Zu einer außerordentlichen Hauptversammlung hatte die 3U TELECOM AG für den 15. November 2005 in den Saalbau Gutleut in Frankfurt geladen. Gegenstand der Tagesordnung waren insbesondere die Zustimmung zum Abschluss mehrerer Unternehmensverträge, nachdem noch im Sommer diesen Jahres die ordentliche Hauptversammlung nicht die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit zu einem vergleichbaren Schritt erbracht hatte (siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research). Rund 50 Teilnehmer hatten sich zu diesem neuen Anlauf eingefunden, darunter auch Hans-Hermann Mindermann von GSC Research.
Vorstand und Aufsichtsrat waren vollzählig anwesend, als der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Kistler die Veranstaltung um 14 Uhr eröffnete. Im Anschluss an die üblichen Formalien übergab dieser sodann das Wort an den Finanzvorstand Herrn Hausmann, der die Tagesordnung erläuterte.
Bericht des Vorstands
Einleitend verwies Herr Hausmann auf die Beschlüsse der vorangegangenen ordentlichen Hauptversammlung. Ende Mai diesen Jahres hatte dann das ehemalige Vorstandsmitglied Graul der Gesellschaft mitgeteilt, dass er keine Aktien der Gesellschaft mehr hält, so dass der Weg für die Vorbereitung der heutigen Veranstaltung frei wurde (Anm. des Verfassers: Herr Graul hielt zuvor eine nennenswerte Aktienposition und hatte sich in der vorangegangenen ordentlichen Hauptversammlung gegen den von der Verwaltung vorgeschlagenen Abschluss von Unternehmensverträgen ausgesprochen).
Ziel der Unternehmensverträge, so Herr Hausmann, ist die Optimierung der Ergebnisse und Erträge im Konzern. Dem am Tag der Hauptversammlung veröffentlichten Bericht zum dritten Quartal kann entnommen werden, dass die Gesellschaft die Restrukturierung vorangetrieben hat. Insbesondere ist es gelungen, im Festnetzsegment Umsatz und Ergebnis zu steigern sowie Marktanteile zu gewinnen. Für die Tochtergesellschaft LambdaNet konnten neue Konditionen mit dem Geschäftspartner GasLINE ausgehandelt werden. Im Segment Breitband/IP wirkten sich zusätzlich Sonderfaktoren aus. So führte die Entkonsolidierung der Carrier24 GmbH zu einem einmaligen positiven Ergebniseffekt von 5 Mio. EUR.
Insgesamt erwartet Herr Hausmann für das Jahr 2005 ein ausgeglichenes Konzernergebnis, wobei er ausdrücklich auf die Sonderfaktoren hinwies.
Sodann erläuterte der Vorstand die Tagesordnung im Detail, wobei für ihn von besonderer Bedeutung die Unternehmensverträge waren. Während bei der Obergesellschaft und der Tochtergesellschaft OneTel Telecommunication GmbH Verluste anfallen, arbeiten LineCall Telecom GmbH und fon4U Telecom GmbH mit Gewinn. Bei letzteren Gesellschaften wurden allein für die ersten neun Monate des laufenden Jahres Steuerrückstellungen von 868 TEUR erforderlich. Da die Unternehmensverträge bereits mit Wirkung zum 1. Januar 2005 in Kraft treten sollen, wirken sie sich auch bereits auf das laufende Jahr aus.
Insgesamt stellen sie einen weiteren Schritt zur Optimierung der Liquiditäts- und Ergebnissituation dar, schloss Herr Hausmann die Ausführungen zu diesen Tagesordnungspunkten, ehe er noch kurz die vorgeschlagenen Satzungsänderungen erläuterte.
Allgemeine Diskussion
Insgesamt hatten die Eröffnung der Veranstaltung und der Vortrag des Finanzvorstands nicht mehr als zwanzig Minuten beansprucht, so dass bereits um 14:20 Uhr in die Generaldebatte eingetreten werden konnte. Als erster Redner meldete sich Herr Müller von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort. Zu den Tagesordnungspunkten hatte dieser keine Kritik, nahm aber die Gelegenheit wahr, um Fragen zum geschäftlichen Verlauf zu stellen. Dabei bezeichnete er das Ergebnis des dritten Quartals als überzeugend. Auch die Eigenkapitalquote von rund 36 Prozent sah Herr Müller positiv, wenngleich die starke Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr auf Sondereffekte zurückgehe. Daher erkundigte er sich nach dem Ausblick hinsichtlich der Eigenkapitalquote zum Jahresende.
Ferner wollte der DSW-Vertreter wissen, wie nach der inzwischen erreichten Verbesserung der Liquiditätslage hier der Ausblick aussieht und ob im vierten Quartal noch weitere Restrukturierungskosten anfallen werden. In diesem Kontext bat Herr Müller auch um Details zum aktuellen Stand der Restrukturierung.
Außerhalb der damit schon vollständigen Rednerliste kamen noch Fragen aus dem Publikum. So interessierte einen Teilnehmer, warum für das Gesamtjahr nur ein ausgeglichenes Ergebnis erwartet wird, nachdem für die ersten neun Monate bereits ein Überschuss erzielt wurde.
Antworten
Auch die Beantwortung der Fragen übernahm Herr Hausmann. Seinen Worten zufolge sieht die Planung für das Gesamtjahr 2005 einen Umsatz von 120 Mio. EUR bei einem ausgeglichenen Ergebnis vor, während die Ziele für das kommende Jahr aktuell ausgearbeitet werden, so dass er dazu noch nicht Stellung nehmen konnte. Die Planung für 2005 berücksichtigt beim Ergebnis sowohl die Sondereffekte als auch operative Verbesserungen. Letztere werden im bisherigen Verlauf des Jahres bereits durch die starken Umsatzzuwächse deutlich, wobei hier im Segment Breitband/IP die Effekte der Entkonsolidierung zu berücksichtigen sind. Im Festnetzsegment wird im laufenden Jahr voraussichtlich noch ein negatives EBITDA anfallen, doch ist ein ausgeglichenes Ergebnis in greifbare Nähe gerückt.
Wie Herr Hausmann weiter ausführte, ist die Liquidität aktuell deutlich besser als noch vor zwölf Monaten und bewegt sich nunmehr auf einem stabilen Niveau. Restrukturierungsaufwendungen wird es auch im vierten Quartal geben, wenngleich nicht in dem Umfang wie im Vorjahr. Die Ergebniserwartung für das Gesamtjahr 2005 reflektiert auch den Effekt der im vierten Quartal nicht wieder anfallenden positiven Einmalpositionen. Ergänzend erinnerte Herr Hausmann an die negativen Ergebnisse der ersten beiden Quartale als Vergleichsbasis. Gleichwohl erwartet er ein verbessertes operatives Ergebnis, aber zugleich können Aufwendungen im Zusammenhang mit der Schließung ausländischer Tochtergesellschaften anfallen.
Mit Blick auf das Ergebnis für das Jahr 2006 wies Herr Hausmann darauf hin, dass dann keine positiven Einmaleffekte anfallen werden.
Abstimmungen
Die Präsenz betrug während der Abstimmungen 12.426.534 Aktien entsprechend einer Quote von 26,523 Prozent, abgestimmt wurde im Subtraktionsverfahren. Sämtliche Beschlüsse wurden bei nur wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen gefasst. Im Einzelnen waren dies der Abschluss der bereits erwähnten Unternehmensverträge mit den Tochtergesellschaften (TOP 1 bis 3), Satzungsänderungen zur Anpassung an das Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) (TOP 4 und 5) sowie eine weitere Satzungsänderung zum Ausschluss des Anspruchs auf Verbriefung von Aktienurkunden (TOP 6).
Die Versammlung konnte bereits um 15 Uhr geschlossen werden.
Fazit und eigene Meinung
Die Beschlüsse dieser Hauptversammlung der 3U TELECOM AG nehmen eine weitere Belastung von der Gesellschaft. Zwar stehen auch im vierten Quartal erneut Restrukturierungsaufwendungen an, doch hat der Verfasser dieses Berichts den Eindruck gewonnen, dass diese sich nunmehr in einem überschaubaren Rahmen bewegen werden. Damit gewinnt die operative Entwicklung bei der 3U TELECOM an Bedeutung. Mit dem kommenden Geschäftsbericht sollte hier deutlicher erkennbar werden, wo genau die Gesellschaft auf dem Weg der Rückkehr zur Profitabilität steht.
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