Zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung lud die Scherzer & Co. AG ihre Anteilseigner am 22. Mai 2006 in das Renaissance Hotel nach Köln ein. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hanno Marquardt eröffnete die Hauptversammlung um 11:10 Uhr und begrüßte die rund 75 Aktionäre und Gäste, unter denen sich auch Alexander Langhorst von GSC Research befand. Dann gratulierte er dem Alleinvorstand Dr. Georg Issels (zugleich auch Vorstand der Allerthal-Werke AG) zur Geburt seines ersten Kindes in der Nacht vor der Hauptversammlung, erledigte die üblichen einleitenden Hinweise und Formalien und erteilte anschließend dem Vorstand das Wort.
Bericht des Vorstands
Nach der Begrüßung der Teilnehmer und seinem Dank für das deutlich gestiegene Interesse an der Gesellschaft stellte Dr. Issels fest, dass das Jahr 2005 ganz im Zeichen der operativen Wiederbelebung und Aufkapitalisierung des Unternehmens stand. So hat sich das Grundkapital der Gesellschaft im Rahmen von zwei Kapitalerhöhungen beträchtlich erhöht, und in einem ersten Schritt sind bei einem Bezugsrecht im Verhältnis 1:13 zu 1,05 EUR bei einer Aufstockung von 883.750 auf 12.372.500 EUR der Scherzer & Co. AG liquide Mittel in einer Größenordnung von 12,065 Mio. EUR zugeflossen. Ferner konnten im Dezember 2005 im Rahmen einer "kleinen" Kapitalerhöhung um 10 Prozent ohne Bezugsrecht weitere 1.237.250 Aktien zu einem Preis von 1,18 EUR bei institutionellen Investoren platziert werden. Im laufenden Geschäftsjahr 2006 konnte eine weitere Bezugsrechtskapitalerhöhung im Verhältnis 3:1 zu 1,45 EUR erfolgreich abgeschlossen werden, so dass sich das gezeichnete Kapital des Unternehmens nun auf 18.146.333 Aktien beläuft und an der Börse eine gute Handelbarkeit gewährleistet ist.
Seit Ende 2005 wird die Aktie der Scherzer & Co. AG nach Angabe von Dr. Issels auch aktiv an der Computerbörse Xetra gehandelt, als Designated Sponsor wurde die Close Brothers Seydler AG beauftragt. Der Vorstand dankte in diesem Zusammenhang sowohl den Aktionären für die Teilnahme an den Kapitalmaßnahmen, die einen wesentlichen Anteil an der erfreulichen Entwicklung des Unternehmens hatten, als auch den begleitenden Kreditinstituten und hier insbesondere dem Bankhaus Neelmeyer, Close Brothers Seydler AG, der equinet AG sowie der BHF Bank AG.
Im vergangenen Geschäftsjahr hat sich seit der Ankündigung der operativen Wiederbelebung des Unternehmens auch der Aktienkurs stürmisch entwickelt. Bereinigt um den Bezugsrechtsabschlag der Kapitalerhöhung im Verhältnis 1:13 hat sich dieser vervierfacht, und damit liegen Anleger, die ihr Investment zu 1,05 EUR begonnen haben, nach weniger als zwölf Monaten bereits mit über 50 Prozent im Plus. Dr. Issels bekräftigte in diesem Kontext die Zielsetzung von Vorstand und Aufsichtsrat, die Kapitalbasis der Scherzer & Co. AG kontinuierlich zu erweitern und dafür auch in der Zukunft die Chancen der Wertpapiermärkte zur Durchführung weiterer Kapitalerhöhungen zu nutzen.
Mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in 2005 zeigte sich der Vorstand erfreut, über einen erfolgreichen Verlauf berichten zu können, ebenso wie auch der Start in das Jahr 2006 erfolgreich war. Entsprechend der kommunizierten Anlagestrategie, das Vermögen der Gesellschaft etwa hälftig sicherheits- und chancenorientiert zu investieren, wurden im Berichtsjahr einige interessante Engagements aufgebaut. Im Bereich der sicherheitsorientierten Anlagen konnte mit dem Erwerb von Aktien der AXA Konzern AG ein Volltreffer gelandet werden. Bereits im Dezember 2005 hat der französische Großaktionär AXA France ein freiwilliges Angebot an die Minderheitsaktionäre zu einem Kurs von 129,30 EUR lanciert, um auf die zur Umsetzung eines Squeeze-outs nötige Beteiligungsquote von über 95 Prozent zu kommen. Wie kürzlich vom Unternehmen mitgeteilt wurde, soll der Ausschluss der Minderheitsaktionäre auf einer Hauptversammlung im Juli 2006 beschlossen werden. Die Scherzer & Co. AG hat laut Dr. Issels den wesentlichen Teil ihrer AXA-Beteiligung in 2006 im Rahmen des freiwilligen Angebots veräußert
Bei den chancenorientierten Anlagen ist der Einstieg mit einer Beteiligung knapp unter der 5-Prozent-Schwelle beim Traditionsunternehmen Leica Camera AG gelungen, und dieser Anteil konnte mit einem deutlichen Gewinn noch vor dem Geschäftsjahresende in 2005 wieder veräußert werden. Bezüglich weiterer wichtiger Portfolio-Bestandteile verwies Dr. Issels auf den Geschäftsbericht des Unternehmens, in dem diese näher vorgestellt werden. In der Rubrik der sicherheitsorientierten Investments sind Anteile bei der AMB Generali Holding und der HypoVereinsbank AG zu nennen, unter den eher chancenorientierten finden sich solche von Custodia Holding AG und Biotest.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnten sowohl aus dem Anlage- als auch aus dem Umlaufvermögen der Scherzer & Co. AG Erträge erzielt werden. Ausweislich des Geschäftsberichts standen den Umsätzen aus Wertpapieren des Umlaufvermögens von 17,893 Mio. EUR Einstandskosten von 17,339 Mio. EUR gegenüber, die Umsatzerlöse bei den Wertpapieren des Anlagevermögens beliefen sich auf 6,185 Mio. EUR bei Anschaffungskosten von 4,491 Mio. EUR.
Von den Abschreibungen in Höhe von insgesamt 318 TEUR entfielen 215 TEUR auf das Finanzanlagevermögen und 103 TEUR auf Wertpapiere des Umlaufvermögens, die sonstigen betrieblichen Aufwendungen in Höhe von 348 TEUR verteilten sich zu 142 TEUR auf die Beratungsgebühren durch die Rheiner Moden AG und zu 97 TEUR auf die Kosten der Hauptversammlungen und der Kapitalerhöhungen. Unter Berücksichtigung dieser Posten und des Zinsaufwands ergibt sich ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit in Höhe von 1,63 Mio. EUR und ein Jahresüberschuss von 1,537 Mio. EUR. Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie von 0,11 EUR bezogen auf die zum Jahresende 2005 vorhandene Aktienzahl von gut 13,6 Millionen Stück.
Positiv ist nach Angaben von Dr. Issels auch der Start in das laufende Geschäftsjahr verlaufen. So konnten im ersten Quartal 2006 bereits Gewinne von über 1 Mio. EUR generiert werden, bis Mitte Mai hat sich dieser Wert vor Berücksichtigung von Abschreibungen und Steuern bereits auf gut 2 Mio. EUR annähernd verdoppelt. Der Vorstand sieht die Gesellschaft mit dem bestehenden Portfolio und der verfolgten Anlagestrategie gut positioniert und rechnet damit, auch bei zwischenzeitlich aufkommenden Börsengewittern das Vorjahresergebnis in 2006 übertreffen zu können.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner meldete sich Rechtsanwalt Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), zu Wort und bezeichnete die Scherzer & Co. AG als kleine, aber feine Kapitalanlagegesellschaft, deren Anlagestil dem aufmerksamen Beobachter bereits von der Allerthal-Werke AG bekannt vorkommt. Das vorliegende Ergebnis bewertete der Aktionärsschützer als sehr erfreulich, zumal auch unter Berücksichtigung des Umstands, dass dem Unternehmen erst seit Juni 2005 nach der Kapitalerhöhung im Verhältnis 1:13 richtig Geld zur Verfügung gestanden hat. Mit Blick auf die teilweise bestehende Überschneidung der handelnden Personen bei den Allerthal-Werken AG, der Rheiner Moden AG sowie der Scherzer & Co. AG erkundigte sich der DSW-Geschäftsführer nach möglichen Interessenskonflikten bei der Frage, welche der genannten Unternehmen nun ein identifiziertes und lohnend erscheinendes Investment tätigen darf.
Im Rahmen seiner Antwort erklärte Dr. Issels, dass diese vom Redner vermutete Problematik in der Praxis nicht besteht, da der Fokus der angesprochenen Unternehmen jeweils ein anderer ist, wenngleich sich der grundsätzlich verfolgte Investmentansatz durchaus ähnelt. Die Allerthal-Werke AG, bei denen er selbst ebenfalls Vorstand ist, sind eine Holding mit Fokus auf Sondersituationen, das Anlageinteresse erstreckt sich dort vornehmlich auf die kleineren Aktiengesellschaften und nur selten auf die größeren Unternehmen. Investitionen bei letztgenannten nimmt Allerthal normalerweise nur bei anstehenden Strukturmaßnahmen oder Squeeze-outs vor, so dass es hier zu einer Überschneidung des Anlageinteresses mit der Scherzer & Co. AG kommen könnte.
Die Scherzer & Co. AG fokussiert sich dank ihrer inzwischen deutlich höheren Kapitalisierung vornehmlich auf Beteiligungen an größeren Aktiengesellschaften, Positionen im Umfang von nur einigen zehntausend Euro wie im Fall der Allerthal-Werke AG würden hier nur wenig Sinn machen, so Dr. Issels weiter. Bei Investitionen in größere Abfindungskandidaten wie HypoVereinsbank oder AMB Generali ist genügend Platz für beide Gesellschaften, so dass man sich hierbei "nicht in Quere kommt", vielmehr kann durch die Bündelung von Stimmrechten zusätzliche Schlagkraft entfaltet werden.
Ein gänzlich anderes Geschäft betreibt die auf sogenannte Nachbesserungsrechte aus Spruchstellenverfahren konzentrierte Rheiner Moden AG. Diese Nachbesserungsrechte verbriefen Ansprüche auf mögliche Nachzahlungen aus gerichtlichen Spruchstellenverfahren, die im Nachgang zu Strukturmaßnahmen oder Squeeze-outs eingeleitet werden. Die Rheiner Moden AG ist bemüht, einen Marktplatz für derartige Rechte aufzubauen. Neben dem Erwerb derartiger Rechte investiert die Gesellschaft auch in Unternehmen, bei denen derartige Rechte in absehbarer Zeit entstehen werden.
Ferner bietet die Rheiner Moden Beratung in Kapitalmarktfragen aller Art an und steht mit ihrem Know-how auch der eher fondsähnlich konzipierten Scherzer & Co. AG im Rahmen eines Beratungsvertrags zur Verfügung. Dank der Beratung durch die Rheiner Moden ist das Unternehmen auf Beteiligungschancen wie die Combots AG (früher: Web.de AG) sowie die Biotest AG aufmerksam geworden und kann sich hier bereits über eine erfreuliche Performance freuen. Die anfallenden Beratungsgebühren sind laut Dr. Issels überschaubar, neben einem fixen Satz von 0,45 Prozent des bilanziellen Eigenkapitals erhält die Rheiner Moden auch eine erfolgsabhängige Vergütungskomponente in Höhe von 5,5 Prozent des Jahresüberschusses nach Steuern.
Auf die ergänzende Frage nach den Unterscheidungsmerkmalen zu anderen Beteiligungsgesellschaften am Markt wie z.B. der Carthago-Gruppe, der Horus AG, der Trade & Value und anderen Unternehmen erklärte der Vorstand, dass es sich bei all diesen Gesellschaften um interessante Firmen mit unterschiedlichen Investmentstilen handelt und dass die Scherzer & Co. ebenfalls Teil dieser Szene ist. Dr. Issels würde es nach eigenen Angaben sehr begrüßen, wenn in der Zukunft noch weitere Gesellschaften mit interessanten Anlagestrategien den deutschen Kurszettel bereichern würden, positiv sei das Vorhandensein einer solchen Szene allemal, da man mit diesen Akteuren auch in einem Informationsaustausch steht.
Angesprochen auf die aktuell im Wertpapierbestand vorhandenen Kursreserven betonte der Alleinvorstand, dort seien zwar schöne Reserven vorhanden, vor einer Realisierung derselben sei dies jedoch nur Schall und Rauch, und deshalb werde er erst bei Abschluss einer Veräußerung darüber berichten. Ergänzend verwies er an dieser Stelle nochmals auf das Bestreben der Verwaltung, dass sich die Scherzer & Co. AG ruhig und vernünftig entwickeln soll. Auch die im weiteren Debattenverlauf von einem Redner angeregte Bekanntgabe des Net Asset Values (NAV) ist laut Vorstand nicht vorgesehen, ein wesentliches Problem bei der Berechnung desselben seien nicht marktnotierte Vermögenswerte wie z.B. Nachbesserungsrechte oder Ähnliches.
Im Zusammenhang mit dem aus Sicht des DSW-Geschäftsführers erfreulichen Ergebnis erkundigte sich dieser danach, inwieweit dieses auf den erfolgreichen Verkauf der Leica-Beteiligung zurückzuführen ist. Nach Aussage von Dr. Issels stammt ein wesentlicher Teil des ausgewiesenen Ertrags in der Tat aus der Leica-Position, aber auch bei der Position Fortune Management Inc. konnten in 2005 ansehnliche Gewinne teilrealisiert werden. Auf die ergänzende Frage nach der Investmentstory bei dem genannten Unternehmen antwortete der Vorstand, dass sich diese Gesellschaft die Konsolidierung von schweizerischen Vermögensverwaltern auf die Fahnen geschrieben hat und unter anderem die Dr. Höller Vermögensverwaltung zu ihren Beteiligungen zählt. Von dem sehr dynamisch agierenden Management, welches auch im Segment des Private Equity unterwegs ist, habe das Management der Scherzer & Co. im persönlichen Gespräch einen sehr guten Eindruck gewonnen. Nach der teilweisen Gewinnrealisierung ist man mit der Kursentwicklung von 1 EUR auf aktuell rund 3 EUR natürlich sehr zufrieden.
Befragt nach Veräußerungen im laufenden Geschäftsjahr antwortete Dr. Issels, dass hierunter vor allem ein Großteil der Aktien des AXA Konzerns fällt, die im Rahmen des in 2006 vorgelegten freiwilligen Angebots der französischen Großaktionärin eingereicht worden sind. In der sehr positiven Marktphase zu Beginn des Jahres 2006 wurden auch weitere Positionen abgebaut, die Scherzer & Co. AG agiere in dieser Frage durchaus aktiv, so der Vorstand weiter.
Nähere Erklärungen erbat Herr Hechtfischer auch in Bezug auf die Höhe der aktuellen Beteiligungsquote der Allerthal-Werke AG am Unternehmen und zu den im Rahmen der letzten Kapitalerhöhungen eingestiegenen institutionellen Investoren. Unter den Investoren befinden sich nach Angaben des Vorstands einige bekannte Namen, er bat jedoch um Verständnis, dass diese nicht genannt werden. Einen gewissen Eindruck könne man sich jedoch durch Studium der ausliegenden Präsenzliste verschaffen, so Dr. Issels weiter. Mit Blick auf die Beteiligungshöhe der Allerthal-Werke AG erklärte er, dass diese weiterhin Aktionärin des Unternehmens ist und dass die Quote um die 10 Prozent herum schwankt. Die weitere Entwicklung ist abhängig davon, inwieweit diese Aktionärin an künftigen Kapitalmaßnahmen teilnimmt.
Ferner interessierten den Aktionärsschützer die Konditionen der in Anspruch genommenen Fremdmittel. Hierbei handelt es sich, wie Dr. Issels ausführte, um einen normalen Lombardkredit, der beispielsweise bis zum Zufluss von Mitteln aus einer Kapitalerhöhung, sofern dies sinnvoll erscheint, in Anspruch genommen wird. Mit den begleitenden Banken ist die Verwaltung diesbezüglich bemüht, gute Konditionen zu erzielen, diese liegen je nach Bank unterschiedlich etwas über dem jeweils aktuellen Euribor-Satz.
Abschließend erbat der DSW-Vertreter noch eine Einschätzung des Vorstands zu verschiedenen Positionen des Depots. Wie Dr. Issels diesbezüglich ausführte, erfolgte beim Pumpenhersteller KSB der Einstieg zu einem guten Zeitpunkt, der Pharmahändler Sanacorp liegt derzeit vom Kurs her unter dem Einstiegspreis von Scherzer & Co.. Angesichts der Börsenbewertung von Sanacorp gut 20 Prozent unterhalb des bilanziellen Eigenkapitals sowie der guten Dividendenrendite sieht der Vorstand aber der weiteren Entwicklung dieser Position entspannt entgegen.
Interessantes Potenzial wird neben den Aktien der AMB Generali Holding AG auch den Anteilsscheinen der ABIT AG beigemessen, die im vergangenen Jahr durch die GFKL, ein durch verschiedene namhafte Investoren wie Goldman Sachs, ABN AMRO und WestLB finanziertes Leasingunternehmen, übernommen worden ist. Die ABIT selbst ist im Bereich der Entwicklung von Softwarelösungen für Forderungsmanagement und Inkasso aktiv, bislang konnte die geplante Verschmelzung mit der GFKL infolge von anhängigen Anfechtungsklagen noch nicht durchgeführt werden. Für die Scherzer & Co. bietet dieses Engagement nach Angabe von Dr. Issels eine doppelte Chance, zum einen in Form einer Nachbesserung des Umtauschverhältnisses im Rahmen eines Spruchstellenverfahrens und zum zweiten aus einem möglichen IPO der GFKL. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt tendiere er eher dazu, den Tausch der ABIT- in GFKL-Aktien anstelle der alternativ ebenfalls angebotenen Barabfindung zu wählen.
Als aussichtsreich und in einem interessanten Marktumfeld tätig ist laut Dr. Issels auch das Portfoliounternehmen TeleAtlas zu bewerten, welches im stark wachsenden Markt der Software für mobile Navigationssysteme aktiv ist. Dieser Markt ist derzeit im Wesentlichen unter zwei Unternehmen aufgeteilt, wovon eines die TeleAtlas ist. Seit dem IPO dieses Unternehmens im neuen Markt zu 19 EUR und einem Hoch von 26 EUR war der Aktienkurs zwischenzeitlich auch bis auf 1 EUR gefallen, inzwischen befindet sich die Gesellschaft aber auf einem guten Weg. Überdies bietet der adressierte Markt für potenzielle neue Wettbewerber eine hohe Eintrittsbarriere. Auf Sicht sollten daher die beiden Anbieter auf diesem Gebiet gute Margen erzielen und von der weiterhin dynamischen Entwicklung bei der Nachfrage nach Navigationsgeräten profitieren können.
Mehrere Redner erkundigten sich im Rahmen der Generaldebatte nach der künftig vom Unternehmen verfolgten Dividendenpolitik und regten in diesem Zusammenhang Ausschüttungen an die Anteilseigner an. Dr. Issels zeigte sich mit Blick auf derartige Vorschläge gesprächsbereit und sagte zu, dass Vorstand und Aufsichtsrat diese Frage jährlich neu prüfen werden. Angesichts der aktuell noch bestehenden Aufbauphase soll aber kurzfristig tendenziell eher auf Ausschüttungen verzichtet werden.
Aktionär John zeigte sich mit der Entwicklung des Unternehmens in den vergangenen Monaten seit der ersten Kapitalerhöhung ebenfalls sehr zufrieden und bat um eine Einschätzung des Vorstands in Bezug auf weitere Kapitalmaßnahmen des Unternehmens. Als Vision nannte Dr. Issels ein Kapitalvolumen von 100 Mio. EUR, welches mit der verfolgten Anlagestrategie und den vorhandenen Ressourcen relativ problemlos zu managen ist. Bei Kapitalmaßnahmen werde die Unternehmensführung auch künftig sehr opportunistisch agieren und solche vornehmen, wenn im Markt die entsprechende Nachfrage vorhanden ist. Hierbei sind jedoch faire Konditionen für alle Beteiligten ein wichtiger Schritt zum Erfolg, ebenso wie darauf zu achten ist, dass auch nach der Umsetzung der Kapitalerhöhung tendenziell noch mehr Nachfrage als Angebot vorhanden ist.
Befragt nach den Renditevorstellungen des Vorstands auch in einem schwieriger werdenden Börsenumfeld erwiderte der Angesprochene, eine Antwort hierauf sei sehr schwierig, und dies sei letztlich auch immer eine Frage der zugrundeliegenden Zeitachse. Grundsätzlich werden jedoch seitens des Managements keine Investitionen vorgenommen, bei denen eine Rendite von nur 3 oder 5 Prozent zu erwarten ist, sondern es muss die Perspektive auf eine darüber liegende Rendite bestehen.
Ferner erkundigte sich der Redner nach dem aktuellen Stand in Bezug auf die im vergangenen Jahr von den Hauptversammlungen beschlossene Fusion zwischen freenet.de AG und mobilcom. Die aktuelle Entwicklung, der Vollzug der Verschmelzung wird zurzeit noch von anhängigen Klagen behindert, hat der Vorstand der Scherzer & Co. AG sehr genau im Auge, der Charme dieser Transaktion liegt in der Nutzung der erheblichen Verlustvorträge der mobilcom für das ertragreiche Geschäft der freenet.de. Die aktuelle Börsenbewertung der mobilcom wird durch das betriebene Reselling-Geschäft abgedeckt. Die Beteiligung an der freenet.de sowie die vorhandene Liquidität gibt es quasi umsonst dazu. Chancen sieht Dr. Issels auch in Bezug auf den Großaktionär Texas Pacific Group (TPG), welcher bei einem Erwerbspreis von 14,77 EUR bislang ebenfalls wenig Freude an seinem Invest hatte und noch weit von den in der Privat Equity-Branche bestehenden Renditevorgaben von 20 bis 30 Prozent p.a. entfernt ist. Vor diesem Hintergrund hält es Dr. Issels für nicht unwahrscheinlich, dass bereits Alternativen zur Fusion mit der freenet.de. geprüft werden.
Befragt nach den Preisvorstellungen bei der Beteiligung an der AMB Holding AG führte Dr. Issels aus, dass diese oberhalb des aktuellen Kursniveaus liegen, einzelne Marktbeobachter halten hier Werte von 115 EUR oder sogar 125 EUR je Aktie für möglich. Laut Einzelabschluss liegt der Wert ohne Zuschläge bei 95 EUR, beim bereits beschlossenen Squeeze-out der österreichischen Schwestergesellschaft Generali Holding Vienna wurde auf der Hauptversammlung eine zweimalige Anhebung der Barabfindung seitens des italienischen Mehrheitsaktionärs um insgesamt 20 Prozent vorgenommen.
Auf die ergänzende Frage zur aktuellen Einschätzung der Börsenentwicklung antwortete Dr. Issels, dass insbesondere die Aktien von kleinen und mittleren Unternehmen in den vergangenen Jahren sehr gut gelaufen sind im Gegensatz zu den Blue Chips. Trotz der aktuellen Turbulenzen sieht er das Portfolio der Scherzer & Co. AG mit der verfolgten Anlagestrategie gut positioniert, und insbesondere Positionen wie die HypoVereinsbank und AMB Generali entwickelten sich in der Schwächephase besser als der Markt, was er als klares Anzeichen dafür wertete, dass sich diese Stücke insgesamt verknappen.
Im weiteren Debattenverlauf meldeten sich noch die Aktionäre Knebel, Böhm und Dr. Roß zu Wort und erkundigten sich unter anderem nach getätigten Transaktionen mit Derivaten sowie dem geplanten Anteil von nicht börsennotierten Beteiligungen. Bei den Derivaten existiert laut Vorstand eine Budgetierung seitens des Aufsichtsrats, Investitionen erfolgen hier in Finanzinstrumente auf Abfindungs- oder abfindungsnahe Werte, die über eine Begrenzung nach unten verfügen, jedoch noch interessantes Upside-Potenzial beinhalten. Im Regelfall wird die Scherzer & Co. nur in an der Börse handelbare Aktien investieren, in Ausnahmefällen hält Dr. Issels jedoch auch einmal Engagements auf der direkten Stufe vor einem Börsengang für möglich. Erstes konkretes Beispiel für eine solche Transaktion könnten die genannten Aktien der GFKL sein, sofern man sich im Zuge der Verschmelzung mit der ABIT für einen Tausch in diese Papiere entscheidet.
Auf die Frage nach dem Volumen der Inanspruchnahme von Fremdmitteln antwortete der Vorstand, dass diese situationsbezogen und sehr kurzlaufend erfolgt, die Beleihungsgrenzen wurden dabei bisher noch nie auch nur ansatzweise ausgeschöpft. Die von Aktionär Böhm vorgebrachte Anregung, die Bilanzierung von HGB auf IFRS umzustellen, um eine bessere Abbildung der Reserven in der Bilanz zu ermöglichen, wies der Vorstand zurück und betonte im Rahmen seiner Antwort die Vorteile einer Niederstwertbilanzierung nach HGB.
Lob erhielt die Verwaltung von Aktionär Dr. Roß für die im Gegensatz zu vielen anderen Gesellschaften nicht in der Satzung verankerte Möglichkeit zur Beschränkung des Frage- und Rederechts im Rahmen der erforderlichen Anpassung an das Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG). Auf die ergänzende Nachfrage im Rahmen der allgemeinen Aussprache wurde der Aufwand für das neue Erscheinungsbild der Scherzer & Co. AG vom Vorstand auf einige tausend Euro veranschlagt. Das gewählte Symbol Baum steht dabei mit seinem Stamm für Sicherheit, und die verschiedenen Äste spiegeln die einzelnen Beteiligungen wider.
Abstimmungen
Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 13:20 Uhr wurde die Präsenz mit 8.663.914 Aktien oder 47,74 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden dann mit sehr großer Mehrheit bei vereinzelt mehreren zehntausend Gegenstimmen und/oder Enthaltungen verabschiedet.
Im Einzelnen beschlossen wurden der Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3), und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Formhals Revisions- und Treuhand-GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Wipperfürth, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2006 (TOP 5), Satzungsänderungen in Anpassung an das Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) (TOP 6) sowie die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals (TOP 7).
Fazit
Die operative Wiederbelebung des Mantels der früheren Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG in Form der Scherzer & Co. AG ist bereits in den ersten Monaten sehr erfolgreich verlaufen, wie das positive Ergebnis von knapp 1,5 Mio. EUR nach nur knapp einem halben Jahr der operativen Tätigkeit belegt. Auch die im Geschäftsbericht vorgestellten und der Hauptversammlung genannten wesentlichen Portfoliopositionen beinhalten aus Sicht des Verfassers ebenfalls interessantes Potenzial für künftige Wertsteigerungen, von denen die Aktionäre auf Sicht durch eine positive Kursentwicklung der Aktie des Unternehmens profitieren sollten.
Nach wie vor gültig ist die bereits im vergangenen Jahr getroffene Einschätzung, dass die verfolgte Investmentphilosophie mit der Fokussierung auf sicherheits- und chancenorientierte Anlagen, die auf Sicht auch unabhängig von der allgemeinen Kapitalmarktentwicklung eine attraktive Rendite erwarten lassen, positiv zu werten ist, da sich im Fall von Abfindungsspekulationen oder auch Sondersituationen in jedem Börsenumfeld interessante Chancen bieten. Vor diesem Hintergrund eignet sich die Aktie der Scherzer & Co. AG als Depotbeimischung für all jene Anleger, welche ein Wertpapier mit den Charaktereigenschaften sogenannter alternativer Investments suchen.
Kontaktadresse
Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG
Friesenstraße 50
D-50670 Köln
Tel.: +49 (0) 221 / 82032 - 0
Fax: +49 (0) 221 / 82032 - 30
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Hinweis: Der Autor besitzt Aktien der Gesellschaft.