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HV-Bericht unit energy europe AG - Nach langer und hitziger Diskussion findet sich doch noch eine einvernehmliche Lösung
Für den 5.10.2005 hatte die unit energy AG zur ordentlichen Hauptversammlung über das Geschäftsjahr 2004 nach Bad Homburg eingeladen. Nicht ganz überraschend stand neben den üblichen Beschlussfassungen auch die Meldung über den Verlust des hälftigen Grundkapitals auf der Tagesordnung: Schließlich war die eventuelle Notwendigkeit hierzu bereits auf der letztjährigen Hauptversammlung angekündigt worden (Näheres finden Sie im HV-Bericht von GSC Research). Zur Bereinigung der bilanziellen Verhältnisse war ein Kapitalschnitt im Verhältnis 17:1 vorgesehen und anschließend eine Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts, mit dem einem neuen Investor der Weg ins Unternehmen geebnet werden sollte. Speziell dieser Punkt führte später zu heftiger Kritik von Seiten der Aktionäre.

Eröffnet wurde die diesjährige Hauptversammlung im Hotel Maritim im Kurtheater um 10:15 Uhr vom Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Meyer. Nach dem Rücktritt des kompletten vorherigen Aufsichtsrats waren er und seine Kollegen Ende 2004 gerichtlich bestellt worden. Herr Meyer konnte rund 60 Aktionäre und Gäste begrüßen, darunter auch Matthias Wahler von GSC Research. Nach der Abhandlung der Formalien und dem Hinweis auf die verschiedenen Gegenanträge übergab der Versammlungsleiter das Wort an den Alleinvorstand Walter Felix Beyer.


Bericht des Vorstands

In einem fast vierstündigen Vortrag berichteten im Folgenden der Vorstand, der den Fall Ancinale betreuende Rechtsanwalt Dr. Roberto Pera, ein Vertreter der österreichischen INTEC Gesmbh, die in das Unternehmen investieren will, und ein Vertreter der ecosystems GmbH & Co. KG, mit der ein Kooperationsvertrag geschlossen werden soll, von den Geschehnisse der vergangenen Jahre und zeigten die Chancen auf, die sie für die unit energy in der Zukunft sehen.

Herr Beyer begann seine Ausführungen wie auch in den Vorjahren mit einem Blick in die Bilanz, in der sich deutliche Veränderungen ergeben haben. Ursächlich waren vor allem umfangreiche Abschreibungen und Wertberichtigungen auf das Werk in Ancinale in Höhe von insgesamt 7,3 Mio. EUR, die aufgrund der dortigen Schwierigkeiten, auf die später noch detaillierter eingegangen wurde, nicht zu vermeiden waren. Der Bilanzansatz des italienischen Projekts reduzierte sich von 10,9 auf 3,6 Mio. EUR, womit die gesamten Finanzanlagen nun nur noch mit 5,2 nach 14 Mio. EUR im Vorjahr ausgewiesen werden und die Bilanzsumme sich von 14,8 auf 6,2 Mio. EUR reduzierte.

Insbesondere diese enorme Abschreibung führte in der Gewinn- und Verlustrechnung zu einem Jahresfehlbetrag von 8,7 Mio. EUR, durch den das noch vorhandene Eigenkapital von 12,8 auf nur noch 4,2 Mio. EUR zusammenschrumpfte. Das gezeichnete Kapital von 23,6 Mio. EUR ist damit zu weit mehr als der Hälfte aufgebraucht, was der Vorstand später entsprechend anzeigte.

Auf den ersten Blick haben sich im vergangenen Jahr auch die Erlöse erheblich von 1,5 auf 0,4 Mio. EUR reduziert. Dies ist jedoch, wie Herr Beyer erklärte, in erster Linie auf eine buchungstechnische Veränderung zurückzuführen. Im Gegenzug haben sich auch die sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 3 auf 1,1 Mio. EUR ermäßigt.

Im Folgenden zeigte der Vorstand auf, wie deutlich die operativen Kosten in den vergangenen Jahren abgesenkt werden konnten. Nach 2,2 Mio. EUR bei seinem Amtsantritt in 2001 lagen diese in 2002 nur noch bei 1,3 Mio. EUR und beliefen sich in 2003 und 2004 jeweils auf etwas weniger als 1 Mio. EUR. Dass im Berichtsjahr keine weitere Absenkung gelang, liegt nach seiner Auskunft ausschließlich an den höheren Rechts- und Beratungskosten im Zusammenhang mit dem Rechtsstreit in Italien und dem Verkauf der französischen Beteiligung. Im laufenden Jahr sollen sie sich auf 0,7 Mio. EUR reduzieren, nachdem sie in den ersten sechs Monaten bei 0,35 Mio. EUR gelegen haben. Belastend wirkte sich in 2004 und auch noch in 2005 zudem die Suche nach einem Investor aus.

Im Anschluss präsentierte der Vorstand die einstmals Seiten füllende Auflistung der am Netz befindlichen Anlagen der unit energy, von der nicht mehr viele übrig geblieben sind. Zum Bilanzstichtag waren dies nur noch Sioni Hesi in Georgien und Tri Chaloupki in der Tschechei, das allerdings im laufenden Jahr veräußert wurde, so dass sich derzeit nur noch eine Anlage im Besitz des Unternehmens befindet. Der Verkauf in Tschechien erschien sinnvoll, nachdem dringend notwendige Modernisierungen wegen Streitigkeiten bezüglich der Beteiligungsverhältnisse nicht durchgeführt werden konnten und auch keinerlei Einflussmöglichkeit bestand.

Mit der Entwicklung der Anlage Sioni zeigte sich der Vorstand jedoch sehr zufrieden. Diese erwirtschaftet einen deutlichen Überschuss, es kommt jedoch immer wieder zu erheblichen Zahlungsverzögerungen. Als Gründe hierfür nannte der Vorstand den dortigen Regierungswechsel und das sehr ungewöhnliche Steuersystem.

Insgesamt, so resümierte Herr Beyer, wurden seit Jahresanfang 2002 eine Vielzahl von Beteiligungen und Projekten veräußert und damit in der Summe Verkaufserlöse von 4,3 Mio. EUR erzielt. Davon wurden 3,6 Mio. EUR zur Deckung der AG-Kosten verwendet, und 0,7 Mio. EUR sind in das Werk nach Ancinale geflossen. Dort wurden bis heute insgesamt 17,4 Mio. EUR investiert, was Herr Beyer als "gewaltige Summe" bezeichnete. 95 Prozent davon flossen allerdings bereits vor dem Jahr 2001, also vor seinem Amtsantritt. Aufgrund der dortigen Schwierigkeiten wurde der Wertansatz dieser Beteiligung auf nur noch 3,6 Mio. EUR reduziert, woraus sich ein Verlust von 13,8 Mio. EUR ergibt.

Details zu der ziemlich komplizierten Situation im italienischen Ancinale erfuhren die Anwesenden im Anschluss von Herrn Dr. Roberto Pera, der die Gesellschaft als Rechtsanwalt in dieser Sache vertritt. Begonnen haben die dortigen Probleme nach seiner Aussage damit, dass die Finanzierung nur zusammen mit der Gesellschaft Energia Verde dargestellt werden konnte, im Gegenzug aber von dieser Seite die Verpfändung der Anteile der unit energy an Ancinale erzwungen wurde. Dies wurde in einem vorläufigen Vertrag festgehalten, der allerdings nicht notariell beurkundet und damit nicht rechtskräftig war.

Dennoch wurde das Pfandrecht von den dortigen Behörden widerrechtlich eingetragen, den Vertretern der unit energy auf der Hauptvervesammlung von Ancinale am 18.2.2004 der Zutritt verwehrt und ohne Wissen der unit energy dort ein neuer Geschäftsführer eingesetzt. Auf einer weiteren Hauptversammlung am 26.4.2004 wurde dann, wie die Führung der unit energy erst im Nachhinein erfuhr, der Verkauf des Kraftwerks Ancinale an den Investor GET beschlossen. Um dies rückgängig zu machen und die Kontrolle über Ancinale wieder zurückzuerlangen, wurde von der unit energy die Löschung des Pfandrechts beantragt. Das entsprechende Schreiben wurde am 16.7.2004 zugestellt, bereits vier Tage nach der Zustellung wurde der Verkauf jedoch umgesetzt.

Am 10.10.2004 reichte die unit energy dann eine Klage auf Nichtigkeit und Rückabwicklung des Verkaufsvertrags zwischen Ancinale und GET ein, und am 14.10.2004 wurden auch die entsprechenden HV-Beschlüsse angefochten. Diese Klagen laufen noch heute. Im Oktober 2004 wurde außerdem eine Strafanzeige wegen Veruntreuung und Betrugs gegen die involvierten Personen gestellt. Am 22.10.2004 wurde das Kraftwerk von der GET jedoch wieder an eine Park s.r.l. weiterverkauft. Am 29.12.2004 wurde dann das Pfandrecht endgültig gelöscht. Daraufhin wurde von Seiten der unit energy unverzüglich eine Hauptversammlung einberufen, um die Kontrolle über Ancinale wieder zurückzubekommen. Herr Beyer wurde dort als Geschäftsführer eingesetzt und sein Vorgänger entlassen.

Nun näherte sich die Geschichte ihrem Höhepunkt. Da der unit energy keinerlei Unterlagen zur Verfügung standen, wurde der vorherige Geschäftsführer Ladisi aufgefordert, diese schnellstens auszuhändigen. Am 15.2.2005 wurde dies von dessen Seite auch bestätigt und eine Anlieferung bis 18 Uhr angekündigt. Es erschien allerdings niemand, und am kommenden Tag teilte Herr Ladisi in einem weiteren Fax mit, ihm sei im Verlauf der Anfahrt auf einer Raststätte das Auto mit allen Unterlagen gestohlen worden. Einige Tage später wurde das Fahrzeug dann ausgebrannt gefunden, weshalb die unit energy bis heute über keinerlei Unterlagen vefügt.

Wie Herr Dr. Pera zusammenfasste, laufen diesbezüglich nun verschiedene Klagen, zum einen die Anfechtung und Rückabwicklung des Kaufvertrags zwischen Ancinale und GET, zum anderen die Anfechtung der HV-Beschlüsse, Strafverfahren gegen die beteiligten Personen und ein Pfändungsvertrag gegen die GET und auch die Park s.r.l. als bösgläubigem Erwerber. Entsprechende Indizien, die diesen Verdacht bekräftigen, wurden laut Herrn Dr. Pera gefunden. Angedacht ist zudem eine Klage gegen die italienische Handelskammer wegen der widerrechtlichen Eintragung. Die Höhe des Schadens wird derzeit berechnet.

Nun übernahm wieder Herr Beyer das Wort. Dieser betonte nochmals, dass Ancinale trotz aller Schwierigkeiten unverändert das Kernstück der unit energy ist. Bevor die Anstrengungen aber wieder in diese Richtung gelenkt werden können, muss erst einmal das Überleben der Gesellschaft gesichert werden. Zu diesem Zweck wurde der Markt nach möglichen Investoren abgesucht, und es wurden Gespräche mit anderen Anbietern im Bereich der Regenerativen Energien geführt, die potenziell Interesse am Einstieg in eine börsennotierte Gesellschaft hatten.

Gefunden wurde ein solcher Investor schließlich mit der österreichischen INTEC Gesmbh, in der vier Finanzinvestoren ihre Interessen gebündelt haben. Diese will über eine Kapitalerhöhung in die unit energy AG investieren, und sie ermöglicht dem Unternehmen damit auch unabhängig von der Entwicklung in Ancinale eine Zukunft. "Wir müssen jetzt agieren, wenn uns die finanziellen Mittel ausgehen, haben die Italiener ihr Ziel erreicht", verdeutlichte der Vorstand den Ernst der Lage.

Um neues Geschäft ins Unternehmen zu bringen, ist weiterhin eine enge Kooperation mit der Metz-Gruppe und der zugehörigen ecosystems GmbH & Co. KG angedacht. Diese Unternehmensgruppe ist ebenfalls im Bereich der Regenerativen Energien aktiv und erwirtschaftet einen Umsatz von mehr als 100 Mio. EUR. Ein Vertreter stellte dieses Unternehmen dann noch im Detail vor und erläuterte Einzelheiten zur Energiegewinnung aus Biomasse, mit der sich nach seiner Auskunft Renditen von über 30 Prozent erzielen lassen. Nach einiger Zeit wurde er von Aktionär Helfrich unterbrochen, der darauf hinwies, dass eigentlich zunächst das Überleben der Gesellschaft gesichert werden sollte, bevor solche Details diskutiert werden.

Aufgrund der bereits stark vorgerückten Zeit wurde dies von Seiten der Verwaltung akzeptiert, und Herr Beyer erläuterte im Folgenden das ausgearbeitete Sanierungskonzept. Demnach soll zur Deckung der Verluste zunächst das Grundkapital der unit enegy AG im Verhältnis 17:1 von 23,6 auf 1,39 Mio. EUR herabgesetzt werden. Auf diese Weise müsste der Aktienkurs dann rechnerisch von heute 0,10 EUR auf rund 1,70 EUR steigen, und auch wenn der Kurs danach noch etwas fällt, dürfte sich dieser deutlich über 1 EUR einpendeln und die Kapitalerhöhung damit möglich sein.

Herr Beyer merkte außerdem an, dass nach Überzeugung der Verwaltung das Unternehmen nicht so viel wert ist, wie dies der Aktienkurs suggeriert. Bei einem geringeren Schnitt würde der Investor deshalb nicht einsteigen. Es ist dann unter Ausschluss des Bezugsrechts für die Altaktionäre eine Erhöhung des Grundkapitals auf wieder 3 Mio. EUR vorgesehen, die allein von der INTEC Gesmbh gezeichnet wird, womit diese der Mehrheitsgesellschafter wird.

In einem zweiten Schritt soll dann noch einmal eine Kapitalerhöhung im Volumen von 1 Mio. EUR zugunsten des Großaktionärs durchgeführt werden. Die zufließenden Mittel werden benötigt zur Durchführung der geplanten Projekte. Auch hier soll das Bezugsrecht ausgeschlossen werden. Außerdem soll die Schaffung eines genehmigten Kapitals in Höhe von 0,5 Mio. EUR beschlossen werden, um für den Einstieg eines weiteren Investors oder für eine kurzfristige Finanzierung gewappnet zu sein.

"Es muss allen klar sein, dass wir ohne die heutigen Beschlüsse sehr schnell Insolvenz anmelden müssen", betonte der Vorstand nochmals. Zeit für Verzögerungen gibt es keine mehr. Dagegen sieht er zusammen mit dem neuen Investor die Möglichkeit zum Neustart gemeinsam mit der Metz-Gruppe.


Allgemeine Aussprache

In der anschließenden Debatte, die sich bis in den Abend hinzog, meldete sich ein rundes Dutzend Redner meist mit mehreren Beiträgen zu Wort. Unter anderem waren dies Herr Roh für die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Herr Müller als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und Herr Knoesel sowie Frau Steeg für den Verein zur Förderung der Aktionärsdemokratie (VFA), außerdem die Aktionäre Martin Helfrich, Dr. Fritsch, Menzinger und Brunner und zwei ehemalige Aufsichtsratsmitglieder. Einige hatten bereits im Vorfeld der Hauptversammlung Gegenanträge insbesondere zur Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat und natürlich zur Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts gestellt.

Heftige Kritik musste sich der Vorstand anhören. So rechnete Herr Roh vor, dass dieser in den vier Jahren seiner Tätigkeit nahezu das komplette Eigenkapital von damals noch mehr als 17 Mio. EUR verbraten hat. Kopfschütteln lösten insbesondere die Vorgänge in Italien aus, wo sich die Verwaltung, so die Meinung der meisten Redner, offenbar kräftig hat übers Ohr hauen lassen. Völlig unverständlich war insbesondere Frau Steeg, warum bezüglich der zur Freigabe der Finanzierung notwendigen Pfändungserklärung nicht zunächst ein Letter of Intent abgeschlossen worden war, womit ein derartiger Missbrauch nicht möglich gewesen wäre. Sie empfand es als fahrlässig, dass der Vorstand seine Unterschrift unter dieses unvollständige Dokument gesetzt hatte. Außerdem hätte nach ihrem Verständnis die Bank die Erklärung erhalten müssen und nicht die Energia Verde EV.

Wie der Vorstand im Zusammenhang mit dieser Thematik darlegte, wäre die unit energy in Italien nicht in der Lage gewesen, einen Kredit über eine Bank zu erhalten, weshalb das Geschäft über die Energia EV abgewickelt wurde. Der Vertrag war notwendig und ist in dieser Form laut Herrn Beyer auch nicht ungewöhnlich. Außerdem gab es die klare Aussage der Anwälte, dass dieses Schreiben völlig unbedenklich sei, eben weil es nicht notariell beurkundet war. "Was dann passierte, konnte ja keiner ahnen", so der Vorstand. Die kriminellen Machenschaften seien nicht vorauszusehen gewesen, und grundsätzlich sah sich der Vorstand zu Unrecht an den Pranger gestellt. Er habe dieses Amt schließlich erst in 2001 übernommen und mit dem Projekt in Italien fast nichts zu tun, da die Entscheidungen schon zuvor gefallen waren. "Der gewählte Standort ist miserabel, aber das war nicht meine Entscheidung", meinte er. "Dort unten herrscht Chaos".

Heftige Kritik musste sich der Vorstand auch wegen seiner Bezüge anhören, die den Rednern angesichts der Misserfolge der letzten Jahre und des fast zum Erliegen gekommenen Geschäfts mit 179 TEUR pro Jahr viel zu hoch erschienen. Herr Müller sah in der unit energy derzeit eher einen Prozessfinanzierer als ein im Bereich der Regenerativen Energien tätiges Unternehmen. Völliges Unverständnis herrschte, dass offenbar sogar noch Tantiemen an den Vorstand ausbezahlt wurden.

Diesbezüglich legte Herr Beyer dar, dass es zwar eine Zusage bezüglich der Zahlung einer Tantieme gab, sobald die Anlage in Ancinale produziert, was ja der Fall ist. Gezahlt bzw. verrechnet wurde allerdings nur in den Jahren 2001 und 2002, während von seiner Seite in 2003 und 2004 keine Ansprüche geltend gemacht wurden.

Wissen wollte unter anderem Herr Müller, welche Vorteile sich durch die Zusammenarbeit mit der Metz-Gruppe für die unit energy ergeben. Ebenso wenig konnte er verstehen, was dieses offenbar florierende Unternehmen bewogen hat, gerade mit der maroden unit energy zusammenarbeiten zu wollen. Ebenso unklar war den Sprechern, was die INTEC bewogen hat, gerade in die unit energy einzusteigen. Zwar investiert diese Gesellschaft mit 1 EUR zu sehr günstigen Konditionen, die Zukunft erscheint aus heutiger Sicht allerdings nicht sehr vielversprechend. Sollten die Aussichten jedoch als so gut eingeschätzt werden, hätten sich, so schlussfolgerte Frau Steeg, ja auch noch andere Interessenten melden müssen, die sich vielleicht zu für die Altaktionäre besseren Konditionen engagiert hätten.

Wie der Vorstand betonte, ergeben sich mit dieser Zusammenarbeit für beide Seiten Synergieeffekte. Ecosystems baut die Anlagen, will diese aber nicht betreiben, und die unit energy will diese betreiben, aber nicht bauen. Letztlich verkauft sich so die Metz-Gruppe ihre eigenen Aufträge, und auch die unit energy verdient daran. Mit weiteren Interessenten wurde zwar gesprochen, letztlich konnte aber nur mit der INTEC GesmbH eine Einigung erzielt werden.

Ein weiterer Punkt wurde zunächst von Herrn Roh angesprochen. Ihm lagen drei unterschiedliche Jahresabschlüsse vor, die alle ein Testat vom gleichen Tag trugen, weshalb er nach einer Erklärung velangte. Hierzu äußerte sich der anwesende Wirtschaftsprüfer. Nach seiner Aussage liegt die Abweichung in der nachträglichen Saldierung einiger Positionen begründet, mit denen sich am Ergebnis aber nichts ändert und wodurch der Abschluss auch nicht falsch wird. Tatsächlich testiert wurde von ihm jedoch nur die erste Fassung, was Frau Steeg so zu Protokoll des Notars geben ließ.

Von Interesse waren ferner der aktuelle Stand der Liquidität und eine Prognose, wie lange die Mittel ohne die vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen noch reichen würden. Nach Auskunft von Herrn Beyer hängt die Höhe dieser Position maßgeblich von einer schon länger erwarteten Steuerrückzahlung aus Portugal ab. Ohne diesen Zufluss und ohne die Kapitalmaßnahmen würden die Mittel nur noch bis Ende Oktober 2005 reichen. "Dies soll keine Drohung sein, ich muss Ihnen aber die Realität mitteilen", ergänzte er.

Mehrfach wurde außerdem gefragt, mit welcher Begründung der alte Aufsichtsrat das Unternehmen verlassen hat, wozu der Vorstand aber keine Angaben machen konnte. "Mir sind die Motive der einzelnen Personen nicht bekannt", erklärte er. Herr Beyer vermutete, auch wenn diesbezüglich noch keine Gespräche geführt wurden, einen Zusammenhang mit dem Einstieg des neuen Investors. Dieser könne dann im Zweifel seine Wunschkandidaten in das Gremium wählen.

Als völlig illusorisch sahen die meisten Redner die im Investorenkonzept aufgeführten geplanten Projekte an. Die Finanzierung erschien nicht nur Herrn Roh auch nach den Kapitalmaßnahmen völlig unmöglich zu sein, und Herr Dr. Fritsch konnte überhaupt nicht verstehen, dass nun wieder Projekte in schwierigen Regionen wie Georgien und Albanien angedacht sind. Sehr skeptisch zeigte sich dieser auch bezüglich der zum Teil in Aussicht gestellten Rendite von bis zu 30 Prozent, die zu erwirtschaften ihm unmöglich schien, weshalb er von unerreichbaren Luftschlössern sprach.

Hierzu führte Herr Beyer aus, dass dieses umfassende Konzept deshalb aufgestellt wurde, um beim Gespräch mit den Investoren auch etwas vorweisen zu können. Der Investor wollte lediglich die Möglichkeiten und Chancen aufgezeigt wissen, ob die Projekte dann auch tatsächlich realisiert werden, sei eine völlig andere Frage. Natürlich sei klar, dass nicht alle Projekte auf einmal finanziert werden können. Speziell in Georgien verfüge man über hervorragende Kontakte, und man sei sich der jeweiligen Länderrisiken durchaus bewusst. "Wir sind nicht so blind, wie dies zur Stimmungsmache dargestellt wird", fügte er an.

Herr Helfrich erregte sich insbesondere über das "Pamphlet", das allen Aktionären im Vorfeld der Hauptversammlung zugesandt worden war und in dem erklärt wurde, dass mit den Kapitalmaßnahmen keinerlei Nachteile für die Aktionäre verbunden sind. Bei der Kapitalherabsetzung sei dies zwar richtig, bei der anschließenden Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts zu 1 EUR bei einem rechnerischen Kurs von dann 1,70 EUR bedeute dies aber natürlich eine erhebliche Verwässerung. Darin, dass den Altaktionären laut Tagesordnung später offenbar über eine Barkapitalerhöhung Aktien zu 1,50 EUR angeboten werden sollen, sahen Herr Helfrich und Frau Steeg schon fast eine Verhöhnung der leidgeprüften Altaktionäre.

Herr Helfrich erkundigte sich, welchen Anteil die Altaktionäre noch am Unternehmen halten, wenn die drei Kapitalerhöhungen wie vorgesehen durchgeführt werden. Wenig sinnvoll erschien Herrn Knoesel die in der zweiten Stufe ebenfalls mögliche Sacheinlage, bei der dem Unternehmen keinerlei frische Mittel zufließen würden. Als Lösung schlug er vor, der neue Großaktionär möge den Altaktionären ein mittelbares Bezugsrecht einräumen.

Wie der Vorstand in seiner Antwort mitteilte, würde sich der Anteil der Altaktionäre am Unternehmen nach Durchführung aller drei Kapitalerhöhungen auf 34,73 Prozent reduzieren. Die Möglichkeit zur Sacheinlage solle geschaffen werden, um gegebenenfalls andere Projekte auf diesem Weg in die unit energy einbringen zu können. Dies sei allerdings eher theoretischer Natur, bevorzugt werde klar eine Barkapitalerhöhung. Die Einräumung eines mittelbaren Bezugsrechts für die bisherigen Aktionäre wurde vom Investor von vornherein ausgeschlossen.

Grundsätzlich erschien Herrn Knoesel die Kapitalherabsetzung so wie vorgeschlagen nicht durchführbar. Diesbezüglich verwies er auf §229 Abs. 2 AktG, wonach eine vereinfachte Kapitalherabsetzung nur dann zulässig ist, wenn die Kapitalrücklage nicht mehr als 10 Prozent des Grundkapitals ausmacht. Dies sei hier jedoch nicht der Fall. "Egal, was wir heute beschließen, es kann ohnehin nicht eingetragen werden", schlussfolgerte er.

Im Zusammenhang mit dieser Thematik räumte der Vorstand ein, dass die Überschrift bei dieser Passage vom Text der Beschlussvorlage abweicht und dass es sich dabei um ein redaktionelles Versehen handelt. Aus dem Zusammenhang wird nach seiner Überzeugung zweifelsfrei deutlich, dass es sich um eine ordentliche Kapitalherabsetzung handelt, was auch rechtlich überprüft worden siei. Die Alternative wäre die Verschiebung der Hauptversammlung gewesen, was aber aufgrund der Dringlichkeit der Beschlussfassungen nicht sinnvoll gewesen wäre.

Mit dieser Antwort gab sich Frau Steeg allerdings überhaupt nicht zufrieden. Sie fragte, wie die im Falle einer ordentlichen Kapitalherabsetzung nötigen Sicherheitsleistungen erbracht sollen und wie die sechsmonatige Wartedauer überstanden werden soll. Sie zählte außerdem einige in diesem Fall zwingend notwendige Passagen auf, die in der Beschlussvorlage aber fehlen. "Da wären Sie mit der vereinfachten Variante noch besser durchgekommen", meinte sie.

Später meldeten sich noch einige Kleinaktionäre zu Wort, die sich mit den vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen zwar ebenfalls nicht einverstanden zeigten, darin aber gegenüber der sonst kaum zu vermeidenden Insolvenz noch das kleinere Übel sahen. Gegen 20 Uhr kam dann von Herrn Knoesel der Vorschlag, bei der Beschlussfassung über die Kapitalerhöhung nicht über den Hauptvorschlag, sondern über den in der Tagesordnung etwas versteckten Eventualvorschlag abzustimmen, wonach das auf 1,39 Mio. EUR herabgesetzte Grundkapital gegen Bareinlage auf bis zu 5 Mio. EUR erhöht werden sollte und bei dem alle Aktionäre ein Bezugsrecht erhalten sollten. Er und auch die meisten anderen Aktionäre kündigten an, in diesem Fall ihren Widerspruch zurückzunehmen, und sie baten darum, den Vorschlag mit dem Investor zu besprechen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende unterbrach die Hauptversammlung daraufhin für eine halbe Stunde. Danach teilte der Vorstand mit, er habe den Investorenvertreter zwar nicht erreicht, nach Rücksprache mit dem Aufsichtsrat habe er aber dennoch beschlossen, diesen Vorschlag anzunehmen, wenn auch alle im Raum mitziehen. Auf Nachfrage von Herrn Helfrich versprach er außerdem, eine möglichst schnelle Zulassung der jungen Aktien zum Freiverkehr zu beantragen. Außerdem willigte Herr Beyer ein, bei der unter TOP 8 vorgesehenen Schaffung eines genehmigten Kapitals auf den Passus mit der Sacheinlage zu verzichten.


Abstimmungen

Die Präsenz wurde vor den Abstimmungen mit 6.592.922 Aktien entsprechend 26,65 Prozent des Grundkapitals bekannt gegeben. Alle Beschlüsse wurden im Folgenden mit unterschiedlichen Mehrheiten gefasst. Bei der Entlastung des Vorstands (TOP 2) ergab sich eine Zustimmung von 74 Prozent, bei derjenigen der einzelnen Aufsichtsratsmitglieder (TOP 3) waren es jeweils zwischen 62 und 70 Prozent. Herr Iske wurde mit einer Zustimmung von 84 Prozent erneut zum Abschlussprüfer gewählt (TOP 4).

Bei der Kapitalherabsetzung im Verhältnis 17:1 auf 1,39 Mio. EUR (TOP 6) stimmten knapp 89 Prozent der Aktien mit Ja, bei der folgenden Kapitalerhöhung auf 5 Mio. EUR (TOP 7) waren es sogar mehr als 91 Prozent. Die Schaffung eines genehmigten Kapitals II, bei dem bis zu 1 Mio. weitere Aktien über eine Barkapitalerhöhung zugunsten des Großaktionärs, also mit Bezugsrechtsausschluss (TOP 8), und bei der Schaffung eines genehmigten Kapitals I, über das maximal 0,5 Millionen Papiere über eine Bar- oder Sacheinlage ausgegeben werden können (TOP 9), fanden eine Zustimmung von 84 bzw. 82 Prozent, und die Satzungsänderungen im Hinblick auf das UMAG (TOP 10) wurden mit einer Mehrheit von knapp 87 Prozent beschlossen.

Mehrere Aktionäre gaben anschließend noch ihren Widerspruch zu verschiedenen Beschlüssen zu Protokoll. Schließlich schloss der Aufsichtsratsvorsitzende die Versammlung nach rund 12 Stunden um 22:10 Uhr.


Fazit

"Was lange währt, wird doch noch gut", lässt sich diese Hauptversammlung der unit energy europe AG wohl am besten zusammenfassen. Nachdem die zunächst zur Beschlussfassung stehende Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts über Stunden heftig kritisiert worden und die Atmosphäre entsprechend aufgeheizt war, führte die Abänderung des Beschlussvorschlags zugunsten eines Bezugsrechts für alle Aktionäre zu einem schnellen Stimmungsumschwung. Die Chancen stehen nun gut, dass die nach der Kapitalherabsetzung für die Sanierung des Unternehmens zwingend notwendige Kapitalerhöhung zeitnah umgesetzt werden kann.

Inwieweit sich zusammen mit dem neuen Investor und in Zusammenarbeit mit der Metz-Gruppe als Kooperationspartner nun eine gute Zukunft für das Unternehmen eröffnet, muss aber noch abgewartet werden. Derzeit ist das Geschäft mangels ausreichender Mittel praktisch zum Erliegen gekommen, und die Geschehnisse um die Anlage im italienischen Ancinale gleichen einem Krimi. Zumindest das Überleben der unit energy scheint aber jetzt gesichert zu sein.


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Veröffentlichungsdatum: 11.10.2005 - 20:50
Redakteur: mwa
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