Am 27 Juni 2006 fand wie schon in den Jahren zuvor auch die diesjährige Hauptversammlung der Essanelle Hair Group AG wieder im Lindner Congress Hotel in Düsseldorf statt. Rund 60 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, unter ihnen auch Carina Kompa von GSC Research, hatten sich eingefunden, als der neue Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Dübner die Versammlung kurz nach 11 Uhr eröffnete. Nach der Abhandlung der üblichen Formalien und einem kurzen Bericht über die Aufsichtsratstätigkeit im Geschäftsjahr 2005 übergab er das Wort an die beiden Vorstandsmitglieder Uwe Grimminger und Achim Mansen.
Bericht des Vorstands
Der Vorstandsvorsitzende Grimminger begrüßte die Anwesenden ebenfalls sehr herzlich und bedankte sich für das große Interesse an der Gesellschaft. Da sich aber der Aktionärskreis im vergangenen Geschäftsjahr erneut vergrößert hat, wollte er den Bericht über das Geschäftsjahr 2005 mit einem kleinen Bericht über das Unternehmen Essanelle und einem Überblick über den Markt beginnen.
Die Essanelle Hair Group AG ist einer der umsatzstärksten Friseurfilialisten in Deutschland mit einem Gruppenumsatz von 131 Mio. EUR, begann Herr Grimminger seine Ausführungen. Allerdings ist das Unternehmen auch in einem sehr zersplitterten Markt tätig, der überwiegend aus inhabergeführten Einzelsalons besteht. Daher herrscht im Markt auch ein großer Preisdruck und eine starke Anpassung an die Kundenbedürfnisse, was der Essanelle als Gruppe aber wiederum sehr entgegenkommt. Der einzige Wettbewerber in Deutschland mit einer ähnlichen Größenordnung ist die Klier GmbH, die auch gleichzeitig mit einem Anteil von über 25 Prozent Großaktionär bei der Essanelle Hair Group AG ist.
Die Entwicklung im Markt geht hin zu einer Konsolidierung, Filialisierung und dem Billig- bzw. Discountfriseur, fuhr der Vorstandsvorsitzende weiter fort. Daher hatte die Essanelle-Gruppe schon frühzeitig damit begonnen, vor allem mit ihren Vermietern Partnerkonzepte zu erarbeiten, um an Premium-Standorten mit hoher Laufkundschaft vertreten zu sein, aber auf der anderen Seite auch mit den verschiedenen Salonkonzepten als einziger Anbieter fünf unterschiedliche, auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnittene Konzepte anbieten zu können.
Aufgrund einer mittlerweile stark gewachsenen Unternehmensgröße der Gruppe warst es ebenfalls möglich, die Industriepartnerschaft mit der Firma Wella weiter voranzutreiben und durch eine professionelle Zusammenarbeit den Einkauf und einen Teil der Kosten zu optimieren, ergänzte Herr Grimminger seine Ausführungen. Besonders erfreulich haben sich in den letzten Monaten auch die Beauty Hair Shops entwickelt, in denen die Gesellschaft hochwertige Produkte führender Hersteller aus dem Friseurbereich vertreibt.
Zum Ende des letzten Jahres wurde die Konzeptgruppe um das neue Konzept TOP TEN erweitert, das vom Vorstandsvorsitzenden als ein stylish, frisches, freches und kreatives Konzept bezeichnet wurde. Mit diesem Konzept soll der Kunde eine Kombination aus Discount und Friseurerlebnis erhalten, gleichzeitig fällt aber alles Überflüssige weg, um einen Preis um die 10 EUR anbieten zu können. Die Standorte werden dabei vor allem in freistehenden 1A- und 1B-Lagen gewählt und sollen die Zielgruppe der Jungen und Junggebliebenden ansprechen.
Im Anschluss an diesen Überblick über die Konzepte der Essanelle Hair Group AG ging der Vorstandsvorsitzende auf die Ergebnisse des Geschäftjahres 2005 ein. So ging der Umsatz im Konzern gegenüber dem Vorjahr zwar leicht um 1 Prozent auf 113,5 Mio. EUR zurück, und auch das EBITDA blieb mit einem Wert von 10,1 Mio. EUR konstant, das EBIT dagegen konnte von 4,9 Mio. EUR um 10,2 Prozent auf 5,4 Mio. EUR gesteigert werden, der Jahresüberschuss verbesserte sich sogar um 30 Prozent auf 2,6 Mio. EUR.
Einen besonders starken Zuwachs beim Umsatz konnte dabei der Bereich der Beauty Hair Shops mit einer Steigerung von 23 Prozent verzeichnen, aber auch der Bereich der preisgünstigeren Konzepte konnte den Umsatz verbessern und damit die rückläufige Entwicklung in den Bereichen Essanelle - Ihr Friseur und Jürgen Tröndle kompensieren. Da zum Ende des Geschäftsjahres 2005 weitere Filialen der Konzepte TOP TEN, HairExpress und Super Cut eröffnet worden waren, rechnete der Vorstandsvorsitzende schon jetzt mit einer erneuten Steigerung des Umsatzes für das laufende Geschäftsjahr.
Sein Vorstandskollege Herr Mansen ging daraufhin noch einmal detaillierter auf die einzelnen Kennzahlen des Geschäftsjahres 2005 ein und erläuterte auch die Zahlen nach dem HGB-Abschluss, um eine bessere Vergleichbarkeit zu den bisherigen Abschlüssen herzustellen. So konnte nach HGB ein Vorsteuerergebnis von 2,6 Mio. EUR erzielt werden, nach der Umstellung auf IFRS belief sich dieses auf 4,8 Mio. EUR.
Besonders erfreut zeigte sich Herr Mansen auch über die Entwicklung der Margen, die in den vergangenen Jahren eine steigende Tendenz aufgewiesen und zudem zu einer Ausweitung des Cashflow beigetragen haben. Dieser war im Geschäftsjahr 2005 vor allem für die Investition in neue Filialen genutzt worden, aber auch zu einem weiteren Abbau der Verbindlichkeiten der Essanelle Hair Group AG. Insgesamt konnten die kurzfristigen Verbindlichkeiten von 47 auf 40 Prozent gesenkt werden, womit die Eigenkapitalquote zum 31.12.2005 von 35 auf 41 Prozent anstieg. Der Zahlungsmittelbestand zum Jahresende betrug 4,0 Mio. EUR.
Zuletzt gab Herr Mansen einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr, erläuterte aber auch die Zahlen des ersten Quartals bzw. Halbjahres. Für das laufende Geschäftsjahr 2006 plant die Gesellschaft, ihre Marktführerschaft erneut auszubauen und dies über die Eröffnung von mindestens 50 neuen Salons zu erreichen. Dabei soll vor allem der Cashflow der Gesellschaft die Wachstumsfinanzierung unterstützen. Insgesamt plant der Vorstand eine Ausweitung des Umsatzes um 5 bis 10 Prozent und ein EBIT, das sich mindestens auf dem Niveau des Vorjahres bewegt. Auch die Expansion des Konzepts TOP TEN konnte bisher weiter vorangetrieben und um vier neue Filialen erweitert werden. Bis zum 30.6.2006 werden schon 30 der angestrebten 50 neuen Salons eröffnet worden sein, verkündete Herr Mansen stolz.
Die Umsätze des ersten Quartals des Geschäftsjahres 2006 bestätigten die positive Einschätzung des Vorstands, fuhr Herr Mansen fort, da bereits in den ersten drei Monaten der Umsatz erneut um 1,8 Prozent auf 27,6 Mio. EUR gesteigert werden konnte, das Ergebnis vor Steuern mit 0,5 Mio. EUR konstant geblieben ist, damit aber über den Planungen für das erste Quartal lag.
Allgemeine Aussprache
Die allgemeine Aussprache wurde auch in diesem Jahr von Herrn Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) eröffnet, der sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen der Essanelle Hair Group AG zeigte, dann aber auch direkt die aktuellsten Nachrichten des Unternehmens ansprach. So hatte die Gesellschaft erst vor einigen Tagen bekannt gegeben, dass sie sich von dem Franchise-Konzept mod´s hair getrennt hat, um sich nun stärker auf die eigenen Konzepte zu konzentrieren. Herr Hechtfischer begrüßte diesen Schritt, erkundigte sich aber, warum die Gesellschaft solange damit gewartet hat und welche Auswirkungen dies für die Gruppe hatte und noch haben wird.
Die Entscheidung zur Trennung von dem Bereich mod´s hair ist laut Vorstand vor etwa einem dreiviertel Jahr gefallen, leider hat es aber bis jetzt gedauert, bis ein Käufer gefunden werden konnte. Dabei konnte die Essanelle insgesamt einen außerordentlichen Ertrag von 800 TEUR verbuchen, der auch vollständig bei der Gesellschaft verbleiben wird. Zwar besteht durch die weitere Untervermietung noch ein Risiko bei der Essanelle, da aber für eventuelle Mietausfälle der Untermieter eine Bürgschaft abgegeben worden war, sah Herr Mansen kein besonderes Risiko mehr.
Um bei dem Thema Franchise zu bleiben, fragte Herr Hechtfischer nach den Erlösen, die die Essanelle-Gruppe im Geschäftsjahr 2005 für sich vereinnahmen konnte. Besonders interessiert zeigte er sich auch an der Übernahme von neun Salons des Wettbewerbers Hermanns, da er aus den Ausführungen der vergangenen Jahren immer mitgenommen hatte, dass die Gesellschaft an Übernahmen nicht interessiert sei und lieber aus eigener Kraft wachsen wolle. Daher erkundigte er sich, ob mit dieser Akquisition ein Strategiewechsel stattgefunden hat, und auch, was die Übernahmen gekostet haben und eine Umwandlung der Räumlichkeiten noch kosten wird.
Nach Angaben von Herrn Grimminger haben im vergangenen Jahr insgesamt neun Franchisenehmer des Konzepts Essanelle - Ihr Friseur Erlöse in Höhe von 0,67 Mio. EUR an die Essanelle-Gruppe abgeführt. Bei der Akquisition der Salons von Hermanns ist es zu keinem Strategiewechsel gekommen, sondern diese stellte eher eine Ausnahme dar und wurde auch nur getätigt, da sich die übernommenen Salons ebenfalls in Einkaufszentren befanden und damit in das Konzept der Essanelle passten. Bis auf das Centro in Oberhausen gibt es auch keine Doppelbelegungen an Standorten, diese Doppelbelegung wird aber durch ein anderes Konzept bei der zweiten Filiale wieder geheilt.
Eine größere Umwandlung der Räumlichkeiten wird ebenfalls nicht nötig sein, so Herr Grimminger weiter, und daher ist auch erst einmal nicht mit weiteren Kosten in diesem Zusammenhang zu rechnen. Aus den neun übernommenen Salons werden drei in Essanelle - Ihr Friseur umgewandelt, die restlichen Filialen werden zu HairExpress-Filialen. Bei der Finanzierung konnte die Gesellschaft auf ein Bankdarlehen der HypoVereinsbank zurückgreifen.
Des Weiteren sprach Herr Hechtfischer den im Geschäftsbericht erwähnten neuen Abnahmevertrag an und erkundigte sich, ob damit auch ein Wechsel des Lieferanten verbunden war oder ob dem alten Zugeständnisse gemacht werden mussten. Erstaunt zeigte er sich auch darüber, dass der Wettbewerber Klier seinen Anteil an der Essanelle Hair Group AG im vergangenen Jahr nochmals aufgestockt hat, und so fragte er sich, wie sich der Umgang mit dem neuen Großaktionär gestaltet und ob bei der Wahl zum Aufsichtsrat auch ein "Mann" des Großaktionärs dabei ist.
Mit dem neuen Abnahmevertrag war nach Aussage des Vorstands kein Wechsel des Lieferanten verbunden, sondern es wurden lediglich die Konditionen neu ausgehandelt. Dabei hat man sich darauf geeinigt, dass es zukünftig eine quotale und keine absolute Abnahme geben wird, und der Vorstand zeigte sich auch sehr zufrieden mit diesem Abschluss. Mit der Klier GmbH führt die Essanelle ein entspanntes Verhältnis, der neue Großaktionär hat aber keinen Einfluss auf die Geschäfte der Essanelle Hair Group AG, allerdings tauscht man sich konstruktiv, zum Beispiel auf Friseurmessen, aus, was allerdings auch mit anderen Wettbewerbern geschieht. Einen direkten Vertreter der Klier GmbH gibt es aber nicht im Aufsichtsrat der Gesellschaft.
Einen weiteren Bruch mit der bisherigen Strategie sah der Aktionärsschützer auch bei dem neuen Konzept TOP TEN, dessen Standorte freistehend sein sollen und nicht mehr in Einkaufszentren oder Warenhäusern angesiedelt sein werden. Da es sich bei diesem Konzept jedoch um eine preisbewusstere Linie handelt, wollte er wissen, wofür diese überhaupt neben den anderen "Billig-Konzepten" gebraucht wird. Zuletzt sprach Herr Hechtfischer dann noch einmal die Ertragsseite des Unternehmens an und erkundigte sich beim Vorstand, wann denn die Aktionäre mit der Ausschüttung einer Dividende rechnen können.
Herr Grimminger sah keinen Bruch mit der alten Strategie der Essanelle , sondern eher eine Anpassung, da es nicht mehr an allen Standorten sinnvoll ist, in Warenhäusern oder Ähnlichem die Salons zu eröffnen. Für das Konzept TOP TEN werden auch vor allem der süddeutsche Raum und mittelgroße Städte angepeilt, so dass es dort ebenfalls nicht zu Doppelungen in den preisbewussteren Linien kommen wird. Eine Dividendenausschüttung könnte sich der Vorstandsvorsitzende für das Geschäftsjahr 2007 fast schon sicher vorstellen.
Ein weiterer Redner auf dieser Versammlung war Herr Schweimanns, der sich erneut um die Mitarbeiterinnen und die Vereinbarung von Beruf und Familie sorgte. Zudem war ihm aufgefallen, dass die Gesellschaft im Geschäftsjahr 2005 weniger Jugendliche als im Jahr zuvor ausgebildet hat, und so fragte er nach den Gründen dafür. Des Weiteren war ihm aufgefallen, dass sich die Vorstandsvergütung gegenüber dem Vorjahr ein wenig erhöht hat, und so erbat er eine genauere Aufschlüsselung derselben.
Auch dem Vorstand lag das Wohl seiner Mitarbeiterinnen sehr am Herzen, und so konnte Herr Grimminger den Aktionär beruhigen und diesem versichern, dass gerade bei der Essanelle sehr gute Lösungen im Bereich der Teilzeit gefunden worden sind, um auch Familie und Beruf miteinander vereinbaren zu können. Die Anzahl der Auszubildenden hat die Gesellschaft bewusst im vergangenen Jahr zurückgefahren, da sich nicht alle Filialen als Ausbildungsorte geeignet haben und mit der Reduzierung eine Verbesserung der Qualität erzielt werden konnte, erläuterte der Vorstandsvorsitzende. Für dieses Jahr war aber wieder eine Zahl von 200 geplant, wie er ergänzte. Die Vorstandsvergütung habe sich nicht wirklich geändert, sondern aufgrund des gestiegenen Aktienkurses ist der Wert der Optionen gestiegen, auf diese kann der Vorstand aber erst in zwei Jahren zurückgreifen.
Abstimmungen
Zu Beginn der Abstimmungen wurde eine Präsenz von 2.846.944 Stimmen entsprechend 63,27 Prozent des Grundkapitals festgestellt. Alle Tagesordnungspunkte wurden dann nahezu einstimmig beschlossen. Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der PwC Deutsche Revision Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Düsseldorf, zum Abschlussprüfer (TOP 4), die Wahl der Herren Dübner, Kuhn, Oltersdorf, Schneider, Tröndle und von Frau Seggewiß in den Aufsichtsrat (TOP 5) sowie die Satzungsänderung zur Aufsichtsratsvergütung (TOP 6) abgestimmt.
Fazit
Das Konzept der Essanelle Hair Group AG, sich im Niedrigpreis-Segment zu etablieren, scheint aufgegangen zu sein, da insbesondere diese Bereiche zu den guten Ergebnissen des Geschäftsjahres 2005 beitragen konnten. Die bisherigen Umsatzbringer Essanelle - Ihr Friseur und auch das hochpreisige Konzept Jürgen Tröndle entwickelten sich dagegen rückläufig. Somit hat der Vorstand nicht nur alles richtig gemacht, sondern auch noch einmal diesen Bereich mit der neuen Marke TOP TEN ausgeweitet, und obwohl erst seit etwas über einem halben Jahr auf dem Markt, konnte sich auch dieses Konzept erfolgreich entwickeln.
Weniger erfolgreich war dagegen das Franchise-Konzept mod´s hair verlaufen, von dem sich die Gesellschaft nun doch wieder getrennt hat, um die daraus freiwerdenden Kapazitäten lieber in eigene Konzepte zu stecken. Dies hat sie auch schon getan, indem sie, entgegen der eigentlichen Strategie, die Akquisition von neun Salons betrieben hat, allerdings um auch hier eher den preisbewussteren Bereich der Gruppe zu stärken.
Schneller als erwartet konnten erneut Verbindlichkeiten zurückgeführt werden und die Gesellschaft auf ihrem Weg in die Entschuldung voranbringen. Da auch die Zahlen des laufenden Geschäftsjahres bisher eine vielversprechende Entwicklung aufweisen, kündigte der Vorstand schon einmal vorsichtig an, bei einem weiterhin planmäßigen Verlauf der Kennzahlen eine Dividende für das Geschäftsjahr 2007 auszuschütten.
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