Der Vorstand des im Prime Standard notierten Beratungs- und Softwarehauses FJH AG hat jetzt den Jahresabschluss 2004 aufgestellt. Das Jahr 2004 war danach von mehreren Sonderfaktoren geprägt. Zum einen litt die Geschäftsentwicklung unter der anhaltenden Investitionszurückhaltung insbesondere der deutschen Versicherungswirtschaft. Auch das bAV Geschäft entwickelte sich nicht erwartungsgemäß. Zum anderen belasteten die Kosten für die umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen, die zur Jahresmitte eingeleitet wurden, sowie einmalige Sonderabschreibungen das Ergebnis.
Der Konzernumsatz nach IFRS betrug 67,7 Mio. EUR (2003: 120,1 Mio. EUR), das Ergebnis nach Steuern -122,5 Mio. EUR (2003: 4,3 Mio. EUR) und das EBIT -123,2 Mio. EUR (2003: 6,4 Mio. EUR). Bereinigt um einmalige und letztmalige Effekte wie Sonderaufwendungen für Personalmaßnahmen, Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Verkauf der Heubeck AG, Anwendung verschärfter Kriterien in der IFRS-Bilanzierung und Rückstellungen für Drohverluste hätte das EBITDA 2004 bei -17,1 Mio. EUR gelegen. Der operative Cash-flow betrug -10,1 Mio. EUR. Das Eigenkapital der FJH AG nach HGB beläuft sich auf 10,5 Mio. EUR.
Der bisherige Verlauf des Jahres 2005 zeigt nach Unternehmensangaben, dass die eingeleiteten Maßnahmen erste Wirkung zeigen. Aus heutiger Sicht soll das erste Quartal 2005 ein positives EBIT ausweisen.
Als Reaktion auf die anhaltende Marktschwäche hatte das Unternehmen bereits Mitte 2004 ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm auf den Weg gebracht. Im Vordergrund stand hier einerseits die Fokussierung auf die Kernkompetenzen in der Lebensversicherung. In diesem Zuge wurde die Heubeck AG mit Wirkung vom 30. Dezember 2004 verkauft, da die Hebung der Synergien noch für geraume Zeit Managementkapazitäten und Kapital gebunden hätte. Andererseits wurden die bereits im Vorjahr angelaufenen Kostensenkungsmaßnahmen noch verstärkt und die Mitarbeiterkapazitäten an die veränderten Marktbedingungen angepasst. Einschließlich der zum 31. Dezember 2004 ausgesprochenen Kündigungen und des Verkaufs der Heubeck AG wurde die Zahl der Mitarbeiter um rund 370 auf 667 reduziert, was etwa einem Drittel entspricht. Dies hat einmalige Sonderaufwendungen von rund 3 Mio. EUR verursacht, soll aber 2005 zu einer Kostenentlastung von ca. 12 Mio. EUR führen. Weitere Sonderaufwendungen in Höhe von 17,6 Mio. EUR fielen für Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Verkauf der Heubeck AG an.
Im dritten Quartal wurde mit einer Neubewertung der Projekte begonnen. Bei der Third-Party-Administration zur Verwaltung von Riester-Renten wurden die unterhalb der Planung der Versicherer liegenden realen Bestände zur Bewertung herangezogen. Bei der Software Revenue Recognition wurden die neuen verschärften Kriterien angewendet. Dies führte zu einer deutlichen Wertberichtigung innerhalb der Bilanzposition "Forderungen". Mit dem Abschluss des dritten Quartals hatten diese bilanziellen Maßnahmen ein Volumen von 56 Mio. EUR, im vierten Quartal wurden noch Berichtigungen in Höhe von ca. 9,5 Mio. EUR vorgenommen. Davon entfielen 2,5 Mio. EUR auf die Third-Party-Administration.
Im Zuge der laufenden Restrukturierung hat das Unternehmen im Juni 2005 eine Lizenzerweiterung für ein Verwaltungssystem an die BHW Lebensversicherungs AG verkauft. Dieses System war in den vergangenen Jahren für die BHW entwickelt worden. Insgesamt erzielt FJH aus dieser Transaktion einen Erlös von rund 2,6 Mio. EUR netto. Die Wartung und Weiterentwicklung des Systems übernimmt künftig der Brain Force Konzern, der auch einen Teil der FJH Mitarbeiter aus diesem Projekt übernehmen wird.
Mit der Aufstellung des Jahresabschlusses erfolgt auch die angekündigte Übergabe des Vorstandsvorsitzes von Prof. Dr. Manfred Feilmeier an Ulrich Korff. Ebenso rückt der langjährige FJH Mitarbeiter Thomas Junold wie angekündigt aus der Geschäftsleitungsebene in den Vorstand auf.
Veröffentlichungsdatum:
21.06.2005
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16:45
Redakteur:
rpu