Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Pyramid AG wurde am 26. August 2025 um 14 Uhr vom Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Jürgen Gromer eröffnet. Diese Hauptversammlung wurde als virtuelle Veranstaltung ohne physische Präsenz der Teilnehmer abgehalten. Einleitend übernahm der Redner die Versammlungsleitung und begrüßte die Teilnehmer, darunter Hans-Hermann Mindermann für GSC Research. Im Anschluss an die üblichen organisatorischen Hinweise und Formalien übergab der Versammlungsleiter das Wort an den Vorstandsvorsitzenden für den Bericht des Vorstands.
Bericht des Vorstands
Herr Empl begann seinen Vortrag mit einem Überblick über die Highlights des abgelaufenen Geschäftsjahres. Trotz der herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen konnte 2024 ein akzeptables Ergebnis erreicht werden. Dabei kam es zu einem Rückgang der Umsätze um rund 10 Prozent auf 68,3 (Vorjahr: 76,0) Mio. Euro. Ebenso wurde mit 3,4 (5,4) Mio. Euro ein geringeres EBITDA erwirtschaftet. Aufgrund der bei der HGB-Bilanzierung erforderlichen hohen Abschreibungen auf Geschäfts- und Firmenwerte von 4,1 (4,0) Mio. Euro fiel daher für das Berichtsjahr sogar ein Konzernverlust an.
Maßgebliche Beiträge zum Konzernergebnis leistete die Pyramid Computer GmbH, mit der auch ein Ergebnisabführungsvertrag besteht, mit Umsätzen von 62,5 Mio. Euro, einem EBITDA von 3,8 Mio. Euro und einem Jahresüberschuss von 3,1 Mio. Euro. Die 100-prozentige Beteiligung befasst sich mit Industrieservern und Automatisierungslösungen. Zum Schluss des Berichtsjahres umfasste das Beteiligungsportfolio zudem die Faytech AG, (Touch Panels, Monitore, PCs und Touch Solutions) und eine 17-prozentige Beteiligung an der Securize IT Solutions AG (Storage & Security-Lösungen).
Die Gesellschaft verfolgt eine Buy-and-Build-Strategie, für deren Umsetzung eine ausreichende Ausstattung mit finanziellen Mitteln erforderlich ist. Daher wurde der Hauptversammlung vorgeschlagen, den Bilanzgewinn von 8,0 Mio. Euro auf neue Rechnung vorzutragen. Erforderlich ist dies auch wegen der Financial Covenants mit der die bisherigen Akquisitionen finanzierenden Bank, deren Einhaltung bei einer Gewinnausschüttung gefährdet würde.
Inzwischen ist die Unternehmensgruppe mit rund 400 Mitarbeitern auf drei Kontinenten tätig. Im ersten Halbjahr 2025 gab es mit der RNT Rausch GmbH einen wesentlichen Neuzugang. Dieser Anbieter von Storage- und Security-Lösungen soll bis zum Jahresende voll integriert sein. Aber bereits jetzt sieht Herr Empl darin eine perfekte Ergänzung des bisherigen Programms.
Die Unternehmensgruppe operiert in einem attraktiven Marktumfeld. Beispielsweise wird das Wachstum im Servermarkt stark durch KI angetrieben. Hier ist Pyramid neben den zehn großen Anbietern mit einem Marktanteil von rund 90 Prozent als spezialisierter Nischenanbieter für kundenspezifische Lösungen gut aufgestellt, um am erwarteten weiteren Wachstum vor allem in den USA teilhaben zu können. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage in China und Deutschland fiel die Einschätzung dieser Märkte dagegen zurückhaltender aus. Die zunehmende Vernetzung in der Produktion und Fortschritte bei KI-gestützten Lernprozessen tragen zum Wachstum bei Industrie-PCs bei. Neben kundenspezifischen Lösungen setzt Pyramid in diesem Segment auch auf Datensicherheit als wichtigen Erfolgsfaktor, dessen Bedeutung von der zunehmenden Vernetzung aller Bereiche profitiert. Im Markt für Self-Service-Terminals gibt es keine dominanten Teilnehmer. Mit ihren kundenspezifischen Angeboten zählt die Pyramid AG aber zu den führenden Anbietern.
Für die weitere Unternehmensentwicklung setzt der Vorstand auf eine Buy-and-Build-Strategie. Gesucht werden dafür Unternehmen mit komplementären Geschäftsfeldern in den Schlüsselbereichen IT-Hardware-Reseller und Hardwareproduktion. Weitere Faktoren sind der Anteil der wiederkehrenden Umsätze und Möglichkeiten zum Ausbau der Technologiekompetenz im Bereich der KI. Passende Targets gibt es durchaus, so beispielsweise in Osteuropa, wobei die Bewertungen derzeit teilweise extrem teuer sind. Eine zweite strategische Stoßrichtung ist die Erweiterung und Systematisierung des Vertriebs. Ebenso sollen die internationalen Märkte verstärkt adressiert werden, nachdem die Planung aufgrund enttäuschender Ergebnisse in einigen Ländern revidiert werden musste.
Den Fokus legt Pyramid auf die großen Absatzmärkte in Westeuropa und den nordischen Ländern. Von der besonderen Forschungs- und Entwicklungskompetenz zeigte sich der CEO überzeugt. Zugleich merkte er an, dass es vielleicht zu viele Produkte sind, weshalb eine stärkere Fokussierung geboten ist. Zudem wird eine verstärkte Nutzung für Serienfertigungen angestrebt.
Die wesentlichen Belastungen für die Umsatzentwicklung im Berichtsjahr fasste der Vorstandsvorsitzende mit dem Verweis auf die schwache konjunkturelle Entwicklung in Deutschland, die zögerliche Auftragsvergabe im Geschäft mit Terminals sowie Schwächen im internationalen Geschäft vor allem bei der Faytech zusammen. Der erfreuliche Verlauf bei der Pyramid Computer im europäischen Geschäft konnte dies nicht ausgleichen.
Die Umsatzsteigerung (laut vorläufigen Zahlen) im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres von 31,0 Mio. Euro auf 39,8 Mio. Euro enthält einen Umsatzbeitrag von 2,0 Mio. Euro (bei einem neutralen EBITDA) von der ab dem 25. April erstmals berücksichtigen RNT Rausch GmbH. Der verbleibende Umsatzanstieg wurde in Deutschland und China mit einem Wachstum von 22 Prozent erzielt. Zugleich konnte das EBITDA von 1,8 auf 1,9 Mio. Euro ausgebaut werden. Für den Ausblick auf den Rest des Jahres sind die Ergebnisse der laufenden Neustrukturierung von Vertrieb und Marketing wichtig, wobei der Vorstand die Produkt- und Sales-Offensive der Faytech besonders hervorhob.
Allgemeine Aussprache
In der Generaldebatte kam Frau Bonina Vitija als erste Rednerin zu Wort. Einleitend beklagte die Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückgebliebenen Umsätze und Ergebnisse. Neben der Ertragslage bemängelte sie auch den negativen operativen Cashflow und wollte wissen, ob die Kennzahlen womöglich auf strukturelle Probleme hindeuten. Aufgefallen war ihr zudem die hohe Bedeutung der fünf größten Kunden, auf die im Berichtsjahr über 60 Prozent der Umsätze entfielen. Weitere Fragen betrafen den Erwerb der RNT Rausch GmbH sowie die zeitgleiche Trennung von anderen Beteiligungen, die Belastbarkeit der Planungen und die Dividendenstrategie.
Herr Empl nutzte den Anlass, die bei früherer Gelegenheit bereits kommunizierten Planwerte für das laufende Geschäftsjahr zu bestätigen. So wird für den Konzern ein Umsatz in der Bandbreite von 88 bis 92 Mio. Euro erwartet, während für das EBITDA 4,7 bis 5,5 Mio. Euro geplant sind. Die bisherigen Probleme mit der Planung gehen beispielsweise auch auf Verschiebungen der Abrufe bei Rahmenverträgen und von Aufträgen zurück, und schließlich gab es unvorhersehbare Effekte politischer Vorgaben wie etwa aufgrund der amerikanischen Zollpolitik. Ebenso gab es auch Misserfolge in der Auftragspipeline, und bei der Faytech ging ein bedeutender Kunde in Nordamerika verloren, der ohne Wissen der Gesellschaft eine Alternative zu deren Leistungen aufgebaut hatte. Der in den Planzahlen enthaltene EBITDA-Beitrag der RNT wird zwischen 0,38 und 1,0 Mio. Euro erwartet. Zahlungen auf die Earn-out-Klausel gibt es nur dann, wenn das EBITDA über dem unteren Wert liegt.
Auf dem aktuellen Niveau ist der Einsatz eigener Aktien als Akquisitionswährung nicht sinnvoll. Stattdessen will man sich auf die Liquidität und den Schuldenabbau fokussieren und Puffer aufbauen, damit die Gesellschaft bei passenden Gelegenheiten auch handlungsfähig ist. Unabhängig davon möchte man auch eine Dividende ausschütten. Aktuell ist dies aber wegen der Vorgaben aus dem Akquisitionskredit nicht möglich. Daher muss zunächst dessen aktuelle Restvaluta von noch 6,5 Mio. Euro aus dem Cashflow heraus abgebaut werden, ehe Dividenden ausgeschüttet werden können.
Die zeitgleich zum Erwerb der RNT Rausch GmbH abgegebenen Beteiligungen waren kein Notverkauf. Vielmehr handelte es sich dabei um Teile des Konzerns, die nicht mehr in dessen Gesamtkontext passten. Aufgestockt wurde dabei die Beteiligung an der Securize, an der man aktuell zwischen 45 und 50 Prozent des Kapitals hält. Herr Empl betrachtet diese Position als Finanzbeteiligung, bei der noch offen ist, was damit geschehen soll. Ein Verkaufserlös könnte allerdings zu einer rascheren Tilgung des Akquisitionskredits beitragen.
Dem Vorstand ist das Klumpenrisiko der Großkunden bewusst. Allerdings verfügen diese im aktuellen Marktumfeld auch über die Power, große Ausschreibungen durchzuführen. Dagegen tun sich Mittelständler derzeit eher schwer, neue große Projekte anzugehen. Der im Vergleich zum Vorjahr höherer Anteil der fünf größten Kunden ist daher eine Folge des schnelleren Wachstums der Großkunden, mit denen man im Übrigen bereits seit Jahrzehnten zusammenarbeitet.
Im Verlauf meldeten sich noch zwei Aktionäre zu Wort. In den Antworten bestätigte der Vorstandssprecher, dass die Aktien der Securize derzeit nicht liquide sind und auch die Bewertung noch nicht passt. Die RNT soll bis zum Jahresende komplett in die Pyramid Computer GmbH integriert sein. Neben dem komplementären Angebot werden daraus Synergien im Einkauf, bei der Produktion und im Vertrieb erwartet.
Abstimmungen
An den Abstimmungen nahmen rund 5,1 Mio. der insgesamt 23.068.175 Aktien der Gesellschaft teil. Dies entspricht einer Präsenzquote von 22,23 Prozent des Grundkapitals. Abgestimmt wurde im Wege des Additionsverfahrens über den Vortrag des Bilanzgewinns von 8.031.794,15 Euro auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung der Mitglieder des Vorstands (TOP 3) und des Aufsichtsrats (TOP 4) für das Geschäftsjahr 2024, die Wahl der Nexia GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Düsseldorf, zum Prüfer für das Geschäftsjahr 2025 (TOP 5), die Umstellung von Inhaber- auf Namensaktien (TOP 6) und eine Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7).
Alle Tagesordnungspunkte wurden mit Mehrheiten von über 90 Prozent der abgegebenen Stimmen wie vorgeschlagen beschlossen. Die Veranstaltung endete um 16:22 Uhr.
Fazit und eigene Meinung
Die Fische beißen noch nicht oder jedenfalls nicht genug. Dabei bewegt sich das Unternehmen in einem tendenziell wachsenden Markt und bietet die passenden Produkte und Leistungen. Das allein genügt aber nicht, um die Kunden zum Kaufen zu bewegen. Maßgeblich für die weitere Entwicklung des Aktienkurses sind daher die künftigen Vertriebsergebnisse. Sollte es gelingen, den Trend des ersten Halbjahres fortzusetzen und bei Umsatz- und Ergebnis nach vorn zu kommen, ist die Pyramid-Aktie für den spekulativ orientierten Investor einen Blick wert. Die aktuelle Marktkapitalisierung liegt mit 20 Mio. Euro bei nicht einmal 30 Prozent der Konzernumsatzerlöse des Vorjahres und deutet auf Kurspotenzial in der Zukunft hin. Interessierte Investoren sollten jedoch stets nur mit Limiten im Markt agieren.
Kontaktadresse
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Sendlinger-Tor-Platz 8
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Andreas Empl, CEO
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