Die MERKUR PRIVATBANK KGaA hatte für den 23. Juni 2025 zur Hauptversammlung in das Haus der Bayerischen Wirtschaft nach München eingeladen. Mit etwa 200 Aktionären und Gästen hatten sich dort nochmals mehr Teilnehmer als im vergangenen Jahr eingefunden, um sich über die Perspektiven der anhaltend erfolgreichen Privatbank zu informieren. Für GSC Research war Matthias Wahler angereist.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Friedhofen eröffnete die Versammlung um 11 Uhr und teilte mit, dass die Mitglieder der Geschäftsleitung, die persönlich haftende Gesellschafterin und die Aufsichtsratsmitglieder komplett anwesend sind. Im Folgenden erläuterte er die Formalien und sprach einige ergänzende Worte zum Bericht des Aufsichtsrats und den Punkten der Tagesordnung.
Sodann übergab er das Wort an den Vorsitzenden der Geschäftsleitung, Dr. Marcus Lingel.
Bericht der Geschäftsleitung
Dr. Lingel freute sich, trotz eines anhaltend herausfordernden Umfelds insbesondere im für die MERKUR PRIVATBANK wichtigen Immobilienbereich erneut von einer sehr positiven Geschäftsentwicklung berichten zu können. Wie er an einer Übersicht aufzeigte, konnten alle wesentlichen Kennzahlen weiter verbessert werden und dies zum Teil deutlich. So erhöhte sich die Kreditbeanspruchung um 6 Prozent auf 3,3 Mrd. Euro, die Assets under Management legten um 17 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro zu, das Eigenkapital kletterte um 10 Prozent auf 332 Mio. Euro und auch das Ergebnis konnte deutlich verbessert werden.
Als wesentlichen Erfolgsfaktor sieht der Vorsitzende der Geschäftsleitung, dass die MERKUR PRIVATBANK mit ihrer starken unternehmerischen Prägung und einem eigenen Wertekonzept anders aufgestellt ist als andere Häuser. Die Kunden können auf wichtige Werte wie kaufmännische Verlässlichkeit und Bodenständigkeit bauen. Ein weiterer wichtiger Faktor, auf den die Geschäftsführung großen Wert legt, ist die Unabhängigkeit, wodurch bei der Kundenberatung Interessenskonflikte vermieden werden.
An der Aufstellung der Bank hat sich nichts verändert. Weiterhin ist das Kreditinstitut in sieben Geschäftsfeldern aktiv. Zu den strategischen Säulen zählen die Finanzierung von Bauträgern, Immobilieninvestoren, Leasinggesellschaften und mittelständischen Unternehmen, der Rentenhandel und auf der Einlagenseite die Vermögensverwaltung und Vermögensberatung. Das Wachstumsfeld Nummer eins war auch im Geschäftsjahr 2024 die Vermögensanlage.
Die MERKUR PRIVATBANK ist Dr. Lingel zufolge mittlerweile an 20 Standorten aktiv. Neu hinzugekommen ist im April 2025 eine Niederlassung in Erlangen. Kräftig investiert wurde am Standort Hammelburg, wo ein komplett neues Gebäude errichtet wurde, um den erhöhten Platzanforderungen gerecht zu werden. Hammelburg wird neben dem Hauptsitz München zur zweiten Zentrale ausgebaut.
Im Folgenden ging Dr. Lingel näher auf die Ergebnisentwicklung in den einzelnen Segmenten ein. In der Vermögensanlage konnten die Assets under Management nach dem bereits starken Wachstum im Vorjahr um weitere 17 Prozent auf 4,1 (Vorjahr: 3,5) Mrd. Euro ausgebaut werden. In der Anlageberatung war ein Nettowachstum auf 2,8 (2,5) Mrd. Euro zu verzeichnen, die Vermögensverwaltung wurde auf ein Volumen von 1,3 (1,0) Mrd. Euro ebenfalls kräftig ausgebaut. Stolz ist Dr. Lingel, dass die MERKUR PRIVATBANK wiederum diverse Auszeichnungen für die Qualität der Beratungsleistungen erhalten hat.
Im Einlagenbereich war ebenfalls starkes Wachstum zu verzeichnen. Die Kundenzahl stieg deutlich auf 54.000 (44.000) und die Kundeneinlagen erhöhten sich auf 3,3 (2,9) Mrd. Euro. Wichtig ist das Wachstum im Einlagenbereich aus Sicht des Geschäftsführers schon deshalb, weil damit die Refinanzierungssituation noch einmal deutlich stabiler wird. Ebenso bewertet er positiv, dass das Wachstum vor allem im Privatkundengeschäft stattfindet. Der institutionelle Bereich spielt im Einlagenbereich eine untergeordnete Rolle.
Im Kreditgeschäft war ebenfalls Wachstum zu verzeichnen. Das beanspruchte Kreditvolumen nahm auf 3,3 (3,1) Mrd. Euro weiter zu. Gewachsen ist im vergangenen Jahr vor allem der Bauträgerbereich und das Mittelstandsgeschäft. Zwar bewegt sich das Neugeschäftsvolumen im Immobilienbereich aufgrund des schwierigen Marktumfelds noch immer auf einem niedrigen Niveau. Die Projekte laufen aber weiter, womit die Kredite immer mehr in Anspruch genommen werden.
In der Mittelstandsfinanzierung konnte das Neugeschäft um 151 Mio. Euro ausgebaut werden. Zuvorderst resultierte dies nach Angabe von Dr. Lingel aus der verstärkten Zusammenarbeit mit den Filialen. Beispielsweise wurden aus der Vermögensanlage neue Kontakte für die Mittelstandsfinanzierung generiert. Erfolgreich verlief auch der Start des neuen Geschäftsfelds „Heilberufe“ mit einem Neugeschäft von bereits 17,6 Mio. Euro. Dr. Lingel sieht darin eine interessante Ergänzung und ein weiteres Standbein in diesem spezialisierten Markt.
In der Leasingfinanzierung hielt das Kreditvolumen mit 882 (901) Mio. Euro trotz eines insgesamt rückläufigen Leasingmarktes annähernd das hohe Vorjahresniveau. Unterstützend wirkte an dieser Stelle insbesondere die starke Entwicklung im Bereich Fahrräder und Fahrzeuge. Dr. Lingel erachtet die Leasingrefinanzierung insbesondere aufgrund des granularen Geschäfts und der damit stark diversifizierten Risiken als interessant. Großes Wachstum ist in diesem Bereich allerdings nicht zu erwarten.
Im Bereich Hypothekenfinanzierungen konnte das Vermittlungsvolumen auf 99,3 (53,5) Mio. Euro kräftig ausgebaut werden. Eine starke Nachfrage war insbesondere im Bereich Immobilienfinanzierungen zu verzeichnen. Für die Zukunft setzt Dr. Lingel auf eine noch bessere Vernetzung zwischen Immobilieninvestoren und Bauträgern. Mit Blick darauf sieht er in diesem Markt auch in den nächsten Jahren weiterhin großes Wachstumspotenzial.
Insgesamt ist das Kreditportfolio, wie Dr. Lingel aufzeigte, weiterhin gut diversifiziert. Zwar ist der Anteil des Bauträgerbereichs im vergangenen Jahr auf 57 Prozent nochmals gewachsen. Dies resultiert aber im Wesentlichen aus der derzeitigen Branchenkrise und ist nach Überzeugung des Geschäftsführers unproblematisch, solange Geld verdient wird und man die Risiken im Griff hat. Das Leasinggeschäft steht für 28 Prozent des Gesamtvolumens, der Mittelstand für 11 Prozent und das Segment Immobilieninvestoren für 4 Prozent.
Sodann kam Dr. Lingel auf die Kapitalentwicklung zu sprechen. Gerne teilte er mit, dass die Eigenmittel im Geschäftsjahr 2024 insgesamt um weitere 10 Prozent auf 332,2 (301,6) Mio. Euro gestiegen sind. Eine ausreichende Eigenkapitalausstattung hat mit Blick auf die immer höheren regulatorischen Anforderungen große Bedeutung. Durch die Fortsetzung der konsequenten Gewinnthesaurierung soll das Kapital weiterhin gestärkt werden, um das geplante weitere Wachstum mit ausreichend Kapital zu unterlegen.
Der Geschäftsführer leitete dann über zur Ergebnisentwicklung. Das Zinsergebnis, mit dem nach wie vor der Löwenanteil der Einnahmen generiert wird, hielt mit 95,9 (95,8) Mio. Euro das hohe Vorjahresniveau. Dies sieht Dr. Lingel schon als Erfolg, nachdem sich die im Vorjahr deutlich angewachsene Zinsspanne erwartungsgemäß auf 2,46 (2,83) Prozent wieder rückläufig entwickelte. Das höhere Zinsergebnis resultiert in erster Linie aus dem Kreditwachstum.
Das Provisionsergebnis konnte hingegen auf 31,5 (23,3) Mio. Euro kräftig ausgeweitet werden. Großen Anteil daran hatten die stark steigenden Erträge in der Vermögensanlage. Auch im Immobilienbereich gab es höhere Provisionserträge, während die Entwicklung im Rentenhandel unter der aktuellen Zinsentwicklung leidet. Der Anteil des Provisionsergebnisses an den Gesamteinnahmen erhöhte sich auf 24,8 (19,6) Prozent.
Der Personalaufwand ging auf 40,7 (38,2) Mio. Euro nach oben. Dies resultierte Dr. Lingel zufolge wesentlich aus dem weiteren Ausbau des Mitarbeiterbestands auf 509 (491) Personen zum Bilanzstichtag. Aktuell sind in der Gruppe 515 Mitarbeiter beschäftigt. Der starke Ausbau der Mitarbeiterzahl war in den letzten Jahren wichtig, um den Vertrieb zu stärken, aber auch für stabile interne Strukturen und um die Digitalisierung der Gruppe voranzutreiben. Qualifizierte Mitarbeiter sind in allen diesen Bereichen der wichtigste Faktor.
Die Sachkosten erhöhten sich um 13 Prozent auf 26,6 (23,6) Mio. Euro. Als große Themen benannte Dr. Lingel an dieser Stelle die Investitionen in den IT-Bereich und die Digitalisierung sowie in die Gebäude, um den Mitarbeitern vernünftige Arbeitsräume zur Verfügung stellen zu können. Neben dem Neubau in Hammelburg wurden Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen in Bad Kissingen, Jena, Darmstadt und Mannheim umgesetzt. Ein modernes Erscheinungsbild ist auch wichtig, um Mitarbeiter zu gewinnen.
Die Risikovorsorge wurde laut Dr. Lingel im Zuge einer vorausschauenden Risikopolitik auf 28,8 (25,3) Mio. Euro nochmals aufgestockt. Vor allem wurden weitere 18 (17) Mio. Euro zusätzlich in den Fonds für allgemeine Bankrisiken eingestellt. Der Geschäftsführer hält es für sinnvoll und wichtig, die Risiken der Immobilienmärkte ausreichend zu berücksichtigen. Noch ist die Krise nicht überwunden und selbst wenn dies der Fall ist, wird es noch einige Jahre dauern, bis alle Unternehmen ihre Schwierigkeiten überwunden haben.
Mit Blick auf die Kostensteigerungen und die höhere Risikovorsorge findet es Dr. Lingel umso erfreulicher, dass es trotzdem gelungen ist, das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit um 2 Prozent auf 29,5 (28,9) Mio. Euro weiter zu verbessern. In Relation zur Bilanzsumme von mittlerweile 4,04 (3,76) Mrd. Euro ist er mit diesem Ergebnis recht zufrieden. Das Ergebnis je Aktie erhöhte sich auf 1,49 (1,39) Euro.
Sodann warf der Vorsitzende der Geschäftsleitung einen Blick auf die Entwicklung der MERKUR-Aktie, die sich in den letzten zwölf Monaten weitgehend seitwärts bewegt hat. Damit ist Dr. Lingel angesichts der weiterhin sehr positive Ergebnisentwicklung gar nicht zufrieden, insbesondere wenn man im Vergleich sieht, wie sich die Aktien beispielsweise von Deutscher Bank und Commerzbank entwickelt haben. Nach seiner Überzeugung schlummert in der MERKUR-Aktie noch Einiges an Potenzial, zumal sie nach wie vor weit unter dem Buchwert notiert.
Im ersten Quartal 2025 setzte sich die positive Geschäftsentwicklung fort. Das Neugeschäftsvolumen konnte um 91 Prozent auf 507 (265) Mio. Euro kräftig ausgeweitet werden. Getragen wurde diese starke Entwicklung insbesondere vom Bauträgerbereich, was auf den ersten Blick sicherlich verwundert. Nach Aussage von Dr. Lingel resultiert dies in erster Linie daraus, dass aus Grundstücksankauffinanzierungen mehr Hochbaufinanzierungen nachgefragt wurden. Der Geschäftsführer wertet es zunächst einmal als gutes Zeichen, dass viele Projektierer wieder in den Markt investieren.
Zugleich stellte er klar, dass sich diese Entwicklung im weiteren Jahresverlauf so nicht fortsetzen wird. Selbst wenn sich die Märkte wieder zunehmend normalisieren, dürfte es schwer werden, an frühere Erfolge anzuknüpfen. Dies ist schon deshalb so, weil in den letzten Jahren nicht wenige Bauträger in die Insolvenz gegangen sind und andere das Geschäft eingestellt haben oder erst einmal wieder Kapital aufbauen müssen. Nicht zuletzt deshalb hält es Dr. Lingel für sinnvoll, mit einem Standort in Berlin eine neue Zielregion im Bereich der Immobilienfinanzierung aufzubauen und damit das Geschäft noch stärker zu diversifizieren.
Ebenso bewertet es Dr. Lingel als sehr erfreulich, dass die Assets under Management im ersten Quartal 2025 trotz einer durchwachsenen Börsenentwicklung noch einmal kräftig auf 4,4 Mrd. Euro ausgeweitet werden konnten. Dazu trugen auch Performanceeffekte bei. Die Vermögensanlage ist nach Aussage des Geschäftsführers derzeit das stärkste Wachstumsfeld der MERKUR PRIVATBANK und dies wird nach seiner Überzeugung auch erst einmal so bleiben. In anderen Bereichen muss das Geschäft erst einmal kapitalmäßig konsolidiert werden.
Das Zinsergebnis konnte im ersten Quartal auf 27,6 (22,4) Mio. Euro noch einmal deutlich gesteigert werden. Großen Anteil daran hatte die auf 2,71 (2,26) Prozent wieder deutlich ausgeweitete Zinsspanne, die vor allem daraus resultiert, dass sich die Zinssätze auf die Kundeneinlagen in diesem Zeitraum schneller reduzierten als auf der Kreditseite. Dieser Trend dürfte noch anhalten, wird aber nicht von Dauer sein. Das Provisionsergebnis erhöhte sich auf 9,1 (7,6) Mio. Euro, was vor allem einer starken Entwicklung in der Vermögensanlage und im Immobiliengeschäft zu verdanken ist.
Obwohl die Risikovorsorge nochmals auf 7,6 (4,6) Mio. Euro erhöht wurde, verbesserte sich das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit im ersten Quartal um 29 Prozent auf 8,9 (6,9) Mio. Euro, womit sich Dr. Lingel sehr zufrieden zeigte. Ob diese sehr positive Tendenz im weiteren Jahresverlauf anhält, bleibt abzuwarten. Letztlich hängt dies auch von etwaigen Wertberichtigungen ab. Insgesamt sieht der Geschäftsführer die MERKUR PRIVATBANK für mögliche Risiken aber bestens gewappnet. Das Ziel ist es, das Ergebnis zumindest auf dem erreichten hohen Niveau zu halten.
Sehr wichtig ist Dr. Lingel, dass sich die Kunden, Geschäftspartner und die Aktionäre auch in herausfordernden Zeiten auf die Stabilität und die Wertekultur der MERKUR PRIVATBANK verlassen können. Dank dieser Wertekultur zählt sie inzwischen zu den erfolgreichsten inhabergeführten Privatbanken und rangiert von der Größe her auf dem zweiten Platz in dieser Rangfolge. Diese Position soll verteidigt werden.
Allgemeine Aussprache
Insgesamt gab es in der folgenden Aussprache vier Wortmeldungen. Neben Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und Andreas Breijs als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) waren dies die Privataktionäre Ekkehard Stauffenberg und Arndt Breibach.
Herr Bauer und Herr Breijs begannen mit Glückwünschen zur anhaltend erfolgreichen Geschäftsentwicklung. Insbesondere mit Blick auf das in den letzten Jahren sehr schwierige Marktumfeld im Bereich der Bauträgerzwischenfinanzierung, die für die MERKUR PRIVATBANK eine große Rolle spielt, fanden sie es beachtlich, dass das Ergebnis sogar weiter gesteigert werden konnte.
Insbesondere langjährige Aktionäre haben davon, wie Herr Bauer vorrechnete, enorm profitiert. Die MERKUR-Aktie ist in den letzten zehn Jahren von 6 auf 15 Euro gestiegen und hat sich damit über diesen Zeitraum weit besser entwickelt als beispielsweise die Anteilsscheine der Deutschen Bank und der Commerzbank. Die Aktionäre dieser großen Geldhäuser sind trotz der jüngsten Kursgewinne mit ihrem Investment auf lange Sicht noch tief im Minus. Zudem gab es bei der MERKUR PRIVATBANK regelmäßig Dividenden.
An dem Vorschlag, für das Geschäftsjahr 2024 eine konstante Dividende von 0,50 Euro zu zahlen, hatten die Aktionärsschützer in Anbetracht der anhaltend schwierigen Marktbedingungen in der Immobilienbranche nichts auszusetzen. Allerdings äußerten beide den Wunsch, dass Vorstand und Aufsichtsrat über eine Anhebung der Ausschüttung nachdenken sollten, sofern der Gewinn auch im laufenden Jahr weiter gesteigert werden kann.
Nach Auffassung von Dr. Lingel ist eine Ausschüttungsquote von 34 Prozent im derzeitigen Marktumfeld adäquat. Die Sicherung der langfristigen Wachstumsperspektiven ist nun einmal wichtiger, als die Aktionäre kurzfristig mit einer hohen Dividende zu erfreuen. Der Geschäftsführer kann nicht verstehen, dass manche Großbanken in der jetzigen Phase ihren Gewinn komplett ausschütten. Weit sinnvoller wäre es, die Substanz zu stärken, um künftig ertragreicher zu werden. Das langfristige Denken bei der MERKUR PRIVATBANK hält er für den richtigen Weg.
Herr Bauer ging nochmals näher auf die Bauträgerzwischenfinanzierung ein, die sich im ersten Quartal 2025 überraschend stark entwickelt hat. Den Ausführungen von Dr. Lingel hatte er entnommen, dass sich nach dessen Einschätzung der positive Trend in diesem Ausmaß wohl nicht fortsetzen wird. Er bat um eine Einschätzung, wie es in diesem für die MERKUR PRIVATBANK wichtigen Segment weitergehen könnte. Grundsätzlich hat sich nach Auffassung des Aktionärsschützers doch nichts daran geändert, dass Wohnraum gebraucht wird. Damit ist es unumgänglich, dass mehr gebaut wird.
In seiner Antwort zeigte sich Dr. Lingel ebenfalls optimistisch. Eine zeitliche Einschätzung wagte er nicht. Er ist aber fest überzeugt, dass in diesem Geschäft auf absehbare Zeit wieder kräftiges Wachstum zu erwarten ist. Auch aus diesem Grund macht es nach seiner Überzeugung Sinn, einen Großteil der Gewinne zu thesaurieren. Der begrenzende Faktor für das weitere Wachstum ist schließlich das zur Verfügung stehende Kapital.
Wie er in diesem Zusammenhang anfügte, hat die MERKUR PRIVATBANK in den letzten vier Jahren allein 80 Mio. Euro zusätzliches Kapital zur Erfüllung der regulatorischen Vorgaben benötigt. Der Geschäftsführer ist aber der Meinung, dass jetzt zumindest die ständigen Verschärfungen aufhören dürften. Auch vor diesem Hintergrund sei man mit der Kapitalthesaurierung und damit der Vorbereitung auf den nächsten Boom am besten bedient.
Wie viel Kapital am Ende tatsächlich benötigt wird, lässt sich nicht abschätzen. Hier gilt es auszutarieren. Dr. Lingel ist jedenfalls zuversichtlich, dass die MERKUR PRIVATBANK für das erwartete Wachstum gut vorbereitet ist. Er geht davon aus, dass es sich auszahlen wird, dass die MERKUR PRIVATBANK in der schwierigen Marktphase der letzten Jahre ihre Kunden nicht mit ständigen Nachforderungen drangsaliert hat. Aus diesem Grund dürften in den nächsten Jahren viele Unternehmen schon aus strategischen Erwägungen anklopfen.
Nichtsdestotrotz habe man gespürt, dass der Immobilienmarkt in München von den Zinserhöhungen der letzten Jahre am stärksten betroffen war, einfach deshalb, weil die Preise hier absolut am höchsten sind. Vor diesem Hintergrund soll das Portfolio in diesem Bereich weiter diversifiziert werden. Berlin sieht der Geschäftsführer hier als interessantes Pflaster. Der Markt ist überschaubar, es handelt sich aber um einen Wachstumsmarkt. Das Geschäft dort soll sukzessive aufgebaut werden.
Ebenso wie Herr Stauffenberg thematisierte Herr Bauer die nochmals deutlich erhöhte Risikovorsorge, die nach seiner Einschätzung in erster Linie das Bauträgergeschäft betreffen dürfte. Ihn interessierte, wie viele Kunden die MERKUR PRIVATBANK in diesem Bereich noch hat, wie viele Insolvenzen zu beklagen waren und wie viele Anbieter aktuell Probleme haben, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Nach Angabe von Dr. Lingel hat die MERKUR PRIVATBANK im Bauträgerbereich aktuell rund 200 Kunden, von denen aber vermutlich nicht alle weitermachen werden. Insolvenzen gab es insgesamt sieben, was eine sehr geringe Quote ist. Das heißt aber nicht, dass es keine Problemfälle gibt. Immer wieder einmal kommt es zu Verzögerungen, letztlich muss aber jeder Bauträger individuell betrachtet werden. Den Bestand hält der Geschäftsführer überwiegend für stabil. Die Risikovorsorge hält er mit Blick auf die Ausleihungen von insgesamt 1,7 Mrd. Euro sogar für sehr niedrig.
Ferner interessierte Herrn Bauer, wie man mit Blick auf das aktuell geringere Neugeschäft damit umgehen will, dass die Zahl der Mitarbeiter mit der Übernahme des Bankhauses Schilling enorm angewachsen ist. Hier stellte Dr. Lingel klar, dass es mit Blick auf das zu erwartende Wachstum töricht wäre, Mitarbeiter abzubauen. Im Übrigen werden viele Kräfte benötigt, um die Strukturen immer wieder auf den neuesten Stand zu bringen.
Befragt nach der aktuellen Situation in Hammelburg informierte Dr. Lingel, dass in wenigen Tagen die Einweihungsfeier stattfindet und ab der kommenden Woche dann der Umzug starten wird. Mit dem neuen Gebäude, das Platz für bis zu 170 Mitarbeiter bietet, ist der Geschäftsführer sehr zufrieden. Tatsächlich ist es allen Skeptikern zum Trotz gelungen, die Zahl der Beschäftigten in Hammelburg seit der Übernahme von 100 auf 140 Personen auszuweiten. Der Neubau war auch aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung, zumal die Region ein guter Standort insbesondere im Bereich der Vermögensanlage ist.
Sowohl Herr Bauer als auch Herr Breijs sprachen die offenbar schon sehr konkreten Gespräche hinsichtlich der Übernahme der Otto M. Schröder Bank an. Sie wollten wissen, woran dieses Vorhaben dann letztlich doch gescheitert ist und ob es aktuell andere Überlegungen hinsichtlich der Übernahme eines anderen Bankhauses gibt.
Hierzu stellte Dr. Lingel klar, dass die Übernahme der Otto M. Schröder Bank kein strategischer Plan war. Vielmehr ging es aus deren Sicht darum, die Nachfolge sicherzustellen. Interessant wäre die Übernahme aus Sicht der MERKUR PRIVATBANK gewesen, wenn man damit das Kapital hätte stärken können. Nachdem die Bank ebenfalls stark im Immobilienmarkt aktiv ist, habe man jedoch die Risiken unterschiedlich beurteilt und es konnte keine Einigung bei der Bewertung erzielt werden. Für die MERKUR PRIVATBANK ist dies kein Nachteil. Das Wachstum kann auch auf Zukäufen basieren, muss es aber nicht.
Des Weiteren übte Herr Stauffenberg Kritik an dem sehr hohen Zinssatz von bis zu 11 Prozent, der für nachrangige Verbindlichkeiten gezahlt werden muss. Ihm erschien es sinnvoller, über eine Kapitalerhöhung neue Aktien auszugeben, um den Kapitalbedarf zu decken. Seiner Meinung nach wäre dies der deutlich günstigere Weg.
Dieser Einschätzung widersprach Dr. Lingel. Nach seiner Überzeugung wäre eine Kapitalerhöhung beim aktuellen Aktienkurs von 15 Euro das Unwirtschaftlichste, was man machen könnte, nachdem dies zu einer Verwässerung weit unter dem Substanzwert führen würde. Eine Kapitalerhöhung wäre auch nicht billiger, ganz im Gegenteil. Ein Zinssatz von 11 Prozent ist zwar viel, dennoch sind die nachrangigen Verbindlichkeiten um Längen billiger, als eine Kapitalerhöhung kommen würde.
In diesem Zusammenhang stellte Dr. Lingel klar, dass es sich bei allen Kapitalbeschlüssen, die auf der Tagesordnung stehen, also der Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien, der Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals und der Ermächtigung zur Ausgabe von Gewinnschuldverschreibungen, um reine Vorratsbeschlüsse handelt. Es geht lediglich darum, auf alle Situationen vorbereitet zu sein. Der Rückkauf eigener Aktien würde das zur Verfügung stehende Kapital reduzieren, was überhaupt nicht im Interesse des Hauses wäre.
Unzufrieden zeigte sich Herr Stauffenberg überdies mit der Cost-Income-Ratio, welche sich im Berichtsjahr auf 52,8 (51,9) Prozent erhöht hat und die im laufenden Jahr auf 57 Prozent weiter ansteigen soll. Insbesondere mit Blick auf die erfreuliche Entwicklung im ersten Quartal konnte er dies nicht nachvollziehen.
In seiner Antwort bat Dr. Lingel zu beachten, dass sich die Quote mit unter 60 Prozent weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau bewegt. Die Planung wird grundsätzlich sehr vorsichtig aufgesetzt, um zu vermeiden, dass die Ziele nicht erreicht werden. Aktuell sieht es tatsächlich so aus, als würde das Zinsergebnis im laufenden Jahr deutlich besser ausfallen als ursprünglich geplant, was aber nicht absehbar war. Im Branchenvergleich steht die MERKUR PRIVATBANK mit einer Cost-Income-Ratio unter 60 Prozent sehr gut da, zumal auch noch enorm in die Zukunft investiert wird.
Die Frage von Herrn Stauffenberg nach einer detaillierten Herleitung der seiner Meinung nach zu hohen Steuerquote konnte Dr. Lingel nicht so einfach beantworten. Er bat um Verständnis, dass steuerliche Themen in einer Bankbilanz ein sehr kompliziertes Unterfangen sind. Die relativ hohe Steuerquote im Geschäftsjahr 2024 resultierte nach seiner Aussage vor allem daraus, dass in der Risikovorsorge viele Positionen enthalten sind, die steuerlich nicht berücksichtigt werden dürfen.
Die Kritik des Aktionärs an der erneuten Zuführung von 18 Mio. Euro zum Fonds für allgemeine Bankrisiken wies Dr. Lingel zurück. Die Bildung von Rücklagen in dieser Form ist in der Branche absolut üblich. Eine Regel für die Größenordnung gibt es nicht, sie muss eben mit der Größe der Bank zusammenpassen. Der Geschäftsführer hält es für richtig, diese Position weiter aufzubauen. Da die Zuführungen aus versteuertem Kapital vorgenommen werden, wäre eine Auflösung dann sogar steuerlich vorteilhaft.
Überdies bat der DSW-Vertreter Dr. Lingel um eine Aussage, wie lange er noch Vorsitzender der Geschäftsleitung bleiben will. Schließlich hänge der Geschäftserfolg der MERKUR PRIVATBANK eng mit seiner Person zusammen. Dies betreffend teilte Dr. Lingel mit, dass er als persönlich haftender Gesellschafter keinen Anstellungsvertrag mit einer festen Laufzeit habe. Mit 56 Jahren mache ihm die Arbeit weiterhin Spaß und er wolle gerne noch weitermachen. Wichtig war ihm gleichwohl die Klarstellung, dass der geschäftliche Erfolg auf einer guten Teamarbeit beruht. Auch ohne ihn würde das Geschäft ganz normal weiter funktionieren.
Abstimmungen
Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Herr Friedhofen die Präsenz. Auf der Hauptversammlung waren 6.100.795 Aktien vertreten. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 19.913.600 Euro, eingeteilt in 7.778.750 Aktien, entsprach dies einer Quote von 78,43 Prozent.
Alle Beschlüsse wurden mit Mehrheiten weit über 99 Prozent, viele sogar einstimmig gefasst.
Im Einzelnen waren dies die Feststellung des Jahresabschlusses (TOP 2), die Zahlung einer Dividende von 0,50 Euro (TOP 3), die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafter (TOP 4) und des Aufsichtsrats (TOP 5), die Wahl der Deloitte GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 6), die Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien (TOP 7 und 8), die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals (TOP 9) sowie die Ermächtigung zur Ausgabe von Gewinnschuldverschreibungen und/oder Anleihen (TOP 10).
Gegen 13:45 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.
Fazit
Die MERKUR PRIVATBANK KGaA hat auch das Geschäftsjahr 2024 sehr erfolgreich abgeschlossen. Trotz eines weiterhin herausfordernden Marktumfelds insbesondere im wichtigen Immobilienbereich konnten einmal mehr alle wesentlichen Kennzahlen verbessert werden und dies zum Teil deutlich. Viel Freude macht seit einigen Jahren auch das Segment Vermögensanlage mit Assets under Management von mittlerweile stolzen 4,4 Mrd. Euro.
Obwohl die Risikovorsorge noch einmal kräftig ausgeweitet wurde, stieg das Ergebnis je Aktie auf 1,49 (1,39) Euro weiter an. Die Aktionäre erhalten dennoch nur eine unveränderte Dividende von 0,50 Euro, was aber nachzuvollziehen ist, nachdem das künftige Wachstum mit ausreichend Kapital unterlegt werden muss; am einfachsten lässt sich dies über Gewinnthesaurierung bewerkstelligen. Mittel- und langfristig werden die Aktionäre davon mehr profitieren als von einer höheren Dividende.
Trotz der anhaltend positiven Geschäftsentwicklung, die sich im ersten Quartal 2025 fortsetzte, kommt die Aktie nicht voran. Sie bewegt sich nun schon länger in einer Range zwischen 14 und 16 Euro seitwärts. Nachzuvollziehen ist dies mit Blick auf die hohe Profitabilität nicht, zumal tatsächlich sogar noch mehr verdient wird, als aus dem Jahresabschluss hervorgeht. Für ein realistisches Bild müssen die Zuführungen zum Fonds für allgemeine Bankrisiken, die aus versteuerten Gewinnen erfolgen, noch dem Jahresüberschuss hinzugerechnet werden.
Am besten zeigt sich die hohe Profitabilität der MERKUR PRIVATBANK und die Unterbewertung der Aktie beim Blick auf den Substanzwert, der sich aus dem Eigenkapital und dem Fonds für allgemeine Bankrisiken zusammensetzt. Diese Größe erhöhte sich allein im vergangenen Jahr von 207,6 Mio. Euro auf 234,7 Mio. Euro entsprechend einem Wert von 30,17 (26,69) Euro je Aktie und sie wird aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren weiter zulegen. Mit einem Kurs von 15,50 Euro ist die Aktie damit sehr günstig bewertet.
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