Die Sanierung des Münchner TV-Produzenten RTV Family Entertainment AG ist abgeschlossen: Das zuletzt von der Insolvenz bedrohte Unternehmen verfügt sowohl finanziell als auch operativ wieder über eine solide Basis. Grund dafür ist, dass die wichtigsten Hauptgläubiger auf große Teile ihrer Forderungen verzichteten und die F&M Film und Medien Beteiligungs GmbH das Aktienpaket der bisherigen Hauptaktionärin Ravensburger AG von knapp 90% übernahm. Hinter der Medien-Beteiligungsgesellschaft F&M mit Sitz in Wien steht als geschäftsführender Gesellschafter Herr Dr. Stefan Piёch. 18% der von F&M übernommenen RTV-Anteile werden an das RTV Management übertragen. Die Ravensburger AG verabschiedet sich von RTV mit einem letzten Sanierungsbeitrag und einem umfassenden Forderungsverzicht. Zusammen mit früheren Liquiditätshilfen belaufen sich die Ravensburger Unterstützungsleistungen damit auf fast 30 Mio. EUR.
RTV nach Sanierung operativ und finanziell mit solidem Fundament
Im Zuge der Sanierung gelang es dem RTV Management, die Verschuldung von vormals knapp 26 Mio. EUR auf ca. 2,5 Mio. EUR zu reduzieren, was überwiegend aus Verzichten der Hauptgläubiger resultiert. RTV führt nun auf finanziell und operativ solider Basis ihre Geschäfte fort. "Die RTV ist nach Abschluss eines sehr komplexen Sanierungskonzepts weitgehend entschuldet", sagt RTV-Vorstand Markus Reischl, "nach langer Zeit können wir wieder konstruktiv nach vorne blicken und kostendeckend und gesichert unser Geschäft entwickeln."
RTV strebt an, die große Programmbibliothek über die bestmöglichen Zugangsstrukturen in den jeweiligen Ländern zu vermarkten, wobei die Vertriebskooperation mit EM.TV eine bedeutende Rolle spielt. Die Bibliothek umfasst ca. 180 Programme, das entspricht ca. 4.100 Episoden oder 3.200 Halbstunden. Ein weiteres Standbein der RTV ist ihr Programmfenster auf Super RTL, dessen Verlängerung um zwei Jahre erst kürzlich vereinbart wurde. Täglich außer Samstag gestaltet RTV von 10:00 bis 11:00 Uhr ein eigenes Fenster im Programm des führenden Kinder-TV-Senders.
Ravensburger hielt auch in schwierigen Zeiten zu RTV
Was Anfang der 80er Jahre als kleine und feine Film- und Fernsehtochter beim schwäbischen Spieleverlag begann, entwickelte sich bis Ende der 90er Jahre zu einem der renommiertesten Produzenten von Kinderprogrammen in Deutschland. Im Zuge der zunehmenden Internationalisierung und Kapitalintensität des Mediengeschäfts ging RTV 1999 an die Börse.
In der Folgezeit nahm Hauptgesellschafter Ravensburger erfolgreich eine strategische Neuausrichtung vor und konzentrierte sich auf seine klassischen Kernkompetenzen im Spiele- und im Buchverlag, Währenddessen verschlechterte sich die Entwicklung am Neuen Markt und insbesondere in der Medienbranche zusehends. Dem konnte sich auch die RTV nicht entziehen. Ravensburger unterstützte wiederholt die mit Zahlungsschwierigkeiten kämpfende RTV mit Gesellschafterdarlehen, Kapitalerhöhungen und Bürgschaften in insgesamt zweistelliger Millionenhöhe.
F&M übernimmt RTV-Beteiligung von Ravensburger
Auch wenn das operative Geschäft der RTV in der Folgezeit weitgehend konsolidiert werden konnte, litt das Unternehmen weiterhin unter den angehäuften Verbindlichkeiten und der drückenden Zinslast. Zur Umsetzung ihres bereits ausgearbeiteten und vorverhandelten Sanierungskonzeptes brauchte RTV einen strategisch orientierten und finanzstarken Investor, der die Geschäftsentwicklung der RTV langfristig begleiten und unterstützen konnte. Diesen hat die RTV in Dr. Stefan Piёch gefunden, der sich als langjähriges Vorstandsmitglied der Open Pictures AG in der Restrukturierung und Neuausrichtung von Medienunternehmen einen Namen gemacht hatte. Die von ihm gegründete F&M Film- und Medien Beteiligungs GmbH, unter der als Holding künftig auch weitere Medienaktivitäten gebündelt werden sollen, übernimmt sämtliche RTV-Anteile der Ravensburger AG. F&M wird einen Teil der Aktien auf das dreiköpfige Management-Team der RTV übertragen.
Der bisherige Hauptgesellschafter Ravensburger unterstützt die Sanierung der RTV mit einem letzten Liquiditätszuschuss von 1,2 Mio. EUR und einem umfassenden Forderungsverzicht. Zusammen mit den früheren Hilfen belaufen sich die Unterstützungsleistungen der Ravensburger damit auf fast 30 Mio. EUR.
Mit alten Stärken und neuen Ideen wieder erfolgreich