Die GSC Holding AG hatte für den 12. Dezember 2025 zur Hauptversammlung in das CVJM Hotel nach Düsseldorf eingeladen. Auf der Tagesordnung stand, nachdem es in der Vergangenheit immer wieder einmal zu Verzögerungen gekommen war, die Vorlage der Jahresabschlüsse 2022, 2023 und 2024, womit nun fast wieder der übliche zeitliche Rahmen eingehalten wird.
Etwa ein Dutzend Aktionäre hatte sich eingefunden, darunter Matthias Wahler für GSC Research, als der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Georg Issels die Versammlung um 10:08 Uhr eröffnete. Er teilte mit, dass Vorstand und Aufsichtsrat komplett anwesend sind. Auf die Bestellung eines Notars hatte man aus Kostengründen verzichtet, nachdem keine Beschlüsse gefasst werden sollten, die dies notwendig gemacht hätten. Das Protokoll führte der Versammlungsleiter selbst.
Nach Abhandlung der Formalien und einigen ergänzenden Worten zum Bericht des Aufsichtsrats übergab Dr. Issels das Wort an den langjährigen Alleinvorstand Alexander Langhorst.
Bericht des Vorstands
Obwohl auf der Tagesordnung die Jahresabschlüsse 2022 bis 2024 standen, begann Herr Langhorst mit einigen Informationen zum laufenden Jahr, das von einem sehr erfreulichen Vorgang aus einem gesellschaftsrechtlichen Projekt geprägt ist. Aus dessen Begleitung konnte im Geschäftsjahr 2025 ein großer erfolgsbezogener Sonderertrag vereinnahmt werden, der entsprechend noch nicht in den vorliegenden Jahresabschlüssen enthalten ist. Das Geld ist bereits eingegangen, womit sich die finanzielle Situation der Gruppe zur Freude des Vorstands massiv verbessert hat.
Vor näheren Ausführungen zu diesem Thema ging Herr Langhorst dann erst einmal auf die vorgelegten Jahresabschlüsse ein. Vorab sprach er einige Worte zur Struktur der Gruppe, an der sich nichts verändert hat. Das operative Geschäft ist bekanntermaßen nicht in der GSC Holding AG, sondern in der 100-prozentigen Tochtergesellschaft GSC Research GmbH angesiedelt, deren Website in den Jahren 2022 und 2023 komplett neugestaltet worden ist, was einen enormen Arbeitsaufwand verursacht hat.
Dieses Projekt wurde vor einiger Zeit erfolgreich abgeschlossen. Die Erstellungskosten von 34 Tsd. Euro für die Programmierung und weitere 15 bis 20 Tsd. Euro an internem Aufwand konnten jedoch nicht aktiviert werden, da die Leistung kostengünstig intern erbracht wurde. Dies war mit ein Grund für die Fehlbeträge der GSC Research GmbH in den Jahren 2022 und 2023 und damit letztlich die Ursache für die erforderliche Abschreibung des Bilanzansatzes der Tochtergesellschaft auf 1 Euro gewesen.
Operativ betrachtet gestaltete sich die Entwicklung der GmbH in den letzten Jahren relativ solide. Zwar lag der Umsatz 2024 mit 195 Tsd. Euro unter den Vorjahreswerten, die zwischen 202 und 210 Tsd. Euro gelegen hatten. Dies lag laut Herrn Langhorst aber allein daran, dass mehrere Research-Mandate verlorengingen, da die betreffenden Firmen übernommen (EQS Group) oder von der Börse genommen (SCHUMAG) worden sind oder das bezahlte Research komplett eingestellt haben (Hawesko).
Das Marktumfeld im Research-Bereich gestaltet sich zum Bedauern des Vorstands weiterhin nicht einfach. Immer wieder verlassen Unternehmen die Börse und es kommt nicht viel nach, was für ein Research-Mandat infrage kommt, wenn die angelegten Qualitätsstandards gehalten werden sollen.
Auf die detaillierten Zahlen der GSC Research GmbH wollte der Vorstand an dieser Stelle nicht eingehen. Er bat die Aktionäre dies betreffend um Geduld bis zur nächstjährigen Hauptversammlung, die planmäßig im Herbst 2026 stattfinden soll. Bis dahin wird nach dem Wechsel des Steuerberaters, was die Buchungen deutlich vereinfacht, dann auch der Jahresabschluss 2024 der GmbH fertiggestellt sein.
In der GSC Holding AG findet sich für die Jahre 2022, 2023 und 2024 jeweils ein Umsatz von 25 Tsd. Euro, der ausschließlich die von der Tochtergesellschaft erhaltene Kostenumlage enthält. Die Verrechnung erfolgt, weil die Personalkosten komplett in der AG anfallen, die Tätigkeit aber tatsächlich überwiegend in der GmbH stattfindet.
Eine Änderung ergab sich in der AG ab dem Jahr 2023 dahingehend, dass die Erlöse aus Wertpapierverkäufen nicht mehr in den Umsätzen, sondern in den sonstigen betrieblichen Erträgen ausgewiesen werden. Dies ist das Resultat daraus, dass die Wertpapiere und Beteiligungen, die bisher im Umlaufvermögen zu finden waren, ins Anlagevermögen umgebucht wurden.
Der Effekt zeigt sich insbesondere im Geschäftsjahr 2024, in dem die sonstigen betrieblichen Erträge mit 275 (Vorjahr: 21) Tsd. Euro ausgewiesen werden. Darin enthalten sind 40 Tsd. Euro aus erfolgreichen Wertpapiertransaktionen, vor allem aber die Wiederhochschreibung des Beteiligungsansatzes der GSC Research GmbH auf 220 Tsd. Euro, was, nachdem besagter Sonderertrag von 1 Mio. Euro zur Bilanzerstellung zugeflossen war, zwingend war. Die Wertpapiererträge stammten aus der Veräußerung der Aktienpositionen der freenet AG mit 33 Tsd. Euro und der Lotto24 AG mit 7 Tsd. Euro.
Die Geschäftsjahre 2022 und 2023 schloss die GSC Holding AG ohne Erträge aus Wertpapieren noch mit Verlust ab. 2022 ergab sich ein Fehlbetrag 30 Tsd. Euro, was nach Einschätzung von Herrn Langhorst sozusagen der „technische Fehlbetrag“ ist, wenn es keine Besonderheiten gibt. 2023 schloss zuzüglich der Abschreibungen mit einem Minus von 75 Tsd. Euro ab, bevor 2024 dank der Zuschreibungen und der Wertpapiererträge ein Überschuss von 240 Tsd. Euro ausgewiesen wurde.
Der Vorstand sprach auch einige Worte zu den Veränderungen in der Bilanz. Die Finanzanlagen werden zum 31. Dezember 2024 mit 312 (142) Tsd. Euro ausgewiesen. Diese Position umfasst den Bilanzansatz der Tochtergesellschaft sowie die jetzt im Anlagevermögen gehaltenen Wertpapiere. Die bis 2022 im Umlaufvermögen ausgewiesenen Wertpapiere finden sich nun im Anlagevermögen wieder.
Das Eigenkapital ging mit dem Jahresüberschuss deutlich auf 631 (391) Tsd. Euro nach oben. Die Bankverbindlichkeiten waren bereits Ende 2024 komplett zurückgezahlt und mittlerweile sind auch die sonstigen Verbindlichkeiten weitestgehend aus der Bilanz verschwunden. Herr Langhorst stellte klar, dass es aktuell dank der erfreulichen Liquiditätslage auch keine Pläne gibt, wieder Kredite aufzunehmen. Eine weitere Kapitalerhöhung steht ebenfalls nicht mehr im Raum.
Im Folgenden ging der Vorstand näher auf den gesellschaftsrechtlichen Vorgang ein, aus dem über die Beratung mehrerer Adressen seit dem Jahr 2017 letztlich 1 Mio. Euro in Rechnung gestellt werden konnten, was selbstverständlich eine höchst erfreuliche Nachricht ist. Das Geld ist der GSC Research GmbH bereits zugeflossen, womit der Bilanzansatz von 220 Tsd. Euro selbst nach Begleichung aller noch offenen Verbindlichkeiten komplett mit Cash unterlegt ist. Dass ein solches Ereignis auch nur annähernd wiederholt werden kann, kann natürlich weder prognostiziert noch versprochen werden, so Langhorst weiter.
Sodann warf Herr Langhorst einen Blick auf die aktuellen Wertpapierpositionen der GSC Holding AG. Unverändert werden 12.500 Aktien der coinIX GmbH & Co. KGaA, jeweils 1.000 Effecten-Spiegel St. und Vz. sowie 605 Grammer-Anteile gehalten. Die Beteiligung an der LS Invest AG hat der Vorstand auf jetzt 7.000 Stück noch einmal etwas aufgestockt, nachdem es zwischenzeitlich so aussah, als ginge es voran. Nach der aus Sicht der freien Aktionäre unschönen Hauptversammlung am Vortag sind sich die Beteiligten aber nicht mehr so sicher, dass es hier zeitnah zu einem Endspielszenario kommt, in dem der wahre Wert des Unternehmens aufgedeckt würde.
Neu gekauft hat Herr Langhorst 3.000 Aktien der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), nachdem bei dieser Gesellschaft perspektivisch eine Strukturmaßnahme anstehen könnte. Zudem nahm er nach dem Wechsel im Management 1.000 Gerresheimer-Aktien ins Depot und ganz aktuell noch 2.000 Aktien der Rocket Internet SE, nachdem bei diesem Unternehmen die bilanziellen Voraussetzungen geschaffen wurden, dass künftig größere Kapitalrückzahlungen vorgenommen werden können.
Anfang dieses Jahres hatte Herr Langhorst zudem 1.000 Aktien der PSI Software SE zu 22,50 Euro mit ins Portfolio aufgenommen, sie mit der Ankündigung des Übernahmeangebots zu knapp 45 Euro aber gleich wieder abgegeben. Damit konnte innerhalb von wenigen Monaten ein Ertrag von 22 Tsd. Euro realisiert werden, was insoweit ein schöner Vorgang ist. Zugleich ist damit aber absehbar, dass die PSI Software SE voraussichtlich als Coverage-Kunde verlorengeht.
Wichtig war dem Vorstand in diesem Zusammenhang der Hinweis, dass noch nie ein Coverage-Kunde gekündigt hat, weil er unzufrieden mit der Leistung gewesen war. Der Verlust hing immer mit einer Übernahme, einem Delisting oder der Einstellung der Research-Aktivitäten zusammen. In aller Regel war GSC Research der letzte Anbieter, von dem sich die betreffenden Unternehmen getrennt haben. Dennoch ist ein solcher Verlust immer schade.
An den Positionen, die im Zuge von Strukturmaßnahmen eingereicht worden sind, hat sich nicht viel verändert. Neu hinzugekommen ist im vergangenen Jahr lediglich Lotto24. In den Vorjahren waren dies bereits Linde, innogy, comdirect, Audi, Covivio Office und MAN gewesen. Bei Linde gibt es mittlerweile ein erstinstanzliches Urteil, allerdings ohne Nachbesserung. Bei Audi und MAN gab es in der ersten Instanz eine Erhöhung der Abfindung, es wurde aber jeweils die zweite Instanz angerufen. Bei innogy kommt es nach dem überraschenden Tod des gerichtlich bestellten Gutachters zu Verzögerungen. Das Andienungsvolumen summiert sich inzwischen auf 727 Tsd. Euro oder 0,73 Euro je GSC-Aktie. Ob und wie viel an Nachbesserung herauskommt, lässt sich naturgemäß nicht voraussagen.
Bei den Wertpapierinvestments will Herr Langhorst den Fokus weiterhin auf Sondersituationen sowie Endspielszenarien legen. Aktuell steht dafür eine recht hohe Cashquote zur Verfügung, der Vorstand will in dem insgesamt unsicheren Marktumfeld aber vorsichtig vorgehen. Dank der Wertpapierbestände werden auf Ebene der GSC Holding AG in Zukunft tendenziell zumindest ausgeglichene Jahresergebnisse angestrebt.
Gerne teilte Herr Langhorst sodann mit, dass erstmals ein Net Asset Value (NAV) für die GSC-Holding-Aktie ermittelt wurde. In einer vereinfachten Rechnung habe man dafür den aktuellen Kurswert des Wertpapier-Portfolios von 212 Tsd. Euro sowie den Cashbestand der AG und der GmbH von zusammen 657 Tsd. Euro addiert. Noch offene Zahlungen wurden abgezogen. Bei insgesamt 990.000 ausstehenden Aktien ergibt sich damit ein NAV von immerhin 0,87 Euro je Aktie.
In diesem Zusammenhang ergänzte der Vorstand, dass der Zufluss von 1 Mio. Euro im laufenden Jahr ohne Steuerabzug vereinnahmt werden konnte. Dies resultiert daraus, dass in der Vergangenheit einiges an Verlustvorträgen aufgebaut worden ist, die jetzt genutzt werden können. Allein in der GmbH waren es zum Stichtag 31. Dezember 2022 rund 1,08 Mio. Euro an nutzbarem Verlustvortrag gewesen.
Abschließend richtete Herr Langhorst den Blick nach vorne. Wie er ausführte, gibt es immer wieder einmal Gespräche hinsichtlich der Vermittlung von Börsenmänteln. Ob dabei etwas herauskommt, lässt sich nicht einschätzen. Gleiches gilt für andere Vorhaben und die verschiedenen Spruchverfahren, die begleitet werden. Jedoch eint alle Projekte, dass es kein Kapitalrisiko gibt, sondern allenfalls die aufgewendete Zeit verlorengehen kann. Die Anstrengungen können sich aber, wie der vereinnahmte Sonderertrag von 1 Mio. Euro zeigt, lohnen.
Allgemeine Aussprache
Die erste Wortmeldung kam von Aktionär Uwe Jännert, der Vorstand, Aufsichtsrat und den Mitarbeitern zunächst für die großartige Arbeit in den letzten Jahren dankte, die sich mit dem enormen Sonderertrag von 1 Mio. Euro nun endlich auch finanziell ausgezahlt hat. Auch die nachfolgenden Redner richteten ihren Dank an das Team und gratulierten zu dem Erfolg.
Den Ausführungen des Vorstands hatte Herr Jännert entnommen, dass sich im Depot einige interessante Werte befinden und endlich auch einiges an Geld da ist, um die Positionen weiter auszubauen. Nicht nachvollziehen konnte der Aktionär allerdings, was das Team zu dem Investment in die coinIX-Aktie inspiriert hat. Er bat dies betreffend um Erläuterungen.
Wie Herr Langhorst darlegte, war die Idee hinter diesem Investment, dass im Kryptomarkt etwas passiert, was dieses Unternehmen voranbringt. Leider gelang dies bisher nicht so wie erwartet. Grundsätzlich läuft das Geschäft bei coinIX aber nicht schlecht. Aus heutiger Sicht erkennt der Vorstand bei diesem Investment mehr Chancen als Risiken. Zudem besteht eine gewisse Chance, dass die in der Vergangenheit beim Unternehmen entwendeten 60 Bitcoin doch noch wieder in den Besitz zurückgeholt werden können. Er will sich in nächster Zeit näher mit diesem Investment befassen.
Aktionär Markus Hoppe wollte wissen, ob die Abonnentenzahl durch die längere Abschaltung der Website negativ beeinflusst worden ist. Dies war zur großen Freude des Vorstands nicht der Fall. Es gab aus diesem Grund keinerlei Kündigungen und mit dem Neustart der Seite konnten sogar einige Abonnenten neu gewonnen werden.
Insgesamt gibt es, wie er auf Nachfrage des Aktionärs ergänzte, aktuell rund 200 Abonnements, aufgeteilt auf die verschiedenen Pakete. Bekanntlich gibt es neben dem normalen Abonnement für 189 Euro im Jahr auch Premium-Angebote für Profi-Nutzer mit erweiterten Möglichkeiten. Eine detaillierte Liste mit den Angeboten findet sich auf der Homepage.
Eine weitere Frage zielte auf die Ertragsentwicklung der GmbH im Jahr 2024, die feststehen müsste, auch wenn der Jahresabschluss noch nicht fertiggestellt ist. Nach Angabe von Herrn Langhorst hat sich der Umsatz wie bereits mitgeteilt auf 195 Tsd. Euro rückläufig entwickelt, weshalb davon auszugehen ist, dass 2024 mit einem gewissen Fehlbetrag abgeschlossen wurde. Der Wertansatz der Tochtergesellschaft ist aber nichtsdestotrotz gesichert, nachdem sogar mehr als 220 Tsd. Euro an Cash vorhanden sind.
Zur Berechnung des NAV ergänzte der Vorstand auf Nachfrage aus dem Aktionariat, dass man nur vereinfacht den aktuellen Kurswert der Wertpapiere und die liquiden Mittel der beiden Gesellschaften summiert und durch die Zahl der Aktien geteilt habe. Der Wert der GmbH an sich wurde nicht berücksichtigt, nur die enthaltenen Wertpapiere und der Cashbestand abzüglich der Verbindlichkeiten. Dies bedeutet, dass es noch gewisse stille Reserven geben könnte.
Ein weiteres Thema der Debatte war die Gewinnung von neuen Mitarbeitern. Das Team leistet, wie Herr Jännert noch einmal hervorhob, gute Arbeit. Es werden aber alle älter und auf absehbare Zeit braucht es jüngere Leute, die zu den Hauptversammlungen fahren und berichten. Wie sich unschwer erkennen lässt, ist die Zahl der jungen Aktionäre, die im Nebenwertebereich investieren, aber überschaubar.
In seiner Antwort versicherte Herr Langhorst, dass regelmäßig versucht wird, junge Menschen für das Thema zu motivieren. Tatsächlich gestaltet sich dies aber nicht einfach. In gewisser Weise profitiert GSC mit Blick auf die überschaubare Zahl an freien Mitarbeitern insoweit von dem mittlerweile etablierten virtuellen Hauptversammlungsformat, durch das die Teilnahme logistisch einfacher wird. Zudem ist es schließlich leider so, dass sich auch die Zahl der Gesellschaften rückläufig entwickelt.
Natürlich wird das Thema Mitarbeitergewinnung Herrn Langhorst zufolge eine Herausforderung bleiben. Man überlege in alle Richtungen, was sonst noch an Ideen entwickelt werden kann, um den Berichte-Flow aufrechtzuerhalten. Eine Vollabdeckung der Hauptversammlungen ist vor allem in der Hauptsaison im Mai und Juni natürlich unmöglich. Gegebenenfalls müsse man sich in dieser Zeit auf die spannendsten Termine beschränken, insoweit sei man auch für Hinweise dankbar.
Später ergänzte Herr Langhorst, dass man betreffend die Mitarbeitergewinnung schon Vieles probiert habe. Das Thema gestaltet sich aber auch deshalb nicht ganz trivial, weil die Berichterstatter nicht nur zu den Hauptversammlungen fahren müssen, sondern auch die teils speziellen Sachverhalte erfassen und die wesentlichen Punkte aus Investorensicht verständlich zu Papier bringen können müssen. Insoweit müsse man sehen, was möglich ist.
Erfreulich findet Herr Langhorst, dass das Angebot von vielen Abonnenten wirklich intensiv genutzt wird. Er selbst kennt nicht wenige Nutzer, die erst einmal die Berichte der vergangenen Jahre lesen, um einen Eindruck zu bekommen, was die wesentlichen Themen sind, bevor sie wirklich in ein Unternehmen investieren. Beliebt sind auch die Berichte zu Firmen, die nur bei der Valora Effekten Handel AG gelistet sind, mit der es seit 2017 eine Kooperation gibt. Zu vielen Spezialwerten gibt es keine andere Informationsquelle als GSC Research.
Herr Hoppe ergänzte in diesem Zusammenhang aus Nutzersicht, dass bei der Recherche die Querverweise ein großer Vorteil sind. Herr Langhorst bestätigte, dass ihm dies auch schon andere Abonnenten berichtet haben. Es ist deshalb geplant, die Suchfunktionen noch weiter auszubauen, um die Recherchemöglichkeiten weiter zu verbessern. Es gibt durchaus Ideen, wie das Angebot weiterentwickelt und der enorme Datenschatz noch besser genutzt werden kann. Man müsse schauen, was möglich ist.
Weitere Fragen betrafen einzelne Portfoliopositionen. Herr Hoppe bat um eine Einschätzung, wie es bei der LS Invest AG weitergehen könnte. Der Vorstand habe sich darüber schließlich offensichtlich Gedanken gemacht, nachdem er das Investment noch ausgebaut habe, was Herr Langhorst bestätigte. Der Einstandspreis der Nachkäufe liegt in etwa auf dem aktuellen Kursniveau. Die Idee dahinter ist natürlich, dass eines Tages der vermutlich deutlich höhere innere Wert gehoben werden kann. Es ist aber keineswegs sicher, wie es weitergeht, weshalb man bewusst nur zu günstigen Kursen nachgekauft habe.
Weitere Informationen lieferte im Folgenden Aufsichtsratsmitglied Bernd Reeker, der die virtuelle Hauptversammlung der LS Invest AG am Vortrag verfolgt und sie als destruktiv wahrgenommen hatte. Bekanntlich gibt es bei diesem Unternehmen zwei verfeindete Aktionärsgruppen, worunter alle leiden und was der Grund dafür ist, dass die LS-Aktie mit Blick auf das gut laufende operative Geschäft viel zu billig ist. Letztlich ist das operative Geschäft in dieser Situation komplett in den Hintergrund gerückt.
Herrn Reeker ist unverständlich, dass die mehrheitlich beteiligte Lopesan-Gruppe nicht endlich einen Squeeze-out in die Wege leitet. Sie könnte sich damit nach seiner Überzeugung vieler Probleme entledigen. Im laufenden Jahr stand dem möglicherweise noch die „Anfi-Thematik“, die Übernahme von Anteilen an dieser Gesellschaft im Wege einer Versteigerung entgegen, dieser Sachverhalt dürfte aber zeitnah erledigt sein. Möglicherweise bringt auch der neu gewählte Aufsichtsratsvorsitzende, der nicht von dem nun schon mehr als 15 Jahre andauernden Streit geprägt ist, Bewegung in die Sache.
Thematisiert wurde ferner die Situation bei der Rocket Internet SE nach dem Delisting. Hierzu äußerte sich Dr. Issels. Wie er darlegte, hat die Familie Samwer ihre Beteiligung mittlerweile auf mehr als 80 Prozent ausgebaut. Die Frage ist nun, ob sie eher einen Squeeze-out anstrebt oder aber eine größere Dividendenzahlung, um an den üppigen Geldtopf zu kommen, in dem sich aktuell rund 500 Mio. Euro befinden dürften, was bei 80 Millionen Aktien eine beachtliche Größenordnung ist.
Als Vorbereitung für eine mögliche Ausschüttung wurde schon einmal ein Teil der gesetzlichen Rücklage in eine freie Rücklage umgewandelt. Um die daraus resultierenden Haftungsrisiken zu minimieren, hat der Vorstand zuvor allerdings alle Vermögenswerte, bei denen dies möglich war, soweit machbar abgeschrieben, womit sich der Buchwert der Aktie von 30 auf 23 Euro reduzierte. Dr. Issels hält dies für völlig übertrieben, nachdem sich im Depot einige sehr spannende Beteiligungen befinden.
Als Beispiel nannte er den Zahlungsdienstleister SumUp, an dem Rocket Internet mit 4 Prozent beteiligt ist. Dieses Investment wurde massiv abgeschrieben, obwohl es operativ gut läuft und eventuell ein Börsengang mit einer Bewertung von 13 oder 14 Mrd. Euro geplant ist. Ähnlich ist es bei der Plattform Kalshi, auf der auf praktisch alles gewettet werden kann und die stark wächst. Dennoch wurde die Beteiligung von 5,1 Prozent auf nur noch 400 Tsd. Euro abgeschrieben, dabei ist es noch nicht lange her, dass eine Kapitalerhöhung auf einer Basis von 5 Mrd. Euro platziert worden ist.
Zudem hält Rocket Internet eine Beteiligung an SpaceX, deren Wert sich schwer schätzen lässt. Offenbar steht aber ein Börsengang mit einer Bewertung von 1,5 Billionen US-Dollar im Raum. Insgesamt schlummern also ganz enorme Werte im Portfolio von Rocket Internet, womit ein Kurs von 17,50 Euro für die Aktie sicher nicht zu viel ist. Ein wesentlicher Grund, dass es nicht vorangeht, dürfte nach Einschätzung von Dr. Issels sein, dass offenbar immer noch institutionelle Investoren Stücke auf diesem Niveau abladen. Irgendwann wird es aber vorangehen.
Eine weitere Wortmeldung kam von Markus Böker, der ebenfalls für die gute Arbeit dankte und das Team zu dem erfreulichen Mittelzufluss von 1 Mio. Euro beglückwünschte, der, wie Herr Langhorst auf seine Nachfrage hin nochmals klarstellte, noch nicht im Jahresabschluss 2024 enthalten ist. Der Effekt zeigt sich nur im Hochschreiben des Wertansatzes der GSC Research GmbH. Auch 2025 wird der Mittelzufluss erst einmal nur auf Ebene der Tochtergesellschaft verbucht. Wie man dann weiter verfahre, müsse man sehen.
Des Weiteren bat Herr Böker um einen Überblick über das aktuelle Research-Universum. Nach Angabe von Herrn Langhorst sind wie ausgeführt die EQS Group, SCHUMAG und Hawesko aus unterschiedlichen Gründen als Kunden verlorengegangen. Zudem habe man bei Signature den schon unterschriebenen Coverage-Vertrag rückabgewickelt, nachdem die Gesellschaft überraschend ein Delisting aus dem Freiverkehr vorgenommen hat und eine Research-Leistung nicht in sinnvoller Weise hätte erbracht werden können.
Aktuell gibt es Coverage-Verträge mit 3U HOLDING, Alexanderwerk, CEWE, GESCO, ORBIS, Private Assets, Scherzer, Wurmtal Beteiligungen und bislang auch noch mit PSI Software. Darüber hinaus suche man regelmäßig das Gespräch mit potenziellen Neukunden, was sich aber nicht einfach gestaltet, nachdem nicht viele aus Sicht von GSC interessante Research-Kandidaten an die Börse kommen. Es müssen idealerweise kleinere oder allenfalls mittelgroße Firmen sein und es muss auch qualitativ passen, um kein Reputationsrisiko einzugehen.
Marcus van Stigt, der sich als neuer Aktionär vorstellte, hinterfragte die Aktionärsstruktur. Die Großaktionärin der GSC Holding AG ist seines Wissens die Effecten-Spiegel AG, was Herr Langhorst bestätigte. Weitere große Anteilseigner sind nach seiner Aussage die RH Vermögensverwaltung und die WH Vermögensverwaltung. Zudem sind verschiedene Privatpersonen mit größeren Stückzahlen beteiligt. Insgesamt sind aktuell 112 Aktionäre eingetragen und viel mehr sollen es auch nicht werden, um nicht in Gefahr zu kommen, die Marke von 150 Aktionären zu reißen, was unter Umständen nachteilig sein könnte.
Aufgefallen war Herrn van Stigt, dass verschiedene Autoren, die für GSC schreiben, auch für andere Publikationen oder bei Schutzgemeinschaften tätig sind. Dies bestätigte Herr Langhorst, er sieht darin aber kein Problem. Ganz im Gegenteil könnte, wenn die grundsätzlich freiberuflich aktiven Autoren nur für GSC tätig wären, das Thema Scheinselbständigkeit virulent werden. Insofern ist die Situation so, wie sie ist, für alle besser, zumal letztlich alle Marktteilnehmer Probleme haben, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.
Schließlich kam die Frage auf, wie es mit der Bewertung der GSC-Holding-Aktie aussieht, nachdem nun sogar ein NAV ermittelt wird. Hierzu teilte Herr Langhorst mit, dass in der Vergangenheit immer wieder einmal Anteile zu 1 Euro den Besitzer gewechselt haben, was auch der Preis bei der Kapitalerhöhung 2020 gewesen war. Interessenten sollten gerne ihn als Vorstand kontaktieren. In den letzten Jahren war es allerdings das Problem gewesen, dass es Kaufwünsche, aber keine Verkaufsbereitschaft gegeben hat.
Abstimmungen
Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Dr. Issels die Präsenz. Auf der Hauptversammlung waren 309.482 Aktien vertreten. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 990.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 31,26 Prozent. Sämtliche Beschlussfassungen wurden einstimmig und ohne Enthaltungen verabschiedet. Im Einzelnen beschlossen wurde die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) für das Geschäftsjahr 2022, die Entlastung von Vorstand (TOP 5) und Aufsichtsrat (TOP 6) für das Geschäftsjahr 2023 sowie die Entlastung von Vorstand (TOP 8) und Aufsichtsrat (TOP 9) für das Geschäftsjahr 2024.
Um 12:19 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.
Fazit
Auf der Tagesordnung der diesjährigen Hauptversammlung der GSC Holding AG stand, teils mit großer Verspätung, die Vorlage der Jahresabschlüsse 2022 bis 2024. Das große Thema waren allerdings nicht die Ereignisse in diesen teils schon weit zurückliegenden Zeiträumen, sondern der überaus erfreuliche Mittelzufluss von 1 Mio. Euro aus der Begleitung von Investoren im Rahmen eines gesellschaftsrechtlichen Projekts im laufenden Jahr 2025, was die finanzielle Situation der Gruppe ganz erheblich verbesserte.
In den nächsten Jahren wird es damit möglich sein, das Wertpapierportfolio deutlich auszubauen und um weitere interessante Positionen mit einem Fokus auf Sondersituationen und Endspielszenarien zu ergänzen. Damit sollten sich zusätzliche Einnahmen generieren lassen, die dazu beitragen werden, die weiterhin nicht einfache Situation im Research-Bereich zumindest ein stückweit abzufedern. Die Erwartung ist durchaus, dass ab sofort auf Ebene der GSC Holding AG mindestens ausgeglichene Ergebnisse erwirtschaftet werden.
Erstmals präsentierte der Vorstand der Hauptversammlung auch einen Net Asset Value (NAV) für die GSC-Holding-Aktie. Vereinfacht berechnet aus dem aktuellen Kurswert der Wertpapiere und dem Cashbestand in der AG und der GmbH ergibt sich aktuell ein innerer Wert von 0,87 Euro je GSC-Holding-Aktie. Der Preis von 1 Euro, der offenbar bei diversen außerbörslichen Aktientransaktionen in den letzten Jahren zugrunde gelegt worden war, sollte damit auf alle Fälle gerechtfertigt sein.
Kontaktadresse
GSC Holding AG
Tiergartenstr. 17
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Postanschrift:
Postfach 48 01 10
D-48078 Münster
Tel.: +49 (0)25 01 / 440 91-21
Fax: +49 (0)25 01 / 440 91-22
Internet: www.gsc-ag.de
E-Mail: [email protected]
Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.