Die leasing.99 AG ist ein Auto-Leasing-Unternehmen mit Sitz in Allensbach und Vertriebsbüro in Konstanz. Neben den lokalen Aktivitäten im Bodenseeraum ist die leasing.99 AG Direktanbieter für Auto-Leasing in Gesamtdeutschland, der wichtigste Vertriebskanal ist das Internet.
Die heutige leasing.99 AG wurde im August 2000 unter der Firma Solaris Vermögensverwaltung AG als Vorratsgesellschaft gegründet. Im September 2003 wurde Norbert Bozon zum einzelvertretungsberechtigten Alleinvorstand bestellt. Am 16. Januar 2004 erfolgte dann die Eintragung einer Erhöhung des Grundkapitals um 700 TEUR auf 750 TEUR, die Änderung der Firma in leasing.99 AG und im Juni 2004 das Börsenlisting im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) sowie auf XETRA. Zur Börseneinführung wurden 56.295 Inhaber-Stückaktien zum Kurs von 21,50 EUR platziert. Das Eigenkapital der leasing.99 AG erhöhte sich dabei um 1.210.342,50 EUR auf 1.960.343,50 EUR . Die mit 4,13 Mio. EUR Grundkapital bei 6,43 Mio. Eigenkapital ausgestattete Tochtergesellschaft autoportal.99 ist inzwischen börsengelistet. Die leasing.99 besitzt 91,66 Prozent der ausstehenden Aktien mit einem Börsenwert von rund 81 Mio. EUR.
Die ordentliche Hauptversammlung der leasing.99 AG fand am 20. Juni 2006 im Inselhotel in Konstanz statt. Nach der Auswertung der erstellten Listen der GFEI Gesellschaft für Effekteninformationen mbH waren 47 Teilnehmer und Gäste anwesend. Unter ihnen befand sich auch Monika Hermeling von GSC Research. Der beurkundende Notar war Dr. Gerhard Sieß. Um 15 Uhr begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Wolfgang Münch die Anwesenden und erteilte nach der Erledigung der Formalien dem Vorstand Norbert Bozon das Wort.
Bericht des Vorstands
Einleitend freute sich Norbert Bozon, dass trotz der Fußball-Weltmeisterschaft und des zeitgleich laufenden Spiels Deutschland - Ecuador die Aktionäre zur Hauptversammlung gekommen sind. Wie er dann berichtet, wurde im vergangenen Geschäftsjahr bei den Leasingverträgen "so richtig Gas gegeben". 16 Leasingverträge waren es demnach Ende Januar 2005, und Ende Dezember 2005 bestanden bereits 438. Das Erreichen dieses Ziels führte der Vorstand auf die gute Internetpräsenz zurück. "Über das Internet-Portal www.leasing99.com können sich potenzielle Kunden ihr Wunschfahrzeug mit allen Sonderausstattungen komplett konfigurieren, dieses Fahrzeug mit hohem Rabatt günstig erwerben, leasen, finanzieren oder mieten. "Auf Wunsch kann das Angebot dann per E-Mail angefordert werden, eine Bearbeitung erfolgt noch am selben Tag", warb Herr Bozon für sein Unternehmen.
Wie der Vorstand weiter ausführte, wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr 2005 im Rahmen von fünf Kapitalerhöhungen 243.705 Aktien ausgegeben. Das Grundkapital ist nunmehr eingeteilt in 1.050.000 Aktien. Dabei wurden die Kapitalerhöhungen zwischen 40 EUR und 70 EUR platziert. Im Emissionsprospekt wurden 660 TEUR in Aussicht gestellt, erreicht wurde ein Jahresüberschuss in Höhe von 836 TEUR entsprechend einem Gewinn pro Aktie von 0,80 EUR, das EBITDA belief sich auf knapp 1,537 Mio. EUR. Die Bilanzsumme beträgt 21,322 Mio. EUR.
Das einzige Thema, das Herrn Bonzon in den vergangenen Monaten keine Freude bereitet hat, waren die riesigen Umsätze in der Aktie, die mit dem starken Kursanstieg und dem anschließenden Absturz im Rahmen einer Short-Attacke zusammenhingen. Der damalige echte Free Float von geschätzten 250.000 Aktien wurde in nur zwölf Monaten zehnmal umgeschlagen. Völlig konträr zur hervorragenden Geschäftsentwicklung entwickelte sich der Aktienkurs zuletzt nach unten.
Die Anschaffungskosten beim Rückkauf der 99.868 eigenen Aktien im vergangenen Geschäftsjahr bezifferte Herr Bozon auf rund 4,208 EUR. Dieser Erwerb basierte auf dem Hauptversammlungsbeschluss vom 30. August 2005, in dem die Gesellschaft ermächtigt wurde, eigene Aktien bis zu insgesamt 10 Prozent des Grundkapitals zu erwerben. Der Kauf erfolgte ausschließlich über die Börse, und zwar im XETRA-Handel in den Monaten September bis Dezember 2005. Herr Bozon begründete diese Transaktion damit, dass die Aktien erworben wurden, um den Handel nach Short-Attacken durch Finanzjongleure zu beruhigen, für vertrauensbildende Maßnahmen am Kapitalmarkt und letztendlich, um die Aktionäre vor Vermögensschäden zu schützen.
Wie Herr Bozon im Folgenden feststellte, war er bislang ein Freund der Verwendung von Eigenkapital, aber rechnerisch gesehen ist Eigenkapital nicht immer die günstigste Möglichkeit für Investitionen. Wenn der Aktienkurs zu tief ist, führen Kapitalerhöhungen zu einer großen Verwässerung der dann ausstehenden Aktien. Prinzipiell könnte die Finanzierung zukünftiger Geschäfte über Kapitalerhöhungen, über die Ausgabe von Wandelanleihen, die Ausgabe von Genussscheinen mit Wandlungsrecht, durch den Verkauf von Aktien der Tochtergesellschaft autoportal.99 AG oder durch eine Fremdfinanzierung erfolgen. Eine weitere Möglichkeit wäre der Forderungsverkauf über die echte oder unechte Forfaitierung. Von dieser Möglichkeit machen die meisten kleineren und mittleren Leasinggesellschaften Gebrauch.
Als Königsweg bei der Fremdfinanzierung nannte Herr Bozon für die leasing.99 AG eine Finanzierung über ABS (Asset Backed Securities). Dabei werden die Leasingforderungen verbrieft. Diese Verbriefungen dienen als Sicherheit für zu emittierende Commercial Papers, das sind kurzfristige Zinspapiere, die von Großinvestoren erworben werden. "Die Ziele, die wir mit der Verbriefung unserer Forderungen verfolgen, sind zum einen der Aufbau einer flexiblen Refinanzierungsplattform als Grundlage für unser weiteres Wachstum, die Erschließung neuer Investorenkreise und nicht zuletzt die Sicherstellung einer langfristigen und kostengünstigen Refinanzierung", betonte der Vorstand. Die leasing.99 hat das Mandat für die Abwicklung dieser Geschäfte einer weltweit führenden Investmentbank erteilt und in den vergangenen Monaten erhebliche Vorarbeiten in Zusammenarbeit mit dieser Investmentbank geleistet.
Den weiteren Worten von Herrn Bozon zufolge wird der reibungslose Ablauf dieser Forderungsverbriefung durch die Implementierung einer neuen zukunftsorientierten Leasingsoftware mit integrierter Finanzbuchhaltung gewährleistet. Durch den Einsatz dieser innovativen Leasingsoftware sind alle wichtigen Unternehmensbereiche besser abgebildet, und es wird ein umfangreiches Controlling ermöglicht. Nach einer langen Entscheidungsphase, bei der es galt, die richtige Softwarelösung aus einer Vielzahl von Softwareanbietern auszuwählen und auf die Anforderungen der Gesellschaften abzustimmen, ist das Produkt, das nun die bisherige Unternehmenssoftware ersetzt, nach Aussage von Herrn Bozon "state of the art".
Diese Software helfe der Gesellschaft nicht nur, Kosten zu sparen, sondern die Betriebsabläufe effektiv zu überwachen, hofft der Vorstand. Die Datenübernahme läuft, und die komplette Abwicklung dieses Vorgangs inklusiv Mitarbeiterschulung wird bis zum 1. Juli 2006 abgeschlossen sein, beendete Herr Bozon seine Ausführungen.
Allgemeine Diskussion
Bei der regen Diskussion war es Siegfried Pfündl, Sprecher der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), der für 16 Aktionäre dem Vorstand der leasing.99 AG intensiv "auf den Zahn fühlte". Er hatte sich auf die Hauptversammlung gut vorbereitet und einen umfangreichen Fragenkatalog erstellt, und er bezeichnete die "Freudenkundgebungen" von Vorstand und Aufsichtsrat als reines Ablenkungsmanöver. Tatsächlich sei das Geschehen durch einen Verkauf der autoportal.99 mit einem Umfang von 1,9 Mio. EUR auf den Kopf gestellt worden. Ohne diesen Geschäftsvorgang erlitt die leasing.99 AG laut Herrn Pfündl in 2005 erneut einen Verlust in Höhe von 1,064 Mio. EUR.
Da, wie im Geschäftsbericht nachzulesen sei, von diesem Verlust noch 302 TEUR dem Geschäftsjahr 2004 zuzurechnen sind, verbleibt immerhin noch ein Verlust von 762 TEUR bei Umsätzen von 780 TEUR. Aus diesem Grund hat Herr Pfündl nach eigenem Bekunden Angst vor jedem weiteren Leasingvertrag, den die Gesellschaft abschließt, und auch umso mehr, als dass künftige Refinanzierungskosten, also Kreditzinsen, zusätzlich belastend wirken.
Herr Bozon hielt Herrn Pfündl entgegen, es sei eines Aktionärsvertreters unwürdig, die Dinge derart falsch darzustellen. Er erklärte, dass die leasing.99 AG keine Forfaitierung (Forderungsverkauf) betreibt und dass sich deshalb nur ein kleiner Teil der monatlichen Raten noch in 2005 ergebniswirksam in der Bilanz niederschlagen konnte. Vielmehr sei es so, dass durchschnittlich pro Vertrag knapp 4.800 EUR und bei den im Mai 2006 abgeschlossenen Verträgen durchschnittlich sogar 5.900 EUR verdient werden. Diese Erträge werden über die gesamte Laufzeit von drei Jahren ergebniswirksam. Der aus den 438 Verträgen erwirtschaftete Ergebnisbeitrag lag in 2005 bei insgesamt nahezu 2,1 Mio. EUR. Diese Ergebnisbeiträge sind in den Forderungen enthalten, die dem erweiterten Eigenkapital zuzurechnen sind und den Substanzwert erhöhen. Der reine Substanzwert wurde von Herrn Bozon in seiner Rede mit 21 Mio. EUR (20 EUR pro Aktie) angegeben.
Demnach hat der Konzern einen Netto-Jahresgewinn von 0,84 Mio. EUR vorzuweisen. Dies sei für ein junges Unternehmen gut, meinte Herr Bozon und betonte weiterhin, dass er die Firma quasi aus dem Boden gestampft hat und dass seine Leistungen nicht mit Unternehmen vergleichbar sind, die übernommen wurden. Der von Herrn Pfündl an den Aufsichtsrat gerichteten Bitte, dem Vorstand wegen eines Gesetzesverstoßes beim Aktienrückkauf mit einem Werteverlust von nahezu 2 Mio. EUR keine Entlastung zu erteilen, wurde nicht entsprochen.
Wenngleich das Aktienrückkaufprogramm nicht zu Zwecken der Kurspflege eingesetzt werden sollte, befinden sich ausweislich des Geschäftsberichts inzwischen weit über 90.000 eigene Aktien im Bestand der Gesellschaft. Die daraus resultierenden Buchverluste sind nach Angabe der Verwaltung zu vernachlässigen, da diese "noch gar nicht realisiert" sind. Auf die ergänzende Nachfrage von Herrn Pfündl, ob der Vorstand eine Verpflichtung zur Leistung von Schadensersatz gegenüber den übrigen Anteilseignern akzeptiere, stellte Herr Bozon den Anteilseignern in Kürze Kurssteigerungen in Aussicht. Der Aufsichtsratvorsitzende Dr. Münch wies den Antrag des Aktionärsschützers bezüglich der Nichtentlastung des Vorstands mit der Begründung zurück, dass dieser bei seinen Transaktionen immer das Wohl der Anleger, insbesondere der Altaktionäre, im Sinn hatte.
Darüber hinaus bat der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Münch darum, umfangreiche Fragestellungen fairerweise vor der Hauptversammlung einzureichen, damit das Unternehmen Zeit dazu hat, eine erschöpfende Auskunft zu formulieren. Hintergrund dieser Bitte war offenkundig der Umstand, dass das Back-Office zur Beantwortung der Fragen des Aktionärsschützers über eineinhalb Stunde benötigte.
Ein Anleger der namentlich nicht genannt werden möchte, brachte dann den von Herrn Bozon beauftragten CdC Capital AG Research Report 2006 ins Gespräch. Dieser wurde vom Vorstand ausdrücklich als Lektüre empfohlen. Dies war einigen Aktionären unverständlich, da diese Studie durchaus kritisch auf die unausgereifte Software und viele weitere Schwachstellen eingeht. Die zu erwartende Performance der Aktie der leasing.99 AG wird dort in den kommenden zwölf Monaten mindestens 10 Prozent schlechter als der Vergleichsindex erwartet, das Anlageurteil lautet auf "Reduzieren".
Wie Herr Bozon erklärte, kann er mit dieser Studie deshalb leben, weil deren Autor erklärtermaßen die angekündigte ABS-Finanzierung und die inzwischen börsengelistete Tochtergesellschaft autoportal.99 AG nicht berücksichtigt hat. Die Wertberechnung beruhte darauf, dass die leasing.99 AG mit eigenen Mitteln nur bis zu 700 Fahrzeuge anschaffen kann. Aus dem Mittel von drei Finanzkennzahlen kam das Research-Haus auf 29,50 EUR pro Aktie. Auf den höchsten Wert von 49,47 EUR pro Aktie kam das Research-Haus beim Peer Group-Vergleich, wenn auch das hohe Eigenkapital zur Marktkapitalisierung in Beziehung gesetzt wird.
Abstimmungen
Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 1.050.000 EUR, eingeteilt in 950.132 Stückaktien, waren auf der Hauptversammlung 457.198 Stückaktien mit ebenso vielen Stimmen entsprechend 48,12 Prozent vertreten, abgestimmt wurde per Stimmkarte im Subtraktionsverfahren. Trotz des Gegenantrags von Herrn Pfündl wurden alle Vorschläge mit rundgerechnet 98 Prozent der Stimmen angenommen.
Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl des Abschlussprüfers (TOP 5), die Erhöhung des Grundkapitals aus Gesellschaftsmitteln und Satzungsänderung (TOP 6), die Einziehung eigener Aktien gemäß (TOP7), Satzungsänderungen zur Anpassung an das Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) (TOP 8) sowie die Erhöhung der Aufsichtsratvergütung (TOP9).
Die Hauptversammlung endete um 19:15 Uhr.
Fazit
Wer sich im Geschäftsjahr 2004 im Internet über die leasing.99 AG informieren wollte, hatte es schwer, denn die Geschäftsdaten wurden nur spärlich preisgegeben. Selbstbewusst präsentiert sich das Unternehmen dagegen in seinem Internet-Auftritt im Geschäftsjahr 2005. Optimal ist dieser allerdings noch nicht, denn mit der Suchmaschine Google zum Beispiel wird das Unternehmen nur unter "ferner liefen" gefunden. Gut kommen bei den Nutzern und den gewünschten Kunden die Online-Aktivitäten und die Premium-Partnerschaft mit Euroopas größtem Dienstleistungsportal rund um das Thema Auto - autoscout24 - sowie die Kooperation mit der Top3 Autobörse auf der Beliebtheitsskala der Internetnutzer - automobile.de - an. Dies zeigen die steigenden Besucherzahlen und die Klickraten auf der Homepage. Im März 2006 waren es nach Firmenangaben rund 5.500 Besuche täglich, monatlich etwa 170.000.
Das alles schien auf der Hauptversammlung den Aktionären zweitrangig zu sein. Sie fragten nach den Aussichten auf eine Dividende, Norbert Bozon war von dieser Fragestellung enttäuscht. Er verwies auf die bisherigen Erfolge in kurzer Zeit und stellte eine gesunde Kapitaldeckung der Dividendeausschüttung voran. Im Verlauf der Diskussion wurde der Vergleich von Norbert Bozon mit den Gründern der Google Suchmaschine, Sergey Brin und Larry Page, gezogen. Auch die Google-Emission wurde wegen des hohen Kurses von vielen Kritikern negativ beurteilt. Tatsächlich hat sich dieser nach der Emission fast verfünffacht, und das Unternehmen steht heute prächtig da.
Inwieweit diese Vergleiche jedoch mit der leasing.99 und der dortigen Entwicklung auch nur ansatzweise in Einklang gebracht werden können, bleibt abzuwarten, auf Basis eines Gewinns je Aktie von 0,80 EUR wird diese beim Kurs von 25,40 mit einem 2005er KGV von über 31 bewertet. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass ausweislich des Geschäftsberichts im Zahlenwerk auch ein Veräußerungserlös aus der Abgabe von Aktien der autoportal.99 enthalten ist, der Jahresüberschuss mithin also nicht aus dem Leasinggeschäft resultiert. Erweisen muss sich auch noch die Angemessenheit der Marktbewertung der inzwischen ebenfalls im Freiverkehr gelisteten gut 87-prozentigen Tochtergesellschaft autoportal.99 AG, die derzeit bei einem noch im Aufbau befindlichen operativen Geschäft schon mit 80 Mio. EUR bewertet wird und damit die Marktkapitalisierung der Muttergesellschaft bereits bei weitem übersteigt.
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