Der Verkauf der M+W Zander Holding AG war das wichtigste Ereignis im abgelaufenen Geschäftsjahr 2005 des Jenoptik-Konzerns. Mit dem Vertrag zum Verkauf des Unternehmensbereiches Clean Systems an Springwater Capital Mitte Dezember richtet sich der Jenaer Technologiekonzern neu aus und wird sich in Zukunft allein auf den Unternehmensbereich Photonics konzentrieren.
Der Unternehmensbereich Photonics hat das abgelaufene Geschäftsjahr besser als geplant abgeschlossen. Der Umsatz wird bei rund 400 Mio. EUR und damit im obersten Bereich der prognostizierten Spanne von 385 bis 400 Mio. EUR liegen (i.Vj. 360 Mio. EUR/+11%). Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit erreicht mit voraussichtlich rund 39 Mio. EUR erneut die Zielspanne von 9 bis 10% EBIT-Marge (i.Vj. 34,5 Mio. EUR/+13%). Diese Steigerung gegenüber dem Vorjahr kam im Geschäftsjahr 2005 ausschließlich aus internem Wachstum. Die 2005 erworbenen kleineren Beteiligungen wurden 2005 nicht bzw. erst zum 31. Dezember 2005 konsolidiert und sind somit in den Umsatz- und Ergebniszahlen des Unternehmensbereiches Photonics nicht enthalten.
Da das Closing des umfassenden Vertragswerkes zum Verkauf der M+W Zander Holding AG voraussichtlich im 1. Halbjahr 2006 erfolgen wird, ist der Unternehmensbereich Clean Systems noch im Jahresabschluss 2005 des Jenoptik-Konzerns enthalten. Die Geschäftszahlen des Unternehmensbereiches gehen in die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung ein, die Bilanzpositionen der M+W Zander Holding AG werden entsprechend der anzuwendenden Rechnungslegung (IFRS 5) innerhalb der Jenoptik-Konzernbilanz gesondert als zum Verkauf gehaltene Aktiva bzw. Passiva ausgewiesen.
Der Umsatz der M+W Zander-Gruppe wird 2005 innerhalb der prognostizierten Spanne von 1,5 und 1,7 Mrd. EUR liegen; voraussichtlich bei rund 1,5 Mrd. EUR (i.Vj. 2,15 Mrd. EUR). Davon entfallen voraussichtlich rund 1,1 Mrd. EUR auf das Facility Engineering (i.Vj. 1,76 Mrd. EUR). Der Umsatz der M+W Zander-Gruppe erreichte damit 2005 in etwa das Niveau des Vorjahres, in dem rund 0,4 Mrd. EUR von der in 2005 nicht mehr konsolidierten M+W Zander Gebäudetechnik kamen. Das Facility Management wird rund 0,4 Mrd. EUR Umsatz beisteuern (i.Vj. 408 Mio. EUR).
Zusammen mit dem Unternehmensbereich Photonics wird sich der Umsatz des Jenoptik-Konzerns für das Geschäftsjahr 2005 auf rund 1,9 Mrd. EUR (i.Vj. 2,5 Mrd. EUR) belaufen. Er liegt damit etwa auf Vorjahresniveau (ohne Gebäudetechnik) und innerhalb der im April 2005 prognostizierten Spanne von 1,9 und 2,1 Mrd. EUR.
Auftragseingang und -bestand des Jenoptik-Konzerns mit starkem Anstieg 2005
Der Auftragseingang des Jenoptik-Konzerns erreichte 2005 die Marke von 2,6 Mrd. EUR (i.Vj. 2,37 Mrd. EUR, davon 464 Mio. EUR Gebäudetechnik), der Auftragsbestand lag per 31. Dezember 2005 ebenfalls bei rund 2,6 Mrd. EUR (i.Vj. 1,87 Mrd. EUR).
Beide Unternehmensbereiche, Clean Systems und Photonics, haben 2005 einen starken Auftragseingang erzielt. M+W Zander erhielt Ende 2005 mit rund 700 Mio. EUR den größten Einzelauftrag der Unternehmensgeschichte, der maßgeblich zu dem neuen Rekord beim Auftragseingang und Auftragsbestand beitrug. Der Auftragseingang der M+W Zander Gruppe erreichte rund 2,2 Mrd. EUR (i.Vj. 1,9 Mrd. EUR, davon 464 Mio. EUR Gebäudetechnik), der Auftragsbestand lag Ende 2005 bei rund 2,2 Mrd. EUR (i.Vj. 1,4 Mrd. EUR).
Photonics schloss 2005 mit rund 435 Mio. EUR Auftragsbestand, einem Zuwachs um rund 3% (i.Vj. 421,0 Mio. EUR). Der Auftragseingang summierte sich 2005 auf rund 444 Mio. EUR (i.Vj. 418,6 Mio. EUR), was einem Zuwachs von 6% entspricht.
Das Konzernergebnis 2005 wird aufgrund eines Entkonsolidierungsverlustes negativ sein
Die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten von M+W Zander werden in der Jenoptik-Bilanz 2005 separat zu ihrem Zeitwert abzüglich der Veräußerungskosten dargestellt. Infolgedessen entsteht ein Differenzbetrag in Höhe eines voraussichtlich mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrages, der sich im Jahresergebnis des Konzerns 2005 negativ widerspiegeln wird. Daher erwartet Jenoptik für 2005 ein negatives Ergebnis nach Steuern, das voraussichtlich im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen wird.
In diesen Differenzbetrag sind unter anderem auch Abwertungen für das bereits zum 3. Quartal 2005 genannte Projekt mit Terminverzögerungen, die vollständige Abschreibung des at-equity-Anteils an der M+W Zander Gebäudetechnik sowie die Auflösung der Konsortialvereinbarung mit den Minderheitsaktionären eingeflossen.
Da sich die Entkonsolidierung M+W Zanders durch alle Posten der Gewinn- und Verlustrechnung des Jenoptik-Konzerns ziehen wird, sind für M+W Zander sowie für den Jenoptik-Konzern insgesamt konkrete Prognosen zum Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit 2005 noch nicht möglich.
Anteile an der M+W Zander Gebäudetechnik GmbH weiter reduziert
Die vollständige Abwertung der Anteile an der M+W Zander Gebäudetechnik GmbH ist mit rund 18 Mio. EUR im Jahresabschluss 2005 enthalten und erfolgte in Vorbereitung der weiteren Reduzierung der Anteile Ende Dezember auf nunmehr 25,1%. Bisher hielt der Jenoptik-Konzern noch 49% an dem Unternehmen, das ganzheitliche Lösungen für technologisch komplexe Gebäude und Anlagen bietet. Die Geschäftsführer der Gesellschaft, Steffen Pfund, Dr. Klaus Hermsdorf und Robert Funcke halten nun 61% (zuvor 41%); die Beteiligungsgesellschaft TEMCO Holding erhöhte ihren Anteilsbesitz auf 13,9% (zuvor 10%). Langfristige Rahmenvereinbarungen mit Jenoptik wurden im Zuge des geänderten Geschäftsmodells der Gesellschaft und der weiteren Anteilsreduzierung angepasst. Die verbleibenden 25,1% der Anteile werden weiterhin von M+W Zander gehalten. Die Anteilsabgabe wird keine weiteren Auswirkungen auf das Jahresergebnis des Jenoptik-Konzerns haben.
Verkauf mit positiven Auswirkungen auf die Konzern-Bilanz: Schuldenabbau und höhere Eigenkapitalquote
Der JENOPTIK AG werden mit dem Closing des Vertrags liquide Mittel in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrages zufließen. Vom Käufer werden zudem Netto-Finanzschulden des Unternehmensbereiches Clean Systems (Bankverbindlichkeiten und Pensionsverpflichtungen abzüglich Barmittel) übernommen. Der Verkauf von M+W Zander wird sich nach dem Vollzug des Vertrages (Closing) auf Basis der Konzernbilanz zum 30. September 2005 wie folgt auswirken:
- Die kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten reduzieren sich um knapp 100 Mio. EUR.
- Die Verbindlichkeiten aus der Anwendung der percentage-of-completion-Methode gehen um rund 88 Mio. EUR zurück, die Verbindlichkeiten aus erhaltenen Anzahlungen reduzieren sich um rund 45 Mio. EUR.
- Die Pensionsverbindlichkeiten reduzieren sich um rund 46 Mio. EUR bei Clean Systems und um rund 42 Mio. EUR beim Jenoptik-Pension-Trust.
- Der Kassenbestand verringert sich um rund 99 Mio. EUR.
- Die Bilanzsumme wird sich deutlich verkürzen und ersten Schätzungen zufolge auf unter eine Milliarde Euro sinken, womit sich die Eigenkapitalquote trotz des Buchverlustes deutlich erhöhen wird.
- Die Nettoverschuldung des Konzerns wird sich in Folge des Verkaufs von rund 360 Mio. EUR per 30. September 2005 auf rund 250 Mio. EUR nach dem Closing reduzieren.
Im Verlauf der Geschäftsjahre 2006 und 2007 strebt der Jenoptik-Konzern an, die Verschuldung deutlich zu verringern. Dies soll durch die vorzeitige Rückzahlung der Anleihe mit Mitteln aus dem Verkauf von M+W Zander, die weitere Reduzierung der Verbindlichkeiten aus dem Finanzierungsleasing sowie positive Cashflows erfolgen.
Kompetenzen rund um Licht als industrielles Werkzeug
Der Jenoptik-Konzern stellt sich ab 2006 entlang seiner Kernkompetenz Licht als industrielles Werkzeug auf. Die Unternehmen des Konzerns beherrschen die photonischen Technologien vom Erzeugen des Lichts (Laser) über das Formen (Optik) bis hin zum Erfassen von Licht (Sensorik). Unterstützende Technologien der Mechatronik, die Kombination von Mechanik und Elektronik, runden das Profil des Konzerns ab.
Die Einsatzmöglichkeiten und das Potenzial von Licht als Werkzeug sind vielfältig und stehen erst am Anfang ihrer Verbreitung in allen Bereichen des modernen Lebens. Die Technologien, Komponenten und Anlagen des Jenoptik-Konzerns richten sich daher an eine breite Kundschaft, die vorrangig aus der Industrie kommt. Der Konzern ist nicht allein auf eine oder zwei wesentliche Schlüsselbranchen fokussiert, die Märkte leiten sich vielmehr aus den Möglichkeiten ab, Licht in Prozessen oder Produkten einzusetzen. Dies geschieht, indem bisher übliche Technologien und Produktionsverfahren ersetzt sowie neue Produkte und Produktionsverfahren entwickelt werden. Somit erschließt sich der Jenoptik-Konzern gemeinsam mit den Kunden permanent neue Absatzmärkte. Zu den wesentlichen Märkten, auf denen Jenoptik mit einem umfangreichen Portfolio von Komponenten sowie Systemen und Anlagen präsent ist, zählen die Materialbearbeitung, die Medizintechnik, der Markt für Sicherheits- und Wehrtechnik, die Halbleiterindustrie, die Luft- und Raumfahrtindustrie, der Markt rund um digitale Bildverarbeitung sowie die Verkehrssicherheits- und die Messtechnik.
Jenoptik künftig mit drei wachstumsstarken Sparten
Der Jenoptik-Konzern fasst das operative Geschäft künftig in die drei Sparten Laser&Optik, Sensorik und Mechatronik, die sich an den Technologiekompetenzen des Konzerns orientieren. Während die Laser&Optik-Sparte vor allem das Entwickeln und Fertigen von Komponenten und Subsystemen zusammenfasst, die dann von Kunden weiter in Systeme und Anlagen integriert werden, sind in der Sensorik vorrangig jene Konzerngesellschaften zusammengefasst, die komplette Systeme und Anlagen entwickeln, herstellen und vertreiben.
Der pro-forma-Umsatz der Sparte Laser&Optik wird nach Unternehmensangaben 2005 voraussichtlich 154 Mio. EUR betragen (alle nachfolgenden Zahlenangaben sind pro forma und ohne Konsolidierungseffekte), bei einem Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit von gut 14 Mio. EUR. Im Bereich der Laser konzentriert sich Jenoptik vor allem auf neue Wirkprinzipien, zum Beispiel Scheibenlaser und Hochleistungs-Diodenlaser. Die Einsatzgebiete liegen vor allem in der Materialbearbeitung und der Medizintechnik. Im Bereich der Optik entwickelt, fertigt und vertreibt der Konzern hochwertige optische und schichtoptische Komponenten sowohl aus Glas als auch aus Kunststoff sowie opto-mechanische Baugruppen.
In der Sensorik entwickelt, fertigt und vertreibt Jenoptik Systeme und Anlagen für den Einsatz in der Verkehrsüberwachung, Sicherheitstechnik, in der industriellen Messtechnik und in der Luft- und Raumfahrtindustrie. Die Sensorik-Sparte erzielte 2005 bei einem Umsatz von rund 136 Mio. EUR ein Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit in Höhe von gut 18 Mio. EUR.
In der Mechatronik bietet Jenoptik komplexe technologische Komponenten und Systeme für zivile und militärische Anwendungen. Schwerpunkt sind die Entwicklung und Produktion von Antriebs- und Stabilisierungssystemen. Mit einem Umsatz von rund 117 Mio. EUR und einem Betriebsergebnis von gut 8 Mio. EUR bewegt sich die dritte Sparte des Konzerns mit einem hohen Anteil an Wehrtechnik vor allem in Märkten der öffentlichen Hand.
Internes Wachstum und Akquisitionen sollen 2006 zu einem starken Photonics-Wachstumsjahr machen
Die anhaltend starke Auftragslage, eine spürbare Konjunkturbelebung vor allem für Investitionsgüter sowie eine alleinige Konzentration aller Unternehmensressourcen auf die Aktivitäten in den drei wachstumsstarken Sparten Laser & Optik, Sensorik und Mechatronik werden nach Ansicht des Managements 2006 zu einem höheren Umsatz und Ergebnis führen. Der Umsatz soll (ohne Berücksichtigung weiterer Akquisitionen in 2006) um bis zu 10% wachsen; die EBIT-Marge vor Holdingkosten wiederum zwischen 9 und 10% liegen. Wachstumsimpulse sollen vor allem aus der fortschreitenden Internationalisierung, dem strategischen Ausbau der Aktivitäten über Beteiligungen, Kooperationen und Akquisitionen sowie der Vernetzung der Geschäfte untereinander kommen.
Bis zum Closing des Vertrags zum Verkauf des Unternehmensbereiches Clean Systems, das voraussichtlich im 1. Halbjahr 2006 erfolgen soll, wird M+W Zander anteilig in die Konzernzahlen des laufenden Geschäftsjahres 2006 einfließen. Aufgrund der mit dem Vertragsabschluss zusätzlich übernommenen Chancen und Risiken, ist nicht auszuschließen, dass es aus dem Verkauf 2006 nochmals negative Ergebniseffekte geben kann.
Mittelfristig strebt der Jenoptik-Konzern für 2007 inklusive Akquisitionen eine Umsatzmarke von 500 Mio. EUR an, langfristig soll der Konzern auf ein Umsatzvolumen von rund 1 Mrd. EUR wachsen.
Veröffentlichungsdatum:
30.01.2006
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11:18
Redakteur:
rpu