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Gräterstraße 2,
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HV-Bericht Jetter AG - Das Unternehmen hat einen beeindruckenden Turnaround vollzogen

Am 15. September 2005 fand die ordentliche Hauptversammlung der Jetter AG in Ludwigsburg statt. Rund 200 Aktionäre, Gäste und Studenten der FH Calw sowie Thorsten Renner von GSC Research hatten sich im Forum eingefunden, um sich nach dem erfolgreichen Turnaround über die weitere Zukunft der Gesellschaft zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Oltmanns eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Herrn Jetter.


Bericht des Vorstands



Zu Beginn seiner Ausführungen gab Herr Jetter einen kurzen Überblick über die Geschichte des Unternehmens. Nach dessen Gründung im Jahr 1980 kann der Anbieter von Industriesteuerungen mittlerweile Niederlassungen in Deutschland, der Schweiz, Singapur und den USA vorweisen. Seit 2002 ist das Unternehmen mit der revolutionären JetWeb-Technologie am Markt vertreten, die eine Verschmelzung von IT-Technologien und Steuerungstechnik ermöglicht.



Laut Herrn Jetter steht das Arbeiten der Gesellschaft unter dem Motto, innovative Lösungen zu schaffen, die dem Automatisierer das Leben erleichtern. Der Turnaround ist mittlerweile geschafft, nachdem dieser auf der Hauptversammlung vor einem Jahr schon deutlich absehbar war (siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research). Auf der Umsatzseite ergab sich ein Anstieg von 67 Prozent, was vor allem auf JetWeb-Neukunden, und hier insbesondere auf Emhart Glass, zurückzuführen war. Dadurch erhöhte sich der Umsatzanteil von JetWeb auf knapp 70 Prozent.



Die bessere Entwicklung hat sich auch im Ergebnis niedergeschlagen, und nachdem im letzten Geschäftsjahr das erste Quartal noch negativ ausgefallen war, konnten seitdem die Quartale positiv gestaltet werden, so Herr Jetter. Auch der Cashbestand konnte seit Mitte des vergangenen Jahres wieder von 1,5 auf über 6 Mio. EUR ausgeweitet werden. Diese insgesamt erfreuliche Entwicklung zeigt sich auch im Aktienkurs, der seit Anfang April 2004 um über 300 Prozent zugelegt hat.



Nach Aussage von Herrn Jetter hat sich Bucher Industries mit 20 Prozent an Jetter beteiligt, was zu einem Kapitalzufluss von 2,36 Mio. EUR geführt hat. Herr Jetter bleibt weiterhin Vorstandsvorsitzender bei Jetter, wird aber auch President von Emhart Glass und zieht in die Konzernleitung von Bucher Industries ein. Oberstes Ziel beider Gesellschaften bleibt jedoch die Erhaltung der Selbständigkeit der Jetter AG, betonte der Vorstandsvorsitzende.



Bucher Industries verzeichnete im letzten Jahr mit 5.800 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,6 Mrd. CHF. Die zugehörige Konzerngesellschaft Emhart Glass erwirtschaftete einen Umsatz von 268 Mio. CHF und ist Weltmarktführer bei Produktionsanlagen für Behälterglas. Nach Meinung von Herrn Jetter steht die Kooperation mit Bucher/Emhart für nachhaltiges Wachstum in neuen Industriebereichen. Gemeinsam wurde auch E-Glass entwickelt, eine neue Technologie für den Glasmarkt.



Durch die zusätzlichen Aufgaben von Herrn Jetter bei Emhart Glass wurden die operativen Aufgaben bei Jetter auf eine breitere Basis im Management gestellt. Zukünftig wird er sich bei Jetter fast ausschließlich auf die Strategie beschränken, erklärte Herr Jetter. Insgesamt zeigte sich der Vorstandsvorsitzende sehr zuversichtlich mit Blick auf die Zusammenarbeit mit Bucher, auch wenn dies kurzfristig keine Auswirkungen auf das Ergebnis zeigen wird.



Nähere Erläuterungen gab Herr Jetter dann noch zur Neuentwicklung E-Glass, bei dem das Glas gehärtet und dadurch leichter und stabiler wird, was zu einer Rückgewinnung von Marktanteilen gegenüber PET führen soll. Voraussetzungen hierfür sind neueste Maschinen- und Steuerungsgenerationen, über die bisher nur Emhart Glass und Jetter verfügen. Nach Aussage von Herrn Jetter sind erste Maschinenprototypen für 2006 geplant, mit einem Marktdurchbruch wird allerdings erst für 2009 gerechnet.



Der Finanzvorstand Herr Eckert erläuterte dann noch kurz die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres. Bei steigenden Umsätzen in den letzten Quartalen wurde auch jeweils ein positives EBIT erwirtschaftet. Nach seiner Aussage gab es auf Bilanzseite nichts übermäßig Spannendes zu berichten. Immerhin weist die Gesellschaft zum Geschäftsjahresende eine Eigenkapitalquote von 72 Prozent auf, was einem Anstieg von 3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.



Die Umsätze erhöhten sich um 67 Prozent auf 22,6 Mio. EUR, und das Konzernergebnis stellte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 1,74 Mio. EUR. Zufrieden zeigte sich Herr Eckert auch mit dem Finanzmittelfonds, der sich im letzten Jahr um 2,8 Mio. EUR verbessert hat. Das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres brachte einen Umsatz von 5,9 nach 3,8 Mio. EUR im Vorjahresquartal. Beim Konzernergebnis ergab sich eine Verbesserung von minus 618 TEUR auf 118 TEUR.



Die Mitarbeiterzahl hat sich ebenfalls wieder leicht erhöht, um für künftiges Wachstum gerüstet zu sein. Zufrieden war der Finanzvorstand auch mit den Bankbeständen, die sich wieder auf über 6 Mio. EUR erhöht haben. Für das laufende Geschäftsjahr erwartete Herr Eckert ein deutlich reduziertes Umsatzwachstum und eine EBIT-Marge, die im Bereich zwischen 5 und 10 Prozent liegen soll.


Allgemeine Diskussion



Herr Roh als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis des letzten Jahres, nachdem ein langer Tunnel durchschritten werden musste. Für das letzte Jahr war ein Umsatzwachstum von 30 bis 50 Prozent prognostiziert, und dies wurde mit 67 Prozent deutlich übertroffen. Den Aktionärssprecher interessierten dann der Umsatzanteil von Emhart Glass und die sonstige Umsatzverteilung. Nach den Worten von Herrn Jetter steht Emhart Glass für 40 Prozent der Umsätze, und die Top 5-Kunden machen 60 Prozent der Umsätze aus, während andererseits 90 Prozent der Umsätze von 90 Kunden repräsentiert werden.



Weitere Fragen von Herrn Roh betrafen die weitere Zusammenarbeit mit Lumberg, den Anstieg der bezogenen Leistungen und die durchschnittliche Dauer von Forderungen. Laut Herrn Jetter hat sich das Unternehmen Lumberg/Jetter nicht als der richtige Weg erwiesen. Ansonsten funktioniert die Kooperation mit Lumberg aber sehr gut, als separater Vertriebskanal war dieses Unternehmen jedoch nicht geeignet. Herr Eckert bezifferte die durchschnittliche Dauer der Forderungen auf sechs Wochen. Der Anstieg bei den bezogenen Leistungen hängt mit dem Umsatzzuwachs zusammen, da beispielsweise der Bau von Schaltschränken nicht im Haus erfolgt.



Als Grund für den Anstieg der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) nannte Herr Jetter die Einrichtung eines Entwicklungsteams für Emhart Glass. Dort sind sieben Ingenieure tätig, und diese Kosten sind auch im Bereich F&E ausgewiesen, allerdings werden diese Kosten dann von Emhart Glass übernommen. Herr Roh erbat auch eine Aussage zum Geschäft in Asien, das nach den Worten von Herrn Jetter früher ein wichtiges Standbein dargestellt hat. Aufgrund der Schwäche des Halbleitermarkts ist dieses Standbein jedoch weggebrochen. Allerdings konnte Jetter diesen Bereich mittlerweile durch andere Branchen ersetzen, und der Halbleiterumsatz liegt nun bei unter 5 Prozent.



Herr Roh regte noch an, im Aufsichtsratsbericht auch die Themen der einzelnen Sitzungen anzugeben. Nach Ansicht von Dr. Oltmanns wird es in diesem Zusammenhang noch einige Präzisierungen von Seiten des Gesetzgebers geben. Allerdings wurden im diesjährigen Aufsichtsratsbericht auch schon die Schwerpunkte der Aufsichtsratstätigkeit aufgeführt.



Herr Schad als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) brachte seine Freude über die Entwicklung der Gesellschaft zum Ausdruck. Die Kooperation mit Emhart Glass empfand der Aktionärssprecher als sehr sinnig, auf der anderen Seite sah er aber auch mögliche Interessenkonflikte auf Herrn Jetter zukommen. Auch Herr Jetter sah dies als wichtige Frage, die aber schon, vor allem im Falle von Preisverhandlungen, gelöst wurde. So wurde bereits im Vorfeld eine bestimmte Margenformel zwischen Jetter und Emhart Glass festgelegt, so dass keine Preisverhandlungen geführt werden müssen.



Nähere Auskünfte verlangte Herr Schad zum erwarteten Verlauf des Jahres 2005 und zu möglichen Absicherungen von Währungsschwankungen. Wie Herr Jetter diesbezüglich ausführte, kann es nun, nachdem vor allem auch Emhart Glass sehr große Maschinen bestellt, quartalsmäßig zu größeren Schwankungen kommen. Das letzte Quartal dürfte aber wieder das stärkste sein, und insgesamt ist mit einem niedrigen zweistelligen Umsatzwachstum zu rechnen, meinte der Vorstandsvorsitzende. Laut Aussage von Herrn Eckert erfolgt der Großteil der Fakturierungen in Euro, so dass die Währungsschwankungen kaum einen Einfluss auf die Gesellschaft haben.



Des Weiteren interessierte Herrn Schad, ob die Gesellschaften im Ausland auch alle vom gleichen Prüfer geprüft werden. Wie Herr Eckert hierauf ausführte, werden im Ausland unterschiedliche Prüfer beauftragt, die aber alle an die BDO berichten. Um eine einheitliche Prüfung zu gewährleisten, gibt es Vorgaben seitens der BDO, wie zu berichten ist. Auf die Frage nach den Plänen für eine Dividende erklärte Herr Eckert, hierzu könne er noch keine positive Auskunft geben, da die Gesellschaft auch noch einen Bilanzverlust von 17,6 Mio. EUR aufweist. Allerdings zeigte er sich zuversichtlich, mit Jetter Werte generieren zu können, die den Aktienkurs positiv beeinflussen und somit über die fehlende Dividende hinwegtrösten.


Abstimmungen



Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 3.080.251 EUR waren 1.868.032 EUR entsprechend 60,65 Prozent vertreten. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Entlastung des Vorstands (TOP 2), Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 3), Schaffung eines genehmigten Kapitals I (TOP 4), Schaffung eines genehmigten Kapitals II (TOP 5), Wahl des Abschlussprüfers (TOP 6), Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 7) und Satzungsänderung (TOP 8) wurden großteils einstimmig gefasst.


Fazit und eigene Meinung



Die Jetter AG hat im vergangenen Geschäftsjahr einen beeindruckenden Turnaround vollzogen. Nachdem das erste Quartal noch negativ ausgefallen war, lieferten die nachfolgenden Quartale deutlich schwarze Zahlen, so dass insgesamt noch ein Jahresüberschuss von 1,74 Mio. EUR erzielt wurde. Auch im ersten Quartal hat sich dieser positive Trend weiter fortgesetzt, und Jetter konnte das Ergebnis gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich verbessern.



Profitiert hat Jetter hierbei von der Kooperation mit Emhart Glass, da Emhart nun auch den größten Kunden von Jetter repräsentiert. Langfristiges Potenzial dürfte außerdem die Neuentwicklung E-Glass besitzen, auch wenn hier mit einem Durchbruch erst in ein paar Jahren zu rechnen ist. Auf lange Sicht bietet die Aktie von Jetter dem Aktionär durchaus interessante Chancen, nach dem starken Kursanstieg der letzten zwölf Monate ist allerdings auf dem aktuellen Bewertungsniveau eine Konsolidierung durchaus zu erwarten.


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Veröffentlichungsdatum: 22.09.2005 - 07:05
Redakteur: tre
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