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HV-Bericht PSI Software SE - 2025 soll Rückkehr in die Profitabilität erreicht werden

Zu ihrer Hauptversammlung über das Geschäftsjahr 2024 hatte die PSI Software SE ihre Anteilseigner am 20. Mai 2025 um 10:00 Uhr in das Panorama Congress Center (PCC) in Berlin eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Uwe Hack begrüßte die rund 160 Aktionäre und Gäste, darunter Alexander Langhorst von GSC Research. Nach Abhandlung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien erteilte er CEO Robert Klaffus und CFO Gunnar Glöckner das Wort zur Erläuterung des Geschäftsverlaufs im Jahr 2024 sowie der weiteren Aussichten des Unternehmens für die Zukunft.


Bericht des Vorstands

Nach Begrüßung der Teilnehmer gab PSI-Chef Klaffus einleitend einen Überblick über die wesentlichen Eckpunkte des 2024 gestarteten Transformationsprogramms „PSI reloaded“. Dieses zielt auf Vereinfachung, Fokussierung und Effizienzsteigerung. Im Zuge dieses Programms wurde auch die bisherige rechtliche Struktur des Konzerns grundlegend überarbeitet und vereinfacht. So wurden insgesamt neun deutsche Tochtergesellschaften auf die PSI Software SE verschmolzen und damit die Zahl der deutschen Rechtseinheiten auf lediglich noch eine reduziert. Die bislang im Konzern vorhandenen zehn operativen Geschäftseinheiten wurden ebenfalls konsolidiert auf nunmehr noch vier Bereiche. Dies sind Grid & Energy Management, Process Industries & Metals, Discrete Manufacturing sowie Logistics.

Der bisherige und insgesamt auch kleinste Geschäftsbereich Mobility – zuständig für Verkehrsleittechnik und ÖPNV-Lösungen – wurde aus strategischen Erwägungen an die Chapters Group verkauft. Die Transaktion erfolgte zu einem Unternehmenswert von rund 16 Mio. Euro, wovon PSI etwa 11 bis 12 Mio. Euro in bar zuflossen. Ziel dieser Maßnahmen ist es, eine klarere Struktur, eine bessere Skalierbarkeit und die notwendige Flexibilität für den Wandel zu einem SaaS-orientierten Softwareunternehmen zu schaffen.

Das Geschäftsjahr 2024 war operativ stark belastet durch einen schwerwiegenden Cyberangriff im Februar, der zu erheblichen Unterbrechungen führte. Der Umsatz sank zwar im Vergleich zum Vorjahr nur relativ moderat um 3,4 Prozent auf 260,8 (Vorjahr: 269,9) Mio. Euro. Das EBIT drehte infolge des Cyberangriffs jedoch deutlich ins Negative und belief sich auf minus 15,2 (plus 5,6) Mio. Euro, was einer negativen EBIT-Marge von minus 5,8 (plus 2,1) Prozent entsprach. Der finanzielle Gesamtschaden wurde mit rund 27 Mio. Euro beziffert, hinzu kamen mehr als 30 Mio. Euro an Liquiditätsabflüssen für IT-Sicherheit und Resilienzmaßnahmen. Eine Entschädigung durch die Cyberversicherung wird ab 2025 erwartet, war jedoch zum Zeitpunkt der Hauptversammlung noch nicht bilanziell wirksam. Positiv hervorgehoben wurde die Wiederherstellung der operativen Leistungsfähigkeit ab dem dritten Quartal 2024, mit einem klaren Aufwärtstrend bei Umsatz und Auftragseingang. Der Auftragsbestand zum Jahresultimo 2024 lag bei 152 Mio. Euro.

In der Segmentbetrachtung wurde das Geschäftsfeld Grid & Energy Management als stabiler Wachstumsträger dargestellt. Mit rund 50 Prozent Umsatzanteil und Kunden wie E.ON oder diversen Stadtwerken ist das Segment auf Softwarelösungen zur Netzführung, Handelsoptimierung und Netzplanung spezialisiert. Im Zentrum steht das Projekt „Control System of the Future“, eine modulare Cloud-Plattform, die erstmals in einem Projekt für den E.ON-Konzern genutzt wird.

Auch das Segment Process Industries & Metals zeigt sich widerstandsfähig: Die Softwarelösungen für Stahlwerke und Prozessindustrien verfügen über langjährige Kundenbeziehungen in Europa, Nordamerika und Asien und generieren stabile Margen. In diesem Bereich kündigte der Vorstand den Einstieg in KI-basierte Produktionsoptimierung an.

Schwieriger gestaltet sich die Lage hingegen im Segment Discrete Manufacturing, das stark vom konjunkturellen Abschwung in Deutschland betroffen ist. Projektverschiebungen und Investitionszurückhaltung belasten dort die Geschäftsentwicklung. Hier setzt PSI auf eine strategische Wende: Die vollständige Umstellung auf ein SaaS-Modell, neue Preislogiken und eine Modernisierung der Produkte sollen mittelfristig für mehr Stabilität sorgen.

Das Segment Logistics wiederum verzeichnet eine hohe Nachfrage und eine starke Auftragslage. Die cloud-fähige Software für Lager- und Transportprozesse wurde auf der LogiMAT 2025 ausgezeichnet. Allerdings nimmt der Preisdruck auch hier zu. Ziel ist die sukzessive Migration aller Lösungen auf eine SaaS-Basis und die internationale Skalierung.

Die Umstellung auf SaaS steht im Zentrum der Unternehmensstrategie. PSI strebt bis 2029 einen Anteil wiederkehrender Umsätze (Annual Recurring Revenues – ARR) von über 50 Prozent an, wobei ein erheblicher Teil aus echten SaaS-Verträgen stammen soll. Bereits gestartete Pilotprojekte zur Umstellung von Bestandskunden auf Subscription-Modelle sowie ein neues Performance-Pricing-Programm sollen diesen Wandel beschleunigen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Partnerschaft mit Google Cloud, die sowohl technologische Skalierung als auch globale Integration in Kundensysteme ermöglichen soll. Im Bereich „Pricing Excellence“ kündigte der Vorstand zudem ein strukturiertes Programm zur Optimierung von Preisfindung, Margensteuerung und Anreizsystemen an.

Technologisch stellt sich PSI als Anbieter domänenspezifischer industrieller KI-Lösungen neu auf. Zu den bedeutendsten Entwicklungen zählt das „Control System of the Future“, das ab Oktober 2025 bei ersten Kunden ausgerollt wird. Weitere Highlights umfassen KI-gestützte Optimierungslösungen für die Fertigung („MES+AI“), eine moderne Logistikplattform mit Echtzeitanalyse sowie die Standardisierung der Plattformarchitektur zur Ablösung historisch gewachsener Einzellösungen. Der Vorstand hob hervor, dass Innovationsfähigkeit und Entwicklungsgeschwindigkeit dank neuer Struktur und Cloud-Infrastruktur signifikant verbessert wurden.

Im Zusammenhang mit dem Thema Kapitalmarktkommunikation thematisierte der Vorstand auch die Aktienkursentwicklung. Nach einem Einbruch auf unter 25 Euro infolge des Cyberangriffs konnte sich die Notierung bis Mai 2025 wieder auf rund 30 Euro erholen. Analysten würdigten insbesondere die Cloud-Strategie, die E.ON-Kooperation und die Partnerschaft mit Google Cloud positiv und sehen Kursziele im Bereich von 35 Euro und darüber. Die erreichte Prognose im Krisenjahr 2024 wurde vom Vorstand als wichtiges Vertrauenssignal bewertet. Die Guidance für 2025 wurde bestätigt.

Im Bereich Governance und Vergütung berichtete der Vorstand über laufende Untersuchungen des Aufsichtsrats zur Ursachenklärung des Cybervorfalls. Eine abschließende Bewertung des Vorfalls wird in diesem Jahr erwartet. Zudem wurde ein neues Vorstandsvergütungssystem namens „2025+“ vorgestellt. Dieses kombiniert Fixgehalt, kurzfristige und langfristige variable Vergütungsbestandteile (Performance Shares) sowie eine einmalige Sonderkomponente mit Reinvestitionspflicht in PSI-Aktien. Zielsetzung ist dabei eine stärkere Bindung an den Unternehmenserfolg und die laufende digitale Transformation. Der Vorstand unterwirft sich diesem neuen System freiwillig und aus Überzeugung. Zusätzlich wurde Dr. Georg Tacke als neuer Aufsichtsrat mit Finanz- und Auslandserfahrung ausgewählt. Die langjährige Arbeitnehmervertreterin Elena Günzler schied aus dem Gremium aus und wurde besonders gewürdigt.

Für das laufende Geschäftsjahr 2025 zeigt sich der Vorstandschef verhalten optimistisch. Er
rechnet mit einem Umsatzwachstum im Bereich um 10 Prozent und einer Rückkehr in die Profitabilität. Mittelfristig strebt PSI eine EBIT-Marge von über 10 Prozent an. Die Investitionen in IT-Sicherheit, Produktentwicklung und Plattformausbau bleiben auf hohem Niveau. Neben dem organischen Wachstum soll auch die Internationalisierung, insbesondere in den USA, Asien und Osteuropa, intensiviert werden. Personalpolitisch liegt der Fokus auf Innovationskultur, Arbeitgeberattraktivität und interner Effizienz.


Allgemeine Aussprache

Im Rahmen der Hauptversammlung der PSI Software SE traten mehrere Aktionärsvertreter mit thematisch breit gefächerten Fragen auf. Besonders hervorzuheben war Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), der einen detaillierten Fragenkatalog insbesondere zur Bilanzstruktur, zu strategischen Entscheidungen und zur Cyberattacke im Februar 2024 einreichte. Armin Stein, ehemaliges Vorstandsmitglied, richtete seinen Fokus auf Governance-Themen, Organisation und wirtschaftliche Kennzahlen. Darüber hinaus meldeten sich auch Johannes Gaide als Vertreter von Großaktionär Norman Rentrop sowie weitere Einzelaktionäre mit Fragen zu SaaS-Modellen, ARR- und Cloud-Strategie sowie zu Mitarbeiterentwicklung, Nachhaltigkeit und Diversität zu Wort.

Einen Schwerpunkt der Generaldebatte bildete erwartungsgemäß der Cyberangriff im Februar 2024. Hier erkundigte sich unter anderem Michael Kunert nach den technischen Ursachen, der Verantwortung des damaligen CEO Dr. Harald Schrimpf und den finanziellen Auswirkungen. Herr Klaffus erläuterte hierzu, dass zwei kombinierte Schwachstellen – eine veraltete Netzwerkkomponente und fehlendes Notfallmanagement auf Applikationsebene – den Angriff begünstigt hätten. Inzwischen wurden die gesamten Systeme umgestellt und sichergestellt, dass Anmeldungen nur noch im Wege der Zwei-Faktor-Authentifizierung und nur über sichere Verbindungen bei einer Anmeldung von einem externen Standort vorgenommen werden können. Die Frage der Verantwortung wird derzeit im Rahmen einer extern begleiteten Ursachenanalyse geklärt. Bis hierzu entsprechende Ergebnisse vorliegen, ist daher die Entlastung von Dr. Schrimpf erneut vertagt worden.

Die finanziellen Folgen summierten sich nach Auskunft von Herrn Glöckner auf einen Umsatzverlust von rund 6,5 Mio. Euro, eine direkte EBIT-Belastung von 15 Mio. Euro und einen Gesamtschaden von 27 Mio. Euro. In diesen Werten sind alle Faktoren wie auch die bereits angefallenen Kosten für die Wiederingangsetzung der Systeme und der damit verbundene Aufwand enthalten. Gleiches gilt nach Angabe des PSI-Finanzvorstands auch für etwaige Gutschriften oder Preisnachlässe gegenüber Kunden aus dem Systemausfall. Betrachtet man die Folgen der Cyberattacke unter Liquiditätsaspekten, liegt die Liquiditätsbelastung bei über 30 Mio. Euro. Dies resultiert laut Herrn Glöckner aus den erforderlichen Aufwendungen für die Wiederinbetriebnahme der Systeme sowie den Kosten für die in Anspruch genommene externe Beratung und erforderliche Anschaffungen im Bereich der IT.

Auf weitergehende Fragen nach einem etwaigen Versicherungsschutz erläuterte Herr Glöckner, dass hier zwei Versicherungen in Frage kommen. Aussichtsreich ist nach seiner Aussage vor allem eine Versicherung, bei der ein Schaden geltend gemacht wurde. Hier besteht allerdings eine Deckelung bei 5,5 Mio. Euro. Angesichts der Gesamthöhe von 27 Mio. Euro sieht der CFO hier vorsichtig optimistisch die Chance, dass diese Höchstsumme durch die Geltendmachung auch realisiert werden kann. Wie üblich in Versicherungsfällen gestaltet sich der Prozess jedoch recht mühsam und teilweise dauern die Antworten und gegebenenfalls weiteren Rückfragen der Versicherung recht lange. Daher kann Herr Glöckner auch keine zeitliche Prognose darüber abgeben, wann mit einer möglichen Auszahlung gerechnet werden kann.

Hinsichtlich der Fragestellung ob etwaige Versicherungserstattungen bereits im Zahlenwerk enthalten sind, stellte der Finanzvorstand klar, dass die bei der Versicherung geltend gemachten Schäden noch nicht bilanziell erfasst sind und daher im Fall einer Zahlung durch die Versicherung ein außerordentlicher Ertrag in Höhe der erhaltenen Erstattung anfallen wird.

Zur Bilanz- und Kapitalstruktur hinterfragte Armin Stein insbesondere steuerliche Verlustvorträge trotz operativer Gewinne und die fehlende Wertminderung bei der Tochter Incontrol im IFRS-Abschluss. Der Finanzvorstand begründete die Steuerlast im Unternehmen damit, dass die steuerlichen Verlustvorträge unterschiedlich im Konzern verteilt sind. Zudem unterliegen die verschiedenen Gesellschaften den jeweils unterschiedlichen nationalen Steuerregelungen. So sind insbesondere Gewinne in Polen und den USA in Deutschland nicht steuerpflichtig, was zu verbleibenden Verlustvorträgen führt, jedoch im Entstehungsland durchaus eine Steuerpflicht auslöst.

Die ebenfalls hinterfragte Werthaltigkeit von Incontrol ist nach Vorstandsangabe IFRS-konform regelmäßig geprüft und aufgrund stabiler Erträge nicht wertberichtigt worden. Die im HGB vorgenommene Abschreibung über 14 Mio. Euro sei vorsichtsgetrieben und nicht als Zeichen operativer Schwäche zu verstehen.

Johannes Gaide, der die Stimmen von Großaktionär Norman Rentrop vertrat, zeigte sich insgesamt deutlich zufriedener als sein Kollege im Vorjahr. Insbesondere die laufende Umstellung des Geschäftsmodells auf SaaS und wiederkehrende Umsätze bewertete er als positiv. Als sehr positiv bewertete er auch den Umstand, dass jüngst mit E.ON die bereits seit langen Jahren bestehende gute Zusammenarbeit weiter ausgebaut und weiteres Auftragsvolumen gewonnen werden konnte. Noch mehr Geschäft auch mit wichtigen strategischen Partnern ist nach Einschätzung von Herrn Gaide ein gutes Zeichen für die weitere Entwicklung und die Chancen von PSI in der Zukunft.

Christian W. Röhl als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) begrüßte die Abhaltung der Hauptversammlung im Präsenzformat und den auf diese Weise ermöglichten direkten Dialog mit den Anteilseignern. Dieses ist aus seiner Sicht das deutlich zu bevorzugende Format für eine Aktionärsversammlung. Die von der Verwaltung erbetene Ermächtigung für die Abhaltung einer virtuellen Hauptversammlung wird er daher mit den von der DSW vertretenen Stimmen ablehnen.

Im Hinblick auf das aktuell nahezu in aller Munde befindliche Thema Künstliche Intelligenz (KI) wollte er wissen, inwieweit diese bereits bei PSI eingesetzt wird. In seiner Antwort erläuterte Herr Klaffus, dass intern verschiedene KI-Features im Einsatz sind. Den größten Hebel hinsichtlich von Effizienzsteigerungen sieht er bei der automatisierten Bearbeitung hoher Datenmengen oder aber auch im Bereich der Programmierung bei der Optimierung und beim Test von Programmiercodes. Bereits seit langem arbeitet man bei PSI darüber hinaus auch mit sogenannter klassischer KI, also Algorithmen und Machine-Learning-Modellen.

Zur Frage, in welchen Regionen das Management künftig die größten Wachstumspotenziale für den Ausbau von Stromnetzen und damit auch für die Geschäftschancen von PSI sieht, betonte Herr Klaffus, dass man weiterhin einen hohen Wert auf die Präsenz in Europa und den europäischen Markt legt. Dies steht auch nicht zur Disposition. Wachstumsmarkt Nummer 1 ist aus seiner Sicht aber der US-Markt, darüber hinaus relevant sind auch europäische Märkte außerhalb der DACH-Region. Auch im Bereich Logistik finden erste Implementierungen bei deutschen Kunden in den USA statt.

Des Weiteren wollte der Aktionärsschützer wissen, auf welche Weise die Gesellschaft beabsichtigt zu wachsen. Nach Aussage von Herrn Klaffus soll das Wachstum überwiegend organisch erfolgen. Dennoch schaut man sich am Markt durchaus nach passenden Kandidaten für anorganisches Wachstum um. Es gibt eine Liste mit potenziellen Kandidaten, welche man beobachtet, um bei sich bietenden Chancen eventuell zugreifen zu können. Akquisitionen sollten bestehende Geschäftsbereiche ergänzen und auch für SaaS-Lösungen geeignet sein. Konkrete Gespräche über etwaige Zukäufe finden derzeit nicht statt.

Mit Blick auf den 2024 erfolgten Verkauf des Geschäftsbereiches Mobility wollte der Aktionärsschützer wissen, ob die Abgabe weiterer Bereiche an Private-Equity-Gesellschaften denkbar wäre. Pläne für weitere Veräußerungen von Geschäftsbereichen bestehen laut Herrn Klaffus nicht. Die Abgabe des Bereichs Mobility erfolgte vor dem Hintergrund, dass dies mit Abstand das kleinste Segment gewesen ist und hierdurch die Managementkomplexität und Mittelverteilung im Unternehmen deutlich verbessert werden konnte.

Weitere Fragestellungen befassten sich mit Prognose-Daten für den Free Cashflow, das Debt-to-Equity-Ratio, die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung und auch für die Marge. In seiner Antwort hierzu wies Herr Glöckner darauf hin, dass man für einige der erfragten Angaben und weitere KPIs bisher noch keine Guidance-Daten hat. Derzeit ist man jedoch dabei, die internen Strukturen so umzustellen, dass interessierten Investoren in Zukunft auch „Peer-Group-taugliche“ Angaben zur Verfügung gestellt werden können.

Hinsichtlich der angestrebten mittelfristigen Unternehmensentwicklung wies der PSI-Chef auf die anlässlich des letztjährigen Capital Market Day (CMD) gemachten Aussagen hin. Bis zum Jahr 2028 wird ein Umsatz in einer Bandbreite von 400 bis 440 Mio. Euro bei einer EBIT-Marge von 14 bis 16 Prozent angestrebt. Diese Zielsetzungen gelten weiterhin unverändert.

Organisatorische Veränderungen und Personalentwicklungen standen im Fokus der Fragen eines weiteren Aktionärs, der die Zunahme der Verwaltungsmitarbeiter (plus 10 Prozent) bei gleichzeitigem Rückgang im Vertrieb (minus 6 Prozent) kritisierte. Herr Klaffus erläuterte, dass dies in absoluten Zahlen lediglich plus 20 Vollzeitkräfte in der Verwaltung und minus 9 Beschäftigte im Vertrieb bedeute. Der Zuwachs in der Verwaltung betreffe strategisch wichtige Bereiche wie IT-Sicherheit, Datenschutz, ESG-Reporting und Controlling, die für Skalierbarkeit notwendig seien. Der Rückgang im Vertrieb sei durch interne Umstellungsprojekte, etwa hin zu Subscription-Modellen, bedingt. Zudem befindet sich nach Vorstandsangabe eine Vertriebsoffensive für Nordamerika und Südostasien in Vorbereitung.

Zum Verkauf des Geschäftsbereichs Mobility fragte SdK-Sprecher Michael Kunert nach dem Hintergrund und bilanziellen Auswirkungen. PSI-Chef Klaffus stellte in seiner Antwort klar, dass der Bereich Transcom strukturell defizitär, personalintensiv und nicht skalierbar gewesen ist. Der nunmehr erfolgte Verkauf hat brutto rund 16 Mio. Euro eingebracht, mit einem marginal positiven Buchgewinn. Zudem sind auf diese Weise Pensionsverpflichtungen über 4 Mio. Euro und sonstige Rückstellungen von 8 Mio. Euro aus der Bilanz der PSI entfernt worden.

Weitere Fragestellungen in der Generaldebatte befassten sich mit dem Fortschritt beim Ausbau des SaaS-Modells und dem Anteil wiederkehrender Umsätze (ARR). Herr Glöckner berichtete, dass der aktuelle ARR-Anteil bei etwa 17 Prozent liegt und aus der Logistik sowie dem Netzplanungsbereich stammt. Für 2025 ist die Umstellung weiterer Produkte, etwa im Bereich MES, geplant. Ein „Pricing-Excellence-Programm“ solle dabei helfen, die Monetarisierung durch Miet- und Performance-basierte Modelle zu verbessern. Ab 2026 werde ein jährlicher Zuwachs von 4 bis 5 Prozentpunkten beim ARR-Anteil angestrebt, mit dem Ziel von über 50 Prozent bis 2029.

Die Kooperation mit Google Cloud wurde vom SdK-Sprecher sowie auch von einem weiteren Redner kritisch hinterfragt. Hierbei wurde insbesondere thematisiert, ob es europäische Alternativen gegeben hätte, dies auch in Bezug auf die Datensouveränität und Datensicherheit insbesondere bei den Anwendungen im Bereich der kritischen Infrastrukturen (KRITIS). Herr Klaffus erläuterte hierzu, dass Google aufgrund technologischer Leistungsfähigkeit und globaler Skalierbarkeit gewählt worden ist. Dabei hat man insbesondere auch die Wünsche von Kunden in den USA und Asien berücksichtigt. Für europäische KRITIS-Kunden gilt jedoch ganz klar, dass keine Datenverarbeitung in US-Regionen erfolgt. Für diese Kunden sind auch auf Basis der Google-Lösung verpflichtende EU-Datenräume und alternative Deployment-Modelle wie On-premise oder Hybrid vorgesehen. Zusätzlich wird aktuell auch der Aufbau eines EU-Cloud-Zwillings geprüft, perspektivisch ist nach Einschätzung des PSI-Chefs hier auch eine Dualstrategie denkbar.

Fragen zur Governance und zur Verantwortung des früheren CEO im Zusammenhang mit dem Cyberangriff im Berichtsjahr stellte Armin Stein. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Hack informierte darüber, dass ein umfassendes Prüfverfahren mit externen Gutachtern laufe. Es gehe um organisatorische Verantwortlichkeiten, Eskalationsketten und die IT-Sicherheitsarchitektur vor dem Angriff. Ein aussagekräftiger und belastbarer Zwischenbericht wird für das zweite Halbjahr 2025 erwartet – erst danach könne über eine mögliche Entlastung entschieden werden. Die Verwaltung bat hierzu um Verständnis, dass das operative Geschäft und die Wiederingangsetzung der Systeme absolute Priorität vor der Aufklärung des Sachverhaltes gehabt haben.

Einzelaktionäre äußerten sich zudem zur Kapitalmarktkommunikation. Auf die Frage nach bezahlten Analystenstudien antwortete Herr Glöckner, dass einige kleinere Häuser beauftragte Analysen veröffentlichten, dies aber stets transparent gekennzeichnet sei. Die Mehrzahl der Analysen entstehe im Zusammenhang mit Investorenkonferenzen oder im Auftrag von Investoren. Der gesamte IR-Aufwand liege im unteren sechsstelligen Euro-Bereich.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 14:30 Uhr wurde die Präsenz mit 10.217.892 Aktien oder 65,09 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden mit Zustimmungsquoten zwischen 99,65 Prozent (TOP 7) und 76,90 Prozent (TOP 9) jeweils mit den erforderlichen Mehrheiten verabschiedet.

Im Einzelnen beschlossen wurde die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der RSM Ebner Stolz GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Stuttgart, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2025 sowie auch zum Prüfer der Nachhaltigkeitsberichterstattung für das Geschäftsjahr 2025 (TOP 4), die Billigung des Vergütungsberichts für das Geschäftsjahr 2024 (TOP 5), die Billigung des Vergütungssystems für die Vorstandsmitglieder (TOP 6), die Bestätigung der Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder (TOP 7), die Wahl von Dr. Georg Tacke in den Aufsichtsrat (TOP 8) sowie eine neue Ermächtigung zur Abhaltung virtueller Hauptversammlungen nebst entsprechender Satzungsänderung (TOP 9).

Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von knapp 5 Stunden gegen 15 Uhr schließen.


Fazit

Das Geschäftsjahr 2024 war für die PSI Software SE aufgrund der erheblichen Belastungen aus der Cyberattacke im Februar, welche sich im Zahlenwerk entsprechend niedergeschlagen haben, ein „Ausnahmejahr“. Sehr positiv ist dabei jedoch zu bewerten, dass keine nennenswerten Kundenverluste zu verzeichnen waren und auch alle Belastungen aus dem Vorfall 2024 komplett verarbeitet worden sind.

Bis zum Jahr 2028 befindet sich PSI noch in einer Transformationsphase zu einem Cloud-Anbieter und der Umstellung auf ein SaaS-Geschäftsmodell. Bis 2028 soll der Umsatz dabei auf 400 bis 440 Mio. Euro und die EBIT Marge auf 14 bis 16 Prozent steigen, was dann unter dem Strich auch ein deutlich höheres Ergebnisniveau ermöglichen sollte. Erste positive Effekte sieht man bereits im ersten Quartal 2025, welches mit einem Rekordauftragseingang von 158 Mio. Euro überzeugte. Ergebnisseitig werden sich 2025 noch erhebliche Investitionen in die Umstellung auswirken, dennoch wird die Rückkehr in die Gewinnzone angestrebt.

Unter Verweis auf unser letztes, anlässlich der Zahlen zum ersten Quartal 2025 publiziertes Research vom 9. Mai 2025 unterstreichen wir unser Kursziel von 35,50 Euro und die Anlageempfehlung „Kaufen“ für die PSI-Aktie.


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Hinweis: Die GSC Holding AG, alleinige Gesellschafterin der GSC Research GmbH, ist in Aktien der PSI Software SE investiert. Zudem ist der Verfasser Geschäftsführer der GSC Research GmbH und Alleinvorstand der GSC Holding AG.



Veröffentlichungsdatum: 16.06.2025 - 18:54
Redakteur: ala
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