde vor den Abstimmungen mit 7.917.982 Aktien oder 65,16 Prozent festgestellt. Bei allen Beschlussfassungen wurden eindeutige Mehrheiten nahe 100 Prozent für die Vorschläge der Verwaltung erzielt. Im Einzelnen wurde abgestimmt über die Ausschüttung der Dividende von 0,40 EUR (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Anpassung der Satzung an das UMAG (TOP 5), die Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 6), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7) und die Bestellung der BDO zum Abschlussprüfer (TOP 8).


Fazit

Ganz klar im Blickpunkt bei der Marseille-Kliniken AG stehen derzeit die Sale and lease back-Geschäfte, mit denen das Unternehmen zu einer reinen Management- und Betriebsgesellschaft ohne kapitalbindendes Immobilienportfolio wird. Die Börse heißt diese Entwicklung ebenso gut wie die Aktionäre und die Aktionärsschutzverbände.

Was das operative Geschäft betrifft, ist an erster Stelle die weiterhin sehr positive Entwicklung im Pflegesegment zu nennen. Hier hat die Veranstaltung in der "4 Sterne-Einrichtung" in Hamburg-Mitte durchaus beeindruckende Perspektiven vermittelt. Aber auch der Bereich "Betreutes Wohnen" verspricht interessante Wachstumschancen ebenso wie der Know-how-Transfer in internationale Projekte. Im Reha-Segment hingegen ist das Umfeld weiterhin sehr negativ, wie der erneute Verlust von 3,6 Mio. EUR unterstreicht. Es besteht aber die Hoffnung, dass nach den Restrukturierungsbemühungen auch hier die roten Zahlen schnell der Vergangenheit angehören sollten. Dass nach dem steinigen Weg nun aber in der Reha kurzfristig große Gewinne zu erzielen seien, ist eher unwahrscheinlich.

Insgesamt ergeben sich also durchaus positive Aussichten für die Aktie der MKAG auch nach dem jüngsten Anstieg über das historische Hoch bei 12 EUR. Dabei sorgt die Dividendenkontinuität für entsprechende Absicherung nach unten.


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Veröffentlichungsdatum: 09.12.2005 - 13:39
Redakteur: mba
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