Zu ihrer dritten ordentlichen Hauptversammlung hatte die RENERCO Renewable Energy Concepts AG am 19. Mai 2006 in die Räumlichkeiten des Hotels Bayerpost in München eingeladen. Rund 20 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Alexander Dößel von GSC Research, waren erschienen, um nähere Informationen zu den Beweggründen des neuen Großaktionärs Babcock & Brown GmbH und den Entwicklungen im Projektgeschäft mit alternativen Energiequellen zu erfahren.
Der Aufsichtsratsvorsitzende und zugleich Vertreter des neuen Großaktionärs Babcock & Brown GmbH, Martin Rey, stellte fest, dass Vorstand und Aufsichtsrat vollzählig erschienen waren und verlas die üblichen Formalien. Des Weiteren seien innerhalb der Frist keine Ergänzungsanträge oder Gegenanträge zur Tagesordnung eingereicht worden, ein Notar sei für das Protokoll der Hauptversammlung nicht erforderlich. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC Deutsche Revision, München, hat bei ihrer Prüfung keine Einwende erhoben und den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt.
Wie Herr Rey weiter ausführte, hat die Gesellschaft ab 2004 ihre Geschäfte konsolidiert und profitiert nun ab 2005 von dieser Vorarbeit. Das Geschäftsumfeld für alternative Energieträger gestaltete sich aufgrund der hohen Energiepreise positiv, und so konnten neue Projekte vorbereitet und alte realisiert werden. Als Hauptbeteiligung nannte er den Windkraftpark La Muela in Spanien und die Wasserkraftbeteiligung Hydroel in Italien, die von höheren Einspeisevergütungen profitieren konnten. Die Beteiligung PDF-Share wurde reorganisiert und die italienische Anemongruppe verkauft.
Ferner wurden die Verbindlichkeiten zurückgefahren und die Liquidität gestärkt, die Erwartungen hinsichtlich der Ergebnisse wurden erfüllt. Herr Rey sieht erhebliches Wachstumspotenzial auch im Bereich des Dienstleistungsgeschäfts für Windparks. Auch im Bereich der Geothermie und größerer Photovoltaikanlagen bestätigte der Vertreter des Großaktionärs vorhandenes Potenzial. Zunächst müsse jedoch der Verlustvortrag abgebaut werden, so dass vorerst keine Dividendenzahlung möglich sei. Herr Rey sah seine Gesellschaft Babcock & Brown als nützlich für die Gesellschaft.
Nach diesen einleitenden Ausführungen erteilte der Aufsichtsratsvorsitzende dem Vorstand das Wort.
Bericht des Vorstands
Zu Beginn verwies Vorstandsmitglied Matthias Taft auf die erfreuliche positive Entwicklung der Gesellschaft. Zwar ist das Geschäft in Deutschland dabei rückläufig, in Europa und dem außereuropäischen Ausland steigt die Nachfrage nach Windkraft jedoch weiter stark an. Besonders große Nachfrage kommt aus Indien und den USA, wo günstige politische Rahmenbedingungen die Nachfrage anheizen. Als problematisch bezeichnete Herr Taft die Kapazitäten bei den Anlagenherstellern, die momentan die Nachfrage nicht befriedigen können. Diese Situation hat Herrn Taft zufolge zu Preissteigerungen von 30 Prozent und einem Druck auf die Margen im Projektgeschäft geführt. Ziel der Verwaltung ist es nun, die Wertschöpfungstiefe bei den Windparks zu erhöhen. So werden auch technische Serviceleistungen angeboten und langfristige Betriebsführungsverträge abgeschlossen.
Insbesondere im Markt für Solarmodule erwartet die Führung der Gesellschaft für die nächsten Jahre eine Entspannung. Mit dem Windpark Niederrhein ist nun das erste eigene Projekt in Betrieb gegangen. Hier konnte die RENERCO auch einen Vertrag zur langfristigen Betriebsführung abschließen. Im Windpark Eiffel sind inzwischen 18 Anlagen ans Netz gegangen. Insgesamt wurden Anlagen mit einer Nennleistung von 65 MW ans Netz gebracht. Der Auslandsanteil des Geschäfts wird dabei zunehmend wichtiger. So ist die Gesellschaft nach Angaben von Herrn Taft Kooperationen zur Errichtung von Windparks in Frankreich und Griechenland eingegangen.
Die Gesamtleistung der Gesellschaft erhöhte sich von 2,75 auf 2,94 Mio. EUR, der Bestand an unfertigen Erzeugnissen belief sich dabei auf 0,953 Mio. EUR. Wie Herr Taft weiter ausführte, hat die Gesellschaft ihre Kosten weiterhin im Griff, und so konnten die sonstigen betrieblichen Aufwendungen trotz eines deutlichen Anstiegs der Personalaufwendungen von 1,0 Mio. auf 1,4 Mio. EUR um etwa 250 TEUR reduziert werden. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit nahm um 600 auf etwa 800 TEUR zu, und auch der Cashflow war mit 600 TEUR positiv. Der Verkauf der italienischen Anemon-Beteiligung führte zu einem positiven Cashflow aus der Investitionstätigkeit.
Bei der Beteiligung PDF Share Capital GmbH wurde ein Gesellschafterdarlehen zurückgeführt und der Wert der Beteiligung abgewertet. Darüber hinaus wurde die Beteiligung am Windpark La Muela auf die RENERCO AG umgegliedert. Des Weiteren wurde ein Gesellschafterdarlehen beim BHKW Waltershausen/Ibenhain und beim Windpark La Muela zurückgeführt. Aus der Beteiligung am BHKW Waltershausen/Ibenhain flossen der Gesellschaft 31 TEUR zu, was einer Rendite von 16 Prozent gleichkommt. Bei der insolventen Beteiligung Zepyhros wurde der Restwert in der Bilanz auf 50 TEUR abgeschrieben, so dass sich der Vorstand hier keine weiteren negativen Einflüsse auf das Ergebnis mehr erwartet.
Im Dienstleistungsgeschäft mit der Objektbetreuung hat RENERCO laut Herrn Taft 17 inländische Windparks mit 387 Windkraftanlagen und sechs Blockheizkraftwerke unter Vertrag. Für die Windparks Niederrhein und Eiffel ha die Gesellschaft einen Vertrag zur Geschäfts- und Betriebsführung abgeschlossen. Das Dienstleistungsgeschäft ist dabei, wie der Vorstand anfügte, eine wichtige Basis zur Weiterentwicklung des eigenen technischen Know-hows. Mit zwei Kommunen wurden Verträge zur Errichtung von Photovoltaikanlagen in der Weinbauregion Mosel mit einer Nennleistung von zusammen 5 bis 7 MW unterschrieben. Für Verträge über Projektrechte, für die Zahlungen erst in 2006 anfallen, sind in der Bilanz 2005 Rückstellungen gebildet worden.
Beim abgeschlossenen Spruchstellenverfahren wurde eine Zahlung von 0,08 EUR pro Aktie vereinbart, die im Juni ausgezahlt werden sollen. Die Zusammenarbeit mit dem neuen Großaktionär Babcock & Brown GmbH verläuft, wie Herr Taft betonte, positiv, und insbesondere bei internationalen Verhandlungen sei der Großaktionär eine Stütze.
Nähere Informationen zu den Projekten der Gesellschaft präsentierte dann das zweite Vorstandsmitglied Klaus Kaiser. Die 34-prozentige Beteiligung am Windpark La Muela hat sich nach seinen Worten besonders positiv entwickelt. Dort werden 132 Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 99 MW betrieben. Diese Anlagen haben in 2005 eine hohe Verfügbarkeit bei guten Windbedingungen gezeigt, und so konnten die Planzahlen um 18 Prozent übertroffen werden. Die Erlöse bei der Einspeisung lagen bei etwa 0,10 ?cent pro KWh, mittelfristig werde aber ein Rückgang der Einspeisevergütung erwartet.
Schlechtere Ergebnisse waren dagegen beim Wasserkraftwerk Hydroel in Italien aufgrund der geringen Wasserstände zu verzeichnen. Bis Mai 2006 hat die Gesellschaft bereits 50 Prozent der Erwartungen erfüllt, und dies lasse somit für das laufende Jahr hoffen. Die Energie aus der Wasserkraft wird mit 0,06 EUR vergütet, aus dem Verkauf von Grünen Zertifikaten können jedoch weitere 0,10 EUR erlöst werden.
Wie Herr Kaiser weiter ausführte, sollen im Geschäftsjahr 2006 in Deutschland drei Projekte mit einer Nennleistung von 35 MW bearbeitet werden, in Italien soll ein Projekt mit einer Nennleistung von 28,5 MW begonnen und im Jahr 2007 abgeschlossen werden. Darüber hinaus arbeitet die RENERCO an Projekten in Frankreich und Griechenland mit Nennleistungen von 50 MW. Probleme machen hier die Lieferungen der Anlagenhersteller.
Auch der Geothermie kommt zunehmend Bedeutung zu. So gibt es insbesondere in Bayern Tiefenwässer. Testbohrungen hierzu werden durch andere Gesellschaften beispielsweise in Unterhaching durchgeführt, die RENERCO AG selbst arbeitet an zwei Projekten mit einem Umfang von je 5 MW Nennleistung. Energie aus Geothermie wird mit 0,15 EUR vergütet, wie Herr Kaiser ergänzend angab. Geschäfte mit Biogas und Biodiesel stehen momentan nicht im Fokus der Gesellschaft.
Herr Taft schloss die Ausführungen zu den Rahmenbedingungen für das Geschäftsjahr 2006 und charakterisierte den deutschen Markt aufgrund der begrenzten Restkapazitäten als schwierig. Die Gesellschaft müsse also verstärkt Objekte im europäischen Ausland abwickeln, was jedoch mit ungleich höheren Risiken verbunden sei. Das Geschäftsmodell wird um umfassende Dienstleistungen für den Betrieb von alternativen Energieprojekten erweitert. Bei der technischen Betriebsführung wird auch zunehmend auf softwarebasierte Fernwartung gesetzt. Im Geschäftsjahr 2009 will die Gesellschaft für das Jahr 2008 wieder eine Dividende zahlen, und der Vorstand sieht sie dabei auf einem guten Weg.
Allgemeine Aussprache
Die Generaldebatte war geprägt vom Versuch, dem Vertreter des Großaktionärs Babcock & Brown GmbH nähere Informationen zu dessen Plänen und insbesondere auch die Information zu entlocken, wie hoch der aktuelle Beteiligungsbesitz von Babcock & Brown und der weiteren Organmitglieder ist.
Herr Taft, der momentan noch im Besitz von 900.000 Aktien entsprechend 4 Prozent der Anteile ist, gab an, diese abgeben zu wollen. Die Quote von Babcock & Brown bezifferte Herr Rey mit bereits über 70 Prozent, auch die HypoVereinsbank AG halte keine weiteren Anteile mehr an der Gesellschaft. Auch weitere ehemalige Großaktionäre wie Herr Erich Hau, der seine ehemalige Firma in die Gesellschaft eingebracht hatte, gab an, nur noch eine unwesentliche Beteiligung an der Gesellschaft zu halten. Gleiches gilt für Herrn von Scharfenberg, der angab, seine Anteile verkauft zu haben.
Ein Redner fragte dann nach den Gründen, weshalb die Gesellschaft kein neues genehmigtes Kapital beantragt hat. Der Antwort von Herrn Rey war zu entnehmen, dass der Großaktionär zu der Gesellschaft steht und wohl bei Bedarf auch eine Kapitalerhöhung mittragen wird. Wie Herr Taft mitteilte, kann die Gesellschaft momentan über Bankenfinanzierungen genug Fremdkapital aufbringen, um auch zukünftige Engagements in der Geothermie darzustellen.
Als Vertreter des Großaktionärs bestätigte Herr Rey des Weiteren, dass die RENERCO darüber hinaus als selbständiges Unternehmen erhalten bleiben soll. Auch die im Übernahmeangebot angedrohte Umwandlung der Rechtsform in eine GmbH wurde im Verlauf der Aussprache lediglich als Option bezeichnet. Zugegeben wurde auch, dass es bei der Angebotsabgabe, die vor dem Ergebnisausweis erfolgte, eine Überschneidung in der Frist zur Annahme des Angebots gab. Jeder Aktionär hätte jedoch die Veröffentlichung der Ergebniszahlen abwarten können.
Einige Redner kritisierten den Aufsichtsrat dabei auch wegen einer unzulänglichen Fragebeantwortung, worauf Herr Rey erwiderte, für präzisere Antworten sei er nicht befugt.
Abstimmungen
Der Aufsichtsratsvorsitzende vor Beginn der Abstimmungen die Präsenz mit 13.837.269 Aktien entsprechend einem Anteil von 65,16 Prozent des gezeichneten Kapitals von 21.234.990 EUR fest. Abgestimmt wurde dann über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Vergütung des Aufsichtsrats mit 5.000 EUR für den Vorsitzenden, 3.750 EUR für dessen Stellvertreter und 2.500 EUR für das einfache Mitglied (TOP 4) und die Wahl der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Abschlussprüfer der Gesellschaft (TOP5).
Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse wurden die einzelnen Punkte mit überzeugender Mehrheit verabschiedet. Aufgrund des Stimmrechtsverbots waren bei der Entlastung des Vorstands nur 12.924.505 Aktien stimmberechtigt, bei der Entlastung des Aufsichtsrats waren es 13.790.005 Aktien.
Fazit
Die RENERCO Renewable Energy Concepts AG hat den Turnaround vollzogen und blickt optimistisch der Zukunft entgegen. Die wichtigste Beteiligung am Windpark La Muela liefert überzeugende Ergebnisse ab. Wichtig für die Gesellschaft ist auch der weitere Verlauf der Expansion in das europäische und außereuropäische Ausland, da das Geschäft am Standort Deutschland rückläufig ist. Hier kann der neue Großaktionär Babcock & Brown Hilfestellung geben und die Verhandlungen bei Projektakquisitionen erleichtern. Sinn machen auch die Pläne des Vorstands, das Geschäftsmodell durch technische Dienstleistungen und Angebote zur Geschäfts- und Betriebsführung für alternative Energieprojekte zu ergänzen, um so neben dem sehr volatilen Projektgeschäft auch kontinuierliche Erträge zu erwirtschaften.
Insgesamt sieht der eingestiegene Großaktionär sein Engagement als strategische Beteiligung und bekennt sich zur Expansion der Gesellschaft. Eindeutiges Ziel des Vertreters von Babcock & Brown auf der Hauptversammlung war es, Vertrauen zu schaffen und sich als langfristiger Partner zu präsentieren.
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