Am 15. November 2005 fand in Hamburg eine außerordentliche Hauptversammlung der P&T Technology AG statt. Dazu hatten sich im Congress Center Hamburg etwa 100 Aktionäre und Aktionärsvertreter sowie Gäste und Pressevertreter zusammengefunden, unter ihnen auch Thomas Nitzbon von GSC Research.
Hintergrund für die außerordentliche Hauptversammlung war der geplante und zum Teil bereits umgesetzte strategische Wechsel des Unternehmens vom Windparkprojektierer hin zu einem Emissionshaus für Kapitalanlageprodukte und einer Beteiligungsgesellschaft. Dieser Wechsel soll durch die auf dieser Hauptversammlung zu beschließenden Änderung des Namens in EECH Group AG auch in der Firmierung verdeutlicht werden. EECH ist die derzeitige Vertriebseinheit im P&T-Konzern, die das Emissionsgeschäft für Fonds im Bereich der erneuerbaren Energien betreibt.
Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens waren vollständig vertreten, als der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Edwin Rau die Hauptversammlung pünktlich um 10 Uhr eröffnete und alle anwesenden Aktionäre sowie Gäste begrüßte. Nach seinen einleitenden Worten übergab Dr. Rau das Wort an den Vorstand.
Bericht des Vorstands
Der geplante Strategiewechsel der Gesellschaft wurde gemeinsam durch die drei Vorstandsmitglieder Tarik Ersin Yoleri, Michael Bode und Bernd Salomon vorgestellt. Dabei wurde auf die ordentliche Hauptversammlung im Juli des aktuellen Jahres verwiesen, auf der über die geplanten Änderungen bereits berichtet wurde (siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research). Mit der Ad-hoc-Mitteilung vom 19. August 2005 wurde der geplante Richtungswechsel nochmals kommuniziert.
Der Umbau der Konzernstruktur wurde seit dieser ordentlichen Hauptversammlung bereits durch Übernahmen konkretisiert. So wurden die DIGH AG für die Entwicklung des Immobilienbereichs erworben und die Art Estate GmbH mit dem Ziel ausgegliedert, neben dem eigentlichen Kunsthandel zusätzlich Publikumsfonds im Kunstbereich aufzulegen. Über diese beiden Bereiche hinaus will die zukünftige EECH Group AG auch Fonds in den Segmenten Schiffsbeteiligungen und Private Equity anbieten.
Der Vorstand resümierte, dass auf diesem Weg das bestehende Vertriebs- und Finanzierungswissen für weitere Anlageklassen genutzt werden kann. Die breitere Aufstellung als Emissionshaus über die bisher aufgelegten Fonds im Bereich erneuerbare Energien hinaus soll zukünftig mehr Sicherheit für das Unternehmen bieten. Diesbezüglich wurde auf die aktuelle politische Unsicherheit hinsichtlich der steuerlichen Behandlung unterschiedlicher Fondskonzepte hingewiesen.
Zusätzlich zum Emissionsgeschäft will sich die Gesellschaft im Beteiligungsgeschäft engagieren. Hierfür gab man sich selbst die Bezeichnung "Emissionshaus plus". Einen Tag vor der Hauptversammlung wurde per Ad-hoc-Mitteilung bereits der Kauf eines Anteils in Höhe von 31 Prozent an der börsennotierten BilTrain AG und auf das daraus resultierende Pflichtangebot an die weiteren Aktionäre der BilTrain AG gemeldet.
Allgemeine Aussprache
Erster Redner auf der Hauptversammlung war Herr Dr. Unrau als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), der zunächst um nähere Angaben zum Kauf der Anteile an der BilTrain AG sowie zu den bilanziellen Veränderungen im Jahr 2005 und zu der Ertragserwartung im Jahr 2006 bat. Darüber hinaus wollte er die Funktionsweise eines Kunstfonds erklärt wissen und fragte, ob sich im Vorstand ein Kunstkenner befindet.
Nach Angaben des Vorstands wurden etwa 360 TEUR für den 31-prozentigen Anteil an der BilTrain AG bezahlt. Hiermit sollte die Möglichkeit gesichert werden, den Börsenmantel eines im Geregelten Markt gelisteten Unternehmens zu übernehmen, operatives Geschäft betreibt die BilTrain nach Aussage des Vorstands nicht mehr. Konkrete Planungen gibt es für diesen Mantel allerdings noch nicht. Den weiteren Angaben zufolge entsprechen die Bilanzstrukturen auch nach den getätigten Übernahmen denen des aktuellen Halbjahresberichts. Für 2006 wollte der Vorstand keine konkreten Zahlen nennen, er geht jedoch von einer "extrem positiven Auswirkung" aus.
Hinsichtlich der Frage, wer Kunstkenner im Vorstand ist, gab sich Herr Yoleri als solcher zu erkennen. Seine Familie sammelt seit 30 Jahren zeitgenössische Kunst, und für ihn selbst stellt der Kunstmarkt ebenfalls seit vielen Jahren ein intensives Hobby dar, konnte Herr Yoleri weiter berichten. Selbstverständlich erfolgt vor dem Kauf der Werke eine Begutachtung. Ein Kunstfonds bietet für Kleinanleger die Möglichkeit, sich spekulativ mit einem Zeithorizont von zehn Jahren zu engagieren. Die zukünftige EECH Group AG will dabei sowohl am Zwischenhandel als auch an der Konzeptionsgebühr und schließlich der Vertriebsprovision verdienen, führte er weiter aus. Auf Nachfrage eines Aktionärs wies Herr Yoleri darauf hin, dass er bisher keine Teile seiner eigenen Sammlung an die Gesellschaft veräußert hat und dies auch zukünftig nicht tun wird.
Zwei weitere Redner zeigten sich überrascht, dass in den neuen Bereichen bereits nennenswerte Umsätze getätigt worden sind, von denen auf der ordentlichen Hauptversammlung am 1. Juli 2005 noch nichts berichtet worden war. Darüber hinaus wurde gefragt, woher das Know-how für die Bereiche Immobilien- und Schiffsfonds kommt und inwieweit die in der politischen Diskussion stehende Abschaffung von Abschreibungsmöglichkeiten für entsprechende Fonds den zukünftigen Vertrieb dieser Anlageklassen behindern wird.
Der Vorstand wies in seiner Antwort darauf hin, dass zum Zeitpunkt der ordentlichen Hauptversammlung die Halbjahreszahlen noch nicht ermittelt waren, die Ausrichtung auf eine breitere Produktpalette wurde dennoch bereits zu diesem Zeitpunkt kommuniziert. Hinsichtlich der Immobilen- und Schiffsfonds will sich die Gesellschaft gemeinsam mit entsprechenden Experten agieren. Von dem geplanten Wegfall der Verlustzuweisung zeigte man sich seitens des Vorstands nicht überrascht. Während Immobilien- und Kunstfonds davon nicht betroffen sind, sollen Windparkfonds mit verstärktem Augenmerk auf Renditeerzielung vertrieben werden.
Abstimmungen
Die Präsenz betrug während derAbstimmungen 7.405.188 Aktien des in 11.500.000 Aktien eingeteilten Grundkapitals entsprechend einer Präsenzquote in Höhe von 64,39 Prozent. Im Einzelnen war über drei Tagesordnungspunkte abzustimmen, die hier im genauen Wortlaut wieder gegeben werden:
TOP 1: Änderung des Unternehmensgegenstands mit folgendem Wortlaut in der Satzung:
„a) der Erwerb, das Halten, die Verwaltung und die Veräußerung von Unternehmensbeteiligungen,
b) die Konzeption und der Vertrieb von Publikumsfonds, insbesondere aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien, der Kunst, der Immobilien, der Seeschifffahrt und des Private Equity, sowie diesbezügliche Tätigkeiten nach § 34 c Abs. 1 Nr. 1b) GewO,
c) die Beratung von Unternehmen, insbesondere bei deren Geschäftsentwicklung, bei Kapitalmaßnahmen, Erwerbs-, Veräußerungs- und Umstrukturierungsvorgängen und der Kapitalmarkterschließung, soweit gesetzlich zulässig.
Die Gesellschaft betreibt keine Bankgeschäfte oder Finanzdienstleistungen im Sinne von §1 KWG.“
TOP 2: Änderung der Firmierung mit folgendem Wortlaut in der Satzung: "Die Gesellschaft führt die Firma: EECH Group AG."
TOP 3: Änderung der Satzung hinsichtlich der Zustimmung des Aufsichtsrats bei "Erwerb von und Verfügung über Beteiligungen an anderen Unternehmen, Betrieben oder Betriebsteilen."
Alle Tagesordnungspunkte wurden bei einer unwesentlichen Anzahl von Gegenstimmen und Enthaltungen angenommen. Nach etwa 90 Minuten war die Hauptversammlung beendet.
Fazit und eigene Meinung
Die geplanten Änderungen in der P&T Technology AG wurden erstaunlich schnell und zielstrebig umgesetzt, die Struktur für das weitere Wachstum wurde geschaffen. Dies wurde von der Börse mit einer Vervierfachung des Aktienkurses - gemessen am Jahrestiefstwert - sowie mit einer Verdoppelung des Kurses seit der ordentlichen Hauptversammlung im Juli des laufenden Jahres honoriert.
Bei dieser Kursentwicklung fühlt man sich an die besten Zeiten des Neuen Markts zurückerinnert. Den tatsächlichen Erfolg der Strategie hat die zukünftige EECH Group AG nun jedoch zu beweisen. Es gilt jetzt, die Vertriebaktivitäten erfolgreich auf die neuen Produkte auszudehnen und bestehende Kunden der aktuellen Windparkfonds für die neuen Fonds der Gruppe zu begeistern. Aktionäre der Gesellschaft wollen jetzt die angekündigten "extrem positiven Aussichten" für das Jahr 2006 in entsprechende Ergebnisse umgesetzt sehen. Die Erwartungshaltung ist hoch und wird wahrscheinlich zu einem weiterhin sehr volatilen Kursverlauf der Aktie führen.
Kontaktadresse
P&T Technology AG
An der Alster 6
20099 Hamburg
Tel.: 040 / 284065 - 0
Fax: 040 / 284065 - 26
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Ansprechpartner Investor Relations
Michael Bode
Email: [email protected]