Die SCI AG hatte für den 8. Juli 2025 zu ihrer 25. Hauptversammlung eingeladen. Veranstaltungsort war wie üblich das Clubhaus der Sportanlage TuS Merzhausen in einem Ortsteil von Usingen. Dort hatten sich, möglicherweise bedingt durch den Beginn der hessischen Sommerferien, mit knapp 20 Aktionären und Gästen etwas weniger Teilnehmer als in den Vorjahren eingefunden. Für GSC Research befand sich Matthias Wahler vor Ort.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Wilhelm Nachtigall eröffnete die Versammlung um 15 Uhr und teilte mit, dass die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat vollzählig anwesend sind. Personelle Veränderungen hat es nicht gegeben. Ein notarielles Protokoll war nicht erforderlich. Auf die Bestellung eines Notars hatte die Gesellschaft deshalb verzichtet. Die Niederschrift erstellte der Versammlungsleiter selbst.
Im Folgenden erläuterte Herr Nachtigall die Formalien und informierte über die wichtigsten Punkte aus Sicht des Aufsichtsrats. In diesem Zusammenhang kam er auch auf die Vorstandsvergütung zu sprechen, die sich aus einer monatlichen Fixkomponente und einem performanceabhängigen Teil zusammensetzt. Für das Geschäftsjahr 2024 hat Alleinvorstand Oliver Wiederhold erneut nur die fixe Vergütung erhalten.
Nach diesen Ausführungen übergab der Vorsitzende das Wort an den Vorstand.
Bericht des Vorstands
Seine Ausführungen zur Entwicklung im Geschäftsjahr 2024 begann Herr Wiederhold mit einem Blick auf das Marktumfeld. Schaut man sich den DAX an, der mit einem Plus von 19 Prozent abgeschlossen hat, war es ein erfolgreiches Börsenjahr. Zu dem deutlichen Anstieg haben allerdings einige wenige Werte wie Rheinmetall und Siemens Energy den weit überwiegenden Teil beigetragen. Der DAX ist auch kein passender Referenzmaßstab für die SCI, die in erster Linie im Nebenwertebereich tätig ist. DAX-Werte haben einen Anteil von weniger als 1 Prozent am Portfolio.
Für geeigneter als Vergleichsindex hält der Vorstand insoweit den MDAX, der 5,7 Prozent an Wert verloren hat. Da die SCI einen nennenswerten Depotanteil in Lettland und Litauen hat, könnte man zudem den baltischen Index OMX Baltic All Share heranziehen, der mit einem Plus von 2,5 Prozent abgeschlossen hat. In dem Bereich, in dem die SCI tätig ist, hat der Markt also keine besonders starke Entwicklung genommen. Die lange erwartete Renaissance der Nebenwerte ist noch nicht eingetreten – dafür gibt es erst seit Kurzem zumindest erste Anzeichen.
Herr Wiederhold fuhr fort mit einem Überblick über die großen Positionen im SCI-Portfolio. Ganz oben steht mit einem Anteil von 12,3 Prozent am Net Asset Value (NAV) unverändert die Beteiligung an der LS Invest AG. Deren Aktie entwickelte sich gut und es konnte eine Zuschreibung auf einen Kurs von 6,00 (Vorjahr: 5,50) Euro bzw. in Summe 103 Tsd. Euro vorgenommen werden. Auffällig ist beim Blick auf den Chart der Sprung zur Jahresmitte, der laut Herrn Wiederhold durch das Gerücht verursacht wurde, dass es eine größere Pakettransaktion zu einem Preis deutlich über dem Börsenkurs gegeben hat. Der Wahrheitsgehalt lässt sich nicht prüfen, allein das Gerücht hat den Kurs aber deutlich nach oben bewegt, bevor er dann wieder etwas abbröckelte.
Der zweitgrößte Wert im Depot ist mit einem Anteil von 10,8 Prozent am NAV die Gesundheitswelt Chiemgau (GWC). Deren Aktie entwickelte sich leicht negativ, Abschreibungen sind bei diesem Wert aber kein Thema, nachdem es sich um eine sehr alte Position handelt und die SCI auf stillen Reserven von 876 Tsd. Euro sitzt. Operativ entwickelt sich das Geschäft der GWC weiterhin erfolgreich, das Ergebnis ist aktuell allerdings durch Investitionen geprägt.
Die Nummer drei im Portfolio der SCI ist die Beteiligung an der lettischen Latvjias Balzams, die für 8,3 Prozent des NAV steht. Hier hat sich der Aktienkurs wenig verändert. Anfang 2025 wurde jedoch bei einem Ergebnis je Aktie von 0,67 Euro wiederum eine attraktive Dividende von 0,60 Euro gezahlt.
In Summe finden sich im SCI-Depot, wie Herr Wiederhold an dieser Stelle anmerkte, 120 Einzelwerte aus zehn Ländern.
Insgesamt gab der NAV der SCI-Aktie im Jahresverlauf auf 22,78 (23,55) Euro leicht nach. Berücksichtigt man die im vergangenen Jahr gezahlte Dividende von 0,50 Euro, bedeutet dies ein kleines Minus von 1 Prozent, womit man natürlich nicht zufrieden sein könne. Auf die Gründe, warum keine positive Performance erwirtschaftet werden konnte, ging der Vorstand später ein.
Die SCI-Aktie legte im Jahresverlauf hingegen leicht zu und entwickelte sich damit besser als der NAV. Interessant findet der Vorstand, dass eine gewisse Korrelation zum Kursverlauf der LS-Invest-Aktie zu erkennen ist, die nun einmal die größte Position darstellt. Das Handelsvolumen in der SCI-Aktie belief sich im Gesamtjahr auf knapp 20.000 Aktien, also 4 Prozent des Grundkapitals. Mit Blick darauf, dass sich der größte Teil des Grundkapitals in festen Händen befindet, ist dies durchaus eine gute Zahl und auch mehr als in den beiden Vorjahren.
Sodann kam Herr Wiederhold auf die wirtschaftliche Entwicklung zu sprechen. Beim Blick in die Bilanz fällt zunächst der deutliche Rückgang der liquiden Mittel auf 0,7 (2,6) Mio. Euro ins Auge, während sich die Wertpapiere im Umlaufvermögen auf 4,6 (2,7) Mio. Euro erhöhten. Zum einen resultiert der niedrigere Cashbestand aus der letztjährigen Dividendenzahlung, für die in Summe 240 Tsd. Euro aufgewendet worden sind. Vor allem habe man die liquiden Mittel aber in kurzfristigen Bundesanleihen geparkt, für die es im vergangenen Jahr noch Zinsen bis zu 3,5 Prozent gegeben hat. Der Cashbestand machte zum Jahresende noch rund 8 (30) Prozent der Bilanzsumme aus. Die Eigenkapitalquote liegt weiterhin bei über 99 Prozent.
Der Kauf der kurzfristigen Bundesanleihen, deren Halten bis zum Laufzeitende und der regelmäßige Neukauf erklärt laut Herrn Wiederhold auch den massiven Umsatzsprung auf 83,3 (3,9) Mio. Euro. Es summiert sich, wenn z. B. 2 Mio. Euro angelegt werden, dies aber 40 mal hintereinander. Glücklich ist der Vorstand mit dieser Art des Ausweises nicht, der Umsatz von 83 Mio. Euro hat schließlich keinerlei Aussagekraft. Er will zusammen mit dem Abschlussprüfer überlegen, ob eine andere Verbuchung möglich ist.
Mehr Aussagekraft hat das Handelsergebnis, das auf 106 (35) Tsd. Euro zulegte. Den größten Beitrag lieferte Yoma Strategic Holdings aus Myanmar mit 38 Tsd. Euro. Dieses Investment hatte Herr Wiederhold auf der letzten Hauptversammlung näher vorgestellt. Obwohl die Spekulation auf ein Kriegsende nicht aufgegangen ist, hat sich der Kurs verdoppelt. Größere Beiträge lieferten außerdem Muehlhan mit 32 Tsd. Euro und Paul Hartmann mit 28 Tsd. Euro. Muehlhan ist nach dem Verkauf eines Großteils des operativen Geschäfts jetzt mehr oder weniger ein Börsenmantel.
Die sonstigen betrieblichen Erträge entwickelten sich auf 278 (421) Tsd. Euro rückläufig. Darin finden sich als größte Position die Zuschreibung von 103 Tsd. Euro auf LS Invest sowie Zuschreibungen von 14 Tsd. Euro bzw. 13 Tsd. Euro auf Surteco und Henkel. Der Restbetrag resultiert mit 118 Tsd. Euro vor allem aus Gewinnen aus Anlageverkäufen und mit 3 Tsd. Euro aus einem kleinen Währungsgewinn im polnischen Zloty.
Nachbesserungen aus Spruchverfahren konnten im Berichtsjahr in Höhe von 15 (7) Tsd. Euro vereinnahmt werden. Den größten Beitrag lieferte die finnische Uponor mit 12 Tsd. Euro. Weitere 2 Tsd. Euro steuerte das beendete Spruchverfahren bei Odeon Film bei und 1 Tsd. Euro die grenzüberschreitende Verschmelzung nach Österreich bei biolitec. Dieses Verfahren lief laut Herrn Wiederhold seit 2013 und konnte nun endlich beendet werden. Im laufenden Jahr fließen von biolitec noch einmal 4 Tsd. Euro zu.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen blieben mit 73 (74) Tsd. Euro nahezu unverändert. Großen Anteil daran hatten die Steuerberatung und die Abschlussprüfung, zu einem kleineren Teil auch die zusätzlichen Kosten der außerordentlichen Hauptversammlung im Oktober 2024. Rechts- und Beratungskosten fallen weiterhin nicht an. Seit bei Spruchverfahren eine Anwaltspflicht gilt, hat die SCI keinen Antrag neu gestellt. Der Personalaufwand blieb mit 85 Tsd. Euro ebenfalls unverändert.
Die Abschreibungen stiegen hingegen auf 459 (203) Tsd. Euro deutlich an. Die wesentliche Ursache war die notwendige Wertberichtigung von 157 Tsd. Euro auf einen Kurs von 46,50 Euro bei der Siltronic-Aktie. Des Weiteren musste eine Abschreibung von 102 Tsd. Euro auf einen Kurs von 3,46 Euro bei Latvjias Gaze vorgenommen werden. Dies lag laut Herrn Wiederhold jedoch allein an dem durchgeführten Delisting im Rahmen eines Management Buyout. Als Abfindung wurde das Eigenkapital geboten und diesen Wert hat die SCI nun angesetzt. Operativ läuft es bei Latvjias Gaze weiterhin gut. Vor dem Delisting hat es sogar noch eine Sonderdividende gegeben, aus der der SCI in Summe 69 Tsd. Euro zugeflossen sind.
Die Dividendeneinnahmen und Fondsausschüttungen gingen im Berichtsjahr auf 274 (392) Tsd. Euro deutlich zurück. Im Wesentlichen gibt es dafür zwei Gründe. Zum einen war im Vorjahr eine Sonderausschüttung von Latvjias Gaze in Höhe von 69 Tsd. Euro vereinnahmt worden. Zum anderen wurde die Dividende bei Latvjias Balzams, die unverändert mit 52 Tsd. Euro beschlossen wurde, erst im Jahr 2025 gezahlt. Möglicherweise können bei diesem Unternehmen damit im laufenden Jahr zwei Ausschüttungen verbucht werden.
Positiv bewertet Herr Wiederhold die deutliche Dividendenerhöhung bei GWC auf 0,54 (0,28) Euro, was für die SCI einen Zufluss von 48 Tsd. Euro bedeutete. Künftig will das Unternehmen regelmäßig rund 30 Prozent des Konzernüberschusses ausschütten. Bei InnoTec wurde die Dividende hingegen auf 0,40 (0,70) Euro gekürzt, womit sich die Zahlung für die SCI auf 20,5 Tsd. Euro reduzierte. Bei der Goldzack-Anleihe ging die letzte Abschlagszahlung ein, bei Medion die letzte Ausgleichszahlung vor dem Squeeze-out. Außerdem konnten Ausschüttungen von in Summe 61 Tsd. Euro aus offenen Investmentfonds vereinnahmt werden.
Letztlich schloss das Geschäftsjahr 2024 damit für die SCI mit einem Jahresüberschuss von 4,3 (410) Tsd. Euro entsprechend einem EPS von 0,01 (0,85) Euro, also einer „schwarzen Null“, ab.
Im Folgenden ging Herr Wiederhold näher auf die Gründe für das schlechte Abschneiden bei Siltronic ein. Ursprünglich hatte die SCI in diese Aktie investiert, als die taiwanesische GlobalWafers ein Übernahmeangebot zu 125 Euro unterbreitet hatte, was bereits einen schönen Aufschlag auf den vorherigen Börsenkurs bedeutete. Später wurde das Angebot sogar noch auf 145 Euro erhöht. Letztlich scheiterte die Übernahme aber daran, dass das Wirtschaftsministerium nicht die erforderliche Freigabe erteilte.
In der Folge ging der Kurs überraschend stark nach unten, erst bis 90 Euro und dann noch weiter bis 60 Euro, womit die Aktie sogar niedriger als vor dem Übernahmeangebot notierte. Dabei war die Bewertung schon vorher günstig gewesen. Im Jahr 2021 hatte Siltronic 8,44 Euro je Aktie verdient und 2022 sogar 13,02 Euro und die Aussichten waren mit Blick auf die neu errichtete Fabrik in Singapur ebenfalls positiv. Die Aktie erholte sich dann wieder leicht, zuletzt ging es, da infolge von hohen Lagerbeständen bei den Kunden Bestellungen ausblieben, aber bis auf 44 Euro weiter nach unten.
Aus Sicht der SCI sieht Herr Wiederhold es aus heutiger Perspektive kritisch, dass die Position am Ende für ein ganz normales Investment zu groß war. Gekauft hatte man die Siltronic-Aktie ursprünglich in einer Übernahmesituation, die Position war deshalb zu Anfang mit 480 Tsd. Euro weit größer als die 250 Tsd. Euro gewesen, die bei der SCI ohne Beschluss des Aufsichtsrats möglich sind. Insoweit hätte man die Position nach der Absage der Übernahme trotz der schon deutlich niedrigeren Kurse reduzieren müssen, auch wenn sich dies mit Blick auf die Ergebnisse nicht richtig angefühlt hatte.
Am besten gelaufen ist es laut Herrn Wiederhold im vergangenen Jahr bei der Vilvi Group, einem Molkereiwert aus Litauen. Wie er aufzeigte, finden sich an der Börse in Vilnius vier Molkereiwerte, die einen Großteil der Marktkapitalisierung ausmachen. Die SCI ist schon lange in die Vilvi Group investiert. Der Einstandskurs beträgt 3,66 Euro, aktuell werden rund 12 Euro aufgerufen. Die Ergebnisentwicklung kann sich ebenfalls sehen lassen. 2023 wurden 1,23 Euro je Aktie verdient, 2024 waren es sogar 2,15 Euro und die Dividende wurde auf 0,54 (0,31) Euro erhöht.
Zum Abschluss seines Rückblicks teilte Herr Wiederhold mit, dass die SCI im Geschäftsjahr 2024 noch einmal 2.784 eigene Aktien für durchschnittlich 16,97 Euro erworben hat. Gemäß dem Beschluss der Hauptversammlung vom 30. Oktober 2024 wurden dann alle im Bestand befindlichen eigenen Aktien eingezogen, womit jetzt nur noch 440.036 Aktien mit einem rechnerischen Nennwert von jeweils rund 1,09 Euro im Umlauf sind. 9 Cent je Aktie wären damit theoretisch steuerfrei ausschüttbar.
Sodann kam der Vorstand auf die aktuelle Situation zu sprechen. Der NAV der Aktie wurde zuletzt am 19. Mai 2025 mit 24,44 Euro ermittelt, was seit Jahresbeginn eine Performance von etwas mehr als 7 Prozent bedeutet. Allerdings hat sich auch der Gesamtmarkt positiv entwickelt. Dennoch ist Herr Wiederhold mit dieser Entwicklung nicht unzufrieden. Den größten Anteil am Anstieg lieferten die Vilvi Group und LS Invest, aber auch viele andere Positionen.
Bei LS Invest kam es im Frühjahr zu einem Kursanstieg, als sich herauskristallisierte, dass man sich die weiteren 50 Prozent an der Anlage Anfi auf Gran Canaria zu günstigen Konditionen wird sichern können. Herr Wiederhold ist nach wie vor überzeugt, dass der wahre Wert von Anfi noch deutlich höher liegt. Ein weiterer Grund für die steigenden Kurse war der Vergleich mit dem Besonderen Vertreter. Statt der vorgeschlagenen Sonderdividende von 0,10 Euro beschloss die Hauptversammlung dann sogar eine Zahlung von 0,16 Euro, der Beschluss wird aber voraussichtlich angefochten.
Insgesamt wirkt es für Herrn Wiederhold so, dass auch der Hauptaktionär Lopesan endlich einen Schlussstrich ziehen will, nachdem die nun schon viele Jahre andauernden Streitigkeiten mit den freien Aktionären nur unnötige Kosten verursachen. Operativ läuft es weiterhin gut. An allen Standorten sind die Hotels gut ausgelastet. Zudem notiert die Aktie weiterhin deutlich unter dem Eigenkapital von 9,19 Euro.
Sehr unzufrieden ist Herr Wiederhold bei LS Invest allerdings nach wie vor mit der praktisch nicht stattfindenden Kapitalmarktkommunikation. Beispielsweise wurde der Erwerb des Hotels Miguel Angel in Madrid im November 2024 gar nicht gemeldet, obwohl das Volumen von 210 Mio. Euro einem Drittel der Bilanzsumme entspricht. Das Verhältnis zu den Minderheitsaktionären muss weiterhin als zerrüttet bezeichnet werden. Es gibt allenfalls einige wenige Anzeichen, dass Lopesan interessiert ist, die Kommunikation zu verbessern.
Bei der GWC ist die Entwicklung weiterhin solide. Aktuell sind die Ergebnisse zwar durch zwei große Bauprojekte negativ beeinflusst, was aber letztlich zu einer enormen Aufwertung des gesamten Bestandes führen wird. Der erzielte Gewinn von 1,05 (1,79) Euro je Aktie geht zudem immer noch in Ordnung. Überdies notiert auch die GWC-Aktie weit unter dem Eigenkapital von 19,57 Euro und es werden attraktive Dividenden gezahlt. Die Investitionen werden die Ertragskraft langfristig deutlich steigern.
Bei Latvjias Balzams, dem drittgrößten Wert im Portfolio, gestaltet sich die Ertragslage ebenfalls positiv. Interessant ist hier vor allem die attraktive Dividende von 0,60 Euro, zudem ist das Eigenkapital mit 17,03 Euro fast doppelt so hoch wie der Börsenkurs. Eine gewisse Unruhe ergibt sich aus der Situation beim Hauptaktionär. Formal ist dies die Amber Beverage Group mit Sitz in Luxemburg. Dahinter steht aber ein russisch-stämmiger Oligarch und es wurden konzernintern Darlehen ausgereicht, was man kritisch sehen kann.
Abschließend sprach der Vorstand einige Worte zur Tagesordnung. Eine Dividende kann, da es keinen ausschüttungsfähigen Bilanzgewinn gibt, in diesem Jahr nicht gezahlt werden. Das nur knapp positive Ergebnis hätte aber ohnehin dagegengesprochen.
Unter TOP 7 stand die Neuwahl des Aufsichtsrats auf der Tagesordnung. Wie Herr Wiederhold hervorhob, arbeiten die derzeitigen Mitglieder in unveränderter Konstellation schon volle 15 Jahre zusammen und dies sehr konstruktiv und immer im Sinne der Gesellschaft. Insoweit freute ihn sehr, dass die Herren erneut zur Wiederwahl stehen.
Allgemeine Aussprache
Trotz der im Vergleich zu den Vorjahren geringeren Teilnehmerzahl entwickelte sich im Anschluss an den Vorstandsbericht eine angeregte Debatte. Insgesamt meldeten sich acht Redner jeweils mit einigen kurzen Fragen zu Wort.
Das Hauptthema der Aussprache war die Entwicklung bei der LS Invest AG, die nach wie vor die größte Beteiligung der SCI darstellt. Aktionär Philipp Steinhauer hatte vernommen, dass es ein Zerwürfnis unter den freien Aktionären gibt, was sehr bedauerlich wäre, nachdem wohl nur mit einem koordinierten Vorgehen ein positives Ergebnis erreicht werden kann.
Nach Aussage von Herrn Wiederhold gibt es keineswegs ein Zerwürfnis. Es gab auf der jüngsten Hauptversammlung der LS Invest AG lediglich unterschiedliche Meinungen, ob dem Vergleichsvorschlag der Verwaltung zur Beendigung des Mandates des Besonderen Vertreters zugestimmt werden könne, wie die SCI AG und ein weiterer größerer Aktionär dies getan haben. Es gibt dies betreffend keinen Gruppenzwang, jeder darf seine eigene Meinung haben. Von einem Zerwürfnis kann aber keine Rede sein.
Aktionär Geierhaas hielt es für überlegenswert, den Druck gegenüber der Mehrheitsaktionärin der LS Invest AG zu erhöhen, also quasi mehr Lästigkeitswert aufzubauen, um endlich Ergebnisse zu erzielen.
Diese Strategie hält Herr Wiederhold für wenig erfolgversprechend. Wie er in Erinnerung rief, wird schon seit 15 Jahren enormer Druck durch unzählige Klagen von einer ganzen Reihe von Aktionären aufgebaut, die Spanier sitzen aber alles aus. Gerade deswegen versuche man nun, zu einem konstruktiveren Dialog zu kommen. Ob diese Strategie etwas bringt, müsse man abwarten. Einen Vertrauensvorschuss müsse man Lopesan sicherlich nicht gewähren, man sollte das Vorhaben aber auch nicht torpedieren.
Ein weiterer Aktionär wollte wissen, ob die SCI ihre Beteiligung an LS Invest im vergangenen Jahr verändert hat. Nach Angabe des Vorstands habe man, als der Kurs zwischenzeitlich die Marke von 7 Euro überschritten hatte, in geringem Umfang Aktien verkauft.
Die anknüpfende Frage von Herrn Steinhauer, was passieren müsste, damit sich die SCI von ihrem LS-Investment trennt, konnte der Vorstand nur schwer beantworten. Er geht fest davon aus, dass die Entwicklung an einem Wendepunkt steht und auch der Mehrheitsaktionär eine Lösung finden will, es also in Richtung Squeeze-out gehen sollte.
Aktionär Dr. Martin Ahlers hatte vernommen, dass die Lopesan-Gruppe verschiedenen größeren LS-Aktionären ein Kaufangebot unterbreitet hat. Die SCI hat kein Angebot erhalten. Es wurden jedoch Gespräche mit Lopesan geführt, um in der Rolle als konstruktiver Minderheitsaktionär eine Änderung in der Kommunikationspolitik herbeizuführen.
Nach Auffassung von Herrn Steinhauer hat die SCI über die Jahre relativ viele große Positionen aufgebaut, was seiner Erinnerung nach ursprünglich nicht die Idee gewesen war. Er hielt es für überlegenswert, große Positionen zumindest zeitlich zu beschränken. Nach seinem Geschmack befindet sich LS Invest schon zu lange im Depot. Ihm stellte sich auch die Frage, ob es Sinn macht, über viele Jahre an einer illiquiden Aktie wie GWC festzuhalten.
Hier hatte Herr Wiederhold eine andere Sichtweise. Große Positionen hat es auch schon in der Vergangenheit gegeben und die Beteiligung an LS Invest war früher sogar noch größer gewesen. Die GWC-Aktien hat die SCI einst zu deutlich niedrigeren Kursen erworben, dieses Investment ist erst über die Zeit auf die aktuelle Größe angewachsen. Dass man bei einer marktengen Aktie wie GWC nicht sofort wieder aussteigen könne, habe man akzeptiert. Es ist aber auch nicht notwendig, dass jede Position innerhalb von Tagen aufgelöst werden kann. Die Kompetenz von Vorstand und Aufsichtsrat liegt nun einmal eher in kleineren Werten, die längerfristig begleitet werden.
Weiter erkundigte sich Herr Steinhauer nach dem Cashbestand, der inklusive der in Bundesanleihen geparkten Gelder aktuell zur Verfügung steht. Nach Angabe von Herrn Wiederhold sind in der letzten NAV-Berechnung insgesamt 1,85 Mio. Euro an jederzeit verfügbaren liquiden Mitteln berücksichtigt. Seit Mai ist es etwas weniger geworden, da man begonnen habe, einige neue Positionen aufzubauen.
In diesem Zusammenhang wurde die Frage gestellt, inwieweit weitere Aktienrückkäufe geplant sind, um den nach wie vor hohen Discount zwischen Aktienkurs und innerem Wert zu reduzieren. Wie Herr Wiederhold darlegte, wurde mit der Einziehung sämtlicher im Bestand befindlichen eigenen Aktien die Voraussetzung geschaffen, dass wieder eigene Anteile erworben werden können und grundsätzlich wolle man diese Möglichkeit auch weiterhin nutzen.
Ferner interessierte Herrn Steinhauer, wie die Aktien von Latvjias Gaze nach dem Delisting im NAV berücksichtigt werden, nachdem in dieser Kennzahl der faire Wert abgebildet werden muss. Herr Wiederhold bestätigte, dass der NAV keine stillen Reserven enthalten darf. Allerdings hatte sich der Börsenkurs bei Latvjias Gaze schon vor dem Delisting dem Eigenkapital angenähert, nachdem sich das Angebot daran orientierte. Mit Blick auf die positive operative Entwicklung ist davon auszugehen, dass die Aktien jederzeit zum Eigenkapital veräußert werden könnten.
Marion Kostinek thematisierte als Vertreterin der Investors Communications Group (ICG) zunächst die Aufsichtsratsvergütung, die unter TOP 6 unverändert mit 16.500 Euro für alle Mitglieder zusammen beschlossen werden sollte. Ihr erschien dies für das hohe zeitliche Engagement und die enorme Kompetenz, die eingebracht wird, zu wenig zu sein. Ihrer Meinung nach wäre es an der Zeit, über eine Erhöhung nachzudenken.
Wie Herr Nachtigall ausführte, wird die Aufsichtsratsvergütung jedes Jahr neu von der Hauptversammlung beschlossen. Zusätzlich zur fixen Vergütung kann es auch noch eine Erfolgskomponente geben, die an die Vorstandsvergütung gekoppelt ist, die aber in den letzten Jahren nicht gezahlt worden ist. Die Grundvergütung ist seit dem Jahr 2018 unverändert geblieben und wirklich nachgedacht über eine Erhöhung habe man in letzter Zeit nicht. Schöner wäre eine Anhebung der Aufsichtsratsvergütung auch in einem Umfeld mit besseren Zahlen.
Im Aufsichtsratsbericht hatte Frau Kostinek den Hinweis gefunden, dass es eine Diskussion über die strategische Fortentwicklung der Gesellschaft gegeben hat. Befragt nach dem Ergebnis informierte Herr Wiederhold, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat immer Gedanken über aktuelle Entwicklungen und deren möglichen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit machen. Ein Thema waren im vergangenen Jahr unter anderem die Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Entwicklung auf die Investments im Baltikum gewesen, da diese Länder direkt an Russland grenzen. Aktuell hat sich die Gefahr einer direkten Konfrontation scheinbar wieder etwas verringert. Dennoch muss die Entwicklung natürlich kontinuierlich beobachtet werden.
Die Frage nach dem Grund für die Umbuchung praktisch des gesamten Bilanzgewinns in die Gewinnrücklagen hatte Herr Wiederhold bereits auf der letztjährigen Hauptversammlung beantwortet. Es ging dabei, wie er noch einmal in Erinnerung rief, allein darum, dass sich die Notarkosten nach dem Bilanzgewinn berechnen und mit dieser einfachen Maßnahme enorm Kosten eingespart werden konnten. Die nachfolgende Entnahme von 85 Tsd. Euro war hingegen eine notwendige Maßnahme im Zusammenhang mit der Einziehung der eigenen Aktien.
Eine weitere Frage zielte auf interessante neue Positionen, die in den letzten zwölf Monaten aufgebaut worden sind. Hier nannte Herr Wiederhold als Beispiel die Bauer AG, die von dem Infrastrukturpaket profitieren sollte, sowie alstria office REIT, die in den Squeeze-out eingereicht wurde. Des Weiteren wurden unter anderem Positionen in MedNation, Hornbach Baumarkt, MediClin, Paul Hartmann, HHLA, Bastei Lübbe und Thai Beverage aufgebaut.
Aktionär Schraninger schien das Portfolio mit Investments vom spanischen Hotel bis zur litauischen Molkerei sehr breit aufgestellt zu sein. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass das Know-how von Vorstand und Aufsichtsrat ein so breites Spektrum abdeckt.
Wie Herr Wiederhold darlegte, erarbeitet das Team das notwendige Wissen zunächst einmal selbst. Die Entscheidung, ob tatsächlich investiert wird, treffen Vorstand und Aufsichtsrat dann gemeinsam. Bei vielen Themen ist es durchaus möglich, sich einzuarbeiten, auch in die litauische Molkereibranche. Schwierig wird es, wenn spezielle Branchenkenntnis erforderlich ist wie im Medizin- oder Biotech-Bereich, daher werden diese Branchen ausgeklammert. Überdies gilt es zu beachten, dass die SCI gerne auf Sondersituationen setzt. Vielfach wiegt die Erfahrung in diesem Bereich ein mögliches Defizit in der Branchenkenntnis auf.
Aktionär Norbert Kalliwoda wollte daran anknüpfend wissen, wie man überhaupt auf die Idee gekommen ist, in eine litauische Molkerei zu investieren. Nach Aussage von Herrn Wiederhold ist die SCI dieses Engagement eingegangen, weil die Aktie trotz der soliden operativen Entwicklung unter Eigenkapital notierte und mit Blick auf die Aktionärsstruktur ein Squeeze-out möglich wäre, bei dem dann in Litauen der Buchwert die Untergrenze darstellen würde. Insofern ist Vilkyškių pieninė ein spannendes und risikoarmes Investment.
Aktionär Bernhard Heine wunderte sich, dass mit dem offenbar kontinuierlichen Neukauf von kurzlaufenden Bundesanleihen trotz der Transaktionskosten eine annehmbare Rendite erwirtschaftet werden konnte. Hierzu informierte Herr Wiederhold, dass die SCI mit der abwickelnden Bank eine Pauschalvereinbarung getroffen hat. Ansonsten hätte sich dieses Vorgehen tatsächlich nicht gerechnet.
Die Frage von Herrn Heine, warum der Großaktionär bei Latvjias Balzams keinen Squeeze-out in die Wege leitet, konnte der Vorstand nicht beantworten. Tatsächlich hält der Mehrheitsgesellschafter knapp 90 Prozent der Aktien und schlägt auf der Hauptversammlung seit vielen Jahren gegen den Wunsch des Managements eine hohe Dividende vor, die dann mit seinen Stimmen auch beschlossen wird. Insoweit ist es derzeit aus Sicht der SCI auch ohne Squeeze-out eine komfortable Situation. Es gilt allerdings, die Situation beim Hauptaktionär im Auge zu behalten.
Weiter interessierte Herrn Heine, ob bei der SCI zwischen Investment und Handel streng getrennt wird. Dies ist nach Angabe von Herrn Wiederhold nicht zwingend der Fall. Es kann durchaus sein, dass Aktien langfristig gehalten und zusätzlich in einer weiteren Position kurzfristige Schwankungen genutzt werden. Als Beispiel nannte er Paul Hartmann. In dieser Aktie ist die SCI langfristig investiert, es werden aber auch regelmäßig die teilweise überraschend starken Kursbewegungen genutzt.
Abstimmungen
Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Herr Nachtigall die Präsenz. Auf der Hauptversammlung waren 193.859 Aktien vertreten. Bezogen auf das gesamte Grundkapital, nach der Einziehung der eigenen Aktien unverändert in Höhe von 480.207 Euro, aber eingeteilt in nur noch 440.036 Aktien, entsprach dies einer Quote von 44,06 Prozent.
Alle Beschlüsse wurden einstimmig gefasst. Im Einzelnen waren dies der Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Bestellung von Wirtschaftsprüfer Stefan Süring zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Vergütung des Aufsichtsrats mit insgesamt 16.500 Euro (TOP 6) sowie die Wiederwahl von Wilhelm Nachtigall, Markus Neumann und Christian Wolff in den Aufsichtsrat (TOP 7).
Um 17:17 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.
Fazit
Das Geschäftsjahr 2024 ist für die SCI AG nicht wirklich zufriedenstellend verlaufen. Bereinigt um die letztjährige Dividendenzahlung gab der Net Asset Value (NAV) der Aktie um 1 Prozent nach, womit sich das Portfolio deutlich schwächer als der DAX entwickelte. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass die Investments der Beteiligungsgesellschaft schwerpunktmäßig im Nebenwertebereich sowie in den baltischen Staaten zu finden sind. Legt man die betreffenden Indizes als Maßstab zugrunde, sieht es deutlich besser aus.
An den großen Positionen im Depot hat sich nichts verändert, ebenso wenig an deren günstiger Bewertung. Sowohl LS Invest wie auch Gesundheitswelt Chiemgau und Latvjias Balzams entwickeln sich operativ vielversprechend und dennoch notierten die Aktien weit unter dem Buchwert. In einem für Nebenwerte wieder besseren Börsenumfeld, für das es derzeit zumindest einige Anzeichen gibt, dürften schöne Kursgewinne zu erwarten sein. Bei LS Invest sieht es zudem so aus, als könnte es so langsam doch in Richtung Squeeze-out gehen.
In den ersten fünf Monaten 2025 legte der NAV um knapp 7 Prozent auf 24,44 Euro zu. Die SCI-Aktie bewegte sich hingegen kaum, sie wird mit 18,60 Euro fast 25 Prozent unter dem inneren Wert gehandelt. Nachdem mit der Einziehung sämtlicher im Bestand befindlichen eigenen Aktien die Voraussetzung geschaffen wurde, dass wieder eigene Anteile erworben werden können, dürfte es Sinn machen, diese Möglichkeit zu nutzen. Auch aus Anlegersicht sollte sich ein Investment mit etwas Geduld auszahlen. Orders sollten grundsätzlich nur mit Limit erteilt werden.
Kontaktadresse
SCI AG
Bartholomäus-Arnoldi-Straße 82
D-61250 Usingen
Tel.: +49 (0)60 81 / 68 80-50
Internet: www.sci-ag.de
Ansprechpartner Investor Relations
Oliver Wiederhold, Alleinvorstand
E-Mail: [email protected]