Stephan Rojahn, Vorstandsvorsitzender der Dürr AG, scheidet zum 31.12.2005 auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen aus. Der Aufsichtsrat wird der Hauptversammlung 2006 vorschlagen, ihn in den Aufsichtsrat zu wählen. Ralf Dieter, seit 01.01.2005 im Vorstand der Dürr AG und gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der Carl Schenck AG, wurde am Mittwochabend vom Aufsichtsrat mit Wirkung vom 01.01.2006 zum Vorsitzenden des Vorstandes der Dürr AG bestellt. Dieter ist bisher im Vorstand der Dürr AG für den Unternehmensbereich Measuring and Process Systems (MPS) zuständig und zeichnete seit Mai 2003 für die inzwischen erfolgreich abgeschlossene Sanierung der Carl Schenck AG verantwortlich. Dieter wird zudem ab 01.09.2005 die operative Leitung für den Unternehmensbereich Paint and Assembly Systems (PAS) übernehmen. Martin Hollenhorst verantwortet unverändert die Ressorts Finanzen, Controlling, Recht, Versicherungen, Personal, Organisation und Immobilien sowie Corporate Communications und Investor Relations.
Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres konnte in einem schwierigen Umfeld in den fortgeführten Aktivitäten ein Auftragseingang von 856,4 Mio. EUR gebucht werden, der Vorjahreswert lag mit 864,8 Mio. EUR in etwa auf gleichem Niveau. Die Umsatzerlöse gingen um 133,1 Mio. EUR bzw. 15,0% stärker als erwartet auf 756,8 (889,9) Mio. EUR zurück. Die Brutto-Marge verbesserte sich deutlich auf 19,4%, verglichen mit 16,9% im Vorjahreszeitraum. Der erhebliche Umsatzrückgang insbesondere in den USA konnte damit jedoch nicht vollständig kompensiert werden. Weitgehend unveränderte Funktionskosten für Verwaltung und Vertrieb von 123,3 (122,4) Mio. EUR und gestiegene Zinsaufwendungen von 18,5 (11,0) Mio. EUR führten zu einem negativen Ergebnis vor Steuern (EBT) von -6,7 Mio. EUR. Im Vorjahr konnte ein Vorsteuergewinn von 9,0 Mio. EUR ausgewiesen werden. Die nicht fortgeführten Aktivitäten beinhalten die aufgelaufenen Ergebnisanteile des Geschäftsbereichs Development Test Systems (DTS) und der Premier-Gruppe, sowie den Veräußerungsgewinn aus dem Verkauf von Premier im Juni in Höhe von insgesamt 13,6 Mio. EUR, so dass im Konzern ein Halbjahresüberschuss von 6,3 (5,2) Mio. EUR erreicht wurde.
Der Umsatz des zweiten Quartals lag um 81,6 Mio. EUR und das Ergebnis vor Steuern von 0,2 Mio. EUR um 7,0 Mio. EUR über dem sehr schwachen ersten Quartal. Die Book-to-bill Ratio (Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz) lag im zweiten Quartal bei 1,15. Bei Measuring and Process Systems trugen die Maßnahmen der Vorjahre Früchte. Der Unternehmensbereich präsentierte alle Kennzahlen über Plan. Der Umsatz stieg um 13,0% auf 248,0 (219,4) Mio. EUR. Das EBITDA hat sich auf 11,9 (4,8) Mio. EUR mehr als verdoppelt. Das Vorsteuerergebnis erreichte nach den roten Zahlen des Vorjahres 6,1 (-0,8) Mio. EUR. Dürr erwartet, dass sich Umsatz und Ergebnis weiterhin positiv entwickeln. Das schwierige Marktumfeld in der Automobilindustrie und der derzeit hohe Margendruck haben im Unternehmensbereich Paint and Assembly Systems zu einer unter den Erwartungen liegenden Geschäftsentwicklung geführt. Der Umsatz des Unternehmensbereichs ging im ersten Halbjahr 2005 um 161,6 Mio. EUR auf 508,8 (670,4) Mio. EUR zurück. Das Vorsteuerergebnis ging von 20,2 Mio. EUR auf 5,2 Mio. EUR zurück.
Im Lackieranlagenbau konnten nur 3 von 5 Zielprojekten gewonnen werden, hinzu kamen Projektverschiebungen. Vor allem in den USA wirken sich der fehlende Ergebnisbeitrag und die zu geringe Auslastung belastend aus. Die Dürr AG führt deshalb mit FOCUS ein umfassendes Programm zur Konzentration auf das Kerngeschäft durch. Das Stuttgarter Unternehmen wird sich zukünftig ausschließlich auf Lackiertechnik mit Schwerpunkt Roboter- und Applikationstechnik, Endmontage- und Automatisierungstechnik, Umwelt- und Energietechnik sowie den Maschinenbau konzentrieren. Hauptkundenbereiche sind die Automobil- und Zulieferindustrie sowie die allgemeine Industrie. Die Randaktivitäten des Konzerns stehen auf dem Prüfstand. Alle strategischen Varianten werden in Erwägung gezogen. Die Zusammenführung der bisherigen Holdingstrukturen der Dürr AG und der Carl Schenck AG wird weitere Synergien freisetzen.
Für das nächste Jahr geht Dürr von einem weiterhin schwachen Investitionsverhalten der Automobilindustrie aus. Für den Unternehmensbereich Paint and Assembly Systems wird im Rahmen von FOCUS ein umfassendes Restrukturierungsprogramm aufgelegt mit dem Ziel, den Break Even in den einzelnen Bereichen deutlich zu senken. Das Geschäftsmodell wird zukünftig verstärkt auf die Wachstumspotenziale bei der Modernisierung bestehender Anlagen, im Nachrüstgeschäft und bei anspruchsvollen Service-Leistungen ausgerichtet. Das Restrukturierungsprogramm bei Paint and Assembly Systems ist mit einem Gesamtaufwand von 40 bis 50 Mio. EUR angesetzt. Im Gegenzug rechnet Dürr ab 2006 mit jährlichen Einsparungen bei Personalaufwendungen und Sachkosten in ähnlicher Größenordnung. Konzernweit ist ein Abbau von 800 Stellen bis Mitte 2006 vorgesehen. Der Abbau erfolgt mit Schwerpunkt in Nordamerika. Bis Ende Juli wurden bereits 100 Stellen reduziert.
Center of Competence als Zielstruktur FOCUS beinhaltet nach Unternehmensangaben nicht nur eine Kapazitätsanpassung, im Vordergrund steht die Neugestaltung von Unternehmensprozessen. Stuttgart wird Kompetenzzentrum für die Abwicklung von Großprojekten. In diesem Raum konzentriert Dürr seine Aktivitäten im Bereich Lackiertechnik mit Schwerpunkt auf der Roboter- und Applikationstechnik. Die 80 Stellen der Niederlassung in Butzbach werden nach Stuttgart verlagert.
Das angestrebte Jahresziel, ein Vorsteuerergebnis für die fortgeführten Aktivitäten von mehr als 18,6 Mio. EUR, wird Dürr nicht erreichen können. Maßgeblich dafür sind ein deutlich unter den Erwartungen liegender Umsatz- und Ergebnisbeitrag der Division Paint and Assembly Systems und die geplanten Restrukturierungsaufwendungen. Jeder Geschäftsbereich wird einer strikten Rentabilitätsprüfung unterzogen. Ziel von FOCUS ist außerdem der deutliche Abbau der Verschuldung der Gruppe. Nach Abschluss des 18 Monate laufenden Gesamtprojekts FOCUS soll der Konzernumbau abgeschlossen sein und eine derart verschlankte Dürr Gruppe eine Vorsteuermarge von mindestens 4% und eine EBITDA-Marge von 8% erwirtschaften. Das Restrukturierungs- und Finanzierungskonzept wird in den nächsten Wochen weiter detailliert und Ende September vorgestellt.
Veröffentlichungsdatum:
11.08.2005
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08:37
Redakteur:
rpu