Die Hauptversammlung der Allerthal-Werke AG zum Geschäftsjahr 2023 fand am 17. Juli 2024 um 11 Uhr im Industrie-Club in Düsseldorf statt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Markus Linnerz begrüßte etwa 60 Aktionäre. Für GSC Research war Volker Graf vor Ort. Die Niederschrift der Versammlung übernahm Notar Dr. Florian Braunfels.
Alfred Schneider, der dem Vorstand seit dem 9. Juni 1998 ununterbrochen angehörte, ist per 31. Dezember 2022 aus dem Vorstand ausgeschieden und in den Ruhestand getreten. Thorsten Grimm wurde per 1. September 2022 in den Vorstand berufen und trat damit in die „großen Fußstapfen von Alfred Schneider.“
Dr. Linnerz teilte im Rahmen der Verlesung der üblichen Formalien mit, dass keine Gegenanträge vorliegen, und übergab dann das Wort an den neuen Alleinvorstand Thorsten Grimm
Bericht des Vorstands
Herr Grimm begrüßte die Aktionäre zur 123. ordentlichen Hauptversammlung Allerthal-Werke AG und ging dann auf die Historie des Unternehmens ein. Die Gründung erfolgte vor 125 Jahren im Jahr 1899 durch den Landwirt Heinrich Markgraf als Brauerei im braunschweigischen Grasleben. Im Jahr 1906 wurde das Bürgerliche Brauhaus Friedrich Hohmann in Helmstedt übernommen. 1921 wurde das Geschäftsfeld „technische Gummiwaren“ aufgebaut, weil die Braukonkurrenz sehr stark war. Der Firmenname wurde in Allerthal-Werke A.G. Grasleben geändert.
Im Jahr 1949 wurde die defizitäre Bierproduktion eingestellt. Es erfolgte eine Konzentration auf Gummischläuche aller Art, Formartikel, Dichtungsplatten, Sohlen- und Absatzplatten und Radiergummiplatten. Seit Januar 1953 notiert die Allerthal-Aktie im Amtlichen Handel der Börse Hannover. Im Jahr 1995 wurde das operative Geschäft der Allerthal-Werke AG ausgegliedert nach verschiedenen Umstrukturierungen im Sog eines abermals veränderten Markt- und Wettbewerbsumfelds. Es gab Veränderungen im Aktionariat. Die Hauptversammlung im Jahr 1998 beschloss die Neuausrichtung als Beteiligungsholding.
Herr Grimm zeigte nun eine Übersicht mit der Entwicklung der Aktienindizes im Jahr 2023. Der DAX stieg um 20,3 Prozent, der MDAX gewann nur 8 Prozent und der Kleinwerteindex SCALE 30 Index verlor 15,7 Prozent. Der SPI EXTRA in der Schweiz konnte um 6,5 Prozent zulegen, der CAC 40 in Frankreich stieg um 19,3 Prozent und der EURO STOXX 50 gewann 22,2 Prozent.
Herr Grimm führte aus: „Das Jahr 2023 war ein Jahr der Big-Caps, Liquidität ist Trumpf. Deutsche Industrieaktien sind in stürmischen Gewässern unterwegs“. Auch im Jahr 2023 gab es eine ausgeprägte Schwäche der Nebenwerte nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Österreich und in der Schweiz.
Die Zielmärkte der Allerthal-Werke AG sind Small- und Micro-Caps. Gemäß einer Studie der Berenberg-Bank sind über 90 Prozent aller in Europa börsennotierten Unternehmen Small- und Micro-Caps mit einer Marktkapitalisierung von weniger als 5 Mrd. Euro. Diese stehen aber nur für 12,6 Prozent der relativen Marktkapitalisierung.
Auch in den USA hat sich der von relativ wenigen Einzeltiteln getriebene S&P 500 Index viel besser entwickelt als die marktbreiten Indizes Russel 1000 und Russel 2000. Im Russell 1000 sind die 1000 Unternehmen in den USA mit der höchsten Marktkapitalisierung gelistet. Dagegen sind im Russel 2000 die kleinsten nach Marktkapitalisierung gewichteten US-Unternehmen des Russell 3000 vertreten. Im S&P 500-Index entfielen zum Zeitpunkt der Hauptversammlung rund 31% des Index-Gewichts auf lediglich 10 Werte. Die 5 größten Werte – Apple, Microsoft, Amazon, Nvidia und Alphabet A (Google) – machten alleine fast 23% aus. Auch hier eine erstaunliche Konzentration des S&P-Index Index auf wenige große und dazu noch relativ hoch bewertete Unternehmen. Unter Ausklammerung von Berkshire Hathaway und JP Morgan Chase auf den Plätzen 9 und 10 im Index-Ranking betrug das durchschnittliche KGV für das laufende Jahr über 44x. Das KGV im Nebenwerteindex Russell 2000 - unter Ausklammerung negativer Earnings – lag hingegen bei nur knapp 17x – ein erheblicher Unterschied zu den Index-Top 10, die den S&P 500 treiben. US-Nebenwerte weisen demnach einen großen Bewertungsabschlag aus, so der Vorstand in seinen Ausführungen.
Europäische Nebenwerte sind nach einer von Herrn Grimm aufgezeigten Analyse der Berenberg Bank im Vergleich zu den Large-Caps sogar noch günstiger bewertet als zu Zeiten der Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008. Fondsabflüsse sind die Beschleuniger der Nebenwerte-Baisse. Laut Herrn Grimm sollen auch bei der Data Modul AG Fonds auf der Verkäuferseite sein.
Der Alleinvorstand ging dann auf die wesentlichen Finanzkennzahlen des Geschäftsjahrs 2023 ein. Das bilanzielle Eigenkapital konnte bei einer Eigenkapitalquote von 98,4 Prozent von 26,95 auf 27,8 Mio. Euro gesteigert werden.
Der Jahresüberschuss beläuft sich auf 1,45 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie konnte von 0,79 auf 1,21 Euro gesteigert werden. Die Verwaltung schlägt deshalb gemäß dem neuen Dividendenkonzept eine Dividende von 1,00 Euro je Aktie vor. Im Vorjahr wurden 0,50 Euro je Aktie ausgeschüttet.
Das wirtschaftliche Reinvermögen konnte um 5,3 Prozent auf 32,03 Mio. Euro gesteigert werden. Dies entspricht 26,69 Euro je Aktie nach 25,82 Euro je Aktie im Vorjahr.
Per 31. Dezember 2023 ergibt sich ein Abschlag von 22 Prozent vom wirtschaftlichen Reinvermögen je Aktie von 26,69 Euro zum Schlusskurs von 20,80 Euro an der Börse Hannover am 30. Dezember 2023.
Herr Grimm zeigte einen Chart mit dem Kursverlauf der Allerthal-Aktie im Jahr 2023. Das Jahreshoch lag bei 25 Euro und das Jahrestief bei 20 Euro. Aktuell notiert die Allerthal-Aktie bei 23 Euro. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 114.358 Allerthal-Aktien gehandelt. Im ersten Halbjahr 2024 hingegen wechselten nur 24.062 Allerthal-Aktien den Eigentümer.
Herr Grimm ging dann auf die Gewinn- und Verlustrechnung 2023 ein. Die Erträge aus Wertpapierverkäufen lagen bei 2,9 Mio. Euro, davon entfallen knapp 4 Tsd. Euro auf die Nachbesserung bei IDS Scheer AG.
Die Aufwendungen aus Wertpapierverkäufen lagen bei minus 204 Tsd. Euro. Die sonstigen betrieblichen Erträge lagen bei 747 Tsd. Euro, davon entfallen 670 Tsd. Euro auf Zuschreibungen.
Die größten realisierten Kursgewinne im Jahr 2023 entfielen auf Centrotec SE (462 Tsd. Euro), Doc Morris AG (220 Tsd. Euro), Lotto24 AG (194 Tsd. Euro), Hochtief AG (179 Tsd. Euro) und Deutsche Rohstoff AG (170 Tsd. Euro). Größte realisierte Kursverluste im Jahr 2023 waren Schumag AG mit -129 Tsd. Euro, Apontis-Pharma AG mit -33 Tsd. Euro, Kromi Logistik AG mit -15 Tsd. Euro, Kabel Deutschland AG mit -12 Tsd. Euro und Clariant AG mit -10 Tsd. Euro.
Die Abschreibungen auf Wertpapiere beliefen sich auf 1,64 Mio. Euro, davon entfielen 217 Tsd. Euro auf König & Bauer AG, 162 Tsd. Euro auf Data Modul AG, 109 Tsd. Euro auf IFA-Systems AG, 96 Tsd. Euro auf Montana-Tech-Components aus der Schweiz und 89 Tsd. Euro auf Apontis-Pharma AG.
Der Personalaufwand lag bei 543 Tsd. Euro und es gab sonstige betriebliche Aufwendungen in Höhe von 294 Tsd. Euro. Die Erträge aus Beteiligungen gingen von 343 Tsd. Euro auf null zurück, weil die Esterer AG keine Dividende ausgeschüttet hat.
Im Jahr 2023 konnte Allerthal Dividenden von insgesamt 581 (Vorjahr: 550) Tsd. Euro vereinnahmen. Die größten Ausschüttungen gab es von Alexanderwerk AG mit 65 Tsd. Euro, gefolgt von Bobst Group SA (30 Tsd. Euro), KSB SE & Co. KGaA (30 Tsd. Euro), Siltronic AG (27 Tsd. Euro) und Deutsche Rohstoff AG (27 Tsd. Euro).
Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge beliefen sich auf 6 Tsd. Euro, Zinsaufwendungen fielen in Höhe von 31 Tsd. Euro an. Dies führt zu einem Jahresüberschuss von 1, 45 Mio. Euro. Die Bankverbindlichkeiten betrugen am Bilanzstichtag 112 Tsd. Euro.
Die größten Wertpapierpositionen per 31. Dezember 2023 waren nach Kurswert Alexanderwerk AG, KSB SE & Co. KGaA Vorzugsaktien, Centrotec SE, Siltronic AG und Data Modul AG. Die Centrotec SE und Data Modul AG haben im Frühjahr 2024 nur die gesetzliche Mindestdividende ausgeschüttet.
In der Schweiz hielt Allerthal Ende des Jahres 2023 folgende Beteiligungen in alphabetischer Reihenfolge: am Hersteller von Kartonverpackungsmaschinen Bobst Group S.A., am Tourismusunternehmen BVZ Holding AG, an der Industriegruppe CPH Chemie & Papier Holding AG, am Versorger Energiedienst AG, am Industriezulieferer Feintool Technologies AG, am Baukonzern Implenia AG, am Maschinenbauer Schlatter Industries AG und an der Verlagsgruppe TX Group AG. Bei der Energiedienst AG gab es im Frühjahr 2024 eine Namensänderung in Naturenergie Holding AG.
Aktien von Bobst, CPH Chemie & Papier, TX Group, Landis + Gyr und Aryzta aus der Schweiz wurden mittlerweile alle mit Gewinn verkauft. Im Vorjahr 2022 waren Landis + Gyr und Aryzta noch unter den größten Schweizer Aktienpositionen vertreten, doch erfolgte der Ausstieg hier bereits im Jahr 2023.
Im Allerthal-Depot befinden sich auch sogenannte „nichtkotierte“ Schweizer Aktien, welche auf der ausserbörslichen Handelsplattform www.otc-x.ch gehandelt werden: Kursaal Interlaken AG, Montana-Tech-Components AG und die Partizipationsscheine der Weleda AG. Weleda ist eine führende Herstellerin von zertifizierter, ganzheitlicher Naturkosmetik sowie anthroposophischen Arzneimitteln. Partizipationsscheine sind ansatzweise mit der deutschen Vorzugsaktie vergleichbar und haben kein Stimmrecht.
Ferner hält Allerthal Aktien des Kranherstellers Palfinger aus Österreich sowie von Agfa-Gevaert N.V. aus Belgien. Die regionale Verteilung der Depot-Werte sieht wie folgt aus: Deutschland 84 Prozent, Schweiz 15 Prozent und andere Länder 1 Prozent.
Allerthal hält insgesamt 14.803 Esterer-Aktien, dies entspricht 89,7 Prozent des Grundkapitals der Esterer AG, welche per 31. Dezember 2022 ein Eigenkapital von 5,3 Mio. Euro ausweist. (Anm. des Verfassers: Die Hauptversammlung der Esterer AG hat am 24. Juli 2024 in Traben-Trarbach stattgefunden und es wurde eine Dividendenzahlung von 10 Euro je Esterer-Aktie beschlossen. Siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research.)
Als interessante Begleiterscheinung der Investitionen in Abfindungswerte entstehen sukzessive nennenswerte Volumina an Nachbesserungsrechten. Per 31. Dezember 2023 beläuft sich das angediente Volumen bei Allerthal auf 27,56 (26,64) Mio. Euro. Davon entfallen 5,75 Mio. Euro auf die Hypo-Vereinsbank AG, 3,43 Mio. Euro auf die Bank Austria-Creditanstalt, 3,28 Mio. Euro auf die Audi AG, 2,27 Mio. Euro auf die Linde AG, 2,19 Mio. Euro auf die MAN AG, 1,14 Mio. Euro auf die Vattenfall Europe AG, 1,08 Mio. Euro auf die Generali Deutschland AG, 960 Tsd. Euro auf die Deutsche Postbank AG, 851 Tsd. Euro auf die Kölnische Rückversicherung AG, sowie 617 Tsd. Euro auf die Bosch Solar Energy AG (ehemals Ersol Solar AG).
Im Jahr 2023 kamen folgende Nachbesserungsrechte hinzu: Kromi Logistik AG (428 Tsd. Euro), Kabel Deutschland AG (372 Tsd. Euro), Nikon SLM Solutions AG (94 Tsd. Euro) und Superior Industries AG (31 Tsd. Euro). Eine Auswertung der erhaltenen Nachbesserungen ist auf den Seiten 47 und 48 des Geschäftsberichts 2023 abgedruckt.
Herr Grimm teilte mit, dass Allerthal 15.820 Postbank-Aktien in das WpÜG-Angebot aus dem Jahr 2010 eingereicht hatte. Diesbezüglich hat Allerthal – neben anderen Klägern – eine zivilrechtliche Leistungsklage gegen die Deutsche Bank erhoben. Das mit Unterstützung eines Prozessfinanzierers – und damit ohne Kostenrisiken für Allerthal – eingeleitete Verfahren ist beim Landgericht Köln in der 1. Instanz anhängig.
Seit dem Jahr 2004 wurden kumuliert 13,80 Euro Dividende je Allerthal-Aktie ausgeschüttet. Dies entspricht einer kumulierten Dividendensumme von 16,12 Mio. Euro.
Herr Grimm erläuterte nun das neue Dividendenkonzept vom März 2024. Bei einem Jahresüberschuss zwischen 300 Tsd. Euro und 1,2 Mio. Euro beabsichtigt der Vorstand der Hauptversammlung eine Vollausschüttung des Jahresüberschusses (abgerundet auf volle 5 Cent je Aktie) vorzuschlagen. Dies entspricht derzeit einer Dividende von 0,25 bis maximal 1,00 Euro je Aktie. Bei einem Jahresüberschuss zwischen 1,2 Mio. Euro und 2,4 Mio. Euro beabsichtigt der Vorstand der Hauptversammlung die anteilige Ausschüttung von 1,2 Mio. Euro vorzuschlagen. Dies entspricht derzeit einer Dividende von 1,00 Euro je Aktie.
Ab einem Jahresüberschuss von 2,4 Mio. Euro beabsichtigt der Vorstand der Hauptversammlung – neben der anteiligen Ausschüttung von 1,2 Mio. Euro zusätzlich einen Bonus von 50 Prozent des 2,4 Mio. Euro übersteigenden Anteils des Jahresüberschusses vorzuschlagen. Beispiel: Bei einem Jahresüberschuss von 3 Mio. Euro entspricht dies derzeit einer Dividende von 1,00 Euro je Aktie zuzüglich einem Bonus von 0,20 Euro je Aktie (50 Prozent von 600 Tsd. Euro, abgerundet auf volle 10 Cent).
Herr Grimm zog dieses Fazit: „Das Dividendenkonzept 2024 berücksichtigt die geänderten wirtschaftlichen Verhältnisse der Gesellschaft sowie ein zuletzt gestiegenes Marktzinsniveau für sichere Anlagen“.
Das Dividendenkonzept 2024 zielt auf eine ausgewogene Balance zwischen Ertrags- und Kapitalorientierung sowie einen angemessenen Interessenausgleich zwischen verschiedenen Anlagestilen und -typen unter geänderten Rahmenbedingungen.
Das vorläufige Halbjahresergebnis per 30. Juni 2024 beträgt minus 0,3 (plus 1,68) Mio. Euro. Der wirtschaftliche Wert des Eigenkapitals je Aktie beläuft sich per 30. Juni 2024 auf 26,19 Euro je Allerthal-Aktie. (Anm. des Verfasser: Der komplette Halbjahresbericht wurde am 28. August 2024 veröffentlicht.)
Die fünf größten Positionen per 30. Juni 2024 sind: Alexanderwerk AG, KSB SE & Co. KGaA Vorzugsaktien, König & Bauer AG, Drägerwerk AG Stammaktien und Centrotec SE. Weitere Aktien der Top 10 sind in alphabetischer Reihenfolge Bastei Lübbe AG, BVZ Holding AG, CropEnergies AG, Schlatter Industries AG und Siltronic AG. Diese zehn Werte machen insgesamt 28,4 Prozent des Gesamtportfolios aus.
Per 30. Juni 2024 sind folgende Schweizer Aktien im Allerthal-Portfolio: Aluflexpack AG, BVZ Holding AG, Feintool Intl. AG, Implenia AG, Klingelnberg AG, Naturenergie Holding AG, Schlatter Industries AG und SoftwareOne Holding AG. Der Schweiz-Anteil liegt bei 15,5 Prozent des Gesamtportfolios.
Herr Grimm kam dann zum Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024. „Wir bleiben für 2024 vorsichtig, ohne ängstlich zu sein. Ungeachtet dieser vorsichtigen Grundhaltung blicken wir im Kern dennoch zuversichtlich auf das laufende Jahr 2024. Materialkosten sowie ein fortschreitender Lagerabbau könnten sich positiv auswirken. Ebenfalls könnten sinkende Zinsen im Sog tieferer Inflationszahlen und eine wieder verbesserte Konsumstimmung die Aktienmärkte, gerade auch Nebenwerte beflügeln. Insbesondere außerhalb von Deutschland hat sich das konjunkturelle Umfeld aufgeklärt und es gibt vermehrt positive Signale. Risiken, aber auch Chancen liegen in den politischen Entwicklungen der kommenden Monate auf deutscher wie auf europäischer Ebene.“
Es liegt in der Natur des Geschäftsmodells einer Beteiligungsgesellschaft wie Allerthal, dass unterjährig erzielte Ergebnisse nicht auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden können. Abschließend rief Herr Grimm den Aktionären zu: „Angst ist kein guter Ratgeber, Vorsicht hingegen schon.“ Herr Grimm dankte den Aktionären für deren Aufmerksamkeit.
Ein Exkurs von Herrn Grimm bezog sich auf die Bürokratie in Deutschland. In Deutschland gab es im Jahr 2022 insgesamt 1.773 Bundesgesetze mit 50.738 Paragrafen und 2.975 Bundesrechtsverordnungen mit 42.590 Paragrafen. Hinzu kommen die Gesetze und Rechtsverordnungen der 16 Bundesländer. Rund 32 Prozent aller deutschen Gesetze beruhen auf Vorgaben der Europäischen Union.
Allgemeine Aussprache
Dietmar Erlebach von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) lobte die Präsenzhauptversammlung und den gedruckten Geschäftsbericht. Herr Erlebach dankte Herrn Grimm für dessen ausführliche Rede und führte aus: „Allerthal hat sich absolut positiv und solide entwickelt. Die Dividende von 1,00 Euro je Aktie ist ebenfalls positiv zu werten. Das neue Dividendenkonzept von Allerthal hat klare Leitplanken. Bitte erläutern Sie das Dividendenkonzept.“ „Das Dividendenkonzept ist ein Interessenausgleich zwischen verschiedenen Anlagestilen und -typen unter geänderten Rahmenbedingungen. Das neue Dividendenkonzept soll die Allerthal-Aktie als Wertpapier wieder attraktiver machen“, antwortete Herr Grimm.
„Der Aktienkurs hat sich langfristig positiv entwickelt, liegt aber aktuell unter dem Höchststand von 32 Euro im Jahr 2022. Wo liegt der faire Wert der Allerthal-Aktie?“ fragte der DSW-Vertreter. Herr Grimm nannte als Indikator für den fairen Wert den Wert des wirtschaftlichen Eigenkapitals per 30. Juni 2024 in Höhe von 26,19 Euro je Allerthal-Aktie. Der Aktienkurs liegt deutlich unter dem wirtschaftlichen Eigenkapital. Die höhere Dividendenrendite macht die Allerthal-Aktie attraktiver und regelmäßige Rückflüsse helfen, den Kurs an den inneren Wert heranzuführen.
„Über die Esterer AG wissen wir wenig“, führte Herr Erlebach aus, woraufhin Herr Grimm erläuterte, dass Allerthal insgesamt 14.803 Esterer-Aktien hält, dies entspricht 89,7 Prozent des Grundkapitals der Esterer AG, welche ein Eigenkapital von 5,3 Mio. Euro ausweist. Die Esterer AG hat das Ergebnis im Jahr 2023 deutlich gesteigert. Es wird eine Dividende von 10 Euro je Esterer-Aktie vorgeschlagen.
Die Frage der DSW, ob ein Squeeze-out bei Esterer geplant ist, verneinte der Vorstand mit dem Hinweis, dass ein Squeeze-out nicht möglich ist, weil Allerthal weniger als 90 Prozent an der Esterer AG hält.
Mit Blick auf die Nachbesserungen sah Herr Erlebach Grenzen des Ansatzes. „Das Jahr 2023 war enttäuschend. Es gab nur einen kleinen Rückfluss bei IDS Scheer AG von knapp 4 Tsd. Euro nach 14 Jahren“, antwortete Herr Grimm.
„Sie sind erfolgreich in der Schweiz. Warum machen Sie nicht mehr in Österreich?“, war die nächste Frage der DSW. „Unser Fokus bleibt in der D-A-CH-Region. Wir gehen zu Hauptversammlungen in Deutschland und zu Generalversammlungen in der Schweiz. Österreich ist nach unserer Erfahrung ein nicht ganz einfacher Markt und hat strukturell einige Spezialitäten wie z. B. Wiener Privatstiftungen“, antwortete Herr Grimm.
Herr Erlebach kündigte an, dass die DSW allen Tagesordnungspunkten zustimmen wird und dankte den Aktionären im Saal für deren Aufmerksamkeit.
Als zweiter Redner meldete sich Herr Massek von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu Wort und lobte die Dividende in Höhe von 1,00 Euro je Aktie gemäß dem neuen Dividendenkonzept von Allerthal. „Dies führt zu einer Dividendenrendite von rund 5 Prozent. Die SdK wird der Dividende zustimmen“, führte Herr Massek aus.
Mit Blick auf den Bericht des Aufsichtsrats bat Herr Massek um mehr Details. Dr. Linnerz nahm die Kritik zur Kenntnis und wies darauf hin, dass der Bericht alle gesetzlichen Anforderungen enthält. Die Präsenz bei den Aufsichtsratssitzungen lag bei annähernd 100 Prozent. Ein Mitglied hat in der Sitzung im Dezember 2023 gefehlt, lautete eine weitere Antwort für Herrn Massek.
Herr Massek kündigte an, dass die SdK gegen die Wahl von Fabig Formhals Lehmkühler GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2024 stimmen wird, weil Fabig Formhals bereits seit dem Jahr 1998 prüft. Die SdK fordert einen Prüferwechsel nach zehn Jahren. Dr. Linnerz wies darauf hin, dass es sich um eine freiwillige Prüfung handelt und dass es eine interne Rotation bei Formhals gibt. „Mit Formhals hätte es Wirecard nicht gegeben. Es gibt kein Näheverhältnis des Prüfers zum Vorstand“, antwortete Dr. Linnerz.
Mit Blick auf TOP 6, der Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien, führte Herr Massek aus: „Die SdK bevorzugt Dividenden und wird deshalb bei TOP 6 mit Nein stimmen.“ Herr Grimm machte deutlich, dass es sich um einen reinen Vorratsbeschluss handelt. Herr Massek dankte den Aktionären im Saal für deren Aufmerksamkeit.
Abstimmungen
Vom Grundkapital der Allerthal-Werke AG in Höhe von 1.200.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Stückaktien, waren 869.463 Stückaktien bzw. Stimmen vertreten. Dies entspricht einer Quote von 72,45 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft.
Im Einzelnen stimmte die Hauptversammlung folgenden Tagesordnungspunkten mit mindestens 99,71 Prozent zu: der Ausschüttung einer Dividende von 1,00 Euro je Aktie (TOP 2), der Entlastung des Vorstands (TOP 3), der Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4), der Wahl des Wirtschaftsprüfers Fabig Formhals Lehmkühler GmbH zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2024 (TOP 5) und der Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien sowie zum Ausschluss des Bezugs- und eines etwaigen Andienungsrechts (TOP 6).
Die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat erfolgte jeweils einstimmig. Bei TOP 6 gab es insgesamt 2.467 Neinstimmen. Dies waren die meisten Neinstimmen in dieser Hauptversammlung.
Der Versammlungsleiter bedankte sich bei den Aktionären für deren Teilnahme und schloss die Versammlung um 14:02 Uhr.
Fazit
Am Tag vor der Hauptversammlung notierte die Allerthal-Aktie bei 23 Euro. Bei 1,2 Mio. ausgegebenen Stückaktien ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 27,6 Mio. Euro. Die Allerthal-Aktie schwankte im vergangenen Jahr zwischen 20 und 25 Euro. Das wirtschaftliche Eigenkapital je Allerthal-Aktie lag am 30. Juni 2024 bei 26,19 Euro.
Ein Lob gibt es für den gedruckten Geschäftsbericht 2023 mit dem Brief an die Aktionäre und dem bunten Bild auf Seite 17 von der Gornergratbahn in Zermatt, welche von der BVZ Holding AG – eine Portfolioposition der Allerthal-Werke AG – betrieben wird.
Die Schweizer Aktien im Portfolio von Allerthal sind teilweise wenig liquide, aber sehr substanzstark und bieten deshalb Sicherheit und eine Diversifikation für das Gesamtdepot. Außerdem konnte Allerthal durch die seit Jahren andauernde Aufwertung des Schweizer Frankens Währungsgewinne erzielen. Der Schweiz-Anteil am Allerthal-Portfolio wurde per 30. Juni 2024 auf 15 Prozent erhöht, was mit Blick auf die Diversifikation und die stabile Währung sehr zu begrüßen ist.
Die Allerthal-Aktie ist interessant für Anleger, welche nicht direkt in Abfindungswerte investieren wollen oder können. Mit Blick auf stille Reserven, aufgrund der Nachbesserungsrechte und das neue Dividendenkonzept raten wir langfristig orientierten Investoren zum Kauf der Allerthal-Aktie.
Kontaktadresse
Allerthal-Werke AG
Friesenstr. 50
D-50670 Köln
Tel.: +49 (0)2 21 / 820 32-0
Fax: +49 (0)2 21 / 820 32-30
Internet: www.allerthal.de
E-Mail: [email protected]
Ansprechpartner Investor Relations
Thorsten Grimm, Alleinvorstand
E-Mail: [email protected]
Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.