Am 28. Mai 2025 fand die 25. ordentliche Hauptversammlung der ORBIS SE über das Geschäftsjahr 2024 statt. Wie in den Vorjahren hielt das Unternehmen das Aktionärstreffen in rein virtueller Form ab. Trotz eines schwierigen Umfelds entwickelte sich die Gesellschaft im vergangenen Jahr operativ stabil. Für GSC Research berichtet Thorsten Renner über den Verlauf der Hauptversammlung.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Holzer eröffnete die Hauptversammlung pünktlich um 10:30 Uhr und begrüßte die teilnehmenden Aktionäre sowie die anwesenden Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder. Herr Holzer kündigte an, dass Herr Michael Jung zum 31. Dezember 2025 aus Altersgründen aus dem Vorstand ausscheiden wird. In diesem Zusammenhang dankte er Herrn Jung für dessen 38-jährige Tätigkeit bei ORBIS. Nach Abhandlung der üblichen Formalien und Modalitäten übergab Herr Holzer das Wort an den Vorstandssprecher Stefan Mailänder.
Bericht des Vorstands
Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft durch eine massive Flaute geprägt, konstatierte Herr Mailänder. Auch wichtige Auslandsmärkte wuchsen langsamer. Strukturelle Defizite und eine nur langsame Digitalisierung belasteten zudem die Entwicklung der Wirtschaft. Auch die zum Teil veraltete Infrastruktur hemmt das Wachstum langfristig. In Summe führte dies zu einer Investitionszurückhaltung und Verzögerungen bei Projekten sowie Budgetkürzungen bei Kunden von ORBIS. Vor allem im Umfeld CRM zeigte sich eine deutliche Zurückhaltung.
Trotzdem entwickelte sich ORBIS im Berichtsjahr 2024 stabil. Der Umsatz erreichte mit 132,2 Mio. Euro genau das Vorjahresniveau. Das EBIT belief sich auf 5,0 Mio. Euro, was einen Rückgang um 2,3 Prozent bedeutete. Das Konzernergebnis nach Steuern und Minderheiten verbesserte sich aufgrund eines deutlich positiven Finanzergebnisses um 47,5 Prozent auf 4,0 Mio. Euro. Laut Herrn Mailänder entsprach dies einem Ergebnis je Aktie von 0,42 Euro.
Auf der Umsatzseite sanken die Dienstleistungserlöse um 0,8 Prozent auf 109,4 Mio. Euro. Die Umsätze mit eigenen Softwareprodukten stiegen leicht auf 5,9 Mio. Euro. Die Erlöse aus dem Vertrieb von Handelswaren erhöhten sich auf 16,9 Mio. Euro. Der Vorstandssprecher bezifferte den Personalaufwand mit 89,7 Mio. Euro, was nur einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Dagegen verringerte sich der Materialaufwand um 4,1 Prozent auf 22,1 Mio. Euro.
Das EBITDA lag mit 11,1 Mio. Euro auf dem Vorjahresniveau. Das Finanzergebnis fiel mit 844 Tsd. Euro deutlich positiv aus. Dies war vor allem auf Anpassungen der langfristigen Verbindlichkeiten aus Earn-out-Vereinbarungen sowie Put-Optionen von Minderheitsgesellschaftern zurückzuführen. Auf dieser Basis wuchs das Ergebnis vor Steuern um 17,8 Prozent auf 5,9 Mio. Euro. Beim Konzernergebnis nach Steuern und Minderheiten ergab sich ein Anstieg um 47,5 Prozent auf 4,0 Mio. Euro.
Das bilanzielle Gesamtvermögen bezifferte der Vorstandssprecher auf 88,4 Mio. Euro. Bei den liquiden Mitteln kam es zu einem weiteren Anstieg auf 18,1 Mio. Euro. Das Eigenkapital erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 7,3 Prozent auf 41,0 Mio. Euro. Dadurch verbesserte sich auch die Eigenkapitalquote von 42,9 auf 46,4 Prozent. Damit sah Herr Mailänder ORBIS besser aufgestellt als viele Wettbewerber. Keine Veränderungen ergaben sich in der Aktionärsstruktur. Die ORBIS-Aktie konnte dem positiven Börsentrend aufgrund des geringen Handelsvolumens nicht folgen. Die Aktie startete mit 5,85 Euro ins Börsenjahr und lag zum Jahresende bei 5,70 Euro.
Insgesamt ist ORBIS weiter sehr gut aufgestellt. Davon versprach sich der Vorstand in Zukunft Vorteile gegenüber anderen Marktteilnehmern. Aufgrund der Krisensituation der Wirtschaft in Deutschland und in Europa ging Herr Mailänder sowohl im Segment Inland als auch im Segment Ausland bei Umsatz und Ergebnis für 2025 jeweils von Werten auf Vorjahresniveau oder leicht darüber aus.
Laut Herrn Jung kann ORBIS den Kunden ein sehr umfangreiches Angebot unterbreiten. Mit der strategischen Ausrichtung sah er das Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt. Trotz einer angespannten Gesamtlage konnten die Ziele 2024 erreicht werden. Insgesamt stand die Gesellschaft im vergangenen Jahr mit über 700 Firmen in Kontakt. In diesem Rahmen zeigte Herr Jung einige Folien mit den Top- sowie Neu- und Bestandskunden.
Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen steht bei den Kunden immer stärker im Fokus. ORBIS optimiert die gesamte Prozesskette der Kunden. Die bestehenden Fragen werden gemeinsam mit den Kunden diskutiert und ein Lösungskonzept erarbeitet, das dann auf der Cloud-Plattform von Microsoft umgesetzt wird. Hierbei konzentriert sich ORBIS auf vier Schwerpunktindustrien. Im vergangenen Jahr konnten mehr als 30 neue Kunden gewonnen und mehr als 50 Projekte gestartet werden.
Im Bereich SAP liegen die Stärken von ORBIS in der Organisations- und Prozessberatung, berichtete Herr Jung. Gemeinsam mit den Kunden werden Optimierungspotenziale in den bestehenden Prozessen gehoben. Ziel ist dabei, die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Kunden zu stärken. Im vergangenen Jahr konnten mehr als 300 Kunden in mehr als 400 Projekten weltweit begleitet werden. Zudem wurden mehr als 45 Kunden neu gewonnen und mehr als 70 Projekte neu gestartet.
Laut Herrn Jung wird das Angebotsportfolio ständig erweitert. Hierbei wird das Beratungsportfolio um KI-Funktionalitäten erweitert. Damit will Orbis der(!) KI-Digitalisierungspartner für die Kunden werden. Wachstumspotenzial sah der Vorstand auch im Bereich SAP Grow. Bis Ende 2025 sollen hier mehr als 20 Kunden gewonnen werden. Daneben engagiert sich das Unternehmen nun auch in der Utility-Branche. Hier konnte ORBIS bereits einige interessante neue Kunden gewinnen.
In der Zukunft sah Herr Jung auch Chancen bei einem plattformübergreifenden Beratungsangebot in den Technologien von Microsoft und SAP. Insgesamt bietet die Aufstellung des Unternehmens gute Chancen, um ein nachhaltiges Wachstum voranzutreiben. Trotz hoher Investitionen in die eigenen Produkte und die neuen Technologien von Microsoft und SAP ging der Vorstand davon aus, die stabile Entwicklung fortsetzen zu können. Daneben werden weitere strategische Partnerschaften und Beteiligungsmöglichkeiten geprüft. Abschließend bedankte sich Herr Jung bei allen Beteiligten, die zu diesem Erfolg beigetragen haben.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner meldete sich Fabian Hentschel für die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu Wort. Er hielt die Ausschüttung einer Dividende von 0,10 Euro je Aktie für nicht angemessen und kündigte deshalb bereits an, TOP 2 abzulehnen. Angesichts des Wachstums des Unternehmens in den letzten Jahren regte der Sprecher eine Vergrößerung des Aufsichtsrats an. Nach den Worten von Herrn Holzer achtet man sehr stark auf Effizienz und führt auch eine Effizienzprüfung im Aufsichtsrat durch. Derzeit verfügt der Aufsichtsrat über die erforderliche Qualifikation und die Mitglieder ergänzen sich gut in ihren Kompetenzen. Deshalb erachtete er die aktuelle Größe des Aufsichtsrats als ausreichend.
Der Aktionärssprecher und weitere Fragesteller thematisierten die aktuelle Zolldiskussion und bestehende Handelskonflikte. Von Zollerhöhungen wäre ORBIS nicht direkt betroffen, da die Gesellschaft in der Regel Dienstleistungen erbringt und dies von Teams vor Ort, stellte Herr Mailänder klar. Auf der anderen Seite ist ORBIS jedoch unmittelbar davon betroffen, da die Kunden von ORBIS betroffen sind, was dann zu Projektverschiebungen oder Budgetkürzungen führen könnte.
Hinsichtlich der Dividendenausschüttung meinte Herr Mailänder, man habe hohe Investitionen, vor allem aufgrund der schnellen Veränderungen in der IT. Zudem wolle man auch das Portfolio erweitern und Unternehmensanteile erwerben. Darüber hinaus hat die Gesellschaft auch den Neubau in Saarbrücken erstellt. Angesichts der Risiken im Geschäftsbetrieb agiert man zurückhaltend mit der Liquidität. Der Vorstandssprecher wollte aber nicht ausschließen, dass die Dividende künftig auch wieder erhöht wird.
Herr Hentschel wollte wissen, warum ORBIS im vergangenen Jahr beim Umsatz stagnierte, während der Consultingmarkt um gut 4 Prozent wuchs und große Unternehmen wie Boston Consulting Group oder Roland Berger noch stärker zulegten. Zunächst einmal betonte Herr Mailänder, dass ORBIS nicht mit Unternehmen wie Boston Consulting Group oder Roland Berger vergleichbar ist. Auch andere börsennotierte Gesellschaften aus dem Bereich IT in Deutschland wiesen im vergangenen Jahr ein geringes Wachstum oder sogar Umsatzrückgänge aus. Bei ORBIS lag die stabile Entwicklung an der Investitionszurückhaltung der Kunden vor allem in Deutschland aufgrund der unsicheren Marktsituation.
Angesprochen auf den deutlichen Anstieg der Kommunikations- und IT-Kosten in den letzten Jahren verwies Herr Mailänder auf das Thema Cloud. Heutzutage werden Lizenzen teils gar nicht mehr zum Kauf angeboten, sondern man müsse die Software mieten, was zu Kostensteigerungen führte. Herr Hentschel interessierte sich auch noch für die weitere internationale Entwicklung. Außerhalb Deutschlands liegt der Schwerpunkt auf der Schweiz und Österreich. Aber auch die Niederlande erachtete Herr Jung als sehr interessante Region. Des Weiteren sind China und die USA strategische Standorte, um die Kunden bei Roll-up-Projekten zu begleiten.
Eine Rolle bei den Fragen spielte auch das Thema Künstliche Intelligenz. Im Bereich KI sah der Vorstand in Zukunft einen Treiber im Bereich der Prozessoptimierung in allen Geschäftsbereichen. Dies betrifft das gesamte Dienstleistungsportfolio. In einigen Bereichen ist man bereits mit KI-Szenarien und KI-Lösungen aktiv. Im Umfeld KI sind jedoch auch noch zahlreiche Fragen zu klären.
Frank Lungershausen von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach die künftige Weiterentwicklung an. Laut Herrn Mailänder will ORBIS den Kundenstamm erweitern, die Tätigkeiten im Bereich KI ausweiten, etwaige Zukäufe tätigen oder auch die Auslandspräsenz ausbauen. Der Sprecher regte auch an, den Frauenanteil zu erhöhen. Wie Herr Mailänder ausführte, wird eine Frauenquote von 33 Prozent in den Organen angestrebt. Er zeigte sich auch zuversichtlich, diesem Ziel in Zukunft näherzukommen.
Ferner sprach Herr Lungershausen auch die Abhaltung der Hauptversammlung als virtuelle Veranstaltung an. Durch das virtuelle Format können auch Aktionäre teilnehmen, die weiter entfernt wohnen, betonte Herr Mailänder. Eine hybride Veranstaltung konnte er sich aufgrund der hohen Kosten nicht vorstellen. Die Kosten einer virtuellen Hauptversammlung sah er im Bereich von 70 bis 80 Tsd. Euro und die einer Präsenzhauptversammlung im Bereich von 100 bis 150 Tsd. Euro.
Abstimmungen
Nach dem Ende der Aussprache leitete Herr Holzer zu den Abstimmungen über. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 9.766.042 Euro waren 7.081.942 Euro entsprechend 72,52 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden alle bei wenigen Gegenstimmen im Sinne der Verwaltung gefasst.
Dies waren die Ausschüttung einer Dividende von 0,10 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der MSW GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin, zum Abschlussprüfer und etwaigen Prüfer des Nachhaltigkeitsberichts (TOP 5) sowie die Billigung des Vergütungsberichts (TOP 6).
Gegen 12:40 Uhr konnte Herr Holzer die Hauptversammlung wieder beenden.
Fazit und eigene Meinung
Die ORBIS SE schloss das vergangene Geschäftsjahr in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld stabil ab. Nach einer etwas schwächeren ersten Jahreshälfte gelang es dem Unternehmen, in der zweiten Jahreshälfte noch das Vorjahresniveau zu erreichen. Sehr erfreulich entwickelten sich vor allem die Geschäfte im Ausland. Entsprechend strebt das Management hier noch einen Ausbau der Aktivitäten an.
ORBIS wird auch in den kommenden Jahren vom Trend zur Digitalisierung der Geschäftsprozesse profitieren. Dies dürfte noch durch das Thema Künstliche Intelligenz unterstützt werden. Die derzeit schwache Investitionsstimmung, speziell in Deutschland, könnte jedoch auf Kundenseite zu Projektverschiebungen führen. Mit seinen liquiden Mitteln ist das Unternehmen gut aufgestellt, um auch etwaige Übernahmen zu stemmen. Diese würden ORBIS dann gleichzeitig qualifizierte Mitarbeiter bescheren, die ansonsten am Markt nur schwer zu finden sind.
Die zum Jahresende verfügbare Netto-Cash-Position und die eigenen Aktien decken aktuell bereits knapp 30 Prozent der Marktkapitalisierung ab. Nachdem die ORBIS-Aktie lange Zeit um die Marke von 6 Euro pendelte, kam in den letzten Wochen wieder Bewegung in das Papier. Angesichts der hervorragenden Positionierung bietet die Aktie auch nach dem jüngsten Kurszuwachs mittelfristig weiteres Potenzial.
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