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Herr Rüdiger K. Weng
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HV-Bericht Weng Fine Art AG - Verkauf der Artnet-Beteiligung bringt Gewinn von beachtlichen 9,3 Mio. Euro

Die Weng Fine Art AG (WFA) hatte für den 31. Oktober 2025 zur Hauptversammlung eingeladen. Etwa 80 Aktionäre und Gäste hatten sich in den Räumen der IHK in Düsseldorf eingefunden, um mehr über die Perspektiven des Kunsthandelsunternehmens zu erfahren, das zuletzt mit dem sehr profitablen Verkauf der Beteiligung an der Artnet AG von sich reden gemacht hat. Für GSC Research befand sich Matthias Wahler vor Ort.

Der seit Dezember 2024 amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Michael Gehlen eröffnete die Versammlung um 10 Uhr und teilte mit, dass die Mitglieder der Verwaltung mit ihm und seinen Aufsichtsratskollegen Patrick Kiss und Dr. Maximilian Wolters sowie Alleinvorstand Rüdiger K. Weng vollzählig anwesend sind. Auch Ersatz-Aufsichtsratsmitglied Wim Zwitserloot hatte sich eingefunden.

Nach Abhandlung der Formalien und einigen ergänzenden Ausführungen zum Bericht des Aufsichtsrats, der im Geschäftsjahr 2024 insgesamt viermal getagt hat, übergab Dr. Gehlen das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands

Eingangs bat Herr Weng um Verständnis, dass die Hauptversammlung erneut verspätet stattfindet. Als Grund nannte er, dass er bis zum 30. Juni 2025 komplett in die Artnet-Transaktion eingebunden war, die dann erfreulicherweise sehr erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Zuvor hatte dieser Sachverhalt jedoch zu Verzögerungen geführt. Der Vorstand zeigte sich zuversichtlich, dass die Hauptversammlung im kommenden Jahr wieder innerhalb der gesetzlichen Frist stattfinden kann.

2024 war nach der Erinnerung von Herrn Weng im Kunstmarkt das schwächste Jahr in den mehr als 30 Jahren, die er bereits in diesem Markt aktiv ist. Der Abwärtstrend, der mit Beginn des Ukraine-Kriegs begonnen hat, setzte sich weiter fort bzw. beschleunigte sich noch einmal. Dies ging so weit, dass das Auktionshaus Sotheby´s vom Emirat Abu Dhabi gerettet werden musste und der Wettbewerber Bonhams vom größten Gläubiger übernommen wurde, um die Insolvenz zu vermeiden.

Das gehandelte Volumen im Kunstmarkt brach je nach Teilbereich gegenüber dem Niveau des Jahres 2021 um 50 bis 75 Prozent ein. Herr Weng entschied deshalb, erst gar nicht zu versuchen, in diesem schwachen Marktumfeld auch noch viel Material in den Markt zu drücken, sondern sich voll auf die Veräußerung der Artnet-Beteiligung zu fokussieren, nachdem dies auch schon in den Vorjahren eines der wesentlichen Themen gewesen war.

Mit der Artnet AG hat sich Herr Weng, wie er noch einmal Revue passieren ließ, bereits seit deren Börsengang im Jahr 1999 beschäftigt, nachdem das Geschäftsmodell grundsätzlich interessant erschien. Schnell stellte sich aber heraus, dass vieles nicht so lief, wie es eigentlich laufen sollte. Der erfolgreicher Börsengang war aus heutiger Sicht nur im damaligen Börsenboom möglich gewesen und in Verbindung damit, dass damals kein Finanzmarktteilnehmer größere Ahnung vom Kunstmarkt hatte.

Im Jahr 2012 gab es dann einen ersten Übernahmeversuch durch einen Luxemburger Fonds, der aber gescheitert ist. Die WFA stieg erstmals ernsthaft Ende 2019 ein, weil der Kurs damals nach Auffassung von Herrn Weng mit 3,40 Euro günstig war, zumal es Artnet noch deutlich besser ging als heute. Interessant wäre das Investment vor allem gewesen, wenn zusätzlich noch eine strategische Zusammenarbeit mit dem Unternehmen hätte etabliert werden können. Alle Versuche in diese Richtung wurden aber vom Firmengründer Hans Neuendorf blockiert.

2020 übernahm die WFA dann weitere Artnet-Anteile von Robert de Rothschild, der eher unfreiwillig an seine Beteiligung gekommen war. Aus Sicht der WFA war klar, dass eine strategische Beteiligung aufgebaut werden musste, um voranzukommen. Die WFA erwarb diese Anteile zu einem Kurs von 4,90 Euro, wurde so zum größten Aktionär der Artnet AG und konnte dank einer Sperrminorität nachfolgend für die Aktionäre nachteilige Kapitalmaßnahmen blockieren.

Die Hoffnung auf eine strategische Zusammenarbeit erfüllte sich aber trotz der größeren Beteiligung nicht. Es reifte deshalb der Plan, zusammen mit Partnern die Artnet AG mehrheitlich zu übernehmen. Die WFA und Herr Weng privat bauten die Beteiligung zusammen auf 29,99 Prozent aus und tatsächlich konnte in weiteren Gesprächen mit der Familie Neuendorf eine grundsätzliche Einigung über das weitere Vorgehen erzielt werden. Patriarch Hans Neuendorf blieb aber bei seiner Blockadehaltung.

Der Höhepunkt der weiteren Entwicklung war dann die denkwürdige Hauptversammlung der Artnet AG im Februar 2025, die erst kurz vor Mitternacht beendet war (siehe unseren entsprechenden HV-Bericht). Zunächst wirkte es so, dass deren Ergebnis nicht gut war für die WFA. In Wirklichkeit brachten die dortigen Ereignisse die WFA als größte Aktionärin der Gesellschaft aber in eine sehr starke Position, aus der heraus es möglich war, die Angebote mehrerer interessierter Investoren gegeneinander abzuwägen.

Letztlich konnte die WFA ihre Anteile zu einem Preis von 11,25 Euro verkaufen, womit Herr Weng sehr zufrieden ist. Schließlich bedeutete dies eine Bewertung von 70 Mio. Euro für ein Unternehmen, das nach mehr als 20 Jahren mit roten Zahlen faktisch über kein Eigenkapital mehr verfügt. Wertvoll waren zu diesem Zeitpunkt vor allem noch die Marke und die Daten. Nachdem dieses Problem gelöst ist, kann sich der Vorstand nun auch wieder stärker um das eigentliche Geschäft kümmern.

Herrn Weng fiel es allerdings nicht schwer, sich in dem sehr widrigen Marktumfeld des vergangenen Jahres nicht auf den Kunsthandel zu fokussieren. Sowohl auf der Verkaufs- wie auch auf der Einkaufsseite hielt er sich mit Aktivitäten stark zurück. Das Einkaufsvolumen lag mit nur rund 1,5 Mio. Euro um etwa 75 Prozent niedriger als in den Vorjahren. Die Zurückhaltung schien auch sinnvoll, weil sich der Markt erkennbar verändert, womit auch die WFA anders tätig werden muss.

In der Tochtergesellschaft ArtXX AG, die sich mit dem Online-Editionsgeschäft befasst, entwickelte sich das Geschäft stabiler. Das verkaufte Volumen ging etwas zurück, die Margen bewegten sich aber fast auf dem Vorjahresniveau. Damit konnte auf größere Abschreibungen auf den Warenbestand verzichtet werden. Eingekauft wurde für 1,6 Mio. Euro, verkauft für etwas mehr als 2 Mio. Euro. Die Veränderungen im Kunstmarkt sind jedoch auch in der ArtXX AG zu spüren.

Im Folgenden präsentierte der Vorstand die wichtigsten Finanzkennzahlen der WFA AG. Der Umsatz lag mit 0,7 (Vorjahr: 2,5) Mio. Euro weit unter dem Vorjahreswert. Der Materialaufwand ging auf 0,8 (1,5) Mio. Euro zurück und der Personalaufwand reduzierte sich auf 228 (306) Tsd. Euro, ebenso waren die sonstigen betrieblichen Aufwendungen mit 423 (499) Tsd. Euro geringer. Allerdings belastete zusätzlich der infolge des höheren Zinsniveaus auf 746 (486) Tsd. Euro deutlich gestiegene Zinsaufwand. Das Jahresergebnis war infolgedessen mit minus 1,3 (plus 0,3) Mio. Euro deutlich negativ.

Bei der ArtXX AG sieht es besser aus. Zwar gingen die Erlöse auch hier spürbar auf 2,0 (3,8) Mio. Euro zurück. Die Kosten konnten aber ebenfalls deutlich reduziert werden und das höhere Zinsniveau belastete dank der geringeren Fremdfinanzierung weniger. Dennoch rutschte das Ergebnis mit minus 220 (plus 359) Tsd. Euro in den negativen Bereich.

Der Verlustausweis der WFA AG ist, wie Herr Weng klarstellte, dank der soliden Eigenkapitalausstattung keineswegs dramatisch. Dennoch ist es unschön, dass erstmals seit der Gründung mit einem negativen Ergebnis abgeschlossen wurde. Allerdings muss der Erfolg aus dem Verkauf der Artnet-Beteiligung, der im ersten Halbjahr 2025 zu einem Gewinn von 6,7 Mio. Euro führte, letztlich in die Betrachtung mit einbezogen werden.

Der Warenbestand der WFA erhöhte sich im Geschäftsjahr 2024 nochmals auf 19,0 (18,3) Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2025 ging der Wert dann, nachdem die Einkäufe praktisch eingestellt wurden, leicht auf 18,9 Mio. Euro zurück. Ebenso stieg das Volumen der Beteiligungsinvestitionen im Jahr 2024 nochmals leicht auf 11,3 (11,0) Mio. Euro ab. Der Grund dafür ist, dass noch einmal einige Artnet-Aktien zu 7,20 Euro gekauft wurden, was im Nachhinein ein gutes Investment war.

Das Eigenkapital der WFA AG ging infolge des Verlustausweises auf 14,2 (15,7) Mio. Euro zurück. Die Eigenkapitalquote bewegt sich mit 45,5 (51,5) Prozent aber immer noch weit über der mit den Banken vereinbarten Mindestquote von 30 Prozent. In der ersten Jahreshälfte 2025 erhöhte sich das Eigenkapital dann drastisch auf knapp 21 Mio. Euro. Da parallel ein Großteil der Verbindlichkeiten zurückgeführt wurde, wuchs die Eigenkapitalquote sogar auf nahezu 85 Prozent.

Diese überaus soliden Bilanzrelationen sind Herrn Weng zufolge der Grund dafür, dass vorgeschlagen wird, trotz des Verlustausweises eine auf 0,15 (0,05) Euro erhöhte Dividende auszuschütten. Herr Weng kann sich gut vorstellen, diese Größenordnung auch in den nächsten Jahren beizubehalten, nachdem die Eigenkapitalquote mit 85 Prozent für ein Handelsunternehmen viel zu hoch ist, was die Eigenkapitalverzinsung reduziert. Allerdings muss immer die Frage gestellt werden, ob es eine sinnvollere Nutzungsmöglichkeit gibt als die Ausschüttung an die Aktionäre.

Sodann informierte Herr Weng über die Veränderungen bei den eigenen Aktien. Nachdem in den Jahren 2016 und 2017 ein Großteil des Bestandes mit großem Gewinn verkauft werden konnte, wurden in der Folge noch 90.000 Stücke für eine Transaktion mit einem US-Investor vorgehalten, die dann, nachdem sich das Umfeld mit dem Ukraine-Krieg erheblich verschlechtert hat, doch nicht zustande gekommen ist. Der Kontakt ist aber nicht abgerissen, es gibt also noch Hoffnung auf einen Deal.

Besagte 90.000 Aktien standen zunächst mit einem durchschnittlichen Einkaufspreis von 3,95 Euro in den Büchern. 2022 wurde dann, im Nachhinein zu früh, ein neues Rückkaufprogramm gestartet und darüber wurden bis 2023 insgesamt 25.000 Aktien zu durchschnittlich 9,48 Euro erworben. Für den Gesamtbestand ergab sich damit zum Stichtag 31. Dezember 2024 ein Durchschnittspreis von 4,91 Euro.

Nach der Artnet-Transaktion wurde dann im Sommer 2025 erneut ein Rückkaufprogramm aufgelegt. Schließlich stand damit ausreichend Kapital zur Verfügung und die Aussichten für das Geschäft hellten sich wieder auf. Auf diesem Weg wurden bis heute weitere 35.000 Aktien zu durchschnittlich 4,29 Euro zurückgekauft. Stand heute befinden sich damit insgesamt 150.000 eigene Aktien mit einem durchschnittlichen Einstandskurs von 4,77 Euro im Bestand.

In diesem Kontext teilte Herr Weng mit, dass ihn in den letzten Wochen mehrere Investoren angesprochen haben, ob diese Aktien verkauft werden sollen. Über die Börse ist es schließlich nur schwer möglich, eine größere Beteiligung aufzubauen. Solange das Rückkaufprogramm läuft, wäre dies aber gar nicht erlaubt und auch danach müssten die Anteile allen Aktionären angeboten werden, am besten also über die Börse. Das Rückkaufprogramm läuft noch bis Ende dieses Jahres.

Weiter informierte der Vorstand, dass die WFA derzeit über insgesamt 1.166 Aktionäre verfügt, die in Summe rund 1,7 Millionen Aktien halten. Etwa 3,8 Millionen Aktien, also etwas mehr als zwei Drittel des Grundkapitals, hält Herr Weng selbst. Weitere Aktionäre mit einer Beteiligung von mehr als 3 Prozent gibt es nicht.

Herr Weng kam dann zum Ausblick. Aktuell beschäftigt er sich stark mit den Vorbereitungen für den erwarteten „Restart“ des Kunsthandelsgeschäfts und analysiert das aktuelle Marktgeschehen, um mögliche Veränderungen im Kunstmarkt in den kommenden Jahren antizipieren zu können. Klar ist bereits heute, dass das Ergebnis im laufenden Jahr dank des Artnet-Erfolgs dramatisch besser ausfallen wird, auch wenn es weiterhin keine nennenswerten Handelsaktivitäten gibt.

Die zentrale Frage ist dann, was 2026 passiert. Nach Aussage von Herrn Weng deuten alle Frühindikatoren auf einen beginnenden Turnaround im Kunstmarkt hin. Auch auf den Auktionen lässt sich ein Stimmungswandel feststellen, was psychologisch sehr wichtig ist. In einigen Quartalen dürfte sich dies dann stärker in den Zahlen widerspiegeln, weshalb es sinnvoll erscheint, sich mit Verkäufen noch etwas zurückzuhalten, zumal die WFA derzeit keine zusätzliche Liquidität benötigt. Positiv für den Kunstmarkt ist zudem die hohe Unsicherheit an den Kapitalmärkten. Die Investoren suchen nach alternativen Anlagemöglichkeiten.

Mit Blick auf die positiven Markterwartungen soll das Team in den kommenden Monaten wieder verstärkt werden. Auch der Vorstand wird erweitert, um die Aufgaben verteilen zu können. Zum 1. Januar 2026 wird Peter Wehrle die Position des Co-CEO übernehmen.

Aktuell evaluiert Herr Weng intensiv die Angebote, die seit dem erfolgreichen Abschluss des Artnet-Deals eingehen. Grundsätzlich könnte die WFA durch Zukäufe oder Beteiligungen natürlich viel schneller wachsen als aus eigener Kraft. Zusammen mit dem Aufsichtsrat wurde aber entschieden, dass keine Transaktion wie Artnet mehr eingegangen werden soll. Vielmehr soll der Fokus auf Unternehmen gelegt werden, die der WFA mehr Umsatz und Marktmacht bringen und möglichst schnell auch Erträge. Damit scheiden viele der eingehenden Angebote aus.

In der Gruppe soll der Fokus noch stärker auf das Editionsgeschäft ausgerichtet werden, in dem Herr Weng im Kunstmarkt die höchsten Wachstumschancen sieht. Im kapitalintensiven und schwer skalierbaren Handelsgeschäft sollen die Bestände tendenziell reduziert werden. Herr Weng ist jedoch weiterhin offen für attraktive Einzelgeschäfte, beispielsweise die Übernahme von Sammlungen und Vermittlungsaktivitäten. Das Handelsgeschäft soll aber nicht mehr in der Breite betrieben werden wie in der Vergangenheit. Generell bewertet Herr Weng die Aussichten für 2026, wenn nichts Unerwartetes passiert, positiv.


Allgemeine Aussprache

In der folgenden Aussprache meldeten sich insgesamt sieben Redner zu Wort. Neben Dr. Clemens Scholl von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und Oliver Vollbrecht als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) waren dies unter anderem die Privataktionäre Christian Werner und Joel Diener. Herr Weng beantwortete die Fragen nach jedem Wortbeitrag spontan ohne Backoffice.

Praktisch alle Redner begannen mit Glückwünschen und gratulierten zu der überaus erfolgreichen Veräußerung der Artnet-Beteiligung, mit der sich das Unternehmen von viel Ballast befreit und zugleich enormes Kapital freigesetzt hat. Dr. Scholl drängte sich die Frage auf, was denn bei dieser Transaktion am Ende wirklich herausgekommen ist. Es muss schließlich berücksichtigt werden, dass der Vorstand in den letzten Jahren enorm viele Stunden an Arbeit in dieses Projekt investiert hat.

Nach Aussage von Herrn Weng konnte im ersten Halbjahr 2025 aus dieser Transaktion ein Ertrag von 7,3 Mio. Euro verbucht werden. Hinzu kommen weitere rund 2 Mio. Euro, die im Jahr 2021 über Optionen schon vorweggenommen worden sind. Insgesamt beträgt das Ergebnis also rund 9,3 Mio. Euro, und zwar brutto für netto, nachdem der Verkauf einer Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft weitgehend steuerfrei ist. Zudem verfügt die WFA über Verlustvorträge. Ein Vorteil ist überdies der Sitz in Monheim.

Im Übrigen konnte Herr Weng nur zustimmen, dass das Projekt Artnet sehr aufwändig war. Letztlich habe man dafür das operative Geschäft für ein Jahr „geopfert“. Die Belohnung dafür war aber groß, woraus man die Erkenntnis ziehen könnte, dass mit dem Kunstmarkt vielleicht mehr Geld zu verdienen ist als mit der Kunst selbst. Zum finanziellen Gewinn hinzu kommt außerdem der positive Aspekt, dass der Bekanntheitsgrad der WFA vor allem in den USA deutlich größer geworden ist. Die Transaktion hat die Außenansicht auf ein ganz neues Niveau gehoben.

Nach Kenntnis des SdK-Vertreters hat die übernehmende Gesellschaft verschiedenen Artnet-Aktionären die Möglichkeit eingeräumt, dass sie sich nach dem bevorstehenden Squeeze-out an dem Übernahmevehikel beteiligen können, um weiter engagiert zu bleiben. Auf seine Nachfrage bestätigte Herr Weng, dass die Möglichkeit einer Rückbeteiligung an der „neuen“ Artnet Teil des Deals ist. Er will aber lieber erst einmal abwarten und abhängig vom Geschäftskonzept des neuen Managements entscheiden, ob ein Wiedereinstieg sinnvoll ist. Eine strategische Zusammenarbeit wird es aus heutiger Sicht auf jeden Fall geben.

Weitere Fragen von Dr. Scholl betrafen die Perspektiven der Tochtergesellschaft ArtXX AG, in der das Editionsgeschäft gebündelt ist, auf das künftig der Fokus gelegt werden soll. Er äußerte die Vermutung, dass es zu Veränderungen in der Struktur kommen könnte. Aktionär Diener meinte zu erkennen, dass sich zumindest der einst angedachte Börsengang der Tochtergesellschaft vorerst erledigt haben dürfte.

In seiner Antwort bat Herr Weng um Verständnis, dass er aktuell noch nicht viel zu diesem Thema sagen könne. Es gibt bei dieser Gesellschaft viele Überlegungen, in welche Richtung das Geschäft entwickelt werden könnte. Noch wurde aber keine Entscheidung getroffen. Wenn es Klarheit über die weitere Strategie gibt, werde man dies gerne veröffentlichen. Anfang 2026 könnte es so weit sein.

Auch zur Zukunft anderer Projekte und Beteiligungen wie ArtFacts, ArtTrade und Weng Art Invest konnte Herr Weng noch nicht viel sagen. Er versicherte, dass es weiterhin viele Gespräche und enge Kontakte gibt. Man sei aber vorsichtig, was eine Ausweitung der Investitionen angehe. Betreffend die Beteiligung an der 360X Art AG konnte der Vorstand mitteilen, dass deren Veräußerung vor zwei Jahren aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung gewesen war. Soweit erkennbar, hat sich bei diesem Unternehmen nichts Neues mehr entwickelt, so dass man heute bei einer Veräußerung statt 90 Prozent des Kaufpreises vermutlich nur noch einen kleinen Bruchteil davon erhalten würde.

Des Weiteren äußerte Dr. Scholl ein gewisses Unverständnis, das sich der Vorstand aktuell mit dem Wareneinkauf zurückhält, obwohl sich offenbar ein Marktaufschwung andeutet. Nach seinem Verständnis wäre es damit sinnvoll, den Bestand aufzubauen, um über ausreichend Material zu verfügen – Geld wäre nach dem Artnet-Deal doch genug da. Hier stellte Herr Weng klar, dass die WFA bereits über ausreichend Ware verfügt. Eigentlich ist es sogar zu viel, der Bestand soll wie ausgeführt reduziert werden. In Zukunft werde man auch andere Anforderungen an die Umlaufgeschwindigkeit als früher stellen.

Eine konkrete Strategie zu kommunizieren ist, wie Herr Weng anfügte, derzeit nicht einfach, nachdem sich die Parameter im Markt aktuell in einem schnellen Rhythmus verschieben. Es ist damit vor allem wichtig, sich kontinuierlich neu zu orientieren und anzupassen. Es ist aktuell sehr schwierig, den Kunstmarkt zu überblicken, was sicher mit ein Grund dafür ist, dass in den letzten Jahren kein Neueinsteiger reüssiert hat. Die WFA ist in erster Linie dank ihrer starken Eigenkapitalbasis gut durch die letzten Jahre gekommen. Jetzt muss es darum gehen, einen Weg für ein skalierbares Geschäftsmodell zu finden.

Ein weiteres Thema der Debatte war die vorgeschlagene Dividende von 0,15 Euro, mit der sich die beiden Aktionärsschützer und auch andere Redner zufrieden zeigten. Nach Aussage von Herrn Vollbrecht bedeutet dies eine attraktive Rendite, was aber vor allem daran liegt, dass der Aktienkurs von der Artnet-Transaktion nur sehr wenig profitieren konnte, obwohl sich die Bilanzrelationen ganz erheblich verbessert haben. Ein Grund dafür könnte nach Meinung des DSW-Sprechers die sehr überschaubare Kommunikation sein. Zum Teil reflektiert der niedrige Aktienkurs sicherlich auch die Unsicherheit beim Blick nach vorn.

Mehrere Redner hielten es mit Blick darauf, dass die Aktie nur knapp über dem Eigenkapital gehandelt wird, für sinnvoll, mehr eigene Aktien zurückzukaufen, was Herr Weng grundsätzlich bestätigte. Sinnvoll wäre dies aber nur, wenn die Aktie unter dem Eigenkapital gehandelt wird und Anteile in einer sinnvollen Größenordnung erworben werden können, ohne den Kurs zu beeinflussen. Er versicherte, dass dieses Thema bei jeder Aufsichtsratssitzung diskutiert wird. Auch ein öffentliches Rückkaufangebot wäre vorstellbar. Es werden viele Möglichkeiten diskutiert.

Tatsächlich ist das Eigenkapital im Unternehmen heute doppelt so hoch wie vor einigen Jahren, als die Aktie ihren Höchstkurs erreicht hatte. Dies war nach Meinung von Herrn Weng aber eine andere Zeit gewesen, in der Fantasie stärker mit eingepreist wurde. Dass die Aktie aktuell nur mit dem Eigenkapital bewertet wird, liegt sicherlich auch an der Unsicherheit, in welche Richtung das Geschäft entwickelt wird. Herr Weng will aber keine Meldungen herausposaunen, wenn dies nicht mit Substanz unterlegt ist.

Interessant ist die WFA-Aktie nach Meinung von Herrn Weng aktuell vor allem deshalb, weil sie in Deutschland das einzig mögliche Investment im Kunstbereich ist, mit dem Investoren auf die erwartete Trendwende im Markt spekulieren können. Möglicherweise ist aber etwas Geduld gefragt.

Aktionär Diener bat in diesem Zusammenhang um eine Abschätzung der stillen Reserven im Eigenbestand an Kunstwerken, die eigentlich noch zum Eigenkapital dazugezählt werden müssten. Hier bat Herr Weng um Verständnis, dass ihm im aktuellen Marktumfeld, in dem nur wenige Transaktionen stattfinden und in dem auch die WFA nicht sonderlich aktiv ist, geeignete Referenzwerte für eine solche Schätzung fehlen. Im kommenden Jahr könne man dazu vermutlich mehr sagen.

Herr Vollbrecht schlug vor, die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt auszuweiten, um mehr Investoren auf die Aktie aufmerksam zu machen. Dies wäre, wie Herr Weng ausführte, mit dem aktuell noch sehr kleinen Mitarbeiterstamm kaum möglich. Im kommenden Jahr, wenn Herr Wehrle den Vorstand verstärkt, wird es dann mehr Spielraum geben. Auf Nachfrage von Herrn Diener ergänzte er, dass er selbst sich künftig im Vorstand auf strategische Themen, Deals und die Finanzierung fokussieren und Herr Wehrle andere Dinge wie Personal und Buchhaltung übernehmen werde.

Ferner interessierte Herrn Vollbrecht und Herrn Diener, ob tatsächlich rechtliche Schritte gegen die Familie Neuendorf geplant sind. Grundsätzlich wäre dies sicherlich nachvollziehbar. Eine Vendetta gegen Hans Neuendorf könne nach Auffassung des DSW-Vertreters aber nicht Sinn der Sache sein.

Herr Weng bestätigte die Pläne. Ihm erscheint es richtig, gegen die Familie vorzugehen, nachdem sie die Artnet AG über die Jahre systematisch ausgeplündert hat. Es soll kein jahrelanger Rechtsstreit geführt werden. Zumindest soll aber ein Teil des Geldes zurückgeholt werden, das über die Jahre verlorengegangen ist.

Befragt nach ergänzenden Informationen zu den Auswirkungen des schwierigen Marktumfelds teilte Herr Weng mit, dass sich die Kunstbranche schon seit Jahren in einer Phase der Konsolidierung befindet. Die Zahl der Kunsthändler und Galeristen geht kontinuierlich zurück und mit der Pandemie hat sich dieser Trend noch verstärkt. In den USA gab es auch vermehrt Insolvenzen, da die Kapitalausstattung dort in der Regel knapper ist. Herr Weng geht davon aus, dass sich die Konsolidierung fortsetzt, auch wenn der Markt dreht. Im Editionsgeschäft sind die Perspektiven dank der Skalierungsmöglichkeiten besser, weshalb dieses Geschäft ausgebaut werden soll.

Herr Diener hakte noch einmal nach, ob Zukäufe konkret geplant sind. Hier informierte der Vorstand, dass im Kunstmarkt zumindest in Deutschland niemand Geld hat außer der WFA. Grundsätzlich sei man an Zukäufen interessiert. Die Unternehmen dürfen aber nicht viel Arbeit machen, vielmehr sollten sie Umsatz bringen und am besten sofort profitabel sein. Gespräche gibt es immer wieder. Ergebnisse kommunizieren könne man aber erst, wenn es so weit ist.

Ein Aktionär regte an, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Nach seiner Überlegung könnten damit eventuell neue Kundengruppen erschlossen werden. Dies betreffend erinnerte Herr Weng daran, dass man dies vor einigen Jahren schon einmal versucht habe, woraufhin die Hauptbank mit Kündigung gedroht habe. Möglicherweise hat sich die Sichtweise aber geändert und es könnte sinnvoll sein, einen neuen Anlauf zu nehmen. Tatsächlich ist es oft so, dass Investoren, die mit Bitcoin viel Geld verdient haben, irgendwann etwas Greifbares haben wollen.

Zudem bat der Aktionär um eine Einschätzung, welche Rolle Künstliche Intelligenz (KI) im Kunstmarkt spielt. Hier konnte Herr Weng nichts Positives berichten. Wie er aufzeigte, ist es in der Branche ein großes Problem, dass KI-Tools nicht nur als Unterstützung genutzt werden, sondern vielfach als Ersatz für eigenes Denken. Immer mehr Marktteilnehmer haben ohne die Nutzung von KI überhaupt keine Idee mehr, was die Bewertung von Kunstwerken betrifft. Es stellt sich die Frage, wohin das führen wird.

Mehrfach wurde die Bitte nach einer Konkretisierung der Erwartungen für das laufende Jahr und darüber hinaus geäußert. Herrn Weng fiel es aber schwer, mehr zu diesem Thema zu sagen. Auch wenn der Markt im kommenden Jahr wieder anzieht, macht ein forcierter Verkauf seiner Meinung nach erst einmal wenig Sinn, zumal es dafür mit Blick auf die ohnehin schon sehr starke Eigenkapitalausstattung auch keine Notwendigkeit gibt. Eine qualifizierte Prognose will er voraussichtlich Anfang 2026 abgeben.


Abstimmungen

Dr. Gehlen verkündete die Präsenz mit 4.257.432 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 5.500.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 77,41 Prozent. Nach Abzug der 150.000 im Eigenbestand befindlichen Aktien waren es 79,58 Prozent.

Alle Beschlüsse wurden mit Mehrheiten weit über 99 Prozent gefasst.

Im Einzelnen waren dies die Dividende von 0,15 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Vergütung der Mitglieder des Aufsichtsrats (TOP 5) sowie die Bestellung der Dr. Brandenburg Wirtschaftsberatungs-GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft zum Abschlussprüfer (TOP 6).

Um 15:49 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

Operativ hat die Weng Fine Art AG (WFA) das Geschäftsjahr 2024 wenig erfolgreich abgeschlossen. In dem schwierigen Umfeld im Kunstmarkt hat der Vorstand die Aktivitäten bewusst zurückgefahren, weshalb sich der Umsatz deutlich rückläufig entwickelte. Obwohl sich parallel die Kosten reduzierten, rutschte das Ergebnis ins Minus. Dank der sehr soliden Eigenkapitalausstattung ist dies nicht dramatisch, aber doch unschön, schließlich ist dies der erste Verlustausweis in der mittlerweile mehr als 30-jährigen Historie der WFA.

Eine sehr positive Nachricht folgte im ersten Halbjahr 2025, als es gelang, die Beteiligung von fast 30 Prozent an der Artnet AG im Zuge der Übernahme dieser Gesellschaft durch Investoren aus den USA zu einem guten Preis zu verkaufen. Dies brachte, wenn Teilrealisierungen über Optionen im Jahr 2021 mit einbezogen werden, einen beachtlichen Gewinn von 9,3 Mio. Euro. Damit hat sich die viele Arbeit, die Herr Weng über die Jahre in diese Beteiligung gesteckt hat, ausgezahlt.

Es wundert sehr, dass die Aktie auf diese sehr positive Meldung nur wenig reagiert hat. Der Kurs bewegt sich mit 4,50 Euro immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau und nur knapp über dem Eigenkapital, obwohl sich die Bilanzrelationen mit dem Artnet-Deal ganz erheblich verbessert haben. Die Eigenkapitalquote sprang von 45 auf 85 Prozent nach oben, womit es wieder Einiges an Spielraum gibt, um neue Aktivitäten zu entfalten.

Grundsätzlich soll ab sofort auch dauerhaft eine Dividende gezahlt werden, soweit sich keine sinnvolleren Investitionsmöglichkeiten ergeben. Die diesjährige Hauptversammlung beschloss bereits eine Ausschüttung von 0,15 Euro, was immerhin eine Rendite von 3,3 Prozent bedeutet. Auch mit Blick darauf, dass sich die Anzeichen für eine Trendwende im Kunstmarkt mehren, ist die Aktie auf dem immer noch niedrigen Kursniveau als interessant einzustufen.


Kontaktadresse

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Internet: www.wengfineart.com

Ansprechpartner Investor Relations

Rüdiger K. Weng, Vorstandsvorsitzender

E-Mail: [email protected]



Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.



Veröffentlichungsdatum: 23.12.2025 - 09:00
Redakteur: mwa
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