Die Hauptversammlung der RATIONAL AG fand am 14. Mai 2025 wie gewohnt in der Schwabenhalle der Messe Augsburg statt. Erneut hatten sich dort rund 700 Aktionäre und Gäste eingefunden, darunter Matthias Wahler für GSC Research, um mehr über die Hintergründe der anhaltend erfolgreichen Entwicklung des Spezialisten für die thermische Speisenzubereitung in Großküchen zu erfahren, der einmal mehr mit neuen Rekordergebnissen aufwartete.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Walter Kurtz eröffnete die Versammlung um 10 Uhr und teilte mit, dass die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat vollzählig anwesend sind. Speziell begrüßte er in seinen einleitenden Worten die neuen Aufsichtsratsmitglieder. Sodann übergab er das Wort an Erich Baumgärtner, der seit dem vergangenen Jahr sein Stellvertreter ist. Er war bis zum Jahr 2015 Finanzvorstand der RATIONAL AG gewesen und gehört seit 2017 dem Aufsichtsrat an.
Herr Baumgärtner eröffnete die Versammlung noch einmal offiziell und erläuterte die Formalien. Für ergänzende Erläuterungen zum Bericht des Aufsichtsrats übergab er dann wieder an Herrn Kurtz. Dieser teilte mit, dass sich der Aufsichtsrat im Geschäftsjahr 2024 zu elf ordentlichen Sitzungen getroffen und darüber hinaus noch zwölf interne Sitzungen abgehalten hat.
Im Anschluss an diese Erläuterungen übergab Herr Baumgärtner das Wort an den Vorstand.
Bericht des Vorstands
CEO Dr. Peter Stadelmann begann mit einigen Ausführungen zu aktuellen Themen. Wie er darlegte, ist für das Wachstum mindestens der nächsten zehn Jahre für RATIONAL Nordamerika der wichtigste Markt – einfach deshalb, weil es dort noch die meisten Küchen gibt, in denen noch kein Kombidämpfer genutzt wird. Nach seiner Schätzung wird in den USA gerade einmal in 13 Prozent der adressierbaren Küchen bereits mit einem Kombidämpfer gearbeitet. Alle anderen verwenden noch traditionelle Geräte wie Heißluftöfen, Fritteusen oder große Kipper und Kessel.
Aktuell erwirtschaftet RATIONAL Dr. Stadelmann zufolge in den USA rund 20 Prozent des Umsatzes. Vor zehn Jahren waren es noch 10 Prozent gewesen, das Wachstum war dort also weitaus stärker als in den anderen Märkten. Dazu beigetragen hat auch, dass in Nordamerika deutlich höhere Preise erzielt werden als in Europa. Der Firmenchef schaut deshalb sehr zurückhaltend auf die Zolldiskussion, die Präsident Trump ausgelöst hat, nachdem Handelshindernisse letztlich alle Seiten Wohlstand kosten werden.
Zurzeit zahlt RATIONAL nach seiner Aussage wie die meisten Unternehmen in Europa 10 Prozent Zoll auf alle Kochsysteme, die aus Landsberg und Wittenheim in die USA exportiert werden. Rechnerisch müsste man die Preise dort also um 7 Prozent anheben, um wieder das gleiche Ergebnis zu erreichen, worauf man aber zunächst bewusst verzichtet habe, nachdem sich die Situation derzeit fast täglich ändert und die Verhandlungen zwischen den USA und der EU andauern. Der Vorstand will auch erst einmal abwarten, wie die Wettbewerber reagieren. Eine Entscheidung kann sinnvoll erst getroffen werden, wenn es genügend Klarheit gibt.
Immerhin ist es laut Dr. Stadelmann so, dass nahezu alle Kombidämpfer-Hersteller in Europa sitzen. Es gibt in den USA keine lokalen Anbieter, die über Nacht die Nachfrage befriedigen könnten. Zudem müssen auch die lokalen Hersteller Importzölle auf Edelstahl und alle anderen Komponenten zahlen, die sie vielfach aus China beziehen. Derzeit arbeiten also alle Marktteilnehmer mit den gleichen Nachteilen. Es ist auch nicht zu erwarten, dass traditionelle Geräte wieder stärker nachgefragt werden, nachdem diese ebenfalls durch Zölle teurer werden.
Ein weiteres großes Thema ist derzeit die Entwicklung in China, wo RATIONAL seit dem Jahr 2000 aktiv und seit 2006 mit einer eigenen Vertriebstochter vertreten ist. In China leben bekanntlich über 1,4 Milliarden Menschen und auch dort ist erst in 10 Prozent der adressierbaren Küchen ein Kombidämpfer zu finden, woraus sich ein riesiges Potenzial eröffnet. Es würde rechnerisch Jahrzehnte dauern, bis in China eine mit Deutschland vergleichbare Marktdurchdringung von über 80 Prozent erreicht ist.
Im vergangenen Jahr hatte der Vorstand bereits berichtet, dass RATIONAL 2023 mit dem Bau eines eigenen Werks westlich von Shanghai begonnen hat, in dem künftig Kombidämpfer gefertigt werden sollen, die noch besser auf den chinesischen Markt zugeschnitten sind. Dass in China für den chinesischen Markt produziert wird, ist nach Überzeugung von Dr. Stadelmann der richtige Weg. Das finanzielle Risiko ist bei einer Investition von rund 10 Mio. Euro zudem überschaubar. Ende 2025 soll die Serienproduktion des neuen Kombidämpfers in China beginnen.
Sodann kam der Vorstandsvorsitzende auf den neu entwickelten iHexagon zu sprechen, den er bereits im vergangenen Jahr vorgestellt hatte. Es handelt sich um das weltweit erste professionelle Kochsystem, welches die drei Energiearten Heißluft, Dampf und Mikrowelle intelligent kombiniert und die Kunden sind begeistert. Zum Beleg ließ er in einer Videobotschaft den Koch aus dem Fußballstadion in Ipswich nordöstlich von London zu Wort kommen, der sich äußerst zufrieden zeigte. Die Speisen lassen sich mit dem iHexagon schneller und effizienter zubereiten. Er nutzt das Gerät je nach Bedarf als Fritteuse, Grill oder Ofen. Auch die Besucher der Messen, auf denen der iHexagon vorgestellt wird, sind fasziniert.
Als weiteren Meilenstein der Unternehmensentwicklung bewertet Dr. Stadelmann, dass seit dem Frühjahr 2025 über die Software „Connected Cooking“ mehr als 100.000 RATIONAL-Kochsysteme über das Internet vernetzt sind. Immer mehr Kunden nutzen die Möglichkeit, dass ihre Kochsysteme digital verwaltet und gesteuert werden können, was Zeit und Geld spart. Zudem können die Arbeitsabläufe vereinfacht werden, womit auch ungelerntes Personal qualitativ hochwertige Speisen zubereiten kann.
Weiter zeigte Dr. Stadelmann auf, dass es neben Nordamerika und China auch in Europa noch unerschlossene Märkte gibt. Um dieses Potenzial ebenfalls erschließen zu können, investiert RATIONAL derzeit in ein komplett neues Werk in Wittenheim. Die Gesamtinvestition beläuft sich über drei Jahre auf 35 Mio. Euro.
Zudem wird am Standort Landsberg ein neues hochautomatisiertes Logistikzentrum für die Serviceteile errichtet, die von dort an die über 3.000 Servicepartner überall auf der Welt versendet werden. Diese Investition war notwendig, nachdem sich die Zahl der Serviceteile mit den neu entwickelten Geräten in den letzten zehn Jahren auf über 15.000 verschiedene Artikel nahezu verdoppelt hat. Mit 90.000 Lieferungen wurden 2024 auch 50 Prozent mehr Lieferungen versendet als vor zehn Jahren. In das neue Lager werden rund 60 Mio. Euro investiert. Die Inbetriebnahme ist für Oktober 2026 geplant.
Zum Abschluss seines Parts sprach Dr. Stadelmann einige Worte zum Thema Nachhaltigkeit. Wie er aufzeigte, leistet RATIONAL mit jedem verkauften Gerät einen enormen Beitrag, dass die Gewerbeküchen weltweit weniger Wasser und Energie verbrauchen und weniger Nahrungsmittel verschwenden. Die Kunden verbessern damit ihre eigene CO2-Bilanz. Auch betreffend sozialer Aspekte braucht sich RATIONAL nicht zu verstecken. Viele Mitarbeiter sind schon seit Jahrzehnten bei RATIONAL tätig und höchst zufrieden mit ihrem Job. Sie leisten jeden Tag ihren Beitrag, dass RATIONAL ein so großartiges Unternehmen ist und bleibt.
Im zweiten Teil des Vorstandsberichts freute sich CFO Jörg Walter berichten zu können, dass sich der Wachstumskurs von RATIONAL auch im schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld des vergangenen Jahres fortgesetzt hat. Als großen Vorteil sieht er die weltweite Präsenz, durch die Schwächephasen in einzelnen Märkten durch hohe Zuwächse in anderen Regionen ausgeglichen werden können, was das Geschäftsmodell resilienter macht. Weltweit betrachtet hat sich die Großküchenbranche auch im vergangenen Jahr positiv entwickelt.
Der Konzernumsatz wuchs im Geschäftsjahr 2024 um 6 Prozent auf 1,19 (Vorjahr: 1,13) Mrd. Euro und erreichte damit wie prognostiziert einen neuen Rekordwert. Einerseits wurden mehr Geräte verkauft. Überproportionales Wachstum wurde indes im Nicht-Geräte-Geschäft mit Reinigern, Serviceteilen und Zubehör erzielt, das mittlerweile 31 Prozent zum Umsatz beisteuert und die Geschäftsentwicklung insgesamt stabilisiert. Preiserhöhungen spielten im vergangenen Jahr keine größere Rolle.
In Europa (ohne Deutschland) und Nordamerika, den beiden größten Vertriebsregionen mit einem Umsatzanteil von zusammen 65 Prozent, legten die Erlöse um jeweils 7 Prozent zu. In Europa entwickelten sich vor allem Großbritannien und Frankreich sowie verschiedene Länder in Osteuropa und die Türkei positiv. In Nordamerika, wo in den letzten Jahren regelmäßig zweistellige Wachstumsraten zu verzeichnen waren, wurde nur ein Plus von 7 Prozent erzielt. Im Vergleich zu den Wettbewerbern hat sich RATIONAL damit aber gut behauptet. In Deutschland war ein leichtes Wachstum von 2 Prozent zu verzeichnen.
In Asien gab es erstmals seit vielen Jahren einen Umsatzrückgang um 2 Prozent. Dafür waren Herrn Walter zufolge zwei Effekte ausschlaggebend. Auf der einen Seite war in Märkten wie Japan und Korea weiterhin ein dynamisches Wachstum zu verzeichnen. In China lagen die Erlöse allerdings unter dem Vorjahresniveau, was aus einem Sonderauftrag an einen chinesischen Kettenkunden resultiert, der den Vorjahreswert positiv beeinflusst hatte. In den kleinen Regionen Lateinamerika und „übrige Welt“ legten die Umsätze um 17 bzw. 15 Prozent deutlich zu.
Geordnet nach Produktgruppen ist der iVario zur Freude des Finanzvorstands mit einem Umsatzplus von 16 Prozent auf 137 (118) Mio. Euro wieder auf seinen dynamischen Wachstumspfad zurückgekehrt. Besonders erfreulich war die Entwicklung bei diesem Produkt in Übersee, wo von niedrigem Niveau aus teilweise ein Wachstum von über 50 Prozent erreicht werden konnte. Die Konzernentwicklung ist aber nach wie vor geprägt vom Kernprodukt iCombi, mit dem ein Wachstum von 5 Prozent auf 1,06 (1,01) Mrd. Euro realisiert werden konnte.
Das EBIT legte um 13 Prozent auf 314 (277) Mio. Euro noch stärker zu als der Umsatz. Die EBIT-Marge erreichte mit 26,3 (24,6) Prozent früher als erwartet wieder das Vor-Corona-Niveau. Der wesentliche Treiber war neben dem Umsatzwachstum eine deutlich verbesserte Bruttomarge von 59,2 (56,7) Prozent, die in erster Linie aus rückläufigen Preisen bei vielen Komponenten resultiert. Die operativen Kosten lagen hingegen höher. Die Forschungs- und Entwicklungskosten wurden sogar um 25 Prozent ausgeweitet. Die Investitionen bewegten sich mit 32 (35) Mio. Euro auf dem üblichen Niveau.
Herr Walter verlor auch einige Worte zur Bilanz, die sich weiterhin sehr solide präsentiert. Obwohl die Bilanzsumme mit 1,11 (0,99) Mrd. Euro deutlich anwuchs und erstmals die Marke von 1 Mrd. Euro übertraf, verbesserte sich die Eigenkapitalquote weiter auf 77,5 (76,9) Prozent. Auf der Aktivseite summieren sich die liquiden Mittel zuzüglich der kurzfristigen Geldanlagen mittlerweile auf 500 Mio. Euro. Der Finanzvorstand sieht den Konzern damit gut aufgestellt.
Im Folgenden freute sich Herr Walter von einem Jubiläum berichten zu können. Im März dieses Jahres war die RATIONAL-Aktie exakt 25 Jahre an der Börse. Die Entwicklung seither war eine Erfolgsgeschichte. Ausgehend vom Emissionspreis von 23 Euro im März 2000 hat sich der Kurs bis heute um den Faktor 33 erhöht. Hinzu kamen, die diesjährige Ausschüttung eingerechnet, kumuliert seit dem Börsengang 150 Euro an Dividenden. Die Mitarbeiterzahl hat sich über die Jahre verfünffacht, der Umsatz verachtfacht und das Ergebnis sogar verzehnfacht.
Auch aus heutiger Sicht war der Börsengang nach Überzeugung des Vorstands die richtige Entscheidung. Nur dadurch ist es jetzt möglich, den Aktionären jedes Jahr im Rahmen der Hauptversammlung zu zeigen, mit welcher Leidenschaft man das Geschäft betreibe und welche Qualität die Produkte haben. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen kredenzt RATIONAL im Anschluss an die Hauptversammlung vollständige Menüs, die die eigenen Köche mit den eigenen Geräten zubereiten.
Sodann kam Herr Walter auf die Gewinnverwendung zu sprechen. Gemäß der kommunizierten Dividendenpolitik, wonach langfristig rund 70 Prozent des erzielten Ergebnisses ausgeschüttet werden sollen, lautet der Vorschlag in diesem Jahr bei einem Gewinn je Aktie von 22,03 (18,82) Euro auf Zahlung einer Dividende von 15,00 (13,50) Euro. Auch nach der Ausschüttung von in Summe 171 Mio. Euro verbleibt noch ausreichend Liquidität im Unternehmen, um flexibel reagieren und die Zukunftsinvestitionen finanzieren zu können.
Der Start ins laufende Jahr ist Herrn Walter zufolge ebenfalls recht gut gelungen. Der Umsatz stieg um 3 Prozent auf 295 (286) Mio. Euro. Wachstum konnte vor allem mit dem iVario mit einem Plus von 10 Prozent erzielt werden. Nach Regionen glänzen einmal mehr Nordamerika und Europa mit Zuwächsen von 11 bzw. 7 Prozent, womit der Umsatzrückgang in Asien von 20 Prozent, der immer noch dem Sonderauftrag des chinesischen Kettenkunden geschuldet ist, ausgeglichen werden konnte.
Das EBIT legte um 1 Prozent auf 72 (71) Mio. Euro zu. Die gegenüber dem Umsatz unterproportionale Entwicklung resultiert laut Herrn Walter aus höheren operativen Kosten, dem Ausbau der Vertriebsmannschaft und höheren Investitionen in Forschung und Entwicklung. Die EBIT-Marge bewegt sich mit 24,4 (24,8) Prozent dennoch im Rahmen der Erwartungen.
Für das Gesamtjahr 2025 stellte Herr Walter ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Die etwas zurückhaltendere Prognose ist der hohen Unsicherheit in vielen Bereichen geschuldet. Die Bruttomarge dürfte etwas niedriger ausfallen, nachdem bei stabilen Einstandskosten Teile der Reinigungsprodukte im Preis gesenkt wurden. Ein Teil der operativen Aufwendungen wird bewusst erhöht, gegenläufig wird sich dagegen das eingeleitete Effizienzsteigerungsprogramm auswirken. Alles in allem ist wiederum eine EBIT-Marge von rund 26 Prozent zu erwarten.
Für die Zukunft zeigte sich der Vorstand ebenfalls optimistisch. Der Trend nach mehr Außer-Haus-Verpflegung bei weltweitem Bevölkerungswachstum ist intakt. Hinzu kommen Herausforderungen wie der anhaltende Fachkräftemangel und die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise. All dies unterstützt die Geschäftsentwicklung. RATIONAL verfügt über technologisch führende Produkte und richtet sich konsequent am Kundennutzen aus. Auch dank der weltweiten Präsenz sieht Herr Walter das Unternehmen in dem attraktiven Markt sehr gut aufgestellt.
Allgemeine Aussprache
Sowohl Dr. Günter Hausmann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) als auch Christoph Oefele als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) gratulierten zu der erneut hervorragenden Umsatz- und Ergebnisentwicklung. Dr. Hausmann fand es beeindruckend, dass der Umsatz ausgehend vom Corona-Tief im Jahr 2020 schon wieder verdoppelt und das EBIT sogar verdreifacht werden konnte.
Herr Oefele gratulierte zudem zum 25-jährigen Börsenjubiläum und der überaus erfolgreichen langfristigen Unternehmensentwicklung. Er hatte den mittlerweile verstorbenen Unternehmensgründer Siegfried Meister schon auf den Hauptversammlungen in den Jahren nach dem Börsengang als Visionär wahrgenommen und mit Blick auf die Erfolge seither sah er sich in seiner Einschätzung bestätigt. Die von Herrn Meister gesetzten Werte wie die klare Spezialisierung und die unbedingte Ausrichtung auf den Kundennutzen gelten noch heute.
Dr. Hausmann hob noch einmal die sehr solide finanzielle Aufstellung mit einer Eigenkapitalquote von 77 Prozent und liquiden Mitteln von 500 Mio. Euro hervor. Damit ist es problemlos möglich, wiederum 70 Prozent des Ergebnisses als Dividende auszuschütten, ohne dass das Unternehmen darunter leiden würde. Auch danach stehen noch ausreichend Mittel für die Investitionen zur Verfügung.
Seine Frage, ob Vorstand und Aufsichtsrat zusätzlich noch über Aktienrückkäufe nachdenken, was prinzipiell eine sinnvolle Maßnahme sein könnte, verneinte Herr Walter. Aktuell steht ein solches Vorgehen nicht im Raum und es gäbe derzeit auch keine Ermächtigung. Eine solche müsste man erst einmal auf die Tagesordnung einer der kommenden Hauptversammlungen setzen. Allerdings soll die Liquidität lieber als Risikopuffer im Unternehmen behalten oder an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Zur Ausschüttungsquote von 70 Prozent, die ein Aktionär eher als zu hoch empfand, ergänzte der Finanzvorstand, dass man natürlich eine sorgfältige Abwägung getroffen habe. RATIONAL verfügt allerdings generell über ein wenig kapitalintensives Geschäftsmodell. Das Investitionsvolumen von 32 Mio. Euro ist in Relation zur Unternehmensgröße recht überschaubar. Man könne sich entsprechend eine solche Ausschüttungsquote leisten und auch nach der Dividendenzahlung gibt es noch einen ausreichenden Risikopuffer.
Des Weiteren interessierte Dr. Hausmann, ob der im März 2024 neu am Markt eingeführte iHexagon bisher die Erwartungen erfüllt hat. Sehr gerne wollte er erfahren, wie viele Geräte bisher verkauft worden sind. Herr Oefele hatte im Geschäftsbericht die Formulierung gefunden, dass der iHexagon zunächst „in drei ausgewählten Märkten“ eingeführt worden ist. Ihn interessierte, welche Märkte das waren und wie es nun weitergeht.
Vertriebsvorstand Markus Paschmann bekräftigte, dass die Kundenzufriedenheit sehr groß ist und das Feedback zum iHexagon durchweg positiv war. Eingeführt wurde das neue Produkt bisher in Deutschland, England und den USA und ab dem zweiten Halbjahr 2025 werden weitere Länder in Europa hinzukommen. Details konnte er noch nicht kommunizieren. Ebenso wenig wollte er aus Wettbewerbsgründen in der frühen Phase der Marktdurchdringung Stückzahlen liefern. Letztlich handelt es sich bei dem iHexagon auch nicht nur um ein neues Produkt, sondern eine eigene Kategorie. Eventuell werde man in einigen Jahren Stückzahlen veröffentlichen.
Als möglichen Nachteil des iHexagon sah Dr. Hausmann, dass mit der zusätzlichen Integration einer Mikrowelle der Energieverbrauch steigt. Dies ist laut Herrn Paschmann richtig. Die Geräte sind leistungsstark und die Anschlusswerte hoch. Die Mikrowelle braucht auch zusätzliche Energie, dafür verkürzen sich aber die Garzeiten. Dies muss also im Gesamtkontext gesehen werden. Von den Kunden wird dieser Umstand nicht negativ gesehen.
Die Erklärung zum Hintergrund des Umsatzrückgangs in China hatte Dr. Hausmann vernommen. Ihn irritierte aber, dass dort auch die EBIT-Marge mit 20 Prozent deutlich unter dem Konzerndurchschnitt liegt. Auf seine Nachfrage erläuterte Herr Paschmann, dass dafür im Wesentlichen der Produktmix ausschlaggebend ist. In Asien werden vor allem kleinere Produkte verkauft, die tendenziell eine schlechtere Marge aufweisen. Ein Thema ist zudem der höhere Wettbewerbsdruck in dieser Region. Zumindest kurzfristig wird sich die Marge nicht nennenswert verbessern lassen.
Beide Aktionärsschützer baten um ergänzende Ausführungen zu der Situation in den USA. Sie äußerten die Befürchtung, dass dort im Falle eines sich zuspitzenden Zollstreits ein Umsatzeinbruch zu erwarten sein könnte. Herr Oefele konnte sich vorstellen, dass unter den neuen Gegebenheiten vielleicht doch der Aufbau eines eigenen Standorts in den USA sinnvoll sein könnte.
In seiner Antwort versicherte Herr Paschmann, dass man die Entwicklung in den USA genau beobachte. Wenn die Zölle feststehen, werde man die bereits entwickelten Szenarien umsetzen. Einen Einbruch des Geschäfts in den USA erwartet er nicht. Der Markt bietet nach wie vor enormes Wachstumspotenzial und RATIONAL kann mit seinen Produkten einen hohen Kundennutzen stiften. Wenn die Zölle im Rahmen bleiben, werden sich daraus keine allzu großen Risiken ergeben.
Technikvorstand Dr. Martin Hermann ergänzte, dass man regelmäßig prüfe, ob eine Produktion in den USA Sinn macht. Zuletzt habe man sich im vierten Quartal 2024 mit diesem Thema auseinandergesetzt. Bisher ist vor allem klar, dass ein solcher Schritt deutliche Mehrkosten bei der Produktion bedeuten würde. Wenn sich die wirtschaftliche Lage so ändern sollte, dass dies sinnvoll wäre, wäre man aber bereit, diesen Schritt zu gehen. Noch ist beim Thema Zölle vieles im Fluss. Zudem soll erst einmal der neue Standort in China fertiggestellt werden, bevor man sich mit diesem Thema näher auseinandersetzt.
Gefragt wurde außerdem, wie RATIONAL mit dem Geschäft in Krisengebieten wie der Ukraine und Israel umgeht. Hierzu informierte Herr Paschmann, dass man die Aktivitäten in der Regel nicht einstelle, solange dies nicht zwingend geboten ist. Auch in der Ukraine wird die Geschäftstätigkeit fortgesetzt, jedoch auf Investitionen verzichtet, bis sich die Lage wieder verbessert. In Israel werden ebenfalls noch Geräte verkauft.
Ein weiteres Thema von Dr. Hausmann waren die Investitionen, die sich im laufenden Jahr in Summe auf rund 40 Mio. Euro belaufen sollen. Nach Aussage von Herrn Walter entfällt davon mit 25 Mio. Euro der größte Teil auf das neue Ersatzteillager in Landsberg. Weitere Schwerpunkte sind Forschung und Entwicklung und die Produktion in Landsberg sowie die Fertigstellung in Wittenheim. Auf entsprechende Nachfrage ergänzte er, dass sich das Projekt in Landsberg zu 100 Prozent im Zeitplan und innerhalb des Kostenbudgets entwickelt.
Herr Oefele hatte im Geschäftsbericht den Hinweis gefunden, dass es bei der Errichtung des neuen Produktionsgebäudes in Wittenheim zu baubedingten Verzögerungen gekommen ist. Befragt nach ergänzenden Erläuterungen informierte Herr Paschmann, dass eine Betonplatte fehlerhaft war und ausgetauscht werden musste. Aktuell befindet sich der Bau aber in der Fertigstellung, der Umzug der Produktion ist für das vierte Quartal 2025 geplant. Wichtig war ihm der Hinweis, dass auf den bereits zur Verfügung stehenden Flächen bereits die geplante Menge an iVario produziert werden kann. Zusammen mit den neuen Kapazitäten können dann ab dem kommenden Jahr bis zu 25.000 Geräte pro Jahr produziert werden.
Des Weiteren bat Dr. Hausmann um zusätzliche Informationen zu den Auswirkungen der US-Dollar-Schwäche, aus der im laufenden Jahr Belastungen erwachsen dürften. Finanzvorstand Walter bestätigte, dass von dieser Seite aktuell Gegenwind zu spüren ist. Die Rohertragsmarge wird belastet sein, in welcher Höhe, lässt sich aber nicht einschätzen, zumal die Währungsrisiken – soweit sinnvoll möglich – rollierend abgesichert werden, um die Volatilität zu verringern. Im ersten Quartal 2025 hatte sich das Währungsergebnis dank der Absicherung auf plus 0,7 Mio. Euro belaufen, im ersten Quartal 2024 waren es noch minus 2,1 Mio. Euro gewesen.
Herr Oefele zeigte sich beeindruckt, dass sich der Aufsichtsrat im Berichtsjahr stolze 23-mal getroffen hat. Die vorgeschlagene Erhöhung der Vergütung ging für ihn damit in Ordnung. Offensichtlich hat der Aufsichtsrat auch einen großen Anteil am Erfolg.
Dr. Stadelmann bestätigte, dass der Aufsichtsrat seine Kontrollfunktion sehr gründlich wahrnimmt. In der Regel trifft sich das Gremium monatlich, was gerade im aktuellen Umfeld, in dem Themen sich sehr schnell verändern, sinnvoll und wichtig ist. Mit Blick auf die hohe Volatilität im Weltgeschehen möchte man vorbereitet sein, um jederzeit flexibel und gut entscheiden zu können.
Ferner bat der SdK-Vertreter um Ausführungen zur Wettbewerbssituation. Die größte Konkurrenz sind, wie Dr. Stadelmann zunächst anmerkte, letztlich die traditionellen Küchengeräte, die verdrängt werden sollen. Im Kombidämpfer-Bereich hat RATIONAL einen Marktanteil von rund 50 Prozent und die anderen 50 Prozent teilen sich über 100 Anbieter, die in der Regel allerdings sehr breit aufgestellt sind und alles anbieten, was für die Küche benötigt wird. RATIONAL ist hingegen sehr spezialisiert.
In diesem Zusammenhang interessierte Herrn Oefele, ob der Vorstand die Circus SE als potenzielle Konkurrenz sieht, die mit künstlicher Intelligenz und Robotern autonomes Kochen am Markt etablieren will. Dr. Stadelmann bestätigte, dass dieses noch junge Unternehmen mit seinen Robotern insbesondere die Food-Service-Branche revolutionieren will. Bisher sind aber nur einige Prototypen tatsächlich in Betrieb. Nach eigener Angabe konkurriert Circus vor allem mit den großen Caterern.
Aus Sicht von RATIONAL gehe man aktuell nicht davon aus, dass dieser neue Marktteilnehmer großen Einfluss auf den Absatz haben wird. Letztlich ist das Unternehmen auch anders ausgerichtet. Das Produkt funktioniert nur dort, wo Essen abgeholt wird. Es wäre nicht möglich, Essen für 800 Menschen gleichzeitig zu servieren, wie dies im Anschluss an die Hauptversammlung mit RATIONAL-Geräten geleistet wird. Natürlich schaue man sich die weitere Entwicklung aber genau an.
Abstimmungen
Auf der Hauptversammlung waren 9.925.479 Aktien vertreten. Bezogen auf das gesamte Grundkapital in Höhe von 11.370.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 87,30 Prozent.
Alle Beschlüsse wurden mit großer Mehrheit gefasst. Am meisten Widerstand regte sich bei den TOP 5 und 6 mit jeweils rund 2,2 Millionen Gegenstimmen, was eine Zustimmungsquote von knapp 78 Prozent bedeutete. Im Einzelnen beschloss die Hauptversammlung über die Zahlung einer Dividende von 15,00 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Billigung des Vergütungsberichts (TOP 5) und des Vergütungssystems für die Vorstandsmitglieder (TOP 6), die Änderung der Vergütung und des Vergütungssystems für die Aufsichtsratsmitglieder (TOP 7) sowie die Wahl der Deloitte GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 8) und zum Nachhaltigkeitsprüfer (TOP 9).
Nach etwa zweieinhalb Stunden schloss der Vorsitzende die Versammlung und lud die Aktionäre wie gewohnt zu einem köstlichen Essen ein, das die Köche in den unternehmenseigenen Geräten zubereitet hatten.
Fazit
Im März 2025 feierte die RATIONAL AG ihr 25-jähriges Börsenjubiläum. Während viele Gesellschaften, die in der damaligen Neue-Markt-Zeit gestartet sind, heute gar nicht mehr existieren, kann das Landsberger Unternehmen auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurückblicken. Ausgehend vom Emissionspreis von 23 Euro ist der Aktienkurs bis heute um mehr als 3.000 Prozent gestiegen. Hinzu kamen kumuliert 150 Euro an Dividenden. Die Mitarbeiterzahl hat sich über die Jahre verfünffacht, der Umsatz verachtfacht und das Ergebnis sogar verzehnfacht.
Auch für das Geschäftsjahr 2024 können wieder neue Umsatz- und Ergebnisrekorde vermeldet werden. Als Vorteil erwies sich einmal mehr, dass der Konzern weltweit aktiv ist, womit Schwächephasen in einzelnen Ländern durch anhaltendes Wachstum in anderen Regionen ausgeglichen werden können. Positiv ist zudem das stetig wachsende Nicht-Geräte-Geschäft zu bewerten, welches mittlerweile 31 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt und das Geschäft zusätzlich stabilisiert. Als großer Erfolg erwies sich die Markteinführung des neuen iHexagon.
Die Aktionäre werden mit einer Anhebung der Dividende auf 15,00 (13,50) Euro am Erfolg beteiligt. Angesichts der sehr soliden Bilanzrelationen können problemlos wiederum 70 Prozent des Gewinns ausgeschüttet werden. Bei liquiden Mitteln von aktuell 500 Mio. Euro gibt es auch nach der Dividendenzahlung noch ausreichend Puffer, um die anstehenden Investitionen zu finanzieren und für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
Enormes Wachstumspotenzial sieht der Vorstand in den nächsten mindestens zehn Jahren vor allem in den USA und China. Diese Märkte sind sehr groß und es wird erst in einem kleinen Teil der Profiküchen ein Kombidämpfer genutzt. Zugute kommt RATIONAL in dieser Hinsicht die bereits führende Marktstellung mit einem Weltmarktanteil von rund 50 Prozent. In China wird derzeit ein eigenes Werk gebaut, um dort Produkte für den chinesischen Markt herzustellen. In den USA wird erst einmal die weitere Entwicklung abgewartet.
Die RATIONAL-Aktie hat trotz aller Erfolge in den letzten Monaten etwas an Wert verloren. Ein Grund lag möglicherweise in den Zahlen zum ersten Quartal 2025, die nicht die Erwartungen aller Marktteilnehmer erfüllt haben dürften. Eine Rolle spielte vermutlich auch die Unsicherheit, die aus der von US-Präsident Trump angestoßenen Zolldiskussion resultiert. Nachdem sich das Unternehmen trotz allem weiter auf Wachstumskurs befindet und die Zukunftsaussichten unverändert positiv zu bewerten sind, kann die Kursdelle als interessante Einstiegsgelegenheit verstanden und genutzt werden.
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