Am 16. Juni 2006 fand in Hamburg die erste Hauptversammlung der Finanzhaus Rothmann AG nach dem Börsengang statt. Die 11 Millionen Aktien waren im November 2005 von der Muttergesellschaft ALBIS Leasing AG durch die VEM Aktienbank zu einem Kurs von 1,55 EUR an die Börse gebracht worden. Zur Hauptversammlung hatten sich gegen 11 Uhr etwa 80 Aktionäre, Aktionärsvertreter und Gäste im Dorint Novotel in der Lübecker Straße zusammengefunden. Unter ihnen befand sich auch Dr. Andreas Meyer-Suter von GSC Research. Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens waren vollzählig unter dem Versammlungsleiter und Aufsichtsratsvorsitzenden Hans O. Mahn anwesend, Notar der Hauptversammlung war Herr Prof. Dr. H.-J. Priester.
Pünktlich um 11 Uhr eröffnete Herr Mahn die Hauptversammlung und begrüßte alle Anwesenden recht herzlich. Die Einladung zur Hauptversammlung war im elektronischen Bundesanzeiger und in der Financial Times Deutschland vom 8.5.2006 bekannt gegeben worden, der uneingeschränkte Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers BDO Deutsche Warentreuhand lag vor. Der Gesellschaft war ein Gegenantrag von Dr. Freiherr von Böhler zugegangen. Nach der Erledigung der weiteren Formalien übergab Herr Mahn das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Wolff.
Bericht des Vorstands
Auch Herr Wolff begrüßte alle Anwesenden sehr herzlich. Er zeigte sich erfreut über das rege Interesse an dem Unternehmen trotz der Fußball-Weltmeisterschaft und konnte über erfreuliche Ergebnisse der Gesellschaft berichten. So konnte die Finanzhaus Rothmann AG im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatzanstieg von rund 20 Prozent verzeichnen, das Emissionsvolumen erhöhte sich auf den Rekordwert von über 140 Mio. EUR. Neben dem Traditionshaus Rothmann & Cie. gehören zum Konzern die Privatbank Hesse Newman und das Erfolgsportal FinanzDock.
Mit dem Börsengang der Gesellschaft zeigte sich der Vorstandsvorsitzende zufrieden. Dabei wurden insgesamt 11 Millionen Inhaber-Stammaktien (davon 10 Mio. EUR aus einer Kapitalerhöhung) im Geregelten Markt zu einem Bezugspreis von 1,55 EUR angeboten. Hieraus ergab sich ein Mittelzufluss von 15,5 Mio. EUR. Der VEM Aktienbank AG sprach Herr Wolff seinen Dank für die Unterstützung in schwieriger Zeit aus. Insgesamt wurde knapp 1 Mio. EUR an Kosten für den Börsengang aufgewandt. Durch die Kapitalmaßnahme erhöhte sich der Free Float bei der zum Finanzhaus umgebauten Gesellschaft auf 18 Prozent.
Die Unternehmensstruktur besteht nunmehr aus dem Emissionshaus , der Rothmann & Cie. AG in Hamburg mit der Rothmann & Cie. Datenservice GmbH (Anteile je 100 Prozent), dem Erfolgsportal FinanzDock AG mit Sitz in Düsseldorf (Anteil 70 Prozent) und der Privatbank Hesse Newman & Co. AG in Hamburg (50 Prozent minus 1 Aktie). Im Frühjahr 2007 soll der Anteil an der Hesse Newman auf 100 Prozent erhöht werden.
In seinem weiteren Vortrag wies Herr Wolff darauf hin, dass sich der Markt für Vermögens- und Anlageberatung im Wandel befindet. Ein stark steigendes Geldvermögen führt zu hoher Nachfrage nach alternativen Anlagemöglichkeiten. Dabei lässt sich ein hoher Druck auf freie Finanzdienstleister und Finanzvertriebe feststellen. Dies beruht auf der Änderung des §15 b EStG, der EU-Investment-Service-Directive, der Versicherungsvermittler-Richtlinie, der MiFID (Markets in Finance Instruments Directive) und den Veränderungen innerhalb der Vertriebsstrukturen bei Banken und Versicherungen.
Die Versicherungsvermittler-Richtlinie wird zum 1.1.2007 in Kraft treten. Danach wird das Gewerbe in Zukunft erlaubnispflichtig sein. Ein Nachweis einer besonderen Qualifikation des Obervermittlers bzw. des Versicherungsunternehmens sowie der Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung und eine detaillierte Dokumentation des Beratungsgesprächs werden erforderlich. Für den freien Finanzvertrieb bedeutet dies einen steigenden administrativen Aufwand und eine verschärfte Haftung für Vermittlung und Vertrieb geschlossener Fonds.
Diese Änderungen der gesetzlichen Grundlagen werden laut Rüdiger Wolff zu einer deutlichen Verringerung der am Markt aktiven freien Finanzdienstleister von derzeit etwa 470.000 auf 150.000 führen. Von dieser Konsolidierung kann nur ein breit aufgestellter freier Finanzdienstleister profitieren. In der langen Wertschöpfungskette vom Produkt über den Vertrieb bis zur Bestandsverwaltung werden Änderungen mit neuen Organisationsformen und Strukturen erfolgen. Insoweit wird die Entscheidung getroffen werden müssen, auf welchen Gebieten die eigene Kernkompetenz liegt.
Beim Finanzhaus besteht die Zielgruppe im Bereich Affluent mit einem frei verfügbaren Vermögen von 50 bis 500 TEUR für Hesse Newman und auch unter 50 TEUR bei FinanzDock. Dabei wird ein steigender Bedarf der Finanzdienstleister die Bereiche Produkte, Administration, Qualifikation und Sicherheit abdecken müssen.
Die Rothmann & Cie. AG ist Spezialist für Entwicklung und Platzierung geschlossener Fonds mit der Konzentration auf die drei Segmente Mobilien-Leasing, Logistik-Immobilien sowie den Lebensversicherungen-Sekundärmarkt in UK: LeaseFonds, LogisFonds und TrustFonds. Dabei werden die Fondskonzepte permanent den Anforderungen des Marktes entsprechend modifiziert. Der Vertrieb wird von 2.122 Partnern (Vj.: 1.293) übernommen. Diesen Vertriebspartnern werden eine bestmögliche Unterstützung durch die sieben Regionaldirektionen, ein umfassendes Service- und Betreuungssystem und individuelle Schulungen durch Rothmann-Mitarbeiter vor Ort angeboten.
Das platzierte Emissionsvolumen erhöhte sich von 44 Mio. EUR im Jahr 1998 über 756 Mio. EUR in 2004 auf nunmehr 905 Mio. EUR im abgelaufenen Geschäftsjahr. Die Anlegerverwaltung wird von der Rothmann & Cie. Datenservice GmbH übernommen. Als Dienstleistungen werden die Erfassung und Verwaltung sämtlicher Anleger, die Anlegerbuchhaltung über die gesamte Laufzeit der Beteiligung, die Erstellung der Provisionsabrechnungen für die Vertriebspartner sowie die Organisation und Durchführung von Gesellschafterversammlungen übernommen.
Zur erforderlichen Qualifikation bietet die Rothmann Akademie ein umfassendes Schulungsprogramm für Vertriebspartner an. Schwerpunkte der Seminare sind die Bereiche Verkauf, Produktkompetenz, Recht und kaufmännisches Rechnungswesen. Ermöglicht wird die Ausbildung zum "Fachberater/-in für Finanzdienstleistungen" sowie "Fachwirt/-in für Finanzberatung IHK". Die Rothmann & Cie. belegt laut einer Umfrage des WMD-Brokerchannel Rang 1 bei den Weiterbildungsangeboten.
FinanzDock mit Sitz in Düsseldorf ist ein internetbasiertes Produkt- und Dienstleistungsportal für Finanzdienstleister und andere institutionelle Anbieter. Es enthält ein einzigartiges Angebot ohne vergleichbare Wettbewerber und bietet einen exklusiven Zugang durch ein nutzungsabhängiges Lizenzmodell. Die Nutzerzahl wurde in 2005 mit 2.021 mehr als verdreifacht, die durchschnittliche monatliche Lizenzgebühr beläuft sich auf 110 EUR. Bei FinanzDock wird ein umfassender Zugang zu sämtlichen deutschen und den in Deutschland zugelassenen britischen Versicherungsprodukten, Investmentfonds, geschlossenen Fonds, Baufinanzierungen, Produkten der betrieblichen Altersversorgung und der standardisierten Vermögensverwaltung gewährt. Insgesamt werden 10.000 Finanzprodukte von rund 320 Gesellschaften angeboten. Zu den Services gehören etwa eine integrierte Vergleichs- und Analysesoftware, ein Bankenportal, die Bonitätsprüfung und die Finanzplanung.
Das Profil von Hesse Newman, einer im Jahre 1777 gegründeten Privatbank, besteht aus dem Angebot einer ganzheitlichen Vermögensberatung. Der Vertrieb erfolgt durch Finanzdienstleister und Privatberater. Zielkunden sind die vermögenden Privatkunden (Affluent), die unterhalb der Grenze der am Markt agierenden Privatbanken angesiedelt sind. Es werden typische Bankprodukte (Geldkonten, Depots usw.) sowie zusätzliche Dienstleistungen für Finanzdienstleister (Haftungsdach, Ruhezone für Kundengeld, Fondsanteilsfinanzierung und Portfoliomanagement-Dienstleistungen) angeboten.
Anschließend ging Herr Wolff auf das laufende Geschäftsjahr 2006 ein. Hier konnte bisher ein guter Verlauf trotz der Einschränkungen des § 5 b EStG festgestellt werden. Weil der Leasing Fonds jedoch steuerindiziert ist, musste hier ein Rückgang um etwa 20 bis 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr hingenommen werden. Demgegenüber verzeichneten der LogisFonds und der TrustFonds eine hohe Nachfrage. LogisFonds I wurde mit mehr als 60 Mio. EUR bereits vollständig platziert, und so wurde LogisFonds II mit Beginn der Zeichnung zum Mai 2006 aufgelegt. Der TrustFonds I übertrifft die im Prospekt angegebene Prognose der Rentabilität deutlich. Auch hier wurde ein Nachfolger aufgelegt. Für den TrustFonds II begann die Zeichnung zum 18.4.2006. Demgegenüber musste die Gesellschaft beim LeaseFonds, wie es der Vorstandsvorsitzende ausdrückte, zwei "Kröten schlucken". Im Bereich der Leasingfonds ist mit einem Rückgang zu rechnen. Insgesamt liegt man hier um 6 Prozent unter dem Vorjahreswert, bereinigt um die Sonderkonjunktur wird ein Ergebnis auf Vorjahreshöhe erwartet.
Bei der Muttergesellschaft ALBIS Leasing müssen 5 Mio. EUR aufgewandt werden, um den Fonds OWL zu unterstützen, der notleidend geworden ist. Dies ist, wie Rüdiger Wolff betonte, ein Vorgang, der im Markt passieren kann. Ähnlich der Vermietung von Immobilien oder der Vercharterung von Schiffen können bei Beteiligungen dieser Art eben auch Verluste entstehen. Hier ist ALBIS Leasing betroffen, wie aus der Einladung zur Hauptversammlung hervorgeht. Der Kurs der ALBIS-Aktie geriet deshalb in den letzten Wochen stark unter Druck.
Bei Rothmann muss der Fonds ALAG unterstützt werden. Hier muss die Gesellschaft auf 2,5 Mio. EUR verzichten, das Geld sei jedoch "nicht endgültig weg". Dieser Verlust ist bereits in den Zahlen eingepreist. Im Emissionsprospekt wurde dies dargestellt. Herr Wolff wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das Ergebnis des ersten Halbjahres in etwa auf Vorjahresniveau liegen wird.
Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, hat sich bei Rothmann fundamental einiges geändert. So verzeichnet das Erfolgsportal FinanzDock eine wachsende Zahl an Lizenznehmern. Das Erreichen des Bankenstandards (§25a KWG) stellt einen wichtigen Schritt dar. Geplant ist eine 25,1-prozentige Beteiligung am Softwarehaus Avario GmbH mit den Entwicklungsschwerpunkten CRM und Provisionsabrechnung. Insgesamt ist ein zunehmendes Interesse der großen Finanzbetriebe und Finanzdienstleister festzustellen. Diesbezüglich verwies Herr Wolff etwa auf die AXA, American Express, Bankverein Werther, Dialog Lebensversicherung, Dr. Klein oder die Gothaer Leben als Kunden des Portals bzw. teilweise auch der Produkte.
Der Start in das Jahr 2006 ist auch bei der Privatbank Hesse Newman gut verlaufen. Dort wird ein umfassendes Dienstleistungsangebot für die Vermögensverwaltung im gehobenen Privatkundenbereich entwickelt. Das Privatkundengeschäft wurde planmäßig abgeschlossen. Das IT-Portal zur Anbindung der Finanzdienstleister wurde vollendet, der aktive Vertriebsstart erfolgte im Mai 2006.
Abschließend ging Rüdiger Wolff auf die Prognose für das laufende Geschäftsjahr ein. Hier erfolgt eine konsequente Umsetzung der Unternehmensstrategie, das Finanzhaus auf ein breites Fundament zu stellen. Dabei soll eine Verringerung der Verluste aus den beiden neu aufgebauten Geschäftsfeldern Privatbank und Erfolgsportal erfolgen. Insoweit sind etwa 5 Mio. EUR Verluste bei FinanzDock und Hesse Newman geplant. Der Konzerneigenanteil am Jahresergebnis wird nach Vorstandsangabe auf Vorjahresniveau erwartet, die aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik soll fortgesetzt werden. Zum Schluss wies Rüdiger Wolff darauf hin, dass der Buchwert der Aktie bei 1,45 EUR liegt, womit der Emissionskurs von 1,55 EUR beim Börsengang sehr dicht am Buchwert gelegen hat. Mit diesen Worten übergab er das Wort an seinen Vorstandskollegen Helge Schaare, bei Rothmann zuständig für das Ressort Finanzen.
Einleitend wie Helge Schaare darauf hin, dass er seit Januar 2006 Finanzvorstand ist. Nach seiner Aussage wird die Bilanz im Konzern nach IFRS/IAS aufgestellt, für die Ausschüttung der Dividende ist jedoch der AG-Abschluss maßgebend. Die Zahlen der Jahre 2004/2005 sind nur eingeschränkt vergleichbar, da FinanzDock erst 2005 in den Abschluss einbezogen wurde.
Nachfolgend erläuterte Helge Schaare die wesentlichen Bilanzpositionen. Demnach stieg die Bilanzsumme zum 31.12.2005 von 89 auf 113 Mio. EUR, wovon 10 Mio. EUR auf den Börsengang entfallen. Die Vorräte erhöhten sich von 0,9 auf 11,3 Mio. EUR infolge der Bewertung britischer Lebensversicherungen. Das Kommanditkapital stieg von 2,7 auf 10,1 Mio. EUR. In der Bilanzstruktur wird das Anlagevermögen in Höhe von 70,9 Mio. EUR voll vom Eigenkapital in Höhe von 86,5 Mio. EUR abgedeckt. Das Umlaufvermögen beträgt 42,1 Mio. EUR und das Fremdkapital 19,6 Mio. EUR.
Nach der Gewinn- und Verlustrechnung konnte der Umsatz von 35,3 auf 42,5 Mio. EUR gesteigert werden. Die sonstigen betrieblichen Erträge erhöhten sich von 0,5 auf 1,5 Mio. EUR, und das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit belief sich auf 3,3 nach 5,5 Mio. EUR im Vorjahr. Da die Gewinnabführung an die ALBIS Leasing (7,3 Mio. EUR im Vorjahr) wegfiel, blieb nur ein Verlust von rund 100 TEUR übrig. Hinzuzurechnen war wiederum u.a. die Verlustzuweisung an Kommanditisten von rund 3 Mio. EUR, so dass der Konzernbilanzgewinn 3,3 Mio. EUR beträgt (Vj.: minus 49 TEUR).
Der Finanzvorstand wies darauf hin, dass die gestiegenen Aktivitäten beim TrustFonds nicht als Umsätze ausgewiesen werden dürfen. Im Einzelnen legte er dann die Entwicklung des Umsatzes und der Material- und Personalkosten sowie von EBITDA und EBIT dar. Der Bilanzgewinn zum 31.12.2005 beträgt in der AG 4,83 Mio. EUR. Hieraus soll nach dem Vorschlag der Verwaltung eine Dividende in Höhe von 0,08 EUR je Aktie entsprechend 4,8 Mio. EUR ausgeschüttet werden. Die Ausschüttungsquote beträgt demnach 94,4 Prozent.
Abschließend ging Herr Schaare noch auf die Kennzahlen für die Zeit vom 1.1. bis 31.5.2006 ein. Hier ging der Umsatz von 11,72 auf 11,63 Mio. EUR zurück, die sonstigen betrieblichen Erträge sanken von 0,15 auf 0,10 Mio. EUR. Das EBIT bewegte sich in diesem Zeitraum von minus 0,08 auf minus 1,7 Mio. EUR zurück. Jedoch ist durch die Verlustzuweisung an Kommanditisten und Gesellschafter das bereinigte EBIT mit 0,59 Mio. EUR sogar etwas besser als im entsprechenden Vorjahreszeitraum (0,58 Mio. EUR).
Allgemeine Diskussion
Gegen 12:30 Uhr eröffnete Herr Mahn nach der Erläuterung der insgesamt acht Tagesordnungspunkte die Aussprache. Erster Redner auf dieser Hauptversammlung war Herr Hansgeorg Martius von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Dieser begann mit den Worten: "Ihre zweite Hauptversammlung ist unsere erste". Nach seinen Worten ist er gerne gekommen und sah das Modell der Gesellschaft, das neben den anderen Häusern in Hamburg besteht, als "interessant" an. Mit dem Börsenkurs zeigte er sich jedoch unzufrieden.
Herr Martius erkundigte sich dann danach, welchen Anteil die ALBIS Leasing an der Finanzhaus Rothmann AG in den nächsten drei Jahren noch halten will, wenn nur 19 Prozent der Aktien emittiert wurden. Herr Wolff gab hierauf zur Antwort, dies sei der erste Schritt zur Trennung gewesen. In Zukunft will die ALBIS ihren Anteil an der Gesellschaft weiter verringern und dadurch den Free Float erhöhen. Die Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote zwischen 70 und 90 Prozent sah der SdK-Sprecher als "sehr schön" an, fragte jedoch zugleich, ob das Geld nicht noch benötigt wird. Von Seiten des Vorstands wurde darauf hingewiesen, dass die vorhandenen Gelder für Investitionen ausreichen. Von den 15,5 Mio. EUR erhaltenen Mitteln stehen noch rund 10 Mio. EUR zur Verfügung, ein Teil wurde zur Ablösung von Verbindlichkeiten aufgewandt.
Mit Blick auf die drei Unternehmensbereiche interessierte sich Herr Martius für die weitere Entwicklung der Privatbank in den nächsten drei Jahren. Hierauf entgegnete Herr Wolff, dass die Entwicklung hier ein bis zwei Jahre länger benötigt. Im Vergleich zu anderen Emissionshäusern will Rothmann nicht abhängig sein von dem nicht vorhersehbaren Markt der geschlossenen Fonds, der eher zurückgehen wird. Die alternativen Produkte stellen nicht das Problem dar, vielmehr kommt es auf die vertriebsgerechte Strategie an. Daher wird das Wachstum in nächster Zeit nicht so sehr im Emissionsgeschäft gesehen.
Befragt nach dem Break-even beim Emissionshaus bei 2.000 freien Finanzdienstleistern und einer Zahl von angepeilten 5.000 erwiderte Herr Wolff, dass dieser durch die Lizenzen etwa bei 4.500 erreicht wird. Während andere (auch Hamburger) Emissionshäuser beim Vertrieb über Banken gehen, will das Finanzhaus keine Abhängigkeiten hinnehmen. Der stärkste Vertriebspartner macht nur etwa 4 bis 5 Prozent aus und nicht 20 bis 30 Prozent wie bei anderen. Des Weiteren erkundigte sich Herr Martius nach dem EBIT, welches auf Seite 26 des Geschäftsberichts mit 6,2 Mio. EUR in der ersten Spalte und mit 5,8 Mio. EUR in der zweiten Spalte genannt ist. Finanzvorstand Helge Schaare wies darauf hin, dass die erste Zahl die Rothmann & Cie. und die zweite Zahl die Anlagenverwaltung betrifft.
Angesprochen von dem SdK-Vertreter auf die weiteren Gesellschafter beim Erfolgsportal FinanzDock mit einem Anteil von 70 Prozent teilte Herr Wolff mit, dass derzeit Verhandlungen über den Erwerb der restlichen Anteile mit den Partnern geführt werden. Hierbei handelt es sich um Herrn Gert Jansen und dessen Partnerin. Befragt nach den Gründen für den geplanten Kauf des IT-Dienstleisters mit 25 Prozent erklärte der Vorstandsvorsitzende, dass bei FinanzDock 140 Tarifwerke aller Versicherer enthalten sind, wobei CRM als Herzstück die Grundlage darstellt. Durch die Beteiligung will Rothmann Zugriff auf die weitere Entwicklung erhalten. Die Investition beläuft sich zudem nur auf einige tausend Euro. Beim Umsatz von FinanzDock sind die 24 Prozent aus Provider-Erträgen Lizenzerträge.
Der Break-even bei der Privatbank Hesse Newman wird für 2007/2008 erwartet. Hier bestehen aber noch Verlustvorträge. In 2006 und im ersten Halbjahr 2007 sind Investitionen für die Zukunft wie in Personal und Marketing geplant, die sich gewinnmindernd auswirken.
Weiter erkundigte sich Herr Martius nach der Absicherung des Buchwerts in der Bilanz im Hinblick auf den Emissionserlös. Die 67 Mio. EUR für einen Geschäfts- und Firmenwert sah er als hoch an. Darauf wurde ihm von Herrn Wolff erwidert, dass der Geschäftswert von ALBIS Leasing für die Rothmann & Cie. durch Gutachten ermittelt wurde. Alle Grundlagen aus dem Bereich sind deutlich übertroffen worden. So wirft etwa die ALBIS Datenservice, deren Geschäftswert sich auf 20 Mio. EUR beläuft, heute rund 5 Mio. EUR an Ertrag an die Mutter ALBIS ab. Wie Herr Schaare hierzu ergänzte, wurde der Einbringungswert von Wirtschaftsprüfern bestätigt und wird ständig in einem Impairment-Test überprüft.
Zu den Beteiligungen in Höhe von 2,8 Mio. EUR erbat Herr Martius ebenfalls nähere Erläuterungen. Nach Aussage von Herrn Schaare betreffen hiervon 2,7 Mio. EUR Hesse Newman und 0,1 Mio. EUR Garbe. Des Weiteren erkundigte sich der SdK-Sprecher nach den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von 1,1 Mio. EUR und fragte, weshalb die ALBIS Leasing nicht zahlt. Nachdem 1,2 Mio. EUR an Forderungen abgeschrieben wurden, wollte Herr Martius wissen, ob dies als Ausfall zu werten ist. Wie Herr Schaare in seiner Antwort ausführte, hängen diese Abschreibungen mit den Problemen beim OWL und ALAG Fonds zusammen. Diese Form der Hilfe wird sich so nicht wiederholen, das Verhältnis sei aber normal.
Etwas erstaunt zeigte sich der SdK-Vertreter über die hohen Beträge bei den Vorräten mit 11,3 Mio. EUR für Trust Fonds-Rechte. Diesbezüglich wollte er wissen, wieso in der Bilanz Lebensversicherungen zu Buche stehen. Hierauf entgegnete Herr Wolff, dass es sich dabei um die Ankaufswerte der Policen handelt und dass dieser Wert weiter steigen wird, allerdings soll die Bilanzstruktur geändert werden. Angesprochen auf die Passiva mit kündigungsfähigem Kommanditkapital stimmte der Vorstand zu, dass dies verwirrend ist. Auch hier sollen, ebenso wie in der Berechnung des Ergebnisses, Änderungen in der Bilanzstruktur erfolgen.
Die Abschreibungen auf Finanzanlagen in Höhe von rund 800 TEUR betreffen, wie vom SdK-Sprecher zu Recht vermutet, die Chorus mit rund 700 TEUR. Diese Beteiligung wurde im letzten Jahr für rund 5 Mio. EUR veräußert. Etwa 100 TEUR betreffen eine Abschreibung, welche sich aus dem Versuch ergab, ein eigenes Haftungsdach aufzubauen.
Erläuterungsbedürftig sah der Aktionärsvertreter das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mit 3 Mio. EUR abzüglich der Steuern und einem ausgewiesenen Gewinn von 3,6 Mio. EUR an. Dazu teilte der Finanzvorstand mit, dass das Ergebnis nach IFRS aufgestellt wurde. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag bei 3,266 Mio. EUR. Hiervon gingen Steuern usw. weg, so dass ein Jahresfehlbetrag von 101 TEUR verblieb. Hinzu kommen jedoch die Sonderzuwendungen beim Trust-Fonds, denn mögliche Gewinne stehen den Anlegern zu. Diese machen 3 Mio. EUR aus, der Verlustabzug beläuft sich auf 600 TEUR, so dass ein Jahresergebnis von 3,6 Mio. EUR bleibt.
Bei den Segmentberichten war Herrn Martius aufgefallen, dass die Umsätze in Großbritannien noch sehr gering waren. Deshalb erkundigte er sich nach einer etwaigen Expansion. Nach Angaben von Herrn Wolff betrifft dies den Handelsumsatz beim Verkauf der Lebensversicherungspolicen. Dabei werden Einkünfte aus Gewerbebetrieb erzielt, von denen rund 7 TEUR steuerfrei sind. Etwas skeptisch reagierte Herr Martius auf einen negativen Cashflow in Höhe von 19 Mio. EUR. Dazu wurde ihm von Herrn Schaare mitgeteilt, dass die Ursache hierfür der Trust-Fonds ist. Die Cashposition geht für die Vorräte weg, die Gegenposition dazu bildet die Einzahlung der Kommanditisten.
Bei den Provisionserlösen und entsprechenden Aufwendungen stellte der SdK-Vertreter fest, dass sich zwar eine Erhöhung der Umsätze von 30 auf 35 Mio. EUR ergab, dass jedoch die Aufwendungen gleichzeitig ebenfalls um 5 Mio. von 17 auf 22 Mio. EUR gestiegen waren, so dass der Umsatz letztlich neutral war. Herr Wolff stimmte dieser Rechnung zu und bemerkte, dass die Margen aus geschlossenen Fonds kleiner werden. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 12,6 Mio. EUR betreffen den Angaben des Vorstands zufolge etwa die Beratungskosten im Zusammenhang mit den Fonds. Es sind keine Prozesse anhängig. Die Aufwendungen für Gesellschafter betreffen die Dienstleistungen der ALBIS Leasing. Zu dem Anstieg der Werbekosten von 300 auf 900 TEUR gab der Vorstand an, dass dies teils durch FinanzDock und teils durch Mehraufwand für Roadshows bei Rothmann & Cie. bedingt ist.
Im Zusammenhang mit den Darlehensgebühren von 150 TEUR stellte Herr Martius fest, dass doch kaum Darlehen bestehen und zugleich 9,2 Mio. EUR an die Schwestergesellschaft zu nur geringen Zinsen gewährt wurden, worauf Herr Wolff entgegnete, dass diese 150 TEUR eine Strukturierungsgebühr für die Finanzierung beim Kauf der Privatbank Hesse Newman betreffen. Etwas verwundert zeigte sich Herr Martius dann noch über TOP 8, wonach 10 Prozent der eigenen Aktien erworben werden sollen. Er verstand die Gründe für diesen Rückkauf nicht, soweit nicht Mitarbeiter damit gefördert werden sollen, und kündigte an, mit den Stimmen der SdK gegen diesen Tagesordnungspunkt zu stimmen. In seiner Antwort wies Herr Wolff darauf hin, dass nur "bis zu" 10 Prozent der Aktien zurückgekauft werden sollen, darunter auch für Mitarbeiter. Das Management werde hiermit sorgfältig umgehen und wolle Free Float weiter erhöhen. Zudem: "So preiswert werden Sie die Aktie nicht wieder bekommen !"
Nächster Redner auf dieser Hauptversammlung war Rechtsanwalt Dr. Christian Springmann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Dieser sah das Ergebnis der Gesellschaft "in Anbetracht eines sich wandelnden Marktumfelds als respektabel" an. Mit 0,08 EUR Dividende errechnet sich eine Rendite von über 5 Prozent. Auch die vorgesehene Ausschüttungsquote in Höhe von 70 bis 90 Prozent sah er als erfreulich an. Im Hinblick auf die Beschlussvorlage, auf die Offenlegung der individualisierten Vorstandsbezüge zu verzichten (TOP 6), sprach sich der DSW-Vertreter gegen diese aus und erklärte, er werde mit Nein stimmen, die übrigen Aktionäre forderte er auf, dies ebenfalls zu tun. Auf die Frage von Dr. Springmann nach der Vorstandsvergütung und deren Struktur mit einer Aufteilung in fixe und variable Anteile gab Herr Mahn an, dass die Anstellungsverträge der Vorstände einen deutlichen variablen Anteil vorsehen.
Im Hinblick auf die Privatbank Hesse Newman erkundigte sich der DSW-Sprecher, wann eine Aufstockung des Anteils auf 100 Prozent geplant ist und ob der Kaufpreis feststeht. Laut Herrn Wolff ist die Übernahme vertraglich 15 Monate nach dem Einstieg geregelt. Eine Call Option ist auf vier Monate nach dem Jahresabschluss begrenzt, also etwa auf April/Mai 2007, und hiervon solle Gebrauch gemacht werden. Auf die Frage nach der Zahl der aufgelegten Fonds in 2005 und deren Volumen teilte Herr Wolff mit, dass dies ein Volumen von 155 Mio. EUR bzw. bereinigt von 152 Mio. EUR betrifft. Davon waren 70 bis 80 Prozent Leasing-Fonds. Heute sind es zu jeweils 40 Prozent Leasing und Logis Fonds und zu etwa 20 Prozent Trust Fonds.
Mit Blick auf den Risikobericht erbat Herr Dr. Springmann nähere Erläuterungen zur Mitarbeiterbeteiligung. Hierzu verwies der Vorstand auf die höhere Motivation der Mitarbeiter im Falle der Beteiligung bei Rothmann. Die Kosten für den Börsengang beliefen sich, wie bereits angegeben, auf circa 1 Mio. EUR, von den zugeflossenen Mitteln sind noch rund 10 Mio. EUR vorhanden.
Als Nächster hatte sich der Aktionär Wilm Diedrich Müller zu Wort gemeldet. Dieser beantragte in einem Gegenantrag zu TOP 2 wie schon auf anderen Hauptversammlungen, statt einer Dividende Aktien der Reederei Ekkenga zu erwerben und diese durch ein Losverfahren an die Aktionäre auszuzahlen, um den Besuch eben dieser Hauptversammlung zu ermöglichen. Den Vorstand beglückwünschte er zu dem Ergebnis und beantragte dessen Entlastung. Von Seiten des Vorstands wurde der Antrag als verspätet angesehen, eine Sachausschüttung wäre zudem satzungs- und gesetzeswidrig.
Schließlich ergriff noch der Aktionär Spahn das Wort. Dieser wunderte sich über die Personalkosten in Höhe von 829 TEUR, welche genau den ausgewiesenen Vorstandsvergütungen entsprächen. Bezüglich der Bank Hesse Newman erkundigte er sich, ab welcher Größenordnung diese Kunden aufnimmt und ob Zinsen für den Ruheraum gezahlt werden. Der Vorstand bestätigte, dass es sich bei den 829 TEUR um die Vorstandsbezüge handelt. Dabei wisse nicht etwa jeder, was der andere verdient. Eine Größenordnung für Kunden gibt es bei Hesse Newman nicht: "Kommen Sie mit 1 EUR zu uns!"
Abstimmungen
Gegen 14:15 Uhr konnte Herr Mahn die Generaldebatte schließen. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 60 Mio. EUR, eingeteilt in 60 Millionen Aktien, waren rund 50,5 Millionen entsprechend einer Präsenzquote von 84,15 Prozent vertreten. Nachfolgend wurden alle Tagesordnungspunkte einstimmig beschlossen, lediglich bei TOP 6und 8 ergaben sich erwartungsgemäß mehrere Gegenstimmen. Der Gegenantrag des Aktionärs Freiherr von Göhler, der die Offenlegung der Vorstandsbezüge verlangte, hatte sich damit erledigt. Der neu in den Aufsichtsrat gewählte Prof. Dr. Heinrich Schradin stellt sich noch vor.
Im Einzelnen beschlossen wurden die Ausschüttung einer Dividende von 0,08 EUR je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Neuwahl von Prof. Dr. Schradin in den Aufsichtsrat anstelle des ausscheidenden Herrn Stefan Keinert (TOP 5), die Wahl der BDO Deutsche Warentreuhand GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 6), der Verzicht auf den individualisierten Ausweis der Vorstandsbezüge (TOP 7) und die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 8).
Die Hauptversammlung war um 15 Uhr beendet.
Fazit
Dies stellte die zweite Hauptversammlung der Finanzhaus Rothmann AG und die erste nach dem Börsengang 2005 dar. Zu loben sind der offene Umgang der Gesellschaft mit dem Aktionariat, der ausführliche Bericht des Vorstands und die hinreichenden Erläuterungen auf die vor allem vom SdK-Vertreter sehr detailliert vorgebrachten Fragen. Leider verbleibt jedoch angesichts der Probleme bei dem OWL und ALAG Fonds und der etwas verwirrenden Strukturen in der Bilanz in insgesamt ein etwas zwiespältiger Eindruck. Es mag sein, dass die Aktie zur Zeit unterbewertet ist, jedoch drängt sich auch wegen des notwendigen Zuschusses von Kapital bei der ALBIS Leasing ein Kauf nicht unbedingt auf.
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