Am 31. August 2005 fand die ordentliche Hauptversammlung der Alexanderwerk AG in Remscheid statt. Rund 40 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Lars Ahns von GSC Research, hatten sich um 11 Uhr im neuen Technikum der Gesellschaft auf dem Werksgelände eingefunden, um sich über den Fortgang der Restrukturierung zu informieren. Mit einer kurzen Begrüßung eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Franz-Bernd Daum die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Alleinvorstand Axel Eversberg.
Bericht des Vorstands
Auch Herr Eversberg begrüßte ganz herzlich alle Anwesenden und zeigte sich mit Blick auf die gewählten Räumlichkeiten besonders erfreut, die Aktionäre und Gäste der Alexanderwerk nun im neuen Technikum der Gesellschaft begrüßen zu können. Nach jahrelanger Planung stehe nun endlich ein adäquater Ausstellungsraum zur Verfügung, um Kunden die gesamte Produktpalette der Alexanderwerk AG präsentieren zu können. Bei dieser Gelegenheit lud er auch alle Interessierten ein, sich im angeschlossenen Museum einen Eindruck von der langen Tradition der Marke zu machen. Hierzu wurde extra ein kleiner Raum eingerichtet.
Inhaltlich stieg Herr Eversberg sogleich mit der Vorstellung des Jahresabschlusses ein. Im Vergleich zum Vorjahr konnte in 2004 der Umsatz leicht auf 15,08 Mio. EUR gesteigert werden. Insbesondere durch Kosteneinsparungen beim Personalaufwand ist es nach Aussage des Vorstands wieder gelungen, mit plus 68 TEUR ein positives operatives Ergebnis vorzuweisen.
Hohe Belastungen verursachten jedoch außerordentliche Aufwendungen in Höhe von 2,07 Mio. EUR, die auf umfangreiche Restrukturierungen zurückzuführen waren. Die hohen Verluste des Vorjahres zeigten den Handlungsbedarf an dieser Stelle mehr als deutlich. Zusammen mit den Vorjahresverlusten führte dies zu einem Bilanzverlust von 4,17 Mio. EUR und brachte die Gesellschaft bilanziell in arge Probleme. Rund 580 TEUR konnten nicht mehr durch Eigenkapital gedeckt werden und erzwangen schon eine außerordentliche Hauptversammlung (Näheres hierzu finden Sie im HV-Bericht von GSC Research).
Wie aber schon das kleine Plus beim ordentlichen Ergebnis anzeigt, ist aber nach Meinung von Herrn Eversberg inzwischen viel getan worden. In einem ersten Schritt wurde das Führungsteam ausgetauscht und die Organisationsstruktur der Gesellschaft neu ausgerichtet. Dies ging einher mit einem Personalabbau, wobei 30 Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft überführt wurden. Mit der verbleibenden Belegschaft konnte ein Sanierungstarifvertrag geschlossen werden, womit auch von dieser Seite eine Unterstützung erreicht werden konnte. Aber nicht nur die Kostenseite war Ziel der Optimierung, sondern um auch den Marktauftritt zu verbessern, wurden weiterhin das Vertriebsteam verstärkt und das Produktprogramm gestrafft. Vor allem die Forschung sollte dabei nicht vernachlässigt werden. Im Ergebnis wurden die Industriemaschinen weiterentwickelt und die Patente internationalisiert. Aktiv war die Gesellschaft auch in den USA, wo neue Handelsvertreter gewonnen werden konnten und die Tochtergesellschaft personell neu besetzt wurde.
Wie Herr Eversberg weiter ausführte, ist das Führungsteam auch auf der kritischen Finanzseite entscheidende Schritte weiter gekommen. Durch einen Teilverkauf der nicht betriebsnotwendigen Immobilien an einen Discounter konnten neue Liquidität gewonnen und mit den Banken ein Stillhalteabkommen geschlossen werden. Weiterhin wurde ein Bankkredit durch einen privaten Investor abgelöst. Mittlerweile zeigen sich den Worten des Vorstands zufolge nach den harten Einschnitten auch erste Erfolge. So konnte im Vergleich zur Vorjahrsperiode der Umsatz von Januar bis August 2005 von 8,35 auf 9,14 Mio. EUR gesteigert werden. Als besonders erfreulich wertete er die Zunahme des Auftrageingangs von 8,3 auf aktuell 11 Mio. EUR.
Aufbauend auf den derzeitigen Daten präsentierte der Vorstand dann eine Ergebnisvorschau. Nach seinen Angaben ist bei einem Umsatz von 15,3 Mio. EUR ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 380 TEUR geplant. Damit sei die Optimierung jedoch noch nicht abgeschlossen. Erhebliche Erleichterung verspricht sich die Verwaltung von der Einführung einer ERP-Standartsoftware und entsprechenden Anpassungen der organisatorischen Abläufe. Weiterhin will man auf AutoCad 2005 umsteigen und das System in die Software integrieren. Konsequent wird darüber hinaus an der Straffung des Produktportfolios weitergearbeitet und mit entsprechendem Forschungsaufwand das Angebot verbessert. Gerade bei Kompaktier- und Granuliermaschienen werden gute Fortschritte erzielt. So konnten z.B. mittlerweile Walzpressen kundenseitig im ERP-System integrieret werden.
Weitere Projekte sind die Gründung einer Vertriebsgesellschaft im Bereich Nahrungsmittel oder die Schaffung einer Vertreterstruktur in den USA. In ersten Schritten wird darüber hinaus die Neuorientierung in Asien angegangen. Natürlich wird man auch nicht den Immobilienbestand aus den Augen verlieren, und der Verkauf nicht betriebsnotwendiger Immobilien steht immer noch oben auf der Agenda. Derzeit wird z.B. der Abbruch von Gebäuden diskutiert, um die Vermarktung der Grundstücke zu erleichtern. Weiterhin sind auch Mieter willkommen, und auch hier wird aktiv nach Interessenten gesucht.
Allgemeine Diskussion
Als erster Redner meldete sich Herr Helbricht zu Wort und zeigte sich mit dem Fortgang der Restrukturierung durchaus zufrieden. So meinte er, nach der recht kritischen Situation vor einigen Monaten bewege sich die Gesellschaft nun langsam wieder in ruhigerem Fahrwasser. Trotzdem waren ihm einige Fragen offen geblieben. Vermisst hatte er z.B. Angaben zu möglichen Kapitalmaßnahmen, die ja im Rahmen der Sanierung durchaus ein Thema sein könnten. Hierzu erbat er sich nähere Auskunft. Weiterhin interessierte Herrn Helbricht die derzeitige Aktionärsstruktur, nachdem die Gesellschaft älteren Angaben zufolge vier Großaktionäre hatte. Auch angesichts der hohen Umsätze der letzten Tage erkundigte er sich nach diesbezüglichen Veränderungen.
Lobend hob der Redner insbesondere den Sanierungsbeitrag der Belegschaft hervor. Gerade in letzter Zeit hatte er ein Beispiel erlebt, bei dem die harte Haltung der Gewerkschaft eine Sanierung verhinderte. Eine dermaßen realitätsferne Haltung sei in keinster Weise nachvollziehbar und hochgradig fahrlässig. Daher fragte er sich, ob auch in diesem Fall eine Tarifbindung vorlag. Weiterhin interessierte ihn die genaue Ausgestaltung der Vereinbarung.
Als Nächster ergriff Herr Rüther das Wort. Auch dieser wollte ursprünglich dem Vorstand zur erfolgreichen Sanierung gratulieren, nach einem genauen Blick in den Geschäftsbericht hielt er dies jedoch für etwas verfrüht. Vielmehr sind ihm nach genauer Durchsicht lauter Baustellen aufgefallen, und er sah kein einziges Etappenziel erreicht. Aus diesem Grunde hatte er eine ganze Reihe Fragen vorbereitet, wobei er schon im Vorfeld auf ausführliche Beantwortung drängte.
In seiner ersten Frage wandte sich Herr Rüther an den Aufsichtsrat und verlangte eine Begründung für das hohe Vorstandsgehalt, schließlich befinde sich die Gesellschaft mitten in der Sanierung. Weiterhin wollte er die beschriebenen Transaktionen mit Zahlen unterfüttert wissen. So erkundigte er sich nach der genauen Fläche, die an Aldi veräußert wurde, inklusive der Buchwerte und genauen Verkaufserlöse. Außerdem wollte er wissen, welcher Kredit von wem in welcher Höhe übernommen wurde. Auch zu den genauen Modalitäten des Stillhalteabkommens mit den Banken erbat er nähere Details.
Vor allem das Thema "Verkehrswerte der Immobilien" wurde laut Herrn Rüther in der Vergangenheit des Öfteren angesprochen, hierzu sei aber regelmäßig die Antwort verweigert worden. Diese Haltung ist nach Ansicht von Herrn Rüther nicht hinnehmbar, so dass er auch heute wieder diese zentrale Frage stellte. Hierzu müsse es detaillierte Bewertungen geben, schließlich habe der Wirtschaftsprüfer im Rahmen der bilanziellen Überschuldung die stillen Reserven bewerten müssen. Angaben forderte er auch zu dem Sale-and-lease-back-Geschäft, wobei er sich dafür interessierte, was erlöst wurde und wie hoch die Buchgewinne waren.
Im Folgenden erkundigte sich Herr Rüther dann noch nach dem System der Risikoüberwachung und der Bilanzposition sonstige Vermögensgegenstände. Darüber hinaus wollte er wissen, warum eigene Aktien zurückgekauft wurden und wie die Verwaltung die weiteren Pensionsverpflichtungen einschätzt. Abschließend erlaubte er sich eine Anmerkung zu den Grundpfandrechten. Er sei selbst Banker und erkenne eine erhebliche Überbesicherung. Seiner Meinung nach war die Kündigung der Kreditlinien möglicherweise sittenwidrig, und auch hierzu erbat er eine Stellungnahme.
Antworten
Zu den Fragen von Herrn Helbricht nahm die Verwaltung sofort Stellung. Natürlich habe man auch über eine Kapitalerhöhung nachgedacht, es wurde jedoch beschlossen, zuerst die Hausaufgaben zu erledigen und dann den Kapitalmarkt von einem erfolgreichen Geschäftsmodell zu überzeugen. Kürzlich hätten sich auch schon interessierte Investoren gemeldet, und Ende des Jahres werde man diesbezüglich klarer sehen. Mit Blick auf die Aktionärsstruktur geht die Verwaltung davon aus, dass alle Aktionäre ihren Anteil ordnungsgemäß gemeldet haben. Hierzu wurde auf die Aufstellung im Geschäftsbericht verwiesen. Weitere Änderungen seien nicht bekannt.
In Beantwortung der Frage nach den Verhandlungen mit der Belegschaft wurde erklärt, es sei ein Vertrag für die Jahre 2004/2005 abgeschlossen worden. Teil der Vereinbarung ist eine Anhebung der Arbeitszeit von 35 auf 37,5 Stunden. Darüber hinaus wurde auf eine Tariferhöhung sowie auf Urlaubs- bzw. Weihnachtsgeld verzichtet, in 2005 wird die Hälfte des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes gezahlt. Vor wenigen Wochen trat das Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband aus.
Die weiteren Fragen wurden im Rahmen einer intensiven, aber konstruktiv geführten Diskussion beantwortet, an der sich auch weitere Aktionäre, z.B. die Herren Mariotti und Hahn, beteiligten. Im Ergebnis konnte man Folgendes festhalten:
Hinsichtlich der Grundpfandrechte wurde die neue Führungsmannschaft vor vollendete Tatsachen gestellt, und sie konnte nur noch auf die gegebene Situation reagieren. Die Verwaltung zeigte sich aber sehr froh, die Zwangsverwertung der Grundstücke in intensiven Gesprächen abgewendet zu haben. Verkauft wurde ein Grundstück von 6.250 m² an Aldi. Dies war ein gutes, aber noch nicht das Filetstück der insgesamt nicht benötigten Fläche von rund 95.000 m². Erlöst wurden 900 TEUR, was bei einem Buchwert von rund 50 TEUR zu einem schönen Gewinn geführt hat. Besonders erfreut war die Verwaltung über die dadurch erfolgte Aufwertung der umgebenden Flächen. Mittlerweile haben sich weitere Discounter gemeldet und Interesse bekundet, derzeit besteht aber noch eine gewisse Unsicherheit aufgrund baurechtlicher Fragen.
Ergänzt wurde dieser Liquiditätsgewinn durch die angesprochene Sale-and-lease-back-Transaktion. Bei Erlösen von 300 TEUR und einem Buchwert nahe Null konnte auch hier ein gutes Ergebnis erzielt werden. Verwendet wurden diese Gelder für die Transfergesellschaft, für Abfindungen und für Vorbereitungen der Grundstücksveräußerung. Leider ließ sich ein Prozess mit ehemaligen Mietern nicht vermeiden. Aufgrund guter Gespräche mit den Banken konnten auch der derzeitige Umbau und das Technikum finanziert werden. Bei einem weiteren Verkauf werden aber die frei werdenden Mittel zur Kredittilgung genutzt werden müssen, dies sei aber ohnehin angedacht.
Den weiteren Angaben der Verwaltung zufolge erfolgte die Kreditablösung durch einen Privatinvestor. Gekauft wurde ein Kredit in Höhe von 500 TEUR von der Dresdner Bank, die auch den Bankenpool verlassen wollte. Über den Käufer konnte die Verwaltung jedoch keine Angaben machen, Gesprächspartner ist ein Anwalt, der als Treuhänder fungiert.
Hinsichtlich der stillen Reserven erklärte die Verwaltung, sie sei berechtigt, hierüber keine Angaben zu machen, diese Frage sei aber auch extrem schwer zu beantworten und hänge erheblich von der Ausnutzung des Baurechts ab. Auf der einen Seite sei ein Verkauf wie der an Aldi sehr positiv zu werten, bei einer einfachen Verwertung hätten die Banken aber sicherlich nicht die Kredite gekündigt. Trotzdem wollte die Verwaltung den Aktionären entgegenkommen und nannte, mit ausdrücklichem Verweis auf die Unsicherheit der Bewertung, Zahlen des Wirtschaftsprüfers. Dieser hatte in einem Wertgutachten eine Bandbreite zwischen 9,5 und 10,5 Mio. EUR ermittelt.
Weitere Angaben wurden zur Risikoüberwachung gemacht, die aufgrund der überschaubaren Größe der Gesellschaft direkt vom Vorstand in intensiver Zusammenarbeit mit den Abteilungsleitern erfolgt. Außerdem wurden die sonstigen Vermögensgegenstände erläutert, die sich maßgeblich aus vorausgezahlten Messekosten und Umsatzsteuerrückzahlungen zusammensetzten. Im weiteren Verlauf der Diskussion wurden dann auch Angaben zu Mieterlösen und den Pensionsverpflichtungen gemacht. Demnach belaufen sich die Mieteinnahmen derzeit auf rund 3 TEUR monatlich, hier seien aber Steigerungen möglich. Pensionszahlungen fallen in Höhe von 14 TEUR an mit eher fallender Tendenz.
Alle Aktionäre zeigten sich mit den Antworten zufrieden. Auch Herr Rüther wies ausdrücklich darauf hin, dass seine detaillierten Fragen nicht als Kritik zu verstehen seien, vielmehr wolle er sich nur ein eindeutiges Bild von der Situation machen.
Als letzter Redner nahm dann noch Herr Rentrop zur Situation der Gesellschaft Stellung. Als Erstes bedankte er sich jedoch speziell bei den Herren Daum und Eversberg für die geleistete Arbeit. Aus persönlichem Kontakt heraus könne er das Arbeitspensum der beiden gut einschätzen, und er hob deren Engagement lobend hervor. Wie Herr Rentrop weiter ausführte, ist er selbst seinerzeit aufgrund der Immobilien in die Gesellschaft eingestiegen, und er betrachtet die Alexanderwerk AG seither als solide Substanzaktie. Diese Auffassung habe sich aber mittlerweile überholt. Derzeit traut er auch dem operativen Geschäft interessante Perspektiven zu, und er hofft auf gute Ergebnisse von dieser Seite.
Abstimmungen
Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 2.496.000 EUR, eingeteilt in 96.000 Aktien, waren 23.727 Anteile oder rund 24,72 Prozent vertreten. Auf der überschaubaren Tagesordnung stand neben der Entlastung des Vorstands (TOP 2) und des Aufsichtsrats (TOP 3) nur die Wahl des Abschlussprüfers (TOP 4). Alle Tagesordnungspunkte wurden einstimmig im Sinne der Verwaltung genehmigt.
Fazit und eigene Meinung
Die Alexanderwerk AG ist noch nicht alle Insolvenzsorgen los, und trotz der genannten erheblichen Verkehrswerte der Immobilien sollte der Anleger nicht in wilde Spekulationen verfallen. Eines wurde auf der Hauptversammlung jedoch deutlich: Im letzten Jahr kam die Gesellschaft einen erheblichen Schritt weiter. Das Team um die Herren Eversberg und Daum scheint gute Arbeit geleistet zu haben, und dies wurde auch auf der Hauptversammlung entsprechend gelobt. Hervorzuheben ist vor allem die Offenheit der Diskussion, die den einen oder anderen Altaktionär angenehm überraschte.
Eine gute Idee war es auch, die 120-Jahr-Feier der Gesellschaft mit der Hauptversammlung zu verbinden. Gemeinsam mit der gesamten Belegschaft wurde der langen Tradition gedacht und die Gelegenheit genutzt, alle Beteiligten für eine erfolgreiche Zukunft zu motivieren. Bei der anschließenden Führung über das Werksgelände konnte der Autor sich selbst ein Bild über die Produktion und über die angesprochenen Grundstücke machen. Eine Vermarktung dieser Flächen lässt sich sicherlich nicht von heute auf morgen realisieren, Potenziale waren aber unverkennbar.
Kontaktadresse
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Email: [email protected]
Internet: www.alexanderwerk.com
Hinweis: Der Autor ist Aktionär der Alexanderwerk AG